Hallo
Den nachstehenden Beitrag hatte ich in leicht abgewandelter Form bereits im ersten Quartal 2018 auf einer anderen – nun stillgelegten – Plattform von SAARPHILA veröffentlicht. Durch die Neuveröffentlichung auf dem SAARPHILA-BLOG bleiben die enthaltenen Informationen für euch erhalten.
Der blaue 75 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe zeigt den Alten Turm in Mettlach, welcher auch das Logo von SAARPHILA ziert. Kurz zum Bildmotiv: Der Alte Turm ist der älteste erhaltene Steinbau des Saarlandes und eines seiner Wahrzeichen. Der Bau wurde Ende des 10. Jahrhunderts als Oktogon nach dem Vorbild des Aachener Doms als Grabkapelle für den Heiligen Liutwinus errichtet. Das Wendeltreppenhaus (der dünne Turm rechts vom Hauptgebäude) kam Mitte des 13. Jahrhunderts hinzu. Am linken Bildrand ist der Rand eines Gebäudes zu erkennen. Hierbei handelt es sich um einen Teil des ehemaligen Benediktiner-Abtei, seit 1809 Hauptsitz der Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Vgl. auch die moderne Aufnahme aus ähnlicher Perspektive. Wie gross der Baum vor dem Gebäude inzwischen geworden ist!
Die Marken des 75 Pfennig-Wertes wurden – wie die gesamte 1. Offenburger Ausgabe – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt. Der Druck begann nach den Weihnachtsfeiertagen am Freitag, 27. Dezember 1946 und war am Montag, 30. Dezember 1946 beendet, wobei unseres Wissens nach die Druckmaschine am Sonntag stillstand (was damals nicht selbstverständlich war).
Die Marke kam, obschon die Herstellung bereits Ende 1946 abgeschlossen war, erst am 20. Januar 1947 zusammen mit dem 12 Pfennig-Wert an die saarländischen Postschalter. Benötigt wurde der 75 Pfennig-Wert für die Frankierung von Auslandsbriefen der ersten Gewichtsstufe (bis 20 Gramm, Ausland inkl. Frankreich).
Gedruckt wurde auf recht dünnem, grauweissem Papier mit dem Wasserzeichen Wellenlinien. Das Wasserzeichen finden wir auf den Marken in zwei Orientierungen: als steigende Wellenlinien „S“ und – seltener – als fallende Wellenlinien „F“. (1)
Stichwort Wasserzeichen
Wir bestimmen die Wasserzeichen von Briefmarken, indem wir die Marke bei aufrechtem Markenbild auf einer dunklen Unterlage umdrehen und uns die Rückseite, resp. „Gummiseite“ anschauen. Die folgenden Abbildungen zeigen Bild- und Rückseite einer postfrische 75 Pfennig-Marke aus einem B-Bogen mit rechtem Seitenrand und Wasserzeichen steigende Wellenlinien S.
Die nächsten zwei Abbildungen zeigen die seltenere Variante mit dem Wasserzeichen fallende Wellenlinien F, ebenfalls aus einem B-Bogen.
Erkennt ihr, wie dünn das für den Druck verwendete Papier ist? Das Wasserzeichen ist sogar problemlos auf der Vorderseite des Seitenrandes zu erkennen. Nicht nur dort. Schaut euch die grosse Abbildung des 75 Pfennig-Wertes zu Beginn dieses Beitrags einmal genau an. Die Marke scheint an einigen Stellen verschmutzt zu sein, was sie jedoch nicht ist. In den Bereichen des Wasserzeichens ist das Papier einfach so dünn, dass der schwarze Hintergrund durchscheint und hierdurch die leichten schwarzgrauen Verfärbungen des Markenbildes und des Markenrandes verursacht.
Alle Werte der 1. Offenburger Ausgabe, die auf Wasserzeichenpapier gedruckt wurden, der 12 Pfennig-Wert, der 45 Pfennig-Wert sowie der 75 Pfennig-Wert weisen diese transparenten Bereiche auf.
Nachfolgend eine schöne Abbildung eines vollständigen Schalterbogens des 75 Pfennig-Wertes, gedruckt am 28. Dezember 1946.
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Steckbrief des 75 Pfennig-Werts
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- Wert: 75 Pfennig
- Motiv: Alter Turm in Mettlach
- Farbe: dunkelblau
- Papier: dünnes, glattes, grauweisses Wasserzeichenpapier
- Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum, quer geriffelt*
- Wasserzeichen: sowohl mit fallenden (F) wie auch mit steigenden (S) Wellenlinien verausgabt
- Zähnung: K14 (= 14 Zahnlöcher auf 2 Zentimeter bei Kammzähnung)
- Bekannte Druckdaten: 27./28./30. Dezember 1946
- Erstausgabedatum: 20. Januar 1947
- Gültigkeit: 19. November 1947 (während der Woche vom 20.-27. November waren noch Mischfrankaturen zugelassen; Quelle: Saarhandbuch)
- Auflage: 2’140’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit etwa 2’080’000 Stück am Schalter verkauft wurden
- Besonderes: der einzige Wert, der komplett im Jahr 1946 hergestellt wurde
* Die Marke rollt sich beim Anhauchen quer zur Bildachse
Bis dann
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Anmerkung
(1) In den deutschsprachigen MICHEL®-Katalogen wird das Wasserzeichen steigende Wellenlinien mit dem Buchstaben Y und das Wasserzeichen fallende Wellenlinien mit dem Buchstaben X gekennzeichnet.
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