Ich habe heute ein Langzeit-Experiment gestartet. Es geht um die Auswirkung von Sonnenlicht auf Briefmarkenfarben. Lustige Idee, nicht wahr? Dabei ist schon klar: Die Farben werden ausbleichen.
Also weshalb experimentiere ich überhaupt? Ich möchte wissen, wie rasch die Marken ausbleichen. Und ob einige Farben schneller ausbleichen als andere.
Versuchsanordnung
Ich habe unterschiedliche Marken aus dem Sammlungsausschuss auf einer Steckkarte angeordnet, sortiert nach Farbtönen. Vertreten sind die Farbtöne:
Braun bis Orange
Grasgrün bis Dunkelgrün
Schwarzblau bis Blau
Rot
An Spezialitäten habe ich einbezogen:
zwölf Marken mit dickem, gräulichen Papier der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I)
drei Marken wurden auf Wasserzeichenpapier gedruckt
zwei Marken sind gestempelt
fünf Marken mit Überdruck (MBD I), davon einmal in der Farbe Rot
Die abgebildete Steckkarte hängt nun innen an einem nach Südsüdost ausgerichtetem Fenster. In den ersten Tagen werde ich die Steckkarte täglich, danach wöchentlich scannen.
Wofür soll dieses Experiment gut sein? Beispielsweise zur Bestimmung von Farbfehldrucken. Nicht gerade bei den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Falls bei der Herstellung derselben eine Farbe gefehlt hätte, wäre die Marke ja farblos geblieben. Bei den mehrfarbigen Werten der Ausgabe Wappen und Dichter, also den Wappen, wäre ein Farbfehldruck theoretisch möglich.
Daneben möchte ich verfolgen, ob die Plastikstreifen der Steckkarte die Briefmarkenfarben verändern.
Die Idee zu diesem Experiment erhielt ich übrigens in einem Philatelie-Forum auf Facebook durch einen Beitrag zu einem möglichen Farbfehldruck.
Bis dann
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… und willkommen zum abschliessenden Beitrag über die nur auf einem Teil der Gesamtauflage auftretenden Feldmerkmale beim 12 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe. Falls ihr die vorherigen Folgen verpasst habt, klickt einfach hier.
Ich möchte euch nochmal darauf hinweisen, dass ich diese sechsteilige Beitragsserie meinem treuen Förderer und Gönner Hans-Jürgen Steffen, dem Inhaber des Briefmarkenhauses Saarphila in Saarbrücken, gewidmet habe. Lieber Herr Steffen, ich wünsche Ihnen zu den bereits gesammelten 75 Jahren viele weitere mehr in bester Gesundheit und Gesellschaft.
In dieser Folge werde ich für euch die Ergebnisse dieser Beitragsserie zusammenfassen und am Schluss eine fundierte und nachvollziehbare Antwort auf die Frage geben: „Was war die Ursache für diejenigen Feldmerkmale des 12 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe, die nicht über die gesamte Auflage auftreten, sondern nur über einen Teil der Auflage?“
Dies ist eine sehr textlastige Folge! Seid stark und haltet durch. Es lohnt sich! Die Abbildungen findet ihr unter den jeweiligen Verweisen zu den vorangegangenen Folgen.
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Ausgangslage
Betrachten wir die Feldmerkmale der Schalterbogen des 12 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe über die gesamte Druckperiode vom 30. Dezember 1946 bis zum 8. Januar 1947 genauer, stellen wir fest, dass einige dieser Feldmerkmale nur bei einem Teil der Gesamtauflage von 120’200 Schalterbögen nachvollziehbar sind (vgl. Folge I).
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Ergebnisse der Folgen I bis V
In Folge II habe ich meine persönliche Auswahl von sieben dieser Feldmerkmale genauer vorgestellt und in Folge Vsämtliche 29 Feldmerkmale in Teilauflage über die möglichen 200 Felder der Gesamtauflage bestimmt.
Schon in Folge I konnten wir ein erstes spezifisches Kennzeichen oder Charakteristikum dieser rätselhaften Feldmerkmale in Teilauflage bestimmen: Diese treten nicht gleichzeitig auf dem A und dem B-Bogen eines Druckbogens auf, sondern ausschliesslich auf einem der beiden Teilbogen eines Druckbogens. Wir halten fest: Feldmerkmale in Teilauflage erscheinen ausschliesslich entweder auf A-Bogen o d e r auf B-Bogen. Feld 22AB ist hier eine Ausnahme, doch unterschieden sich die Merkmale in Teilauflage, die Raute und das Koppelschloss, sehr voneinander.
Was schlussfolgern wir? In Folge III haben wir uns den Entstehungsprozess der Marken der 1. Offenburger Ausgabe über Druckvorstufe, den Druckprozess und die Druckweiterbearbeitung genauer angesehen.
Da beide Schalterbogen eines Druckbogens (vgl. hier) beim Rastertiefdruck von einem einzigen Diapositivrahmen stammen, kann die Ursache dieser Merkmale in Teilauflage n i c h t in der Negativ- oder Diapositivphase der Druckvorstufe liegen. Diese Merkmale m ü s s e n später entstanden sein: z.B. durch Retuschen am Druckkörper oder durch Verschmutzung desselben durch Fremdkörper. Ein weiteres Indiz für die Ursache solcher Feldmerkmale in Druckstufe sind diejenigen Felder eines Druckbogens, bei denen wir ein spezifisches Feldmerkmal über sämtliche Drucktage nachweisen können, ein unterschiedliches Feldmerkmal jedoch hinzukommt resp. „verschwindet“.
Fazit: 16 von 29 Feldmerkmale, die in Teilauflage erscheinen, besitzen ein über die gesamte Ausflage hinweg konsistentes, auf beiden Teilbogen auftretendes, anderes Feldmerkmal. Wir halten als zweites spezifisches Kennzeichen der rätselhaften Feldmerkmale fest: Feldmerkmale in Teilauflage m ü s s e n nach der Negativ- resp. Diapositivphase entstanden sein.
In Folge V haben wir zwei Druckperioden bestimmt und in „früh“ und „spät“ unterschieden, in welchen die besprochenen Feldmerkmale entweder auftreten oder eben nicht nachweisbar sind. Dieses ist das dritte spezifische Kennzeichen.
Frühe Druckperiode: 30. Dezember 1946 – 3. Januar 1947
30. Dezember 1946
31. Dezember 1946
2. Januar 1947
3. Januar 1947
Späte Druckperiode: 4.-9. Januar 1947
4. Januar 1947
7. Januar 1947
8. Januar 1947
9. Januar 1947
Daraus haben wir den Schluss gezogen, dass zwischen dem Druckende am 3. Januar 1947 und dem Druckbeginn am 4. Januar 1947 ein Ereignis eingetreten ist, in dem die Ursache der Feldmerkmale in Teilauflage zu suchen ist.
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Die vier Charakteristika
Die vier Charakteristika der Feldmerkmale in Teilauflage beim 12 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe
Erstes Charakteristikum: Die Feldmerkmale in Teilauflagen treten nur auf A- o d e r B-Bogen auf
Zweites Charakteristikum: Die Feldmerkmale in Teilauflage sind n a c h der Negativ- resp. Diapositivphase der Druckvorstufe entstanden
Drittes Charakteristikum: Die Feldmerkmale in Teilauflage können einer der beiden Druckperioden „früh“/“spät“, also vor dem 4. Januar 1946 oder ab dem 4. Januar 1947 zugeordnet werden
Viertes Charakteristikum: Bei den Feldmerkmalen in Teilauflage handelt sich überwiegend um kleinere Abweichungen vom gewünschten Druckbild
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Bisherige Erklärungen
Für die Feldmerkmale in Teilauflage wurden dem Sammler von den Autoren/Redaktionen bislang – mit Ausnahme einer Vermutung im SHB auf Seite 402,5 – keine Erklärungen oder zumindest Erklärungsansätze geboten. Bekannte Erklärungsansätze aus Sammler- und Philatelistenkreisen sind (vgl. Folge II):
Es kamen in den zwei verschiedenen Druckperioden zwei verschiedene Formzylinder zum Einsatz.
Es wurde eine zweitePalatia O Rotations-Tiefdruckmaschine eingesetzt.
Es fand eine Retusche des Formzylinders statt (u.a. SHB).
Die Erklärungsansätze 1. und 2. laufen schlussendlich auf dasselbe hinaus. Es müsste zu irgendeinem Zeitpunkt vor oder während der Druckperiode ein zweiter Formzylinder hergestellt worden sein, denn auch für den Betrieb einer zweiten Rotations-Rastertiefdruckmaschine wird ja ein Formzylinder benötigt. Es ist hierbei grundsätzlich egal (vgl. Folge III), ob dieser hypothetische Formzylinder von demselben Diapositivrahmen hergestellt wurde oder von einem neu zusammengestellten Diapositivrahmen.
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Argumente gegen einen zweiten Formzylinder
Es war und ist nicht möglich im manuellen Ätzverfahren eine auch nur halbwegs exakte Kopie eines Formzylinders herzustellen, vgl. Folge III. Der überwiegende Teil der Markenfelder bleibt jedoch über die gesamte Druckperiode vom 30. Dezember 1946 bis zum 9. Januar 1947 unverändert; darunter sechs von neun in den Michel-Katalogen aufgeführten Feldmerkmalen (I, II, III, IV, VI, VII). , vgl. Folge V
Reihenmerkmale wie der Anstrich der 1 der Wertangabe 12 stumpf, 2. und 7. Bogenreihe sind über die Gesamtauflage nachweisbar
Der Aufwand und die Kosten der Herstellung eines zweiten Druckzylinders; so ein Unterfangen wäre nur aus dringendem Grund (Beschädigung des ursprünglichen Formzylinders) in Angriff genommen; hierfür fehlen jedoch jegliche Anhaltspunkte
Argumente gegen eine weitere Rotations-Tiefdruckmaschine
Die unter den damalig herrschenden Bedingungen erbrachte Druckleistung der verwendeten Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O, war mit knapp 9’000 Druckbogen pro Tag – trotz Wartungspausen, unsicherer Versorgung mit Energie etc. – für die schlussendliche Auflage von 60’100 Druckbogen mehr als ausreichend. Es bestandsogar zeitlicher Spielraum.
Das Saarhandbuch erwähnt explizit, dass die Werte der 1. Offenburger Ausgabe auf einer einzigen Palatia ORotations-Rastertiefdruckmaschine hergestellt wurden (SHB 402,5)
Hans Flatters erwähnt in seinen grundlegenden Abhandlungen zu den Länderausgaben der Zone d’Occupation Française en Allemagne, die ebenfalls im Rotations-Rastertiefdruck auf einer Palatia O bei der Druckerei Burda in Offenburg gedruckt wurden, keine zweite Rotations-Rastertiefdruckmaschine. Für die Länderausgaben wurden damals weitaus höhere Auflagen produziert als für die 1. Offenburger Ausgabe
Die Verwendung einer zweiten Palatia O hätte bei der Herstellung der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar sicherlich Vorteile gebracht; jedoch nur, falls diese auch für die Herstellung der restlichen 18 Werte zum Einsatz gekommen wäre; dafür fehlen jedoch jegliche Anhaltspunkte.
Argumente gegen eine Retusche
Viele sehr auffällige Feldmerkmale erfuhren keine Veränderung. Beispielsweise Feld 80AB: betrifft die Wertangabe 12. Die Wertangabe ist für die reine Funktionalität der Briefmarke als Abgeltungsnachweis im Postverkehr von grosser Bedeutung; diese Abweichung vom gewünschten Ergebnis wurde nicht retuschiert
Das SHB vermutet zwar als Ursache für die Feldmerkmale in Teilauflage eine Retusche auf Seite 402, 5; an gleicher Stelle vermuten die Autoren des SHB jedoch auch, dass der Formzylinder jeden Tag nach Produktionsschluss aus der Druckmaschine ausgebaut und jeweils retuschiert wurde. Da für den Aus- und Wiedereinbau eines Formzylinders bei einer Palatia O etwa 5 Stunden Aufwand veranschlagt werden müssen, ist diese Annahme eher unrealistisch und wird auch von keiner der anderen Quellen, Flatters o.ä., gestützt. Für eine stetige Retusche existieren k ei n e Anhaltspunkte.
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Erklärung der Feldmerkmale in Teilauflage
Zu welchem Schluss ziehen wir aus den vorliegenden Indizien. Denn wir können uns ausschliesslich auf Indizien stützen. Die Produktionsunterlagen aus dem Archiv der Druckerei Burda, die diese Frage zweifelsfrei beantworten könnten, wurden nach Ablauf der Aufbewahrungspflicht vernichtet.
Eine Retusche des Formzylinders in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 1947, ist sehr unwahrscheinlich, da viele, auch sehr auffällige Abweichungen vom vorgesehenen Druckbild nicht retuschiert wurden und auch sonst bei keinem Bogenfeld eine planvolle Retusche zu erkennen ist. Ganz ausschliessen können wir eine Retusche durch den Gestalter Vytautas Kazimieras Jonynas jedoch nicht, es kann jedoch in keinem Fall eine sorgfältig vorbereitete Retusche gewesen sein.
Die Erklärung für die Feldmerkmale in Teilauflage ist einfach. Nach vier absolvierten Drucktagen (30./31. Dezember 1946 und 2./3. Januar 1947) resp. der Hälfte der vorgesehenen Druckperiode, entschieden die Produktionsverantwortlichen bei Burda, dass der Formzylinder des 12 Pfennig-Werts gereinigt werden sollte. Am Abend des 3. Januar 1947 nach Produktionsschluss oder am frühen Morgen des 4. Januar 1947 vor Produktionsaufnahme wurde der Formzylinders – von dem wir leider nicht wissen, ob dieser chromgehärtet war oder nicht – aus der Palatia O ausgebaut und die Rakel entfernt. Schon beim Ausbau könnte es zu kleineren Beschädigungen am Druckbild gekommen sein. Die nach vier Drucktagen abgenutzte Rakel wurde sicherlich nachgeschliffen oder sogar komplett ausgetauscht. Der Formzylinder wurde einer gründlichen Reinigung unterzogen, bei welcher durch ungewollte Manipulation von Näpfchen einige Feldmerkmale entfernt wurden, wogegen andere – insbesondere dunkle Farbtupfer (zusammengebrochene Stege) – hinzukamen, was die massive Zunahme von Farbflecken, die das Saarhandbuch als in Teilauflage erscheinend aufführt, erklären würde. Insbesondere die grossflächigen Vertiefungen des Formzylinders, unter anderem das Schriftband SAAR wurden bei dieser Reinigung in Mitleidenschaft gezogen.
Bis dann
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In Folge II schrieb ich, dass ein Grossteil der Feldmerkmale eines Druckbogens des 12 Pfennig-Wertes über die Gesamtauflage von 60‘100 Bögen unverändert bleiben. Diese Aussage ist Dreh- und Angelpunkt für die Suche nach der Ursache für die Feldmerkmale in Teilauflage. Können wir nachweisen, dass die Druckbogen im Grossen und Ganzen über die gesamte Druckperiode gleichblieben, is die Verwendung eines zweiten Formzylinder extrem unwahrscheinlich, egal ob dieser auf derselben oder einer zweiten Rotations-Rastertiefdruckmaschine Palatia O zum Einsatz gekommen wäre. Wieso? Es war und ist nicht möglich, im manuellen Ätzverfahren eine auch nur halbwegs exakte Kopie eines Formzylinders herzustellen (vgl. Folge III)
In der letzten Folge konnten wir die Feldmerkmale aus Paul Staedels Étude, aus dem Saarhandbuch und aus den Michel Briefmarken-Katalogen aufgeführten Feldmerkmale drucktechnisch den Perioden früh (30. Dezember 1946 – 3. Januar 1947) sowie spät (4.-9. Januar 1947) zuordnen. Durch die Menge der Feldmerkmale konnte leicht der Eindruck entstehen, dass ein zweiter Formzylinder durchaus eine valable Erklärung für die insbesondere in der Periode spät auftretenden Feldmerkmale sei.
Eine frühe Arbeit von mir war die Dokumentation sämtlicher Feldmerkmale aller Werte der 1. Offenburger Ausgabe über die gesamte Druckperiode vom 27. Dezember 1946 bis zum 21 Februar 1947. Die Nomenklatur für die einzelnen Bestandteile des Markenbildes ist über die gesamte Dokumentation gleich. Dies ist nicht in allen Katalogen und Handbüchern der Fall, was bei Saar-Sammlern zu mancher Verwirrung führt. Die Nomenklatur der Bildmotive der 1. Offenburger Ausgabe wird Thema eines zukünftigen Beitrags des SAARPHILA-BLOGS.
Den Auszug aus dieser Dokumentation für den 12 Pfennig-Wert möchte ich euch hier vorstellen. Zur Erläuterung: konsistent ist ein Feldmerkmal dann, wenn es auf mindestens zwei Bögen jedes Drucktags entweder der gesamten Druckperiode oder der Druckperiode früh resp. spät nachzuweisen ist. Einige Merkmale erscheinen kurz und verschwinden wieder. Ursache hierfür können beispielsweise die Abnutzung der Rakel oder auch Staub sein. Die nachfolgende Aufstellung ist sicherlich keine spannende Lektüre, doch die Auswertung ist interessant.
Feld 1AB (früh/spät) feiner Farbfleck am oberen Bildrand ganz rechts; Farbfleck links auf dem Hemd des Bergmanns; durchgehender senkrechter Farbstrich am linken Bildrand und Rand des Schriftbands SAAR
Feld 1B (spät) zusätzlich grosser, dunkler Farbfleck an der Strebwand links vom Bergmann
Feld 2AB (früh/spät) feiner Farbpunkt an der Strebwand oberhalb des linken Stiefelhackens
Feld 3AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 4AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 5AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 6AB (früh/spät) feiner Farbfleck links oberhalb der Kirchturmspitze; Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR (Irrlicht)
Feld 6A (früh) verwaschener heller Fleck links am Querstrich des ersten A von SAAR; entspricht MICHEL®-Katalogisierung MiNr. 211XY V
Feld 6A (spät) Schriftband SAAR am rechten Rand unten zungenförmig ausgebuchtet
Feld 6B (spät) Schriftband SAAR am rechten Rand wie eine Bootsklampe ausgebuchtet
Feld 7AB (früh/spät) verwaschener Farbfleck auf dem linken Markenrand in Höhe des „Hosenbundes“ des Bergmanns
Feld 8AB (früh/spät) Schriftband SAAR am linken Rand fein eingekerbt
Feld 9AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 10AB (früh/spät) dunkler Farbfleck an der Strebdecke oberhalb des Helms; feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 11AB (früh/spät) dunkler Farbfleck an der Strebwand rechts vom Bergmann
Feld 12AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 12A (früh) zwei verwaschene Flecken auf dem Schriftband SAAR, je einer links und rechts vom ersten A von SAAR
Feld 13AB (früh/spät) kurzer, dunkler, diagonaler Strich – „Komet“ – rechts von der Kirchturmspitze
Feld 14AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 15AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 16A (früh) zwei helle Flecken an der Strebwand links vom Bergmann
Feld 17AB (früh/spät) dunkler Farbpunkt am rechten Rand der Strebwand in Höhe des Bauchs des Bergmanns
Feld 18AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 19AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 20AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 21AB (früh/spät) gerader Farbstrich über Oberarm und Hemd des Bergmanns
Feld 22AB (früh/spät) je ein Farbfleck ober- und unterhalb der Hände des Bergmanns; verwaschener Farbfleck auf dem linken Markenrand neben dem Schriftband SAAR; entspricht der MICHEL®-Katalogisierung MiNr.211XY II
Feld 22A (spät) zusätzlich Andeutung einer rautenförmigen „Gürtelschnalle“ auf dem Hosenbund des Bergmanns
Feld 22B (spät) zusätzlich dunkler, rautenförmiger Farbfleck – „Gürtelschnalle“/“Koppelschloss“ – auf dem Hosenbund des Bergmanns
Feld 23AB (früh/spät) diagonaler Farbstrich am linken Rand des Hemdes; Farbstrich im wessen Bereich zwischen Strebwand und Getreidegarben
Feld 24AB (früh/spät) dunkler Farbfleck auf der Hose im Schritt – „Hosenknopf“
Feld 24B (früh) heller Fleck im Spitz des zweiten A von SAAR
Feld 25AB (früh/spät) rechter Bildrand neben den Getreidegarben auf den Markenrand ausgebuchtet
Feld 26AB (früh/spät) kurzer, dunkler Farbstrich am Himmel zwischen Kirchturm und rechter Strebwand; Farbtupfer rechts neben der Kirchturmspitze; auf den frühen Bögen schwächer ausgeprägt
Feld 27AB (früh/spät) waagerechter Doppelpunkt links unterhalb des Schriftbands SAAR
Feld 28AB (früh/spät) feiner Farbpunkt neben der linken unteren Ecke des Schriftbands SAAR; kurzer, dunkler Farbstrich am Himmel beim hellen Bereich zwischen Strebwand und Saarlandschaft etwa in Höhe der Kirchturmspitze
Feld 29AB (früh/spät) feiner Farbstrich über dem rechten Hosenbein (Oberschenkel)
Feld 30AB (früh/spät) feiner Farbpunkt auf dem rechten Hosenbein links; Farbpunkt auf dem Hemd unterhalb der rechten Achsel; feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 31AB (früh/spät) dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR (Irrlicht)
Feld 32AB (früh/spät) kurzer, dunkler Farbstrich am linken Oberarm des Bergmanns; feiner Farbpunkt an der Strebwand links von der linken „Hosentasche“; entspricht MICHEL®-Katalogisierung MiNr. 211XY VI
Feld 33AB (früh/spät) feiner, nach rechts gebogener Farbstrich unten am Schriftband SAAR zwischen S und dem ersten A
Feld 34AB (früh/spät) feiner Farbpunkt unten in der oberen, linken Ecke des Markenbildes
Feld 35AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 35A (früh) verwaschener Fleck am rechten Rand des Schriftbands SAAR, untere rechte Ecke des Schriftbands eingebuchtet
Feld 36AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 37AB (früh/spät) feiner Farbpunkt unterhalb des Fusses der 2 der Wertangabe 12
Feld 37AB (spät) dunkler Farbfleck an der Strebwand links vom Bergmann
Feld 38AB (früh/spät) Farbpunkt an der Strebwand links vom Bergmann
Feld 39AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 40AB (früh/spät) feiner diagonaler Farbstrich an der Strebwand oberhalb des linken Stiefelhackens; feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 41AB (früh/spät) dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R des Schriftbandes SAAR, links auf den Stamm des Buchstabens R übergehend, rechter Rand des „Hosenbundes“ hell; Irrlicht, kein Feldmerkmal, welches beim 12 Pfennig-Wert einige Male in der 1. und 6. senkrechten Reihe auftritt; entspricht MICHEL®-Katalogisierung MiNr. 211XY IV
Feld 41A (spät) Schriftband an der linken unteren Ecke mit doppelter, helle Einkerbung
Feld 42AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 43AB (früh/spät) Farbpunkt auf dem linken Markenrand in Höhe der linken Stiefelsohle
Feld 44AB (früh/spät) zwei dunkle Farbflecken an der Strebwand links vom Bergmann
Feld 44A (spät) Farbpunkt in der Mitte der Punze der 2 der Wertangabe 12
Feld 45AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR; feiner Farbpunkt im hellen Bereich oberhalb der linken Faust des Bergmanns
Feld 46AB (früh/spät) feiner Farbstrich über Arm und Hemd des Bergmanns
Feld 47AB (früh/spät) Farbpunkt an der Strebwand links neben der linken „Hosentasche“
Feld 48A (spät) unregelmässiger, verwaschener Fleck zwischen der 1 und 2 der Wertangabe 12
Feld 49AB (früh/spät) feiner senkrechter Farbstrich an der linken Strebwand oberhalb des linken Oberschenkels des Bergmanns
Feld 50AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 51AB (früh/spät) dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR (Irrlicht); feiner diagonaler Farbstrich in der linken oberen Ecke des Markenbildes
Feld 52AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 53AB (früh/spät) feiner, geschwungener Farbstrich über die linke Strebwand, Strich auf linken Markenrand übergehend; verwaschener Farbfleck auf rechtem unteren Markenrand, bis über den Entwerfernamen reichend
Feld 54B (früh) heller Fleck an der rechten Strebwand in Höhe der Schulter des Bergmanns
Feld 55AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 55A (spät) Farbfleck an einer Getreidepuppe beim vordersten Haus rechts von der Kirche
Feld 56AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 57B (früh) drei helle Fleckchen auf rechtem Stiefel und der Hose des Bergmanns – ansonsten kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 58AB (früh/spät) heller Fleck am oberen Bildrand mittig zwischen Kirchturm und Strebwand
Feld 59AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 60AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 61AB (früh/spät) dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR (Irrlicht); dunkler Farbfleck links oberhalb der Kirchturmspitze, dunkler Farbpunkt in der linken oberen Ecke des Markenbildes
Feld 61B (früh) heller Fleck am ersten A von SAAR
Feld 62AB (spät) dunkler Farbfleck am Himmel zwischen Kirchturm und Strebwand
Feld 63A (spät) dunkler Farbpunkt am Himmel zwischen Kirchturm und Strebwand
Feld 64AB (früh/spät) senkrechter Farbstrich über Ärmel und Hemd des Bergmanns; entspricht MICHEL®-Katalogisierung MiNr.211XY III
Feld 65AB (früh/spät) feiner Farbpunkt unterhalb des Fusses der 2 der Wertangabe 12
Feld 66AB (früh/spät) diagonaler Farbstrich – Verlängerung der linken Naht des Hemdes – quer über das linke Hosenbein; Farbpunkt oberhalb der Mitte des Helmes; dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR (Irrlicht)
Feld 66A (früh) heller Fleck auf dem rechten Hosenbein
Feld 67AB (früh/spät) dunkler Farbfleck in der oberen linken Ecke des Markenbildes; waagerechter Doppelpunkt unterhalb der rechten Faust des Bergmanns
Feld 67A (früh) kurzer dunkler Farbstrich rechts neben der 2 der Wertangabe 12
Feld 68AB (früh/spät) zwei senkrechte, parallele Striche über Ärmel und Hemd des Bergmanns
Feld 69AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 70AB (früh/spät) dunkler Farbstrich – „Komma“ – an der linken Strebwand
Feld 71AB (früh/spät) dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR (Irrlicht)
Feld 72AB (früh/spät) feiner diagonaler Farbstrich rechts am Abschwung der 2 der Wertangabe 12
Feld 73AB (früh/spät) feiner Farbstrich über den Ärmel am rechten Oberarm
Feld 73AB (früh) feiner Doppelpunkt unterhalb der rechten, unteren Ecke des Markenbildes bei den Getreidegarben
Feld 73A (früh) verwaschener Fleck auf dem Schriftband „SAAR“ oben rechts neben dem „R“
Feld 74AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 75AB (früh/spät) dunkler Farbfleck auf dem linken Markenrand unterhalb der linken Stiefelspitze
Feld 76AB (früh/spät) dunkler verwaschener Farbfleck auf dem rechten Hosenbein; entspricht MICHEL®-Katalogisierung MiNr. 211XY VII
Feld 76AB (früh), A (spät), aber nicht B (spät) kurzer senkrechter Farbstrich auf dem linken Markenrand in Höhe der linken unteren Ecke des Markenbildes
Feld 76B (spät) dunkler Farbfleck an der linken Strebwand oberhalb des linken Stiefelhackens
Feld 77AB (früh), A (spät), aber nicht B (spät) diagonaler Farbstrich durch den Stamm des R von SAAR
Feld 77A (früh) verwaschener Fleck auf dem Schriftband zwischen dem Fuss und dem Abschwung des R von SAAR
Feld 77B (spät) zwei helle Flecken an der Strebwand rechts vom Bergmann; entspricht der MICHEL®-Katalogisierung MiNr. 211XY VIII
Feld 78AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 79AB (früh/spät) kleiner heller Fleck rechts am Abschwung der 2 der Wertangabe 12
Feld 79A (spät) geschwungener Strich über den rechten Teil des Markenbildes und den rechten Markenrand
Feld 80AB (früh/spät) Endstrich der 2 der Wertangabe 12 fehlt; entspricht der MICHEL®-Katalogisierung MiNr.211XY I
Feld 81AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 82AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 83AB (früh/spät) Farbfleck auf dem linken Markenrand auf Höhe der rechten Achsel des Bergmanns
Feld 84AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 85AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 86AB (früh/spät) dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR, oben auf den Bogen des R von SAAR übergehend
Feld 87AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 88AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 89AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 90AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 91AB (früh/spät) dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR (B-Bogen kaum sichtbar, Irrlicht)
Feld 92AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 93AB (früh/spät) kein konsistentes, auffälliges Feldmerkmal
Feld 94B (früh) heller Fleck auf dem Schriftband zwischen dem ersten und zweiten A von SAAR
Feld 94B (spät) einzelner heller Fleck an der Strebwand rechts vom Bergmann
Feld 95AB (früh/spät) feiner, senkrechter Farbstrich neben dem rechten Rand des Schriftbands SAAR
Feld 96AB (früh/spät) dunkler Farbpunkt an der Strebwand rechts vom Bergmann in Höhe der rechten Schulter
Feld 96B (spät) dunkler Farbfleck in der Punze der 2 der Wertangabe 12; entspricht der MICHEL®-Katalogisierung MiNr.211XY IX
Feld 97AB (früh/spät) dunkle Stelle auf dem Schriftband am rechten Rand
Feld 97B (früh) heller Fleck auf dem Schriftband rechts vom Bogen des R von SAAR
Feld 98AB (früh/spät) dunkler, diagonaler Strich über das rechte Ende des Schriftbands SAAR
Feld 99AB (früh/spät) sich verzweigender Farbstrich über Ärmel und Hemd des Bergmanns „umgekehrtes Y“
Von den möglichen 200 Markenfeldern eines Druckbogens zeigen ganz 29 Felder Merkmale, welche nur auf einem Teil der Auflage erscheinen. Von diesen sind 19 Merkmale helle Flecken oder dunkle Farbtupfer, die verschwinden resp. erscheinen. Wie wir in Folge III erfahren haben, entstehen beim Rastertiefdruck helle Bereiche generell durch die erhabenen Teile des Formzylinders; durch fehlende Näpfchen, die Stege der Näpfchen oder auch durch aufgefüllte Näpfchen. Dunkle Bereiche dagegen durch unterschiedlich tiefe Näpfchen, beschädigte Stege von Näpfchen oder nachträglicher Retusche, also der manuellen Veränderung des Formzylinders mittels Stichel. Einzig das tertiäre Feldmerkmal in Teilauflage auf Bogenfeld 37AB, Teilauflage (spät) steht quer im Raum.
Das wichtigste Ergebnis ist jedoch, der überwiegende Teil der Markenfelder bleibt über die gesamte Druckperiode vom 30. Dezember 1946 bis zum 9. Januar 1947 unverändert. Darunter sechs von neun in den MICHEL®-Katalogen aufgeführten Feldmerkmalen (I, II, III, IV, VI, VII).
Anfangs dieses Beitrags hatte ich geschrieben: „Können wir nachweisen, dass die Druckbogen im Grossen und Ganzen über die gesamte Druckperiode gleich blieben, ist die Verwendung eines zweiten Formzylinder sehr unwahrscheinlich, egal ob dieser auf derselben oder einer zweiten Rotations-Rastertiefdruckmaschine Palatia O zum Einsatz gekommen wäre.“ Wir wissen zwar bislang immer noch nicht, was genau zwischen Druckschluss des 3. Januar und Druckbeginn des 4. Januar 1946 geschah, aber nun wissen wir, es wurde wohl kein zweiter Formzylinder in die Palatia O eingebaut oder in einer zweiten Palatia O zum Druck verwendet.
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In der kommenden, letzten Folge dieser Serie:
Zusammenfassung der einzelnen Teilaspekte und Präsentation des Forschungsergebnisses
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Definition Irrlicht
Als Irrlichte bezeichne ich Abweichungen vom gewollten Druckbild, die bei einem oder mehreren Werten auf den Druckbogen (= zwei Schalterbogen) gleich mehrfach auftreten, ohne das sich hierin ein regelmässiges Muster erkennen liesse. Beispiele:
Links- resp. Rechtsverschiebung des Markenbildes beim Bildmotiv „Alter Turm“
Verschiebung der Wertangabe nach links resp. rechts bei diversen Werten
Dunkler Farbfleck oben links in der Punze des R von SAAR beim Bildmotiv „Bergmann“
Dunkler Fleck an der rechten Seite der Hose des Bergmann in der Höhe der Hüfte beim Bildmotiv „Bergmann“
Irrlichte sind keine Feldmerkmale im klassischen Sinn, da eine sichere Feldbestimmung mittels diesen Merkmalen nicht möglich ist.
… und willkommen zum vierten Beitrag über die nur auf einem Teil der Gesamtauflage auftretenden Feldmerkmale beim 12 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe. Habt ihr die ersten drei Folgen verpasst? Klickt hier.
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In diesem Beitrag werden wir die in Folge III vorgestellten sieben Feldmerkmale innerhalb der Druckperiode des 12 Pfennig-Werts (30. Dezember 1946 – 8. Januar 1947) zeitlich einordnen. Für diese Aufgabe benötigen wir eine hinreichende Menge von vollständigen Schalterbogen resp. Teilen derselben, bei welchen nebst des entsprechenden Feldmerkmals das Druckdatum (vgl. Bogenrandsignaturen) klar erkennbar ist.
Die erste Bestimmung nehmen wir für das Feldmerkmal 1B vor.
Diese Feldmerkmal ist auf den B-Schalterbogen der Drucktage 30./31. Dezember 1946 sowie 2./3. Januar 1947 nicht zu finden. Es erscheint hingegen auf den Bögen mit den Druckdaten 4.-9. Januar 1947.
Die vorstehende Abbildung zeigt eine Marke vom Feld 6A. Das markierte Feldmerkmal kommt auf Bogen mit den Druckdaten 30./31. Dezember 1946 sowie 2./3. Januar 1947 vor. Auf Bogen nachfolgender Drucktage findet es sich nicht.
Nachfolgend zwei Abbildungen von Feld 22AB. Das eigentliche Feldmerkmal von Feld 22 AB, die Farbflecken ober- und unterhalb der Hände des Bergmanns tritt über die Gesamtauflage auf. Daher konzentrieren wir uns auf das Feldmerkmal Gürtelschnalle resp. Koppelschloss am Hosenbund des Bergmanns.
Die Gürtelschnalle kommt auf den Markenbogen mit den Druckdaten 4.-9. Januar 1947 vor. Auf früher hergestellten Bogen findet es sich jedoch nicht.
Die vorstehende Abbildung zeigt eine Marke vom Feld 41A. Das markierte Feldmerkmal kommt auf den Bogen mit den Druckdaten 4.-9. Januar 1947 vor. Zuvor tritt es auf den Schalterbogen nicht auf.
Nun zu Feld 77B , mit dem auffälligen Merkmal von zwei hellen Flecken auf der Strebwand rechts vom Bergmann.
Dieses Feldmerkmal kommt ebenfalls erst auf Bogen der Drucktage 4.-9. Januar 1947 vor und ist auf den zuvor hergestellten Bogen nicht zu finden.
Genau gleich verhält es sich mit den nachstehenden Abbildungen von Feld 94B, heller Fleck auf der Strebwand, und 96B Farbfleck in der Rundung der „2“.
Das Merkmal von Feld 94B, heller Fleck auf dem Schriftband zwischen den beiden A von SAAR, (vgl. nachstehende Abbildung) kommt hingegen ausschliesslich auf den Bogen mit den Druckdaten 30./31. Dezember 1946 sowie 2./3. Januar 1947.
Diese sieben Beispiele lassen sich nun gut nach ihrem Auftreten in den Druckperioden „früh“, 31. Dezember bis 3. Januar, und „spät“, 4.-9. Januar, ordnen:
Früh
6A
94B1
Spät
1B
22AB
41A
77B
94B2
96B
Bevor wir uns möglichen Schlussfolgerungen zuwenden, möchte ich neben meiner persönlichen Auswahl an Feldmerkmalen auch diejenigen von Paul Staedels Étude, dem Saarhandbuch und dem Michel analysieren. Passen diese ebenfalls in das obige, recht simple Schema früh/spät?
Paul Staedel führt in den Étude acht Feldmerkmale auf, die nicht auf allen Schalterbogen zu finden sind:
Feld 1B (s.o. spät)
Feld 6AB (der dunkle Farbfleck in der Punze des R ist ein Reihenmerkmal der 6. Reihe und tritt über die gesamte Auflage auf; mal stärker, mal schwächer, dabei unter anderem auch abhängig von der Druckstärke und Druckfarbe, keine Teilauflage)
Feld 6A (s.o. früh)
Feld 22AB (s.o. spät)
Feld 24B (heller Fleck im zweiten A von SAAR, früh)
Feld 41A (s.o. spät)
Feld 71A (der dunkle Farbfleck in der Punze des R von SAAR ist ein Reihenmerkmal der 1. Reihe und tritt über die gesamte Auflage auf; mal stärker, mal schwächer, dabei unter anderem auch abhängig von der Druckstärke und Druckfarbe, keine Teilauflage)
Feld 96B (s.o. spät)
Das Saarhandbuch gibt bei beeindruckenden 18 Feldmerkmalen an, das diese nur über einen Teil der Auflage aufträten.
Feld 10A (zwei Farbflecken an der Strebwand; kommt auf allen Bogen vor, keine Teilauflage)
Feld 22AB (s.o. spät)
Feld 26A (Farbfleck rechts neben der Kirchturmspitze; tritt auch auf den frühen Bogen auf, nur schwächer ausgeprägt, keine Teilauflage)
Feld 32AB (Farbfleck links neben der Kirchturmspitze, tritt auch auf den frühen Bogen auf, nur schwächer ausgeprägt, keine Teilauflage)
Feld 37AB (Farbfleck auf der Strebwand links vom Bergmann, spät)
Feld 44A (Farbpunkt im Bogen der 2 der Wertangabe 12, spät)
Feld 48A (heller Strich verbindet 1 und 2 der Wertangabe 12, spät)
Feld 53A (Farbflecken an Ellbogen und auf Hemd, früh)
Feld 55A (Farbfleck an einer Getreidepuppe beim vordersten Haus rechts von der Kirche, spät)
Feld 61B (heller Fleck am ersten A von SAAR, früh)
Feld 77AB (A-Bogen ist ein Fehler, ansonsten s.o. spät)
Feld 79A (geschwungener Strich über den rechten Teil des Markenbildes und den rechten Markenrand, spät)
Feld 94B (s.o. spät)
Feld 96B (s.o. spät)
Der MICHEL listet ausschliesslich Feld 96B, die bereits in der Étude und im SHB abgehandelt wurden.
Schlussfolgerung
Die obigen Fakten lassen nur eine Schlussfolgerung zu. Nach Druckende am Freitag, 3. Januar 1947, und vor Druckbeginn am Samstag, 4. Januar 1947, ist in der Druckerei Burda bei der Herstellung des 12 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe etwas geschehen. Was genau geschah, wissen wir nicht. Dazu liegen uns auch nach vier Folgen dieser Beitragsserie noch nicht ausreichend Indizien vor. Doch wir wissen bereits, dass:
einige Feldmerkmale nach diesem Ereignis nicht mehr vorkommen
einige Feldmerkmale erst ab diesem Zeitpunkt auftreten
der überwiegende Teil der Feldmerkmale unverändert blieb
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Kann uns die Analyse meiner Druckdatenbank bei der Suche nach der Ursache der Feldmerkmale in Teilauflage unterstützen?
Die Druckdatenbank beinhaltet sämtliche Schalterbogen der 1. Offenburger Ausgabe mit Bogennummer und Druckdatum, die ich besitze oder die mir in den vielen Jahren als Original resp. als Scan vorgelegen haben. Dazu zählen auch die Schalterbogen des Malstatt-Burbacher Drucks Typ I (Urdruck), also derjenigen Werte der 1. Offenburger Ausgabe, deren Schalterbogen für die Überdruckausgabe im November 1947 verwendet worden waren. Dazu gehören die Werte zu 2, 3, 10, 12, 15, 16, 20, 24, 30, 50, 60 und 84 Pfennig sowie der 1 Mark-Wert.
Ich habe die Daten der Druckdatenbank bereits verwendet, als ich in der Folge III die Druckleistung der Palatia O beurteilt habe. Es war die Daten der Druckdatenbank, die mir ermöglichten, die Anzahl der am 30. Dezember 1946 gedruckten Bogen zu beziffern. Des weiteren kann ich aufgrund der Daten sagen, dass am Donnerstag, 9. Januar 1947, keine Druckbogen hergestellt wurden, sondern nur die Anbringung der Bogenrandsignaturen auf bereits gedruckten Druckbogen erfolgte.
In diesem Zusammenhang ein Aufruf an alle Saar-Sammler. Unterstützen Sie michdurch aussagekräftige Bilder. Sie fördern hiermit ohne grossen Aufwand die Forschung zu den Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar und ermöglichen weitere Beiträge wie diesen.
Solltet ihr komplette Schalterbogen oder Bogenteile mit Bogennummer und Druckdatum in eurer Sammlung haben, sendet mir doch bitte einen guten Scan mit mindestens 300 dpi Auflösung.
Vielen Dank für eure Unterstützung.
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In der nächsten Folge:
Übersicht der Feldmerkmale aller 200 Felder eines Druckbogens des 12 Pfennig-Werts über die gesamte Druckperiode.
… und willkommen zum dritten Beitrag über die nur auf einem Teil der Gesamtauflage auftretenden Feldmerkmale beim 12 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe. Habt ihr die erste Beiträge verpasst? Klickt für die erste Folge hier und für die zweite hier.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den drei Produktionsfaktoren Maschine, Mensch und Zeit.
Wir beginnen mit den Maschinen und zwar mit der Rotations-RastertiefdruckmaschinePalatia O der Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal (vgl. Bild, Verwendung mit freundlicher Genehmigung der KBA – FT Engineering GmbH, Frankenthal).
Technische Daten
Hersteller: Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal
Druckleistung: 4’500-5’000 Bögen pro Stunde (je nach Zuführereinheit)*
Farbwerk: gekapselt
* Angabe nach einem Pressebericht über die Vorstellung der Palatia O an der Dresdner Frühjahrsmesse des Jahres 1932.
Weitere Angaben konnte KBA (König & Bauer AG) – mit welcher Albert & Cie. 1990 fusionierte – mir nicht liefern, da die Werke Würzburg, Radebeul und Frankenthal kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe zerstört wurden.
Die nachstehende schematische Darstellung des Bogentiefdrucks verdeutlicht schön den Druckvorgang inkl. Trocknung. Rechts erfolgt die Papierbogen-Zuführung, links die Ablage der Druckbögen.
Auf einer vorstehend beschriebenen Palatia O wurden 1946/47 die Werte der Briefmarkenausgabe 1. Offenburger Ausgabe im Rastertiefdruck gedruckt.
Rastertiefdruck? Wisst ihr, was das ist? Ich fasse mich kurz: Rastertiefdruck, auch als Rakeltiefdruck bezeichnet, ist eine Drucktechnik, bei welcher die abzubildenden Elemente auf der Druckform – meist ein Druck- resp. Formzylinder – als gerasterte, flächengleiche, aber unterschiedlich tiefe Näpfchen vorliegen. Die Näpfchen sind die druckenden, die die Näpfchen trennenden Stege die nichtdruckenden Elemente. Wir erkennen den Rastertiefdruck relativ einfach unter der Lupe an den immer gleich grossen Rasterquadraten. Die Druckfarbe liegt plastisch in verschiedener Menge als Raster auf dem Papier. Auf Grund der Rasterung zeigen Schrift und Wertziffern keine geraden, scharf abgegrenzten Kanten, sondern einen Sägezahneffekt. Der Rastertiefdruck ist für den Briefmarkendruck attraktiv, da dieser eine hohe Fälschungs-„Sicherheit“ bei voller Bandbreite der Farbtönungen bietet.
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Ein kurzer Überblick über die Geschichte des Rastertiefdrucks
1822/6: Der Franzose Joseph Niécephore Niépce (1765-1833) führt erstmals auf photomechanischem Weg eine Ätzung einer Kupferplatte durch. Er nennt das Verfahren Héliographie.
1852: William Henry Fox Talbot (1800-1877) entwickelt die Grundlagen für das Pigmentpapier und meldet das Verfahren zum Patent an.
1858: William Henry Fox Talbot entwickelt die stufenweise Ätzung der Kupferdruckplatte durch eine Gelatineschicht mittels Eisenchloridlösungen.
1860: Der Franzose Auguste Godchaux (1825-1884) entwickelt eine Rollentiefdruckmaschine, die von Kienzy in Mühlhausen (Elsass) hergestellt wird.
1864: Sir Joseph Wilson Swan (1828-1914) erhält in Grossbritannien das Patent für die Übertragung von Gelatinebildern auf Metall.
1879: Erfindung der Staubkorn-Héliogravure auf Basis des Lichtdrucks durch Karel Václav Klíč(1841-1926), einen tschechischen Maler, Fotografen und Grafiker .
1895: Verbesserung der Héliogravure durch den Einsatz von Druckzylinder und Rakel durch Karel Václav Klíč und Samuel Fawcett. In ihrer Firma Rembrandt Intaglio Printed Company drucken sie Kunstblättern auf Rotationstiefdruckmaschinen. Aus Gründen der Geheimhaltung wird sogar firmenintern von Druckplatten anstatt Druckzylindern gesprochen und auf eine Patentanmeldung verzichtet.
1908: Der Konstrukteur Carl Blecher entwickelt bei der Maschinenfabrik Kempewerk Nürnberg GmbH die erste Bogentiefdruckmaschine.
1913: Erste Briefmarkendrucke in Halbtonrasterung auf einer rotativ arbeitenden Palatia-Bogentiefdruckmaschine der Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG in Frankenthal bei Bred’amour Sinhart & Co. und parallel bei F. A. Bruckmann AG, beide in München. Die Tiefdruckfarben bestehen aus einem Gemisch von Benzol und Terpentinöl. Man ist sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass Benzoldämpfe hochgiftig sind.
1926: Ernst S. Ballard entwickelt in den Vereinigten Staaten das Verfahren der Verkupferung des Tiefdruckformzylinders, welches den Zeitaufwand für die Herstellung der Formzylinder reduzierte. Die sogenannte Ballardhaut ist eine abziehbare Kupferschicht neben der Grundkupferschicht auf dem Tiefdruckzylinder. Die Ballardhaut kann nach dem Druck einfach entfernt und durch eine neue ersetzt, jedoch nicht wieder neu aufgezogen werden. In diese dünne Kupferschicht wird das Druckbild eingearbeitet.
1926: Hans Schulte entwickelt bei Albert & Cie. oHG, Frankenthal eine Trocknungsanlage aus aufgeheizten Metallplatten und Frischluftzufuhr.
1927: Adolph Weiss entwickelt in den USA ein vollgekapseltes Farbwerk, welches die grundsätzlich flüchtigen Tiefdruckfarben tagelang frisch hält und jegliches Spritzen der Farben vermeidet. Zusätzlich wird die Kupferschicht verchromt welches die Haltbarkeit der dünnen Kupferschicht für höhere Auflagen verbessert.
1932: Albert & Cie. oHG, Frankenthal, stellt auf der Leipziger Frühjahrsmesse die Palatia O Bogentiefdruckmaschine mit einer Kapazität – je nach Zuführungseinheit – von 4’500 bis 5’000 Druckbogen pro Stunde vor. Die Leipziger Messe hatte vor der Machtergreifung Hitlers Weltgeltung
1946/7: Die erste Briefmarkenausgabe für das Saarland wird bei der Druckerei Burda in Offenburg auf einer Palatia O Bogentiefdruckmaschine von Albert & Cie. oHG, Frankenthal, gedruckt
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Wie entsteht eine Briefmarke im Rastertiefdruck?
Herstellung der Originalvorlage durch den Gestalter, wobei beim Original berücksichtigt werden sollte, dass die gesamte mögliche Bandbreite an Farbtönen ausgenutzt wird. Die Vorlage des Bildmotivs Bergmann im Streb vor stilisierter Saarlandschaft von Vytautas Kazimieras Jonynas lag im Format 110×130 Millimeter vor
Die Originalvorlage wird fotografiert
Die Zerlegung der Vorlage in druckbare Rasterpunkte erfolgt durch das Vorschalten eines Glasgravurrasters im Strahlengang der Reproduktionskamera kurz vor der Filmebene. Stichwort Glasgravurraster: In zwei runde Glasscheiben werden eng nebeneinanderliegende dünne parallele Linien mit einem Diamanten eingeritzt und mit Asphalt geschwärzt. Die beiden Glasplatten werden nun rechtwinklig zueinander zusammengekittet, so dass quadratische Fenster entstehen. Der Abstand der Linien im Glasgravurraster wird in Linien pro cm (lpcm) resp. Linien pro Zoll gemessen. Man spricht zum Beispiel von einem 60er-Raster, wenn sich 60 Linien auf einem cm befinden. Für die Herstellung der 1. Offenburger Ausgabe wurde ein 70er-Raster verwendet.
Es entstehen nach der Belichtung Negative in der Grösse des benötigten Briefmarken-Bildformat
Fünf Negative werden zu einem Negativstreifen zusammengesetzt
Sorgsame Retusche des Negativs anhand der Originalvorlage
Von den Negativstreifen werden auf Halbtondiapositivfilm die benötigte Anzahl Diapositive erstellt
10/20 Diapositivstreifen werden auf einer Montagescheibe zu einem einzigen 50er- resp. 100er-Diapositivbogen zusammengesetzt
Vorbereitung des Pigmentpapiers, eines von einer lichtempfindlichen Chromgelatineschicht bedeckten Papiers. Das Pigmentpapier erhält eine gleichmässige Rasterung.
Der Diapositivbogen wird durch Belichtung des gerasterten Pigmentpapiers kopiert. Dabei wird der einzelne Diapositivbogen zweimal auf das Papier übertragen und so die Vorlage für einen Druckbogen von 100 resp. 200 Marken hergestellt. Hinweis: Druckbogen zu 100 Marken (2x5o) für die grossformatigen Werte zu 84 Pfennig und 1 Reichsmark; Druckbogen zu 200 Marken (2×100) für die 18 kleinformatigen Werte wie beispielsweise der Wert zu 12 Pfennig.
Die Chromgelatine härtet durch die Belichtung aus, wogegen die unbelichteten Teile auswaschbar bleiben. Das Papier wird nach der Belichtung wenige Minuten in kaltem Wasser aufgeweicht.
Vorbereitung des Formzylinders, der formatbedingt ein hohes Gewicht hat. Über das Grundkupfer wird eine Trennschicht gelegt auf welche dann die Ballardhaut, eine 100 μm – entspricht 1/10 Millimeter – dünne Kupferschicht galvanisiert wird. Der Formzylinder wird geglättet und gereinigt.
Das aufgeweichte Pigmentpapier wird mit der Gelatineschicht nach innen auf die Ballardhaut des Formzylinders geklebt (aufgeklatscht).
Mittels warmen Wassers wird das Papier gelöst und die unbelichtete Gelatine entfernt. Auf der Ballardhaut verbleibt nach etwa 20-25 Minuten ein negatives, gerastertes Gelatinerelief.
Nebst den Markenbildern wurden auch die Schnitt- und Stosskanten der Diastreifen, bei der Belichtung des Pigmentpapiers übertragen. Diese werden nun sorgfältig manuell mit Asphaltlack überstrichen, um eine Übertragung dieser unerwünschten Konturen auf den Formzylinder beim folgenden Ätzvorgang zu unterbinden. Trotz aller Sorgfalt finden wir heute auf Schalterbögen immer wieder solche Konturstriche. Die nachstehende Abbildung zeigt die Felder 85 und 95 sowie die Stosskante zum anschliessenden 5er-Streifen.
Der Formzylinder mit der Ballardhaut wird – häufig durch den Gestalter – im Mehrstufen-Ätzverfahren in Säurebädern aus Eisenchlorid III und Wasser geätzt. Je nach Reliefstärke kann die Säure die Gelatine unterschiedlich stark durchdringen. In der Ballardhaut entstehen hierdurch unterschiedlich tiefe, jedoch flächengleiche Näpfchen. Eine dünne Gelatineschicht erlaubt schnelles Durchdringen, wodurch das Kupfer längere Zeit geätzt wird und somit tiefere Rasternäpfchen erhält (mehr Farbe = dunklerer Ton), bei einer dicken Schicht kann die Säure erst verspätet oder sogar gar nicht zur Platte durchdringen, wodurch diese kaum bis gar nicht geätzt wird. Unterschiedlich tief ausgeätzte Rasternäpfchen, die entsprechend mehr oder weniger Druckfarbe aufnehmen – und damit auch übertragen – können, erlauben eine differenzierte Halbtonwiedergabe. Um ein flüssigkeitsdichtes Näpfchen zu bilden, muss eine vollständig geschlossene Wandung (sogenannte Stege) aufgebaut werden. Aus diesem Grund ist sogar die Schrift im Tiefdruck gerastert, was in allen anderen Druckverfahren ein „Kunstfehler“ wäre.
Die Gelatineschicht wird mit warmen Wasser vom Formzylinder abgewaschen
Der Formzylinder wird gereinigt und getrocknet
Der Formzylinder wird äusserst vorsichtig retuschiert: d.h. Spezialisten versuchen, Fehler durch Manipulation der einzelnen Näpfchen – diese sind zwischen 4 und 40 Mikrometer tief – mittels eines Stichels zu korrigieren. Dazu braucht es gute Augen und eine sehr ruhige Hand.
Der Formzylinder wird in der Regel mit einer hauchdünnen Chromschicht versehen, die das „weiche“ Kupfer härtet.
Einbau des Formzylinders in die Druckmaschine, was etwa 3 Stunden Zeit benötigt
Einfärben des Formzylinders (dieser rotiert in einer mit dünnflüssiger Druckfarbe gefüllten Wanne). Die Näpfchen werden mit Farbe überflutet.
Entfernen der überschüssigen Druckfarbe durch eine Rakel (Rakelmesser, Stahllineal) resp. einen Wischer. Diese Vorrichtung liegt auf den Stegen der Näpfchen auf, wodurch die Druckfarbe ausschliesslich in den Näpfchen verbleibt, die Stege hingegen farbfrei bleiben. Die überschüssige Druckfarbe fliesst in die Farbwanne zurück.
Mit hohem Anpressdruck wird der Papierbogen vom Gegendruckzylinder, auch Presseur genannt, gegen den Formzylinder gepresst. Anpressdruck und Adhäsionskraft bewirken die Übertragung der Farbe aus den Näpfchen des Formzylinders auf den zwischen den beiden Zylindern befindlichen Papierbogen (vgl. schematische Abbildung zu Beginn des Beitrags).
Nun versteht ihr sicherlich, dass ich im letzten Beitrag schrieb, ihr würdet über die Naivität des Erklärungsansatzes I lächeln. Selbst bei äusserster Sorgfalt – denkt allein an die manuelle Abdeckung der Stosskanten mit Asphaltlack – dürfte es nicht möglich gewesen sein, zwei Formzylinder herzustellen, die sich nur in winzigen Merkmalen einiger weniger Felder voneinander unterscheiden.
Der Vollständigkeit halber: Was passierte nach dem eigentlichen Druckvorgang mit den Druckbögen?
Sichtkontrolle der Druckbogen und Aussortieren von Makulatur
Bogenranddruck von Bogennummer und Druckdatum in einer Buchdruckschnellpresse Typ Rex
Perforation von jeweils 4 Druckbögen in einer automatischen Titan Flachperforiermaschine
Teilung des Druckbogens in zwei Schalterbogen (A/B) mittels eines Planschneiders
Sichtkontrolle der Schalterbogen und Austausch fehlerhafter Bogen unter Beibehaltung der Reihenfolge (Stichwort: Bogennummern)
Registrierung und Verpackung der fertigen Schalterbogen sowie Versandvorbereitung
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Der Faktor Mensch
Soviel zum Faktor Maschine. Wenden wir uns dem Faktor Mensch zu, denn es waren Menschen, welche die Briefmarken der Freimarken Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar hergestellt haben. Da war zum einen Franz Burda (1903-1986), der Besitzer der Druckerei Burda in Offenburg. Franz Burda war ein Anhänger Adolf Hitlers, Mitglied der NSDAP und hatte vom 1000-jährigen Reich wirtschaftlich profitiert. Mit rund 180 Mitarbeitern gehörte Burdas Betrieb zu den grösseren in Offenburg.
Die französischen Besatzungsbehörden in Baden-Baden, insbesondere der einflussreiche Leiter der Education Publique, General Raymond Schmittlein (1904-1974), sowie seine linke und rechte Hand Irène Emilie Giron (1910-1988), legten viel Wert auf eine rasche „Umerziehung“ der deutschen Jugend. Die hierzu benötigten neuen Schulbücher, Kartenwerke etc. wurden wie auch die Truppenzeitschrift Revue d’Information in Offenburg bei Burda gedruckt, obschon die braune Vergangenheit von Franz Burda in Baden-Baden durchaus bekannt war und sich innerhalb der französischen Administration Widerstand gegen die Einbeziehung Burdas regte.
Franz Burda wurde im Spätherbst 1946 nach Baden-Baden zitiert und erhielt dort den Druckauftrag für eine Briefmarkenserie vom Militärgouverneur General Pierre Kœnig sowie dem Direktor der P.T.T. de Zone d’Occupation Française en Allemagne, Raymond Croze (1908-1978). Nur: Die Druckerei Burda und ihre Mitarbeiter hatten noch nie zuvor Briefmarken hergestellt.
Doch in erster Linie ging es den Mitarbeitern der Druckerei im Winter 1946/47 wie allen anderen Deutschen und Österreichern im ehemaligen Grossdeutschen Reich – schlecht! Den selbst angezettelten Krieg verloren. Das Grossdeutsche Reich in Trümmern, aufgeteilt und besetzt. Die eigene Borniertheit, Dummheit und Grausamkeit vor aller Welt ausgebreitet. Parias in einer sich scheinbar zusammenschliessenden Weltgemeinschaft. Der Winter 1946/47 war bereits der zweite Hungerwinter nach dem Krieg, doch nun kamen zu Mangelernährung erschwerend Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius hinzu. Es war einer der strengsten Winter des 20. Jahrhunderts. Von Anfang November bis Mitte März herrschten in weiten Teilen Europas arktische Temperaturen. Selbst in geheizten Wohnungen sank die Temperatur auf 5 Grad und in der Nacht bildete sich auf dem Wasser der Waschschüsseln Eis. Sehr viele Menschen hatten aber noch nicht einmal ein richtiges Dach über dem Kopf. Die abgebildete Nissenhütte war purer Luxus, denn obschon fast nicht zu heizen, war diese wenigstens bei Regen dicht. Das konnte man von Zeltsiedlungen und Kellerwohnungen in ausgebombten Häusern nicht behaupten.
Die Elbe war komplett, der Rhein zwischen Basel und Köln auf 60 km vereist. Die Infrastruktur, insbesondere das für die Versorgung so wichtigen Eisenbahnnetz zerstört. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Heizmaterial brach vielerorts komplett zusammen.
Der Zentralausschuss für Ernährung für die Zone d’Occupation Francaise en Allemagne in Baden-Baden erklärte Anfang 1947, die Mehrheit der Bevölkerung sei „gezwungen, ihr Leben mit Rationen zu fristen, die nur etwa ein Drittel des durch den ehemaligen Völkerbund anerkannten physiologischen Minimums von 2400 Kalorien betragen“. Das bedeutete ein paar wenige Haferflocken zum Frühstück, eine dünne Wassersuppe als Mittagessen und ein Stück Brot und eine Steckrübe zum Abendessen. Die hungernden und frierenden Menschen reimten eine neue Nationalhymne: „Deutschland, Deutschland, ohne alles … ohne Butter, ohne Speck. Und das bisschen Marmelade frisst uns die Besatzung weg“.
Die begrenzten Transportkapazitäten, die immer wieder zusammenbrechende Energieversorgung sowie die weitreichenden Zerstörungen insbesondere in den grösseren Städten führten in vielen Betrieben zu Versorgungsengpässen und Produktionsunterbrüchen. Ein Beispiel: Druckfarbe war Mangelware. In ganz Deutschland war bloss ein einziges grösseres Farbwerk nicht durch Bombardierung oder Häuserkampf zerstört worden und konnte Farbe herstellen. Nur: Das Siegwerk lag in der britischen Besatzungszone, die Druckerei Burda in der französischen. Der Warenverkehr zwischen den Besatzungszonen war verboten. Franz Burda erhielt von den französischen Behörden eine Sondergenehmigung und die notwendigen Papiere für den „Import“ von Farbe. Er hat dann mehrmals in Begleitung von zwei französischen Offizieren persönlich die Druckfarben im Siegburger Werk abgeholt. Den LKW steuerte er selbst, nach den Worten eines damaligen leitenden Mitarbeiters des Siegwerks Dr. Willy Hümmelchen „gekleidet in der Montur eines Fahrers“. Woher die für den Druck zusätzlich benötigte Menge an Lösungsmitteln stammte, ist bis heute nicht klar. Es wird spekuliert, dass diese aus einem der vielen Wehrmachtsdepots requiriert wurden.
Die Lernkurve der Druckereimitarbeiter war steil und musste es sein, denn die Gesamtauflage von etwas über 63 Mio. Briefmarken wurde innerhalb von nur 45 Drucktagen produziert, verpackt und versandt. Die Wochenarbeitszeit betrug damals jedoch auch nicht 36 oder 38 Stunden, sondern eine 48 Stunden/6 Tage-Woche war die Regel, Überstunden – bezahlt oder unbezahlt – nicht mitgerechnet. Die französischen Behörden waren schlussendlich von den Marken der 1. Offenburger Ausgabe so begeistert, dass Burda den Auftrag erhielt, von 1947-1949 auch die Briefmarken für die neugegründeten deutschen Länder Südbaden, Rheinpfalz sowie Württemberg-Hohenzollern zu produzieren.
Die Begeisterung der französischen Behörden über die Briefmarken war nicht nur der Arbeit der Drucker geschuldet, sondern auch den hervorragenden Vorlagen des Gestalters Vytautas Kazimieras Jonynas (1907-1997).
Der litauische Künstler Jonynas, seit 1938 Offizier der französischen Ehrenlegion, 1944 von Litauen ins Deutsche Reich emigriert, leitete seit 1946 in Freiburg/Br. an der Wonnhaldestrasse 1 die École des Arts et Métiers de Fribourg und war Kunstbeirat der französischen Militärbehörden. Den Auftrag zur Gestaltung der Bildmotive zu den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erhielt er durch Vermittlung seines guten Freunds General Raymond Schmittlein von P.T.T Direktor Raymond Croze. Einziges Manko: Auch Jonynas hatte noch nie zuvor Briefmarken hergestellt. Doch er war ein herausragender Grafiker und hatte sowohl für seine Holzschnitte als auch für seine Plakate bereits Goldmedaillen erhalten. Jonynas nahm die ihm übertragene Aufgabe ernst. Er lieferte nicht nur die Vorlagen für die Bildmotive, sondern begleitete darüber hinaus in der Druckerei die technische Ausführung bis zum letzten Ausdruck. Aber eben: der Formzylinder des 12 Pfennig-Werts war nach dem Druckszlinder für den 75 Pfennig-Wert erst sein zweiter.
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Der Faktor Zeit
Die Auflage des 12 Pfennig-Werts betrug 12’020’000 Marken (= 120’200 Schalterbogen = 60’100 Druckbogen à 200 Marken) und wurde gemäss Saarhandbuch und Étude in der Zeit zwischen dem 30. Dezember 1946 und dem 9. Januar 1947 gedruckt (1). Druckfreie Tage:
Mittwoch, 1. Januar 1947 (Neujahr)
Sonntag, 5. Januar 1947 (der Sonntag war nicht immer arbeitsfrei)
Montag, 6. Januar 1947 (Dreikönigstag)
Am ersten Drucktag, Montag dem 30. Dezember 1947, wurden noch etwa 300 Druckbögen des 75 Pfennig-Werts gedruckt, der alte Formzylinder ausgebaut, die Palatia O gründlich gereinigt, neue Farbe eingefüllt und der neue Formzylinder eingebaut. Diese Arbeiten waren zeitraubend, weshalb am ersten Drucktag nachweisslich nur rd. 2’300 Druckbogen hergestellt wurden. Für die restlichen vorgesehenen sieben Drucktage verblieben rd. 57’700 Druckbogen plus eines kleinen Überschusses als Ersatz für die anfallende Makulatur. Also rd. 8’250 Druckbögen pro Tag.
Bestand während der Herstellung des 12 Pfennig-Werts zeitlicher Druck, weil evtl. die Druckleistung der Palatia O unter den gegebenen Umständen für die recht hohe Auflage nicht ausreichte? Zur Druckleistung der Palatia O bei der Druckerei Burda kommen wir gleich. Waren bei der Planung jedoch auch ausreichend Drucktage vorgesehen worden?
Hätte sich nach den ersten Drucktagen gezeigt, dass für die Herstellung mehr Tage als vorgesehen benötigt wurden, hätte die Möglichkeit bestanden, die Belegschaft am Sonntag, den 5. Januar 1947, arbeiten zu lassen. Sonntagsarbeit wurde zwar nur wenn unbedingt nötig angeordnet – und das geschah beim Druck der 1. Offenburger Ausgabe nur am 16. Februar 1947 beim Druck des 8 Pfennig-Werts. Des weiteren sollte nach Abschluss der Herstellung des 12 Pfennig-Werts als nächstes der 45 Pfennig-Wert gedruckt werden. Dies geschah jedoch erst am Montag, 13. Januar 1947. Der 10./11. Januar 1947 hätten also bei Zeitdruck als Drucktage „eingeschoben“ werden können.
Die Marken des bereits im Dezember 1946 hergestellten 75 Pfennig-Werts sowie des 12 Pfennig-Werts wurden schlussendlich am Freitag, 10. Januar 1947 von der Druckerei Burda für den Versand vorbereitet, auf LKW verladen und verschickt. Dies hätte problemlos erst einen Tag später, am Samstag geschehen können, denn diese beiden Werte sollten ja erst am 20. Januar 1947 an die Postschalter des Saarlands gelangen. Auch aus dieser Perspektive hätte der 10. Januar 1947 als weiterer Drucktag „eingeschoben“ werden können. Fazit: Es bestand bei der Herstellung des 12 Pfennig-Werts offensichtlich kein Zeitdruck.
Wie hoch war nun die effektive Druckleistung der Palatia O im Jahr 1946/47 unter den gegebenen, nicht gerade optimalen Rahmenbedingungen? Dazu wollen wir uns einige Beispiele ansehen.
Beispiel 1: Mir liegt mir der Schalterbogen 16721 vom 4. Januar 1947 vor. Die Bögen wurden rückwärts zählend von 60’000 zu 0 nummeriert. Gehen wir davon aus, dass der Druckbogen mit der Nummer 16721 der letzte am Samstag gedruckte Bogen war – der erste war es nicht, denn es sind Bogen mit höheren Bogennummern vom 4. Januar bekannt – ergibt sich für die fünf Drucktage 30. Dezember bis 4. Januar eine durchschnittliche Druckleistung von 8’675 Druckbogen pro Drucktag, obschon am ersten Drucktag nachweislich nur etwa 2’300 Druckbogen produziert wurden (vgl. den zweiten Absatz dieses Abschnitts). Fazit: Sieben Drucktage für die Gesamtauflage von ca. 60’200 Druckbogen (inkl. Ausschuss etc.).
Beispiel 2: Dieses Mal anhand der 20/10/60 Pfennig-Werte: In den drei Tagen vom 12.-14 Februar 1947 wurde eine nicht genau bekannte Restauflage des 20 Pfennig-Werts, die Gesamtauflage des 10 Pfennig-Werts von 20’200 Druckbogen und die Gesamtauflage des 60 Pfennig-Werts von 5’100 Druckbogen hergestellt. Also mindestens 25’300 Druckbögen resp. 8’433 Druckbogen pro Drucktag. Und dies trotz zweimaligen Wechsels des Formzylinders – von 20 Pf. auf 10 Pf. auf 60 Pf. – sowie den notwendigen intensiven Reinigungs- und Wartungsarbeiten. Fazit: Auch hier erkennen wir, dass die sieben Drucktage für die Herstellung der Gesamtauflage ausreichten.
Die Autoren des SHB geben für die Palatia O beim Druck der 1. Offenburger Ausgabe ebenfalls eine Druckleistung von rd. 8’000 Druckbogen pro Tag an. Diese Druckleistung ist zwar weit entfernt von den Zahlen, die der Hersteller 1932 angegeben hatte. Aber unter der Berücksichtigung der vorstehend geschilderten Umstände der direkten Nachkriegszeit dennoch eine respektable Leistung.
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In der nächsten Folge:
Mögliche Zuordnung einzelner Feldmerkmale zu Drucktagen resp. Bogennummern (vgl. Bogenrandsignaturen)
(1) Der 9. Januar 1947 war kein Drucktag des 12 Pfennig-Werts. Es wurden 100 bereits hergestellte und überzählige Druckbogen aus der Druckreserve mit Bogenrandsignaturen versehen und weiterverarbeitet. Die Bogennummern der hinzugefügten Bogen sind 60100-60001. Die Auflage wurde so von 12’000’000 auf 12’020’000 erhöht, weshalb auch immer. Desweiteren wurden einige mangelhafte Bogen ausgetauscht und erhielten ebenfalls das Datum des Bogenranddrucks 9. Januar 1947.
(2) Das Bild stammt von L’Est Républicain (www.estrepublicain.fr). Deren Archiv gab mir nachstehende Auskunft:
Die Quelle und der Autor des im Artikel vom 3. August 2016 verwendeten Fotos sind nicht angegeben (Archivfoto). Wir haben unsere Bestände durchsucht, wir verfügen nicht über dieses Porträt. Wir wissen nicht, welche Rechte mit diesem Foto verbunden sind.
Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die entsprechende salvatorische Klausel in meinem Impressum.
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… und willkommen zum zweiten Beitrag über die nur auf einem Teil der Gesamtauflage auftretenden Feldmerkmale beim 12 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe. Solltet ihr den ersten Beitrag verpasst haben, hier klicken.
Zu Beginn dieser Folge etwas für das Auge. Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die sieben aus meiner Sicht auffälligsten Feldmerkmale, welche nicht auf sämtlichen Schalterbögen des 12 Pfennig-Werts auftreten. Die Abbildungen werde ich jeweils kurz kommentieren.
Zweimal Feld 1B, also das erste Feld oben links eines B-Bogens, des linken Teils eines Druckbogens. Die rechte Abbildung weist einen dunklen Farbfleck am Streb links vom Bergmann auf (vgl. rote Markierung), die auf der linken Abbildung fehlt. Beschrieben hat dieses Feldmerkmal ausschliesslich Paul Staedel in seiner Étude (S. 21, 6 m: Tache de couleur au rocher à gauche). Er gibt zu diesem Merkmal an, dass der dunkle Fleck auf den Bogen mit den Druckdaten 7./8./9. Januar 1947 auftritt.
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Obige Abbildungen zeigen jeweils das Feld 6A von zwei unterschiedlichen Schalterbögen. Linke Abbildung mit dem Feldmerkmal heller Fleck mit Hof links am Querstrich des ersten A von SAAR, rechte Abbildung ohne dieses Merkmal, dafür mit einem dunklen Farbfleck unten an der rechten Seite des Schriftbands SAAR. Das linke Feldmerkmal wird in der Étude erwähnt (S. 21, 6 j: Gros point blanc dans le 1re A). Paul Staedel gibt in diesem Fall an, dass das Merkmal auf Bogen mit den Druckdaten 30./31. Dezember 1946 sowie 2./3. Januar 1947 auftritt. Der Michel listet das linke Feldmerkmal in seinem Saar-Katalog unter MiNr. 211XY V weisser Punkt links am Querstrich des ersten A in SAAR (Feld 6). Die Michel-Redaktion gibt im Gegensatz zur Étude keinen Hinweis darauf, dass dieses Feldmerkmal nur auf Bogen eines Teils der Gesamtauflage auftritt. Das rechte Feldmerkmal findet nirgendwo Erwähnung.
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Gleich viermal Feld 22. Obere Reihe vom A-Bogen, untere Reihe vom B-Bogen. Das auf allen vier Marken auftretende Feldmerkmal sind die dunklen Farbflecken ober- und unterhalb der Faust des Bergmanns (jeweils mit zwei waagerechten roten Pfeilen markiert). Auf den rechten Marken ist jeweils noch ein Fleck auf dem Hosenbund des Bergmanns zu erkennen. In der oberen Reihe schwach, in der unteren Reihe stark ausgeprägt.
In der Étude wird das generell vorkommende Feldmerkmal mit 6 d und der dunkle Fleck auf dem Hosenbund (Abb. untere Reihe rechts) mit 6 e aufgeführt. Für 6 e gibt Paul Staedel an, dass das Feldmerkmal auf Bogen des Druckdatums 7./8. Januar 1947 zu finden sei.
Das Saarhandbuch führt im Kap. 402, S. 21 das generelle Feldmerkmal unter 22AB Farbflecke oberhalb und unterhalb der Hand und den dunklen Fleck auf dem Hosenbund unter 22B Koppelschloss (Gürtelschnalle) stark sichtbar (Teilauflage). Das nur schwach auftretende Koppelschloss (Abb. obere Reihe rechts) figuriert unter 22A Nur schwach sichtbar (Teilauflage)
Der Catalogue F.S.A. (sowohl 3e wie auch 4e Edition) führt das generell vorkommende Feldmerkmal unter 201 f: grosse Tache près du poignet.
Der MICHEL® führt in seinen Saar-Katalogen das Feldmerkmal als 211XY II Farbflecke über und unter der Faust und Fleck im Gürtel (Gürtelschnalle) (Feld 22).
Die Angabe „Feld 22“ in MICHEL® Briefmarken-Katalogen ist die etwas verwirrende Kurzform von Feld 22AB, und bedeutet wie die ausgeschriebene Variante, dass das beschriebene Feldmerkmal sowohl auf A- wie auch auf B-Bogen auftritt. Der Sammler findet im Michel jedoch nirgends einen Hinweis, dass zwar die Farbflecke oberhalb und unterhalb der Hand des Bergmanns auf sämtliche Schalterbogen vorkommen, nicht jedoch die Gürtelschnalle.
Was macht ihr nun, falls euch eine Marke mit dem Feldmerkmal dunkle Farbflecken ober- und unterhalb der Faust des Bergmanns, jedoch ohne Gürtelschnalle wie jeweils links abgebildet in die Finger fällt? Das Feldmerkmal des Feldes 22AB sind die Farbflecken, nicht die Gürtelschnalle. Ich weiss von mehreren Prüfern, dass sie Marken auch entsprechend prüfen und attestieren. Ein solches Vorgehen entspricht auch eher den Kategorisierungen des Feldmerkmals von Étude, SHB sowie F.S.A..
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Die vorstehenden Abbildungen zeigen jeweils eine Marke vom Feld 41A. Links mit unversehrtem Schriftband SAAR, rechts weist das Schriftband an der linken unteren Ecke Einkerbungen auf. Einzige Erwähnung des Feldmerkmals findet sich in der Étude unter 6 k: Cadre du bas mutilé à gauche.
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Zwei Marken vom Feld 77B. Die zwei hellen Flecken auf der Strebwand rechts vom Bergmann sind dem SHB und der Michel-Redaktion nicht entgangen. Keine Erwähnung dagegen in der Étude und im Catalogue F.S.A.
SHB: 77AB Weisse Punkte rechts neben dem Bergmann in der Höhle (Teilauflage)
MICHEL®: 211XY VIII weisser Fleck rechts in der Höhle (Feld 77)
Sowohl SHB wie auch MICHEL® weisen den Sammler jedoch nicht darauf hin, dass dieses Feldmerkmal nur bei einem Teil der Gesamtauflage auftritt.
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Nochmals ein heller Fleck. Nur an zwei unterschiedlichen Stellen des Markenbildes. Dennoch zeigen die beiden Abbildungen Marken vom Feld 94B; jedoch von unterschiedlichen Schalterbogen. Das linke Feldmerkmal nenne ichvorläufig 94B1 und das rechte 94B2. Feld 94B1 wird erwähnt:
Étude: 6 o Point blanc entre A et A
SHB: 94B Weisser Punkt zwischen den beiden A (Teilauflage)
Catalogue F.S.A. und der MICHEL führen Feld 94B1 nicht auf. Feld 94B2, der weisse Fleck auf der Strebwand rechts vom Bergmann (Abb. rechts) findet gar keine Erwähnung.
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Zwei Marken vom Feld 96 B. Dieses Feldmerkmal wird von Étude, SHB, Catalogue F.S.A. und Michel geführt und bis auf Catalogue F.S.A. von allen korrekt als nur in Teilauflage vorkommend erkannt.
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Findet ihr euch noch zurecht? Wisst ihr noch, welcher Autor resp. welche Redaktion, welches Feldmerkmal korrekt klassifiziert hat und wer nicht? Ich bin überzeugt, diese kleine Übersicht ist hilfreich.
Diese Übersicht über die sieben auffälligsten Feldmerkmale des 12 Pfennig-Werts, welche nur auf einem Teil der gedruckten Schalterbögen vorkommen, soll euch drei Einsichten vermitteln:
wie klein die Unterschiede zwischen den einzelnen Marken resp. die Feldmerkmale sind, mit welchen wir uns hier beschäftigen;
wie inkoherent bei den Autoren/Redaktionen in grossen Teilen mit dem Thema Feldmerkmale in Teilauflage umgegangen wurde;
wie dem Sammler zwar Merkmale präsentiert, aber die entsprechenden Erklärungen hierzu schuldig geblieben werden.
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Der letzte Punkt bringt uns zu unserem nächsten Thema. Was könnte die Ursache für Feldmerkmale sein, die nur auf einem Teil der produzierten Schalterbögen erscheinen?
Eine Gemeinsamkeit der im vorhergehenden Abschnitt vorgestellten Feldmerkmale springt ins Auge. Sie treten nur auf einem Bogenteil – entweder A oder B – auf. Weshalb ist dieser Umstand wichtig? Wenn ein Feldmerkmal sowohl auf dem A- wie auch auf dem B-Bogen auftritt, wissen wir, dass die Ursache in der Diapositivphase des Rastertiefdrucks zu suchen ist (vgl. hier). Dies ist bei all den Feldmerkmalen, die nur bei einem Teil der Auflage auftreten nicht der Fall.
In einem vorhergehenden Beitrag hatte ich bereits mögliche Ursachen für Feldmerkmale bei der 1. Offenburger Ausgabe aufgelistet:
Abweichungen bei den Negativen der verwendeten Aufnahmen, Negativphase (selten)
Abweichungen in der Diapositivphase (beide Teile des Druckbogens betroffen)
Abweichungen bei der Übertragung des Pigmentpapiers auf den Druckzylinder (resp. korrekt Formzylinder)
Abweichungen beim Ätzvorgang des Formzylinders (z.B. unzureichend oder zu viel aufgebrachter Asphaltlack)
Abweichungen beim Druckvorgang (z.B. Staub, Dreck, Beschädigung des Formzylinders oder des Rakelmessers)
Bis auf den letzten Punkt kommen alle Ursachen als Erklärung für Feldmerkmale auf einem Teil der Auflage aus den nachstehenden Gründen nicht in Frage:
Negativphase, da das entsprechende Merkmal häufiger erscheinen müsste
Diapositivphase, da das Feldmerkmal dann auf beiden Schalterbogen auftreten müsste
Übertrag Pigmentpapier, das Feldmerkmal müsste über die gesamte Auflage erscheinen
Abweichung Ätzvorgang, das Feldmerkmal müsste über die gesamte Auflage erscheinen
Als einzige mögliche Ursache für die Teilauflage bleibt die Druckphase. Damit wären wir bei der grossen Frage: Was ist wann während des Drucks geschehen?
ErklärungsansatzI: Frage ich Briefmarkenprüfer oder andere Saarsammler nach der Ursache der Teilauflage, erhalte ich unisono die im Brustton der Überzeugung vorgebrachte Antwort: „Es wurden für den Druck des 12 Pfennig-Werts zwei unterschiedliche Druckplatten angefertig.“
Diese verblüffend simple Erklärung würde – so sie denn korrekt wäre – das Erscheinen von Feldmerkmalen auf nur einem Teil der Auflage sehr elegant erklären. Zuerst wurde eine erste Platte verwendet und diese nach einer gewissen Anzahl Drucktage – weshalb auch immer – durch eine zweite Platte ersetzt. Die erste Platte war unterschiedlich gestaltet und wies andere Feldmerkmale auf, als die zweite. Ist doch alles ganz logisch oder?
Denkt bitte über den vorgebrachten Erklärungsansatz genau nach – ohne lange dabei zu verweilen, dass bei der Herstellung sämtlicher Werte der 1. Offenburger Ausgabe gar keine Druckplatten, sondern Formzylinder zum Einsatz kamen – und betrachtet dabei das durchgehend auftauchende Merkmal von Feld 22AB. Na? Fällt der Groschen? Nein?
Das SHB listet zwar ganz erstaunliche 18 Feldmerkmale in Teilauflage (vgl. Folge I); was jedoch im Umkehrschluss bedeutet, dass 182 Markenfelder (ein Druckbogen 12 Pfennig-Wert = 200 Markenfelder) über die gesamte Auflage hinweg plusminus gleich bleiben. Es existieren mehr unveränderte Feldmerkmale über die gesamte Auflage und über alle sieben Drucktage hinweg, als Feldmerkmale, die ausschliesslich auf einigen wenigen Schalterbogen auftreten. Falls tatsächlich zwei Formzylinder (beim Rotations-Rastertiefdruck kommen selbstredend keine Druckplatten zum Einsatz) für den 12 Pfennig-Wert hergestellt worden wären, fändet ihr es nicht sehr erstaunlich, wenn diese sich nur auf ganz wenigen Markenfeldern unterscheiden würden? In der kommenden Folge schildere ich, wie die Formzylinder für die Werte der 1. Offenburger Ausgabe hergestellt wurden. Spätestens dann werdet ihr über die unglaubliche Naivität des hier kolportierten Erklärungsansatzes lächeln.
Erklärungsansatz II: Hierbei handelt es sich um eine Variation des ersten Erklärungsansatzes. Es wurden zwei Druckmaschinen eingesetzt. Dieser Ansatz wirft sogar noch mehr Fragen auf, als der erste. Unter anderem die Frage, weshalb – wenn es denn tatsächlich eine zweite Rotations-RastertiefdruckmaschinePalatia O gegeben hätte – diese a) nicht im Parallelbetrieb lief und b) nicht beim Druck sämtlicher folgender Werte zum Einsatz kam (der 12 Pfennig-Wert war ja erst der zweite Wert der 1. Offenburger Ausgabe nach dem 75 Pfennig-Wert, der bei Burda gedruckt wurde). Auch das Saarhandbuch schreibt unmissverständlich, dass „der Druck auf einer einzigen Bogentiefdruckmaschine Palatia O erfolgte“.
Im Verlauf der Druckphase kam es im Januar 1947 zu einem Ereignis, welches einige wenige Markenfelder veränderte, ohne die anderen Markenfelder zu berühren. Was war dies für ein Ereignis?
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In der nächsten Folge:
Der Faktor Maschine
Technische Details zur Rotations-RastertiefdruckmaschinePalatia O
Schilderung der Arbeitsschritte bei der Briefmarkenherstellung im Rastertiefdruckverfahren
Der Faktor Mensch
Die Erfahrungen der Mitarbeiter der Druckerei Franz Burda
Die Erfahrung des Gestalters Vytautas Kazimieras Jonynas mit der Briefmarkenherstellung im Rastertiefdruckverfahren
In diesem Beitrag hatte ich angekündigt, dass – bald 72 Jahre nach dem Druck der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) – eine der grossen Forschungsfragen beantwortet sei.
Worum geht es? Als Sammler der 1. Offenburger Ausgabe stellt ihr bei der Durchsicht des umfangreichen Verkaufsangebots wie auch eurer eigenen Sammlung mit der Zeit fest, dass offensichtlich einige Feldmerkmale seltener auftauchen, als andere. Dieses Phänomen ist durchaus keine Einbildung und zwei Erklärungen hierfür sind ziemlich offensichtlich:
Ein Feldmerkmal kommt nur auf dem A- resp. dem B-Bogen eines bestimmten Wertes vor und ist damit nur halb so häufig zu finden wie ein Feldmerkmal, welche auf beiden Teilen eines Druckbogens erscheint.
Es macht einen Unterschied, ob ein Feldmerkmal beispielsweise beim 25 Pfennig-Wert mit einer Auflage von 1 Mio. Marken auftritt, beim 12 Pfennig-Wert mit einer Auflage von 12 Mio. Marken oder beim 24 Pfennig-Wert mit 15 Mio.
Soweit, so klar. Nun wird es komplexer. Beim 12 Pfennig-Wert, mit dem wir uns in dieser Beitragsreihe beschäftigen werden, finden sich Feldmerkmale, die nicht nur aus vorstehenden Gründen selten sind, sondern weil diese Feldmerkmale nur auf den Druck- resp. Schalterbogen bestimmter Druckdaten erscheinen. Wir erinnernuns: Auf Schalterbogen französischer Provenienz wurde auf dem Bogenrand das Druckdatum des jeweiligen Bogens aufgedruckt. Der Druck des 12 Pfennig-Wertes erfolgte verteilt über sieben Drucktage. Da macht es für die Seltenheit – und damit auch für den Wert – eines bestimmten Feldmerkmals durchaus einen Unterschied, ob dieses ausschliesslich auf den Druckbogen eines Drucktages auftritt oder auf sämtlichen Druckbogen aller Drucktage.
Bislang wurde meines Wissens nach keine befriedigende Erklärung publiziert, weshalb beim 12 Pfennig-Wert auffällige Feldmerkmale wie beispielsweise die der Felder 1B, 6A, 77B, 94B oder 96B nicht über die gesamte Druckperiode resp. des Feldes 22AB nicht in derselben Ausprägung nachweisbar sind. In Katalogen und Handbüchern findet sich bei diesen Feldmerkmalen – falls dieser Umstand überhaupt Erwähnung findet – der Hinweis Teilauflage, ohne jedoch detailliert darauf einzugehen, in welchem Teil der Gesamtauflage denn nun diese Feldmerkmale zu finden seien. Für Sammler und Spezialisten ist dies ein äusserst unbefriedigender Zustand.
In diesem und fünf folgenden Beiträgen werde ich mit euch Schritt für Schritt die Lösung des Rätsels erarbeiten. Wir werden hierzu noch tiefer als in den vorhergehenden Beiträgen zu den wiederkehrenden Feldmerkmalen in die komplexen Abläufe des Rastertiefdrucks wie auch des gesamten Herstellungsprozesses eintauchen. Dabei erfahren wir viel über die – aus heutiger Sicht – turbulenten Bedingungen, die während des Drucks des 12 Pfennig-Werts über den Jahreswechsel 1946/47 herrschten. Die Vorarbeit bildet eine detaillierte Untersuchung von sehr vielen A- und B-Bögen des 12 Pfennig-Werts aller bekannten Druckdaten.
Diese Beitragsserie widme ich meinem langjährigen Gönner Hans-Jürgen Steffen, ohne dessen grosszügige Unterstützung diese Forschungsarbeit nicht hätte realisiert werden können.
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Folge II (dieser Beitrag)
Übersicht über die Beitragsserie
Beschreibung der Ausgangslage und der sich hieraus ergebenden Fragestellungen
Überblick über den augenblicklichen Stand der Forschung
Folge III
Beschreibung und Illustration der auffälligsten Feldmerkmale
Welche Ursachen kommen für diese Feldmerkmale in Frage?
Vorstellung des gängigen Erklärungsansatzes
Folge IV
Der Faktor Maschine
Technische Details zur Rotations-RastertiefdruckmaschinePalatia O
Schilderung der Arbeitsschritte bei der Briefmarkenherstellung im Rastertiefdruckverfahren
Der Faktor Mensch
Die Erfahrungen der Mitarbeiter der Druckerei Burda
Die Erfahrung des Gestalters Vytautas Kazimieras Jonynas mit der Briefmarkenherstellung im Rastertiefdruckverfahren
Der Faktor Zeit
Der Druckzeitraum/die Drucktage
Gesamtauflage und Druckkapazitäten
Folge V
Zuordnung einzelner Feldmerkmale zu Druckdaten resp. Bogennummern (vgl. Bogenrandsignaturen)
Welche Schlüsse lassen sich aus der Druckdatenbank der Sammlung Montclair ziehen?
Folge VI
Übersicht der Feldmerkmale aller 200 Felder eines Druckbogens des 12 Pfennig-Werts über die gesamte Druckperiode.
Schlussfolgerungen aus dem vorliegenden Material
Folge VII
Zusammenfassung der einzelnen Teilaspekte und Präsentation des Forschungsergebnisses
Die Publikation der Beiträge erfolgt im Abstand von 4 Tagen, während meiner Ferien in Frankreich.
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Die Übersicht über die Beitragsserie ist hiermit abgehakt. Nun wenden wir uns der Beschreibung der Ausgangslage und den sich hieraus ergebenden Fragestellungen zu.
Schon dem Altmeister der Forschung zu den französischen Ausgaben für das annektierte Saarland, Paul Staedel (1) war bei den Forschungen zu seiner wegweisenden Studie Étude des timbres-poste et oblitérations de la Sarre 1945-1955 aufgefallen, dass nicht alle von ihm beschriebenen Feldmerkmale auch durchgehend auf allen Schalterbogen zu finden waren.
Er begann diese Feldmerkmale ganz grob nach deren Erscheinen auf den – wie wir seit dem Beitrag über Bogenrandsignaturen der 1. Offenburger Ausgabe wissen – durchgehend mit ihrem Druckdatum versehenen Schalterbögen zu bestimmen.
Insgesamt führt Paul Staedel in den Étude acht Feldmerkmale auf, die nicht auf allen Schalterbogen zu finden sind:
Feld 1B
Feld 6AB
Feld 6A
Feld 22AB
Feld 24B
Feld 41A
Feld 71A
Feld 96B
Alle, bis auf Feld 24B, grenzt er durch Angabe von Druckdaten enger ein. Ein Beispiel aus den Étude, Seite 21:
6j [entspricht 12 Pfennig, Feld 6A]: Gros point blanc dans le premier A (sur les planches du 30-31/12/46 et 2-3/1/47)
Wir wissen wir nicht, wie Staedels Datenbasis beschaffen war und über welche Informationen er 1955. als er die Étude schrieb, verfügte. Was jedoch beim Studium der Étude auffällt: Das Druckdatum 4/1/47, also der Samstag, 4. Januar 1947, kommt im Zusammenhang mit dem 12 Pfennig-Wert der nicht vor. Merkt euch dieses Datum. Wir werden im weiteren Verlauf dieser Beitragsserie sehen, dass dieser erste Samstag des Jahres 1947 für unsere Forschungen noch eine wichtige Rolle spielen wird.
Nach Paul Staedels Étude erschien ab 1958 das Handbuch der Postwertzeichen des Saargebietes und des Saarlandes mit allen philatelistischen Nebengebieten, kurz Saarhandbuch (SHB) genannt.
Herausgeber des Saarhandbuches war der Landesverband der Briefmarkensammler des Saarlandes e.V., Saarbrücken. Mit den ersten drei Lieferungen des SHB zwischen Mai 1958 und März 1960 wurde auf 50 reich bebilderten Seiten das für uns interessante Kapitel 402 über die Briefmarkenausgabe 1. Offenburger Ausgabe publiziert.
Das SHB listet für den 12 Pfennig-Wert im Kapitel 402, S. 21-23, die nachstehenden Feldmerkmale mit dem Hinweis auf Teilauflage:
Feld 10A
Feld 22AB
Feld 26A
Feld 32AB
Feld 37AB
Feld 44A
Feld 48A
Feld 53A
Feld 55A
Feld 61B
Feld 77AB
Feld 79A
Feld 94B
Feld 96B
Wir lassen diese durchaus beeindruckende Auflistung von 18 Feldmerkmalen von theoretisch möglichen 200 für den Moment unkommentiert stehen. Wir werden im Verlauf der Beitragsserie sehen, wo das SHB richtig und wo es falsch lag.
Der Catalogue F.S.A. 1960 spécialisé des Timbres de la Sarre 3e Edition gibt bei den 6 gelisteten Feldmerkmalen für den 12 Pfennig-Wert (201 d-i) keinerlei Hinweise auf Feldmerkmale, welche nur in einem Teil der Gesamtauflage vorkommen. Die 4e Edition des Catalogue F.S.A. von 1964 listet zwar ein Feldmerkmal mehr (201 j), aber ebenfalls keine Teilauflagen.
Kleines Detail am Rande: Das Kürzel F.S.A. steht für Franco-Sarroise-Allemande, also französisch-saarländisch-deutsch. Das saarländisch gesondert aufgeführt wird, hat nichts mit dem manchmal unverständlichen Dialekt zwischen Blies, Saar und Mosel zu tun, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass die Saarländer nicht nur eine eigene Verfassung, sondern von 1948 bis zum Anschluss an die BRD 1957 auch ihre eigene Staatsbürgerschaft besassen. Sie waren Sarrois.
Welche Informationen können wir hinsichtlich Feldmerkmalen, welche nur in einem Teil der Auflage vorkommen, den MICHEL® Briefmarken-Katalogen aus dem Schwaneberger-Verlag entnehmen?
Der MICHEL® listet in seiner 2017er-Ausgabe für das Feld 96B: dicker Punkt in „2“ der Wertangabe „12“ (Feld 96, Bg. B, Teilaufl.). Dieser Eintrag findet sich gleichlautend in den Saar-Katalogen von 2002, 2003 und 2004.
Die frappanten Unterschiede zwischen den einzelnen Autoren/Redaktionen sind erstaunlich, finden Sie nicht auch?
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So! Wie ist der Stand der Forschung heute?
Paul Staedel mit seiner Unterscheidung der unterschiedlichen Druckdaten ist vorläufig das Mass aller Dinge.
Das Saarhandbuch erwähnt mehr Feldmerkmale mit dem Vermerk Teilauflage als Staedel, gibt jedoch keinerlei Hinweise auf die Druckdaten. Wie aktuell ist die Arbeit des SHB aus heutiger Sicht?
Der Catalogue F.S.A erwähnt das Thema „Teilauflage“ nicht.
Der MICHEL® listet seit 2002 ein einziges Feldmerkmal mit dem Hinweis auf Teilauflage.
Was allen Autoren/Redaktionen gemeinsam ist: Sie bleiben ihren Lesern eine Erklärung für die nur in Teilauflage auftretenden Feldmerkmale schuldig. Hinweise, auf welchen Bögen der Sammler nach den Feldmerkmalen suchen soll, bietet ausschliesslich die Étude von Staedel und diese könnt ihr nur noch antiquarisch erwerben.
(1) Paul Staedel war ein hoch dekorierten Widerstandskämpfer des FFI, eingefleischter Europäer, Briefmarkenhändler und ausgewiesener Saar-Spezialist aus Illkirch-Graffenstaden, Departement Bas-Rhin
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Wie ihr wisst, beinhaltet SAARPHILA auch die Forschung zu ungelösten Fragen rund um die Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.
Eine Frage, die über lange Jahre für rauchende Köpfe gesorgt hat, konnte beantwortet werden.
Zu den Feldmerkmalen des 12 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I), die nicht über die gesamte Druckperiode nachweisbar sind (Stichwort: sekundäres Feldmerkmal) – dies sind die Merkmale der Bogenfelder 1B, 6A, 77B, 94B und 96B – existierten verschiedene Entstehungstheorien.
Einige Sammler sind überzeugt, dass für den Druck der Gesamtauflage von 12’020’000 Stück, das entspricht 61’100 Druckbogen eine zweite Rotations-Rastertiefdruckmaschine vom Typ Palatia O verwendet wurde. Andere gehen davon aus, dass aufgrund der vergleichsweise hohen Auflage die Abnutzung des Formzylinders so hoch war, dass dieser ausgetauscht und durch einen anderen Formzylinder ersetzt werden musste.
Beide Versionen sind falsch. Wollt ihr wiessen, was im Winter 1946/47 tatsächlich geschah?
Ich schreibe und illustriere derzeit die entsprechende Beitragsserie mit gesamthaft sechs Teilen. Diese Serie wird voraussichtlich Ende August 2018 hier im SAARPHILA-BLOG erscheinen. Bleibt dran!