Basiswissen Philatelie (I) – Freizeitbeschäftigung Philatelie?

Henry Wheeler Shaw hat gesagt: „Sei wie eine Briefmarke. Bleib an einer Sache dran, bist Du am Ziel bist.“

Ich sage: „Das Ziel eines Briefmarkensammlers ist die Freude und Zufriedenheit, die sich bei der Beschäftigung mit den kleinen bunten Papieren einstellt. Ein einfach zu erreichendes Ziel, dass man jedoch allzu schnell aus den Augen verliert.“

Hallo

Heute schreibe ich darüber, wie ich zum Briefmarkensammler wurde: „Es war einmal vor langer, langer Zeit.“ Nein, so lange ist es auch wieder nicht her und ein Märchen ist es ebenfalls nicht.

Dennoch. Es ist erstaunlich. Ich erinnere mich nach all den – nicht gerade ereignislosen – Jahrzehnten noch gut an meine ersten Briefmarken. Meine unbeholfenen Versuche, diese kleinen gezackten Papierfetzen mit meinen Finger und – seltener – mittels einer Pinzette in einem kleinen Steckbuch unterzubringen. Meine Lieblingsmarken waren die einfarbigen Dauermarken.

©Sammlung Montclair
©Sammlung Montclair
©Sammlung Montclair

Manche zeigten Personen, manche Gebäude, manche hatten nur ein Design, z.B. einen Kopf mit prominenter Hornbrille, andere zeigten technische Geräte. Welcher Bub ist nicht von Technik fasziniert? Und ich hatte ja Zählen gelernt. Ich war sehr zufrieden mit mir, diese kleinen bunten Marken in die richtige – aufsteigende – Reihenfolge bringen zu können: 5, 7, 10, 15, 20 usw. Das kleine Steckbuch und meine Marken waren mein ganzer Stolz – zumindest für eine gewisse Zeit. Da ich nicht müde wurde, es allen, die es sehen wollten – oder es zumindest sagten – aber auch allen, die es nicht sehen wollten, zu zeigen, bekam ich von allen Seiten Nachschub an Briefmarken. Nach einiger Zeit spendierten mir meine Eltern sogar ein umfangreicheres Steckbuch.

Ich hatte damals nur ein Problem. Die hohen Werte waren aus der Familienpost oder der Post der Firmen, die man für Briefmarken anfragte, nicht zu erhalten.

©Sammlung Montclair
©Sammlung Montclair

Das Taschengeld reichte für diese teuren Briefmarken bei weitem nicht und Geldgeschenke zum Geburtstag oder ähnlichen Feiern landeten mit schöner Regelmässigkeit auf dem Sparbuch.

Mit der Pubertät verschoben sich meine Interessen weg von den Briefmarken hin zu „cooleren“ Dingen, wie zum Beispiel … ihr habt richtig geraten, Mädchen.

Später traten die ernsten Dinge des Lebens in den Vordergrund: Matura, Militärdienst, Studium, Karriere. Briefmarken als Sammelobjekte verschwanden aus meinem Gesichtsfeld.

Mehr als dreissig Jahre später stand ich eines Tages im Karstadt in Kiel vor dem gut sortierten Briefmarkensortiment und die alte Faszination war auf einen Schlag wieder da. Für mich ist Briefmarkensammeln der Gegenpol zu unserer doch oftmals stark digitalisierten und schnelllebigen Welt. Die haptische Beschäftigung mit Briefmarken empfinde ich als bewusst zelebrierte Entschleunigung.

Ich habe einige Jahre benötigt, bis ich wusste, was ich sammeln und wie ich sammeln wollte resp. immer noch will. Im Verlauf dieses Prozesses habe ich mich allmählich vom Briefmarkensammler zum Philatelisten gewandelt. Dieser Wandel ist keine grosse Sache, eher ein schleichender Prozess. Vom Briefmarkensammler zum Philatelisten, das ist nur ein kleiner Schritt. Sobald das reine Sammeln auf Vollständigkeit, die in der Regel durch Kataloge oder Albumblätter vorgegeben wird, der Beschäftigung mit der Briefmarke an sich, mit ihrer (Entstehungs-) Geschichte und Funktion im geographischen wie historischen Umfeld weicht, ist es geschehen. Anders ausgedrückt: „Sobald beim Briefmarkensammeln die Reflexion über das eigene Tun einsetzt, scheinbar in Stein gemeisselte Vorgaben und Massstäbe in Frage gestellt werden, ist der Schritt zur historischen (Hilfs-) Wissenschaft Philatelie vollzogen.“

So, das war meine Geschichte, meine stamp story, wie es in dem wöchentlichen und empfehlenswerten Podcast Stamp Show here today so schön heisst.

Noch zwei Nachbemerkungen, die mit dem Thema dieses Beitrags nichts zu tun haben, aber mir wichtig sind:

    1. Die aufmerksamen Beobachter unter euch werden eine minime Änderung der Hintergrund- wie auch der Schriftfarbe festgestellt haben. Dies ist auf eine Angleichung an den einheitlichen Auftritt (Neudeutsch: Corporate Design) von Saarphila.de zurückzuführen.
    2. Die im Saarphilatelie-Blog und auf der Website von Saarphila.de geäusserten Meinungen sind niemals neutral. Im Gegenteil. Es sind die grundsätzlich subjektiven und manchmal polemischen Meinungsäusserungen eines Individuums, welches den eigenen Denkkasten nicht im Kindergarten am Haken hängengelassen hat und durchaus zu benutzen weiss.

Bis dann

#saarphila #saarphilatelie