Die einzelnen Werte – 1 Mark

84 PFENNIG

Hallo

Obschon dieser Beitrag den betragsmässig höchsten, den 1 Mark-Wert und damit den letzten Wert der 1. wie auch 2. Offenburger Ausgabe behandelt, ist dies nicht der letzte Beitrag dieser Beitragsserie über die einzelnen Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. In einem späteren Beitrag werde ich euch noch einige Abbildungen von interessanten Spezialitäten dieser Briefmarkenausgaben, die erst nach Erscheinen der entsprechenden Beiträge in meine Sammlung gelangten, vorstellen sowie mich an einer Zusammenfassung versuchen.

Der 1 Mark-Wert hat ein neues, wie beim 84 Pfennig-Wert nur einmal vorkommendes Bildmotiv, die Saarschleife bei Mettlach, und wartet ebenfalls mit einem neuen grossen Markenformat auf. Wurden die Werte zu 2 bis 80 Pfennig im Format 22 x 26 Millimeter und der 84 Pfennig-Wert im Format 26 x 43 Millimeter hergestellt betragen die Masse der Marken zu 1 Mark 43 x 26 Millimeter (jeweils bei normaler Zähnung) .

Der 1 Mark-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist nicht nur der höchste Wert dieser Freimarkenserie, sondern auch ein früh verausgabter Hauptwert der Ausgabe. Hohe Frankaturen konnten durch die Verwendung dieses Wertes mit wenigen Briefmarken abgedeckt werden, was bei der vergleichsweise niedrigen Auflagenhöhe der einzelnen Marken aus Sicht der P.T.T. des Saarlandes nicht zu unterschätzender Vorteil war.

Als Beispiel ein Einschreibebrief im Fernverkehr der zweiten Gewichtsstufe bis 50 Gramm. Die Beförderungsgebühr betrug 1947 108 Pfennig (48 Pfennig für den Brief plus 60 Pfennig Einschreibegebühr), welche durch eine Marke zu 1 Mark und eine Marke zu 8 Pfennig bequem verklebt werden konnten.

Als Einzelfrankatur dagegen deckte der Wert nur wenige Tarife ab:

    • Postanweisung bis 750 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Behandlungsgebühr Wertsendung über 100 Mark
1 Mark, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Dass die jeweils höchsten Werte einer Serie ein anderes Format als die „niedrigen“ Werte aufweisen, ist nicht ungewöhnlich. Wir kennen dies von vielen anderen zeitgenössischen Briefmarkenausgaben.

AM Post 1945/46
Wappen und Dichter 1945/46
Kontrollratsausgabe 1947/48
Bautensatz 1948

Das Markenbild des 1 Mark-Werts der 1. Offenburger Ausgabe zeigt in fotorealistischem Detail die Saarschleife bei Mettlach. Ich habe dieses Naturjuwel und Wahrzeichen des Saarlandes bereits mehrfach, das letzte Mal im Juni 2019 anlässlich von Ortsterminen im Saarland aufgesucht.

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas dagegen hat 1946 die Saarschleife wahrscheinlich nicht aufgesucht, um einen eigenen Eindruck für seine Bildvorlage zu gewinnen, sondern verwendete eine weit verbreitete Ansichtskarte, welche die Saarschleife etwa um das Jahr 1928 zeigt (vgl. hier).

In diesem Blog habe ich über kein Bildmotiv so häufig geschrieben, wie über die Saarschleife bei Mettlach, weshalb ich meine Ausführungen auf eine Auflistung der Fundstellen für den Leser beschränke:

Abbildungen

Der 1 Mark-Wert gehört zu denjenigen Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 1 Mark-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

1 (Saar-) Mark, Neuausgabe mit Währungsbezeichung SM für Saarmark, Herbst 1947
1 Mark, Originalausgabe mit Aufdruck 50 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
1 (Saar-) Mark, Neuausgabe mit Aufdruck 50 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe beim 1 Mark-Wert in der Regel einfach. Achtet auf:

    • Die originale Währungsbezeichnung: M = Originalausgabe, SM = Neuausgabe
    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller, transparenter und matter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 28. Januar 1947, B 18399 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation verschobene Perforation

Markenpaar mit stark verschobener Perforation bei dem wir erkennen können, dass die Perforationsstifte der eingesetzten Titan Flachperforiermaschine es nicht in jedem Fall schafften, das Papier zwischen den Markenzähnen vollständig zu entfernen.

Dokumentation Einschluss

In einem früheren Beitrag hatte ich bereits einen Papier-Einschluss vorgestellt. Die Qualität des Papiers, welches für die Herstellung der Marken der Originalausgabe verwendet wurde, ist- mit Ausnahme des Wasserzeichenpapiers für die Werte zu 12, 45 und 75 Pfennig – überwiegend minderwertig. Es handelt sich um dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen. Unter der Lupe findet man in der Papiermasse neben vielen Holzeinschlüssen auch häufig feine, farbige Stofffäden. Die vorstehend abgebildeten Holzeinschlüsse sind gross genug, ohne Lupe sichtbar zu sein; sie sind aber nicht aussergewöhnlich.

Einschlüsse in der Papiermasse sind materialbedingt und stellen keinen Mangel dar.

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Habt ihr euch gewundert, dass ich bei der Abbildung der Marke der Originalausgabe das auffällige Feldmerkmal am oberen Bildrand nicht erwähnt habe?

Ohne der in wenigen Wochen startenden Beitragsserie Weisse Wolke über dem Storchennest zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe und einigen anderen interessanten Marken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vorgreifen zu wollen: Ich habe dieses Feldmerkmal nicht herausgestrichen, da es sich nicht um das im Michel-Katalog unter MiNr. 225 I aufgeführte Feldmerkmal handelt.

Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich. Die Beschreibung im Michel-Katalog trifft doch zu, oder nicht? Der Michel schreibt:

„Ballon“ am Himmel am linken oberen Bildrand (Feld 14)

Der dunkle Farbfleck ist am oberen Bildrand und auch leicht links, das stimmt. Was versteht aber die Michel-Redaktion unter dem Begriff „Ballon“? Der Begriff Ballon wird im Zusammenhang mit Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe in den Michel-Katalogen auch an anderer Stelle verwendet:

Unter dem Begriff Ballon versteht die Michel-Redaktion also einen eher kreisrunden Farbfleck im Bereich des Himmels eines Bildmotivs. Nur, der Begriff wird von der Redaktion keineswegs durchgehend verwendet, vgl.:

Wenn wir uns diese hergeleitete Begriffsbestimmung „kreisrunder Farbfleck im Bereich des Himmels eines Bildmotivs“ vor Augen halten, dann kann es sich nicht um das katalogisierte Feldmerkmal handeln.

Die nachstehenden Abbildungen zeigen das gesuchte Feldmerkmal.

1 Mark, Feld 14AB (hier A)
1 Mark, Feld 14AB (hier A)

Zwei dunkle Farbflecken am linken oberen Bildrand oberhalb der Spitzen der beiden A von SAAR; der rechte Farbfleck ist grösser als der linke und befindet sich bei Marken mit normaler Perforation zwischen dem 7. und 8. Markenzahn von links; die beiden Farbflecken bilden mit einem weiteren Farbflecken – dieser gehört zum normalen Bildmotiv – auf dem darunter liegenden Hügelrücken ein gleichschenkliges Dreieck.

Fazit: Der Begriff „Ballon“, den die Michel-Redaktion in ihrer Beschreibung des Feldmerkmals MiNr. 225 I verwendet, ist unzutreffend und das Feldmerkmal besteht darüber hinaus aus zwei Flecken, nicht aus einem. Das auf der Abbildung zu Beginn gezeigt Feldmerkmal ist ein Amis Faux (vgl. Definition am Schluss des Beitrags) und gehört zum Feld 50AB. Ihr könnt dies gut mit den Abbildungen der Druckdaten vergleichen. Diese Marken stammen naturgemäss alle vom Feld 50 und weisen auch alle dasselbe Feldmerkmal auf; auf Marken der A-Bögen besser zu erkennen als auf denen der B-Bögen.

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Definition Ami Faux

Feldmerkmale, auf welche die Beschreibungen des Michel-Kataloges zutreffen, die jedoch auf einem anderen Bogenfeld auftreten als im Michel-Katalog angegeben. Für den Sammler sind Amis Faux auf Einzelmarken in der Regel nicht zu erkennen. Ursachen: Fehlende Abbildungen sowie mangelhafte, vage oder schlichtweg falsche Beschreibungen im Michel-Katalog.

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Steckbrief des 1 Mark-Werts
    • Wert/Währung: 1 (Reichs-) Mark, ab 16. Juni 1947: 1 (Saar-) Mark
    • Bildmotiv: Grosse Saarschleife bei Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 6005 Moosgrün
      • Stanley Gibbons Farbenführer: blackish green
      • End/Becker: Grün
      • Paul Staedel: vert gris
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelgrün
      • MICHEL®: Schwärzlichgraugrün
      • Scott: gray green
      • Stanley Gibbons: green
      • Yvert & Tellier: vert
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 43 x 26 Millimeter / ca. 40 x 22,2 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 28.-30. Januar 1947
    • Auflage: 2’000’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’970’000 Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 225
      • Paul Staedel: 20
      • F.S.A.: 215
      • MICHEL®: 225
      • Saarphilatelie: 33
      • ANK: 225
      • Scott: 171
      • Stanley Gibbons: 222
      • Yvert & Tellier: 215
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 20./21. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’020’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 15’200 Stück von denen 600 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 50 F
    • Erstausgabetag des 50 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck (MDB I/II) ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD Typ I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD Typ II.

Bis dann

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#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 84 Pfennig

80 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem 84 Pfennig-Wert der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Dieser Wert wartet nach den drei vorhergehenden Werten zu 60, 75 sowie 80 Pfennig, die jeweils das Bildmotiv Alter Turm in Mettlach zeigen, mit einem neuen Bildmotiv auf: Das im Mai 1946 eingeweihte Denkmal für Maréchal Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis.

Der 84 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist nicht nur der zweithöchste Wert dieser Freimarkenserie, sondern ein Hauptwert der Ausgabe und deckte als Einzelfrankatur das Porto für einen Einschreibebrief im Inland ab.

    • Einschreiben (Inland) 1. Gewichtsstufe bis 20 g
84 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Nicht nur das Bildmotiv unterscheidet sich von den vorherigen Motiven der 1. Offenburger Ausgabe, sondern auch das Format der Briefmarke ist ein anderes. Waren die bisherigen Marken 22 mm x 26 mm gross, betragen die Masse nun 26 mm x 43 mm.

Dass die jeweils höchsten Werte einer Serie ein anderes Format als die „niedrigen“ Werte aufweisen, ist nicht ungewöhnlich. Wir kennen dies von vielen anderen zeitgenössischen Briefmarkenausgaben.

AM Post 1945/46
Wappen und Dichter 1945/46
Kontrollratsausgabe 1947/48
Bautensatz 1948

Das Markenbild des 84 Pfennig-Werts der 1./2. Offenburger Ausgabe zeigt das Denkmal für den Maréchal d’Empire Michel Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis. Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet ganz offensichtlich das Denkmal für Maréchal Ney als Vorlage für das Bildmotiv des 84 Pfennig-Werts, jedoch nimmt er feine Veränderungen vor – die Freiheit eines Künstlers. Gesicht und Pose des 22,1 x 40 Millimeter grossen Markenbilds weichen erkennbar vom Original ab. Woher ich das weiss?

Ich habe im Juni 2019 dieses Denkmal im Rahmen eines Ortstermins im Saarland aufgesucht.

Die von dem seit Jahrzehnten in Frankreich tätigen, polnischen Künstler Jean-Lambert Rucki in reduzierter Formensprache gestaltete etwa 5 Meter hohe, monolithische Betonplastik steht auf einem alten Pulvermagazin auf der Vauban-Insel. Diese Insel in einem alten Saararm wurde Sébastien le Prestre de Vauban, Festungsbaumeister von Louis XIV., als Contre-garde konzipert und ist Teil des heute noch bestehenden und genutzten Festungswerks Saarlouis. Das Pulvermagazin auf der von  Insel, wurde u.a. mit Finanzmitteln aus EU-Töpfen aufwendig renoviert. Es beherbergt heute einen kleinen Getränke-Kiosk.

Die Einweihung des Denkmals für Maréchal Ney erfolgte am 18. Mai 1946 im Rahmen der französischen Festtage an der Saar in Saarlouis durch Gouverneur Gilbert Grandval und den Bürgermeister, Walter Bloch. Die Französischen Festtage waren sehr gut besucht. Ob es wohl daran lag, das jeder Gast vier Bier, zwei Wecken und 100 Gramm Wurst erhielt? Die oben abgebildete, unauffällige Plakette unterhalb des Denkmals an der stadtzugewandten Seite des Pulvermagazins wurde dagegen erst 45 Jahre später, am 23. Mai 1991 angebracht.

Ein vom dem bekannten Graphiker Paul Colin entworfenes Plakat zu den Französischen Festtagen an der Saar von 1946 mit der bekannten La Semeuse – einer auch auf vielen Münzen und Briefmarken zu findenden Allegorie für Frankreich – die ihre Saat über Ruinen ausbringt.

Hier zeige ich euch noch ein Beleg mit dem Sonderstempel zu den Französischen Festtagen und dem Stempel von Saarlouis vom 19. Mai 1946 mit der schriftgeraden Postgebietsleitzahl 18 im Kreis (Letzteres existiert bei anderen Stempeln des Saarlandes nicht).

Abbildungen

Der 84 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 84 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II, Neudruck).

84 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
84 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
84 Pfennig, Marke der Neuausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Dies gilt in ganz besonderem Mass für den 84 Pf/20 F-Wert, da an diesem keine Änderungen am Bildmotiv vorgenommen wurden. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Wertangabe 84 Pf. und die Landesbezeichnung SAAR sind farblich unwesentlich heller ausgeführt.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller, transparenter und matter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Sammlung Peter Falz, Quierschied

Der 26. Januar 1947 war ein Sonntag. Die Druckmaschine Palatia O in der Druckerei Franz Burda stand still.

Weshalb zeige ich das Druckdatum 24. Januar 1947 einmal ohne und einmal mit Überdruck? Bogenecken mit diesem Druckdatum ohne Überdruck sind eher selten. Ich danke Peter Falz, Quierschied, für die Überlassung des Scans und das zeigen des Originals. Handkehrum zeigten bislang alle Bögen und Bogenecken mit Überdruck, die mir vorgelegt wurden, das Druckdatum 24. Januar 1947. Mein Analyse lässt die Aussage zu, dass am 24. Januar 1947 mit mindestens 1’907 nachgewiesenen Druckbögen ausreichend Material für den Überdruck von 227’800 Marken (=1’139 Druckbögen) hergestellt wurden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 27. Januar 1947, A 15307 (5-stellige Bogennummer)

An dieser Stelle möchte ich euch darauf hinweisen, dass Saarhandbuch und handelsübliche Kataloge in Frankreich und Deutschland die Markenfelder des 84 Pfennig-Werts auf unterschiedliche Weise zählen.

Das Saarhandbuch zählt bei aufrechtem Schalterbogen, also liegendem Markenbild von links oben nach rechts unten (vgl. Abbildung).

Die mir bekannten Kataloge hingegen zählen bei aufrecht stehendem Markenbild von oben links nach unten rechts (vgl. Abbildung).

Beispiele: Aus Feld 1 im SHB wird in Katalogen das Feld 10, aus Feld 5 wird 50 und aus dem Feld 43  das Feld 22 und umgekehrt (vgl. für letztere die in Gelb beschrifteten Felder). Auf das Feld 43 resp. 22 werden wir gleich noch stossen.

Nicht jede Marke in eurer Saarsammlung ist auch tatsächlich die Marke, für welche ihr sie haltet. Dies gilt auch für geprüfte Stücke, sind Prüfer auch bloss Menschen und können irren.

Hier ein nettes Beispiel aus meiner umfangreichen Sammlung:

Der Verbandsprüfer des BPP Klaus Hoffmann hat die abgebildete Marke geprüft. Die Marke ist echt und weist gemäss der angebrachten Signatur ein Feldmerkmal auf, welches in Michel-Katalogen unter MiNr. 224 III geführt wird:

224 III geschwungener Strich am Mantelrand links (Feld 29)

Die Marke weist tatsächlich einen dunklen Farbstrich über den Mantel auf. Dieser ist jedoch senkrecht und oberhalb des Degenknaufs. Aus Sicht des Mantelträgers wäre dies die linke Seite des Mantels, dennoch handelt es sich nicht um den katalogisierten „Plattenfehler“ (sic!). Tja … der Michel-Katalog geizt mit Abbildungen.

Die nachstehende Beschreibung und die Abbildung stammen von mir.

84 Pfennig, Feld 29AB: dunkler, diagonal von links unten nach rechts oben verlaufender Farbstrich über den Bildhintergrund und den linken Teil des Mantels; auf der Schärpe schwach auslaufend

Leider handelt es sich bei den Fehlprüfungen um ein weit verbreitetes Phänomen und selbst Auktionshäuser fallen auf diese „geprüften Stücke“ herein. Diese Woche konnte ich beispielsweise das Auktionshaus C.G. auf eine Fehlprüfung unter den für die kommende Auktion angebotenen Losen hinweisen. Die aufgrund der Fehlprüfung falsche Losbeschreibung wurde daraufhin umgehend angepasst.

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation verschobenen Perforation

Eckrandstück mit stark verschobener Perforation der Marke vom Feld 50, resp Feld 5 SHB. Fragt ihr euch gerade, wo den der im Michel-Katalog für dieses Feld gelistete „Plattenfehler“ (sic!) geblieben ist? Hat der Scanner das Feldmerkmal verschwinden lassen? Nein, hier ist ein weiteres Eckrandstück, wieder ohne das gesuchte Feldmerkmal:

Ich verstehe eure Verwunderung, schreibt doch der MICHEL®:

224 IV Punkt im Mantel über zweitem „A“ in „SAAR“ (Feld 50)

Somit sollte das Feldmerkmal auf allen Marken vom Feld 50 auftreten. Dass Sie das Feldmerkmal auf den gezeigten Marken nicht finden liegt nicht an der Tatsache, dass ein Punkt im Mantel in jedem Fall schwierig aufzuspüren sein würde. Es liegt auch nicht daran, dass der Herausgeber der Michel-Kataloge sich nicht darum schert, was für einen hirnrissigen Blödsinn seine Redakteure in den Katalogen verzapfen. Nein, es liegt daran, dass der Michel-Katalog seit Jahren zig Fehler von Ausgabe zu Ausgabe weiterschleppt und kein Interesse daran zeigt, diese zu korrigieren. Darüber freut ihr euch selbstverständlich riesig, müsst ihr für die Kataloge aus dem Hause Schwaneberger doch sehr tief in die Tasche greifen.

Die Beschreibung und die Abbildung stammen wiederum von mir.

84 Pfennig, Feld 50B: dunkler Farbfleck auf dem Mantel oberhalb der Spitze des zweiten A von SAAR

84 Pfennig, Feld 50 B

Die vorstehend gezeigten Eckrandstücke stammen jeweils von einem A-Bogen und das Feldmerkmal tritt ausschliesslich auf Marken des Feldes 50 von B-Bögen auf. Schauen Sie in das Saarhandbuch (SHB 402, 44) unter Feld 5 (wegen der anderen Zählweise). Dort steht ebenfalls 5 B. Gleiches gilt für die Kataloge von Paul Staedel S. 33 oder Catalogue F.S.A. S. 21 unter 214e.

Die diskutierte Fehlprüfung sowie die von mir fast am laufenden Band publizierten, gravierenden Fehler in MICHEL®-Katalogen, der ja im deutschsprachigen Raum – leider –  so eine Art Standardwerk darstellt, sollte euch sensibilisieren, selbst das notwendige Wissen rund um euer Sammelgebiet anzueignen. Sicher, dies ist mit einem gewissen (Zeit-) Aufwand verbunden, macht aber auch sehr viel Spass und erweitert den eigenen Horizont erheblich.

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Steckbrief des 84 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 84 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 84 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Denkmal Maréchal Ney
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 8007 Rehbraun
      • Stanley Gibbons Farbenführer: sepia
      • End/Becker: Hellbraun
      • Paul Staedel: brun sur gris
      • Saarhandbuch (SHB): Braun
      • MICHEL®: Schwärzlichgelbbraun
      • Scott: brown
      • Stanley Gibbons: brown
      • Yvert & Tellier: sépia
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 26 x 43 Millimeter / ca. 22 x 40 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 24./25. und 27./28. Januar 1947
    • Auflage: 3’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 2’770’000 Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 224
      • Paul Staedel: 19
      • F.S.A.: 214
      • MICHEL®: 224
      • ANK: 224
      • Scott: 170
      • Stanley Gibbons: 221
      • Yvert & Tellier: 214
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 18./19. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’025’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 227’800 Stück von denen 1’800 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 20 F
    • Erstausgabetag der 20 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck (MBD I/II) ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD Typ I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD Typ II.

Bis dann

1 MARK

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Die einzelnen Werte – 80 Pfennig

75 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag behandeln wir den 80 Pfennig-Wert, den letzten der drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Bildmotiv Alter Turm in Mettlach. Die Beiträge zu den anderen beiden Werten des Bildmotivs findet ihr hier und hier.

Der SAARPHILA-BLOG bietet euch auch in diesem Beitrag wieder Informationen, die ihr sonst nirgendwo erhaltet, auch nicht in einschlägiger Fachliteratur. Dieses Mal konnte durch meine Forschungen das Saarhandbuch, SHB Kapitel 402, 5/6 (Bogennummern und Daten) entscheidend ergänzt werden.

Die Marken des orangefarbenen 80 Pfennig-Werts wurden – wie sämtliche Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt.

Der 80 Pfennig-Wert war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte bis zur Tarifanpassung am 15. September 1947 für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 80 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Eilzustellungsgebühr im Ortsbereich.

    • Inlandsbrief 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Päckchen bis 3 kg
    • Postanweisung bis 500 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Eilzustellung im Ortsbereich
      • Behandlungsgebühr Wertsendungen bis 100 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 2. Gewichtsstufe 20 g bis 40 g
80 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Achtet bei euren Marken und bei den in diesem Beitrag abgebildeten Marken des 80 Pfennig-Werts auf das Schriftband SAAR. Bei sehr vielen Marken sind die Querstriche der beiden A in SAAR kaum auszumachen. Ich vermute, dass dies mit der Konsistenz der verwendeten Farbe zusammenhängt.

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige der Briefmarken des Saargebietes, die von Alfred Montader entworfen wurden:

60 Pfennig, 1. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder I
25 Centime, 2. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder II
3 Franken, 3. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für sein Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebietes zurück. Sein Bildmotiv Alter Turm ist eine fotorealistische Darstellung auf 18,5 x 22 Millimeter inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 80 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher erscheinen hier auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Antiquaschrift ohne Doppelpunkt, Typ III

Antiquaschrift – anstatt der üblichen Groteskschrift – kam ausschliesslich am 16./17. Februar 1947 für den Druck des Druckdatums zum Einsatz. Gedruckt wurden an diesen Tagen die Werte:

    • 8 Pfennig (16. Februar 1947)
    • 80 Pfennig (17. Februar 1947) wurde ab Arbeitsbeginn gedruckt
    • 40 Pfennig (17. Februar 1947) wurde danach gedruckt

Wie ich bereits im Beitrag zum 8 Pfennig-Wert schrieb, wurden die ersten Druckbögen dieses Wertes am 16. Februar 1947 versehentlich mit einem Druckdatum, welches anstatt eines Punkts nach der Tagesangabe ein Komma aufwies, versehen (vgl. nachstehende Abbildung).

Dieser Faux pas wurde rasch entdeckt. Nur … das Komma wurde nun nicht durch einen Punkt ersetzt, sondern nur einer sicherlich aufwendigen, aber stümperhaft ausgeführten Retusche unterzogen. Das Ergebnis war ein verstümmeltes Komma, welches die Druckdaten sämtlicher danach gedruckten Bögen des 8 Pfennig-Werts aufweisen.

Soweit findet ihr die Informationen auch im Saarhandbuch (SHB, Kap. 402, 5/6).

Im Saarhandbuch steht jedoch nicht, was der SAARPHILA-BLOG in diesem Beitrag erstmals dokumentiert: Das verstümmelte Komma findet sich nicht nur auf den am 16. Februar 1947 hergestellten Druckbögen des 8 Pfennig-Werts, sondern ebenfalls auf sämtlichen am 17. Februar 1947 hergestellten Bögen des 80 Pfennig-Werts (Erstpublikation).

Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die missglückte Retusche des Druckdatums Typ III mit ein Auslöser für die bereits am 17. Februar 1947 beim der Herstellung des 40 Pfennig-Werts vollzogenen Rückkehr zur Verwendung des Druckdatums Typ II in Groteskschrift war.

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind von A-Bögen des 80 Pfennig-Werts genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert, beim 45 Pfennig-Wert und beim 75 Pfennig-Wert. Der Grund ist immer derselbe: Eine Marke weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst. Im Fall des 80 Pfennig-Werts ist dies die Marke vom Feld 99A (MiNr. 223 I).

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe werdet ihr in der nächsten Beitragsserie dieses Blogs finden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 17. Februar 1947, B 00654 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter senkrechter Markenreihe zu erkennen.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation Raue und verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Perforation auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist verschobene Perforation bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Für die Details der Herstellung vgl. hier.

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf waren.

Weitere Blog-Beiträge zu Marken des 80 Pfennig-Werts findet ihr hier:

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Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 80 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 80 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 2010 Signalorange
      • Stanley Gibbons Farbenführer: red-orange
      • End/Becker: Braunorange
      • Paul Staedel: orange
      • Saarhandbuch (SHB): Orange
      • MICHEL®: Dunkelrötlichorange
      • Scott: deep orange
      • Stanley Gibbons: brown-orange
      • Yvert & Tellier: orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Antiquaschrift Typ III mit verstümmeltem Komma
    • Druckdatum/-daten:  17. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’515’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 223
      • Paul Staedel: 18
      • F.S.A.: 213
      • MICHEL®: 223
      • ANK: 223
      • Scott: 169
      • Stanley Gibbons: 220
      • Yvert & Tellier: 213
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

84 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – 75 Pfennig

60 PFENNIG

Hallo

Vier Werte der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar fehlen noch bis zum Abschluss dieser kleinen Beitragsserie: 75, 80 und 84 Pfennig sowie 1 Mark. In diesem Beitrag behandeln wir den 75 Pfennig-Wert, welcher dasselbe Bildmotiv zeigt, wie der 60 Pfennig-Wert: den Alten Turm in Mettlach.

Die Marken des blauen 75 Pfennig-Wertes wurden – wie die gesamte 1. Offenburger Ausgabe – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt. Der Druck dieses Werts begann nach den Weihnachtsfeiertagen am Freitag, 27. Dezember 1946. Am Montag, 30. Dezember 1946, war bereits die gesamte Auflage von 2’140’000 Stück gedruckt, wobei nach heutigem Wissensstand die Druckmaschine am Sonntag stillstand (was damals nicht selbstverständlich war).

Der 75 Pfennig-Wert kam, obschon die Herstellung bereits 1946 abgeschlossen war, erst am 20. Januar 1947 zusammen mit dem 12 Pfennig-Wert an die saarländischen Postschalter. Benötigt wurde der 75 Pfennig-Wert für die Frankierung von

    • Auslandsbrief 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm

Der Auslandsbrief war für die Saarländer ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel, hatten doch Krieg und Zeitläufte viele Familien auseinandergerissen. Der Auslandsbrief wurde von den Verantwortlichen bei der P.T.T sogar als so wichtig erachtet, dass sie den 75 Pfennig-Wert als ersten Wert überhaupt drucken liessen;  noch vor dem 12 Pfennig-Wert (Inlandspostkarte), dem 45 Pfennig-Wert (Auslandspostkarte) und sogar vor dem 24 Pfennig-Wert (Inlandsbrief).

Die Farbe des 75 Pfennig-Werts ist Blau und entspricht damit dem Farbschema der Union Postale Universelle (UPU, Weltpostverein) für die Frankaturwerte für Auslandsbriefe.

Gedruckt wurde auf – im Vergleich zu den meisten anderen Werten der 1. Offenburger Ausgabe – recht dünnem, grauweissem Papier mit dem Wasserzeichen Wellenlinien. Das Wasserzeichen treten bei den Marken des 75 Pfennig-Werts in zwei Varianten auf: als steigende Wellenlinien (S) und – etwa 20x seltener – als fallende Wellenlinien (F, jeweils von der Markenrückseite her betrachtet). Zu den Wasserzeichen des 75 Pfennig-Werts vgl. diesen Beitrag.

75 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen fallende Wellenlinien F
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen steigende Wellenlinien S

Das Markenbild zeigt – wie bereits erwähnt – den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven der Saar I. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige Briefmarken des Saargebietes:

60 Pfennig, Landschaftsbilder I
25 Centime, Landschaftsbilder II
3 Franken, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für dieses Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebiets zurück. Das Bildmotiv Alter Turm wird durch ihn auf dem 18,5 x 22 Millimeter grossen Markenbild fotorealistisch dargestellt inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 75 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess, da inzwischen die Ermässigung des Portos für Auslandsbriefe auf 50 Pfennig beschlossene Sache war – heutzutage wäre eine Portoermässigung unvorstellbar. Es folgen hier keine Abbildungen von Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind vom 75 Pfennig-Wert genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert  und beim 45 Pfennig-Wert. Der Grund ist derselbe: Die Marke vom Feld 89AB (die Marke oben rechts) weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst.

Das Feldmerkmal selbst ist eher unauffällig. Es ist ein Farbfleck oberhalb des rechten Baums hinter dem Turm; umgangssprachlich als hochstehender Ast bezeichnet.

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe erhaltet ihr im Rahmen der nächsten Beitragsserie dieses Blogs.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 28. Dezember 1946, A 416 (3-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter Markenreihe zu erkennen.

Beim 75 Pfennig-Wert sind 5- bis 3-stellige Bogennummern nachgewiesen:

75 Pfennig, 27. Dezember 1946
75 Pfennig, 28. Dezember 1946

Eine fünfstellige Bogennummer (A 10666) habe ich als Abbildung gesehen darf diese jedoch an dieser Stelle nicht wiedergeben. Von einer zweistelligen Bogennummer habe ich bloss gehört. Eventuell existieren auch einstellige Bogennummern, diese liegen mir jedoch nicht vor.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation ungezähnte Marke

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft. Einige Stücke mögen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda stammen. Wie ich jedoch hier nachgewiesen habe, wurden unperforierte Schalterbögen auch regulär, wenn auch unbeabsichtigt, an die P.T.T. des Saarlandes in Saarbrücken ausgeliefert. Bei einem Wert konnte ich zeigen, dass ein unperforierter Schalterbogen sogar in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei in Frankenwährung überdruckt wurde. Auf welchen Wegen die geschnitteten Stücke im Einzelnen letztendlich in Sammlerhände gelangten ist wohl schwierig zu dokumentieren.

Dokumentation verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist schon korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Zähnung auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist Verzähnung bei allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe der korrekte Begriff. Mehr Details der Herstellung der Briefmarken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar:

HERSTELLUNG

Stichwort raue Perforation

Raue Zähnung entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Raue Zähnung kommt bei den Werten, die auf Wasserzeichenpapier gedruckt wurden meines Wissens nach nicht vor.

Dokumentation Beleg

Beleg vom 14. Oktober 1947 gelaufen von Saarbrücken nach Schiltigheim, Frankreich

Ein schöner, wenn auch leider überfrankierter Beleg eines Auslandsbriefes. Wieso überfrankiert fragt ihr euch? Der 75 Pfennig-Wert wurde doch zur Frankatur von Auslandsbriefen hergestellt. Sogar in der von der UPU (Union Postale Universelle) vorgesehenen Farbe Blau. Die Erklärung ist einfach. Seit dem 15. September 1947 betrug das Porto für einen Auslandsbrief aufgrund einer Portoermässigung (!!!) nicht mehr 75 Pfennig, sondern 50 Pfennig. Da mehrere vorgedruckte, gelaufene Belege der Firma La Cigogne de Strasbourg vorliegen, die alle mit einer 75 Pfennig-Marke frankiert wurden, gehe ich davon aus, dass es sich um frankierte Rückumschläge der Firma La Cigogne de Strasbourg aus der Zeit vor der Portoermässigung handelt, die erst nach der Portoermässigung zur Verwendung kamen (evtl. Bestellungen).

Interessant: Obschon das Saarland bereits seit 16. Februar 1946 eine französische Kolonie unter einer Militärregierung ist, wird Frankreich postalisch erst mit der Revision der saarländischen Posttarife vom 20. November 1947 als Inland behandelt.

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Steckbrief des 75 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 75 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 75 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5010 Enzianblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: blue
      • End/Becker: Hellblau
      • Paul Staedel: bleu-vert à bleu-vert foncé
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelblau
      • MICHEL®: Dunkelultramarin
      • Scott: bright blue
      • Stanley Gibbons: greenish blue
      • Yvert & Tellier: bleu
    • Papier: dünnes, weissliches Papier mit leicht erkennbarem Wasserzeichen; das Papier ist im Bereich des Wasserzeichens so dünn, dass der Hintergrund durchschimmert
    • Wasserzeichen: Wellenlinien, von der Bildseite gesehen fallend resp. steigend (letzteres etwa 20x seltener)
    • Gummierung: helles Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • 5- bis 3-stellige Bogennummern nachgewiesen, andere möglich
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift Typ I
    • Druckdatum/-daten:  27./28./30. Dezember 1946
    • Auflage: 2’140’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 2’080’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 20. Januar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947 (möglich, doch unwahrscheinlich)
    • Gültigkeit: 20. Januar 1947 bis 27. November 1947 (offiziell, jedoch sinnvoll nutzbar nur bis zum 15. September 1947)
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 222
      • Paul Staedel: 17
      • F.S.A.: 212
      • MICHEL®: 222XY
      • ANK: 222
      • Scott: 174
      • Stanley Gibbons: 219
      • Yvert & Tellier: 212
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

80 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – Nachträge (II)

Hallo

Drei wichtige Nachträge zu vorhergehenden Beiträgen. Nachträge können vielfältige Ursachen haben. Nicht immer ist es Vergesslichkeit.

    • Im ersten Nachtrag wird eine gewonnene Erkenntnis vertieft und auf ein weiteres Gebiet ausgedehnt.
    • Der zweite Nachtrag beinhaltet die Korrektur einer von mir bislang aus Überzeugung vertretenen Ansicht im Licht neuer Erkenntnisse (so schnell kann es manchmal gehen).
    • Der dritte Teil ist etwas für die Augen.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Die Forschung rund um die Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist und bleibt spannend.

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Als Erstes möchte ich euch eine Bogennummer der Neuausgabe des 2 Pfennig-Werts vorstellen. Der Bogen wurden für den Malstatt-Burbacher Druck überdruckt.

2 Pfennig, Neuausgabe mit Überdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Weshalb ist eine Bogennummer eines überdruckten Schalterbogens der Neuausgabe so interessant? Hier hatte ich die Bogennummern der 1. Offenburger Ausgabe ausführlich vorgestellt. Unter anderem stellte ich die Vermessungsergebnisse von über 500 Bogennummern dieser Ausgabe vor. Diese Vermessung habe ich nun auf Bögen der 2. Offenburger Ausgabe ausgedehnt. Hier ist meine Datenbasis zwar kleiner, als bei der Originalausgabe, jedoch komme ich bislang auf dasselbe Ergebnis:

    • Breite vom linken Rand von N bis Abschluss des Sterns = 25 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis erste Ziffer = 1 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis zweite Ziffer = 4 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis dritte Ziffer = 7 mm
    • Zwischenraum zwischen letzter Ziffer und Stern = 3 mm
    • Höhe von N von No, Ziffern und Stern = 3 mm
    • Durchmesser des Sterns = 3 mm
    • Buchstabentypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert
    • Zifferntypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert

Schlussfolgerung: Es wurde für den Druck der Bogenrandsignaturen der 1. und der 2. Offenburger Ausgabe dieselbe Schnellpresse Typ Rex verwendet.

Eine weitere Erkenntnis können wir der abgebildeten Bogenecke entnehmen: Nicht nur wurde für die 2. Offenburger Ausgabe dieselbe Schnellpresse Typ Rex verwendet, um die Bogenrandsignaturen aufzubringen, sondern es wurde auch dieselbe Titan Flachperforiermaschine – oft sogar mit demselben Zähnungskamm – verwendet. Woher ich das nun wieder weiss? Die abgebildete Bogenecke stammt von einem A-Bogen und weist eine Perforationsanomalie auf, die ich bereits für die kleinformatigen Werte der 1. Offenburger Ausgabe vorgestellt hatte; hier jedoch nach rechts verschoben.

10 Pfennig, Neuausgabe mit Überdruck 1 F (enger Abstand)  Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Hierzu einige weitere Abbildungen, die zeigen, dass zur Perforation der 2. Offenburger Ausgabe mehr als ein Zähnungskamm verwendet wurde:

24 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 6 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) ohne Perforationsanomalie
15 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach rechts

Nachfolgend einige Abbildungen von Schalterbögen mit derselben Perforationsanomalie wie bei der 1. Offenburger Ausgabe.

15 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links
2 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links
2 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links
2 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD II) mit Perforationsanomalie nach links
3 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 60 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links

Diesen Abbildungen können wir entnehmen, dass zur Perforation der Druckbögen der 2. Offenburger Ausgabe (BuS II) im Herbst 1947 mindestens drei Zähnungskämme zum Einsatz kamen:  einer ohne Anomalie zwischen der ersten und zweiten senkrechten Reihe, einer mit Anomalie nach rechts und der uns bereits von der Herstellung der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) bekannte Zähnungskamm mit der Anomalie nach links. An den beiden Bögen des 15 Pfennig-Werts sieht man, dass der Wechsel des Zähnungskammes, wenn nötig auch innerhalb eines Tages – konkret am 21. Oktober 1947 – vorgenommen wurde. Weshalb ging man bei der Herstellung der Marken der Neuausgabe anders vor als bei der Herstellung der Originalausgabe?

Der Wechsel der Zähnungskämme war wahrscheinlich eine Massnahme, um die im Gegensatz zur 1. Offenburger Ausgabe viel höheren Auflagen der Länderausgaben der Zone d’occupation française en Allemagne für Baden, Rheinland-Pfalz sowie Württemberg-Hohenzollern – mit deren Druck nach Abschluss der Arbeiten an der Originalausgabe für das Saarland begonnen worden war – zu bewältigen sowie raue Perforation so weit als möglich zu vermeiden. Was bringt mich zu dieser Aussage? Weshalb kann nicht, wie das Saarhandbuch in Kap. 402,7 d) schreibt, eine zweite Titan Flachperforiermaschine eingesetzt worden sein? Für die Herstellung der Marken der 1. Offengurger Ausgabe habe ich dieses Argument bereits hier widerlegt. Bei der Herstellung der 2. Offenburger Ausgabe spricht zusätzlich dagegen, dass Dr. Hans Flatters in seinem Standardbeitrag über den Briefmarkendruck der Länderausgaben der Zone d’occupation française en Allemagne bei der Druckerei Franz Burda im Handbuch der ArGe Französische Zone Kap. 3.0.3 ein zweite Maschine nicht erwähnt.

Eine letzte Erkenntnis entnehmen wir der oberen linken Marke des zu Beginn abgebildeten Bogenrands des 2 Pfennig-Werts. Bei dieser Marke ist der Druck der Wertangabe 10 sowie der Währungsangabe cent. sehr schwach ausgefallen. Nicht jedoch bei den anderen Marken. Der Überdruck der Schalterbögen sowohl der Originalausgabe (Urdruck, resp. Altdruck) als auch der Neuausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erfolgte bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei in Saarbrücken auf einem betagten Heidelberger Automaten im Buchdruck (Typographie). Der Heidelberger Automat ist sehr gut geeignet, Flugblätter, Flugschriften und sonstige eher minderwertige Druckerzeugnisse herzustellen, jedoch nicht, um hochwertige Produkte wie Postwertzeichen zu veredeln. Aufdruckabweichungen bis hin zum partiellen Druckausfall sind daher bei den Marken des Malstatt-Burbacher Drucks über alle Werte sehr verbreitet.

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Ich habe in verschiedenen Beiträgen (vgl. hier, hier und hier) über die Herkunft von unperforierten und geschnittenen Marken der 1. Offenburger Ausgabe geschrieben:

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft, sondern stammen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda. Der Ausschuss wurde zwar unter behördlicher Aufsicht vernichtet, doch scheint es bei der Überwachung Lücken gegeben zu haben.

Meine Aussage über die Herkunft geschnittener Marken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar kann ich aufgrund meines heutigen Kenntnisstands in dieser Form und so absolut nicht mehr vertreten. Was hat mich dazu gebracht, meine Position radikal zu ändern?

Das vorstehend abgebildete Exemplar einer geschnittenen Marke hat meine bisherige Aussage – die wohlgemerkt ähnlich auch im Saarhandbuch Kap. 402,50 zu finden ist – zu Makulatur werden lassen.

Es handelt sich um ein Exemplar der Originalausgabe des 12 Pfennig-Werts vom Feld 12A(f) eines Bogens mit dem Wasserzeichen steigende Wellenlinien. Das f steht für früher Druck, d.h. die Drucktage 30./31. Dezember 1946 resp. 2./3. Januar 1947. Die Echtheit der Marke sowie die Echtheit des Aufdrucks wurden von meinen Sammlerfreunden vom LV SAAR und der ArGe SAAR bestätigt.

Die Existenz dieser echten, ungebrauchten Marke bedeutet für nun:

    • zumindest ein vollständiger, unperforierter Schalterbogen des 12 Pfennig-Werts entging den Argusaugen der Kontrolleure bei der Druckerei Franz Burda
    • dieser Schalterbogen landete nicht in der Makulatur
    • dieser Schalterbogen wurde nicht unter behördlicher Aufsicht vernichtet, wie es für Makulatur vorgesehen war
    • dieser Schalterbogen gelangte nicht über dubiose resp. kriminelle Wege in den Händen eines Briefmarkensammlers
    • dieser Schalterbogen muss zusammen mit den anderen Marken des 12 Pfennig-Werts sowie den zuvor gedruckten Marken des 75 Pfennig-Werts mit dem Transport vom 10. Januar 1947 ganz offiziell an die P.T.T. des Saarlands in Saarbrücken ausgeliefert worden sein.

Ob dieser unperforierte Schalterbogen der Originalausgabe von der P.T.T. des Saarlandes auch unbemerkt an ein saarländisches Postamt gelangte, ist nicht gesichert, jedoch unwahrscheinlich. Die fehlende Perforation des Bogens wäre einem Schalterbeamten spätestens bei der handschriftlichen, fortlaufenden Nummerierung der Schalterbögen aufgefallen. Sicher ist dagegen, dass dieser Schalterbogen entweder von der P.T.T des Saarlandes direkt oder nach deren Aufforderung durch eines der vielen Postämter zwecks Überdrucks an die Malstatt-Burbarcher Handelsdruckerei geliefert und dort für den Malstatt-Burbacher Druck überdruckt wurde.

Nun stellen sich drei Fragen: Wurde der inzwischen überdruckte unperforierte Schalterbogen, von dem das vorliegende Exemplar einer geschnittenen Marke stammt, bei der Kontrolle in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei  entdeckt und aussortiert? Auf welchem Weg, dubios oder über Postschalter, gelangte das vorliegende Exemplar in Sammlerhände? Wurden weitere Exemplare unperforierter Schalterbögen der Originalausgabe an die P.T.T. Saarbrücken ausgeliefert und in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei überdruckt? Die Antworten zu diesen Fragen kennen wir nicht und es ist fraglich, ob wir sämtliche Antworten über 70 Jahre nach den Ereignissen noch in Erfahrung bringen werden. Aber spekulieren ist nicht verboten.

Die gummierte Markenrückseite dieses 12 Pfennig-Werts drängt mich geradezu, euch zwei Anmerkungen mit auf den Weg zu geben:

    • Der Überdruck der Schalterbögen der Original– sowie der Neuausgabe erfolgte in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei im Buchdruck (Typographie). Der Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren und verändert die Markenrückseiten mehr oder weniger deutlich durch reliefartige Durchprägung. Dieser Effekt wird besonders bei Streiflichtbeleuchtung gut erkennbar, gelegentlich ist er auch mit dem Finger zu fühlen. Auf der vorstehenden Abbildungen könnt ihr diesen Effekt gut erkennen.
    • Seit der Ausgabe des Michel Deutschland Junior-Kataloges 1996 und des Michel Deutschland-Spezial 1996 durch den Schwaneberger-Verlag gelten für die Preisnotierungen dieses – von Schleimschleckern auch schon mal als „Grundgesetz der deutschen Philatelie“ gelobhudelten Deutschland-Kataloges neue Regeln. Eine davon lautet: „Postfrische Erhaltung setzt vollkommen unberührte Gummierung voraus.“ Der bekannte Autor Wolfgang Maassen hat dies damals so kommentiert: „Selbstverständlich bedeutet postfrisch also absolut einwandfreie Gummierung, so dass Fingerabdrücke ebenso wie Büge den Wert mindern, von noch so kunstvollen Nachgummierungen und/oder Teilreparaturen ganz zu schweigen.“ Geschwiegen wurde und wird jedoch über die unselige Praxis der Briefmarkensignatur. Jede Briefmarke mit Signatur ist nach Michel und Maassern nicht mehr postfrisch, da für die Gummierung die Kriterien „vollkommen unberührt“ resp. „absolut einwandfrei“ nicht mehr zutreffen.

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So, zum Abschluss dieses Beitrags noch etwas leichte Kost. Wie wichtig der Bergmann und der Alte Turm in Mettlach für die Saarländer waren, lässt sich auch daran ermessen, wofür diese Motive verwendet wurden. Hier zwei schöne Zündholzetiketten.

Bis dann

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Danksagung: Ich bedanke mich herzlich bei den vielen Sammlern und den Auktionshäusern, die mir für diese Untersuchung freimütig Scans ihrer Briefmarkenbögen überlassen haben.

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Die einzelnen Werte – 60 Pfennig

50 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag geht es um den 60 Pfennig-Wert und damit um ein neues Bildmotiv: Der Alte Turm in Mettlach.

Der 60 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 60 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Einschreibegebühr.

    • Brief im Ortsverkehr 4. Gewichtsstufe 500 g bis 1000 g
    • Drucksache 5. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Zeitungsdrucksache 5. Gewichtsstufe 500 g bis 1000 g
    • Warenproben 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Geschäftspapiere 250 g bis 500 g
    • Mischsendung 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Postanweisung bis 250 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Einschreiben
      • Rückschein
      • förmliche Zustellung
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Geschäftspapiere Ausland 2. Gewichtsstufe 250 g bis 300 g
60 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie oft zu lesen, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein später hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das imposante Gebäude mit den Strebepfeilern. Erbaut im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den Heiligen Luitwinus.

 

Das vorstehende Bild zeigt den komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven der 1./2. Offenburger Ausgaben. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch.

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Ein gotischer Umbau erfolgte im 13. Jh. Der gotische Turmhelm brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei um 1800 hätten fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch (vgl. Villeroy & Boch) wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Der Alte Turm zierte als Motiv schon Briefmarken des Saargebietes:

60 Pfennig, Landschaftsbilder I
25 Centime, Landschaftsbilder II
3 Franken, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas nutzt für sein Bildmotiv nicht wie zuvor stilisierte Umgebungen und Personen und auch nicht die Marken des Saargebiets. Im Gegenteil: das Bildmotiv Alter Turm wird durch ihn auf dem 18,5 x 22 Millimeter grossen Markenbild fotorealistisch dargestellt.

Abbildungen

Der 60 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 60 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe, Marken der Neuausgabe, Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck.

60 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
60 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 14 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)

Bei der Urdruckmarke handelt es sich um ein Exemplar vom Feld 31A. Woher ich das weiss? Einfach. Die Marke weist am rechten Rand die bekannte Perforationsanomalie auf, sie muss somit aus der ersten senkrechten Bogenreihe (Felder 1, 11, 21 etc. bis 91) stammen. Ausserdem weist die Marke das Feldmerkmal der Felder 31AB auf (vgl. nachstehende Abbildung, im roten Kreis).

60 Pfennig Feld 31A, Malstatt Burbacher Druck (MBD I Urdruck)
60 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 14 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Druckfarben unterscheiden sich: Originalausgabe: Saphirblau resp. Violett. Neuausgabe: Mitternachtsblau.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 14. Februar 1947, A 01757 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Originalausgabe), stark ausgeprägt
Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehenden Abbildungen zeigen Abklatsche, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation Druck auf der Gummiseite

Ursache für das Phänomen eines Drucks auf der Gummiseite ist die fehlerhafte Zuführung eines Druckbogens. Entweder wurde der gesamte Papierstapel falsch in die Rastertiefdruckmaschine eingelegt, oder im Papierstapel lag ein – oder mehrere – Druckbogen verkehrt herum. Die Abbildung zeigt das Markenbild der Neuausgabe.

Dokumentation raue Perforation

Schönes Beispiel für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Zähnung schwer, was sich anhand der Abbildungen schön nachvollziehen lässt. Hier eine Abbildung von der Neuausgabe mit Überdruck.

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Steckbrief des 60 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 60 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 60 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5003 Saphirblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: chalky blue
      • End/Becker: Violett-Blau
      • Paul Staedel: violet
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelblauviolett
      • MICHEL®: Schwärzlichviolettblau
      • Scott: violet
      • Stanley Gibbons: violet
      • Yvert & Tellier: violet
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 14. Februar 1947
    • Auflage: 1’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit bis auf 100 Schalterbögen alle Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 221
      • Paul Staedel: 16
      • F.S.A.: 211
      • MICHEL®: 221
      • ANK: 221
      • Scott: 168
      • Stanley Gibbons: 218
      • Yvert & Tellier: 211
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 14./15. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’056’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 7’500 Stück von denen 800 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 14 F
    • Erstausgabetag des 14 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

75 PFENNIG

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Wichtige Hinweise für den Saarsammler

Erster Abschnitt: Falschstempel resp. gängige Stempel, welche nicht geprüft werden (alphabetisch nach Ort):

    • Altheim (Saar) / KSDBG
    • Aschbach über Lebach (Saar) / DKS
    • Beckingen * (Saar) a KSDB
    • Beckingen (Saar) – Heimatfest – / WST
    • Berus (Kr. Saarlouis) / KSDBG
    • Besseringen (Saar) / KSDBG
    • Bierbach (Saar) / KSDB
    • Blickweiler (Saar) / KSDB
    • Blieskastel / K
    • Bous * (Saar) * / KSDB
    • Bous (Saar) – 1000 Jahr Feier – / OWST
    • Brebach (Saar) b / DKS
    • Bübingen (Kr. Saarbrücken) a
    • Eppelborn (Saar) / KSDB
    • Eschringen * (Saar) * / KSDB
    • Haustadt über Merzig (Saar) / DKS
    • Homburg (Saar) 1 g / DKS
    • Illingen (Bez. Trier) i
    • Illingen (Saar) – 1100 Jahre Illingen – /OWST
    • Mettlach (Saar) b
    • Neunkirchen * (Saar) 1 b / KSDB
    • Ottweiler (Saar) b / DKS
    • Ottweiler (Saar) – 400 Jahre Stadt – / WST
    • Saarbrücken * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 1 d / KSDB
    • Saarbrücken 1 f / KSDB
    • Saarbrücken 1 g / KSDB
    • Saarbrücken 2 – Der französische Aussenminister … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Der Bundespräsident … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Saarland-Bundesland … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 c
    • Saarbrücken 2 e / DKS
    • Saarbrücken 2 * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 2  1 / DKS
    • Saarbrücken 2 ac / DKS
    • Saarbrücken 3 * (St. Johann) / KSDBG
    • Saarbrücken 3 a / DKS
    • Saarbrücken 5 * (Burbach) / KSDBG
    • Saarhölzbach * (Saar) * / KSDBG
    • Saarlouis 1 c / DKS
    • (18) Saarlouis 1 h / DKS
    • Saarwellingen a / DKS
    • St. Ingbert (Saar) d / KSDB
    • St. Wendel ** a / KSDBG
    • St. Wendel – Missionshaus – / WST
    • Sulzbach * (Saar) c / KSDB
    • Völklingen (Saar), insb. Völklingen (Saar) a / KSDB
    • Wehrden * (Saar) * / KSDB
    • Wiebelskirchen (Bz. Trier) / KOSeg
    • Wiebelskirchen (Saar) / a DKS
    • Wustweiler (Saar) / DKS

Abkürzungen:

    • DKS = Doppelkreis-Steg-Stempel
    • K = Kreisstempel
    • KOSeg = Kreis-Obersegment-Stempel
    • KSDB = Kreis-Steg-Doppelbogen-Stempel
    • KSDGB = Kreis-Steg Doppelbogen-Gitterstempel
    • OWST = Ortswerbestempel
    • SoSt = Sonderstempel
    • WST = Werbestempel

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Zweiter Abschnitt: Gefälschte/gestohlene Prüfzeichen von Briefmarken-Prüfern des BPP (alphabetisch):

    • A. Burger BPP
    • Bechtold BPP
    • Bothe BPP
    • Dr. Lantelme BPP
    • Dr. Petersein BPP
    • Eliades BPP
    • Flemming BPP
    • Georg Bühler
    • Gotw. Zenker BPP
    • Grobe
    • Hefer BPP
    • Heintze BPP
    • Helbig BPP
    • Herbst BPP
    • Hey BPP
    • Hollmann BPP
    • INFLA Berlin (+)
    • INFLA Berlin (B)
    • INFLA Berlin (H)
    • INFLA Berlin (W)
    • INFLA Berlin (Echt im Block geprüft)
    • Jäschke-L BPP
    • Keiler BPP
    • Kimmel BPP
    • Kesselstatt BPP
    • Lemberger BPP
    • Mahr BPP
    • Modry BPP
    • M. Sommer BPP
    • Peschl BPP
    • Pfenninger
    • Pickenpack BPP
    • Salomon BPP
    • Schlegel BPP
    • Ströh BPP
    • Sturm BPP
    • Thoma BPP
    • W. Engel BPP
    • Wiegand BPP
    • Zierer BPP
    • Zirath

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Dritter Abschnitt: Diverse gefälschte/gestohlene Typ-, Farb- und Wasserzeichen-Stempel:

    • a
    • b
    • c
    • d
    • e
    • f
    • x
    • y
    • z
    • X
    • Y
    • Z
    • I
    • II
    • II
    • V
    • X

Tipp: Falls ihr euch mit den Marken eures Sammelgebietes nicht genauestens auskennt: Vertraut bei Käufen, für welche ihr mehr als 4 Euro bezahlen müsstet, K E I N E R  Signatur, sondern ausschliesslich aktuellsten, d. h. innerhalb der letzten fünf Jahre ausgestellten, Fotoattesten von einer der diversen Prüfvereine. Ansonsten „Finger weg“!

Die einzelnen Werte – 50 Pfennig

45 PFENNIG

Hallo

Dieser Beitrag ist für mich von besonderer Bedeutung. Nicht, weil es der 15. Beitrag zu den einzelnen Werten der 1. Offenburger Ausgabe ist. Nein, dieser Beitrag über den 50 Pfennig-Wert, dem fünften und letzten mit dem Bildmotiv Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen ist mein 100. Beitrag im SAARPHILA-BLOG. Ich hätte 2017 nicht gedacht, dass der SAARPHILA-BLOG so erfolgreich werden würde. Ihr habt mit euren Besuchen und euren zahlreichen Rückmeldungen klar zum Ausdruck gebracht, dass der SAARPHILA-BLOG weitergeführt werden soll. Ich habe verstanden: Die kommenden 100 Beiträge sind bereits in Planung.

Der 50 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war anfänglich ein reiner Ergänzungswert. Dieses änderte sich erst mit der Portorevision per 15. September 1947, als der 50 Pfennig-Wert das Porto für den wichtigen und beliebten Auslandsbrief der ersten Gewichtsstufe bis 20 Gramm abdeckte und diese Funktion vom 75 Pfennig-Wert übernahm. Eine Portoreduktion um 33%! Heutzutage unvorstellbar! Frankaturen für den 50 Pfennig-Wert:

    • Zahlkarte 750 Mark bis 1’000 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 1. GSt. bis 20 g
      • Geschäftspapiere Ausland bis 250 g
50 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt zwei Bäuerinnen bei der Ernte; vermutlich bei der Rübenernte. Nach Bergbau und Stahlindustrie wird mit dem dritten Bildmotiv die Ende der 40er-Jahre auch im Saarland noch sehr bedeutsame Landwirtschaft thematisiert. Im Bildhintergrund erkennen wir dagegen Industrieanlagen mit Gasometer, sieben rauchenden Fabrikschloten unterschiedlicher Höhe, Industriehallen und einer Dampflokomotive mit Waggons.

Der Bildaufbau lehnt sich an das erste Bildmotiv Bergmann im Streb vor Saarlandschaft an, mit dem körperlich schwer arbeitenden Hauer vor einer ländlichen Idylle.

Wieder gelingt dem Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas das Kunststück, wichtige Zusammenhänge subtil in das gerade einmal 18,5 x 22 Millimeter grosse Markenbild einfliessen zu lassen. Wieder steht dabei der in seiner Umwelt agierende Mensch im Mittelpunkt.

Interessanterweise lässt Vytautas Kazimieras Jonynas Frauen das Bildmotiv prominent dominieren; nicht dekorativ platzierte Frauen, sondern Frauen, die körperlich hart arbeiten und ihre Werkzeuge routiniert benutzen. Dabei ist seine Darstellung der Frauen überaus detailliert: Kopftuch, Hemd, Rock über Strumpfhosen, Schürze und derbe Schuhe.

Vytautas Kazimieras Jonynas stellt – wie beim Bergmann – auch mit diesem Bildmotiv den essentiellen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Industrie her. Ohne Nahrungsmittel keine Arbeiter, keine Produktion, kein Wohlstand. Wieder ist es für ihn, wie bereits beim Bergmann und den Stahlwerkern, harte körperliche Arbeit, welche den wirtschaftlichen Erfolg – hier symbolisiert durch die rauchenden Fabrikschlote – und damit den Wohlstand der Saarländer erst generiert.

Das i-Tüpfelchen des Bildmotivs ist jedoch der abgebildete Gasometer. Dieser ist eine subtile Warnung vor den Gefahren industrieller Arbeit. 1932 war bei Wartungsarbeiten der grosse Gasometer in Neunkirchen explodiert. Ein Unglück, dass sehr viele Opfer forderte und weltweit beachtet wurde. Den Saarländern dürften 1947 – bloss 15 Jahre nach dem Unglück – die Bilder des verwüsteten Neunkirchen trotz aller zwischenzeitlichen Kriegsbilder noch gut in Erinnerung gewesen sein.

Abbildungen

Der 50 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 50 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

50 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
50 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 10 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
50 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 F (enger Abstand) Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)
50 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 F (weiter Abstand) Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Anmerkungen:

    • Der 50 Pfennig-Wert ist der einzige Wert, dessen Aufdruck beim Malstatt-Burbacher Druck in roter Farbe ausgeführt wurde. Die Gründe sind offensichtlich. Schon die Farbe der Originalausgabe war sehr dunkel; die Neuausgabe wurde dann farblich noch eine Nuance dunkler ausgeführt. Einen Aufdruck in schwarzer Farbe, wie bei den anderen Werten der Überdruckausgabe, hätte sich für eine rasche Identifikation nicht ausreichend vom Bildmotiv abgehoben.
    • Wir unterscheiden beim Malstatt-Burbacher Druck zwei Varianten von Aufdrucken, welche sich durch den Abstand zwischen der 0 der aufgedruckten Wertangabe 10 und der Währungsbezeichnung F unterscheiden. Der Abstand bei Variante e beträgt 0,5 und bei Variante w 1,3 Millimeter. Variante w kommt ausschliesslich auf Marken der 5. und 6. senkrechten Reihe vor. Erklärung: Für jeden der zu überdruckenden Werte wurde für den Überdruck eine entsprechende Druckplatte zusammengestellt, die aus 10 sich wiederholenden Druckreihen à 10 Feldern bestanden. Daher wiederholen sich auch die Eigenheiten dieser Ur-Druckreihen über den gesamten überdruckten Bogen. Beim 10 Pfennig-Wert und beim 50 Pfennig-Wert sind dies die abweichenden Abstände von der Wertangabe zur Währungsangabe.
    • Ohne der in wenigen Wochen startenden Beitragsserie zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe und einigen anderen interessanten Marken der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vorgreifen zu wollen: Die Marke der Neuausgabe mit dem weiten Abstand zwischen Wertangabe und Währungsangabe zeigt auch das Aufdruckmerkmal vom Feld 76 (Überdruck), welches in MICHEL®-Katalogen als MiNr. 235 II PF II gelistet ist (vgl. folgende Abbildung).
50 Pfennig, Aufdruck 10 F auf Neuausgabe weiter Abstand w, Feld 76AB

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.
    • Die Darstellung insbesondere der Ränder, bspw. der Rocksaum der stehenden Bäuerin, sind detaillierter ausgeführt.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 19. Februar 1947, A 04943 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation raue Perforation

Schönes Beispiel für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Zähnung schwer, was sich anhand der Abbildungen schön nachvollziehen lässt. Vorstehend eine Abbildung von der Neuausgabe mit Überdruck.

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Steckbrief des 50 Pfennig-Werts

    • Wert/Währung: 50 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 50 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5011 Stahlblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: indigo
      • End/Becker: Blauviolett-Schwarz
      • Paul Staedel: bleu-violet noir
      • Saarhandbuch (SHB): Blauschwarz
      • MICHEL®: Schwärzlichultramarin
      • Scott: blue violet
      • Stanley Gibbons: slate violet
      • Yvert & Tellier: violet-gris
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 19. Februar 1947
    • Auflage: 1’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit bis auf 77 Schalterbögen alle Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Nebenwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 220
      • Paul Staedel: 15
      • F.S.A.: 210
      • MICHEL®: 220
      • ANK: 220
      • Scott: 167
      • Stanley Gibbons: 217
      • Yvert & Tellier: 210
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 17. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’050’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 7’700 Stück von denen 2’000 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 10 F
    • Erstausgabetag des 10 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 6. Dezember 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

60 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – 45 Pfennig

40 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag dreht es sich um den 45 Pfennig-Wert, dem vierten von fünf Werten mit dem Bildmotiv Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen.

Der 45 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war ein wichtiger Hauptwert. Als Einzelfrankatur im Inland verwendbar für die bei der Bevölkerung beliebte:

    • Auslandspostkarte

Dieser Wert wurde von den Verantwortlichen bei der P.T.T als so wichtig erachtet, dass dieser als dritter Wert – nach dem 75 Pfennig-Wert (Auslandsbrief), 12 Pfennig-Wert (Inlandspostkarte) und noch vor dem 24 Pfennig-Wert (Inlandsbrief) – gedruckt wurde. Durch das frühe Druckdatum wurde dieser Wert, als letzter, noch auf hellem Wasserzeichenpapier gedruckt.

45 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt zwei Bäuerinnen bei der Feldernte; vermutlich bei der Rübenernte. Nach Bergbau und Stahlindustrie wird mit dem dritten Bildmotiv die Ende der 40er-Jahre nicht nur im Saarland noch sehr bedeutsame Landwirtschaft thematisiert. Im Bildhintergrund erkennen wir dagegen Industrieanlagen mit Gasometer, sieben rauchenden Fabrikschloten unterschiedlicher Höhe, Industriehallen und einer Dampflokomotive mit Waggons.

Der Bildaufbau erinnert an das erste Bildmotiv Bergmann im Streb vor Saarlandschaft, mit dem körperlich schwer arbeitenden Hauer vor einer ländlichen Idylle.

Wieder gelingt dem Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas das Kunststück, wichtige Zusammenhänge subtil in das gerade einmal 18,5 x 22 Millimeter grosse Markenbild einfliessen zu lassen. Wieder steht dabei der in seiner Umwelt agierende Mensch im Mittelpunkt.

Interessanterweise lässt Vytautas Kazimieras Jonynas Frauen das Bildmotiv prominent dominieren; nicht dekorativ platzierte Frauen, sondern Frauen, die körperlich hart arbeiten und ihre Werkzeuge routiniert benutzen. Dabei ist seine Darstellung der Frauen überaus detailliert: Kopftuch, Hemd, Rock über Strumpfhosen, Schürze und derbe Schuhe.

Vytautas Kazimieras Jonynas stellt – wie beim Bergmann – auch mit diesem Bildmotiv den essentiellen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Industrie her. Ohne Nahrungsmittel keine Arbeiter, keine Produktion, kein Wohlstand. Wieder ist es für ihn, wie bereits beim Bergmann und den Stahlwerkern, harte körperliche Arbeit, welche den wirtschaftlichen Erfolg – hier symbolisiert durch die rauchenden Fabrikschlote – und damit den Wohlstand der Saarländer erst generiert.

Das i-Tüpfelchen des Bildmotivs ist jedoch der abgebildete Gasometer. Dieser ist eine subtile Warnung vor den Gefahren industrieller Arbeit. 1932 war bei Wartungsarbeiten der grosse Gasometer in Neunkirchen explodiert. Ein Unglück, dass sehr viele Opfer forderte und weltweit beachtet wurde. Den Saarländern dürften 1947 – bloss 15 Jahre nach dem Unglück – die Bilder des verwüsteten Neunkirchen trotz aller zwischenzeitlichen Kriegsbilder noch gut in Erinnerung gewesen sein.

Abbildungen

Der 45 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess, da inzwischen die Anpassung des Portos für Auslandspostkarten auf 30 Pfennig beschlossene Sache war. Der Wert wurde auch nicht für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) verwendet.

Eine Portoreduktion! In unserer heutigen Zeit unvorstellbar.

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind vom 45 Pfennig-Wert genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert oder beim 40 Pfennig-Wert die Eckrandstücke mit Bogennummer. Der Grund ist immer derselbe: Die Marke vom Feld 90AB (die Marke oben rechts) weist ein in den Michel-Katalogen gelistetes Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst.

Das Feldmerkmal selbst ist auffällig. Es ist die helle Einkerbung im oberen Bildrand links vom Kopf der stehenden Bäuerin.

45 Pfennig, Feld 90AB (hier A)

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 13. Januar 1947, B 4386 (4-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Durchgehend 4-stellige Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter Markenreihe zu erkennen.

Die Bogennummern des 45 Pfennig-Werts sind ungemein spannend.  Bei den bislang in dieser Beitragsserie vorgestellten Werten waren die Bogennummern immer 5-stellig, selbst bei dem zeitlich vor dem 45 Pfennig-Wert gedruckten 12 Pfennig-Wert.

Als erster Wert der 1. Offenburger Ausgabe wurde der 75 Pfennig-Wert gedruckt. Bei diesem Wert sind 5-, 4- und 3-stellige Bogennummern nachgewiesen, von 2-stelligen Bogennummern habe ich gehört:

75 Pfennig, 27. Dezember 1946
75 Pfennig, 27. Dezember 1946
75 Pfennig, 28. Dezember 1946

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Als zweiter Wert der 1. Offenburger Ausgabe wurde der 12 Pfennig-Wert gedruckt. Bei diesem Wert sind ausschliesslich 5-stellige Bogennummern (vorlaufende Nullen) nachgewiesen:

12 Pfennig, 30. Dezember 1946
12 Pfennig, 8. Januar 1947

Wie wir gesehen haben, weist der dritte gedruckte Wert der 1. Offenburger Ausgabe auch bei niedrigen Nummern ausschliesslich 4-stellige Bogennummern auf:

45 Pfennig 13. Januar 1947

Hier als vollständige Bogenecke:

Alle anderen Werte wurden nach dem 13. Januar 1947 gedruckt und weisen ausschliesslich 5-stellige Bogennummern (vorauslaufende Nullen) auf.

Die Frage, weshalb die drei ersten gedruckten Werte der 1. Offenburger Ausgabe so unterschiedlich nummeriert wurden, hat mich lange beschäftigt. Sicher, die Beschäftigten der Druckerei Franz Burda hatten zuvor noch nie Briefmarken hergestellt und wohl auch nicht unter ständiger Aufsicht von Post- und Polizeibeamten gearbeitet. Das erklärt einige Unsicherheiten in der Anfangszeit der Produktion.

Was schreibt das Saarhandbuch im Kapitel 402, 6 zu dieser Thematik?

Die alten, für den Druck der 75 Pf verwendeten Numerierwerke, (sic!) waren nur vierstellig. Sie wurden für den Druck der übrigen Werte durch neue, fünfstellige Numerierwerke ersetzt.

Diese Erklärung hat meine Neugierde eher noch befeuert, als meinen Wissensdurst befriedigt, stehen diese zwei Sätze doch im krassen Widerspruch zur Faktenlage.

Den ersten Einwand erhebe ich gegen die die Aussage, dass beim Druck des 75 Pfennig-Werts 4-stellige Nummerierwerke zum Einsatz kamen (vgl. Abbildung). Die gesicherte Auflagenhöhe des 75 Pfennig-Werts beträgt 2’140’000 Stück, das entspricht 10’700 Druckbögen à 200 Marken. Mit einem 4-stelligen Nummerierwerk hätten jedoch max. 9’999 Druckbögen mit Bogennummern versehen werden können. Wie wären die restlichen 701 Druckbögen nummeriert worden?

Zweiter Einwand: Ich habe in den letzten Jahren weit über 500 Bogennummern der 1. Offenburger Ausgabe, die nicht nur sämtliche Werte, sondern auch sämtliche Druckdaten – bis auf den 9. Januar 1947 umfassten, untersucht und vermessen. Ich komme bei allen Bogennummern auf dasselbe Ergebnis.

    • Breite vom linken Rand von N bis Abschluss des Sterns = 25 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis erste Ziffer = 1 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis zweite Ziffer = 4 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis dritte Ziffer = 7 mm
    • Zwischenraum zwischen letzter Ziffer und Stern = 3 mm
    • Höhe von N von No, Ziffern und Stern = 3 mm
    • Durchmesser des Sterns = 3 mm
    • Buchstabentypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert
    • Zifferntypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert

Die Aussage des SHB, dass die Nummerierwerke der Schnellpresse ausgetauscht wurden, wird weder durch Empirie noch durch vorliegende Belege gestützt.

Dritter Einwand: Die zweite Aussage des SHB, dass nach dem Druck des 75 Pfennig-Werts fünfstellige Nummerierwerke zum Einsatz kamen, suggeriert zumindest 5-stellige Bogennummern. Auch hier liegen gegenteilige Daten des 45 Pfennig-Werts vor, der ja nach dem 75 Pfennig-Wert gedruckt wurde.

Nachdem mir das Saarhandbuch bei der Suche nach der Ursache der unterschiedlichen Nummerierung nicht weiterhelfen konnte und in der sonstigen Fachliteratur zu diesem Thema nichts geschrieben steht, habe ich mich selbst auf Ursachenforschung begeben. Die Lösung, die ich mit Hilfe eines Technikers eines Druckmaschinenherstellers fand, ist sehr einfach und damit auch sehr wahrscheinlich. Und diese Lösung hat einen grossen Vorteil: Sie wird durch die Faktenlage gestützt.

Die beiden Nummerierwerke der Schnellpresse Typ Rex waren von Beginn an 5-stellig, jedoch konnte die Anzahl der rotierenden Ziffernwalzen voreingestellt sowie zwischen „vorauslaufenden Nullen“ und „vorauslaufenden Leerstellen“ unterschieden werden. Beim 75 Pfennig-Wert kam 5-stellig mit der Einstellung „vorauslaufender Leerstellen“ zum Einsatz. Wie gesagt, dies waren die ersten Briefmarken, die die Mitarbeiter der Druckerei Franz Burda jemals hergestellt hatten. Viele Abläufe waren da noch nicht exakt festgelegt. Die vorauslaufenden Leerstellen haben wohl den Kontrolleuren nicht gefallen, weshalb auch immer.

Bei der Einstellung „4 rotierende Ziffernwalzen“ war die vorderste Ziffernwalze blockiert und verursachte sehr häufig den Druck eines waagerechten Doppelpunkts nach No (vgl. Abbildungen). Die erste Ziffernwalze war auch bei den Einstellungen „5-stellig“ und „vorauslaufende Leerstellen“ nach Erreichen von vierstelligen Nummern blockiert, nach Erreichen von dreistelligen Nummern auch die zweite Ziffernwalze. Das ausschliesslich die erste Ziffernwalze den Druck eines waagerechten Doppelpunkts verursachte, lag an der Beschaffenheit der ersten Ziffernwalze.

Auf jeden Fall wurde bei den Nummerierwerken nach dem 13. Januar 1947 ausschliesslich die Einstellung „vorauslaufende Nullen“ eingesetzt.

Weshalb dann der Wechsel von 5-stellig bei dem 12 Pfennig-Wert und 4-stellig beim 45 Pfennig-Wert? Es handelte sich nicht um einen Wechsel, denn die Vorgehensweise blieb dieselbe. Die Auflage des 12 Pfennig-Werts von 60’100 Druckbögen benötigte eine 5-stellige Nummerierung. Der zuständige Mitarbeiter hatte daher eingestellt: 5 Ziffernwalzen mit vorauslaufenden Nullen. Beim 45 Pfennig-Wert mit einer niedrigen Auflage von 5’500 Druckbögen jedoch: 4 Ziffernwalzen mit vorauslaufenden Nullen. Bei dem daraufhin hergestellten 24 Pfennig-Wert mit einer Auflage von 75’300 Druckbögen wieder: 5 Ziffernwalzen mit vorauslaufenden Nullen. Danach haben wahrscheinlich die Kontrolleure oder der zuständige Mitarbeiter der Druckerei entschieden, bei den weiteren Werten auf den Aufwand ständiger Umstellung der Nummerierwerke zu verzichten.

Dokumentation ungezähnte Marke

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft, sondern stammen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda. Der Ausschuss wurde zwar unter behördlicher Aufsicht vernichtet, doch scheint es bei der Überwachung Lücken gegeben zu haben.

Ich scheine bei der Auswahl der Abbildungen für diesen Beitrag unbewusst bereits die Werbetrommel für die demnächst beginnende Beitragsserie Weisse Wolke über dem Storchennest über die Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe zu rühren.

Erkennen Sie das auffällige Feldmerkmal der abgebildeten Marke? Ich spanne Sie nicht auf die Folter, here it is …

SP27 66AB (hier B)

Dieses Feldmerkmal mit der Bezeichnung Kleiderbügel ist ein wiederkehrendes Feldmerkmal und gehört zu meinen Top Twenty der Feldmerkmale. Es ist in allen mir bekannten Katalogen aufgeführt.

Dokumentation verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist schon korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Zähnung auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist Verzähnung bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Mehr Details der Herstellung der Briefmarken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar:

HERSTELLUNG

Dokumentation raue Perforation

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Raue Perforation kommt bei den Werten, die auf Wasserzeichenpapier gedruckt wurden meines Wissens nach nicht vor.

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Steckbrief des 45 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 45 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 45 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 3020 Verkehrsrot
      • Stanley Gibbons Farbenführer: rosine
      • End/Becker: Karminrot
      • Paul Staedel: rouge
      • Saarhandbuch (SHB): Karminrot
      • MICHEL®: Dunkelrosarot
      • Scott: crimson
      • Stanley Gibbons: carmine
      • Yvert & Tellier: rouge
    • Papier: dünnes, weissliches Papier mit leicht erkennbarem Wasserzeichen; das Papier ist im Bereich des Wasserzeichens so dünn, dass der Hintergrund durchschimmert
    • Wasserzeichen: Wellenlinien, von der Bildseite gesehen fallend (Y)
    • Gummierung: helles Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 4-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift Typ I
    • Druckdatum/-daten:  13. Januar 1947
    • Auflage: 1’100’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit so gut wie alle am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 4. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 4. Februar 1947 bis 27. November 1947 (offiziell, jedoch sinnvoll nutzbar nur bis zum 15. September 1947)
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 219
      • Paul Staedel: 14
      • F.S.A.: 209
      • MICHEL®: 219
      • ANK: 219
      • Scott: 173
      • Stanley Gibbons: 216
      • Yvert & Tellier: 209
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

50 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – 40 Pfennig

30 PFENNIG

Hallo

Erstaunlich, wie die Zeit vergeht. Ihr lest bereits 13. Beitrag der Einführung in die einzelnen Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Dieser Beitrag behandelt den 40 Pfennig-Wert, dem dritten von fünf Werten mit dem Bildmotiv Bäuerinnen bei der Rübenernte Industrieanlagen.

Der 40 Pfennig-Wert war ein vielseitiger Ergänzungswert. In Einzelfrankatur im Inland verwendbar für:

    • Ortsbrief der 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Postanweisung bis 25 Mark bis 100 Mark
    • Zahlkarte 500 Mark bis 750 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Nachnahme
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Warenproben Ausland 3. Gewichtsstufe 150 g bis 200 g
40 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt zwei Bäuerinnen bei der Ernte; vermutlich bei der Rübenernte. Nach Bergbau und Stahlindustrie wird mit dem dritten Bildmotiv die Ende der 40er-Jahre nicht nur im Saarland noch sehr bedeutsame Landwirtschaft thematisiert. Im Bildhintergrund erkennen wir dagegen Industrieanlagen mit Gasometer, sieben rauchenden Fabrikschloten unterschiedlicher Höhe, Industriehallen und einer Dampflokomotive mit Waggons.

Der Bildaufbau erinnert an das erste Bildmotiv Bergmann im Streb vor Saarlandschaft, mit dem körperlich schwer arbeitenden Hauer vor einer ländlichen Idylle.

Wieder gelingt dem Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas das Kunststück, wichtige Zusammenhänge subtil in das gerade einmal 18,5 x 22 Millimeter grosse Markenbild einfliessen zu lassen. Wieder steht dabei der in seiner Umwelt agierende Mensch im Mittelpunkt.

Interessanterweise lässt Vytautas Kazimieras Jonynas Frauen das Bildmotiv prominent dominieren; nicht etwa dekorativ platzierte Frauen, sondern Frauen, die körperlich hart arbeiten und ihre Werkzeuge routiniert benutzen. Dabei ist seine Darstellung der Frauen überaus detailliert: Kopftuch, Hemd, Rock über Strumpfhosen, Schürze und derbe Schuhe.

Vytautas Kazimieras Jonynas stellt – wie beim Bergmann – auch mit diesem Bildmotiv den essentiellen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Industrie her. Ohne Nahrungsmittel keine Arbeiter, keine Produktion, kein Wohlstand. Wieder ist es für ihn, wie bereits beim Bergmann und den Stahlwerkern, harte körperliche Arbeit, welche den wirtschaftlichen Erfolg – hier symbolisiert durch die rauchenden Fabrikschlote – und damit den Wohlstand der Saarländer erst generiert.

Das i-Tüpfelchen des Bildmotivs ist jedoch der abgebildete Gasometer. Dieser ist eine subtile Warnung vor den Gefahren industrieller Arbeit. 1932 war bei Wartungsarbeiten der grosse Gasometer in Neunkirchen explodiert. Ein Unglück, dass sehr viele Opfer forderte und weltweit beachtet wurde. Den Saarländern dürften 1947 – bloss 15 Jahre nach dem Unglück – die Bilder des verwüsteten Neunkirchen trotz aller zwischenzeitlichen Kriegsbilder noch gut in Erinnerung gewesen sein.

Abbildungen

Der 40 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess und die auch nicht für den Malstatt-Burbacher Druck verwendet wurden.

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Dokumentation der Druckdaten der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 18. Februar 1947, A 04471 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Bogennummer sind vom 40 Pfennig-Wert genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert die Eckrandstücke mit Druckdatum. Der Grund ist derselbe: Die Marke vom Feld 92AB (die Marke unten rechts) weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst.

Das Feldmerkmal selbst ist auffällig. Es ist der dunkle, fast runde Farbfleck direkt am oberen Bildrand oberhalb des Gasometers.

40 Pfennig, Feld 92AB (hier A)

Ich weise euch darauf hin, dass aufgrund der sehr vagen Beschreibung in den Michel-Katalogen zu MiNr. 218Z III:

„Ballon“ über Industrielandschaft (Feld 92)

gerne Marken anderer Felder – sogenannte Amis Faux – als das vermeintlich gesuchte Feldmerkmal von Prüfern signiert werden. Ich habe erst kürzlich so eine Fehlprüfung bei Delcampe „aus dem Verkehr“ gezogen, indem ich diese dem gutgläubigen Privatverkäufer für mein Kuriositätenkabinett abgekauft habe.

40 Pfennig, Feld 10B, Fehlprüfung Hoffmann als MiNr. 218Z III
40 Pfennig, Feld 10B, gummierte Seite mit Signatur (Fehlprüfung Hoffmann BPP)

Da hatte der gute Klaus Hoffmann vom BPP einen schlechten Tag – auch Prüfer sind nur Menschen – und ist dem Amis Faux vom Feld 10B aufgesessen. Nicht vergessen: Amis Faux hängen ursächlich mit vagen bis falschen Beschreibungen sowie fehlenden Abbildungen in ihrem Briefmarken-Katalog (meistens aus dem Hause Schwaneberger) zusammen. Seid ihr an den diversen Feld-, Platten-, und Aufdruckmerkmalen interessiert, verlass euch bitte nicht auf die sehr fehlerhaften Michel-Kataloge, sondern legt euch das Saarhandbuch (wg. Vollständigkeit) sowie den Philotax-Katalog (wg. Abbildungen) zu.

Ihr könnt nun das Feldmerkmal vom Feld 92AB korrekt identifizieren, denn ihr wisst:

    • der dunkle, fast runde Fleck „klebt“ am oberen Bildrand
    • der dunkle Fleck befindet sich oberhalb des hohen Gebäudes, also des Gasometers

Dokumentation Abklatsch

40 Pfennig, Abklatsch Viererblock mit den Feldern 26/25 (oben) und 36/35 (unten)

Die vorstehende Abbildung zeigt einen schönen Viererblock mit Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: es ist ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Schauen euch die – ja, ich weiss spiegelverkehrten – Markenbilder genau an. Findet ihr das auffällige, in den Michel-Katalogen gelistete Feldmerkmal? Nein? Tipp: Es hat einen Grund, dass das Wasserzeichen der Abbildung ausnahmsweise links ist. Nun?

40 Pfennig, Feld 35AB im Viererblock,  Abklatsch mit Feldmerkmal

40 Pfennig, Feld 35AB ist identisch mit MiNr. 218Z II, in den MICHEL®-Katalogen beschrieben als:

Balken oben links bis zum Fuss der linken Bäuerin verdickt (Feld 35)

Ah ja! Äh, nein! … Geht’s vielleicht ein wenig präziser? Wie verdicke ich einen Balken? Und … Welcher Balken ist hier gemeint? Der vor den Köpfen der MICHEL®-Redakteure? Was, ihr nicht wisst, wie das Feldmerkmal aussieht und auch keine Vergleichsmarke zur Hand habt? Wie könnt ihr das Feldmerkmal anhand einer solchen – ich verkneife mir hier ein Adjektiv – Beschreibung identifizieren?

Nachfolgend die Briefmarke von der Bildseite her gesehen:

40 Pfennig, Feld 35AB (hier A)

Der obere Rand des Schriftbalkens „SAAR“ und der untere Bildrand sind im Bereich zwischen dem zweiten „A“ und dem „R“ sowie dem linken Schuhabsatz der stehenden Bäuerin verbunden.

Geht doch, oder? Man braucht ja nicht auch noch an Druckerschwärze sparen, wenn man dem Sammler ohnehin die Abbildung vorenthalten hat!

Dokumentation verschobene Perforation

Gleich zwei schöne Marken mit verschobener Perforation, einmal mit senkrechter, einmal in waagerechter Verschiebung. Sicher, wir könnten auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist schon korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Perforation auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist Verzähnung bei allen Werten der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Mehr Details der Herstellung der Briefmarken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar:

HERSTELLUNG

Dokumentation raue Perforation

Ein schönes Beispiel für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Perforation schwer, was sich anhand der Abbildung schön nachvollziehen lässt.

Ich scheine bei der Auswahl der Abbildungen für diesen Beitrag unbewusst bereits die Werbetrommel für die demnächst beginnende Beitragsserie Weisse Wolke über dem Storchennest über die Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe zu rühren.

Erkennen Sie das auffällige Feldmerkmal der abgebildeten Marke? Ich spanne Sie nicht auf die Folter, here it is …

40 Pfennig, Feld 95A

Heller Fleck im hellbraunen Bereich des rechten Bildrands auf Höhe der Taille der stehenden Bäuerin.

Dieses Feldmerkmal gehört zu meinen Top Twenty der Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe. Sie wundern sich? Das Merkmal ist ja in den Michel-Katalogen gar nicht aufgeführt. Das stimmt! Aber die Michel-Kataloge sind auch nicht das Mass der Dinge in der Philatelie, selbst wenn die Eigenwerbung des Schwaneberger-Verlags den unbedarften Sammler dies gerne glauben macht. Das Feldmerkmal ist dafür katalogisiert in:

    • End/Becker: 218f
    • Paul Staedel: 13e
    • Saarhandbuch: (ohne Nummer) unter 40 Pfennig Feld 95A

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Steckbrief des 40 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 40 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 40 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 8003 Lehmbraun
      • Stanley Gibbons Farbenführer: brown
      • End/Becker: Hellbraun
      • Paul Staedel: brun clair
      • Saarhandbuch (SHB): Braun
      • MICHEL®: lebhaft Siena
      • Scott: orange brown
      • Stanley Gibbons: brown
      • Yvert & Tellier: brun
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift Typ II
    • Druckdatum/-daten: 17./18. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit 1’515’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Ergänzungswert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 218
      • Paul Staedel: 13
      • F.S.A.: 208
      • MICHEL®: 218
      • ANK: 218
      • Scott: 166
      • Stanley Gibbons: 215
      • Yvert & Tellier: 208
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

45 PFENNIG

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Die einzelnen Werte – 30 Pfennig

25 PFENNIG

Hallo

und willkommen zum 12. Beitrag zu den einzelnen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar . Wir beschäftigen uns mit dem 30 Pfennig-Wert, dem zweiten von fünf Werten mit dem Bildmotiv Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen.

Der 30 Pfennig-Wert war einer von zwei Werten die man mit Fug und Recht als Schweizer Offiziersmesser dieser Briefmarkenserie bezeichnen kann. Als Frankatur kamen 30 Pfennig zum Einsatz:

    • Drucksache 4. Gewichtsstufe 100 g bis 250 g
    • Zeitungsdrucksache 4. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Warenproben 2. Gewichtsstufe 100 g bis 250 g
    • Geschäftspapiere 100 g bis 250 g
    • Mischsendung 2. Gewichtsstufe 100 g bis 250 g
    • Postanweisung bis 25 Mark
    • Zahlkarte 250 Mark bis 500 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandspostkarte
      • Warenproben Ausland 2. Gewichtsstufe 100 g bis 150 g
30 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt zwei Bäuerinnen bei der Ernte; vermutlich bei der Rübenernte. Nach Bergbau und Stahlindustrie wird mit dem dritten Bildmotiv die Ende der 40er-Jahre nicht nur im Saarland noch sehr bedeutsame Landwirtschaft thematisiert. Im Bildhintergrund erkennen wir dagegen Industrieanlagen mit Gasometer, sieben rauchenden Fabrikschloten unterschiedlicher Höhe, Industriehallen und einer Dampflokomotive mit Waggons.

Der Bildaufbau erinnert an das erste Bildmotiv Bergmann im Streb vor Saarlandschaft, mit dem körperlich schwer arbeitenden Hauer vor einer ländlichen Idylle.

Wieder gelingt dem Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas das Kunststück, wichtige Zusammenhänge subtil in das gerade einmal 18,5 x 22 Millimeter grosse Markenbild einfliessen zu lassen. Wieder steht dabei der in seiner Umwelt agierende Mensch im Mittelpunkt.

Interessanterweise lässt Vytautas Kazimieras Jonynas Frauen das Bildmotiv prominent dominieren; nicht dekorativ platzierte Frauen, sondern Frauen, die körperlich hart arbeiten und ihre Werkzeuge routiniert benutzen. Dabei ist seine Darstellung der Frauen überaus detailliert: Kopftuch, Hemd, Rock über Strumpfhosen, Schürze und derbe Schuhe.

Vytautas Kazimieras Jonynas stellt – wie beim Bergmann – auch mit diesem Bildmotiv den essentiellen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Industrie her. Ohne Nahrungsmittel keine Arbeiter, keine Produktion, kein Wohlstand. Wieder ist es für ihn, wie bereits beim Bergmann und den Stahlwerkern, harte körperliche Arbeit, welche den wirtschaftlichen Erfolg – hier symbolisiert durch die rauchenden Fabrikschlote – und damit den Wohlstand der Saarländer erst generiert.

Das i-Tüpfelchen des Bildmotivs ist jedoch der abgebildete Gasometer. Dieser ist eine subtile Warnung vor den Gefahren industrieller Arbeit. 1932 war bei Wartungsarbeiten der grosse Gasometer in Neunkirchen explodiert. Ein Unglück, dass sehr viele Opfer forderte und weltweit beachtet wurde. Den Saarländern dürften 1947 – bloss 15 Jahre nach dem Unglück – die Bilder des verwüsteten Neunkirchen trotz aller zwischenzeitlichen Kriegsbilder noch gut in Erinnerung gewesen sein.

Ein Hinweis zu dem weiter unten folgenden Steckbrief des 30 Pfennig-Werts. Bei der Aufzählung der Farben sticht die Beschreibung des Michel-Kataloges – dunkelgrünlicholiv bis (dunkel-) grünoliv – negativ hervor. Weder andere Katalogredaktionen noch die Farbenführer von RAL resp. Stanley Gibbons kommen auch nur zu einem ähnlichen Ergebnis. Was meint ihr? Erkennt ihr in der Farbe des 30 Pfennig-Werts Oliv?

Abbildungen

Der 30 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 30 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

30 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
30 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 9 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
30 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 9 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.
    • Die Darstellung insbesondere der Ränder, bspw. der Rocksaum der stehenden Bäuerin, sind detaillierter ausgeführt.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 15. Februar 1947, A 01068 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation verschobene Perforation

Dokumentation raue Perforation

Schöne Beispiele für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Perforation schwer, was sich anhand der Abbildungen schön nachvollziehen lässt. Hier Abbildungen der 1. Offenburger Ausgabe und des Malstatt-Burbacher Drucks (MBD II).

Dokumentation Einschluss und Quetschfalte

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, war bei der 1. Offenburger Ausgabe die Qualität des verwendeten Papiers – mit Ausnahme des Wasserzeichenpapiers für die Werte zu 12, 45 und 75 Pfennig – überwiegend minderwertig. Immer wieder kam es vor, dass sich in den bereits gummiert angelieferten Papierstapeln Druckbögen mit Quetschfalten (vgl. Pfeile) befanden und nicht immer wurden diese vor dem Druck entfernt oder landeten nach dem Druck im Ausschuss.

In dem dicken, rauen, gräulichweissen bis gelbbräunlichen Papier findet man häufig Holzeinschlüsse. Unter der Lupe treten oft feine, farbige Stofffäden hervor. Der vorstehend abgebildete Holzeinschluss ist jedoch aussergewöhnlich gross und dick.

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Steckbrief des 30 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 30 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 30 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 6010 Grasgrün
      • Stanley Gibbons Farbenführer: yellow-green
      • End/Becker: Grün
      • Paul Staedel: vert-jaune
      • Saarhandbuch (SHB): Grün
      • MICHEL®: Dunkelgrünlicholiv bis (dunkel-) Grünoliv
      • Scott: light green
      • Stanley Gibbons: yellow-green
      • Yvert & Tellier: vert-jaune
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 15. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit 1’510’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 217
      • Paul Staedel: 12
      • F.S.A.: 207
      • MICHEL®: 217
      • ANK: 217
      • Scott: 165
      • Stanley Gibbons: 214
      • Yvert & Tellier: 207
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 14. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’057’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 8’300 Stück von denen 600 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 9 F
    • Erstausgabetag der 9 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe als Überdruck ist MBD II.

Bis dann

40 PFENNIG

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