Die einzelnen Werte – 15 Pfennig

12 PFENNIG

Hallo

Dieser Beitrag hat den 15 Pfennig-Wert, den ersten Wert mit dem Bildmotiv Stahlwerker beim Hochofenabstich zum Thema. Der 15 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war der erste Nebenwert dieser Serie, welcher gedruckt wurde. Benötigt wurde er für:

    • Zahlkarte 10 bis 25 Reichsmark

Unmittelbar nach seiner Erstausgabe am 17. Februar 1947 dürfte der Wert als Mehrfachfrakatur für den noch nicht verfügbaren 30 Pfennig-Wert verwendet worden sein. 30 Pfennig war die Frankatur für höhere Gewichtsstufen von:

    • Drucksache
    • Zeitungsdrucksache
    • Warenproben
    • Geschäftspapiere
    • Mischsendungen

Die eingeschränkten Verwendungsmöglichkeiten des 15 Pfennig-Werts dürften der Grund dafür sein, dass kaum Belege mit Einzel- oder Mehrfachfrankaturen dieses Wertes erhältlich sind.

15 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt vier Stahlwerker beim Abstich eines Hochofens. Die beiden Stahlwerker im Vordergrund drehen dem Betrachter den Rücken zu und tragen je ein Stocheisen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer sämtlicher Bildmotive der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, den zweiten für das Saarland bedeutsamen Wirtschaftszweig auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

Völklinger Hütte etwa 1950 (National Archives and Records Administration, NAID 541686)

Abbildungen

Der 15 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 15 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

15 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947

Die Marken der 2. Offenburger Ausgabe zu 15 Pfennig wurden tatsächlich – wie von der P.T.T. Saarbrücken vorgesehen – an die Postschalter ausgeliefert und dort verkauft. Im Gegensatz zu Marken der Neuausgabe, die aus unterschiedlichen Gründen bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH zwecks Überdruck in Frankenwährung zwar durch die Druckmaschine liefen, aber keinen erkennbaren Aufdruck erhielten, weisen die Marken der Neuausgabe zu 15 Pfennig, die über den Postschalter verkauft wurden, keinen Blinddruck auf (diese Marken haben die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH nie von innen gesehen).

Bei solchen, regulär über den Postschalter verkauften Marken der Neuausgabe stimmt die Kategorisierung der MICHEL®-Kataloge nicht. Es handelt sich keineswegs um Briefmarken des Malstatt-Burbacher Drucks, denen der Aufdruck fehlt (fA im MICHEL® = fehlender Aufdruck), sondern um Briefmarken der 2. Offenburger Ausgabe, die ihrer ursprünglichen Bestimmung – Auffüllung der Markenbestände bei den Postämtern – zugeführt worden waren.

Neben dem 15 Pfennig-Wert wurde nur die Neuausgabe des 24 Pfennig-Werts und vielleicht des 16 Pfennig-Werts an die saarländischen Postämter ausgeliefert und über den Postschalter verkauft. In den MICHEL®-Katalogen findet sich nachstehende Aussage:

Nur MiNr. 229 II fA, 230 II fA und 233 II fA wurden an einigen Postämtern abgegeben; diese Werte können bis 27.11.1947 (Marken in deutscher Währung durften danach weder verkauft noch verwendet werden) gebraucht vorkommen.

Diese Aussage ist in mehrfacher Hinsicht falsch (vgl. hier).

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Anmerkung vom 2. Dezember 2023

Die aktuelle Ausgabe des MICHEL® Saar-Spezial (5. Aufl. 2024) hat den Fehler korrigiert!

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15 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
15 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe (die 15 Pfennig/3 Franken ist selten und hoch bewertet) – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Bodenplatten sind auf der Neuausgabe besser zu erkennen. In dem Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlarbeiters wurde eine Retusche an der Originalvorlage vorgenommen. Die Buchstaben von SAAR sind kräftiger ausgeführt.
    • Die Zeichnung von 1 und 5 der Wertangabe der Neuausgabe wurde verändert. Beispielsweise weist die 1 der Neuausgabe am Fuss einen waagerechten Querstrich auf (dieses Unterscheidungsmerkmal ist je nach Lage des schwarzen Aufdrucks nicht immer zu erkennen).
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I.

Etwa 80 Bögen der Originalausgabe des 15 Pfennig-Werts wurden im Zuge der Währungsreform von 1947 bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH überdruckt.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 7. Februar 1947, B 00272 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Originalausgabe), schwach ausgeprägt

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstanden diese maschinell: sogenannte Maschinenabklatsche. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation verschobene Perforation

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Steckbrief des 15 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 15 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 15 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Stahlwerker beim Hochofenabstich
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 8011 Nussbraun
      • Stanley Gibbons Farbenführer: sepia
      • End/Becker: Braun
      • Paul Staedel: marron
      • Saarhandbuch (SHB): Schwarzbraun
      • MICHEL®: (Dunkel-) Siena (Töne)
      • Scott: brown
      • Stanley Gibbons: brown
      • Yvert & Tellier: marron
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 7. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 1’510’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Nebenwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 212
      • Paul Staedel: 7
      • F.S.A.: 202
      • MICHEL®: 212
      • ANK: 212
      • Scott: 160
      • Stanley Gibbons: 209
      • Yvert & Tellier: 202
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 21./22. Oktober 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’060’000 Stück
    • Erstausgabe der Neuausgabe: Ende Oktober 1947
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 8’300 Stück von denen 400 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 3 F
    • Erstausgabetag des 3 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 20. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Ich werde für einige Tage in Frankreich recherchieren. Der nächste Beitrag erscheint am 15. Februar 2019.

Bis dann

16 PFENNIG

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#saarphila #saarphilatelie

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Wichtige Hinweise für den Saarsammler

Erster Abschnitt: Falschstempel resp. gängige Stempel, welche nicht geprüft werden (alphabetisch nach Ort):

    • Altheim (Saar) / KSDBG
    • Aschbach über Lebach (Saar) / DKS
    • Beckingen * (Saar) a KSDB
    • Beckingen (Saar) – Heimatfest – / WST
    • Berus (Kr. Saarlouis) / KSDBG
    • Besseringen (Saar) / KSDBG
    • Bierbach (Saar) / KSDB
    • Blickweiler (Saar) / KSDB
    • Blieskastel / K
    • Bous * (Saar) * / KSDB
    • Bous (Saar) – 1000 Jahr Feier – / OWST
    • Brebach (Saar) b / DKS
    • Bübingen (Kr. Saarbrücken) a
    • Eppelborn (Saar) / KSDB
    • Eschringen * (Saar) * / KSDB
    • Haustadt über Merzig (Saar) / DKS
    • Homburg (Saar) 1 g / DKS
    • Illingen (Bez. Trier) i
    • Illingen (Saar) – 1100 Jahre Illingen – /OWST
    • Mettlach (Saar) b
    • Neunkirchen * (Saar) 1 b / KSDB
    • Ottweiler (Saar) b / DKS
    • Ottweiler (Saar) – 400 Jahre Stadt – / WST
    • Saarbrücken * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 1 d / KSDB
    • Saarbrücken 1 f / KSDB
    • Saarbrücken 1 g / KSDB
    • Saarbrücken 2 – Der französische Aussenminister … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Der Bundespräsident … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Saarland-Bundesland … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 c
    • Saarbrücken 2 e / DKS
    • Saarbrücken 2 * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 2  1 / DKS
    • Saarbrücken 2 ac / DKS
    • Saarbrücken 3 * (St. Johann) / KSDBG
    • Saarbrücken 3 a / DKS
    • Saarbrücken 5 * (Burbach) / KSDBG
    • Saarhölzbach * (Saar) * / KSDBG
    • Saarlouis 1 c / DKS
    • (18) Saarlouis 1 h / DKS
    • Saarwellingen a / DKS
    • St. Ingbert (Saar) d / KSDB
    • St. Wendel ** a / KSDBG
    • St. Wendel – Missionshaus – / WST
    • Sulzbach * (Saar) c / KSDB
    • Völklingen (Saar), insb. Völklingen (Saar) a / KSDB
    • Wehrden * (Saar) * / KSDB
    • Wiebelskirchen (Bz. Trier) / KOSeg
    • Wiebelskirchen (Saar) / a DKS
    • Wustweiler (Saar) / DKS

Abkürzungen:

    • DKS = Doppelkreis-Steg-Stempel
    • K = Kreisstempel
    • KOSeg = Kreis-Obersegment-Stempel
    • KSDB = Kreis-Steg-Doppelbogen-Stempel
    • KSDGB = Kreis-Steg Doppelbogen-Gitterstempel
    • OWST = Ortswerbestempel
    • SoSt = Sonderstempel
    • WST = Werbestempel

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Zweiter Abschnitt: Gefälschte/gestohlene Prüfzeichen von Briefmarken-Prüfern des BPP (alphabetisch):

    • A. Burger BPP
    • Bechtold BPP
    • Bothe BPP
    • Dr. Lantelme BPP
    • Dr. Petersein BPP
    • Eliades BPP
    • Flemming BPP
    • Georg Bühler
    • Gotw. Zenker BPP
    • Grobe
    • Hefer BPP
    • Heintze BPP
    • Helbig BPP
    • Herbst BPP
    • Hey BPP
    • Hollmann BPP
    • INFLA Berlin (+)
    • INFLA Berlin (B)
    • INFLA Berlin (H)
    • INFLA Berlin (W)
    • INFLA Berlin (Echt im Block geprüft)
    • Jäschke-L BPP
    • Keiler BPP
    • Kimmel BPP
    • Kesselstatt BPP
    • Lemberger BPP
    • Mahr BPP
    • Modry BPP
    • M. Sommer BPP
    • Peschl BPP
    • Pfenninger
    • Pickenpack BPP
    • Salomon BPP
    • Schlegel BPP
    • Ströh BPP
    • Sturm BPP
    • Thoma BPP
    • W. Engel BPP
    • Wiegand BPP
    • Zierer BPP
    • Zirath

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Dritter Abschnitt: Diverse gefälschte/gestohlene Typ-, Farb- und Wasserzeichen-Stempel:

    • a
    • b
    • c
    • d
    • e
    • f
    • x
    • y
    • z
    • X
    • Y
    • Z
    • I
    • II
    • II
    • V
    • X

Tipp: Falls ihr euch mit den Marken eures Sammelgebietes nicht genauestens auskennt: Vertraut bei Käufen, für welche ihr mehr als 4 Euro bezahlen müsstet, K E I N E R  Signatur, sondern ausschliesslich aktuellsten, d. h. innerhalb der letzten fünf Jahre ausgestellten, Fotoattesten von einer der diversen Prüfvereine. Ansonsten „Finger weg“!

Die einzelnen Werte – Nachträge (I)

Hallo

Die letzten sechs Beiträge behandelten nach aufsteigendem Wert die einzelnen Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Ihr erwartet nun sicherlich den Beitrag zum 15 Pfennig-Wert. Ich hoffe, eure Enttäuschung hält sich in Grenzen. Auf unserer gemeinsamen Wanderung durch 20 Werte lege ich eine Rast ein. Weshalb? In den letzten sechs Beiträgen haben wir uns mit den Marken beschäftigt, die das Bildmotiv Hauer im Streb vor Saarlandschaft zeigen. Die kommenden vier Beiträge werden die Werte mit dem Bildmotiv Stahlwerker beim Hochofenabstich behandeln. Bei den beiden Ausgaben der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar sind die Bildmotive nach aufsteigenden Werten sortiert. Das ist eher ungewöhnlich, wenn wir uns andere Freimarkenserien aus dieser Zeit ansehen:

    • Ausgabe Wappen und Dichter frankaturgültig im Territoire de la Sarre wie auch in den Gebieten der Zone d’occupation française en Allemagne
    • 2. Alliierte Kontrollratsausgabe
    • Ausgabe Bauten der Bizone
    • Länderausgaben Zone d’occupation française en Allemagne

All diesen Briefmarkenserien ist gemeinsam, dass bei ihrer Sortierung nach aufsteigenden Werten die verwendeten Bildmotive – für die Länderausgabe für Rheinland-Pfalz gilt diese Aussage nur mit Einschränkungen – bunt gemischt erscheinen. Auch warten jeweils die zwei bis vier höchsten Werte nicht nur mit anderen Formaten, sondern auch mit separaten Bildmotiven auf (vgl. Abbildungen). Damit wären wir schon mitten im ersten Abschnitt dieses Beitrages.

Ausgabe Wappen und Dichter der Zone d’occupation française en Allemagne
Zweite Kontrollratsausgabe (hier mit Schwarzaufdruck Berlin)
Bi-Zone Ausgabe Bauten (weit gezähnt)

Zum Vergleich die Marken der 1. Offenburger Ausgabe, sortiert nach aufsteigenden Werten.

Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, sortiert nach aufsteigenden Werten

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Ein bunter Auftakt. Was kommt nun? Ich schreibe keine Zusammenfassung, sondern eher eine Abrundung. Gegliedert habe ich diesen Beitrag in drei Abschnitte.

    • Statistik. Keine Sorge, mathematische Kenntnisse werden keine vorausgesetzt und wie ihr wisst, kann ein Blick aus der statistischen Perspektive erhellend sein.
    • Abbildungen. Immer gut, immer schön.
    • Fehler. Nicht so gut. Es geht aber nicht um meine eigenen.

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Statistik

Das Bildmotiv des Bergmanns wird bei der 1. Offenburger Ausgabe für sechs Werte und bei der 2. Offenburger Ausgabe für vier Werte verwendet. Damit ist es das häufigste Bildmotiv dieser Ausgaben.

Bildmotiv Hauer im Streb vor stilisierter Saarlandschaft

Verwendung der sechs Bildmotive bei den beiden Ausgaben:

    • Bergmann: 10x
    • Stahlwerker: 8x
    • Bäuerinnen: 7x
    • Alter Turm Mettlach: 4x
    • Marschall Ney: 2x
    • Saarschleife Mettlach: 2x
Bildmotiv Bäuerinnen bei der Ernte

Bei der Anzahl katalogisierter Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe nehmen die sechs Werte mit dem Bildmotiv Bergmann eine Spitzenposition ein. Nicht nur bei der Gesamtzahl der Feldmerkmale, sondern mit einer Ausnahme auch bei der bereinigten durchschnittlichen Anzahl Feldmerkmale pro Wert:

    • MICHEL®-Kataloge: 43 (∅ 7.61) von gesamt 109 Feldmerkmalen gefolgt von Stahlwerker beim Hochofenabstich mit 22 (∅ 5.5) und Bäuerinnen bei der Ernte mit 21 (∅ 4.2)
    • End/Becker: 55 (∅ 9.16) von gesamt 154 Feldmerkmalen gefolgt von Bäuerinnen bei der Ernte mit 37 (∅ 7.4) und Stahlwerker beim Hochofenabstich mit 32 (∅ 7.4)
    • Paul Staedel: 61 (∅ 10.16) von gesamt 161 Feldmerkmalen gefolgt von Stahlwerker beim Hochofenabstich mit 40 (∅ 10) und Bäuerinnen bei der Ernte mit 30 (∅ 6)
    • F.S.A.: 28 (∅ 4.66) von gesamt 89 Feldmerkmalen gefolgt von Stahlwerker beim Hochofenabstich mit 22 (∅ 5.5) und Bäuerinnen bei der Ernte mit ebenfalls 22 (∅ 4.4)
    • Saarhandbuch: 287 (∅ 47.8) von gesamt 808 Feldmerkmalen gefolgt von Bäuerinnen bei der Ernte mit 195 (∅ 39) und Stahlwerker beim Hochofenabstich mit 169 (∅ 42.25)
Bildmotiv Stahlarbeiter beim Hochofenabstich

Welche Schlussfolgerung können wir hieraus ziehen? Feldmerkmale treten nach meinen Beobachtungen über alle Werte hinweg gleich häufig auf. Es gibt kaum ein Bogenfeld, welches dem anderen gleicht. Nur haben sich die Sammler und die Autoren der massgeblichen Studien wie Paul Staedel, Karl End, Willibald Becker, Louis Lutz, Josef Schwarz, Dr. Charles Dufloz sowie die Autoren des Saarhandbuchs wohl ausgiebiger mit dem Bildmotiv Bergmann auseinandergesetzt als mit den anderen.

Der 12 Pfennig-Wert – die eierlegende Wollmilchsau der 1. Offenburger Ausgabe – ist zusammen mit seiner Neu- und Überdruckausgabe bereits allein ein eigenes Forschungsgebiet mit sehr vielen Facetten. Beispielsweise:

    • 1. Offenburger Ausgabe / Originalausgabe
      • Frühe Ausgaben 30. Dezember 1946 – 3. Januar 1947
      • Späte Ausgaben 4.-8. Januar 1947
      • 7 Druckdaten
      • Wasserzeichen fallende Wellenlinien / steigende Wellenlinien
      • 38 Feldmerkmale im Saarhandbuch
      • Abklatsche
      • Druck auf Gummiseite
      • ungezähnte, also geschnittene Marken
      • Viele Bogennummern
    • 2. Offenburger Ausgabe / Neuausgabe
      • 2 Druckdaten
      • 23 Feldmerkmale im Saarhandbuch
      • Abklatsche
      • Druck auf Gummiseite
      • Viele Bogennummern
    • Malstatt-Burbacher Druck (MBD I) / Überdruckausgabe (Urdruck)
      • Wasserzeichen fallende Wellenlinien / steigende Wellenlinien
      • 38 Feldmerkmale im Saarhandbuch
      • 13 Aufdruckfehler im Saarhandbuch
      • kopfstehende Aufdrucke
      • verschobene Aufdrucke
      • Doppelaufdrucke
      • Abklatsche
      • Druck auf Gummiseite
    • Malstatt-Burbacher Druck (MBD II) / Überdruckausgabe (Neuausgabe)
      • 23 Feldmerkmale im Saarhandbuch
      • 13 Aufdruckfehler im Saarhandbuch
      • kopfstehende Aufdrucke
      • verschobene Aufdrucke
      • Doppelaufdrucke
      • Abklatsche
      • Druck auf Gummiseite

Der 12 Pfennig-Wert hatte auch die längste Gültigkeit von allen Werten: 20. Januar 1947 – 31. Mai 1948

Warum setzen sich die Sammler hauptsächlich mit den Werten auseinander, welche das Bildmotiv Bergmann zeigen? Ich bin der Meinung, dass die hohen Auflagen dieser Marken und die schiere Menge an tatsächlich verkauften Marken der Hauptgrund sind:

    • Auflage, Motiv Bergmann: ca. 39,345 Millionen
    • Verkaufte Marken, Motiv Bergmann: ca. 29,843 Millionen

All diese Statistiken unterstreichen meiner Ansicht nach generell die Bedeutung, die der Bergmann, der ja überwiegend zum Arbeiterstand gehörte, in dieser Zeit für das Saarland hatte. Der Beruf des Bergmann nimmt noch heute einen Spitzenplatz auf der Liste der weltweit gefährlichsten Berufe ein. Zu dem enorm hohen Unfallrisiko kommen die vielen Berufskrankheiten wie Wurmerkrankungen, Staublunge, Silikose oder Lungenkrebs. Beides führt zu einer unterdurchschnittlichen Lebenserwartung des Bergmanns. Dennoch oder gerade deshalb hat dieser Beruf auch ein grosses Prestige.

Saarbergmann mit Grubenlampe, Skulptur von Fritz Koelle

Die hohen Auflagen einiger Marken erwecken schnell den Eindruck, dass es unendlich viele Sätze der verschiedenen Ausgaben gegeben hätte und zum Teil auch heute noch geben müsste. Dem ist nicht so.

    • 1. Offenburger Ausgabe: max. 1’010’000 komplette Sätze möglich
    • Malstatt-Burbacher Druck (MBD I): max. 5’700 komplette Sätze möglich
    • Malstatt-Burbacher Druck (MBD II) : max. 703’000 komplette Sätze möglich

Die Zahlen geben die theoretisch mögliche Anzahl wieder. In der Praxis wurde mit vielen Briefmarken das gemacht, wozu sie vorgesehen waren; sie wurden verwendet. Viele Marken dürften somit erst gar nicht den Weg zu einem Sammler gefunden haben.

Nun wird jedem klar, weshalb ein ungebrauchter Satz des Malstatt-Burbacher Drucks (MBD I, Urdruck) erstens selten und zweitens entsprechend teuer ist. Auch die Bewertungsunterschiede von Feldmerkmalen auf unterschiedlichen Werten der Urdruckmarken lassen sich nun rasch erläutern:

Von dem  3 Pfennig-Wert (Überdruck 60 cent.) wurden 7’000 Marken MBD I (Urdruck) verkauft, das sind 70 komplette Schalterbögen. Von Feldmerkmalen, welche sowohl auf A- wie auf B-Bögen vorkommen wie die Nabelschnur zwischen Streb und Kirchturm (MiNr. 227 I PF XII) existieren weltweit nur 70 Exemplare. Alle anderen, im MICHEL® katalogisierten Feldmerkmale dieses Wertes kommen jedoch ausschliesslich auf dem A- oder dem B-Bogen vor. Von diesen Feldmerkmalen existieren somit maximal 35 Exemplare. Diese Zahl errechnet sich unter der Annahme, dass die Verteilung der 70 überdruckten Schalterbögen auf A- und B-Bögen gleichmässig gewesen ist. Das sind Raritäten, die im Bereich der blauen Mauritius liegen. Die Bewertung in den MICHEL®-Katalogen von Euro 400 für eine Marke, von der maximal 35 Exemplare existieren, ist grob fahrlässig. Unterschätzt die Redaktion des MICHEL® unsere Rechenkünste? Auf gut Deutsch: Halten die uns für blöd?

Von dem 12 Pfennig-Wert (Überdruck 2 F) wurden dagegen 3,54 Mio. MBD I (Urdruck) verkauft, das sind 35’400 komplette Schalterbögen. In diesem Fall sind im MICHEL® katalogisierte Feldmerkmale ebenfalls selten, aber viel häufiger als beim 3 Pfennig-Wert.

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Abbildungen

Ich möchte als erstes die Dokumentation der Druckdaten der 2 Pfennig- und der 3 Pfennig-Werte nachreichen. Diese Dokumentation habe ich erst mit dem Beitrag über den 6 Pfennig-Wert eingeführt.

In der Zwischenzeit hat aufgrund meines Aufrufes eine Abbildung des Druckdatums 15. Februar 1947 des 8 Pfennig-Werts den Weg zu mir gefunden:

In der Auflistung über die Vielfalt des 12 Pfennig-Werts habe ich kopfstehende Aufdrucke erwähnt. Hier die Abbildung eines solchen Aufdruckfehlers beim 10 Pfennig-Wert.

10 Pfennig, 1 F (enger Abstand) mit kopfstehendem Aufdruck

Zum Schluss dieses Abschnittes möchte ich noch auf eine Eigentümlichkeit des Malstatt-Burbacher Drucks hinweisen, die rasch einmal übersehen wird. Beim Überdruck der Marken der Originalausgabe wie auch der Neuausgabe durch die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei wurden die Reihenwertzähler der Schalterbögen weder durchbalkt noch sonstwie unkenntlich gemacht, obschon diese durch die Wertänderung obsolet geworden waren.

2 Pfennig/10 cent. (MBD II) obere rechte Bogenecke mit intakten Reihenwertzählern

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Fehler im MICHEL®-Katalog und in der Wikipedia

Zu den Werten der 2. Offenburger Ausgabe, welche unüberdruckt an die saarländischen Postschalter gelangten, schreibt der Michel-DSK (bei meinem Exemplar die Seite 772 unten):

Nur MiNr. 229 II fA, 230 II fA und 233 II fA wurden an einigen Postämtern abgegeben; diese Werte können bis 27.11.1947 (Marken in deutscher Währung durften danach weder verkauft noch verwendet werden) gebraucht vorkommen.

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Anmerkung vom 2. Dezember 2023

Die aktuelle Ausgabe des MICHEL® Saar-Spezial (5. Aufl. 2024) hat den Fehler korrigiert!

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Diese von Ausgabe zu Ausgabe unrevidiert mitgeschleppte Aussage der Michel-Redaktion ist in mehrfacher Hinsicht unrichtig:

    • MiNr. 229 entspricht dem 12 Pfennig-Wert der 2. Offenburger Ausgabe. Die Bögen dieses Werts wurden zwischen dem 22. und 24. November 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg gedruckt, am 24. November 1947 an die P.T.T. Saarbrücken verschickt und von dieser zwecks Aufdruck in Frankenwährung umgehend zur Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH spediert. Die 12 Pfennig-Werte der Neuausgabe wurden – abgesehen von Aufdruckfehlern (erkennbar am Blinddruck) – ausschliesslich überdruckt an saarländische Postschalter ausgeliefert. Wer den SAARPHILA-BLOG liest, weiss halt mehr.
12 Pfennig Neuausgabe (Druckdaten 22./24. November 1947
    • Die Werte zu 15 Pfennig, zu 16 Pfennig  und zu 24 Pfennig der 2. Offenburger Ausgabe, die bereits am 24. Oktober 1947 von der Druckerei Burda geliefert worden waren (1), wurden zum Teil – wie von der P.T.T. Saarbrücken vorgesehen – an die saarländischen Postschalter ausgeliefert und dort auch verkauft (erkennbar sind diese Marken am fehlenden Blinddruck, da diese Marken die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH nie von innen gesehen haben). Nur stimmt hier die Kategorisierung des Kataloges nicht. Hier handelt es sich nicht um Briefmarken, denen der Aufdruck fehlt (MICHEL® fA = fehlender Aufdruck), sondern um Briefmarken der 2. Offenburger Ausgabe, die ihrer ursprünglichen Bestimmung – Auffüllung der Markenbestände bei den Postämtern – zugeführt worden waren. Da fehlen dem Michel einfach die Katalognummern für einen kompletten Briefmarkensatz.
    • Die Anmerkung „Marken in deutscher Währung …“ ist kompletter Unsinn. Die Reichsmark – also die deutsche Währung – war im Saarland bereits seit dem 16. Juni 1947 abgeschafft und durch eine eigene, saarländische Währung, die (Saar-) Mark als gesetzlichem Zahlungsmittel ersetzt worden. Kurz: Wer im Zusammenhang mit dem Saarland nach dem 16. Juni 1947 von „deutscher Währung“ spricht oder schreibt, ist entweder komplett ahnungslos – was mich in diesem Falle nicht wundern würde – oder politisch sehr weit Rechtsnational zu verorten.
    • Zu guter Letzt: Vielleicht durften ab dem 28. November 1947 nach irgendeiner Verordnung die Briefmarken der 1. resp. 2. Offenburger Ausgabe offiziell nicht mehr verwendet werden. Doch die Not und der Mangel richten sich selten nach Verordnungen. Insbesondere in den ersten Tagen nach dem Ablauf der einwöchigen Übergangsfrist wurde die Verwendung dieser Marken immer noch geduldet. Weshalb? Ganz einfach. Es waren ja noch längst nicht alle Werte des Malstatt-Burbacher Drucks ausgegeben worden, geschweige denn bei allen saarländischen Postämtern vorrätig (vgl. hierzu diesen Beitrag). Diese Feinheiten interessiert am Gewinn orientierte Katalog-Redakteure natürlich nicht.
Dienstpost vom 4. Dezember 1947, Spätverwendungen wurden bis Februar 1948 geduldet

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Zu den Feldmerkmalen des 84 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe schreibt der MICHEL®-DSK (bei meinem Exemplar Seite 770 Mitte) unter MiNr. 224Z IV:

Punkt im Mantel über zweitem „A“ in „SAAR“ (Feld 50)

Erklärung eine Seite zuvor:

Fehlt nach der Feldangabe eine Angabe über Bogen, ist der Fehler auf A- und B-Bogen zu finden.

Das bedeutet, gemäss dem Standardwerk der deutschen Philatelie tritt das – durchaus verständlich und korrekt beschriebene – Feldmerkmal auf A- wie auf B-Bögen auf. Diese Aussage ist jedoch falsch, wie gut informierte Saarsammler bereits aus dem Saarhandbuch (dort wegen unterschiedlicher Zählweise unter Feld 5 gelistet) oder aus der Étude von Paul Staedel wissen. Das beschriebene Feldmerkmal tritt ausschliesslich auf den B-Bögen auf.

 

84 Pfennig, Feld 50B

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Anmerkung vom 2. Dezember 2023

Die aktuelle Ausgabe des MICHEL® Saar-Spezial (5. Aufl. 2024) hat den Fehler korrigiert!

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Noch eine Kuriosität im MICHEL®-DSK, in dem es von Fehler und Unrichtigkeiten bei den Ausgaben der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar nur so wimmelt. Zu den Werten der 1. Offenburger Ausgabe schreibt die Redaktion (bei meinem Exemplar Seite 768) mit Ausrufezeichen:

Marken aus dem B-Bogen sind alle etwas dunkler als die aus den A-Bogen!

Keine Erklärung, kein Hinweis, woher die Redaktion ihre Weisheit bezieht. Auch in diesem Fall wissen Leser des SAARPHILA-BLOGs, dass sie hier auf gut lutherdeutsch verarscht werden. Die Marken der 1. Offenburger Ausgabe, egal welchen Wertes wurden in einem Zug auf der gleichen Druckmaschine Palatia O mit derselben von Siegwerk hergestellten Farbe als Druckbogen zu 200 (resp. bei den grossformatigen Werten 100) Marken hergestellt, dieser Druckbogen wurde von einer Schnellpresse mit Bogenrandsignaturen versehen und – immer noch als kompletter Druckbogen – von einer Titan Flachperforiermaschine gezähnt. Erst dann wurde der Druckbogen in zwei Schalterbögen (A und B) auseinandergeschnitten. Ich habe während meiner Beschäftigung mit diesen Marken etwa 800 Schalterbögen vor mir gehabt, in seltenen Fällen sogar mit derselben A/B-Bogennummer. Ein genereller Farbunterschied, wie ihn die Redaktion des Michel DSK stipuliert, existiert nicht.

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Anmerkung vom 2. Dezember 2023

Die aktuelle Ausgabe des MICHEL® Saar-Spezial (5. Aufl. 2024) hat den Fehler korrigiert!

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Auch die Wikipedia ist – wie wir alle – nicht vor Fehlern gefeit. Der verlinkte Artikel über die Briefmarken des Saarlandes von 1947 zeigt eine Aufstellung.  In dieser werden in der Spalte Auflage nicht die Auflagen, sondern die Anzahl verkaufter Marken angegeben.

In der Anmerkung 1 desselben Wikipedia-Artikels heisst es:

Es wurden nur wenige Marken der Serie Saar I überdruckt …

Angesichts von 8’193 Mio. für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I) überdruckter Marken der 1. Offenburger Ausgabe, würde ich diese Aussage nochmals überdenken.

Zu guter Letzt ging die Erwähnung des Währungswechsel von Reichsmark zu (Saar-) Mark am 16. Juni 1947 inkl. Einführung neuer Banknoten unter.

Bis dann

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Anmerkung

(1) Druckdaten der drei Werte:

    • 24 Pfennig 13.-15. Oktober 1947
    • 15 Pfennig 21./22. Oktober 1947
    • 16 Pfennig 22./23. Oktober 1947

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Die einzelnen Werte – 12 Pfennig

10 PFENNIG

Hallo

Der 12 Pfennig-Wert war der zweite Wert der 1. Offenburger Ausgabe, der in der Druckerei Franz Burda hergestellt wurde. Weshalb? Mit einer Marke zu 12 Pfennig konnte eine Inlandspostkarte freigemacht und mit zwei Marken zu 12 Pfennig das Porto für einen Inlandsbrief bis 20 Gramm abgedeckt werden. Kommunikation war so kurz nach Kriegsende für die Saarländer von enormer Bedeutung, hatten doch Krieg und Zeitläufte Familien und Freunde auseinandergerissen. Über einen Telefonanschluss und zwar einen funktionierenden verfügte kaum ein Haushalt.

Die Kommunikations-Bedürfnisse der Menschen waren den Behörden im Saarland sehr wohl bekannt, weshalb die benötigten Frankaturwerte für  einen Auslandsbrief (75 Pfennig), Postkarte (12 Pfennig), Auslandspostkarte (45 Pfennig) und Brief (24 Pfennig) gleich zu Anfang gedruckt wurden und auch als erste an die Postschalter gelangten.

Der 12 Pfennig-Wert ist darüber hinaus für Sammler des Territoire de la Sarre die „eierlegenden Wollmilchsau“ par excellence. Ich habe schon einige Beiträge zu den Marken und Besonderheiten des 12 Pfennig-Wertes geschrieben. Am Schluss dieses Beitrages findet ihr daher eine Zusammenstellung mit den Links zu den bisherigen Beiträge.

Drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe – 75 Pfennig, 12 Pfennig und 45 Pfennig – wurden auf fast weissem Papier mit Wasserzeichen Wellenlinien gedruckt. Die Papierbögen, deren exakte Herkunft noch untersucht wird, wurden bereits gummiert bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg angeliefert. In der Papierfabrik waren jedoch einige dieser Papierbögen auf der „falschen“ Seite gummiert worden, wodurch das Wasserzeichen bei den Marken zu 12 und 75 Pfennig in den Varianten fallende Wellenlinien F sowie steigende Wellenlinien S vorkommt.

Stichwort Wasserzeichen: Grundsätzlich könnt ihr die Wasserzeichen sowohl von der Bildseite als auch von der gummierten Seite der Briefmarke her bestimmen. In der Regel tut ihr euch mit der Wasserzeichenbestimmung von der gummierten Seite her leichter. Je nach verwendetem Briefmarkenkatalog werden die Marken jedoch unterschiedlich kategorisiert.

    • End/Becker: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • Paul Staedel: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • Saarhandbuch: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • Lipsia-Katalog: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • MICHEL®: Wasserzeichen werden von der gummierten Seite her betrachtet

Es gibt hier kein besser oder schlechter. Ihr solltet euch jedoch bewusst sein, wie die Redaktion des von euch verwendeten Katalogs es jeweils handhabt. Für die Marken der 1. Offenburger Ausgabe sowie des Malstatt-Burbacher Drucks (MBD I, Urdruck) gilt Folgendes:

Die Marken mit Wasserzeichen steigende Wellenlinien (bildseitige Betrachtung) resp.  fallende Wellenlinien (Betrachtung von der gummierten Seite) werden mit F bezeichnet und sind die seltenen und damit auch höher bewerteten Varianten.

12 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen fallende Wellenlinien F
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen steigende Wellenlinien S

Das Markenbild zeigt im Vordergrund einen knienden, die Spitzhacke schwingenden Hauer im Streb. Den Hintergrund bildet eine Saarlandschaft mit einigen an einem Fluss gelegenen um eine Kirche gruppierten Häusern, von Feldern umgeben, auf welchen die frisch geernteten Getreidegarben zu Puppen aufgestellt in der Sonne trocknen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer der sechs Bildmotive der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, gleich eine Vielzahl, der für die Saarländer wichtigen Symbole auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

    • der wirtschaftlich und für das Selbstbewusstsein der Saarländer enorm bedeutsame Kohlenbergbau
    • der Bergmann als Repräsentant des Saarreviers
    • die Kirche als Symbol für die starke Verankerung der überwiegend katholisch geprägten Gläubigkeit im Saarland
    • die Landwirtschaft
    • die trotz der Schwerindustrie reizvolle Landschaft
    • der Fluss als Symbol für das wichtige Wasservorkommen zwischen Blies, Saar, Mosel etc.
    • die relative Kleinräumigkeit des Saarlandes

Abbildungen

Der 12 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 12 Pfennig-Wert existieren somit existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

12 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
12 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 2 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
12 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 2 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Wasserzeichen F = seltenere Variante)
12 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 2 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Das fehlende Wasserzeichen: Für die Neuausgabe wurde weisses Papier ohne Wasserzeichen verwendet
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.

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Dokumentation der Druckdaten der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I. Hierzu einige Anmerkungen:

    • Das in diversen Quellen zu findende Druckdatum 9. Januar 1947, ist speziell. Es handelt sich nicht um einen Drucktag. An diesem Tag wurden bloss 100 bereits gedruckte Bögen aus der Reserve mit Bogenrandsignaturen versehen. Diese Bögen tragen die Bogennummern 60100-60001. Die Auflage stieg so von zuvor 12’000’000 Marken auf 12’020’000 Marken.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 3. Januar 1947, B 29164 (5-stellige Bogennummer), Wasserzeichen F = seltenere Variante

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig, Wasserzeichen F = seltenere Variante

Dokumentation verschobene Perforation

Markenpaar der Originalausgabe mit verschobener Perforation

Dokumentation Abklatsch

Maschinenabklatsch Originalausgabe
Maschinenabklatsch auf Neuausgabe (bildseitig später überdruckt)

Die vorstehenden Abbildungen zeigen Abklatsche, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da diese Abklatsche deckungsgleich mit der Bildseite der Marke sind, sind diese maschinell entstanden: sogenannte Maschinenabklatsche. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation Belege

21. Februar 1947, Hangard (Saar) nach Plaue, linke Marke mit Feldmerkmal 22AB
3. Mai 1947, Kleinblittersdorf nach Freiburg i. Br.
12. Juli 1947, Saarlouis nach Halle (Saale), Marke mit Feldmerkmal 6A
3. September 1947, Limbach (Saar) nach Saarbrücken, untere Marke mit Feldmerkmal 22AB

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Steckbrief des 12 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 12 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 12 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Hauer im Streb vor Saarlandschaft
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 6003 Olivgrün
      • Stanley Gibbons Farbenführer: blackish olive
      • End/Becker: Oliv
      • Paul Staedel: vert-olive
      • Saarhandbuch (SHB): Schwarzoliv
      • MICHEL®: Schwarzgrauoliv (Töne)
      • Scott: olive green
      • Stanley Gibbons: olive-green
      • Yvert & Tellier: brun-olive
    • Papier: dünnes, weissliches Papier mit leicht erkennbarem Wasserzeichen; das Papier ist im Bereich des Wasserzeichens so dünn, dass der Hintergrund durchschimmert
    • Wasserzeichen: Wellenlinien, von der Bildseite gesehen steigend (X, eher selten) resp. von der Bildseite gesehen fallend (Y)
    • Gummierung: helles Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 30./31. Dezember 1946; 2./3./4./7./8./(9.) Januar 1947
    • Auflage: 12’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 8’265’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 20. Januar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 20. Januar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 211
      • Paul Staedel: 6
      • F.S.A.: 201
      • MICHEL®: 211XY
      • ANK: 211
      • Scott: 172
      • Stanley Gibbons: 208
      • Yvert & Tellier: 201
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 22./24. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’060’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 3’636’900 Stück von denen 96’600 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 2 F
    • Erstausgabetag des 2 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 20. November 1947 für die Urdruckmarken resp. 6. Dezember 1947 für die Marken der Neuausgabe

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

15 PFENNIG

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Übersicht über bereits erschienene Beiträge zum 12 Pfennig-Wert

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Die einzelnen Werte – 10 Pfennig

8 PFENNIG

Hallo

Der 10 Pfennig-Wert der 1. und 2. Offenburger Ausgabe war für die Privatkunden der saarländischen Post ein wichtiger Wert. Diese benötigten 10 Pfennig im Inland als Frankatur für:

    • Postkarte im Ortsverkehr
    • Zahlkarte bis 10 Reichsmark
    • Postscheckbrief
10 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt im Vordergrund einen knienden, die Spitzhacke schwingenden Hauer im Streb. Den Hintergrund bildet eine Saarlandschaft mit einigen an einem Fluss gelegenen um eine Kirche gruppierten Häusern, von Feldern umgeben, auf welchen die frisch geernteten Getreidegarben zu Puppen aufgestellt in der Sonne trocknen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer sämtlicher Bildmotive der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, gleich eine Vielzahl, der für die Saarländer wichtigen Symbole auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

    • der wirtschaftlich und für das Selbstbewusstsein der Saarländer enorm bedeutsame Kohlenbergbau
    • der Bergmann als Repräsentant des Saarreviers
    • die Kirche als Symbol für die starke Verankerung der überwiegend katholisch geprägten Gläubigkeit im Saarland
    • die Landwirtschaft
    • die trotz der Schwerindustrie reizvolle Landschaft
    • der Fluss als Symbol für das wichtige Wasservorkommen zwischen Blies, Saar, Mosel etc.
    • die relative Kleinräumigkeit des Saarlandes

Abbildungen

Der 10 Pfennig-Wert gehört zu denjenigen Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 10 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

Ein Exemplar der Neuausgabe liegt mir leider – noch – nicht vor, nur ein Abklatsch derselben.

Abklatsch Neuausgabe

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da dieser Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, ist dieser maschinell entstanden: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

10 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 1 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I), Abstand zwischen 1 und F eng (e)
10 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 1 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II), Abstand zwischen 1 und F eng (e)
10 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 1 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II), Abstand zwischen 1 und F weit (w)

Wir unterscheiden bei dem Aufdruck – unabhängig von der Ausgabe – zwei Typen, die sich durch den Abstand zwischen 1 und F unterscheiden. Beim Aufdruck e beträgt der Abstand ca. 1 mm, bei w ca. 1,5 mm (vgl. Abbildungen). Erklärung: Für jeden der zu überdruckenden Werte wurde für den Überdruck eine entsprechende Druckplatte zusammengestellt, die aus 10 sich wiederholenden Druckreihen à 10 Feldern bestanden. Daher wiederholen sich auch die Eigenheiten dieser Ur-Druckreihen über den gesamten überdruckten Bogen. Beim 10 Pfennig-Wert und beim 50 Pfennig-Wert sind dies die abweichenden Abstände von der Wertangabe zur Währungsangabe.

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.
    • Die Zeichnung von 1 und 0 der Wertangabe der Neuausgabe wurde verändert. Beispielsweise weist die 1 der Neuausgabe am Fuss keinen waagerechten Querstrich auf (dieses Unterscheidungsmerkmal ist je nach Lage des schwarzen Aufdrucks nicht immer zu erkennen).
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation der drei Druckdaten der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II. Das Druckdatum 12. Februar 1947 ist aus meiner Sich das seltenere der drei Daten.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 13. Februar 1947, B 05097 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation verschobene Perforation

raue und verschobene Perforation

Ein schönes Beispiel für eine verschobene und gleichzeitig raue Perforation.  Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Perforation schwer, was sich anhand der Abbildung schön nachvollziehen lässt.

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Steckbrief des 10 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 10 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 10 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Hauer im Streb vor Saarlandschaft
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 4007 Purpurviolett
      • Stanley Gibbons Farbenführer: maroon
      • End/Becker: Violett-Lila
      • Paul Staedel: lilas-foncé
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkellila
      • MICHEL®: Dunkelviolettpurpur bis Dunkegraupurpur
      • Scott: rose violett
      • Stanley Gibbons: mauve
      • Yvert & Tellier: lilas
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 12./13./14. Februar 1947
    • Auflage: 4’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 3’990’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 210
      • Paul Staedel: 5
      • F.S.A.: 200
      • MICHEL®: 210
      • ANK: 210
      • Scott: 159
      • Stanley Gibbons: 207
      • Yvert & Tellier: 200
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 12./13. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’054’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 36’300 Stück von denen 700 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 1 F
    • Erstausgabetag des 1 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

12 PFENNIG

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Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 8 Pfennig

6 PFENNIG

Hallo

Der 8 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe, ist – wie der 6 Pfennig-Wert – kein Ergänzungswert. Diese Marke war für die Geschäftskunden der saarländischen Post wichtig und wurde von diesem im Inland als Frankatur benötigt für:

    • Drucksache der 2. Gewichtsstufe 20 bis 50 Gramm
    • Zeitungsdrucksache der 2. Gewichtsstufe 50 bis 100 Gramm
    • gemischte Postwurfsendung der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm
8 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt im Vordergrund einen knienden, die Spitzhacke schwingenden Hauer im Streb. Den Hintergrund bildet eine Saarlandschaft mit einigen an einem Fluss gelegenen um eine Kirche gruppierten Häusern, von Feldern umgeben, auf welchen die frisch geernteten Getreidegarben zu Puppen aufgestellt in der Sonne trocknen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer sämtlicher Bildmotive der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, gleich eine Vielzahl, der für die Saarländer wichtigen Symbole auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

    • der wirtschaftlich und für das Selbstbewusstsein der Saarländer enorm bedeutsame Kohlenbergbau
    • der Bergmann als Repräsentant des Saarreviers
    • die Kirche als Symbol für die starke Verankerung der überwiegend katholisch geprägten Gläubigkeit im Saarland
    • die Landwirtschaft
    • die trotz der Schwerindustrie reizvolle Landschaft
    • der Fluss als Symbol für das wichtige Wasservorkommen zwischen Blies, Saar, Mosel etc.
    • die relative Kleinräumigkeit des Saarlandes

Abbildungen

Der 6 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher kann ich euch auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe zeigen.

Den Bergmann als Bildmotiv für eine Briefmarke zu wählen, dafür benötigte man im Saarrevier kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges wenig Phantasie. Die Mitarbeiter der P.T.T. der Zone d’occupation française en Allemagne in Baden-Baden brauchten ihr Vorstellungsvermögen gar nicht zu strapazieren. Sie schauten ins Archiv und fanden gleich zwei Briefmarken mit dem Bildmotiv „Hauer im Streb“. Diese waren von der Post des Saargebiets in den Jahren 1921 und 1922 herausgegeben worden.

1921 Landschaftsbilder I; 10 Pfennig Hauer im Streb und Sicherheitslampen
1922 Landschaftsbilder III; 5 Centimes Hauer im Streb und Sicherheitslampen

Die Darstellung des Bergmanns im Streb ist auf den von Alfred Montader entworfenen Marken des Saargebiets sicherlich realistischer, als bei der Vorlage von Vytautas Kazimieras Jonynas. Die Dunkelheit und die Enge unter Tage sind sehr eindrücklich dargestellt, was jedoch zumindest bei der Ausführung von 1921 das Erkennen des Bildmotivs erschwert.

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Dokumentation Druckdatum

Die Dokumentation der Drucktage des 8 Pfennig-Werts anhand der rechten unteren Bogenecken (A-Bogen); ein Bogen resp. eine Bogenecke mit dem Druckdatum Samstag, 15. Februar 1947 liegt mir bislang nicht vor.

Druckdatum in Antiquaschrift, Typ III mit Komma

Einige am 16. Februar 1947 hergestellte Bögen des 8 Pfennig-Werts der 1. Offenburger Ausgabe weisen eine interessante Eigentümlichkeit auf. Das Druckdatum – Typ III Antiquaschrift – zeigt ein Komma anstatt eines Punkts.

Das Komma wurde kurz nach dem Anlaufen der Druckmaschine nach etwa 2’000 Bögen bemerkt, woraufhin das Komma wenig professionell retuschiert wurde. Das Ergebnis? Das Komma war zwar weg, doch statt eines Punkts weisen alle folgenden Bögen nun ein verstümmeltes Komma auf (vgl. Abbildung).

verstümmeltes Komma

Schauen Sie sich die Bogenecken genau an: die untere, rechte Marke weist jeweils rechts der Währungsangabe PF. unter der Wertangabe 8 einen doppelten Konturstrich auf. Dies ist das Feldmerkmal des Feldes 100AB, in MICHEL®-Katalogen aufgeführt als MiNr. 209 I.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 16. Februar 1947, A 01463 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation eines Einschlusses

Holzeinschluss (Bildseite)
Holzeinschluss (Rückseite mit einwandfreier Gummierung, diagonal geriffelt)

Die Qualität des Papiers, welches für die Herstellung der Marken der 1. Offenburger Ausgabe verwendet wurde, war – mit Ausnahme des Wasserzeichenpapiers für die Werte zu 12, 45 und 75 Pfennig – überwiegend minderwertig. Es ist dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen. Unter der Lupe findet man häufig feine, farbige Stofffäden. Der vorstehend abgebildete Holzeinschluss ist jedoch aussergewöhnlich gross und dick.

Dokumentation raue Perforation

raue Perforation

Ein schönes Beispiel für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Perforation schwer, was sich anhand der Abbildung schön nachvollziehen lässt.

Dokumentation verschobene Perforation

verschobene Perforation

Ist die Ursache für die raue oder die verschobene Perforation vielleicht der Wochentag? Der 16. Februar 1947 war ein Sonntag. Hinzu kam Zeitdruck. Am darauffolgenden Samstag, dem 22. Februar 1947 mussten die restlichen Werte der 1. Offenburger Ausgabe auf LKW verladen und von der Druckerei Franz Burda nach Saarbrücken versandt werden, wobei die Werte zu 8, 80, 40, 3, 50 und 2 Pfennig – 10 Mio. Marken resp. 50’000 Druckbögen noch gedruckt werden wollten. Dennoch bin ich der Meinung, dass nicht Zeitdruck oder die Tatsache, dass es sich um einen Sonntag handelte, die Ursache war. Raue und verschobene Perforationen finden wir bei allen Werten und diese wurden von den Kontrolleuren durchgewinkt, solange die Aufgabe der Perforation – die Trennung von zwei einzelnen, gesamthaft abgebildeten Marken – gewährleistet war. Es handelt sich bei Briefmarken ja um kurzlebige Gebrauchsgegenstände. Verzähnungen, bei welchen die Perforation über das Markenbild verläuft, stammen in aller Regel aus dem Ausschuss und gelangten nicht über saarländische Postschalter in Sammlerhände.

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Steckbrief des 8 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 8 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 8 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Hauer im Streb vor Saarlandschaft
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 3000 Feuerrot
      • Stanley Gibbons Farbenführer: red
      • End/Becker: Rotorange
      • Paul Staedel: rouge-saumon
      • Saarhandbuch (SHB): Rot
      • MICHEL®: Rot bis dunkelrosa
      • Scott: scarlet
      • Stanley Gibbons: carmine
      • Yvert & Tellier: rouge
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Antiquaschrift, Typ III; interessante Abweichung: einige, der am 16. Februar 1947 bedruckten Druckbögen weisen im Datum statt eines Punkts ein Komma auf (vgl. Abbildung). Dies wurde nach einigen Hundert Bögen bemerkt und daraufhin das Komma „retuschiert“; die weiteren Bögen weisen daher statt eines Punkts ein verstümmeltes Komma auf (vgl. Abbildung).
    • Druckdatum/-daten: 15./16. Februar 1947
    • Auflage: 2’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 2’505’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 209
      • Paul Staedel: 4
      • F.S.A.: 199
      • MICHEL®: 209
      • ANK: 209
      • Scott: 158
      • Stanley Gibbons: 206
      • Yvert & Tellier: 199
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

10 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – 6 Pfennig

3 PFENNIG

Hallo

Der 6 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe, ist trotz seines niedrigen Werts beileibe kein Ergänzungswert wie die Werte zu 2 und 3 Pfennig. Bereits Anfang Februar 1947 gedruckt und am 17. Februar 1947 verausgabt, war diese Marke insbesondere für die Geschäftskunden der saarländischen Post wichtig. Diese benötigten die 6 Pfennig-Marke im Inland als Frankatur für:

    • Drucksache der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm
    • Zeitungsdrucksache der 1. Gewichtsstufe bis 50 Gramm
    • Blindenschriftsendung je 1000 Gramm

und

    • ab dem 15. September 1947 zusätzlich für Blindenschriftsendung (Ausland) je 1000 Gramm
6 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Die Abbildung der Markenrückseite zeigt bei der Zähnung rechts schön die Perforationsanomalie. Die Marke stammt aus der zweiten senkrechten Reihe eines A-Bogens.

Das Markenbild zeigt im Vordergrund einen knienden, die Spitzhacke schwingenden Hauer im Streb. Den Hintergrund bildet eine Saarlandschaft mit einigen an einem Fluss gelegenen um eine Kirche gruppierten Häusern, von Feldern umgeben, auf welchen die frisch geernteten Getreidegarben zu Puppen aufgestellt in der Sonne trocknen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer sämtlicher Bildmotive der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, gleich eine Vielzahl, der für die Saarländer wichtigen Symbole auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

    • der wirtschaftlich und für das Selbstbewusstsein der Saarländer enorm bedeutsame Kohlenbergbau
    • der Bergmann als Repräsentant des Saarreviers
    • die Kirche als Symbol für die starke Verankerung der überwiegend katholisch geprägten Gläubigkeit im Saarland
    • die Landwirtschaft
    • die trotz der Schwerindustrie reizvolle Landschaft
    • der Fluss als Symbol für das wichtige Wasservorkommen zwischen Blies, Saar, Mosel etc.
    • die relative Kleinräumigkeit des Saarlandes

Abbildungen

Der 6 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher folgen hier auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe. Zum Ausgleich zeige ich euch einige andere interessante Abbildungen dieser Marke.

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (deckungsgleich mit der Bildseite der Marke)

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da dieser Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, ist dieser maschinell entstanden: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation Druckdaten

Die Dokumentation der drei Drucktage des 6 Pfennig-Werts anhand der rechten unteren Bogenecken (jeweils A-Bogen). Schauen Sie genau hin: die obere, rechte Marke weist jeweils einen kleinen Farbstrich am Anstrich der 6 der Wertangabe auf. Dies ist das Feldmerkmal des Feldes 90A, in MICHEL®-Katalogen aufgeführt als MiNr. 208 VII.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 6. Februar 1947, A 08006 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Abweichung vom Druckdatentyp

Druckdatum in Groteskschrift, Typ I
Druckdatum in Groteskschrift, Typ II (Ausnahme ausschliesslich am 5. Februar 1947)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

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Steckbrief des 6 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 6 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 6 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Hauer im Streb vor Saarlandschaft
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 6004 Blaugrün
      • Stanley Gibbons Farbenführer: slate-green
      • End/Becker: Dunkelgrün
      • Paul Staedel: vert-foncé
      • Saarhandbuch (SHB): Schwarzblaugrün
      • MICHEL®: Schwarzblaugrün
      • Scott: dark prussian green
      • Stanley Gibbons: blue-green
      • Yvert & Tellier: vert-bleu
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I; eine Ausnahme: die am 5. Februar 1947 gedruckten Bögen zeigen im Gegensatz zu den an den Folgetagen gedruckten Bögen keinen Doppelpunkt nach dem Gedruckt am, sind also Typ II (vgl. Abbildungen)
    • Druckdatum/-daten: 5./6./7. Februar 1947
    • Auflage: 3’000’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 2’995’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 208
      • Paul Staedel: 3
      • F.S.A.: 198
      • MICHEL®: 208
      • ANK: 208
      • Scott: 157
      • Stanley Gibbons: 205
      • Yvert & Tellier: 198
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

8 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – 3 Pfennig

2 PFENNIG

Hallo

Der zweite Beitrag zu den Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Der 3 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist ein typischer Ergänzungswert.

3 Pfennig, Originalausgabe

Das Markenbild zeigt im Vordergrund einen knienden, die Spitzhacke schwingenden Hauer im Streb. Den Hintergrund bildet eine Saarlandschaft mit einigen an einem Fluss gelegenen um eine Kirche gruppierten Häusern, von Feldern umgeben, auf welchen die frisch geernteten Getreidegarben zu Puppen aufgestellt in der Sonne trocknen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer sämtlicher Bildmotive der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, gleich eine Vielzahl, der für die Saarländer wichtigen Symbole auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

    • der wirtschaftlich und für das Selbstbewusstsein der Saarländer enorm bedeutsame Kohlenbergbau
    • der Bergmann als Repräsentant des Saarreviers
    • die Kirche als Symbol für die starke Verankerung der überwiegend katholisch geprägten Gläubigkeit im Saarland
    • die Landwirtschaft
    • die trotz der Schwerindustrie reizvolle Landschaft
    • der Fluss als Symbol für das wichtige Wasservorkommen zwischen Blies, Saar, Mosel etc.
    • die relative Kleinräumigkeit des Saarlandes

Abbildungen

Der 3 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 3 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

3 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947 – schön zu erkennen: das fast weisse Papier
3 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 60 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
3 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 60 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.
    • Die Druckfarbe der Neuausgabe ist wesentlich dunkler als die der Originalausgabe. Ein helleres, gelblicheres Orange gegenüber dem Orange der Originalausgabe.
Aufdruckdetails Malstatt-Burbacher Druck

Die beiden Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, die Originalausgabe vom Winter 1946/47 und die Neuausgabe vom Herbst 1947 wurden aufgrund der Währungsumstellung im November 1947 bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH in Saarbrücken im Buchdruckverfahren in Frankenwährung überdruckt. Die vorstehende Abbildung zeigt schön die in fetter Groteskschrift ausgeführten Ziffern, die in schmaler Antiqua gesetzte Schrift und die Feinheiten des Ornaments, welches die obsolete Währungsbezeichnung  PF. überdeckte.

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Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 19. Februar 1947, A 04045 (durchgehend 5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Typ Druckdatum

Druckdatum Originalausgabe in Groteskschrift, Typ II

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Steckbrief des 3 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 3 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 3 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Hauer im Streb vor Saarlandschaft
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 2000 Gelborange
      • Stanley Gibbons Farbenführer: yellow-orange
      • End/Becker: Orangegelb
      • Paul Staedel: jaune-orange
      • Saarhandbuch (SHB): Orange
      • MICHEL®: Orange (Töne)
      • Scott: orange
      • Stanley Gibbons: yellow-orange
      • Yvert & Tellier: jaune-orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 18./19. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 1’510’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Ergänzungswert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 207
      • Paul Staedel: 2
      • F.S.A.: 197
      • MICHEL®: 207
      • ANK: 207
      • Scott: 156
      • Stanley Gibbons: 204
      • Yvert & Tellier: 197
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 10./11. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 5’060’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 8’400 Stück von denen 1’400 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 60 cent.
    • Erstausgabetag des 60 cent.-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

6 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – 2 Pfennig

Hallo

Ich plane dieses Jahr im SAARPHILA-BLOG nebst Beiträgen für den Saar-Spezialisten auch grundlegende Kenntnisse für den Einsteiger zu vermitteln. Beginnen werde ich mit einer Beitragsserie zu den 20 resp. 13 Werten der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Im Anhang der Beiträge zu den einzelnen Werten befindet sich jeweils eine in drei Abschnitte gegliederte Übersicht mit wichtigen Hinweisen zur Fälschungserkennung. Nehmt euch die Zeit und lest die Hinweise einmal sorgfältig durch.

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Nun zum eigentlichen Thema dieses Beitrags. Die Vorstellung des 2 Pfennig-Werts der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Der kleinste Wert der Ausgabe ist gleichzeitig auch der Wert, welcher bei der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) als letztes gedruckt wurde. Mit dem Versand der fertigen Schalterbögen an die P.T.T. Saarbrücken am Samstag, dem 22. Februar 1947, war der am 27. Dezember 1946 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg begonnene Druck der Marken dieser Ausgabe nach knapp zwei Monaten abgeschlossen.

2 Pfennig, Originalausgabe – schön zu erkennen: ein Holzeinschluss bei der rechten Schulter des Bergmanns

Das Markenbild zeigt im Vordergrund einen knienden, die Spitzhacke schwingenden Hauer im Streb. Den Hintergrund bildet eine Saarlandschaft mit einigen an einem Fluss gelegenen, um eine Kirche gruppierten Häusern, von Feldern umgeben, auf welchen die frisch geernteten Getreidegarben zu Puppen aufgestellt in der Sonne trocknen.

Getreidepuppen im Westerwald (Bundesarchiv, B 145 Bild-F005922-0001)

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer sämtlicher Bildmotive der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, gleich eine Vielzahl, der für die Saarländer wichtigen Symbole auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

    • der wirtschaftlich und für das Selbstbewusstsein der Saarländer enorm bedeutsame Kohlenbergbau
    • der Bergmann als Repräsentant des Saarreviers
    • die Kirche als Symbol für die starke Verankerung der überwiegend katholisch geprägten Gläubigkeit im Saarland
    • die Landwirtschaft
    • die trotz der Schwerindustrie reizvolle Landschaft
    • der Fluss als Symbol für das wichtige Wasservorkommen zwischen Blies, Saar, Mosel etc.
    • die relative Kleinräumigkeit des Saarlandes

Abbildungen

Der 2 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 2 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

2 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947 – schön zu erkennen: das fast weisse Papier
2 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
2 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.
    • Die Druckfarbe der Neuausgabe ist wesentlich dunkler als die der Originalausgabe. Ein dunkles, schwärzliches Grau gegenüber dem Mausgrau der Originalausgabe.

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Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 20. Februar 1947, A 02836 (durchgehend 5-stellige Bogennummern)

Dokumentation Typ Druckdatum

Druckdatum Originalausgabe in Groteskschrift, Typ II

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Steckbrief des 2 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 2 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 2 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Hauer im Streb vor Saarlandschaft
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 7005 Mausgrau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: grey
      • End/Becker: Grau
      • Paul Staedel: gris
      • Saarhandbuch (SHB): Grau
      • MICHEL®: Dunkel- bis Schwarzgrau
      • Scott: gray
      • Stanley Gibbons: grey
      • Yvert & Tellier: gris
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 20./21. Februar 1947
    • Auflage: 2’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 2’030’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Ergänzungswert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 206
      • Paul Staedel: 1
      • F.S.A.: 196
      • MICHEL®: 206
      • ANK: 206
      • Scott: 155
      • Stanley Gibbons: 203
      • Yvert & Tellier: 196
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 7./8./10. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’060’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 9’300 Stück von denen 400 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks:10 cent.
    • Erstausgabetag des 10 cent.-Werts des Malstatt-Burbacher-Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

3 PFENNIG

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#saarphila #saarphilatelie

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Wichtige Hinweise für den Saarsammler

Erster Abschnitt: Falschstempel resp. gängige Stempel, welche nicht geprüft werden (alphabetisch nach Ort):

    • Altheim (Saar) / KSDBG
    • Aschbach über Lebach (Saar) / DKS
    • Beckingen * (Saar) a KSDB
    • Beckingen (Saar) – Heimatfest – / WST
    • Berus (Kr. Saarlouis) / KSDBG
    • Besseringen (Saar) / KSDBG
    • Bierbach (Saar) / KSDB
    • Blickweiler (Saar) / KSDB
    • Blieskastel / K
    • Bous * (Saar) * / KSDB
    • Bous (Saar) – 1000 Jahr Feier – / OWST
    • Brebach (Saar) b / DKS
    • Bübingen (Kr. Saarbrücken) a
    • Eppelborn (Saar) / KSDB
    • Eschringen * (Saar) * / KSDB
    • Haustadt über Merzig (Saar) / DKS
    • Homburg (Saar) 1 g / DKS
    • Illingen (Bez. Trier) i
    • Illingen (Saar) – 1100 Jahre Illingen – /OWST
    • Mettlach (Saar) b
    • Neunkirchen * (Saar) 1 b / KSDB
    • Ottweiler (Saar) b / DKS
    • Ottweiler (Saar) – 400 Jahre Stadt – / WST
    • Saarbrücken * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 1 d / KSDB
    • Saarbrücken 1 f / KSDB
    • Saarbrücken 1 g / KSDB
    • Saarbrücken 2 – Der französische Aussenminister … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Der Bundespräsident … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Saarland-Bundesland … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 c
    • Saarbrücken 2 e / DKS
    • Saarbrücken 2 * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 2  1 / DKS
    • Saarbrücken 2 ac / DKS
    • Saarbrücken 3 * (St. Johann) / KSDBG
    • Saarbrücken 3 a / DKS
    • Saarbrücken 5 * (Burbach) / KSDBG
    • Saarhölzbach * (Saar) * / KSDBG
    • Saarlouis 1 c / DKS
    • (18) Saarlouis 1 h / DKS
    • Saarwellingen a / DKS
    • St. Ingbert (Saar) d / KSDB
    • St. Wendel ** a / KSDBG
    • St. Wendel – Missionshaus – / WST
    • Sulzbach * (Saar) c / KSDB
    • Völklingen (Saar), insb. Völklingen (Saar) a / KSDB
    • Wehrden * (Saar) * / KSDB
    • Wiebelskirchen (Bz. Trier) / KOSeg
    • Wiebelskirchen (Saar) / a DKS
    • Wustweiler (Saar) / DKS

Abkürzungen:

    • DKS = Doppelkreis-Steg-Stempel
    • K = Kreisstempel
    • KOSeg = Kreis-Obersegment-Stempel
    • KSDB = Kreis-Steg-Doppelbogen-Stempel
    • KSDGB = Kreis-Steg Doppelbogen-Gitterstempel
    • OWST = Ortswerbestempel
    • SoSt = Sonderstempel
    • WST = Werbestempel

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Zweiter Abschnitt: Gefälschte/gestohlene Prüfzeichen von Briefmarken-Prüfern des BPP (alphabetisch):

    • A. Burger BPP
    • Bechtold BPP
    • Bothe BPP
    • Dr. Lantelme BPP
    • Dr. Petersein BPP
    • Eliades BPP
    • Flemming BPP
    • Georg Bühler
    • Gotw. Zenker BPP
    • Grobe
    • Hefer BPP
    • Heintze BPP
    • Helbig BPP
    • Herbst BPP
    • Hey BPP
    • Hollmann BPP
    • INFLA Berlin (+)
    • INFLA Berlin (B)
    • INFLA Berlin (H)
    • INFLA Berlin (W)
    • INFLA Berlin (Echt im Block geprüft)
    • Jäschke-L BPP
    • Keiler BPP
    • Kimmel BPP
    • Kesselstatt BPP
    • Lemberger BPP
    • Mahr BPP
    • Modry BPP
    • M. Sommer BPP
    • Peschl BPP
    • Pfenninger
    • Pickenpack BPP
    • Salomon BPP
    • Schlegel BPP
    • Ströh BPP
    • Sturm BPP
    • Thoma BPP
    • W. Engel BPP
    • Wiegand BPP
    • Zierer BPP
    • Zirath

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Dritter Abschnitt: Diverse gefälschte/gestohlene Typ-, Farb- und Wasserzeichen-Stempel:

    • a
    • b
    • c
    • d
    • e
    • f
    • x
    • y
    • z
    • X
    • Y
    • Z
    • I
    • II
    • II
    • V
    • X

Tipp: Falls ihr euch mit den Marken eures Sammelgebietes nicht genauestens auskennt: Vertraut bei Käufen, für welche ihr mehr als 4 Euro bezahlen müsstet, K E I N E R  Signatur, sondern ausschliesslich aktuellsten, d. h. innerhalb der letzten fünf Jahre ausgestellten, Fotoattesten von einer der diversen Prüfvereine. Ansonsten „Finger weg“!

Basiswissen Philatelie (XIII) – Bildpostkartenserie des Saar-Hilfswerks

Hallo

Ich hatte in meinem Beitrag vom 11. November angekündigt, die im SAARPHILA-BLOG schon häufig erwähnte Bildpostkartenserie des Saar-Hilfswerks aus dem Jahr 1934 vorzustellen.

Fragt ihr euch soeben, was eine Bildpostkartenserie aus der Zeit des Dritten Reiches mit den Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar zu tun hat?

Die Gedankengänge der verantwortlichen Personen, die Anordnungen und die Vorgänge, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu eigenständigen Ausgaben von Briefmarken für das Saarland führten, werden verständlicher, sobald diese vor ihrem geschichtlichen und sozio-ökonomischen Hintergrund betrachtet werden. Zu diesem Hintergrund zähle ich u.a. das Ende des Ersten Weltkrieges, den Versailler Vertrag und seine Folgen für alle Vertragsparteien, die Weltwirtschaftskrise, die intensive Propaganda im Vorfeld der Saarabstimmung (Volksentscheid) vom 13. Januar 1935 sowie die Folgen dieses Entscheides für die Saarländer und das Saargebiet.

Es gibt auch philatelistische Gründe. Einerseits haben wir gesehen, dass eine der Postkarten dieser Bildpostkartenserie für den Gestalter der Bildmotive der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, Vytautas Kazimieras Jonynas, die Vorlage für das Bildmotiv des 1 Mark-Wertes Saarschleife bei Mettlach bildete (vgl. hier, hier und hier). Doch auch zwei weitere Motive aus der Bildpostkartenserie fanden Eingang in die Bildmotive der Saarbriefmarken, wenn auch erst in den Jahren 1950 resp. 1956. Der Vollständigkeit halber: Einige Motive finden sich auch auf Briefmarken der Volkshilfe-Ausgaben des Saargebietes.

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Ich möchte zu Beginn auf die so harmlos klingende Organisation Saar-Hilfswerk eingehen. Heute würden wir hinter einer solchen Bezeichnung wahrscheinlich eine karitative aber sicherlich gemeinnützige Institution vermuten. Weit gefehlt! Das Saar-Hilfswerk war eine im Jahr 1934 vom Saarbevollmächtigten (1) des Dritten Reiches gegründete, nach dem Führerprinzip aufgebaute, nationalsozialistische Organisation. Der alleinige Zweck dieser Organisation war das Sammeln resp. Eintreiben von Spenden für die intensive – auch kostenintensive – nationalsozialistische Propaganda im Vorfeld der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935.

Das schlesische Namslauer Stadtblatt (2) vom Weihnachtstag 1934 bringt auf der Frontseite einen aufschlussreichen Dank des Saarbevollmächtigten des Reichskanzlers (Adolf Hitler) für Spenden aus Kreisen der Industrie. Selbstverständlich nicht, ohne prominent die Bankverbindung des Saar-Hilfswerks (3) zu nennen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Konsequenterweise war dem Saar-Hilfswerk nur eine kurze Existenz beschieden. Es wurde nach der „gewonnenen“ Saarabstimmung 1935 aufgelöst. Die Akten der Organisation befinden sich heute im Bundesarchiv in Berlin-Lichtenfelde.

So, nach den einleitenden Bemerkungen kommen wir zu den 12 Ansichtskarten der Bildpostkartenserie des Saar-Hilfswerks. Postkarten für politische Propaganda einzusetzen war 1934 beileibe keine neue Idee. Jedoch immer noch eine zündende Idee. Postkarten, insbesondere Ansichtkarten, waren nicht nur bei der deutschen Bevölkerung enorm beliebt. Es ist heute im Zeitalter von E-Mail, SMS, Whatsapp, Facebook etc. kaum vorstellbar, dass zwischen den Weltkriegen weltweit Jahr für Jahr schätzungsweise 15 Milliarden Post- und Ansichtskarten verschickt wurden. Das sind etwa 475 Karten pro Sekunde!

Der Bedarf an Postkarten war vorhanden. Die Nazis brauchten die Nachfrage nur befriedigen. Möglichst harmlos und subtil, ohne dass die eigentliche Stossrichtung offensichtlich wurde. Zu diesem Zweck wurde dem Saar-Hilfswerk das Saar-Bild-Archiv angegliedert. Das Saar-Bild-Archiv war eine nationalsozialistische Nachrichten- und Bildagentur zur Belieferung der deutschen und ausländischen Presse mit Materialien zur Saarfrage, in enger Verbindung mit dem Saarbevollmächtigten, dem Saarreferat des Reichs- und preussischen Ministerium des Innern sowie der Saarabteilung der NSDAP. Der Saarreferent Bayerns – den gab es tatsächlich, die Bayern sind da ja eigen – spielte in dem Konzert keine Rolle mehr. Es war in Berlin längst entschieden worden, dass die Einwohner und Gemeinden des Saargebiets nicht wieder an Preussen und Bayern zurückgegliedert würden, sondern als Reichsland „Saarland“ dem frisch ernannten Reichskommissar für das Saarland – trara – Josef Bürckel, dem ehemaligen Saarbevollmächtigten des Reichskanzlers zu Lehen gegeben würden. Pardon! Von diesem ordnungsgemäss verwaltet werden würden.

Das Saar-Bild-Archiv war eine ad hoc-Einrichtung, verfügte somit – trotz des Namens – nicht über ein eigenes Bild-Archiv. Daraus ergab sich anfangs 1934 eine intensive Korrespondenz mit verschiedenen Verlagen zur – selbstverständlich kostenlosen – Überlassung von Bildmaterial zwecks … Propaganda. Diese Korrespondenz macht einen Grossteil des Aktenvolumens im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde aus.

Die 12 Ansichtskarten waren in einem Streifband eingebunden.

Deutsch ist das Land, das Volk an der Saar – Eisern geschmiedet in Not und Gefahr

Die Aussenseite zeigt unter dem Titel Unser Saargebiet eine Kartenskizze des Saargebiets sowie prominent den Bergmann von der Saar. Der Preis von 30 Pfennig ist für 12 Ansichtskarten sehr moderat und entspricht kaufkraftbereinigt 2018 etwa Euro 1,35. Versucht einmal heute, für Euro 1,35 zwölf Ansichtskarten zu erwerben!

Um Vertriebskanäle musste sich das Saar-Hilfswerk keine Gedanken machen: von HJ (Hitlerjugend), BdM (Bund deutscher Mädels), Saarvereine, NSDAP-Ortsgruppen bis hin zu Schülern und Lehrern wurden alle eingespannt. Nachstehend ein Zitat aus der vom Schulrektor geführten Schulchronik der Schule I in Limburg (an der Lahn) vom 14. Dezember 1934:

„Um 10 ½ Uhr bringt die Post von dem Saarbeauftragten des Führers ein Paket Saarpostkarten (480 Stck) zum Verkauf an die Schüler u. durch die Schüler. Da die Saar-Abstimmung vor der Tür steht, werden sie schleunigst verkauft. An diesem Tage sammle ich Geld: 1) für Saarpostkarten, 2) für Weihnachtskerzen des VDA, 3) für Krippenspiel der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, 4) wir nageln für das Winterhilfswerk (pro Nagel 5 Pf.), 5) für Sippschaftsbogen, die von den Kindern auszufüllen sind.“

Die genaue Reihenfolge, falls es eine festgelegte Reihenfolge überhaupt gab, in welcher sich die 12 Ansichtskarten im Streifband befanden, lässt sich – trotz jahrelanger Recherche – bis auf die erste Ansichtskarte – das Bildmotiv Bergmann von der Saar – nicht genau festlegen. Die Reihenfolge, in welcher ich die Ansichtskarten vorstelle, ist somit völlig zufällig.

Bergmann von der Saar

Das erste Bildmotiv ist der Bergmann von der Saar, eine Skulptur des saarländischen Bildhauers Fritz Koelle, die 1934 vor der Nationalgalerie in Berlin stand. Geschickt gewähltes Motiv: Bergmänner gab es an der Saar zuhauf, der Künstler stammte – obschon bei den Nazis nicht gerade beliebt – aus dem Saarland und die Skulptur stand in Berlin … der Reichshauptstadt!

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Saarschleife bei Mettlach

Das zweite – von mir gewählte – Motiv ist die Saarschleife bei Mettlach. Vorlage für das Bildmotiv des 1 Mark-Werts der 1. Offenburger Ausgabe.

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Burgruine Kirkel

Das dritte Motiv ist eine Ansicht der Burgruine Kirkel, einem aus dem 11. Jahrhundert stammenden Verteidigungsbau im Osten des Saarlands zwischen den Städten St. Ingbert, Homburg, Neunkirchen und Zweibrücken.

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Ottweiler: Markt und Wehrturm

Das vierte Motiv ist der Marktplatz und der Wehrturm von Ottweiler. Kommt Ihnen dieses Bildmotiv bekannt vor? Ja? Sie brauchen sich nicht wundern. Hier ist die Auflösung: Die saarländische Sondermarke zum 400. Stadtjubiläum im Jahr 1950.

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Das fünfte Motiv stammt aus Saarbrücken und zeig die Ludwigs– sowie die Jakobskirche.

Ludwigskirche, Jakobskirche

Wiederum eine geschickte Motivwahl. Eine repräsentative evangelische Barockkirche neben einer römisch-katholischen Kirche. Man wollte es sich ja mit niemandem verderben, obschon die Nazis grundsätzlich kirchenfeindlich eingestellt waren. Ihr Ziel war: statt Kreuz das Hakenkreuz.

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Das sechste Motiv ist eine – anfangs der 30er-Jahre noch eher seltene – Luftaufnahme der unter militärischen Aspekten angelegten Kasernenstadt Saarlouis. Auf der Propaganda-Ansichtskarte interessanterweise noch als Saarlouis bezeichnet, wurde die Stadt nach dem Anschluss des Saarlandes von den Nazis –  da zu frankophon klingend – zur ungeteilten Begeisterung der Einwohner am Jahrestag der Abstimmung am 13. Januar 1936 in Saarlautern umbenannt.

Sollte dieses Motiv vielleicht – sanft – die bevorstehende Militarisierung des gesamten Saargebiets andeuten?

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Das siebte Motiv visualisiert den für das Saargebiet so wichtigen Kohlenbergbau. Abgebildet ist das Rosseltal (heute der Stadtteil Klarenthal von Saarbrücken) im Süden des Saarlands mit der Grube Velsen.

Grube Velsen

Übrigens. Hatte ich erwähnt, dass dieser Beitrag sehr bildlastig sein würde? Nein? Nun wisst ihr es.

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Winterbergdenkmal Saarbrücken

Kein saarländisches Motiv ist propagandistisch, politisch und emotional so aufgeladen wie das 1874 aus Spenden errichtete Winterbergdenkmal. Erbaut in Erinnerung an den Sieg Preussens über Frankreich in dem von Reichskanzler Fürst Bismarck angezettelten Krieg von 1870/71, wurde es – Ironie der Geschichte – am 10. September 1939 von den Nazis gesprengt.

Warum, zum Teufel, haben die Deutschen, die ja eigentlich liebenswürdige Mitmenschen und Nachbarn sein können, in 150 Jahren fünf, für Europa desaströse Kriege angezettelt?

Müssen wir uns darauf einstellen, dass die Deutschen wieder zuschlagen? Oder wird Ministerin von der Leyen die komplette Kastrierung der deutschen Armee erfolgreich umsetzen können?

Item. Kommt euch dieses Bildmotiv ebenfalls bekannt vor? Auch dieses Mal braucht ihr euch nicht wundern. Das Motiv wurde 1956 für eine drei Werte umfassende Sondermarkenserie zur Finanzierung des Wiederaufbaus des gesprengten Denkmals verwendet.

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Das neunte Motiv war sicherlich so recht nach dem Geschmack der Nazis. Bekenntnissprüche auf Häusern in St. Wendel, die den deutschen Charakter der Gemeinde St. Wendel unterstrichen.

Domplatz St. Wendel

Die Sprüche:

„Ich bin geboren, deutsch zu fühlen. Bin ganz auf deutsches Denken eingestellt. Erst kommt mein Volk, dann all die andren vielen. Erst meine Heimat, dann die Welt.“

„Deutschland und wenn Dich das Elend umnachtet wir haben Dich lieb wie nie zuvor.“

Beim zweiten Spruch drängt sich die Frage auf, ob da Anfang der 30er-Jahre jemand hellseherische Fähigkeiten an den Tag gelegt hat?

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Das zehnte Motiv ist die Gemeinde Tholey mit der 1794 aufgehobenen und seit 1949 wieder bewohnten Benediktiner-Abtei. Die Siedlung Tholey geht auf keltische Wurzeln zurück und war bereits unter römischer Herrschaft besiedelt

Tholey mit ehemaliger Abtei

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Elftes Motiv der Serie ist der Wendelinus-Brunnen mit Blick auf die Basilika von St. Wendel.

Wendelinus-Brunnen

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Das zwölfte Motiv zeigt die Röchlingsche Eisenwerke in Völklingen bei Nacht. Eine eindrucksvolle Aufnahme, auch 85 Jahre nach ihrer Entstehung.

Röchling Eisenwerke in Völklingen bei Nacht

Bis dann

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Anmerkungen

(1) Durch Kabinettsbeschluss seit Mitte November 1933 der ehemalige Reichskanzler Franz von Papen, der als Katholik den katholischen Klerus für die Sache der Nazis einspannte, ab 28. Juli 1934 dann der stramme Nazi und Gauleiter des Saarlandes Josef Bürckel. Dem Saarbevollmächtigten unterstanden – Führerprinzip – die Saarreferenten Preussens, Bayerns und des Reichs, das Saar-Hilfswerk sowie der Saarpropaganda-Ausschuss

(2) Namslau ist heute eine Gemeinde in Polen und heisst Namyslów

(3) Neustadt an der Haardt ist eine Gemeinde im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz  heisst heute Neustadt an der Weinstrasse

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#saarphila #saarphilatelie

Die Saarschleife bei Mettlach (IX)

Hallo

Das Bildmotiv Saarschleife bei Mettlach, Blick von der Cloef, erweist sich als ein sehr ergiebiges Thema. Dies ist – ich habe nachgezählt – mein neunter Beitrag auf dem Saarphilatelie-Blog. Als ich zu Beginn dieses Jahres den ersten Beitrag zu diesem Bildmotiv der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) der Briefmarkenserie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar schrieb, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich im November noch über dieses Thema schreiben würde. Manchmal glaube ich, eine leichte „déformation professionelle“ zu haben. Oder sehe ich heute einfach mehr Dinge, die ich früher „übersehen“ habe?

Für alle diejenigen unter euch, die meinem SAARPHILA-BLOG erst seit Kurzem folgen, hier die Links zu den vorhergehenden Beiträgen:

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Worum geht es in diesem Beitrag? Wir wissen inzwischen, dass Vytautas Kazimieras Jonynas – der Gestalter der Bildmotive der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar – seine Version der Saarschleife nach einer fotografischen Vorlage aus den späten 1920er-, sehr frühen 1930er-Jahren gestaltete. Sehr wahrscheinlich verwendete Jonynas eine Ansichtskarte aus dem Propagandamaterial des – Ironie der Geschichte – nationalsozialistischen Saar-Bild-Archivs als Vorlage für seinen fast schon fotorealistisch zu nennendes Bildmotiv.

1 Mark, Originalausgabe (BuS I)
1 (Saar-)Mark, Neuausgabe (BuS II)

In der dritten Ergänzung habe ich detailliert beschrieben und u.a. auch forsttechnisch belegt, dass das Bildmotiv Saarschleife bei Mettlach auf den Marken der 1. und der 2. Offenburger Ausgabe (BuS I/II, vgl. Abbildungen) die Landzunge in der Mitte der Saarschleife so zeigen, wie diese um 1930 herum ausgesehen haben muss. Falls Jonynas im Herbst 1946 an die Saarschleife gereist wäre, hätte sich ihm die Saarschleife so dargestellt:

nachkolorierte Aufnahme nach Ende des Zweiten Weltkriegs

Die Ähnlichkeit zu dem Bildmotiv des 1 Mark-Werts der beiden Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist sicherlich gegeben, aber der Bewuchs der Landzunge unterscheidet sich. Büsche und Bäume wachsen halt in 15-20 Jahren, wenn man sie denn lässt.

Anhand von weiteren, ebenfalls neu hinzugekommenen Stücken aus meiner Sammlung möchte ich zeigen, dass die uns von der Briefmarke so vertraute Darstellung der Saarschleife im ganzen deutschen Reich weit verbreitet war.

Verlag G. Vockenburg, Dudweiler, nach einer Aufnahme von Max Wentz, Saarbrücken

Vor allem im Saarland konnte man eine Ansichtskarte des Verlags G. Vockenburg in Dudweiler kaufen.

Zur gleichen Zeit zirkulierte in der preussischen Rheinprovinz, zu welcher Orscholz und damit die Cloef – von welcher alle Aufnahmen gemacht wurden – gehörte, eine Ansichtkarte des Verlags Ferd. Hegner Buchhandlung, Saarburg, Kreis Trier.

Das nationalsozialistische Saar-Hilfswerk unter Hitlers Saarbeauftragten Franz von Papen (1879-1969) resp. später Josef Bürckel (1895-1944) liess als Teil des Propagandafeldzuges vor der Saar-Abstimmung vom 13. Januar 1935 im ganzen Reich von Schülern eine Ansichtskartenserie mit Motiven aus dem Saarland verkaufen. Darunter auch eine Ansichtskarte mit der Saarschleife bei Mettlach nach einer Aufnahme des Saar-Bild-Archivs.

Dieser Beleg, gelaufen von Villmar an der Lahn über Giessen nach Nordrach im Schwarzwald, zeigt exemplarisch, dass die vom Saar-Hilfswerk im deutschen Reich gestreuten Ansichtskarten auch tatsächlich verwendet wurden.

Hier noch eine gut erhaltene Vignette aus der Zeit der Saar-Abstimmung von 1935.

Eine sehr überraschende Verwendung des Motivs Saarschleife bei Mettlach fand ich durch Zufall und konnte zwei Exemplare für meine Sammlung erwerben.

Es handelt sich um zwei Zigarettenbildchen in Fotoqualität der Monopol GmbH in Dresden. Diese Bilder sind je 6 cm x 4,6 cm gross auf stabilem rückseitig bedrucktem Fotopapier. Für die damals nicht nur im Deutschen Reich sehr beliebten Sammel-Bilder konnte der geneigte Raucher für sich resp. für seine Kinder sogar ein Sammelalbum bestellen. Das machte das Rauchen zwar nicht gesünder dafür jedoch lehrreich.

Diese Zigarettenbildchen können wir ebenfalls datieren. Wie? Anhand der Gesellschaftsbezeichnung GmbH. Bernhard Lippmann Hurwitz gründete 1875 in Eydtkuhnen/Ostpr. die Monopol Zigaretten- und Tabakfabrik oHG. 1895 erfolgte der Domizilwechsel in die Blasewitzer Strasse 70 in Dresden. Die Monopol Zigarettenfabrik oHG wurde Hoflieferant seiner Majestät des Königs von Sachsen. Nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1921 übernahmen Benno Hurwitz und Dr. Emil Hurwitz die Firma. 1928 wurde die oHG in eine KG und später wieder in eine oHG umgewandelt. 1934 erfolgt die Enteignung durch die Nazis. Das Unternehmen firmiert nun als Monopol GmbH. Die Zigarettenbildchen stammen also aus der Zeit nach 1934, was auch den expliziten Hinweis auf die „deutsche Saar“ im Text erklärt.

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In der sechsten Ergänzung zu Motive (I) – Saarschleife konnte ich ein gelaufenes Exemplar der Bildpostkarte MiNr. BRD P129 g 8/114, einer Ganzsache, vorstellen. Inzwischen konnte ich ein ungelaufenes Exemplar meiner Sammlung hinzufügen.

Bis dann

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