Feldmerkmale – 2 Pfennig (III)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

In diesem Beitrag werden wir uns die Felder 6AB bis 8AB  des 2 Pfennig-Werts – also die jeweils ersten drei Marken der beiden nachfolgend abgebildeten Fünferstreifen – genauer ansehen.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 6-10
2 Pfennig, B-Bogen, Felder 6-10

Die bekannten Werke und Kataloge listen für die Felder 6AB bis 8AB folgende Feldmerkmale:

    • End/Becker: 206 a 2 Pfg 8. Marke, Bogen A+B: „Punkt in der Felswand“
    • Staedel – Étude: 1a 8e timbre. „Point sur le rocher à gauche du Mineur“
    • SHB: Feld 8 AB „Punkt links neben dem Bergmann in der Höhle“
    • Catalogue F.S.A.: keine Besonderheiten
    • Michel: 206 III „Punkt neben dem Bergmann in der Höhlenmitte“

Keines der vorstehenden Werke liefert dem Sammler jedoch eine Abbildung zu dem beschriebenen Feldmerkmal. Dies ist umso bedauerlicher, da ein „Punkt in einer Felswand“ ebenso schwer zu finden sein dürfte wie ein „Punkt in einer Höhle“. Fragt einmal den Mathematiklehrer eurer Kinder nach Länge, Breite und Höhe eines Punktes. Nach einem erstaunten Blick würde dieser Ihnen erklären, dass ein Punkt ein Objekt ohne jede Ausdehnung sei. Der Deutschlehrer würde sagen, ein Punkt schliesse bspw. einen vollständigen Satz ab und wäre dann auf dem Papier oder ähnlichem, jedoch niemals in irgendetwas. Ihr seht, „Punkt“ ist ein wahrlich untauglicher Begriff für die Beschreibung eines Bildmerkmals.

Item. Wir werden uns das Feld 8AB im Verlauf des Beitrages sehr genau ansehen und herausfinden, was es mit dem Punkt auf sich hat.

Feld 6

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

 

AB: „zwei feine Farbfleckchen links oben am Himmel“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

A: „Farbfleck rechts oben am Himmel (rechte obere Bildecke)“

A: „Farbfleck am Ohr des Bergmanns“

Fazit: Ich katalogisiere keines der vorgestellten Merkmale, da diese zu unscheinbar und nicht eindeutig sind.

Feld 7

Keine auffälligen Merkmale

Feld 8

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

Das faszinierende an dem auffälligsten Merkmal des Feldes 8AB des 2 Pfennig-Wertes ist … es ist in keinem Briefmarken-Katalog oder sonstigen bekannten Werk über die Werte der 1. Offenburger Ausgabe aufgeführt. Es wurde von mir identifiziert, beschrieben, im Frühjahr 2016 in einem Vortrag vor der ArGe Saar vorgestellt und im SAARPHILA-BLOG publiziert.

 

AB: „Heller, runder Fleck am linken Knie (1) des Bergmanns; Marken von A-Bögen weisen einen feinen Farbtupfer im Zentrum des hellen Flecks auf“

Es gibt noch weitere Unterscheidungsmerkmale zwischen Marken von A- resp. B-Bögen, doch würde deren Beschreibung zu weit führen.

Bei dem beschriebenen Feldmerkmal handelt es sich um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Von wiederkehrenden Feldmerkmalen (2) sprechen wir, sobald dasselbe Feldmerkmal bei mindestens zwei verschiedenen Werten – in der Regel mit demselben Bildmotiv – vorkommt. Diese übereinstimmenden Feldmerkmale müssen dabei nicht zwingend auf dem gleichen Bogenfeld auftreten. Wir finden das Merkmal auch beim

    • 3 Pfennig-Wert, Feld 33AB
    • 8 Pfennig-Wert, Feld 38AB

Abbildungen

Ich finde es erstaunlich, dass ein so auffälliges Feldmerkmal wie der runde, helle Fleck am linken Knie des Bergmanns, der beim 8 Pfennig-Wert zu eigenständigen Erwähnung in allen bekannten Katalogen und Werken führt, beim 2 Pfennig-Wert zugunsten eines viel unauffälligeren Merkmals komplett ignoriert wird. Liegt es unter Umständen daran, dass einige Menschen helle Merkmale weniger intensiv wahrnehmen als dunkle?

Noch erstaunlicher ist aus meiner Sicht jedoch, dass beim 3 Pfennig-Wert das Feld 33AB mit exakt demselben Feldmerkmal nirgendwo Erwähnung findet. Die Erstpublikation erfolgte wie beim 2 Pfennig-Wert im SAARPHILA-BLOG. Ihr seht, die Beschäftigung mit der 1. Offenburger Ausgabe kann auch heute – 72 Jahre nach dem Erscheinen dieser Briefmarkenserie – noch spannend sein.

Das in fast allen Katalogen und Werken aufgeführte Feldmerkmal für das Feld 8AB ist dagegen unauffällig und kann ohne eine Abbildung schnell mit Merkmalen anderer Felder verwechselt werden, auf welche die Beschreibungen bspw. des Michel oder des Saarhandbuchs ebenfalls passen. Stichwort: Ami Faux (3).

 

AB: „dunkler Farbfleck an der Strebwand links neben dem Bergmann in Höhe der Taille“

Fazit: Ich katalogisiere die Feldmerkmale des Feldes 8AB als:

2 Pfennig Feld 8AB: „heller, runder Fleck am linken Knie des Bergmanns; Marken von A-Bögen weisen einen feinen Farbtupfer im Zentrum des hellen Flecks auf“. Hinweis: wiederkehrendes Feldmerkmal 3 Pfennig Feld 33AB, 8 Pfennig Feld 38AB

Weiteres Merkmal: „dunkler Farbfleck an der Strebwand links vom Bergmann in Höhe der Taille“

Die Erwähnung des weiteren Merkmals in den anderen Katalogen und Werken wird als Fussnote festgehalten.

Bis dann

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Anmerkungen

(1) Die Angaben links und rechts in deutschsprachigen Katalogen wie auch im SAARPHILA-BLOG beziehen sich immer auf die Sicht des Betrachters. Mit dem linken Knie ist also anatomisch das rechte Knie des Bergmanns gemeint.

(2) Wiederkehrende Feldmerkmale bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe entstanden durch Diapositivmontage bei der Herstellung des Diapositivbogens für einen neuen Wert, wodurch das Feldmerkmal „mitwanderte“, wenn auch jeweils auf ein anderes Bogenfeld.

(3) Ami Faux: Feldmerkmale von Marken, auf welche die unpräzisen oder falschen Beschreibung des Feldmerkmals einer anderen Marke ebenfalls passen, die jedoch von einem anderen Bogenfeld stammen unddaher verwechselt werden. Kommt häufig bei lang nicht mehr überarbeiteten Beschreibungen und/oder fehlenden Abbildungen – insbesondere beim Michel-Katalog – zum Tragen.

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