Feldmerkmale – 2 Pfennig (I)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

Mit diesem Beitrag beginne ich die angekündigte Beitragsreihe über die vielfältigen Feldmerkmale der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe).

Braucht es wirklich eine weitere Auflistung von Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe, mögt ihr euch fragen. Sind im Michel nicht bereits 109 Plattenfehler (sic!) katalogisiert, für welche der Philotax auch die entsprechenden Abbildungen beisteuert? Neben diesen beiden, im deutschsprachigen Raum weit verbreiteten Katalogen, existieren sogar noch weitere Werke, die jedoch nur noch antiquarisch erhältlich sind, in welchen diese Feldmerkmale ausführlich behandelt werden:

Diese Werke habe ich bereits in vorhergehenden Beiträgen ausführlich vorgestellt. Und dann gibt es ja auch noch das Handbuch der Postwertzeichen des Saargebietes und des Saarlandes, dessen Kapitel 402 und 403 die Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar sowie den Malstatt-Burbacher Druck und deren Feldmerkmale sehr ausführlich behandeln.

Alle vorstehenden Werke weisen jedoch Mängel und Lücken auf. Da wären:

    • eine unzureichende Anzahl Abbildungen
    • häufig unverständliche bis falsche Beschreibungen der Merkmale
    • uneinheitliche Begriffsverwendung bei der Beschreibung
    • uneinheitliche Handhabung der Listung oder Auslassung von Merkmalen innerhalb der einzelnen Werke
    • die Angaben aller oben aufgezählter Werke stammen aus den 1950er-Jahren

Die Angaben im Michel gründen in den meisten Fällen auf End/Becker sowie Saarhandbuch und wurden in den vergangenen Jahrzehnten im wesentlichen unverändert von Ausgabe zu Ausgabe übernommen. Der Philotax hat dann vielen für seinen Saar-Katalog vom Michel blind übernommen. Daher basieren die Angaben im Michel sowie im Philotax schlussendlich auf veralteten Informationen. Aktuelles zum Thema Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe müsst ihr euch mühsam aus unterschiedlichen Quellen zusammensuchen. Ihr seht, es besteht durchaus Bedarf für eine aktuelle Auflistung der Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe.

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Die Beitragsreihe Weisse Wolke über dem Storchennest basiert auf meinen langjährigen Untersuchungen der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Die von mir verwendete Unterteilung unterscheidet sich von denen anderer Kataloge, da ausschliesslich die Werte des abgeschlossenen Sammelgebietes Territoire de la Sarre en tant que colonie française, das „de facto“ vom 22. Februar 1946 bis zum 17. Dezember 1947 bestand (vgl. hier), behandelt werden. Dieses Sammelgebiet, auch als Französisches Protektorat Saarland bezeichnet, besteht aus den Werten der Briefmarkenausgaben:

    • Wappen und Dichter
    • 1. Offenburger Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten (BuS I)
    • 2. Offenburger Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten (BuS II)
    • Malstatt-Burbacher Druck (MB

Die 13 im Buchdruck überdruckten Werte des Malstatt-Burbacher Drucks weisen jeweils zwei Typen auf:

    • Typ I = Druck auf Marken der 1. Offenburger Ausgabe
    • Typ II = Druck auf Marken der 2. Offenburger Ausgabe

Hinzu kommen sieben Werte, mit abweichenden Wasserzeichenorientierungen (F/S) oder Abstandsvarianten des Überdrucks (e/w).

Die vorhandenen Kataloge zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe bezeichnen diese entweder mit Kleinbuchstaben (End/Becker, Staedel, F.S.A.) oder mit römischen Ziffern (Michel). Beide Systeme haben den Nachteil, dass sich Benutzern das zugehörige Bogenfeld nicht sofort erschliesst und bei sehr vielen Feldmerkmalen schnell i, j und l verwechselt resp. römische Ziffern unhandlich werden. Die Feldmerkmale werden darüber hinaus ohne erkennbare Ordnung aufgeführt; bspw. Merkmal I vom Feld 100 oder Merkmal e vom Feld 1.

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Genug der Vorrede. Beginnen wir mit den Feldmerkmalen des 2 Pfennig-Wertes. Ich werde jeweils einen Markenstreifen aus fünf Marken vorstellen und diesen jeweils in zwei Beiträgen vollständig beschreiben.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 1-5
2 Pfennig, B-Bogen, Felder 1-5

Von den bisherigen Katalogen und Werken führt ausschliesslich das ziemlich genaue SHB das Feld 2AB als Feldmerkmal: „Kontur über der 2“, bietet jedoch keine Abbildung. Wisst ihr, wie eine „Kontur über der 2“ aussieht? Nein? Ich ebenfalls nicht. Dazu später mehr.

Feld 1

Wir schauen uns zuerst die Marken vom Feld 1AB genauer an (oben A-Bogen, unten B-Bogen). Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe.

Schön zu erkennen ist die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (rechts, 2.-4. Zahnloch von oben).

Feldmerkmale

    • AB: „verwaschener Farbfleck links am Anstrich der Wertangabe 2“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

    • AB (B schwach): „verwaschener Farbfleck am Himmel rechts von der Kirchturmspitze“

    • B: „kräftiger Farbfleck am Himmel rechts von der Kirchturmspitze“

Von den gefundenen Feldmerkmalen wäre einzig das Hauptmerkmal, der verwaschene Fleck am Anstrich der Wertziffer 2, für eine Katalogisierung auffällig genug. Die anderen Feldmerkmale taugen hierzu nicht: zu unauffällig resp. Verwechslungsgefahr.

Fazit: Ich erwähne dieses Feldmerkmal, katalogisiere es jedoch nicht.

Feld 2

Wieder zuerst die Marke vom A-Bogen, dann vom B-Bogen.

Feldmerkmale

AB: „rechter, unterer Bildrand rechts oberhalb der Wertangabe 2 eingedellt, die Delle weist einen dunklen Rand – Augenbraue (vgl. hier)- auf; feine, unregelmässig geschwungene Farblinie vom Rand des Strebs zwischen Bildrand und Wertangabe hindurch bis auf den Markenrand“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

Ausserdem: Die unregelmässig geschwungene Farblinie ist die „Kontur über der 2“, mit der das Saarhandbuch das Feldmerkmal Feld 2AB äusserst knapp und unvollständig beschreibt.

Schön zu erkennen ist bei dieser Abbildung wieder die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (links, 2.-4. Zahnloch von oben).

Bei dem beschriebenen Feldmerkmal handelt es sich um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Von wiederkehrenden Feldmerkmalen sprechen wir, sobald dasselbe Feldmerkmal bei mindestens zwei verschiedenen Werten – in der Regel mit demselben Bildmotiv – vorkommt. Diese übereinstimmenden Feldmerkmale müssen dabei nicht zwingend auf dem gleichen Bogenfeld auftreten. Wir finden das von mir als Augenbraue bezeichnete Merkmal auch beim

    • 3 Pfennig-Wert, Feld 88AB (Erstpublikation)
    • 8 Pfennig-Wert, Feld 44AB
    • 10 Pfennig-Wert, Feld 4AB
3 Pfennig, Feld 88AB
8 Pfennig, Feld 44AB
10 Pfennig, Feld 4AB

Wiederkehrende Feldmerkmale bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe entstanden durch Diapositivmontage bei der Herstellung des Diapositivbogens für einen neuen Wert. In diesem Fall wurden die Diapositivstreifen des 10 Pfennig-Werts, der zeitlich von den vier Werten zuerst gedruckt wurde, für die Herstellung der Diapositivbögen der Werte zu 8 Pfennig, 3 Pfennig und zuletzt für die Werte des 2 Pfennig-Werts verwendet, wodurch das Feldmerkmal „mitwanderte“, wenn auch jeweils auf ein anderes Bogenfeld.

Fazit: Ich katalogisiere dieses Feldmerkmal als:

2 Pfennig Feld 2AB: „rechter, unterer Bildrand rechts oberhalb der Wertangabe 2 eingedellt, die Delle weist einen dunklen Rand – Augenbraue – auf; feine, unregelmässig geschwungene Farblinie vom Rand des Strebs zwischen Bildrand und Wertangabe hindurch bis auf den Markenrand“. Hinweis: wiederkehrendes Feldmerkmal 3 Pfennig Feld 88AB, 8 Pfennig Feld 44AB, 10 Pfennig Feld 4AB

Die Erwähnung des Feldmerkmals im SHB wird in einer Fussnote festgehalten.

Die weiteren Bogenfelder 3-5 werden wir im kommenden Beitrag behandeln.

Bis dann

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Beiträge zu wiederkehrenden Feldmerkmalen

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#saarphila #saarphilatelie

Feldmerkmale – Ein Feldmerkmal mit „Doppelschlag“

Hallo

Ich sollte vielleicht weniger auf ebay stöbern, sonst wird es noch lange dauern, bis ich die Beitragsserie zu den einzelnen Werten der Freimarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vervollständigt habe

Aufgefallen ist mir dieses Angebot mit drei in Michel-Katalogen aufgeführten Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I):

Mein Blick blieb immer wieder an dem Viererblock des 6 Pfennig-Werts hängen. Irgend etwas stimmte mit diesen Marken nicht, doch ich kam nicht sofort darauf, was es war. Das Feldmerkmal war nicht das eigentlich spannende Element dieses Viererblocks. Schauen Sie selbst:

6 Pfennig, Viererblock (Felder 23, 24, 33, 34)

Der Viererblock weist einen gut erkennbaren Doppelschlag des Zähnungskamms der Titan Flachperforiermaschine auf. Wie konnte es dazu kommen?

Jeweils vier übereinanderliegende Druckbogen wurden von Mitarbeitern der Druckerei Franz Burda mit dem unteren Rand in die Greifer der Perforiermaschine eingelegt. Diese Greiferspuren erkennt man bei nahezu allen Schalterbögen der 1. Offenburger Ausgabe. Nach dem Einspannen zog die Perforiermaschine die vier Druckbogen mit gleichmässiger Geschwindigkeit unter dem sich auf- und niederbewegenden Zähnungskamm durch, wodurch im Idealfall sämtliche Marken einheitlich mit dem Zahnungsmass K14 perforiert wurden. Wenn jedoch der Zähnungskamm – aus welchem technischen Grund auch immer – einen Doppelschlag ausführte, waren die Druckbogen bereits von den Greifern etwas weiter durch die Maschine gezogen worden.

Ergebnis: Die betroffenen waagerechten Markenreihen erhalten am unteren Markenrand eine zweite Reihe Perforationslöcher und die seitlichen Markenzähne sind so gut wie nicht vorhanden. Die Marken der betroffenen Markenreihe wirken im Vergleich zu anderen Marken schmaler (siehe vorstehende Abbildung).

Hier noch die gummierte Seite des Viererblocks, auf welcher ihr die Doppelzähnung noch klarer erkennen könnt.

Wie ist nun mein Neuzugang zu bewerten? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Marken der 1. Offenburger Ausgabe mit Doppelschlag werden nach meiner Marktkenntnis selten angeboten. Der Verkäufer meines Exemplars hat die Besonderheit nicht erkannt und so konnte ich das Los für unter Euro 6 erwerben.

Eine einzelne Marke mit Doppelschlag ist auf den ersten Blick schwer zu erkennen, ausserdem dürften die nahezu fehlenden seitlichen Markenzähne die meisten Käufer verschrecken.

Für eine Bewertung würde ich für den vorliegenden Viererblock rechnen:

    • Euro 0,10 für den guterhaltenen, farbfrischen Viererblock plus
    • Euro 0,20 für ungebrauchte Erhaltung mit Originalgummi plus
    • Euro 0,25 für das Feldmerkmal

Macht Euro 0,55 für den Viererblock ohne Berücksichtigung des Doppelschlags. Mit Doppelschlag sind Euro 11 meine Schätzung.

Ich appliziere also einen Faktor 20 für den Doppelschlag, was bereits die Autoren des Saarhandbuchs im Kapitel 402,49 vorschlugen.

Ach ja, … ich bin euch noch das im Michel-Katalog unter römisch III aufgeführte Feldmerkmal schuldig:

6 Pfennig, Feld 23AB: Dunkler Farbfleck auf dem linken Hosenbein des Bergmanns

Über den Link gelangt ihr zu dem Beitrag über eine weitere Perforationsanomalie bei den A-Bögen der kleinformatigen Werte der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Bis dann

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#saarphila #saarphilatelie

SAARPHILA – Jahresrückblick 2018

Hallo

Schon wieder ist ein Jahr vorüber. Mich beschleicht manchmal das Gefühl, je älter man wird, desto schneller scheinen die Jahre an einem vorüberzuziehen. Geht es euch genauso? Obschon, es ist seltsam: einige Tage, manchmal sogar Wochen, scheinen endlos zu sein. Und der nächste Tag ist vorbei, bevor man seinen ersten Kaffee ausgetrunken hat.

Wie dem auch sei. Ich nehme mir im letzten Beitrag für dieses Jahr die Musse, zurückzublicken. Ihren Blick auf den einen oder anderen Beitrag zu lenken, der mir am Herzen liegt. Ein weiteres Ziel dieses Rückblicks soll sein, neuen Lesern des SAARPHILA-BLOGs einen geordneten Überblick zu verschaffen, über welche Themen der Saarphilatelie ich in den zurückliegenden zwölf Monaten geschrieben habe.

Einen Ausblick auf meine geplanten Beiträge des kommenden Jahres unterlasse ich, getreu dem Motto: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!“

Euch wünsche ich an dieser Stelle ruhige und besinnliche Festtage, einen guten Rutsch und viel Gesundheit im Jahr 2019.

Genug der Vorrede. Hier ist der Rückblick 2018.

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Die Beitragsserie, welche mir in den vergangenen zwölf Monaten am meisten am Herz lag, für welche ich über Jahre hinweg recherchierte und dann in wenigen Wochen – zumeist unter den Palmen am Strand von Narbonne sitzend – publizierte, war der bahnbrechende Artikel über die rätselhaften Feldmerkmale beim 12 Pfennig-Wert, die nicht über die gesamte Auflage hinweg auftreten. In dieser siebenteiligen Beitragsserie habe ich auch eine Vielzahl an Informationen zur Entstehung der 1. Offenburger Ausgabe in den Jahren 1946/47 einfliessen lassen. Eines dieser rätselhaften Feldmerkmale ist interessanterweise ein wiederkehrendes Feldmerkmal.

Sie können die Beitragsserie nachlesen:

Ein weiteres Thema der Saarphilatelie, welches mich über das gesamte vergangene Jahr immer wieder beschäftigte, und von welchem ich überzeugt bin, dass es mich auch im kommenden Jahr 2019 weiterhin beschäftigen wird, ist das Bildmotiv Saarschleife bei Mettlach (Grand boucle de la Sarre). Dieses Bildmotiv wurde in der relativ kurzen Zeitspanne der Saarphilatelie bis in die aktuelle Gegenwart immer wieder postalisch verwendet.

    • Briefmarkenausgaben und Ganzsachen des Saargebiets
    • Ganzsachen des Deutschen Reiches nach 1935
    • Briefmarkenausgaben während der französischen Annexion des Saarlandes
    • Briefmarkenausgaben des autonomen Saarlandes
    • Briefmarkenausgaben der Bundesrepublik Deutschland
    • Briefmarkenausgaben der Privatpost Saarriva

Der Saar-Sammler findet in diesem Bildmotiv nicht nur eine seltene und historisch bedeutsame Konsistenz; eine wichtige Erkenntnis aus dieser Beitragsserie ist der von mir geleistete Nachweis, dass Vytautas Kazimieras Jonynas, der litauische Entwerfer der Bildmotive für die Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, für den Entwurf nicht persönlich an der Saarschleife weilte, sondern – Ironie der Geschichte – eine zu Propagandazwecken der Nazis erstellte Ansichtskarte aus dem Jahr 1934 als Vorlage verwendete. Diese Ansichtskarte ist Teil einer ganzen Serie von Bildpostkarten mit Sujets aus dem Saarland. Zu dieser von Josef Bürckel, dem Saarbeauftragten des Reichskanzlers Adolf  Hitler, initiierten Bildpostkartenserie des Saar-Hilfswerks, einer der vielen verdeckten Organisationen der NSDAP, habe ich noch einen separaten Beitrag geschrieben.

Die spannenden Beiträge über die Grosse Saarschleife bei Mettlach können Sie hier nachlesen:

Des Weiteren habe ich mich im vergangenen Jahr mit den wiederkehrenden Feldmerkmalen beschäftigt. Wiederkehrende Feldmerkmale sind Abweichungen vom gewünschten Druckbild, welche regelmässig nicht nur auf den Bögen eines Wertes, sondern auch auf Bögen anderer Werte der 1. Offenburger Ausgabe – meist mit demselben Bildmotiv – auftreten.

Ich habe bislang sieben Beiträge zu wiederkehrenden Feldmerkmalen , welche bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe auftreten geschrieben und ich gehe davon aus, dass diese Zahl nicht abschliessend ist. Der zweite Beitrag enthielt zugleich noch eine Erstpublikation eines – wirklich nicht unauffälligen – Feldmerkmals. Darüber hinaus werden Ihnen die Beiträge helfen, die korrekten Feldmerkmale von den häufigen Amis Faux zu unterscheiden. Amis Faux, dieser von mir kreierte und im April 2016 während eines Vortrages vor der ArGe SAAR erstmals verwendete Begriff, umfasst Feldmerkmale, die aufgrund mangelhafter Beschreibung und fehlender Abbildungen in den gängigen Standard- und Spezialkatalogen aus dem Hause Michel schnell mit gelisteten und höherpreisigen Marken verwechselt werden können.

Die für den Saar-Sammler wichtigen und für die Durchdringung des Sammelgebietes nicht zu unterschätzenden Themen Briefmarken-Kataloge und Katalognummern habe ich ebenfalls in einigen Beiträgen behandelt:

Als versierte Leser des Saarphilatelie-Blogs wisst ihr sicher, dass ihr die aktuellsten und klarsten Informationen zu Feldmerkmalen bei den Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar hier auf dem Saarphilatelie-Blog erhaltet. Ein Beispiel:

Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.

Ich werde euch auch im kommenden Jahr zuverlässig über neu entdeckte Feldmerkmale informieren. Da können verkrustete und von Grossanbietern beherrschte – von wegen Neutralität – Strukturen wie beim Schwaneberger-Verlag mit seinen Michel-Produkten weder hinsichtlich Aktualität noch in Bezug auf die Ausführlichkeit der Beschreibung resp. Illustration mithalten.

Ich habe am Beginn dieses Beitrages geschrieben, dass ich einen Ausblick auf meine geplanten Beiträge des kommenden Jahres unterlassen werde.  Daran halte ich mich. Eines versichere ich euch jedoch: weiterhin Aktualität, Qualität und Informationen aus erster Hand. Bleibt dran!

Bis dann

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Wiederkehrende Feldmerkmale (VII) – Fleck über Handgelenk

FOLGE 6

Hallo

Wiederkehrende Feldmerkmale; zum siebten Mal ist dies der Titel eines meiner Beiträge. Und wieder wird es spannend, sind doch zwei der drei vorgestellten Feldmerkmale im Michel Saar Spezial als Plattenfehler (sic!) gelistet.

Von wiederkehrenden Feldmerkmalen sprechen wir, sobald dasselbe Feldmerkmal bei zumindest zwei verschiedenen Werten – in der Regel mit demselben Bildmotiv – vorkommt. Diese Feldmerkmale müssen dabei nicht zwingend auf dem gleichen Bogenfeld auftreten.

12 Pfennig, Feld 22 AB (hier A, früher Druck)

Die vorstehende Abbildung zeigt das Feldmerkmal dunkler Fleck oberhalb des linken Handgelenks, das beim 12 Pfennig-Wert auf Feld 22AB vorkommt und in Michel-Katalogen als Merkmal II gelistet ist.

10 Pfennig, Feld 1AB (hier A)

Diese Abbildung zeigt dasselbe Feldmerkmal beim 10 Pfennig-Wert, bei welchem es auf Feld 1AB erscheint. In Michel-Katalogen gelistet als Merkmal IV.

6 Pfennig, Feld 31AB (hier A)

Weniger bekannt, da aufgrund der sehr dunklen Farbe dieses Wertes schwerer zu erkennen, ist dasselbe Feldmerkmal beim 6 Pfennig-Wert. Der dunkle Fleck oberhalb des linken Handgelenks tritt hier beim Feld 31AB auf. Weshalb dasselbe Feldmerkmal bei diesem Wert nicht in den Michel-Katalogen gelistet wird, weiss ich nicht. Es passt jedoch sehr gut zu der leider langen Liste der Fehler und Inkonsistenzen dieses Kataloges. Nicht, dass das Merkmal in anderen Werken erwähnt wird.

Bei anderen Werten zu 2, 3 sowie 8 Pfennig mit demselben Bildmotiv der 1. Offenburger Ausgabe tritt der dunkle Fleck oberhalb des linken Handgelenks nicht auf. Zumindest habe ich dieses bei den Werten nicht gefunden.

Warum erscheint dieses Feldmerkmal nicht auf den anderen Werten mit dem gleichen Bildmotiv? Nun, die Werte zu 2, 3 sowie 8 Pfennig wurden zeitlich nach den Werten zu 6, 10 und 12 Pfennig gedruckt. Ich gehe davon aus, dass das Feldmerkmal inzwischen bemerkt wurde. Für die Druckerei stellte das Feldmerkmal, über welches wir uns heute freuen, eine ungewollte Abweichung vom gewünschten Ergebnis dar. Es wurde retuschiert, resp. bei der Diapositivmontage entfernt.

Die Identifikation dieser drei Feldmerkmale als wiederkehrend ist eine weitere Erstpublikation.

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Steckbrief des 6 Pfennig-Werts
    • Wert: 6 Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: schwärzlichgrün
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 5.-7. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 17. Februar 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 3’000’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 2’995’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Feldmerkmal: Feld 31AB, „dunkler Fleck oberhalb des linken Handgelenks“ (Erstpublikation)

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Steckbrief des 10 Pfennig-Werts
    • Wert: 10 Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: purpurviolett
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 12.-14. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 7. März 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 4’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 3’990’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil des Restbestandes wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 1 F überdruckt
    • Feldmerkmal: Feld 1AB, „dunkler Fleck oberhalb des linken Handgelenks“

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Steckbrief des 12 Pfennig-Werts
    • Wert: 12 Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: dunkelolivgrün
    • Papier: dünnes, glattes, grauweisses Wasserzeichenpapier
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: sowohl mit fallenden wie auch mit steigenden Wellenlinien verausgabt
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 30./31. Dezember 1946, 2.-4. sowie 6.-9. Januar 1947
    • Erstausgabedatum: 20. Januar 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 12’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 8’250’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Etwa 3’600’000 Marken (!) wurden für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit dem Wert 2 F überdruckt
    • Feldmerkmal: Feld 22AB, „dunkler Fleck oberhalb des linken Handgelenks“

Diese Buttons bringen euch zu den anderen Beiträgen über wiederkehrende Feldmerkmale bei der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

FOLGE 1FOLGE 2FOLGE 3FOLGE 4FOLGE 5FOLGE 6

Bis dann

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#saarphila #saarphilatelie

Basiswissen Philatelie (XI) – Definition Feldmerkmal

Hallo

Ein Sammlerkollege aus der sehr empfehlenswerten Facebook-Gruppe WhatsBriefmarken.de hat mich gebeten, eine Definition für den Begriff Feldmerkmal zu erarbeiten.

Feldmerkmale und ihre Erscheinungsformen habe ich in Bezug auf die Werte der 1. Offenburger Ausgabe an dieser Stelle bereits in einigen Beiträgen behandelt (bspw. hier), weshalb ich dieser Bitte gerne Folge leiste.

Briefmarken, die im Bogendruck (Druckplatte, Formzylinder mit oder ohne Gummituchzylinder) hergestellt wurden oder werden, können am Bildmotiv und/oder auf dem Markenrand Abweichungen vom vorgesehenen Druckbild, sogenannte Feldmerkmale, aufweisen.

Beispiel für im Bogendruck hergestellt Briefmarken

Diese Abweichung haben ihre Ursache in:

    • Druckvorstufe
    • Druckvorgang
    • Beschädigung des Druckmaterials bei Unterhalt, Pflege, Reinigung etc.
    • Abnützung des Druckmaterials

Die Abweichungen können sporadisch oder regelmässig auftreten und betreffen dabei entweder die Gesamtauflage oder nur einen Teil der Auflage.

Zu den sporadisch auftretenden Abweichungen gehören beispielsweise Druckzufälligkeiten wie der Butzendruck (vgl. Erklärung am Schluss des Beitrags). Für den Philatelisten von besonderem Interesse sind die regelmässig auftretenden Abweichungen, auch Feldmerkmale oder – beim seltenen Plattendruckverfahren – auch Plattenfehler genannt, die auf allen oder einem grösseren Teil der hergestellten Druckbogen ein bestimmtes Bogenfeld und damit eine bestimmte Briefmarke aus dem Druckbogen kennzeichnen. (1)

  

Die Abbildungen zeigen 12 Pfennig-Werte der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I). Links ohne Feldmerkmal und recht das Feldmerkmal Endstrich der 2 der Wertangabe 12 fehlt vom Feld 60AB (hier vom B-Bogen).

In einigen Sammelgebieten werden bestimmte regelmässig und im grösseren Stil auftretende Abweichungen vom Druckbild auch als Typen bezeichnet. Ein bekanntes Beispiel stammt aus den – ebenfalls von Vytautas Kazimieras Jonynas gestalteten und bei der Druckerei Franz Burda im Rotations-Rastertiefdruckverfahren hergestellten – Länderausgaben der Zone d’occupation française en Allemagne: Rheinland-Pfalz, 15 Pfennig, Bildmotiv Karl Marx.

  

Die linke Abbildung zeigt Type I, K von Karl ohne Serife. Die rechte Abbildung Type II, K von Karl mit Serife.

Feldmerkmale können fehlende Bestandteile des Markenbildes (vgl. Abbildung der 12 Pfennig-Werte) oder – häufiger – hinzugekommene Bestandteile, wie beispielsweise Striche, Flecken oder Linien sein. Die Karl Marx-Marke links weist zum Beispiel je einen kleinen Farbfleck auf der linken Wange und auf dem Haar links auf, welche auf der Marke rechts fehlen.

Wir können verschiedene Erscheinungsformen von Feldmerkmalen unterscheiden. Unter anderem:

    • Reihenmerkmale, die sämtliche Marken einer bestimmten senkrechten oder waagerechten Bogenreihe kennzeichnen
    • Wiederkehrende Feldmerkmale, die bei einem anderen Wert mit demselben Bildmotiv auf einem anderen Bogenfeld auftreten
    • Feldmerkmale in Teilauflage, die nachweislich nur während einer bestimmten Zeitspanne gedruckt wurden; diese Feldmerkmale wurden entweder innerhalb der Druckperiode durch eine Retusche entfernt oder sind durch eine Retusche resp. eine Beschädigung des Druckmaterials während des Drucks entstanden

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Definition Feldmerkmal

Der Begriff Feldmerkmal bezeichnet bei Briefmarken eine Abweichung des Markenbildes vom gewollten Zustand. Das Feldmerkmal tritt entweder über die gesamte Auflage oder einen Teil derselben auf demselben Bogenfeld eines Wertes auf. Wir unterscheiden bei den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar:

    • Primäre Feldmerkmale: Diese entstehen während der Negativ- oder Diapositivphase der Herstellung – somit lange vor der Druckphase – und kommen in gleicher Ausprägung auf beiden Schalterbögen (A- und B-Bogen) vor. Bei primären Feldmerkmalen existieren an dem betroffenen Bogenfeld keine einwandfreien Marken. Kann es auch nicht geben, da die Abweichung schon von Beginn des Druckprozesses an vorhanden ist. Häufig sind primäre Feldmerkmale gleichzeitig auch wiederkehrende Feldmerkmale. Primäre Feldmerkmale können in der Druckphase während einer Wartung durch Retusche entfernt werden und treten in diesem Fall bloss auf einem Teil der Auflage auf; die Retusche hinterlässt jedoch sichtbare Spuren (selten).
    • Sekundäre Feldmerkmale: Diese entstehen bei der Erstellung der Druckform/des Druckzylinders bei der Übertragung des Pigmentpapier oder später durch unsachgemässes Aufbringen des Asphaltlackes zur Abdeckung von Konturen und Stössen. Sekundäre Feldmerkmale kommen nur auf einem der beiden Schalterbögen (A- oder B-Bogen) vor. Sekundäre Feldmerkmale können in der Druckphase während einer Wartung durch Retusche entfernt werden und treten in diesem Fall bloss auf einem Teil der Auflage auf (selten).
    • Tertiäre Feldmerkmale: Diese entstehen in der Regel durch Beschädigungen des Druckzylinders während des Druckvorgangs, beispielsweise beim Einbau des Druckzylinders/der Druckform oder deren Reinigung (in ganz wenigen Fällen könnte eine Retusche Ursache neu auftauchender, tertiärer Feldmerkmale sein). Auch eine Verschmutzung durch Fremdkörper kann Abweichungen auf dem Markenbild hervorrufen, die jedoch nur auf wenigen Bogen vorkommen (Druckzufälligkeit). 

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Definition Butzendruck

Der Begriff Butzendruck. Ein Butzen entsteht beim Druck durch die Anlagerung von kleinen Staub-, oder Schmutzpartikeln auf dem druckenden Element (Druckplatte, Druckzylinder oder beim Offset Gummituch). Butzen verhindern die vollständige Einfärbung und beeinträchtigen das Aussehen des Drucks durch kleine Stellen, an denen Farbe fehlt bzw. ungleichmässig verteilt ist. Ursache der Butzen sind Staubflusen, getrocknete Druckfarbe oder winzig Papierstücke (vgl. auch hier).

Bis dann

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Anmerkung

(1) Mit meiner Überzeugung, dass es technisch korrekter und sinnvoller ist, bei individuellen Abweichungen von Briefmarken einzelner Bogenfelder nicht von Plattenfehlern, sondern von Feldmerkmalen zu sprechen, stehe ich keineswegs allein. Hans Zerbel, langjähriger Leiter der Abteilung Postwert- und Steuerzeichen bei der Bundesdruckerei als auch Torsten Berndt, Redaktionsleiter der DBZ, sind dieser Meinung (vgl. DBZ 13/2011).

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Wiederkehrende Feldmerkmale (VI) – Die „Augenbraue“

FOLGE 5

Hallo

Wiederkehrende Feldmerkmale; zum sechsten Mal ist dies der Titel eines meiner Beiträge. Kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen: Denn für Spannung habe ich gesorgt. Stelle ich im Folgenden doch zwei Feldmerkmale vor, die beide:

    • im MICHEL® Saar-Spezial 2017 als Plattenfehler (sic!) gelistet sind und
    • viele Amis Faux haben, die von Verkäufern häufig – und häufig aus Unwissen – als vermeintlich höherwertige Marken angeboten werden (vgl. hier).

Ich verspreche euch, ihr werdet nach der spannenden Lektüre eure Saar-Sammlung hervorholen und schauen, ob nicht ein bislang unerkannter Ami Faux darin schlummert. Ich möchte nochmal betonen. Amis Faux sind sammelwürdig. Einer Marke mit dem korrekten Feldmerkmal eine Marke mit einem Ami Faux gegenüberzustellen, erhöht durchaus die Aussagekraft einer Sammlung.

Wer mit dem Begriff Ami Faux noch nichts anfangen kann, den verweise ich auf die Erläuterung am Schluss dieses Beitrags.

Ach ja! Ich verspreche euch auch, dass dieser Beitrag mehr Abbildungen aufweist, als der vorhergehende. Generell sind aussagekräftige Abbildungen nicht nur das Salz in der Suppe eines gelungenen Beitrags, es sind auch die aufwendigsten Teile desselben. Ob dies der Grund ist, weshalb in den durchschnittlichen Briefmarken-Katalogen daran Mangel herrscht?

Genug der Vorrede. Ich möchte mit einer Frage beginnen:

Würdet ihr eine Marke des 10 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Feldmerkmal auf Anhieb erkennen, welches im Michel unter MiNr. 210Z V katalogisiert ist?

Die versierten Saar-Sammler unter euch werden nun sicherlich wie aus der Pistole geschossen antworten:

Ist das nicht die violette Marke mit der Einbuchtung über der 0 der Wertangabe 10?

Die anderen werden wahrscheinlich erst einmal den einen oder anderen Briefmarkenkatalog zu Rate ziehen müssen.

Was ist nun an diesem Feldmerkmal so interessant, das ich darüber einen Beitrag verfasse? Diese Marke ist ja nicht unbedingt besonders selten. Dieses wiederkehrende Feldmerkmal – wie alle wiederkehrenden Feldmerkmalen – tritt auf beiden Teilbögen der 200 Marken umfassenden Druckbögen auf. Es wurden 1947 nach offiziellen Quellen insgesamt 40’400 Exemplare gedruckt. 363 Exemplare wurden im Verlauf der saarländischen Währungsreform 1947 in Franken-Währung überdruckt (Malstatt-Burbacher Überdruckausgabe, MBD I auch Urdruck) und ca. 100 Exemplare wurden 1948 schlussendlich vernichtet. Einige Exemplare dürften auch aus anderen Gründen – nach Erhalt der Postsendung weggeworfen, eingerissen etc. – die Zeitläufte nicht überstanden haben. Die Marke ist mit MICHEL®-Euro 4,00 und damit realistisch etwa mit Euro 1,00 auch nicht allzu hoch bewertet. Ich gehe somit davon aus, dass sich wohl ein Exemplar auch in eurer Sammlung finden wird. Gerade die wahrscheinlich weite Verbreitung dieser Marke mit dem – doch recht auffälligen – Feldmerkmal macht diesen Beitrag ja so spannend.

Warum? Dafür brauche ich nur die eingangs gestellte Frage umformulieren:

Seid ihr sicher, dass ihr beim Kauf das Feldmerkmal korrekt erkannt habt, resp. der Verkäufer die entsprechende Marke korrekt identifiziert hat? Seid ihr sicher, dass in eurer Sammlung tatsächlich eine Exemplar mit dem Feldmerkmal vom Feld 4AB steckt?

Die typisch verschwurbelte Beschreibung im MICHEL® Saar-Spezial 2017 für die MiNr. 210Z V lautet:

Einkerbung über „0“ der Wertangabe „10“ (Feld 4).

Ich stelle nachfolgend drei Briefmarken vor, die alle als MiNr. 210Z PF V verkauf worden sind. Welche der Briefmarken zeigt korrekt das im Michel katalogisiere Feldmerkmal? Und … welche der gezeigten Varianten steckt in Ihrem Briefmarken-Album?

  

Die Beschreibung der MICHEL®-Redaktion passt gut, finde ich. Ihr auch? Das ist eine Kerbe!

 

Hier passt die Beschreibung ebenfalls, nicht wahr? Aber es ist doch keine Kerbe, eher eine Einbuchtung.

 

Tja, ebenfalls kein rechte Einkerbung – von was auch? – und so eine punktierte Farblinie um die Wertangabe „10“. Davon steht nichts im Michel. Also eher nicht, oder?

Der inzwischen verzweifelte Sammler, dem ja in der Regel nur eine einzelne Briefmarken und kein kompletter Schalterbogen oder eine Marke mit anhängendem Randstück vorliegt  – Feld 4 AB stammt aus der ersten waagerechten Bogenreihe, da könnte ein Randfeld mit Reihenwertzähler auftreten – dieser Sammler wirft entweder das Handtuch oder sagt sich: „Meine Marke passt schon.“ Das ist meine Erfahrung aus unzähligen Gesprächen und Chats. Statt das Handtuch zu werfen, sollten diese Sammler lieber ihren Briefmarkenkatalog im Altpapier entsorgen.

Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen können in der MICHEL®-Redaktion keine Briefmarkensammler und schon gar keine Philatelisten vertreten sein. Sonst dürften solche Schnitzer weder vorkommen und schon gar nicht über Jahrzehnte von Katalogausgabe zu Katalogausgabe mitgeschleppt werden.

Item. Unser fiktiver Sammler greift nach dem letzten Strohhalm. Es wird doch eine Abbildung des Feldmerkmals im teuren Katalog haben! Weit gefehlt. Für die über 100 „Plattenfehler“ (sic!) bietet der teure Michel-Katalog lausige 14 Abbildungen. Davon sind aber – leider – nicht alle korrekt (vgl. hier). Pech, sagen die einen. Zum Fenster herausgeworfenes Geld, sage ich.

Ich möchte eure Geduld nicht über Gebühr strapazieren. Ich biete euch bei in diesem Blog das, was unserem fiktiven Sammler fehlt. Eine Marke mit anhängendem Oberrand und Reihenwertzähler, einer der Bogenrandsignaturen die auf Bögen der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vorkommen.

  

Das, was nicht im MICHEL®-Katalog steht, ist das entscheidende Kriterium zur sicheren Bestimmung des Feldmerkmals: eine dünne, gestrichelte, farbige Linie rund um die Wertangabe „10“.  Ein Blick in das Saarhandbuch:

Einkerbung über der Null. Kontur an der 10.

Diese Beschreibung ist auch kein Ausbund an (vor-)bildlicher Beschreibung. Aber es wird eine Kontur erwähnt. Also etwas, was neben der „Einkerbung über der Null“ vorhanden sein muss. Nur was ist eine Kontur? Das Saarhandbuch liefert leider ebenfalls keine Abbildung des Feldmerkmals.

Nicht nur der Titel meine Beitrags verrät es: Es handelt sich um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Schauen wir, welche Erkenntnisse sich aus einem Vergleich ergeben.

Das Feldmerkmal tritt nicht nur, aber im Michel-Katalog gelistet auch beim 8 Pfennig-Wert auf. Wie beim 10 Pfennig-Wert existieren auch hier, wenn auch weniger, Amis Faux. Weshalb dieser Abstecher? Einerseits möchte ich Ihnen ja ein wiederkehrendes Feldmerkmal anhand von zwei Beispielen vorstellen. Andererseits ist dieses Beispiel erheiternd: Copy/Paste scheint schon vor der weiten Verbreitung von Computern nicht immer zum gewünschten Ergebnis geführt zu haben.

Abgebildet sind: oben, 8 Pfennig Feld 44AB (MiNr. 209Z III) und unten ein Ami Faux, 8 Pfennig Feld 15AB

Was bei dem 8 Pfennig-Wert, Feld 44AB, generell besser zu erkennen ist, als beim 10 Pfennig-Wert, ist die gestrichelte, farbige Linie rund um die Wertziffer. Was daran so erheiternd ist?

Das Saarhandbuch schreibt:

Kontur um die 8. Einbuchtung über der 8.

Die MICHEL®-Redaktion macht aus dieser Vorlage:

Kontur über der Wertziffer 8 ausgebuchtet.

Kein Wunder, dass Sammler schier verzweifeln.

Bei beiden Feldmerkmalen, beim 10 Pfennig-Wert als auch beim 8 Pfennig-Wert ist neben der Einbuchtung und dem gestrichelten Farbstrich eine weitere Gemeinsamkeit festzustellen: ein oben dunkler Rand der Einbuchtung, die ich Augenbraue getauft habe.

Eine korrekte Beschreibung dieses Feldmerkmals, welches auch auf anderen Werten der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Bildmotiv Bergmann im Streb vor Saarlandschaft auftritt, wäre aus meiner Sicht:

„Dunkle Augenbraue. Einbuchtung des unteren, rechten Bildrands oberhalb der 0 der Wertangabe 10; feiner, gestrichelter Farbstrich um die Wertangabe herum.“ Vorsicht: Amis Faux.

Diese Buttons bringen euch zu den anderen Beiträgen über wiederkehrende Feldmerkmale bei der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

FOLGE 1FOLGE 2FOLGE 3FOLGE 4FOLGE 5

Am Schluss dieses Beitrages zitiere ich aus einem Vortrag, den ich im Jahr 2016 vor der ArGe Saar gehalten habe:

„Lassen Sie mich ein Fazit ziehen. Die Beschreibungen der Feldmerkmale der Werte der 1. Offenburger Ausgabe im Michel sind äusserst knapp bemessen. Hinzu kommt die sehr sparsame Verwendung von Abbildungen. Nur die Verlagsredaktoren zu schelten wäre jedoch zu einfach. Ausführliche Beschreibungen oder mehr Abbildungen benötigen Platz, was den ohnehin hohen Preis des Produkts weiter erhöhen würde. Sind wir Sammler bereit, einen höheren Preis zu bezahlen? Andererseits leidet aus meiner Sicht die Glaubwürdigkeit der Institution MICHEL®, wenn der verständliche Wunsch nach Platzeinsparung und Margenoptimierung zu Lasten von Genauigkeit, Klarheit und Prägnanz resp. zu Lasten der Sammler geht. Mein Wunsch an die Michel-Redaktion: Für die nächste – längst überfällige – überarbeitete Neuausgabe des Handbuch-Katalogs Saar mehr Platz einkalkulieren und nicht nur das vorliegende Material aus dem MICHEL® Deutschland-Spezial und dem Ganzsachen-Katalog Deutschland ein weiteres Mal verwerten.“

Tja, fast drei Jahre später kann ich feststellen, dass sich an der Ausgabepolitik des Schwaneberger-Verlages rein gar nichts geändert hat. Auch die 4. Auflage des Saar-Kataloges von 2017 wimmelt nur von Ungenauigkeiten, Auslassungen und Fehlern.

FOLGE 7

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Definition Ami Faux

Briefmarken mit Feldmerkmalen, auf welche die vagen, unpräzisen Beschreibungen von in der Regel höherpreisigen Abarten, die in Briefmarken-Katalogen und/oder Handbüchern aufgeführt sind, ebenfalls zutreffen, jedoch von einem anderen Bogenfeld stammen. Das Angebot an Amis Faux ist insbesondere auf Internetauktionen hoch und wird durch die in Katalogen häufig fehlenden Abbildungen befördert.

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Steckbrief des 8 Pfennig-Werts
    • Wert: 8 Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: feuerrot
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: das Wochenende vom 15./16. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 7. März 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 2’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 2’507’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Feldmerkmal: Feld 44AB,“Dunkle Augenbraue. Einbuchtung des unteren, rechten Bildrands oberhalb der 0 der Wertangabe 8; feiner, gestrichelter Farbstrich um die Wertangabe herum“

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Steckbrief des 10 Pfennig-Werts
    • Wert: 10 Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: Purpurviolett
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 12.-14. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 7. März 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 4’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 3’990’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil des Restbestandes wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 1 F überdruckt.
    • Feldmerkmal: Feld 4AB, „Dunkle Augenbraue. Einbuchtung des unteren, rechten Bildrands oberhalb der 0 der Wertangabe 10; feiner, gestrichelter Farbstrich um die Wertangabe herum“

Bis dann

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Feldmerkmale – Neues Merkmal 80 Pfennig Feld 10AB

Hallo

Die Briefmarken der 1. Offenburger Ausgabe weisen eine schier unerschöpfliche Anzahl an Feldmerkmalen auf. Nur ein Bruchteil ist bislang dokumentiert und korrekt beschrieben. Ein Eldorado für Feldmerkmal-Fans wie mich.

In einem früheren Beitrag hatte ich ein solches, noch undokumentiertes Feldmerkmal der 1. Offenburger Ausgabe bereits vorgestellt: 3 Pfennig, Feld 33AB „Runder, weisser Fleck am linken Knie“. Dennoch habe ich diesem Beitrag die römisch eins (I) zugeordnet, denn es ist der erste Beitrag, welcher ausschliesslich ein bislang unbekanntes Feldmerkmal behandelt. Ein Merkmal übrigens des 80 Pfennig-Werts. Ich höre euch schon erleichtert aufatmen! Diesmal nicht der 12 Pfennig-Wert.

Bei der Durchsicht meiner ca. 4-500 Marken des 80 Pfennig-Wertes, der den Alten Turm der Benediktinerabtei in Mettlach zeigt (nähere Details zum Bildmotiv vgl. hier), stiess ich vor einiger Zeit dreimal auf ein bestimmtes, nicht gerade unauffälliges Merkmal, dass ich noch nicht kannte. Ein neues Feldmerkmal? Spannung machte sich damals an meinem Schreibtisch breit.

 

 

Die Abbildungen zeigen zwei der drei gefundenen Marken, resp. den Bildausschnitt mit dem Merkmal. Bei den Abbildungen der unteren Reihe habe ich jeweils das Merkmal gekennzeichnet: Farbfleck rechts am linken Strebepfeiler in Höhe der zweiten Fensterreihe.

Ich legte die bereits gefundenen drei Marken beiseite und suchte zwecks Zuordnung des Merkmals zu einem Bogenfeld nach einer Marke, die einerseits das Merkmal aufwies und andererseits Teil eines Vierblocks, Sechserblocks oder sonstigen Bogenteils war. Noch einfacher würde sich selbstverständlich die Zuordnung des Merkmals gestalten, falls ich eine Marke mit einem anhängenden Bogenrand fände.

Sicher, ich hätte auch meine – sogar digitalisiert vorhandene – Sammlung von kompletten Schalterbogen hervornehmen und die 200 Felder eines nach dem anderen durchsehen können. Es bereitet mir jedoch Freude, meine nach Werten und Wasserzeichen sortierten Kisten mit den Briefmarken physisch durchzustöbern, sozusagen auf philatelistische Entdeckungsreise zu gehen. Fast regelmässig bilden sich bei meinen „Entdeckungstouren“ Assoziationen zu anderen Werten und Feldmerkmalen oder es entstehen Ideen für weitere Beiträge im Saarphilatelie-Blog. Briefmarken regelmässig „Luft schnuppern“ zu lassen, reduziert auch die Gefahr eines Stockflecken-Befalls.

Ich hatte Glück. Eine Marke mit dem Merkmal hatte tatsächlich einen anhängenden Bogenrand, sogar vom Oberrand und mit Reihenwertzähler, was die Zuordnung von Merkmal und Bogenfeld zu einem Kinderspiel werden liess.

Das Merkmal tritt jeweils auf Feld 10 auf. Ein Blick in die Kataloge zeigte mir, dass weder die Étude, das Saarhandbuch, der MICHEL® oder der Catalogue F.S.A. für das Feld 10 des 80 Pfennig-Werts ein Merkmal aufführen.

Nun musste ich noch sicherstellen, dass es sich nicht um ein Feldmerkmal in Teilauflage der 7’600 Druckbogen handelt und überprüfen, ob das Merkmal auf beiden Bogen (A und B) auftritt. Dazu benötigte ich nun doch meine Schalterbogen-Sammlung. Ich konnte das Feldmerkmal verifizieren auf den Schalterbögen:

    • B 07372
    • A 06756
    • B 06300
    • B 05702
    • A 04143
    • B 03218
    • B 02187
    • B 02132
    • A 00860
    • B 00654
    • B 00280
    • B 00259
    • B 00250

Da die 7’600 Druckbögen wahrscheinlich an einem einzigen Tag, Montag dem 17. Februar 1947, gedruckt worden sind, kann der Nachweis des Merkmals auf den vorstehend aufgelisteten Bogen als hinreichend für das Auftreten über die Gesamtauflage auf beiden Bogenteilen angesehen werden.

80 Pfennig Feld 10A
80 Pfennig Feld 10B, das Merkmal fällt auf Marken der B-Bögen schwächer aus

Ich war also fündig geworden und hatte ein zuvor noch nicht dokumentiertes Feldmerkmal gefunden. Ich denke, so oder so ähnlich muss sich wohl Cristoforo Colombo am 12. Oktober 1492 beim Landfall auf San Salvador gefühlt haben. Und genau wie Colombo die Insel, von den Einwohnern Guanahani genannt, auf „San Salvador“ taufte, taufte – also dokumentierte – auch ich meinen Fund:

80 Pfennig 10AB, Gesamtauflage: „Farbfleck rechts am linken Strebepfeiler in Höhe der zweiten Fensterreihe; auf B-Bögen schwächer ausgeprägt“

Besitzt ihr einen oder mehrere komplette Schalterbogen der 1. Offenburger Ausgabe? Unterstützt mich und lasst mir einen Farbscan mit mind. 600 dpi zukommen. Kontaktformular.

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Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
    • Wert: 80 (Reichs-) Pfennig
    • Motiv: Alter Turm der Benediktinerabtei Mettlach
    • Farbe: rotorange
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 17. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 7. März 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 1’515’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Vorgestelltes Feldmerkmal: Feld 10AB, „Farbfleck rechts am linken Strebepfeiler in Höhe der zweiten Fensterreihe

Bis dann

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Wiederkehrende Feldmerkmale (V) – Farbstriche beim Bildmotiv „Stahlarbeiter am Hochofen“

FOLGE 4

Hallo

In diesem Beitrag, dem fünften der kleinen Serie über wiederkehrende Feldmerkmale bei der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, stelle ich euch weitere Merkmale vor.

Bei den Werten mit dem Bildmotiv Stahlwerker am Hochofen beim Abstich (15, 16, 20 und 24 Pfennig) tritt ein dunkler Farbstrich als Feldmerkmal über alle Werte an einer ähnlichen Stelle des Bildmotivs auf, ohne jedoch in jedem Fall ein wiederkehrendes Feldmerkmal zu sein. Ein sehr interessanter Zufall, den ich euch hier näherbringen werde.

Wer von euch im MICHEL® Saar-Spezial 2017 die Seiten 88/89 mit den Plattenfehlern (sic!) der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) genau studiert, stellt fest, dass für die vier Werte mit dem Bildmotiv Stahlwerker am Hochofen beim Abstich jeweils unter römisch I in typisch verschwurbeltem MICHEL-Sprech ein Feldmerkmal mit gerissenen, zerbrochenen oder gebrochenen Fenstern katalogisiert ist.

Denkt einmal über die von der MICHEL®-Redaktion seit Jahren verwendeten Adjektive nach. Ich kenne gerissene Schnüre, Fäden oder Leinen. Auch von gerissenen Tieren liest man in der Zeitung, da, wo Wolf und Bär noch daheim sein dürfen. Aber gerissene Fenster? Gebrochene Fenster? Zerbrochene Fenster? Zerbrochene oder gesprungene Fensterscheiben, die gibt es. Über sprachlichen Unzulänglichkeiten kann ich schmunzeln. Doch im Fall von irreführenden Abbildungen hört bei mir der Humor auf. MICHEL®-Kataloge zeigen ganze drei (!) Abbildungen für 22 katalogisierte Feldmerkmale des Bildmotivs Stahlwerker. Zwei dieser drei Abbildungen sind irreführend. Da ist zum einen die interessante Farbe der Abbildung für MiNr. 213 I, die ich als Dunkelgrün oder vielleicht auch Schwarzgrün definieren würde. Blättert im Katalog ruhig eine Seite zurück. Ihr werdet bei der 1. Offenburger Ausgabe einen Wert mit dem Bildmotiv Stahlwerker in dieser Farbe nicht finden. Die Werte zu 15, 16, 20 und 24 Pfennig wurden in den Farben Braun, Blau, Rot und Orangebraun gedruckt. Eine Variante in Grün kommt bei diesem Bildmotiv nicht vor. Genauso wenig wie Schwarz bei der Abbildung für MiNr. 213 III, oder sollte der Michel-Redaktion bis dato immer noch nicht gelungen sein, eine farbige Abbildung dieses Feldmerkmals aufzutreiben?

Zurück zu den Feldmerkmalen bei verschiedenen Werten an ähnlicher Stelle des Bildmotivs. Hier erst einmal die farblich korrekten Abbildungen aller vier Feldmerkmale:

  

15 Pfennig Feld 63AB (links A, rechts B)

  

16 Pfennig Feld 36AB (links A, rechts B)

  

20 Pfennig Feld 43AB (links A, rechts B)

  

24 Pfennig Feld 6AB (links A, rechts B)

Bei diesen Marken erkennen wir eine Abweichung vom vorgesehenen Ergebnis durch kräftige Farbstriche im Bereich der Fensterfront im Hintergrund des Bildmotivs. Schaut beim 16 Pfennig- und beim 24 Pfennig-Wert genau hin. Richtig: hier haben wir ein wiederkehrendes Feldmerkmal vor uns – das fünfte wiederkehrende Feldmerkmal, welches ich euch im SAARPHILA-BLOG vorstelle. Nachfolgend die Buttons zu den ersten vier Beiträge über wiederkehrende Feldmerkmale der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

FOLGE 1FOLGE 2FOLGE 3FOLGE 4

Wiederkehrende Feldmerkmale entstanden durch Diapositivmontage bei der Herstellung des Diapositivbogens für einen neuen Wert. In diesem Fall wurden die Diapositivstreifen des 24 Pfennig-Werts, der zeitlich früher gedruckt wurde (vgl. Steckbriefe am Schluss des Beitrags), für den Diapositivbogen des 16 Pfennig-Werts verwendet, wodurch das Feldmerkmal „mitwanderte“, wenn auch auf ein anderes Bogenfeld (Feld 6 auf Feld 36) jedoch derselben – nämlich der 6. senkrechten – Bogenreihe.

Die vier Feldmerkmale treten jeweils auf beiden Schalterbögen, A und B, auf. Somit wissen wir, dass die Ursachen dieser primären Feldmerkmale in der Druckvorstufe des Rotations-Rastertiefdruckverfahrens zu suchen sind. Wieso gerade diese Region des Bildmotivs so anfällig für nicht gerade kleine Abweichungen ist, ist mir bislang noch nicht klar – scio me nihil scire. Kennt ihr die Ursache? Dann nehmt bitte auf Kontakt mit mir auf.

Werden diese Feldmerkmale auch in anderen Katalogen aufgeführt? Ich liste nachstehend die Einträge für den Staedel (Étude des timbres-poste et obliterations de la Sarre 1945-1955), das SHB (Saarhandbuch von 1958), den F.S.A. (Catalogue F.S.A. Specialisé de timbres de la Sarre 1960 und 1964) sowie den Michel (Michel Saar-Spezial 2017) auf.

15 Pfennig

    • Staedel: 7c „Fenêtre complèment fendue sur toute la largeur“
    • SHB: 63 AB „Sprung in den linken Fenstern“
    • F.S.A.: 202d „2 vitres cassées à gauche“
    • MICHEL®: MiNr. 212Z I „zwei Fenster links gerissen (Feld 63)“

16 Pfennig

    • Staedel: 8b „Trois vitres et mur fendus“
    • SHB: 36 AB „Fenster links gebrochen“
    • F.S.A.: 203d „vitres fendus“
    • MICHEL®: MiNr. 213Z I „Fenster über Arbeiter zerbrochen (Feld 36)“

20 Pfennig

    • Staedel: 9b „Mur et fenêtre a droite fendus“
    • SHB: 43 AB „Fensterscheiben rechts gesprungen“
    • F.S.A.: 204c „trait diagonal dans l’angle droit“
    • MICHEL®: MiNr. 214Z I „Fenster rechts gebrochen (Feld 43)“

24 Pfennig

    • Staedel: 10a „Trois vitres et mur brisés“
    • SHB: 6 AB „Fensterscheibe gesprungen und Mauersprung“
    • F.S.A.: 205c „barre horizontale sur le mur“
    • MICHEL®: MiNr. 215Z I „linkes Fenster zerbrochen, Strich in der Mauer daneben (Feld 6)“

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Wie immer, wenn in Katalogen die Beschreibungen nicht klar und präzis und die Abbildungen dann auch noch nichtsagend oder irreführend sind, schlägt die Stunde der Amis Faux, der falschen Freunde.

Amis Faux sind Marken mit Feldmerkmalen, auf welche die verschwurbelten und unpräzisen Beschreibungen in den Katalogen hervorragend zutreffen, die jedoch nicht die Marke mit dem katalogisierten und damit preislich höher eingestuften Feldmerkmal sind. Nicht nur der Sammler, sondern auch der Verkäufer ist diesen Amis Faux aufgrund der unverständlichen Fixierung der deutschen Philatelie auf die Kataloge aus dem Schwaneberger-Verlag fast hilflos ausgeliefert.

Nochmals zum Mitschreiben. Drei Abbildungen – davon zwei irreführende – für 22 katalogisierte Plattenfehler (sic!) allein bei einem von sechs Bildmotiven! 14 Abbildungen für 109 Feldmerkmale bedeutet, bei 95 Feldmerkmalen müssen sich Sammler wie Verkäufer auf unpräzise und vage Beschreibungen verlassen, die seit Jahrzehnten nicht angepasst wurden und im besten Fall in die Irre führen, im schlechtesten Fall schlicht falsch sind?

Nachfolgend einige dieser Amis Faux, von denen ich aus Erfahrung weiss, dass sie häufig – ohne bösen Willen – von unwissenden Verkäufern auf ebay oder Delcampe als die in MICHEL®-Katalogen aufgeführten „Plattenfehler“ angeboten werden.

 

15 Pfennig Feld 4AB (links A, rechts B)

 

16 Pfennig Feld 99 AB (links A, rechts B)

 

14 Pfennig Feld 54AB (links A, rechts B)

Dies sind nicht die einzigen bekannten Amis Faux. Ich habe euch aus der Auswahl bloss die nach meiner Beobachtung häufigsten herausgesucht. Ich empfehle euch, keinen MICHEL® Briefmarken-Katalog zu kaufen. Erstens sind bei diesem – ausser ihr greift zu dem MICHEL® Saar-Spezial zu Euro 49,00 – die verschiedenen Zeiträume und Sammelgebiete auf zwei Bände à Euro 88,00 also stolze Euro 176,00 aufgeteilt. Die Sammelgebiete mit Saarbezug sind:

    • Saargebiet 1920-1935
    • ZOF, Zone d’occupation française en Allemagne, Ausgaben der französischen Besatzungsbehörde für das Saarland 1945-1946
    • Territoire de la Sarre, von Frankreich annektiert, Ausgaben französischer Behörden für das Saarland 1946-1947
    • Saarland, eigene Ausgaben des autonomen Saarlandes 1948-1956
    • sowie nach Ende der eigenständigen Briefmarkenausgaben die Ausgaben der Deutschen Bundespost für das Saarland in Frankenwährung 1957-1959

Zweitens ist die Bebilderung, insbesondere der Unternummern mangelhaft. Drittens sind die Angaben fehlerbehaftet, wie ihr als regelmässige Leser des SAARPHILA-BLOGS ohnehin wisst. Ich empfehle euch, den zugegebenermassen etwas sperrigen Philotax Saar-Saarland Spezial 1920-1959 zu Euro 100,00 anzuschaffen (es gibt diesen auch als digitales Programm, da ist der Katalog nicht mehr so sperrig). Dieser Katalog ist fast durchgehend mit aussagekräftigen, farbigen Abbildungen versehen und somit m.E. um einiges sammlerfreundlicher als das Pendant aus dem Schwaneberger-Verlag.

Fazit: Beim 16 Pfennig-Wert, Feld 99AB, und dem 24 Pfennig-Wert, Feld 54AB, handelt es sich um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Das sechste, welches ich euch im SAARPHILA-BLOG vorstelle (Erstpublikation).

FOLGE 6

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Steckbrief des 15 Pfennig-Werts
    • Wert: 15 Pfennig
    • Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
    • Farbe: dunkelbraun
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 7. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 17. Februar 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 1’510’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil des Restbestandes wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 3 F überdruckt.
    • Vorgestelltes Feldmerkmal: Feld 63AB, „Dunkler, nach unten gebogener Farbstrich über die linke Fensterfront“

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Steckbrief des 16 Pfennig-Werts
    • Wert: 16 Pfennig
    • Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
    • Farbe: violettblau
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 1./3./4. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 17. Februar 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 3’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 2’995’000 Stück am Schalter verkauft wurden.
    • Ein Grossteil der Restauflage wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 4 F überdruckt.
    • Feldmerkmal: Feld 36AB, „Dunkler, nach oben gebogener Farbstrich über die linke Fensterfront, im weiteren Verlauf waagerecht über die Mauer reichend“

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Steckbrief des 20 Pfennig-Werts
    • Wert: 20 Pfennig
    • Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
    • Farbe: orientrot
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 11. und 12. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 7. März 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 3’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 3’010’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil der Restauflage wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 5 F überdruckt.
    • Vorgestelltes Feldmerkmal: Feld 43AB, „Dunkler, nach oben gebogener Farbstrich über die Mauer im Hintergrund und die rechte Fensterfront“

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Steckbrief des 24 Pfennig-Werts
    • Wert: 24 Pfennig
    • Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
    • Farbe: orangebraun
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 14-18. Januar und 20.-24. Januar 1947
    • Erstausgabedatum: 4. Februar 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage:15’060’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 10’575’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil der Restauflage wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD)mit der Wertangabe 6 F überdruckt.
    • Feldmerkmal: Feld 6AB, „Dunkler, nach oben gebogener Farbstrich über die linke Fensterfront, im weiteren Verlauf waagerecht über die Mauer reichend“

Stahlwerker am Hochofen beim Abstich ist das einzige Bildmotiv der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar von dem sämtliche Werte für den Mastatt-Burbacher Druck (MBD I/II) herangezogen und mit Werten in Frankenwährung überdruckt wurden. Ich deute dies als Anzeichen für die hohe Bedeutung, welche die französische Administration des Saarlandes der Schwerindustrie beimass.

Bis dann

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Reihenmerkmale (I) – Stumpfe 1 und Kurbel

Hallo

Ich widme diesen Beitrag Werner, meinem Schwiegervater, der heute seinen 80. Geburtstag feiert. Lieber Werner, ich wünsche Dir zu den bereits gesammelten 80 Jahren viele weitere mehr in bester Gesundheit und Gesellschaft.

In diesem Beitrag werde ich euch zwei Reihenmerkmale vorstellen. Dem Begriff Reihenmerkmal sind wir in dem Beitrag zur sicheren Bestimmung von Marken des Bogenfeldes 41AB des 12 Pfennig-Werts bereits begegnet.

Das erste Reihenmerkmal ist Anstrich der 1 der Wertangabe 12 stumpf und kommt auf allen Marken der 2. und 7. senkrechten Bogenreihe (A- und B-Bögen) des 12 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe vor, also auf den Bogenfeldern 2, 12, 22 usw. bis 92 und 7, 17, 27 usw. bis 97.

12 Pfennig, Felder 17A und 18A

Der Unterschied bei den beiden Anstrichen ist gut zu erkennen.

    • Étude, S. 21, 61 2e et 7e rangée verticale: „1 ayant la tige de la pointe ecourtée“
    • Saarhandbuch, Kap. 402, S. 20 Vorbemerkung zum 12 Pfennig-Wert: „In der zweiten und siebten senkrechten Reihe ist der Anstrich der 1 stumpf“
    • MICHEL® Saar-Spezial 2017, keine Erwähnung

Das zweite Reihenmerkmal tritt beim 75 Pfennig-Wert auf. Bei einigen Marken stärker, bei anderen schwächer ausgeprägt. „Kurbel“ Farbstrich an der Hauswand links

75 Pfennig, Felder 6A und 7A

Die Kurbel – ich mag den Begriff – an der Wand des linken Gebäudes ist das kennzeichnende Feldmerkmal der 7. senkrechten Bogenreihe der 75 Pfennig-Bögen (A- wie auch B-Bögen), kommt also auf den Feldern 7, 17, 27 usw. bis 97 vor. Liegt eine 75 Pfennig-Marke mit diesem Feldmerkmal vor uns, wissen wir, dass es sich um eine dieser Marken handeln muss. Ein Reihenmerkmal hilft uns also bei der Feldbestimmung von Marken und ist für alle Sammler von Feldmerkmalen ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel.

    • Étude, S. 31, Sur toute la 7e rangée verticale: „Hampe à la maison à gauche“
    • Saarhandbuch, Kap. 402, S. 41 Vorbemerkung zum 75 Pfennig-Wert: „Alle Marken der siebten senkrechten Reihe weisen einen gebogenen Strich am Hause links auf (Abb. 74)“
    • MICHEL® Saar-Spezial 2017, keine Erwähnung

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Was ist die Ursache dieser – wiederkehrenden – Merkmale, die eine oder zwei senkrechte Bogenreihen kennzeichnen?

Was auffällt: es liegen beim 12 Pfennig-Wert fünf senkrechte Bogenreihen zwischen den Reihenmerkmalen. Wir wissen, dass wiederkehrende Feldmerkmale – bei Reihenmerkmalen handelt es sich um wiederkehrende Merkmale – im Rotations-Rastertiefdruckverfahren ihre Ursache in der Negativ- resp. Diapositivphase der Druckvorstufe haben. En detail:

    • die Vorlage für das Bildmotiv wird fotografiert
    • es werden Negative hergestellt
    • fünf Negative werden zu einem Streifen zusammengesetzt
    • sorgfältige Negativretusche am 5er-Streifen
    • Kontrolle der Druckreife anhand von Papierabzügen der retuschierten Negative
    • die 5er-Streifen (Negative) werden so oft als Diapositiv kopiert, wie für die Herstellung eines Schalterbogens notwendig ist; für die kleinformatigen Werte 2-75 Pfennig 20 mal und für die grossformatigen Werte zu 84 Pfennig und 1 Mark 10 mal
    • die 10 resp. 20 5er-Streifen (Diapositiv) werden regelmässig auf einer Diapositivscheibe arrangiert; bei den Werten zu 2-75 Pfennig kommen die 5er-Streifen in zwei Kolonnen untereinander zu liegen

Jetzt ist klar. Weist ein 5er-Streifen ein Feldmerkmal auf dem 2. Diapositiv auf, kommt dieses bei strenger Verwendung des obigen System immer in der 2. und 7. senkrechten Bogenreihe vor. Bleibt die Frage: Weshalb erscheint die Kurbel des 75 Pfennig-Werts dann nicht auch auf den Feldern der 2. senkrechten Bogenreihe?

Der 75 Pfennig-Wert war der erste Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, der gedruckt wurde. Dazu war es die erste Briefmarkenherstellung für den Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas – wenn auch nicht seine letzte – und der erste Briefmarkendruck für die Belegschaft der Druckerei Burda. Ich gehe davon aus, dass beim 75 Pfennig-Wert einmalig mit einem 10er-Streifen gearbeitet wurde. Erst später ist man zu 5er-Streifen übergegangen, welche für die grossformatigen Marken zu 84 Pfennig und 1 Mark ohnehin sinnvoller waren.

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Definition Reihenmerkmal

Von einem Reihenmerkmal sprechen wir, wenn ein bestimmtes, ursprünglich für das Bildmotiv nicht vorgesehenes Charakteristikum über sämtliche Marken einer oder sogar zweier senkrechter resp. waagerechter Bogenreihen nachzuweisen ist.

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Steckbrief des 12 Pfennig-Werts
    • Wert: 12 (Reichs-)Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: dunkelolivgrün
    • Papier: dünnes, glattes, grauweisses Wasserzeichenpapier
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: sowohl mit fallenden (F) wie auch mit steigenden (S) Wellenlinien verausgabt
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 30./31. Dezember 1946, 2.-4. sowie 6.-9. Januar 1947
    • Erstausgabedatum: 20. Januar 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 12’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 8’250’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Besonderes: etwa 3’600’000 Marken wurden für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 2 F überdruckt
    • Vorgestelltes Reihenmerkmal: „Anstrich der 1 der Wertangabe 12 stumpf“, 2. und 7. Reihe

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Steckbrief des 75 Pfennig-Werts
    • Wert: 75 (Reichs-)Pfennig
    • Motiv: Alter Turm in Mettlach
    • Farbe: dunkelblau
    • Papier: dünnes, glattes, grauweisses Wasserzeichenpapier
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
    • Wasserzeichen: sowohl mit fallenden (F) wie auch mit steigenden (S) Wellenlinien verausgabt
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 27./28./30. Dezember 1946
    • Erstausgabedatum: 20. Januar 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 2’140’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 2’080’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Besonderes: der einzige Wert, der komplett im Jahr 1946 hergestellt wurde
    • Vorgestelltes Reihenmerkmal: „Kurbel an der Hauswand links“ 7. Reihe

Bis dann

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Wiederkehrende Feldmerkmale (IV) – Zwei Konturstriche unter Wertangabe

FOLGE 3

Hallo

In diesem Beitrag, dem vierten der kleinen Serie über wiederkehrende Feldmerkmale bei der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, stelle ich euch den doppelten Konturstrich unterhalb der Wertziffer vor.

Von wiederkehrenden Feldmerkmalen sprechen wir, sobald dasselbe Feldmerkmal bei zwei verschiedenen Werten der 1. Offenburger Ausgabe – in der Regel mit demselben Bildmotiv – vorkommt. Diese Feldmerkmale müssen dabei nicht zwingend auf dem gleichen Bogenfeld auftreten. Ursache der wiederkehrenden Feldmerkmale sind Abweichungen in der Negativ- oder Diapositivphase der Druckvorstufe des Rotations-Rastertiefdrucks.

Ein bekanntes, weil im Michel Spezial unter MiNr. 209 I gelistetes Feldmerkmal ist der doppelte Konturstrich unter der Wertziffer 8 (die nachstehenden Abbildungen zeigen links Feld 100A und rechts Feld 100B).

   

    • Étude, S. 19, 4g 100e: „Trois traits sous 8“
    • Saarhandbuch, Kap. 402, S. 19 unter 100 AB: „Doppelte Kontur unter 8, davon eine am Ende aufgebogen“
    • MICHEL® Saar-Spezial 2017, S. 88, 209Z I: „Einfassungslinie über SAAR doppelt, davon eine rechts aufgebogen (Feld 100)“

Dasselbe Feldmerkmal erscheint auch bei einem anderen Wert der 1. Offenburger Ausgabe, dem 2 Pfennig-Wert. Hier jedoch auf dem Bogenfeld 41 (Abbildungen zeigen wieder links A-Bogen und rechts B-Bogen).

   

    • Étude, keine Erwähnung
    • Saarhandbuch, Kap. 402, S. 12 unter 41 AB: „Doppelte Kontur über dem Schriftbalken“
    • MICHEL® Saar-Spezial 2017, keine Erwähnung

Bei anderen Werten der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar tritt dieses Merkmal nicht auf. Zumindest habe ich dieses bei den Werten zu 3, 6, 10 sowie 12 Pfennig nicht gefunden. Sollte ich hier irren, kontaktiert mich bitte via Facebook.

Hier geht es direkt zum nächsten Beitrag über wiederkehrende Feldmerkmale der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

FOLGE 5

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Steckbrief des 2 Pfennig-Werts
    • Wert: 2 Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: grau
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: 20. und 21. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 7. März 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 2’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 2’030’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil des Restbestandes wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 10 cent. überdruckt
    • Vorgestelltes Feldmerkmal: Feld 41AB, „Doppelter Konturstrich unterhalb der Wertziffer 2“

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Steckbrief des 8 Pfennig-Werts
    • Wert: 8 Pfennig
    • Motiv: Bergmann im Streb vor Saarlandschaft
    • Farbe: rot
    • Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Wasserzeichen: ohne
    • Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
    • Bekannte Druckdaten: das Wochenende vom 15./16. Februar 1947
    • Erstausgabedatum: 7. März 1947
    • Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
    • Auflage: 2’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 2’507’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Feldmerkmal: Feld 100AB, „Doppelter Konturstrich unterhalb der Wertziffer 8“

Bis dann

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