Die einzelnen Werte – 60 Pfennig

50 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag geht es um den 60 Pfennig-Wert und damit um ein neues Bildmotiv: Der Alte Turm in Mettlach.

Der 60 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 60 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Einschreibegebühr.

    • Brief im Ortsverkehr 4. Gewichtsstufe 500 g bis 1000 g
    • Drucksache 5. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Zeitungsdrucksache 5. Gewichtsstufe 500 g bis 1000 g
    • Warenproben 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Geschäftspapiere 250 g bis 500 g
    • Mischsendung 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Postanweisung bis 250 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Einschreiben
      • Rückschein
      • förmliche Zustellung
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Geschäftspapiere Ausland 2. Gewichtsstufe 250 g bis 300 g
60 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie oft zu lesen, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein später hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das imposante Gebäude mit den Strebepfeilern. Erbaut im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den Heiligen Luitwinus.

 

Das vorstehende Bild zeigt den komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven der 1./2. Offenburger Ausgaben. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch.

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Ein gotischer Umbau erfolgte im 13. Jh. Der gotische Turmhelm brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei um 1800 hätten fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch (vgl. Villeroy & Boch) wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Der Alte Turm zierte als Motiv schon Briefmarken des Saargebietes:

60 Pfennig, Landschaftsbilder I
25 Centime, Landschaftsbilder II
3 Franken, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas nutzt für sein Bildmotiv nicht wie zuvor stilisierte Umgebungen und Personen und auch nicht die Marken des Saargebiets. Im Gegenteil: das Bildmotiv Alter Turm wird durch ihn auf dem 18,5 x 22 Millimeter grossen Markenbild fotorealistisch dargestellt.

Abbildungen

Der 60 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 60 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe, Marken der Neuausgabe, Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck.

60 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
60 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 14 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)

Bei der Urdruckmarke handelt es sich um ein Exemplar vom Feld 31A. Woher ich das weiss? Einfach. Die Marke weist am rechten Rand die bekannte Perforationsanomalie auf, sie muss somit aus der ersten senkrechten Bogenreihe (Felder 1, 11, 21 etc. bis 91) stammen. Ausserdem weist die Marke das Feldmerkmal der Felder 31AB auf (vgl. nachstehende Abbildung, im roten Kreis).

60 Pfennig Feld 31A, Malstatt Burbacher Druck (MBD I Urdruck)
60 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 14 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Druckfarben unterscheiden sich: Originalausgabe: Saphirblau resp. Violett. Neuausgabe: Mitternachtsblau.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 14. Februar 1947, A 01757 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Originalausgabe), stark ausgeprägt
Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehenden Abbildungen zeigen Abklatsche, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation Druck auf der Gummiseite

Ursache für das Phänomen eines Drucks auf der Gummiseite ist die fehlerhafte Zuführung eines Druckbogens. Entweder wurde der gesamte Papierstapel falsch in die Rastertiefdruckmaschine eingelegt, oder im Papierstapel lag ein – oder mehrere – Druckbogen verkehrt herum. Die Abbildung zeigt das Markenbild der Neuausgabe.

Dokumentation raue Perforation

Schönes Beispiel für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Zähnung schwer, was sich anhand der Abbildungen schön nachvollziehen lässt. Hier eine Abbildung von der Neuausgabe mit Überdruck.

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Steckbrief des 60 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 60 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 60 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5003 Saphirblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: chalky blue
      • End/Becker: Violett-Blau
      • Paul Staedel: violet
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelblauviolett
      • MICHEL®: Schwärzlichviolettblau
      • Scott: violet
      • Stanley Gibbons: violet
      • Yvert & Tellier: violet
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 14. Februar 1947
    • Auflage: 1’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit bis auf 100 Schalterbögen alle Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 221
      • Paul Staedel: 16
      • F.S.A.: 211
      • MICHEL®: 221
      • ANK: 221
      • Scott: 168
      • Stanley Gibbons: 218
      • Yvert & Tellier: 211
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 14./15. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’056’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 7’500 Stück von denen 800 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 14 F
    • Erstausgabetag des 14 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

75 PFENNIG

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#saarphila #saarphilatelie

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Wichtige Hinweise für den Saarsammler

Erster Abschnitt: Falschstempel resp. gängige Stempel, welche nicht geprüft werden (alphabetisch nach Ort):

    • Altheim (Saar) / KSDBG
    • Aschbach über Lebach (Saar) / DKS
    • Beckingen * (Saar) a KSDB
    • Beckingen (Saar) – Heimatfest – / WST
    • Berus (Kr. Saarlouis) / KSDBG
    • Besseringen (Saar) / KSDBG
    • Bierbach (Saar) / KSDB
    • Blickweiler (Saar) / KSDB
    • Blieskastel / K
    • Bous * (Saar) * / KSDB
    • Bous (Saar) – 1000 Jahr Feier – / OWST
    • Brebach (Saar) b / DKS
    • Bübingen (Kr. Saarbrücken) a
    • Eppelborn (Saar) / KSDB
    • Eschringen * (Saar) * / KSDB
    • Haustadt über Merzig (Saar) / DKS
    • Homburg (Saar) 1 g / DKS
    • Illingen (Bez. Trier) i
    • Illingen (Saar) – 1100 Jahre Illingen – /OWST
    • Mettlach (Saar) b
    • Neunkirchen * (Saar) 1 b / KSDB
    • Ottweiler (Saar) b / DKS
    • Ottweiler (Saar) – 400 Jahre Stadt – / WST
    • Saarbrücken * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 1 d / KSDB
    • Saarbrücken 1 f / KSDB
    • Saarbrücken 1 g / KSDB
    • Saarbrücken 2 – Der französische Aussenminister … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Der Bundespräsident … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Saarland-Bundesland … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 c
    • Saarbrücken 2 e / DKS
    • Saarbrücken 2 * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 2  1 / DKS
    • Saarbrücken 2 ac / DKS
    • Saarbrücken 3 * (St. Johann) / KSDBG
    • Saarbrücken 3 a / DKS
    • Saarbrücken 5 * (Burbach) / KSDBG
    • Saarhölzbach * (Saar) * / KSDBG
    • Saarlouis 1 c / DKS
    • (18) Saarlouis 1 h / DKS
    • Saarwellingen a / DKS
    • St. Ingbert (Saar) d / KSDB
    • St. Wendel ** a / KSDBG
    • St. Wendel – Missionshaus – / WST
    • Sulzbach * (Saar) c / KSDB
    • Völklingen (Saar), insb. Völklingen (Saar) a / KSDB
    • Wehrden * (Saar) * / KSDB
    • Wiebelskirchen (Bz. Trier) / KOSeg
    • Wiebelskirchen (Saar) / a DKS
    • Wustweiler (Saar) / DKS

Abkürzungen:

    • DKS = Doppelkreis-Steg-Stempel
    • K = Kreisstempel
    • KOSeg = Kreis-Obersegment-Stempel
    • KSDB = Kreis-Steg-Doppelbogen-Stempel
    • KSDGB = Kreis-Steg Doppelbogen-Gitterstempel
    • OWST = Ortswerbestempel
    • SoSt = Sonderstempel
    • WST = Werbestempel

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Zweiter Abschnitt: Gefälschte/gestohlene Prüfzeichen von Briefmarken-Prüfern des BPP (alphabetisch):

    • A. Burger BPP
    • Bechtold BPP
    • Bothe BPP
    • Dr. Lantelme BPP
    • Dr. Petersein BPP
    • Eliades BPP
    • Flemming BPP
    • Georg Bühler
    • Gotw. Zenker BPP
    • Grobe
    • Hefer BPP
    • Heintze BPP
    • Helbig BPP
    • Herbst BPP
    • Hey BPP
    • Hollmann BPP
    • INFLA Berlin (+)
    • INFLA Berlin (B)
    • INFLA Berlin (H)
    • INFLA Berlin (W)
    • INFLA Berlin (Echt im Block geprüft)
    • Jäschke-L BPP
    • Keiler BPP
    • Kimmel BPP
    • Kesselstatt BPP
    • Lemberger BPP
    • Mahr BPP
    • Modry BPP
    • M. Sommer BPP
    • Peschl BPP
    • Pfenninger
    • Pickenpack BPP
    • Salomon BPP
    • Schlegel BPP
    • Ströh BPP
    • Sturm BPP
    • Thoma BPP
    • W. Engel BPP
    • Wiegand BPP
    • Zierer BPP
    • Zirath

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Dritter Abschnitt: Diverse gefälschte/gestohlene Typ-, Farb- und Wasserzeichen-Stempel:

    • a
    • b
    • c
    • d
    • e
    • f
    • x
    • y
    • z
    • X
    • Y
    • Z
    • I
    • II
    • II
    • V
    • X

Tipp: Falls ihr euch mit den Marken eures Sammelgebietes nicht genauestens auskennt: Vertraut bei Käufen, für welche ihr mehr als 4 Euro bezahlen müsstet, K E I N E R  Signatur, sondern ausschliesslich aktuellsten, d. h. innerhalb der letzten fünf Jahre ausgestellten, Fotoattesten von einer der diversen Prüfvereine. Ansonsten „Finger weg“!