Bei der Beschäftigung mit unserem schönen Hobby stossen wir oft auf Dinge, welche es eigentlich nicht geben dürfte; und doch existieren diese!
Die folgenden zwei Abbildungen zeigen gebrauchte Werte der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I). Soweit nicht ungewöhnlich.
Interessant werden diese beiden gebrauchten Briefmarken durch das Datum des jeweiligen Poststempels, welches kurz nach Ende der Frankaturgültigkeit der Originalausgabe (BuS I) liegt (Anm.: beide Abstempelungen sind echt).
Wir erinnern uns. Am Donnerstag, 20. November 1947, wurde die Währung im Saarland von (Saar-) Mark auf Frankenwährung umgestellt. Für eine Woche – vom 20. bis 27. November 1947 – war die Verwendung von Briefmarken ohne Wertaufdruck in Frankenwährung weiterhin erlaubt; für die Berechnung des Portos wurde der Tauschkurs 1:20 angewendet. Soweit die Theorie und die behördlichen Vorgaben.
Der 24 Pfennig-Wert wurde am 28. November 1947 in Saarbrücken abgestempelt. Hier wissen wir nicht, wann der dazugehörige Brief/Beleg beim Postamt aufgeliefert wurde. Vielleicht steckte der Brief ja bereits am 27. November 1947 im Postkasten des Postamts. Oder es galt Kulanz. Wir können bloss vermuten.
Der 8 Pfennig-Wert (Bogenfeld 40) wurde am Samstag, 29. November 1947, in Völklingen-Fenne abgestempelt; zwei Tage nach Ende der Frankaturgültigkeit. Das normale Verfahren wäre, nicht frankaturgültige Postwertzeichen mit einem Stift zu umranden und beim Empfänger Nachporto einzuziehen. Eine Abstempelung nicht frankaturgültiger Postwertzeichen war nicht vorgesehen.
Liegen euch ebenfalls Marken oder Belege mit Marken der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I) vor, welche kurz nach Ende der Frankaturgültigkeit abgestempelt wurden? Dann schreibt mir bitte
Im Magazin ‹Der Spiegel› (1) vom 9. Juli 2022 schrieb Klaus Wiegrefe unter dem Titel «Der Plan des Generals», Frankreich hätte nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu 800’000 Menschen deportieren wollen. Die ‹Saarbrücker Zeitung› doppelte zwei Tage später in der Ausgabe vom 11. Juli 2022 mit einem halbseitigen Bericht nach. Titel «Als Frankreich die Saarländer vertreiben wollte».
Ich denke, viele von Euch haben diese reisserischen Schlagzeilen gesehen und vielleicht auch die entsprechenden Artikel. Für diejenigen, welche die Artikel nicht gelesen haben, ein sehr kurzer Abriss. «Hätte man Frankreich nach dem Krieg machen lassen, dann wäre das Saarland heute ein Teil Frankreichs» — eine wahrhaft grauenvolle Vorstellung, nicht wahr? In der HeuteShow könnte man sich nicht über die territoriale Kleinheit des Saarlandes amüsieren [Link]. «Und die Franzosen hätten darüber hinaus die Saarländer aus dem Saarland vertrieben!» Ein Saarland ohne Saarländer! Das ist tatsächlich eine grauenvolle Vorstellung. Ich mag sie nämlich, die Saarländer. Vielleicht nicht alle, aber doch sehr viele. Zum Schluss: «Das diese Horrorszenarien nicht eintrafen, verdanken die Saarländer den Briten und US-Amerikanern» — wollen uns die Autoren glauben machen. Zwischen den Zeilen scheint noch durch: «Weil das, was die Franzosen damals planten, so entsetzlich perfide war, geschah es ihnen nur recht, dass die Saarländer am 23. Oktober 1955 das ein Jahr zuvor zwischen Frankreich und der BRD (also ohne die Saarländer) abgeschlossene Europäische Saarstatut ablehnten.» Worauf, wie wir wissen, das Saarland am 1. Januar 1957 dem Geltungsbereich des deutschen Grundgesetzes beitrat.
Stimmt das, was uns da in den Medien frisch aufgekocht serviert wurde? Beide Berichte basieren auf der Studie «Die unvollendete Annexion. Frankreich und die Saar 1943 bis 1947». (2) Diese Studie verfasste der aus dem Saarland stammende Historiker Prof. em. Wilfried Loth. Ich habe sie für euch gelesen und analysiert.
Ich fasse mich kurz. Ja, Frankreich plante seit Oktober 1944, das Saarland zu annektieren. Wäre dies geschehen, wäre das Saarland heute ein Teil der französischen Republik. Die Annexionspläne wurden in den folgenden zwei Jahren immer wieder modifiziert und Ende 1946 endgültig fallen gelassen. Und ja, in französischen Regierungskreisen wurde Ende 1944/Anfang 1945 ernsthaft überlegt, die zum grössten Teil ohnehin evakuierte Bevölkerung des Saargebietes (3) nicht in ihre Heimat zurückkehren zu lassen. Von den wenigen verbliebenen Einwohnern sollten die Nazis sowie Frankreich gegenüber feindlich eingestellte Personen ausgewiesen oder nach Württemberg, Baden und die französischen Kolonien umgesiedelt werden.
Ordnen wir diese beiden Fakten, die Annexionspläne wie die Umsiedlungspläne französischer Regierungskreise, historisch ein. Wir stellen fest, dass die Planer voll im Trend lagen. Sämtliche Alliierte waren sich einig, dass massenhafte Umsiedlung von Deutschen (bei den Sowjets auch Polen) eine friedensfördernde Massnahme sei. Warum? Die Alliierten beriefen sich auf den Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Griechenland. Trotz aller zum Teil unmenschlichen Härten, welche die Vertreibungen mit sich brachten, schätzten beide Regierungen die ethnische Homogenisierung ihrer jeweiligen Staaten als positiv und stabilisierend ein. Auch war es erst sieben Jahre her, dass Hitler im Hinblick auf seine Eroberungspläne gegenüber der Weltgemeinschaft den Schutz deutscher Minderheiten in der Tschechoslowakei und in Polen als Vorwand und Druckmittel verwendet hatte. Dem wollte man von vorne herein einen Riegel schieben.
Die Umsetzung der französischen Pläne setzte voraus, dass französische Truppen als Erste das Gebiet an der Saar besetzen würden. Dies war bekanntlich nicht der Fall. Truppen der 7. US-Armee besetzten am 20./21. März 1945 das Saargebiet und errichteten dort zügig eine funktionierende Zivilverwaltung. Nach der bedingungslosen Kapitulation im Mai 1945 liess die amerikanische Militärverwaltung die evakuierte saarländische Bevölkerung in ihre Heimat zurückkehren. Dies liess den Plan eines Saarlandes ohne Saarländer schon einmal Makulatur werden.
Am 10. Juli 1945 übergab die US-amerikanische Militärverwaltung das Gebiet an der Saar als Teil der französischen Besatzungszone (Zone d’occupation française en Allemagne) an französische Truppen. Nun gingen französische Planer davon aus, dass etwa 100’000-150’000 feindselige Elemente sowie Nazis ausgewiesen werden müssten, die restliche Bevölkerung liesse sich bei guter Pflege leicht assimilieren. Général Charles de Gaulle, der Chef der provisorischen Regierung des befreiten Frankreich hielt nichts von Ausweisungen. Er setzte mehr auf Assimilation. Doch seine Vision einer französischen Rheingrenze liess ihn den einzigen Zeitpunkt, die Region an der Saar mit Zustimmung aller Alliierten zu annektieren, verpassen. Nach dem Rücktritt De Gaulles im Januar 1946 folgten innerhalb von 12 Monaten drei eher schwache, von innen- wie aussenpolitischen Krisen gebeutelte Regierungen. Französische Politiker verfolgten in ihrer Deutschlandpolitik das Ziel, den übermächtigen Nachbarn im Osten möglichst dezentral zu gestalten. Verständlich, nach vier Überfällen in 70 Jahren wollte man sich endgültig absichern und wohl auch eine Vorrangstellung in Europa erlangen. Sie stemmten sich gegen viele Vorschläge der anderen Alliierten und versuchten — wie schon vor dem 1. und 2. Weltkrieg — Russland resp. die Sowjetunion auf ihre Seite zu ziehen. Das kam bei Briten und US-Amerikanern nicht gut an. Diese standen vor einem riesigen logistischen Problem, wo Engstirnigkeit und verschachtelte Zuständigkeiten nur Bremsschuhe waren. Im Sommer 1946 verständigten sich Briten und US-Amerikaner auf eine gemeinsame Verwaltung ihrer Besatzungszonen (Bi-Zone). Der aufkeimende Ost-West-Konflikt liess eine Zerstückelung Deutschlands obsolet werden. Der Zeitpunkt für eine Annexion des Saarlandes war aufgrund Inkompetenz französischer Politiker ungenutzt verstrichen. Von Ausweisungen und Vertreibungen im grossen Stil sprach niemand mehr. Am 18. Januar 1947 verabschiedete die erste Regierung der IV. Republik ein Massnahmenpaket zur Saar-Frage und verfolgte dann konsequent den Aufbau eines demokratischen und autonomen Saar-Staates unter französischer Hegemonie.
Fazit: Nicht den Briten und US-Amerikanern ist es zu verdanken, dass das Saarland nicht in Frankreich aufgegangen ist. Es war das schlechte Timing inkompetent agierender französischer Politiker.
Die Studie von Wilfried Loth wirft auch ein differenziertes Licht auf die Person von Gilbert Grandval. Grandval wurde von De Gaulle am 31. August 1945 als Nachfolger von Général Molière zum Militärgouverneur an der Saar ernannt. Geschickt formte Grandval das Gebiet an der Saar territorial wie politisch zu einem wirtschaftlich eigenständigen Saarland. Dabei musste er häufig Widerstände sowohl in Paris wie auch in Baden-Baden, dem Sitz der französischen Militärverwaltung für Deutschland, überwinden. Seinem Wirken ist es massgeblich zu verdanken, dass an der Saar ein demokratisch legitimierter, von der Bevölkerung wie den Parteien getragener, halbautonomer Saar-Staat (État Sarrois) entstand.
Weshalb 1955 der breite politische und gesellschaftliche Konsens im Saarland zerbrach ist eine andere Geschichte. Es war sicherlich keine Retourkutsche für Frankreich. Wilfried Loth schlussfolgert in seiner Studie: Die Ablehnung des Europäischen Saarstatuts 1955 zeigt, dass die von Frankreich betriebene Demokratisierung der Saarländer «bei allen Unzulänglichkeiten im Einzelnen» erfolgreich war.
Bis dann
__________
Anmerkungen
(1) ‹Der Spiegel› Nr. 28, 9. Juli 2022, S. 50 (Link, kostenpflichtig)
(2) Loth, Wilfried: «Die unvollendete Annexion. Frankreich und die Saar 1943 bis 1947»; in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte Bd. 70, 3/2022, S. 513-548 (Link, bis Ende September 2022 frei zugänglich)
(3) Die evakuierte Rote Zone entlang der Grenze umfasste unter anderem die grossen Industrieorte Dillingen, Völklingen sowie Saarbrücken.
__________
Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.
Wie ihr wisst, beobachte ich den Markt rund um die Marken der BuS I (auch SAAR I), der Originalausgabe der Freimarkenserie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, sehr genau. Spoiler-Alarm: Dieser Beitrag benötigt mehr als 5 Minuten Lesezeit, weist darüber hinaus einige Bilder auf und ist spannend!
Neulich „stolperte“ ich über ein Angebot eines unperforierten (geschnittenen) Exemplars des 75 Pfennig-Werts mit der selteneren WasserzeichenorientierungF, also fallend. Solche Marken werden immer wieder einmal auf dem Markt angeboten. Es war jedoch nicht die Marke selbst, welche meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war der Text des zugehörigen Befunds. Ausgestellt 2015 durch den aktuellen Vereinsvorsitzenden des BPP, Christian Geigle. Dieser ist hauptberuflich Briefmarkenhändler. Meines Erachtens eine Interessenskollision, aber bekanntlich bei Briefmarken-Prüfern weit verbreitet. Doch um dieses Thema wird es hier nicht gehen.
Nachfolgend die Abbildung des der Befunds. Von Interesse ist allein die Vermutung des Prüfers zur Herkunft des Prüfstücks.
Es stammt aus Andruckbogen mit Druckzylinder, der vermutlich wegen Qualitätsmängeln beim endgültigen Auflagendruck durch einen neu angefertigten Druckzylinder ersetzt wurde.
Bei diesem Satz ging mir sofort durch den Kopf: „Wieso hat Christian Geigle diese Vermutung – der Prüfer selbst schreibt „vermutlich“ – in einen offiziellen Befund aufgenommen? Welche Quellen liegen ihm hinsichtlich der Formzylinder vor?“ „Anhand welcher Merkmale des Prüfstücks konnte er den Unterschied zwischen MiNr. 222 X U und MiNr. 222 X P bestimmen?“
Und als nächstes: „Welchen Nutzen hat eine schriftlich festgehaltene Vermutung des Prüfers für den Auftraggeber?“ „Oder gab es nur einen Nutzen für den Prüfer?“
Ich bin kein Detektiv oder Kriminalkommissar. D0ch eines weiss ich durch die langjährige Beschäftigung mit der Ausgabe BuS I: Die Produktionsunterlagen sind im Archiv des Burda-Verlags entweder tatsächlich nicht mehr vorhanden oder werden Rechercheuren als nicht mehr vorhanden deklariert. Item: Meine Neugierde war jetzt geweckt. Ich beschloss, finanziell tief in die Tasche zu greifen und erwarb nicht bloss dieses Stück, sondern bei einem anderen Händler ein unperforiertes waagerechtes Pärchen dazu.
Hier die Abbildungen (jeweils Vorder- und Rückseite), zuerst die MiNr. 222 X P und dann das waagerechtes Pärchen MiNr. 222 X U:
Es ist offensichtlich, diese Marken haben schon 75 Jahre „auf dem Buckel“. Die Wasserzeichenorientierung ist jeweils F, also fallend. Beide Exemplare sind unperforiert.
Wo ist nun der Unterschied zwischen den beiden Varianten P und U? Wo der Unterschied zu ganz normalen Exemplaren des 75 Pfennig-Werts mit WasserzeichenorientierungF oder S? Wir wissen, das verwendete Papier hatte keinen Einfluss auf das Druckbild.
Ihr wollt nun sicherlich wissen, was mich gerade umtreibt, richtig? Versetzt euch in die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland. Alles ist Mangelware. Wenn ich schreibe Alles, dann meine ich Alles. Alles ausser Hoffnung und Hunger. Es ist für mich unvorstellbar, dass nach den bereits erfolgten Probedrucken für das Gut zum Druck die bereits manuell geätzte Ballardhaut (Kupferbeschichtung) eines kompletten Formzylinders mal so einfach verworfen wurde. Dass der stählerne Zylinder zurück ans Werk geschickt wurde mit dem Vermerk: „Bitte neu beschichten!“ Die Druckerei Franz Burda in Offenburg selbst war zu einer Galvanisierung von Formzylindern nicht eingerichtet.
Andererseits ist zu bedenken: Es geht um den ersten Wert der BuS I, der gedruckt wird. Es ist darüber hinaus die allererste Briefmarke, welche die Druckerei Franz Burda herstellt. Ein Prestige-Projekt. Viel hängt von dem Gelingen dieses Drucks ab. Nicht bloss – wie wir aus der Rückschau wissen – der Auftrag für die lukrativen Länderausgaben der Französischen Zone. Fehler können – gerade zu Beginn eines Projekts – vorkommen.
Dennoch: Einen aufwendig manuell geätzten Formzylinder neu beschichten zu lassen, da muss ein Probedruck schon von den Auftraggebern, also Raymond Croze von der P.T.T. und Raymond Schmittlein wegen gröberer Qualitäts-Mängel abgelehnt worden sein. Hierbei ist zu bedenken, dass die 75 Pf.-Marke die Beförderungsgebühr für Auslandsbriefe abdecken soll. Also geht es den französischen Behörden ebenfalls ums Prestige.
Noch etwas macht mich in diesem Zusammenhang stutzig. Der MICHEL® DSK 1996 (1) führt unter SAAR I keine Probedrucke auf. Dafür einige Werte mit der Unternummer U = unperforiert (geschnitten). Im MICHEL® Saar-Spezial-Katalog 2002 (2) sind dann neben den unperforierten Werten auch die MiNr. 211, 212, 224 sowie 225 als Probedrucke (allesamt ohne Bewertung) aufgeführt. Dies bleibt im MICHEL® Handbuch-Katalog Saar 2003 (3) und 2004 (4) nahezu unverändert. Der MICHEL® DSK 2013 (5) katalogisiert zwar diverse ungezähnte Probedrucke auf „ungummierten Kartonpapier“, aber keinen Probedruck der MiNr. 222 X/Y auf gummiertem Wasserzeichenpapier. Die MiNr. 222 X P taucht im MICHEL® DSK 2014 (6) und im Michel® Saar-Spezial 2017 (7) auf. Bis heute als einziger mit einer Bewertung von ** € 250 resp. aktuell ** € 200 (8).
Was wissen wir? Probedrucke, oder Essays wurden meiner Kenntnis nach nicht in Bogenform hergestellt, sondern sahen eher so aus:
Ein Ministerblock des 75 Pf.-Werts liegt mir genauso vor, wie eine Probedruck in der Farbe Blau. Beide wurden auf Kartonpapier ausgeführt, nicht auf Papier mit Wasserzeichen.
Die MICHEL®-Kataloge schreiben bei den Probedrucken (Klb), also Kleinbogen. Es wurde Normal- resp. Kartonpapier verwendet, kein Wasserzeichenpapier. Wofür auch? Wasserzeichenpapier war rar und für die ersten, insbesondere für das Ausland bestimmten Werte (45 Pfennig Auslandspostkarte, 75 Pfennig Auslandsbrief; beide Gebührentarife gültig bis Mitte September 1947) vorgesehen. Der Druck der Probedrucke auf Normalpapier resp. Kartonpapier ist ebenfalls in den MICHEL®-Katalogen festgehalten. Probedrucke wiesen darüber hinaus unten links – da waren die französischen Kontrolleure nicht ohne Grund paranoid – einen Aufdruck ungültig auf! Dies wurde mir u.a. von Dr. Ulrich Fingerhut, dem stv. Vorsitzenden der ArGe SAAR, bestätigt. Einen Aufdruck ungültig kann ich auf dem testierten Exemplar nicht erkennen.
Meine Vermutung:
bei der mir vorliegenden MiNr. 222 X P handelt es sich u.U. um einen Probedruck
aber das Exemplar stammt von demselben Formzylinder wir der Rest der Auflage
Wie kann ich meine Vermutung belegen? Im Gegensatz zu Christian Geigle, der testiert ohne zu erklären, muss ich meine Ergebnisse belegen. Daher werde ich in den kommenden Wochen dieses Exemplar:
genau vermessen
mit allen Bogenfeldern (A- wie B-Bogen) unter dem Stereo-Mikroskop vergleichen
mit allen Bogenfeldern digitaloptisch vergleichen
mein Netzwerk an befreundeten Sammlern um Bestätigung meiner Ergebnisse bitten
Sollten sich bei dieser Überprüfung identische Feldmerkmale finden und eine Feldzuordnung zu einem „regulären“ Bogenfeld zweifelsfrei möglich sein, wäre Christian Geigles Vermutung, die Herstellung wäre mittels eines vor Druckbeginn der Auflage vernichteten Formzylinders erfolgt, widerlegt (9). Ein weiterer Anreiz dieser Forschungsanstrengung ist selbstverständlich: Herauszufinden, was genau den Unterschied zwischen einer MiNr. 222 X U und einer MiNr. 222 X P ausmacht.
Da meine Frau und ich aktuell grenzüberschreitend umziehen, wird das Ergebnis meiner Untersuchungen einige Zeit auf sich warten lassen. Die wertvollen Analysegeräte sind wohl verpackt und warten in unserem alten Heim auf den Spediteur, während ich im neuen Heim bereits blogge. Es bleibt spannend.
Bis dann
__________
Anmerkungen
(1) MICHEL® Deutschland-Spezial 1996, S. 539f
(2) MICHEL® Saar-Spezial-Katalog 2002, S. 65
(3) MICHEL® Handbuch-Katalog Saar 2003, S. 67
(4) MICHEL® Handbuch-Katalog Saar 2004, S. 67
(5) MICHEL® Deutschland-Spezial-Katalog 2013, Bd. 2, S. 765
(6) MICHEL® Deutschland-Spezial-Katalog 2014, Bd. 2, S. 769
(7) MICHEL® Saar-Spezial 2017, S. 90
(8) MICHEL® Deutschland-Spezial-Katalog 2020, Bd. 2, S. 773
(9) Bei dem 1947 üblicherweise für die Herstellung von Formzylindern verwendete manuelle Ätzverfahren lässt die Herstellung eines identischen Klons nicht zu. Selbst dann nicht, wenn dieselbe Diapositivvorlage verwendet wird. Vgl. hierzu: Handbuch Feldmerkmale SAAR I, S. 39ff und 2338ff
__________
Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.
Das Jahr 2022 steht ganz im Zeichen des Saarlands.
Am 1. Januar sind es 65 Jahre, seit das Saarland aufgrund des Luxemburger Saarvertrags als 10. Bundesland der Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist. Abgebildet sind die entsprechenden Briefmarken der Deutschen Bundespost: einmal in DM und einmal in Frankenwährung.
Am 20. Januar vor 75 Jahren erschienen mit den 12- und 75 Pfennig-Werten die ersten Briefmarken der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I, auch SAAR I). Dies waren die ersten Briefmarken für die im Entstehen begriffene Republik Saarland. Die letzten Werte dieser Freimarkenserie gelangten am 7. März 1947 an die saarländischen Postschalter.
Am 20. November wurden ebenfalls vor 75 Jahren die ersten drei Marken der Malstatt-Burbacher Überdruckausgabe (MBD I/II, auch SAAR II) verausgabt, wobei der 2 Franken-Wert ausschliesslich als Überdruck der Originalausgabe mit Wasserzeichen (sogenannter Urdruck) an die saarländischen Schalter gelangte. Die Werte zu 3- und 6 Franken erschienen sowohl als Überdruck der Originalausgabe wie auch der Neuausgabe (BuS II).
Der 17. Dezember 1947 ist die Geburtsstunde des Saarlands plusminus in den heutigen Grenzen. Am 8. November verabschiedete die Verfassungsgebende Versammlung des Saarlands die auf dem 15. Dezember datierte Verfassung, die vor 75 Jahren mit Veröffentlichung im Amtsblatt des Saarlands auf Seite 1077 am 17. Dezember in Kraft trat.
Wenig verwunderlich wird keines dieser Ereignisse in Deutschland durch die Post durch eine Briefmarkenausgabe gewürdigt. Die aktuelle Ausgabe von postfrisch, des Philatelie-Journals der Deutschen Post, widmet dem Saarland jedoch einen ausführlichen Beitrag.
Bis dann
__________
Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.
Heute ein kleiner Abstecher in die Geschichte des Saarlands. Wie ihr sicher alle wisst, war das Saarland von Dezember 1947 bis Dezember 1956 eine souveräne Republik im Herzen Europas mit eigener Flagge und Wappen.
Zu diesem Zeitpunkt war das Saarland vergleichbar vielleicht mit Luxemburg. Während der Einfluss Luxemburgs auf Europa noch heute spürbar ist, wissen viele nicht, dass der Einfluss des Saarlands ebenfalls bis heute sichtbar nachwirkt. Und das kam so …
Am 5. Mai 1949 wurde durch den Vertrag von London der heute noch bestehende Europarat ins Leben gerufen. Der Europarat wünschte als supranationale Organisation eine eigene Flagge, die Europaflagge. Diese durch den Ministerrat des Europarats am 8. Dezember 1955 eingeführte Flagge zeigt 12 goldene Sterne auf blauem Hintergrund. Warum hat sich die Version mit 12 Sternen gegenüber den verschiedenen anderen Vorschlägen durchgesetzt? Ein Grund ist das Saarland, welches seit 1950 Mitglied des Europarats war.
Anders als bei den Stars and Stripes der US-amerikanischen Flagge symbolisieren die Sterne der Europaflagge nämlich nicht die Anzahl Staaten, die zum Europarat gehören. Auf die Zahl 12 einigte man sich, weil Anfang der 50er-Jahre nicht klar war, wieviele Staaten dem Europarat angehörten. Wählte man 15 Sterne (Anzahl der ersten Mitglieder), wäre das Saarland als souveräner Staat akzeptiert, was der gerade gegründeten Bundesrepublik unter der bis Ende der 60er-Jahr stur verfolgten Hallstein-Doktrin (Alleinvertretungsanspruch der BRD in der Nachfolge von Kaiserreich, Weimarer Republik und Nazi-Diktatur) absolut nicht in den Kram passte. Wählte man 14 Sterne, machte man – ebenso ungewollt – klar, dass das Saarland nie zu Europa gehören würde. 13 Sterne galten auch Mitte des letzten Jahrhunderts als Unglückszahl, weshalb man sich auf 12 Sterne einigte. Die 12 Sterne in der Europaflagge stehen nach heutiger Lesart für Vollständigkeit und Einheit und wurden Jahrzehnte nach der Einführung im Jahr 1955 von der Europäischen Gemeinschaft (EG) und der Europäischen Union (EU) als Kennzeichen für ihr Zwecke übernommen.
Bis dann
__________
Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.
Ich habe soeben einen neuen Beleg für meine Sammlung zur Postgeschichte der Saar-Region von den Revolutionskriegen bis zur Gegenwart erhalten.
Dieser Beleg hat zwar keinen Abgangs- oder Bestimmungsort in der Saar-Region, dafür einen nicht häufig anzutreffenden Transitstempel Allemagne par Sarrebruck (Antiqua, 3 Zeilen, 36 mm x 14 mm). Dieser belegt, dass Anfang des 19. Jahrhunderts eine regelmässig bediente Poststrecke über Saarbrücken nach Metz bestand.
Abgeschlagen wurde der Beleg in der kurzlebigen Freien Stadt Frankfurt am 7. Oktober 1817 mit einem Handstempel Francfurt R on I * 1817*.
Absender des Belegs ist die Firma Gebr. Strebel (Strébel frères). Gelaufen ist der Beleg an die Messieurs Berthelin & Comp. in Troyes (Departement Aube).
Das Porto betrug für den Rayon 1 in der Frankfurter Guldenwährung 19 Kreuzer.
Bis dann
__________
Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.
Die Medien sind voller Corona – also sozusagen infiziert. Bei diesem ganzen Trubel um die Pandemie finde ich es ja nachvollziehbar, dass selbst Offensichtliches in den Hintergrund gedrängt wird. Doch wundere ich mich schon. Diese Verdrängung scheint jedoch nicht ausschliesslich auf die Medien zuzutreffen, sondern auch auf die Briefmarkenausgaben in Deutschland.
Stichwort: Saarhundert. Das Saarland feiert dieses Jahr 100 Jahre seines Bestehens als territoriale Einheit. Geschaffen 1920 durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages (1).
Das deutsche Finanzministerium verausgabt 2020 so einige Sondermarken und gedenkt wichtiger Ereignissen, beispielsweise:
250ster Geburtstag Ludwig von Beethoven
100ster Geburtstag Richard von Weizäcker
75 Jahre Vereinte Nationen
75 Jahre AM-Post Briefmarken
50 Jahre Tatort
Jedoch scheint in Deutschland das 100 Jahr-Jubiläum des Saarlandes kein veritabler Anlass zum Gedenken oder zur Freude zu sein. Nicht einmal die Saarländische Landesregierung, die noch 2016/17 60 Jahre Bundesland Saarland mit einer Privatausgabe feierte, hat etwas dergleichen für 100 Jahre Saarland verausgabt. Liegt dies eventuell daran, dass das „Territoire du bassin de la Sarre“, das Saargebiet, durch den später von den Deutschen so verteufelten Versailler Vertrag das Licht der Welt erblickte?
Wie dem auch sei. Die Chance ist vertan. Gut, dass sich 2022 eine weitere Chance bietet, gleich mehrere Sondermarken mit Bezug zum Saarland zu verausgaben.
75 Jahre Verfassung des Saarlandes (2)
75 Jahre Briefmarkenausgabe mit Landesbezeichnung Saar (3)
25ster Todestag des Briefmarkengestalters V. K. Jonynas (4)
Ich bin gespannt.
Bis dann
__________
Anmerkungen
(1) Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919, Teil III, Abschnitt IV., Artikel 45-50 plus Anlage
(2) Verfassung des Saarlandes vom 15. Dezember 1947
(3) Die Briefmarken der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erschienen zwischen dem 20. Januar und dem 7. März 1947
(4) Vytautas Kazimieras Jonynas (1907-1997), hochgeehrter Künstler, der in Litauen, Frankreich, Deutschland und den USA wirkte, entwarf nicht bloss die erste Briefmarkenausgabe für das Saarland, sondern auch die Länderausgaben für Baden, Württemberg sowie Rheinland-Pfalz.
__________
Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.
Im Frankreich-Urlaub habe ich mich – selbstverständlich – mit den aktuellen Briefmarken-Zeitschriften eingedeckt, von denen es in unserem Nachbarland einige gibt:
Atouts Timbres
La Philatélie francaise
Timbres magazine
um nur einige zu nennen. Und es gibt die altehrwürdige Zeitschrift L’Écho de la timbrologie.
Die Zeitschrift wurde von Edward Frémy gegründet und erschien erstmals am 15. November 1887. 1890 übernahm Théodule Tellier, Mitbegründer des bekannten Philateliehauses Yvert & Tellier, die Zeitschrift. 1895 wurde Louis Yvert Chefredakteur. Die Funktion des Chefredakteurs ist bis heute in der Familie Yvert verblieben.
Die Saarphilatelie verdankt L’Écho de la timbrologie etwas Bleibendes. Die Gewohnheit, Briefmarkenausgaben der Saarregion nach ihrem Druckort zu benennen, geht auf den französischen Philatelisten und Autor L. Belini zurück. In seinem Werk Études sur les timbres-poste de la Sarre (1920-1935) bezeichnet er die erste Briefmarkenausgabe für das Territoire du Bassin de la Sarre als Première émission de Paris valeur en Mark et Pfennig und als Galerie des Tableaux (1). Diese Arbeit erschien von November 1935 bis Dezember 1938 in 21 Artikeln (en suite) im Magazin L’Écho de la timbrologie.
Bis dann
__________
Anmerkung
(1) Die Artikel von L. Belini findet ihr in den nachstehenden Ausgaben von L’Écho de la timbrologie:
No. 957, 15. Novembre 1935
No. 958, 30. Novembre 1935
No. 959, 15. Décembre 1935
No. 960, 31. Décembre 1935
No. 961, 15. Janvier 1936
No. 962, 31. Janvier 1936
No. 965, 15. Mars 1936
No. 967, 15. Avril 1936
No. 969, 15. Mai 1936
No. 970, 31. Mai 1936
No. 972, 30. Juin 1936
No. 1008, 31. Décembre 1937
No. 1009, 15. Janvier 1938
No. 1010, 31. Janvier 1938
No. 1012, 28. Fevrier 1938
No. 1014, 31. Mars 1938
No. 1015, 15. Avril 1938
No. 1016, 30. Avril 1938
No. 1026, 30. Septembre 1938
No. 1030, 30. Novembre 1938
No. 1031, 15. Décembre 1938
__________
Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.
Vor einer Woche hatte ich euch 14 Briefmarkenausgaben mit Bezug zu Saar-Region vorgestellt, die nach 1959 – dem Jahr der Aufhebung der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem Saarland und Frankreich – in Europa ausgegeben wurden.
1980 (Ausgabetag 13. November), Zuschlagsmarke zum Kongress des Internationalen Philatelistenverbandes FIP in Essen, 60+30 Pfennig, Posthausschild 1754 Altheim an der Saar, BRD MiNr. 1065 / Yt. 911 (1)
Sollte ich eine weitere Ausgabe übersehen haben, eventuell sogar aus einem anderen Postgebiet als Deutschland, Frankreich oder Luxemburg? Bitte nehmt in diesem Fall mit mir Kontakt auf. Vielen Dank.
In diesem Beitrag stelle ich euch einige Briefmarkenausgaben mit Bezug zur Saar-Region vor, welche nach dem 6. Juli 1959, dem Ende der Wirtschaftsunion zwischen dem Saarland und Frankreich, in Europa ausgegeben wurden.
Die abgebildeten Marken stammen aus meiner Sammlung Postgeschichte der Saar-Region.
1970 (Ausgabetag 29. April),Sondermarke, 30 Pfennig, SABRIA mit Abb.1 Mark-Wert der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar von 1947, BRD MiNr. 619 / Yt. 482
1978, (Ausgabetag 16. November), Dauermarken Burgen und Schlösser, 230 Pfennig, Burg Lichtenberg, BRD MiNr. 999 / Yt. 836 (bildgleiche Markenausgabe der Deutschen Bundespost Berlin)
1979, (Ausgabetag 11. Oktober), Zuschlagsmarke zum Tag der Briefmarke, 60+30 Pfennig, Posthausschild 1754 Altheim an der Saar, BRD MiNr. 1023 / Yt. 869
1994, (Ausgabetag 13. Januar), Serie Wappen der Bundesländer, 100 Pfennig, Wappen Bundesland Saarland, BRD MiNr. 1712 / Yt. 1544
1997, (Ausgabetag 16. Oktober), Sondermarke, 110 Pfennig, Region Sar-Lor-Lux, BRD MiNr. 1957 / Yt. 1789 (bildgleiche Marken werden am selben Tag durch Frankreich und Luxemburg verausgabt: FR MiNr. 3252 / Yt. 3112; LU MiNr. 1425 / Yt. 1375)
Die Ausgabe der Marken erfolgte bis 1995 durch die Deutsche Bundespost, nach 1995 durch die Deutsche Post AG (1). Herausgeber der Briefmarken ist seit 1998 das deutsche Bundesministeriums für Finanzen.
Habe ich eine Ausgabe übersehen. Eventuell sogar aus einem anderen Postgebiet als Deutschland, Frankreich oder Luxemburg? Bitte nehmt in diesem Fall mit mir Kontakt auf. Vielen Dank.