Hallo
In diesem Beitrag, dem fünften der kleinen Serie über wiederkehrende Feldmerkmale bei der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, stelle ich euch weitere Merkmale vor.
Bei den Werten mit dem Bildmotiv Stahlwerker am Hochofen beim Abstich (15, 16, 20 und 24 Pfennig) tritt ein dunkler Farbstrich als Feldmerkmal über alle Werte an einer ähnlichen Stelle des Bildmotivs auf, ohne jedoch in jedem Fall ein wiederkehrendes Feldmerkmal zu sein. Ein sehr interessanter Zufall, den ich euch hier näherbringen werde.
Wer von euch im MICHEL® Saar-Spezial 2017 die Seiten 88/89 mit den Plattenfehlern (sic!) der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) genau studiert, stellt fest, dass für die vier Werte mit dem Bildmotiv Stahlwerker am Hochofen beim Abstich jeweils unter römisch I in typisch verschwurbeltem MICHEL-Sprech ein Feldmerkmal mit gerissenen, zerbrochenen oder gebrochenen Fenstern katalogisiert ist.
Denkt einmal über die von der MICHEL®-Redaktion seit Jahren verwendeten Adjektive nach. Ich kenne gerissene Schnüre, Fäden oder Leinen. Auch von gerissenen Tieren liest man in der Zeitung, da, wo Wolf und Bär noch daheim sein dürfen. Aber gerissene Fenster? Gebrochene Fenster? Zerbrochene Fenster? Zerbrochene oder gesprungene Fensterscheiben, die gibt es. Über sprachlichen Unzulänglichkeiten kann ich schmunzeln. Doch im Fall von irreführenden Abbildungen hört bei mir der Humor auf. MICHEL®-Kataloge zeigen ganze drei (!) Abbildungen für 22 katalogisierte Feldmerkmale des Bildmotivs Stahlwerker. Zwei dieser drei Abbildungen sind irreführend. Da ist zum einen die interessante Farbe der Abbildung für MiNr. 213 I, die ich als Dunkelgrün oder vielleicht auch Schwarzgrün definieren würde. Blättert im Katalog ruhig eine Seite zurück. Ihr werdet bei der 1. Offenburger Ausgabe einen Wert mit dem Bildmotiv Stahlwerker in dieser Farbe nicht finden. Die Werte zu 15, 16, 20 und 24 Pfennig wurden in den Farben Braun, Blau, Rot und Orangebraun gedruckt. Eine Variante in Grün kommt bei diesem Bildmotiv nicht vor. Genauso wenig wie Schwarz bei der Abbildung für MiNr. 213 III, oder sollte der Michel-Redaktion bis dato immer noch nicht gelungen sein, eine farbige Abbildung dieses Feldmerkmals aufzutreiben?
Zurück zu den Feldmerkmalen bei verschiedenen Werten an ähnlicher Stelle des Bildmotivs. Hier erst einmal die farblich korrekten Abbildungen aller vier Feldmerkmale:
15 Pfennig Feld 63AB (links A, rechts B)
16 Pfennig Feld 36AB (links A, rechts B)
20 Pfennig Feld 43AB (links A, rechts B)
24 Pfennig Feld 6AB (links A, rechts B)
Bei diesen Marken erkennen wir eine Abweichung vom vorgesehenen Ergebnis durch kräftige Farbstriche im Bereich der Fensterfront im Hintergrund des Bildmotivs. Schaut beim 16 Pfennig- und beim 24 Pfennig-Wert genau hin. Richtig: hier haben wir ein wiederkehrendes Feldmerkmal vor uns – das fünfte wiederkehrende Feldmerkmal, welches ich euch im SAARPHILA-BLOG vorstelle. Nachfolgend die Buttons zu den ersten vier Beiträge über wiederkehrende Feldmerkmale der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.
Wiederkehrende Feldmerkmale entstanden durch Diapositivmontage bei der Herstellung des Diapositivbogens für einen neuen Wert. In diesem Fall wurden die Diapositivstreifen des 24 Pfennig-Werts, der zeitlich früher gedruckt wurde (vgl. Steckbriefe am Schluss des Beitrags), für den Diapositivbogen des 16 Pfennig-Werts verwendet, wodurch das Feldmerkmal „mitwanderte“, wenn auch auf ein anderes Bogenfeld (Feld 6 auf Feld 36) jedoch derselben – nämlich der 6. senkrechten – Bogenreihe.
Die vier Feldmerkmale treten jeweils auf beiden Schalterbögen, A und B, auf. Somit wissen wir, dass die Ursachen dieser primären Feldmerkmale in der Druckvorstufe des Rotations-Rastertiefdruckverfahrens zu suchen sind. Wieso gerade diese Region des Bildmotivs so anfällig für nicht gerade kleine Abweichungen ist, ist mir bislang noch nicht klar – scio me nihil scire. Kennt ihr die Ursache? Dann nehmt bitte auf Kontakt mit mir auf.
Werden diese Feldmerkmale auch in anderen Katalogen aufgeführt? Ich liste nachstehend die Einträge für den Staedel (Étude des timbres-poste et obliterations de la Sarre 1945-1955), das SHB (Saarhandbuch von 1958), den F.S.A. (Catalogue F.S.A. Specialisé de timbres de la Sarre 1960 und 1964) sowie den Michel (Michel Saar-Spezial 2017) auf.
15 Pfennig
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- Staedel: 7c „Fenêtre complèment fendue sur toute la largeur“
- SHB: 63 AB „Sprung in den linken Fenstern“
- F.S.A.: 202d „2 vitres cassées à gauche“
- MICHEL®: MiNr. 212Z I „zwei Fenster links gerissen (Feld 63)“
16 Pfennig
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- Staedel: 8b „Trois vitres et mur fendus“
- SHB: 36 AB „Fenster links gebrochen“
- F.S.A.: 203d „vitres fendus“
- MICHEL®: MiNr. 213Z I „Fenster über Arbeiter zerbrochen (Feld 36)“
20 Pfennig
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- Staedel: 9b „Mur et fenêtre a droite fendus“
- SHB: 43 AB „Fensterscheiben rechts gesprungen“
- F.S.A.: 204c „trait diagonal dans l’angle droit“
- MICHEL®: MiNr. 214Z I „Fenster rechts gebrochen (Feld 43)“
24 Pfennig
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- Staedel: 10a „Trois vitres et mur brisés“
- SHB: 6 AB „Fensterscheibe gesprungen und Mauersprung“
- F.S.A.: 205c „barre horizontale sur le mur“
- MICHEL®: MiNr. 215Z I „linkes Fenster zerbrochen, Strich in der Mauer daneben (Feld 6)“
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Wie immer, wenn in Katalogen die Beschreibungen nicht klar und präzis und die Abbildungen dann auch noch nichtsagend oder irreführend sind, schlägt die Stunde der Amis Faux, der falschen Freunde.
Amis Faux sind Marken mit Feldmerkmalen, auf welche die verschwurbelten und unpräzisen Beschreibungen in den Katalogen hervorragend zutreffen, die jedoch nicht die Marke mit dem katalogisierten und damit preislich höher eingestuften Feldmerkmal sind. Nicht nur der Sammler, sondern auch der Verkäufer ist diesen Amis Faux aufgrund der unverständlichen Fixierung der deutschen Philatelie auf die Kataloge aus dem Schwaneberger-Verlag fast hilflos ausgeliefert.
Nochmals zum Mitschreiben. Drei Abbildungen – davon zwei irreführende – für 22 katalogisierte Plattenfehler (sic!) allein bei einem von sechs Bildmotiven! 14 Abbildungen für 109 Feldmerkmale bedeutet, bei 95 Feldmerkmalen müssen sich Sammler wie Verkäufer auf unpräzise und vage Beschreibungen verlassen, die seit Jahrzehnten nicht angepasst wurden und im besten Fall in die Irre führen, im schlechtesten Fall schlicht falsch sind?
Nachfolgend einige dieser Amis Faux, von denen ich aus Erfahrung weiss, dass sie häufig – ohne bösen Willen – von unwissenden Verkäufern auf ebay oder Delcampe als die in MICHEL®-Katalogen aufgeführten „Plattenfehler“ angeboten werden.
15 Pfennig Feld 4AB (links A, rechts B)
16 Pfennig Feld 99 AB (links A, rechts B)
14 Pfennig Feld 54AB (links A, rechts B)
Dies sind nicht die einzigen bekannten Amis Faux. Ich habe euch aus der Auswahl bloss die nach meiner Beobachtung häufigsten herausgesucht. Ich empfehle euch, keinen MICHEL® Briefmarken-Katalog zu kaufen. Erstens sind bei diesem – ausser ihr greift zu dem MICHEL® Saar-Spezial zu Euro 49,00 – die verschiedenen Zeiträume und Sammelgebiete auf zwei Bände à Euro 88,00 also stolze Euro 176,00 aufgeteilt. Die Sammelgebiete mit Saarbezug sind:
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- Saargebiet 1920-1935
- ZOF, Zone d’occupation française en Allemagne, Ausgaben der französischen Besatzungsbehörde für das Saarland 1945-1946
- Territoire de la Sarre, von Frankreich annektiert, Ausgaben französischer Behörden für das Saarland 1946-1947
- Saarland, eigene Ausgaben des autonomen Saarlandes 1948-1956
- sowie nach Ende der eigenständigen Briefmarkenausgaben die Ausgaben der Deutschen Bundespost für das Saarland in Frankenwährung 1957-1959
Zweitens ist die Bebilderung, insbesondere der Unternummern mangelhaft. Drittens sind die Angaben fehlerbehaftet, wie ihr als regelmässige Leser des SAARPHILA-BLOGS ohnehin wisst. Ich empfehle euch, den zugegebenermassen etwas sperrigen Philotax Saar-Saarland Spezial 1920-1959 zu Euro 100,00 anzuschaffen (es gibt diesen auch als digitales Programm, da ist der Katalog nicht mehr so sperrig). Dieser Katalog ist fast durchgehend mit aussagekräftigen, farbigen Abbildungen versehen und somit m.E. um einiges sammlerfreundlicher als das Pendant aus dem Schwaneberger-Verlag.
Fazit: Beim 16 Pfennig-Wert, Feld 99AB, und dem 24 Pfennig-Wert, Feld 54AB, handelt es sich um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Das sechste, welches ich euch im SAARPHILA-BLOG vorstelle (Erstpublikation).
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Steckbrief des 15 Pfennig-Werts
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- Wert: 15 Pfennig
- Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
- Farbe: dunkelbraun
- Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
- Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
- Wasserzeichen: ohne
- Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
- Bekannte Druckdaten: 7. Februar 1947
- Erstausgabedatum: 17. Februar 1947
- Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
- Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 1’510’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil des Restbestandes wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 3 F überdruckt.
- Vorgestelltes Feldmerkmal: Feld 63AB, „Dunkler, nach unten gebogener Farbstrich über die linke Fensterfront“
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Steckbrief des 16 Pfennig-Werts
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- Wert: 16 Pfennig
- Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
- Farbe: violettblau
- Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
- Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
- Wasserzeichen: ohne
- Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
- Bekannte Druckdaten: 1./3./4. Februar 1947
- Erstausgabedatum: 17. Februar 1947
- Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
- Auflage: 3’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 2’995’000 Stück am Schalter verkauft wurden.
- Ein Grossteil der Restauflage wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 4 F überdruckt.
- Feldmerkmal: Feld 36AB, „Dunkler, nach oben gebogener Farbstrich über die linke Fensterfront, im weiteren Verlauf waagerecht über die Mauer reichend“
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Steckbrief des 20 Pfennig-Werts
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- Wert: 20 Pfennig
- Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
- Farbe: orientrot
- Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
- Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
- Wasserzeichen: ohne
- Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
- Bekannte Druckdaten: 11. und 12. Februar 1947
- Erstausgabedatum: 7. März 1947
- Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
- Auflage: 3’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 3’010’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil der Restauflage wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) mit der Wertangabe 5 F überdruckt.
- Vorgestelltes Feldmerkmal: Feld 43AB, „Dunkler, nach oben gebogener Farbstrich über die Mauer im Hintergrund und die rechte Fensterfront“
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Steckbrief des 24 Pfennig-Werts
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- Wert: 24 Pfennig
- Motiv: Stahlwerker am Hochofen beim Abstich
- Farbe: orangebraun
- Papier: dickes, gelblichgraues Papier; rau und häufig mit unter der Lupe erkennbaren, längeren Stofffäden
- Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quergeriffelt
- Wasserzeichen: ohne
- Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
- Bekannte Druckdaten: 14-18. Januar und 20.-24. Januar 1947
- Erstausgabedatum: 4. Februar 1947
- Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
- Auflage:15’060’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 10’575’000 Stück am Schalter verkauft wurden. Ein Grossteil der Restauflage wurde für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD)mit der Wertangabe 6 F überdruckt.
- Feldmerkmal: Feld 6AB, „Dunkler, nach oben gebogener Farbstrich über die linke Fensterfront, im weiteren Verlauf waagerecht über die Mauer reichend“
Stahlwerker am Hochofen beim Abstich ist das einzige Bildmotiv der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar von dem sämtliche Werte für den Mastatt-Burbacher Druck (MBD I/II) herangezogen und mit Werten in Frankenwährung überdruckt wurden. Ich deute dies als Anzeichen für die hohe Bedeutung, welche die französische Administration des Saarlandes der Schwerindustrie beimass.
Bis dann
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