Beleg zur Postgeschichte der Saar-Region

Hallo

In der Deutschen Briefmarken-Revue (DBR) 3/2022 erschien ein Beitrag von Herbert Fischer zum Thema Johann Maria Farina. Herbert Fischer skizzierte gekonnt anhand einen Beleges aus Stettin nach Köln die bewegte Geschichte des Eau de Cologne. In der Ausgabe 4/2022 doppelte Dr. Winfried Leist mit einem gut geschriebenen und reich illustriertem Beitrag zum selben Thema nach.

Mir liegt ebenfalls ein Beleg aus der umfangreichen Farina-Korrespondenz vor, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Dieser markenlose Brief ist Teil meiner Sammlung zur Postgeschichte der Saar-Region.

Adressseite: Herren | Johann Maria Farina | gegen über dem Jülichplatz | in | Cöln a/R

Bei dem Beleg handelt es sich um einen markenlosen Brief. Aufgabe- wie Zustellort lagen damals in der preussischen Rheinprovinz. Grundsätzlich wäre bei der königlich preussische Post im Jahr 1857 bereits eine Frankatur mittels Briefmarken möglich gewesen.

Aufgegeben wurde der Brief am 27. März 1857. Absender ist der seit über 20 Jahren in Saarbrücken tätige Friseur Ph. Fritz. Er bestellt bei der Firma Johann Maria Farina in Köln, welcher der Brief am 28. März 1857 zugestellt wurde, mehrere Flaschen „kölnische Wasser“.

Karte der königlich preussischen Rheinprovinz

Beschreibung des Belegs

    • gefalteter, rückseitig zusammengesteckter Brief mit Text auf der Innenseite
    • Stempel: Kastenstempel/Rechteckstempel R3 „SAARBRÜCK | BAHNH: EXPED: | 27 3   7-8 N“ (42 mm x 16 mm, Feuser PR2849), schwarze Stempelfarbe, Schrifttype Antiqua
    • mit blauer Tinte notierte Beförderungstaxe von 3 (preussischen Silbergroschen)
    • Rückseite Stempel: schwarzer Zweikreis-Stempel K2 mit Datum und Uhrzeit ohne Tageszeit „COELN | 28 | 3 | 11-12“ (24 mm / 12.5 mm, Feuser 596-17), schwarze Stempelfarbe, Schrifttype Antiqua
    • Masse:
      • 8,5 cm hoch
      • 12,4 cm breit
      • 22,4 cm x 27,7 cm (aufgefaltet)
      • 3,48 Gramm
Rückseite
Beschriftung (Oberrand, Bearbeitungsvermerk): 1857 | Saarbrücken 25 Maerz | Ph Fritz | 28 Maerz | 4 April
Text: Saarbrücken 25 marz 1857 | Herren Johann Maria Farina | gegen über dem Jülichsplatz in Cöln | … | Achtungsvoll … | Ph. Fritz

Recherche

Beförderungstaxe

    • mit Einführung der Postordnung vom 1. Januar 1825 ist in Preussen ausschliesslich Entfernung und Gewicht für die Berechnung der Beförderungstaxe massgebend, 1857 gilt der Tarif vom 1. Januar 1850
    • die Währung ist der preussische Silbergroschen (1 Thaler zu 30 Silbergroschen resp. 360 Pfennig)
    • die Entfernung wird in preussischen Landmeilen berechnet (1 Meile zu 7‘500 Meter)
    • das Gewicht in Zoll-Loth zu 10 Quäntchen
    • ein Brief der 1. Gewichtsstufe darf 1 Loth wiegen (16 ⅔ Gramm)
    • die Distanz zwischen Saarbrücken undKöln  beträgt Luftlinie ca. 189 km, also etwas mehr als 25 Meilen
    • die Beförderungstaxe der königlich preussischen Post beträgt 3 Silbergroschen für eine Distanz von mehr 20 Meilen

Absender

    • Friseur Ph. Fritz in Saarbrücken
    • Frankfurter Journal vom Mittwoch, 27. März 1833: Ph. Fritz, Friseur in Saarbrücken, sucht einen „Barbiergehülfen“
    • Auszug aus dem Saarbrücker Anzeiger vom 5. Februar 1846: Heirat von J. Ph. Fritz, Friseur, und S.C.M. Löw in Saarbrücken (Bürgermeisterei Saarbrücken)
    • Auszug aus der Saar-Zeitung Jg. 1851: 21. Januar 1851, Geburt von Emma Fritz, Tochter von Ph. Fritz, Friseur, Saarbrücken

Adressat

    • Firma Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz in Köln
    • Johann Maria Farina geb. 1685 in Santa Maria Maggiore, Herzogtum Mailand, gest. 1766 in Coeln, Königreich Preussen
    • Johann Maria Farina war der Erfinder eines „aqua mirabilis“, welches er Eau de Cologne nennt und ab 1742 unter diesem Namen erfolgreich vermarktet
    • 1733 wandelt Johann Maria Farina nach dem Tod seines Bruders Giovanni Battista Farina die gemeinsame Firma in eine heute noch bestehende Einzelfirma mit dem Namen Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz um.
    • Die Firma belieferte und beliefert weiterhin viele europäische Fürstenhöfe
    • Seit 1999 ist die Firma wieder vollständig im Familienbesitz.
    • Einträge in Wikipedia für Person und Firma; die Firma hat eine eigene Webseite
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Inserat in der französischen „Revue Industrielle“ mit den Bezugsquellen für das veritable Eau de Cologne in Paris

Bis dann

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