Hält der MICHEL® DSK, was er verspricht?

Hallo

Die MICHEL® Rundschau 4/2024 ist erschienen. Im Editorial verspricht Melanie Baumann aus dem Redaktions-Team viel. Kann der MICHEL® halten was er verspricht?

Ich spüre die Versuchung, mir den 2. Band des MICHEL® Deutschland Spezial (DSK) zuzulegen. Meine Exemplare des DSK stammen aus dem Jahr 2018. Andererseits befürchte ich – wie bereits beim MICHEL® Saar Spezial 2024 (5. Auflage) nur enttäuscht zu werden. Kann der MICHEL® mehr Informationen zu Vytautas Kazimieras Jonynas bieten, als die Biographie, an der ich aktuell arbeite?

Ich bin noch unentschlossen, möchte euch die Information aber nicht vorenthalten.

Quelle: MICHEL® Rundschau 4/2024, Schwaneberger-Verlag 2024

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Artikel in Deutsche Briefmarken-Revue (12/2022)

Hallo

In der Deutschen Briefmarken-Revue, Ausgabe 12/2022 ist auf Seite 28f der elfte Teil einer von mir verfassten, 20-teiligen Beitragsserie über die Feldmerkmale der SAAR I erschienen.

Dieser Beitrag behandelt die Feldmerkmale des 30 Pfennig-Werts. Darüber hinaus befasst er sich mit dem Vorgehen Diapositivmontage innerhalb der Druckvorstufe.

Die Intentionen und Inhalte der Beitragsserie habe ich hier beschrieben.

Lesenswert ist der Beitrag von Elmar Vogt auf Seite 31ff. Er beschäftigt sich anlässlich des 25. Todestags von Vytautas Kazimieras Jonynas mit dem vielseitigen Gestalter der Bildmotive der Freimarkenserie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Vytautas K. Jonynas (1907-1997) Foto © Vytautas Maželis

Bis dann

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Saarphilatelie in DBZ 2-3/2022

Hallo

Das aktuelle Doppelheft der Deutschen Briefmarken-Zeitung (DBZ) widmet dem 75. Jubiläum der Erstausgabe saarländischer Briefmarken einen vierseitigen Beitrag mit dem Titel: Bezahlen in Francs.

Geschrieben hat den lesenswerten Beitrag der bekannte Philatelie-Journalist und Saarsammler Thorsten Berndt. Auf der zweiten Seite „stolperte“ ich jedoch über eine Aussage zur Ähnlichkeit der Bildmotive der SAAR I mit denen der Länderausgabe der Französischen Zone. Berndt schreibt:

Damit machte das Saarland gewissermassen den Auftakt der Länderausgaben, denn in Baden und Rheinland-Pfalz erschienen die ersten Marken im Mai, in Württemberg sogar erst im Juni. Politisch stimmt der Vergleich natürlich nicht, da das Saarland aus der Französischen Zone ausgegliedert war. Die Ähnlichkeiten der Erstausgaben sind jedoch frappierend.(1)

Die Ähnlichkeit der Bildmotive sind aus zwei Gründen nicht so erstaunlich, wie es Thorsten Berndt darstellt.

    • Gestalter der Bildvorlagen ist in allen Fällen der international renommierte Künstler und Kunstbeirat der französischen Militärregierung Vytautas Kazimieras Jonynas (1907-1997).
    • Auftraggeber ist in allen Fällen die P.T.T. de la Zone d’occupation française en Allemagne, vertreten durch deren Directeur Raymond Croze (1908-1978) und in künstlerischen Fragen beraten durch die Sous-Diréction des Beaux-Arts in Baden-Baden.

Bis dann

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Anmerkungen

(1) Das Saarland war zu Beginn des Jahres 1947, als die Marken der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I) verausgabt wurden,

    • seit 1946 nicht mehr dem Alliierten Kontrollrat, der obersten Besatzungsbehörde für das besetzte Deutsche Reich unterstellt
    • im April/Oktober 1946 mit Billigung der Westalliierten aus der Französischen Besatzungszone ausgegliedert worden
    • seit Dezember 1946 Teil des französischen Zollgebietes
    • de facto und de iure von Frankreich annektiert (die Annexion wurde mit der Souveränität des Saarlandes Ende 1947 und die darauf aufbauenden bilateralen Verträge zwischen dem Saarland und Frankreich aufgehoben)

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Frisch geliefert (III) – 75 Pfennig X P

Hallo

Wie ihr wisst, beobachte ich den Markt rund um die Marken der BuS I (auch SAAR I), der Originalausgabe der Freimarkenserie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, sehr genau. Spoiler-Alarm: Dieser Beitrag benötigt mehr als 5 Minuten Lesezeit, weist darüber hinaus einige Bilder auf und ist spannend!

Neulich „stolperte“ ich über ein Angebot eines unperforierten (geschnittenen) Exemplars des 75 Pfennig-Werts mit der selteneren Wasserzeichenorientierung F, also fallend. Solche Marken werden immer wieder einmal auf dem Markt angeboten. Es war jedoch nicht die Marke selbst, welche meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war der Text des zugehörigen Befunds. Ausgestellt 2015 durch den aktuellen Vereinsvorsitzenden des BPP, Christian Geigle. Dieser ist hauptberuflich Briefmarkenhändler. Meines Erachtens eine Interessenskollision, aber bekanntlich bei Briefmarken-Prüfern weit verbreitet. Doch um dieses Thema wird es hier nicht gehen.

Nachfolgend die Abbildung des der Befunds. Von Interesse ist allein die Vermutung des Prüfers zur Herkunft des Prüfstücks.

Es stammt aus Andruckbogen mit Druckzylinder, der vermutlich wegen Qualitätsmängeln beim endgültigen Auflagendruck durch einen neu angefertigten Druckzylinder ersetzt wurde.

Bei diesem Satz ging mir sofort durch den Kopf: „Wieso hat Christian Geigle diese Vermutung – der Prüfer selbst schreibt „vermutlich“ – in einen offiziellen Befund aufgenommen? Welche Quellen liegen ihm hinsichtlich der Formzylinder vor?“ „Anhand welcher Merkmale des Prüfstücks konnte er den Unterschied zwischen MiNr. 222 X U und MiNr. 222 X P bestimmen?“

Und als nächstes: „Welchen Nutzen hat eine schriftlich festgehaltene Vermutung des Prüfers für den Auftraggeber?“ „Oder gab es nur einen Nutzen für den Prüfer?“

Ich bin kein Detektiv oder Kriminalkommissar. D0ch eines weiss ich durch die langjährige Beschäftigung mit der Ausgabe BuS I: Die Produktionsunterlagen sind im Archiv des Burda-Verlags entweder tatsächlich nicht mehr vorhanden oder werden Rechercheuren als nicht mehr vorhanden deklariert. Item: Meine Neugierde war jetzt geweckt. Ich beschloss, finanziell tief in die Tasche zu greifen und erwarb nicht bloss dieses Stück, sondern bei einem anderen Händler ein unperforiertes waagerechtes Pärchen dazu.

Hier die Abbildungen (jeweils Vorder- und Rückseite), zuerst die MiNr. 222 X P und dann das waagerechtes Pärchen MiNr. 222 X U:

Es ist offensichtlich, diese Marken haben schon 75 Jahre „auf dem Buckel“. Die Wasserzeichenorientierung ist jeweils F, also fallend. Beide Exemplare sind unperforiert.

Wo ist nun der Unterschied zwischen den beiden Varianten P und U? Wo der Unterschied zu ganz normalen Exemplaren des 75 Pfennig-Werts mit Wasserzeichenorientierung F oder S? Wir wissen, das verwendete Papier hatte keinen Einfluss auf das Druckbild.

Ihr wollt nun sicherlich wissen, was mich gerade umtreibt, richtig? Versetzt euch in die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland. Alles ist Mangelware. Wenn ich schreibe Alles, dann meine ich Alles. Alles ausser Hoffnung und Hunger. Es ist für mich unvorstellbar, dass nach den bereits erfolgten Probedrucken für das Gut zum Druck die bereits manuell geätzte Ballardhaut (Kupferbeschichtung) eines kompletten Formzylinders mal so einfach verworfen wurde. Dass der stählerne Zylinder zurück ans  Werk geschickt wurde mit dem Vermerk: „Bitte neu beschichten!“ Die Druckerei Franz Burda in Offenburg selbst war zu einer Galvanisierung von Formzylindern nicht eingerichtet.

Andererseits ist zu bedenken: Es geht um den ersten Wert der BuS I, der gedruckt wird. Es ist darüber hinaus die allererste Briefmarke, welche die Druckerei Franz Burda herstellt. Ein Prestige-Projekt. Viel hängt von dem Gelingen dieses Drucks ab. Nicht bloss – wie wir aus der Rückschau wissen – der Auftrag für die lukrativen Länderausgaben der Französischen Zone. Fehler können – gerade zu Beginn eines Projekts – vorkommen.

Dennoch: Einen aufwendig manuell geätzten Formzylinder neu beschichten zu lassen, da muss ein Probedruck schon von den Auftraggebern, also Raymond Croze von der P.T.T. und Raymond Schmittlein wegen gröberer Qualitäts-Mängel abgelehnt worden sein. Hierbei ist zu bedenken, dass die 75 Pf.-Marke die Beförderungsgebühr für Auslandsbriefe abdecken soll. Also geht es den französischen Behörden ebenfalls ums Prestige.

Noch etwas macht mich in diesem Zusammenhang stutzig. Der MICHEL® DSK 1996 (1) führt unter SAAR I keine Probedrucke auf. Dafür einige Werte mit der Unternummer U = unperforiert (geschnitten). Im MICHEL® Saar-Spezial-Katalog 2002 (2) sind dann neben den unperforierten Werten auch die MiNr. 211, 212, 224 sowie 225 als Probedrucke (allesamt ohne Bewertung) aufgeführt. Dies bleibt im MICHEL® Handbuch-Katalog Saar 2003 (3) und 2004 (4) nahezu unverändert. Der MICHEL® DSK 2013 (5) katalogisiert zwar diverse ungezähnte Probedrucke auf „ungummierten Kartonpapier“, aber keinen Probedruck der MiNr. 222 X/Y auf gummiertem Wasserzeichenpapier. Die MiNr. 222 X P taucht  im MICHEL® DSK 2014 (6) und im Michel® Saar-Spezial 2017 (7) auf.  Bis heute als einziger mit einer Bewertung von  ** € 250 resp. aktuell ** € 200 (8).

Was wissen wir? Probedrucke, oder Essays wurden meiner Kenntnis nach nicht in Bogenform hergestellt, sondern sahen eher so aus:

Früher Probedruck in der Farbe Orange. Beachte: Der 24 Pfennig-Wert zeigt das Bildmotiv „Bäuerinnen bei der Feldernte“. Das Bildmotiv „Stahlwerker beim Abstich eines Hochofens“ ist nicht vertreten.

Ein Ministerblock des 75 Pf.-Werts liegt mir genauso vor, wie eine Probedruck in der Farbe Blau. Beide wurden auf Kartonpapier ausgeführt, nicht auf Papier mit Wasserzeichen.

Die MICHEL®-Kataloge schreiben bei den Probedrucken (Klb), also Kleinbogen. Es wurde Normal- resp. Kartonpapier verwendet, kein Wasserzeichenpapier. Wofür auch? Wasserzeichenpapier war rar und für die ersten, insbesondere für das Ausland bestimmten Werte (45 Pfennig Auslandspostkarte, 75 Pfennig Auslandsbrief; beide Gebührentarife gültig bis Mitte September 1947) vorgesehen. Der Druck der Probedrucke auf Normalpapier resp. Kartonpapier ist ebenfalls in den MICHEL®-Katalogen festgehalten. Probedrucke wiesen darüber hinaus unten links – da waren die französischen Kontrolleure nicht ohne Grund paranoid – einen Aufdruck ungültig auf! Dies wurde mir u.a. von Dr. Ulrich Fingerhut, dem stv. Vorsitzenden der ArGe SAAR, bestätigt. Einen Aufdruck ungültig kann ich auf dem testierten Exemplar nicht erkennen.

Meine Vermutung:

    • bei der mir vorliegenden MiNr. 222 X P handelt es sich u.U. um einen Probedruck
    • aber das Exemplar stammt von demselben Formzylinder wir der Rest der Auflage

Wie kann ich meine Vermutung belegen? Im Gegensatz zu Christian Geigle, der testiert ohne zu erklären, muss ich meine Ergebnisse belegen. Daher werde ich in den kommenden Wochen dieses Exemplar:

    1. genau vermessen
    2. mit allen Bogenfeldern (A- wie B-Bogen) unter dem Stereo-Mikroskop vergleichen
    3. mit allen Bogenfeldern digitaloptisch vergleichen
    4. mein Netzwerk an befreundeten Sammlern um Bestätigung meiner Ergebnisse bitten

Sollten sich bei dieser Überprüfung identische Feldmerkmale finden und eine Feldzuordnung zu einem „regulären“ Bogenfeld zweifelsfrei möglich sein, wäre Christian Geigles Vermutung, die Herstellung wäre mittels eines vor Druckbeginn der Auflage vernichteten Formzylinders erfolgt, widerlegt (9). Ein weiterer Anreiz dieser Forschungsanstrengung ist selbstverständlich: Herauszufinden, was genau den Unterschied zwischen einer MiNr. 222 X U und einer MiNr. 222 X P ausmacht.

Da meine Frau und ich aktuell grenzüberschreitend umziehen, wird das Ergebnis meiner Untersuchungen einige Zeit auf sich warten lassen. Die wertvollen Analysegeräte sind wohl verpackt und warten in unserem alten Heim auf den Spediteur, während ich im neuen Heim bereits blogge. Es bleibt spannend.

Bis dann

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Anmerkungen

(1) MICHEL® Deutschland-Spezial 1996, S. 539f

(2) MICHEL® Saar-Spezial-Katalog 2002, S. 65

(3) MICHEL® Handbuch-Katalog Saar 2003, S. 67

(4) MICHEL® Handbuch-Katalog Saar 2004, S. 67

(5) MICHEL® Deutschland-Spezial-Katalog 2013, Bd. 2, S. 765

(6) MICHEL® Deutschland-Spezial-Katalog 2014, Bd. 2, S. 769

(7) MICHEL® Saar-Spezial 2017, S. 90

(8) MICHEL® Deutschland-Spezial-Katalog 2020, Bd. 2, S. 773

(9) Bei dem 1947 üblicherweise für die Herstellung von Formzylindern verwendete manuelle Ätzverfahren lässt die Herstellung eines identischen Klons nicht zu. Selbst dann nicht, wenn dieselbe Diapositivvorlage verwendet wird. Vgl. hierzu: Handbuch Feldmerkmale SAAR I, S. 39ff und 2338ff

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Das „Handbuch Feldmerkmale SAAR I“ erscheint in Kürze

Hallo

Es sind ziemlich genau 3 Monate seit meinem letzten Beitrag vergangen. Vielleicht habt Ihr euch gefragt, was der Hintergrund dieser langen Absenz war. In den letzten 6 Monaten habe ich ein Buch über die Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar mit Fokus auf den Feldmerkmalen der SAAR I geschrieben. Die letzten 3 Monate waren die „heisse“ Phase.

Einige Eckdaten

    • ca. 2’300 Seiten
    • 7’100 farbige Abbildungen
    • 946 Feldmerkmale, davon 446 bislang nicht dokumentiert
    • 931 Nebenmerkmale
    • 23 wiederkehrende Feldmerkmale, 5 Reihenmerkmale, 1 Zeilenmerkmal
    • Format: E-Book (PDF with individual and distinctive watermarks)
    • ca. 360 MB (passt auf jedes Smartphone)
    • «Horizonte-Erweitern» Buchverlag
    • ISBN: 978-3-952368-0-3
    • Preis: SFr. 54.90 / Euro 49.95

Das Handbuch Feldmerkmale SAAR I ist eine gute, illustrierte Ergänzung zu eurem Briefmarken-Katalog. Auf euer Smartphone geladen, könnt ihr es zum bequemen Nachschlagen auf Tauschabende und Briefmarken-Messen mitnehmen; der Begriff Handbuch erhält damit eine völlig neue Bedeutung.

Das Buch ist in zwei Abschnitte unterteilt und wird durch einen sorgfältig zusammengestellten Anhang ergänzt. Im ersten Abschnitt gehe ich auf die Entstehung der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, deren Herstellung, Bildmotive sowie Verwendung ein.

Im zweiten Abschnitt beschreibe ich in 20 durchgehend illustrierten Kapiteln die Feldmerkmale der einzelnen Werte der SAAR I. Jedem Wert ist eine ausführliche Einleitung sowie ein Überblick zu den beschriebenen Feldmerkmalen vorangestellt.

So sieht die Beschreibung eines Feldmerkmals aus.

Für die Feldmerkmal-Sammler habe ich im Anhang einen Sammel-Vorschlag, sozusagen den Baedeker zu den schönsten und auffälligsten Feldmerkmalen der SAAR I zusammengestellt. Dieser ist ebenfalls durchgehend illustriert und umfangreicher, als die von den MICHEL Briefmarken-Katalogen bekannten, etwa 100 Merkmale auf zwei Katalogseiten. Der Anhang enthält darüber hinaus wichtige Daten zu den Ausgaben der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar in Form von Tabellen, dazu grundlegende Informationen zum Rastertiefdruck, eine Kurzbiographie von Vytautas Kazimieras Jonynas, den Gestalter der Briefmarkenmotive, sowie eine ausführliche Bibliographie.

Falls ihr euch fragt, weshalb ich von dem schönen Titel Weisse Wolke über dem Storchennest abgerückt bin, dieser hätte das Handbuch in die Nähe so bekannter Autorinnen wie Lucinda Riley oder Sarah Lark gerückt. Das wäre dann aber das total falsche Genre.

Vorbestellungen für das Handbuch nehme ich gerne entgegen (Kontaktformular). Die Auslieferung erfolgt, sobald das Handbuch in der Schweizer Nationalbibliothek und in der Deutschen Nationalbibliothek registriert wurde, was etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen wird.

Bis dann

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Probedrucke 1. Offenburger Ausgabe

Hallo

Die Corona-Pandemie schränkt die öffentlichen Aktivitäten von uns Briefmarken-Sammlern  ein. Andererseits bescheren uns die allgemeinen Einschränkungen auch viel Zeit, welche wir sinnvoll für unsere Familien und unser schönes Hobby einsetzen können.

Worüber schreibe ich im heutigen Beitrag? Der Titel ist der Stichwortgeber: Probeabzüge.

Wenn wir uns an unseren Exemplare der 1. Offenburger Ausgabe erfreuen, wissen wir wahrscheinlich, wann diese ausgegeben wurden: zwischen dem 20. Januar und dem 7. März 1947. Einige von uns wissen sogar, wann und wo die Marken hergestellt wurden: zwischen dem 27. Dezember 1946 und dem 21. Februar 1947 in der Druckerei Franz Burda in Offenburg.

Den wenigsten von uns dürfte jedoch beim Anblick der Briefmarken bewusst sein, dass die Arbeiten an den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar bereits viel früher begonnen hatten.

Der Entscheid der französischen Militärbehörden in Saarbrücken und Baden-Baden neben den Briefmarken der Ausgabe Wappen und Dichter eine weitere Briefmarkenausgabe ausschliesslich für das Saarland auszugeben, dürfte im Sommer 1946 gefallen sein. Ich gehe davon aus, dass die territoriale Erweiterung des Saarlandes zu Lasten der französischen Besatzungszone mit Wirkung vom 20. Juli 1946 sowie die etwa einen Monat später, mit Verordnung vom 30. August 1946, erfolgte Gründung des Landes Rheinpfalz die Auslöser für die Arbeiten waren.

 

Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörten neben dem Entwurf der Bildmotive durch den vielseitig begabten Künstler Vytautas Kazimieras Jonynas auch die Entscheide über die Zuordnung von Bildmotiven und Werten sowie die Zuordnung von Werten und Farben. Für all diese Entscheide wurden Druckproben benötigt.

Der gezeigte Probedruck in einer hellorangen Farbe ist sehr aufschlussreich, zeigt er uns doch von links nach rechts:

    • ein mit dem endgültigen Ergebnis weitgehend übereinstimmendes Bildmotiv Alter Turm
    • ein abweichendes Bildmotiv Bäuerinnen, dazu noch mit einem „falschen“ Wert
    • ein mit dem endgültigen Ergebnis weitgehend übereinstimmendes Bildmotiv Bergmann, mit „spitzem Anstrich der 1 der Wertangabe 12“
    • ein mit dem endgültigen Ergebnis weitgehend übereinstimmendes Bildmotiv Saarschleife, wenn auch noch ohne Entwerfernamen
    • ein mit dem endgültigen Ergebnis weitgehend übereinstimmendes Bildmotiv Denkmal Maréchal Ney

Die kleinformatigen Werte tragen links unten einen Hinweis, den ich auf der mir freundlicherweise zur Verfügung gestellten Kopie leider nicht entziffern kann. Aufgrund des Ausrufezeichens gehe ich davon aus, dass es ein Hinweis auf die noch nicht erfolgte Druckfreigabe ist.

Wenn wir unsere Briefmarken das nächste Mal betrachten, ist uns klar, dass die Arbeiten zu diesen kleinen Kunstwerken begannen lang bevor die Druckmaschine das erste mal angeworfen wurde.

Bis dann

Nachtrag vom 6. Januar 2021

Mein Sammlerkollege Dr. Ulrich Fingerhut hat mich freundlicherweise darauf hingewiesen, dass das unleserliche Wort „ungültig“ ist.

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Ich vermisse etwas …

Hallo

Die Medien sind voller Corona – also sozusagen infiziert. Bei diesem ganzen Trubel um die Pandemie finde ich es ja nachvollziehbar, dass selbst Offensichtliches in den Hintergrund gedrängt wird. Doch wundere ich mich schon. Diese Verdrängung scheint jedoch nicht ausschliesslich auf die Medien zuzutreffen, sondern auch auf die Briefmarkenausgaben in Deutschland.

Stichwort: Saarhundert. Das Saarland feiert dieses Jahr 100 Jahre seines Bestehens als territoriale Einheit. Geschaffen 1920 durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages (1).

Das deutsche Finanzministerium verausgabt 2020 so einige Sondermarken und gedenkt wichtiger Ereignissen, beispielsweise:

    • 250ster Geburtstag Ludwig von Beethoven
    • 100ster Geburtstag Richard von Weizäcker
    • 75 Jahre Vereinte Nationen
    • 75 Jahre AM-Post Briefmarken
    • 50 Jahre Tatort

Jedoch scheint in Deutschland das 100 Jahr-Jubiläum des Saarlandes kein veritabler Anlass zum Gedenken oder zur Freude zu sein. Nicht einmal die Saarländische Landesregierung, die noch 2016/17 60 Jahre Bundesland Saarland mit einer Privatausgabe feierte, hat etwas dergleichen für 100 Jahre Saarland verausgabt. Liegt dies eventuell daran, dass das „Territoire du bassin de la Sarre“, das Saargebiet, durch den später von den Deutschen so verteufelten Versailler Vertrag das Licht der Welt erblickte?

Wie dem auch sei. Die Chance ist vertan. Gut, dass sich 2022 eine weitere Chance bietet, gleich mehrere Sondermarken mit Bezug zum Saarland zu verausgaben.

    • 75 Jahre Verfassung des Saarlandes (2)
    • 75 Jahre Briefmarkenausgabe mit Landesbezeichnung Saar (3)
    • 25ster Todestag des Briefmarkengestalters V. K. Jonynas (4)

Ich bin gespannt.

Bis dann

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Anmerkungen

(1) Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919, Teil III, Abschnitt IV., Artikel 45-50 plus Anlage

(2) Verfassung des Saarlandes vom 15. Dezember 1947

(3) Die Briefmarken der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erschienen zwischen dem 20. Januar und dem 7. März 1947

(4) Vytautas Kazimieras Jonynas (1907-1997), hochgeehrter Künstler, der in Litauen, Frankreich, Deutschland und den USA wirkte, entwarf nicht bloss die erste Briefmarkenausgabe für das Saarland, sondern auch die Länderausgaben für Baden, Württemberg sowie Rheinland-Pfalz.

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Die einzelnen Werte – 84 Pfennig

80 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem 84 Pfennig-Wert der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Dieser Wert wartet nach den drei vorhergehenden Werten zu 60, 75 sowie 80 Pfennig, die jeweils das Bildmotiv Alter Turm in Mettlach zeigen, mit einem neuen Bildmotiv auf: Das im Mai 1946 eingeweihte Denkmal für Maréchal Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis.

Der 84 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist nicht nur der zweithöchste Wert dieser Freimarkenserie, sondern ein Hauptwert der Ausgabe und deckte als Einzelfrankatur das Porto für einen Einschreibebrief im Inland ab.

    • Einschreiben (Inland) 1. Gewichtsstufe bis 20 g
84 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Nicht nur das Bildmotiv unterscheidet sich von den vorherigen Motiven der 1. Offenburger Ausgabe, sondern auch das Format der Briefmarke ist ein anderes. Waren die bisherigen Marken 22 mm x 26 mm gross, betragen die Masse nun 26 mm x 43 mm.

Dass die jeweils höchsten Werte einer Serie ein anderes Format als die „niedrigen“ Werte aufweisen, ist nicht ungewöhnlich. Wir kennen dies von vielen anderen zeitgenössischen Briefmarkenausgaben.

AM Post 1945/46
Wappen und Dichter 1945/46
Kontrollratsausgabe 1947/48
Bautensatz 1948

Das Markenbild des 84 Pfennig-Werts der 1./2. Offenburger Ausgabe zeigt das Denkmal für den Maréchal d’Empire Michel Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis. Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet ganz offensichtlich das Denkmal für Maréchal Ney als Vorlage für das Bildmotiv des 84 Pfennig-Werts, jedoch nimmt er feine Veränderungen vor – die Freiheit eines Künstlers. Gesicht und Pose des 22,1 x 40 Millimeter grossen Markenbilds weichen erkennbar vom Original ab. Woher ich das weiss?

Ich habe im Juni 2019 dieses Denkmal im Rahmen eines Ortstermins im Saarland aufgesucht.

Die von dem seit Jahrzehnten in Frankreich tätigen, polnischen Künstler Jean-Lambert Rucki in reduzierter Formensprache gestaltete etwa 5 Meter hohe, monolithische Betonplastik steht auf einem alten Pulvermagazin auf der Vauban-Insel. Diese Insel in einem alten Saararm wurde Sébastien le Prestre de Vauban, Festungsbaumeister von Louis XIV., als Contre-garde konzipert und ist Teil des heute noch bestehenden und genutzten Festungswerks Saarlouis. Das Pulvermagazin auf der von  Insel, wurde u.a. mit Finanzmitteln aus EU-Töpfen aufwendig renoviert. Es beherbergt heute einen kleinen Getränke-Kiosk.

Die Einweihung des Denkmals für Maréchal Ney erfolgte am 18. Mai 1946 im Rahmen der französischen Festtage an der Saar in Saarlouis durch Gouverneur Gilbert Grandval und den Bürgermeister, Walter Bloch. Die Französischen Festtage waren sehr gut besucht. Ob es wohl daran lag, das jeder Gast vier Bier, zwei Wecken und 100 Gramm Wurst erhielt? Die oben abgebildete, unauffällige Plakette unterhalb des Denkmals an der stadtzugewandten Seite des Pulvermagazins wurde dagegen erst 45 Jahre später, am 23. Mai 1991 angebracht.

Ein vom dem bekannten Graphiker Paul Colin entworfenes Plakat zu den Französischen Festtagen an der Saar von 1946 mit der bekannten La Semeuse – einer auch auf vielen Münzen und Briefmarken zu findenden Allegorie für Frankreich – die ihre Saat über Ruinen ausbringt.

Hier zeige ich euch noch ein Beleg mit dem Sonderstempel zu den Französischen Festtagen und dem Stempel von Saarlouis vom 19. Mai 1946 mit der schriftgeraden Postgebietsleitzahl 18 im Kreis (Letzteres existiert bei anderen Stempeln des Saarlandes nicht).

Abbildungen

Der 84 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 84 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II, Neudruck).

84 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
84 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
84 Pfennig, Marke der Neuausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Dies gilt in ganz besonderem Mass für den 84 Pf/20 F-Wert, da an diesem keine Änderungen am Bildmotiv vorgenommen wurden. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Wertangabe 84 Pf. und die Landesbezeichnung SAAR sind farblich unwesentlich heller ausgeführt.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller, transparenter und matter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Sammlung Peter Falz, Quierschied

Der 26. Januar 1947 war ein Sonntag. Die Druckmaschine Palatia O in der Druckerei Franz Burda stand still.

Weshalb zeige ich das Druckdatum 24. Januar 1947 einmal ohne und einmal mit Überdruck? Bogenecken mit diesem Druckdatum ohne Überdruck sind eher selten. Ich danke Peter Falz, Quierschied, für die Überlassung des Scans und das zeigen des Originals. Handkehrum zeigten bislang alle Bögen und Bogenecken mit Überdruck, die mir vorgelegt wurden, das Druckdatum 24. Januar 1947. Mein Analyse lässt die Aussage zu, dass am 24. Januar 1947 mit mindestens 1’907 nachgewiesenen Druckbögen ausreichend Material für den Überdruck von 227’800 Marken (=1’139 Druckbögen) hergestellt wurden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 27. Januar 1947, A 15307 (5-stellige Bogennummer)

An dieser Stelle möchte ich euch darauf hinweisen, dass Saarhandbuch und handelsübliche Kataloge in Frankreich und Deutschland die Markenfelder des 84 Pfennig-Werts auf unterschiedliche Weise zählen.

Das Saarhandbuch zählt bei aufrechtem Schalterbogen, also liegendem Markenbild von links oben nach rechts unten (vgl. Abbildung).

Die mir bekannten Kataloge hingegen zählen bei aufrecht stehendem Markenbild von oben links nach unten rechts (vgl. Abbildung).

Beispiele: Aus Feld 1 im SHB wird in Katalogen das Feld 10, aus Feld 5 wird 50 und aus dem Feld 43  das Feld 22 und umgekehrt (vgl. für letztere die in Gelb beschrifteten Felder). Auf das Feld 43 resp. 22 werden wir gleich noch stossen.

Nicht jede Marke in eurer Saarsammlung ist auch tatsächlich die Marke, für welche ihr sie haltet. Dies gilt auch für geprüfte Stücke, sind Prüfer auch bloss Menschen und können irren.

Hier ein nettes Beispiel aus meiner umfangreichen Sammlung:

Der Verbandsprüfer des BPP Klaus Hoffmann hat die abgebildete Marke geprüft. Die Marke ist echt und weist gemäss der angebrachten Signatur ein Feldmerkmal auf, welches in Michel-Katalogen unter MiNr. 224 III geführt wird:

224 III geschwungener Strich am Mantelrand links (Feld 29)

Die Marke weist tatsächlich einen dunklen Farbstrich über den Mantel auf. Dieser ist jedoch senkrecht und oberhalb des Degenknaufs. Aus Sicht des Mantelträgers wäre dies die linke Seite des Mantels, dennoch handelt es sich nicht um den katalogisierten „Plattenfehler“ (sic!). Tja … der Michel-Katalog geizt mit Abbildungen.

Die nachstehende Beschreibung und die Abbildung stammen von mir.

84 Pfennig, Feld 29AB: dunkler, diagonal von links unten nach rechts oben verlaufender Farbstrich über den Bildhintergrund und den linken Teil des Mantels; auf der Schärpe schwach auslaufend

Leider handelt es sich bei den Fehlprüfungen um ein weit verbreitetes Phänomen und selbst Auktionshäuser fallen auf diese „geprüften Stücke“ herein. Diese Woche konnte ich beispielsweise das Auktionshaus C.G. auf eine Fehlprüfung unter den für die kommende Auktion angebotenen Losen hinweisen. Die aufgrund der Fehlprüfung falsche Losbeschreibung wurde daraufhin umgehend angepasst.

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation verschobenen Perforation

Eckrandstück mit stark verschobener Perforation der Marke vom Feld 50, resp Feld 5 SHB. Fragt ihr euch gerade, wo den der im Michel-Katalog für dieses Feld gelistete „Plattenfehler“ (sic!) geblieben ist? Hat der Scanner das Feldmerkmal verschwinden lassen? Nein, hier ist ein weiteres Eckrandstück, wieder ohne das gesuchte Feldmerkmal:

Ich verstehe eure Verwunderung, schreibt doch der MICHEL®:

224 IV Punkt im Mantel über zweitem „A“ in „SAAR“ (Feld 50)

Somit sollte das Feldmerkmal auf allen Marken vom Feld 50 auftreten. Dass Sie das Feldmerkmal auf den gezeigten Marken nicht finden liegt nicht an der Tatsache, dass ein Punkt im Mantel in jedem Fall schwierig aufzuspüren sein würde. Es liegt auch nicht daran, dass der Herausgeber der Michel-Kataloge sich nicht darum schert, was für einen hirnrissigen Blödsinn seine Redakteure in den Katalogen verzapfen. Nein, es liegt daran, dass der Michel-Katalog seit Jahren zig Fehler von Ausgabe zu Ausgabe weiterschleppt und kein Interesse daran zeigt, diese zu korrigieren. Darüber freut ihr euch selbstverständlich riesig, müsst ihr für die Kataloge aus dem Hause Schwaneberger doch sehr tief in die Tasche greifen.

Die Beschreibung und die Abbildung stammen wiederum von mir.

84 Pfennig, Feld 50B: dunkler Farbfleck auf dem Mantel oberhalb der Spitze des zweiten A von SAAR

84 Pfennig, Feld 50 B

Die vorstehend gezeigten Eckrandstücke stammen jeweils von einem A-Bogen und das Feldmerkmal tritt ausschliesslich auf Marken des Feldes 50 von B-Bögen auf. Schauen Sie in das Saarhandbuch (SHB 402, 44) unter Feld 5 (wegen der anderen Zählweise). Dort steht ebenfalls 5 B. Gleiches gilt für die Kataloge von Paul Staedel S. 33 oder Catalogue F.S.A. S. 21 unter 214e.

Die diskutierte Fehlprüfung sowie die von mir fast am laufenden Band publizierten, gravierenden Fehler in MICHEL®-Katalogen, der ja im deutschsprachigen Raum – leider –  so eine Art Standardwerk darstellt, sollte euch sensibilisieren, selbst das notwendige Wissen rund um euer Sammelgebiet anzueignen. Sicher, dies ist mit einem gewissen (Zeit-) Aufwand verbunden, macht aber auch sehr viel Spass und erweitert den eigenen Horizont erheblich.

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Steckbrief des 84 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 84 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 84 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Denkmal Maréchal Ney
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 8007 Rehbraun
      • Stanley Gibbons Farbenführer: sepia
      • End/Becker: Hellbraun
      • Paul Staedel: brun sur gris
      • Saarhandbuch (SHB): Braun
      • MICHEL®: Schwärzlichgelbbraun
      • Scott: brown
      • Stanley Gibbons: brown
      • Yvert & Tellier: sépia
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 26 x 43 Millimeter / ca. 22 x 40 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 24./25. und 27./28. Januar 1947
    • Auflage: 3’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 2’770’000 Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 224
      • Paul Staedel: 19
      • F.S.A.: 214
      • MICHEL®: 224
      • ANK: 224
      • Scott: 170
      • Stanley Gibbons: 221
      • Yvert & Tellier: 214
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 18./19. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’025’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 227’800 Stück von denen 1’800 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 20 F
    • Erstausgabetag der 20 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck (MBD I/II) ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD Typ I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD Typ II.

Bis dann

1 MARK

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Fotorealistische Bildmotive der Offenburger Ausgaben

Hallo

Bei der Vorstellung der Werte zu 60, 75 sowie 80 Pfennig der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar habe ich jeweils geschrieben, das Bildmotiv Alter Turm in Mettlach sei vom Gestalter Vytautas Kazimieras Jonynas fotorealistisch dargestellt worden.

Diese Aussage gilt ebenfalls für die Bildmotive der Werte zu 84 Pfennig und 1 Mark: ersterer zeigt das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis, letzterer – wie ihr aus den Beiträgen zu den Bildmotive (I) wisst – die Saarschleife bei Mettlach.

Die Aussage wollte ich bei einem Ortstermin im Saarland auf die Probe stellen. Diejenigen unter euch, welche mir auch auf Facebook folgen, profitierten während des Ortstermins vom 28. Mai bis 3. Juni 2019 von den laufend über diesen Kommunikationskanal veröffentlichen Beiträgen.

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Beginnen wir mit dem spannenden Bildmotiv Alter Turm in Mettlach.

Der heute etwa 100jährige Götterbaum im Vordergrund, ist gegenüber dem Bildmotiv enorm gewachsen und verändert die Proportionen des Bildaufbaus. Um das Zeltdach des Gebäudes aus dem selben Winkel zu fotografieren, wie auf der Briefmarke dargestellt, hätte ich mit auf eine hohe Leiter stellen müssen … und das bei meiner Höhenangst.

Der Alte Turm ziert nicht nur die Marken der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, sondern ebenfalls einige Marken des Saargebietes (vgl. hier).

Auch zwei Marken der Ausgabe Bilder aus Industrie, Handel, Landwirtschaft und Kultur des souveränen Saarlandes zeigen den Alten Turm zusammen mit Produkten der bekannten Steingutfabrik Villeroy & Boch:

    • 12 Pfennig von 1949
    • 18 Pfennig von 1951

Schlussendlich ist der Alte Turm auch auf dem 1953 verausgabten 6 Franken-Wert der Briefmarkenserie Ansichten aus dem Saarland zu finden (vgl. auch den letzten Abschnitt dieses Beitrags).

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Das nächste Bildmotiv ist das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis.

Die Ähnlichkeit zwischen Original und Bildmotiv ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich ist jedoch auch, dass Jonynas künstlerische Freiheit nutzte und bei Gesicht und Pose vom Original abwich.

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Das nächste Bildmotiv ist die Saarschleife bei Mettlach. Dass Vytautas Kazimieras Jonynas 1946 selbst nicht auf der Cloef oberhalb des Scheitels der Saarschleife war, sondern als Vorlage für seinen Entwurf eine Ansichtskarte mit einer Abbildung der Saarschleife aus den späten 1920er-Jahren verwendete, habe ich in diesem Blog bereits zweifelsfrei nachgewiesen (vgl. hier und hier).

SP33, 1. Offenburger Ausgabe
SP46, 2. Offenburger Ausgabe

Einmal am Aussichtspunkt Cloef angekommen habe ich weitere Aufnahmen gemacht, um diese mit dem Bildmotiv der beiden 30 Pfennig-Werte der 1. Pariser Ausgabe (auch 1. Vaugirard Ausgabe oder Landschaftsbilder I) des Saargebiets von 1921 in Deckung zu bringen.

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Der 5 Pfennig-Wert der Ausgabe 1. Pariser Ausgabe zeigt ebenfalls die Saarschleife, jedoch ist die Perspektive eine andere: es ist der Blick vom rechten Saarufer etwa bei der Anlegestelle der Saarfähre Welles auf die Einmündung des Steinbachs in die Saar und das dort stehende Haus Becker am linken Saarufer (auf der obigen Aufnahme die helle Einbuchtung im Wald am rechten Bildrand).

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Ab dem 1. April 1948 kamen die Werte der Briefmarkenausgabe Wiederaufbau des Saarlandes an die saarländischen Postschalter. Diese Serie löste die Werte des Malstatt-Burbacher Drucks, der Überdruckausgabe der Serie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, ab. Die Serie Wiederaufbau des Saarlandes umfasste drei separate Luftpostmarken zu 25, 50 und 200 Franken, die als Bildmotiv jeweils einen Flugzeugschatten über der Saarschleife zeigen.

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Ein weiteres Bildmotiv einer Saarbriefmarke ist nicht weit von der Saarschleife und Mettlach entfernt: die Mettlacher Saarbrücke. Bildmotiv des 1953 verausgabten 6 Franken-Werts der Briefmarkenausgabe Ansichten aus dem Saarland.

Auch auf dem Bild (links von der Bildmitte): Der Alte Turm und die ehemalige Benediktinerabtei Mettlach, seit der Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Verwaltungssitz der bekannten Steingutfabrik Villeroy & Boch.

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Die ehemalige Benediktinerabtei Mettlach ist Bildmotiv einiger Briefmarken des Saargebietes:

    • Landschaftsbilder I: 3 Mark
    • Landschaftsbilder II: 1 Franken
    • Landschaftsbilder III: 40 Centime
    • Landschaftsbilder III: 75 Centime
    • Landschaftsbilder IV: 75 Centime

Bereits während des Ortstermins habe ich erkannt, dass die Bildmotive zwar in allen Fällen noch vorhanden sind, jedoch einige Faktoren die Ablichtung derselben in Übereinstimmung mit den Briefmarkenmotiven erschweren:

    • diverse Renaturierungsmassnahmen und der Bau der Mettlacher Schleuse als Ersatz für das zuvor an gleicher Stelle befindliche Stauwehr haben den Wasserpegel und den Lauf der Saar geändert
    • die Landzunge innerhalb der Saarschleife wird heute – im Gegensatz zu früher – kaum noch forstwirtschaftlich, sondern touristisch genutzt; das hat ihr Aussehen verändert
    • gewisse Orte (Blickwinkel) sind heute nicht mehr ohne weiteres zugänglich oder komplett verbaut
    • die Gestalter der Bildmotive haben definitiv ihre künstlerische Freiheit genutzt
    • meine fotografischen Fähigkeiten sind begrenzt

Bis dann

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Die einzelnen Werte – 80 Pfennig

75 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag behandeln wir den 80 Pfennig-Wert, den letzten der drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Bildmotiv Alter Turm in Mettlach. Die Beiträge zu den anderen beiden Werten des Bildmotivs findet ihr hier und hier.

Der SAARPHILA-BLOG bietet euch auch in diesem Beitrag wieder Informationen, die ihr sonst nirgendwo erhaltet, auch nicht in einschlägiger Fachliteratur. Dieses Mal konnte durch meine Forschungen das Saarhandbuch, SHB Kapitel 402, 5/6 (Bogennummern und Daten) entscheidend ergänzt werden.

Die Marken des orangefarbenen 80 Pfennig-Werts wurden – wie sämtliche Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt.

Der 80 Pfennig-Wert war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte bis zur Tarifanpassung am 15. September 1947 für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 80 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Eilzustellungsgebühr im Ortsbereich.

    • Inlandsbrief 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Päckchen bis 3 kg
    • Postanweisung bis 500 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Eilzustellung im Ortsbereich
      • Behandlungsgebühr Wertsendungen bis 100 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 2. Gewichtsstufe 20 g bis 40 g
80 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Achtet bei euren Marken und bei den in diesem Beitrag abgebildeten Marken des 80 Pfennig-Werts auf das Schriftband SAAR. Bei sehr vielen Marken sind die Querstriche der beiden A in SAAR kaum auszumachen. Ich vermute, dass dies mit der Konsistenz der verwendeten Farbe zusammenhängt.

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige der Briefmarken des Saargebietes, die von Alfred Montader entworfen wurden:

60 Pfennig, 1. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder I
25 Centime, 2. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder II
3 Franken, 3. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für sein Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebietes zurück. Sein Bildmotiv Alter Turm ist eine fotorealistische Darstellung auf 18,5 x 22 Millimeter inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 80 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher erscheinen hier auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Antiquaschrift ohne Doppelpunkt, Typ III

Antiquaschrift – anstatt der üblichen Groteskschrift – kam ausschliesslich am 16./17. Februar 1947 für den Druck des Druckdatums zum Einsatz. Gedruckt wurden an diesen Tagen die Werte:

    • 8 Pfennig (16. Februar 1947)
    • 80 Pfennig (17. Februar 1947) wurde ab Arbeitsbeginn gedruckt
    • 40 Pfennig (17. Februar 1947) wurde danach gedruckt

Wie ich bereits im Beitrag zum 8 Pfennig-Wert schrieb, wurden die ersten Druckbögen dieses Wertes am 16. Februar 1947 versehentlich mit einem Druckdatum, welches anstatt eines Punkts nach der Tagesangabe ein Komma aufwies, versehen (vgl. nachstehende Abbildung).

Dieser Faux pas wurde rasch entdeckt. Nur … das Komma wurde nun nicht durch einen Punkt ersetzt, sondern nur einer sicherlich aufwendigen, aber stümperhaft ausgeführten Retusche unterzogen. Das Ergebnis war ein verstümmeltes Komma, welches die Druckdaten sämtlicher danach gedruckten Bögen des 8 Pfennig-Werts aufweisen.

Soweit findet ihr die Informationen auch im Saarhandbuch (SHB, Kap. 402, 5/6).

Im Saarhandbuch steht jedoch nicht, was der SAARPHILA-BLOG in diesem Beitrag erstmals dokumentiert: Das verstümmelte Komma findet sich nicht nur auf den am 16. Februar 1947 hergestellten Druckbögen des 8 Pfennig-Werts, sondern ebenfalls auf sämtlichen am 17. Februar 1947 hergestellten Bögen des 80 Pfennig-Werts (Erstpublikation).

Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die missglückte Retusche des Druckdatums Typ III mit ein Auslöser für die bereits am 17. Februar 1947 beim der Herstellung des 40 Pfennig-Werts vollzogenen Rückkehr zur Verwendung des Druckdatums Typ II in Groteskschrift war.

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind von A-Bögen des 80 Pfennig-Werts genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert, beim 45 Pfennig-Wert und beim 75 Pfennig-Wert. Der Grund ist immer derselbe: Eine Marke weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst. Im Fall des 80 Pfennig-Werts ist dies die Marke vom Feld 99A (MiNr. 223 I).

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe werdet ihr in der nächsten Beitragsserie dieses Blogs finden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 17. Februar 1947, B 00654 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter senkrechter Markenreihe zu erkennen.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation Raue und verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Perforation auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist verschobene Perforation bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Für die Details der Herstellung vgl. hier.

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf waren.

Weitere Blog-Beiträge zu Marken des 80 Pfennig-Werts findet ihr hier:

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Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 80 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 80 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 2010 Signalorange
      • Stanley Gibbons Farbenführer: red-orange
      • End/Becker: Braunorange
      • Paul Staedel: orange
      • Saarhandbuch (SHB): Orange
      • MICHEL®: Dunkelrötlichorange
      • Scott: deep orange
      • Stanley Gibbons: brown-orange
      • Yvert & Tellier: orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Antiquaschrift Typ III mit verstümmeltem Komma
    • Druckdatum/-daten:  17. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’515’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 223
      • Paul Staedel: 18
      • F.S.A.: 213
      • MICHEL®: 223
      • ANK: 223
      • Scott: 169
      • Stanley Gibbons: 220
      • Yvert & Tellier: 213
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

84 PFENNIG

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