Neu! SAARPHILA-LITERATUR

Hallo

Die Saarphilatelie-Familie hat Zuwachs bekommen. Seit heute präsentiere ich meine eigenen Publikationen – ausser den Blog-Beiträgen – auf SAARPHILA-LITERATUR. Derzeit ausschliesslich mein Handbuch Feldmerkmale SAAR I, doch auch hier ist bald Zuwachs zu erwarten. Ich halte euch auf dem Laufenden.

LITERATUR

Bis dann

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#saarphila #saarphilatelie

Philatelistische Bibliothek (VI) – Neuzugang

Hallo

Ich stelle euch dieses Mal keinen Katalog vor, sondern spezielle Literatur zur Postgeschichte der Saar-Region. In der Reihe Archiv für deutsche Postgeschichte (1) erschien in der Ausgabe 2/1971 ein umfangreicher Artikel zur Geschichte des Post- und Fernmeldewesens im Saarland. Autor war Ernst Schilly.

Das Posthausschild der königlich-französischen Post von Altheim (Saar), ca. 1754

Auf 42 Seiten beschreibt Schilly die Postgeschichte der Saar-Region vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Obschon der Artikel viele interessante Informationen enthält, ist klar ersichtlich, dass der Autor sich nicht kritische mit den zitierten Quellen auseinandergesetzt hat. Er betrachtet sein Thema rückwärtsgewandt vom damaligen (1971) Ergebnis der historischen Prozesse und ordnet sämtliche Handlungen fast schon teleologisch in eine Abfolge. So entsteht der Eindruck einer in der Realität nie vorhandenen Zwangsläufigkeit. Schillys Argumentation folgt häufig einem Schwarzweiss-Denken, in der Frankreich den ewigen Bösewicht, und die verschiedenen deutschen Staaten, sogar die deutsche Diktatur des Dritten Reichs, den weissen Ritter geben, der den bedrängten Saarländern zur Hilfe eilen.

Trotz seines Umfanges und der durchaus vorhandenen, sachlichen Informationen für Neulinge der Thematik Postgeschichte der Saar-Region nicht geeignet.

Bis dann

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Anmerkung

(1) Heute trägt die Reihe den Titel Das Archiv – Magazin für Kommunikationsgeschichte (Webseite / Wikipedia) und wird von der Deutschen Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte herausgegeben.

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#saarphila #saarphilatelie

Philatelistische Bibliothek (V) – Neuzugang

Hallo

Meine umfangreiche Bibliothek mit Katalogen, Handbüchern und sonstigen Publikationen zur Saarphilatelie hat weiteren Zuwachs erhalten. Einen Katalog, den ich euch vorstellen möchte.

Paul Staedels Étude des timbres-poste et oblitération de la Sarre 1945-1955 ist für Leser des SAARPHILA-BLOGS ein bekanntes Handbuch zur Saarphilatelie, aus welchem ich gern zitiere. 1959 hat er den Catalogue-Étude Sarre (Saarhandbuch) verfasst, von dessen handsignierter Luxusausgabe ich das Exemplar Nummer 6 erwerben konnte.

© Sammlung Montclair

 

©Sammlung Montclair

Interessant sind insbesondere Paul Staedels umfangreiche und reich bebilderten Ausführungen zu Belegen und Stempeln aus der vorphilatelistischen Periode der Saar-Region.

Bis dann

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Philatelistische Bibliothek (IV) – Neuzugänge

Hallo

Meine Bibliothek mit Katalogen, Handbüchern und sonstigen Publikationen zur Saarphilatelie hat Zuwachs erhalten, den ich euch hier vorstellen möchte.

Den Catalogue F.S.A. von einem der Altmeister der Saarphilatelie George Barbe habe ich euch bereits hier vorgestellt. Nun hat auch der Saar-Katalog F.S.A. 1971 (6. Auflage) den Weg zu mir gefunden. Interessant: Wie Saarphilatelie.com zählt auch George Barbe die Werte der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter zu den Saarbriefmarken und listet diese in seinem Katalog vor den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

©Sammlung Montclair

Paul Staedels Étude des timbres-poste et oblitération de la Sarre 1945-1955 ist für Leser dieses Blogs ein bekanntes Handbuch zur Saarphilatelie, aus welchem ich gern zitiere. 1957 hat Paul Staedel, ebenfalls ein Altmeister der Saarphilatelie, eine kleine Ergänzung verfasst, Spécial-Sarre 1957, die ich nun ebenfalls meiner Bibliothek hinzufügen konnte.

©Sammlung Montclair

Zu guter letzt habe ich meinem in die Jahre gekommenen Michel DSK 1996 für 20 Euro (noch eingeschweisst!) die zwei Bände des Michel DSK 2018 zur Seite gestellt.

©Sammlung Montclair

Bis dann

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Feldmerkmale – 60 Pfennig (I)

Hallo

Ich stelle euch ein weiteres Feldmerkmal der 1. Offenburger Ausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I) vor.

Das nachfolgende Feldmerkmal des 60 Pfennig-Wertes ist bislang in keinen einschlägigen Katalogen und auch nicht im Saarhandbuch aufgeführt. Einmal mehr eine Erstpublikation von mir.

60 Pfennig 73B: „dunkler, leicht gebogener, dicker Farbstrich mittig des Markenbildes; von der mittleren der drei von einem Blendbogen überspannten Öffnungen links, über den Rand des Umganges hinaus bis zum Buschwerk links neben dem Eingangstor reichend“

60 Pfennig, Feld 73B ©Sammlung Montclair
60 Pfennig, Feld 73B ©Sammlung Montclair

Ich habe das Feldmerkmal auf drei Schalterbögen nachgewiesen.

    • B 04750
    • B 04748
    • B 01718 (G)

Des weiteren liegen mir drei weitere Exemplare vor, darunter zwei 4er-Blocks.

Ich bedanke mich bei Winfried Gesellchen, einem Sammlerfreund und engagiertem Philatelisten aus dem schönen Saarland, für seine wertvolle Unterstützung bei der Verifikation. Das Material von Winfried Gesellchen zur 1. Offenburger Ausgabe ist mit (G) markiert.

Bis dann

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Feldmerkmale – 30 Pfennig (I)

Hallo

Ich stelle euch ein weiteres Feldmerkmal der 1. Offenburger Ausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I) vor.

Das nachfolgende Feldmerkmal des 30 Pfennig-Wertes ist bislang in keinen einschlägigen Katalogen und auch nicht im Saarhandbuch aufgeführt. Eine weitere Erstpublikation von mir.

30 Pfennig 93AB: „dunkler Farbfleck im hellen Bereich zwischen stilisierter Industrielandschaft und dem dunklen Hintergrund in Höhe des Scheitels der rechten Bäuerin“

Unterscheidung Marken von A- resp. B-Bögen: „Konturstrich rechts von der 0 der Wertangabe 30 bis auf Höhe der Währungsangabe reichend (A)“

30 Pfennig, Feld 93A ©Sammlung Montclair
30 Pfennig, Feld 93A ©Sammlung Montclair
30 Pfennig, Feld 93A ©Sammlung Montclair

Sehr interessant ist der rechtwinklig um die Wertangabe 30 herumführende Konturstrich. Dieser zeigt exemplarisch, wie bei den einzelnen Bildmotiven – hier Bäuerinnen bei der Rübenernte vor stilisierter Industrielandschaft – die unterschiedlichen Wertstufen entstanden. Das Saarhandbuch (1) schreibt hierzu:

„… Man ersetzte die alte Wertziffer der Diapositive durch eine neue (Diapositivmontage). Dabei wurde der bestehende Diapositivbogen eines Wertes auseinandergeschnitten, die neue Wertziffer eingesetzt und der Bogen […] wieder zusammengesetzt. … „

Auf Briefmarken der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar sichtbare Konturstriche markieren immer Stösse der auf der Montageplatte zusammengesetzten Diapositive (Markenbild, Schriftband SAAR, Währungs- und Wertangabe. Im vorliegenden falls zeigen die Konturstriche den feinen Übergang von Markenbild zu eingesetzter Wertangabe.

Weitere Informationen zur Herstellung der Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar findet ihr in diesem Beitrag.

30 Pfennig, Feld 93B ©Sammlung Montclair
30 Pfennig, Feld 93B ©Sammlung Montclair
30 Pfennig, Feld 93B ©Sammlung Montclair

Schön zu erkennen der bei Exemplaren vom B-Bogen kürzere Konturstrich rechts von der Wertangabe 30.

Ich konnte dieses Feldmerkmal auf 13 Schalterbögen nachweisen:

    • B 07262
    • B 06665 (G)
    • B 06663
    • A 04383
    • A 04343
    • B 02464
    • B 02398
    • A 02307 (G)
    • B 02130
    • A 01160
    • A 01068
    • A 00909
    • A 00503

Des weiteren liegen mir sieben weitere Exemplare vor, darunter fünf 4er-Blocks – davon drei mit Unterrand – sowie ein Dreierstreifen 92A-94A.

Diese Anzahl an Belegstücken und die Streuung der Schalterbögen von früh (07262) bis spät (01068) sind für eine Klassifizierung der gezeigten Abweichung als genuines Feldmerkmal hinreichend. Dies gilt insbesondere, da die 1’520’000 Marken, resp. 7’600 Druckbögen des 30 Pfennig-Wertes komplett an einem Tag, dem 15. Februar 1947 gedruckt wurden.

Ich bedanke mich bei Winfried Gesellchen, einem Sammlerfreund und engagiertem Philatelisten aus dem schönen Saarland, für seine wertvolle Unterstützung bei der Verifikation. Das Material von Winfried Gesellchen zur 1. Offenburger Ausgabe ist mit (G) markiert.

Bis dann

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Anmerkung

(1) Saarhandbuch Kap. 402, 4

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Feldmerkmale – 50 Pfennig (II)

Hallo

Ich bin bei der Suche nach Feldmerkmalen beim 50 Pfennig-Wert so schön in Schwung gewesen. Daher stelle ich euch ein weiteres, sehr auffälliges Feldmerkmal vor.

50 Pfennig 28AB: „dunkler Farbfleck am unteren rechten Bildrand im hellen Bereich oberhalb der 0 der Wertangabe 50“

Dieses Feldmerkmal ist keine Erstpublikation. Es wird bereits erwähnt in:

    • Staedel – Étude: 15b 28e „0 limè et gros point au-dessus du 0 dans le fonds“
    • Saarhandbuch (SHB): 28 AB „Fleck im rechten Bildrande“
50 Pfennig, Feld 28A ©Sammlung Montclair
50 Pfennig, Feld 28A ©Sammlung Montclair
50 Pfennig, Feld 28B ©Sammlung Montclair
50 Pfennig, Feld 28B ©Sammlung Montclair

Dieses Feldmerkmal habe ich auf 10 Schalterbögen nachweisen können:

    • B 04943
    • A 04049
    • A 01761
    • A 01723
    • B 01513
    • B 01082
    • A 00842
    • A 00650
    • A 00201
    • A 00199 (G)

Des weiteren liegen mir diverse weitere Exemplare vor.

Ich bedanke mich bei Winfried Gesellchen, einem Sammlerfreund und engagiertem Philatelisten aus dem schönen Saarland, für seine wertvolle Unterstützung. Winfried Gesellchen konnte das vorgestellte Feldmerkmal auf Basis des ihm vorliegenden Materials  zur 1. Offenburger Ausgabe – markiert mit (G) – verifizieren.

Bis dann

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Feldmerkmale – 50 Pfennig (I)

Hallo

Ich habe euch seit geraumer Zeit kein Feldmerkmal der 1. Offenburger Ausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I) vorgestellt.

Das nachfolgende Feldmerkmal des 50 Pfennig-Wertes ist bislang in keinen einschlägigen Katalogen und auch nicht im Saarhandbuch aufgeführt. Wieder eine Erstpublikation von mir.

50 Pfennig 12AB: „rechter Bildrand in der unteren Hälfte mit dunklen Farbsprenkeln übersät“

Unterscheidung Marken von A- resp. B-Bögen: „Exemplare von A-Bögen zeigen die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (links, 2.-4. Zahnloch von oben)“

50 Pfennig, Feld 12A ©Sammlung Montclair
50 Pfennig, Feld 12A ©Sammlung Montclair

Schön zu erkennen ist die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (links, 2.-4. Zahnloch von oben).

50 Pfennig, Feld 12B ©Sammlung Montclair
50 Pfennig, Feld 12B ©Sammlung Montclair

Ich konnte dieses Feldmerkmal auf 10 Schalterbögen nachweisen:

    • B 04943
    • A 04049
    • A 01761
    • A 01723
    • B 01513
    • B 01082
    • A 00842
    • A 00650
    • A 00201
    • A 00199 (G)

Des weiteren liegen mir vier weitere Exemplare vor, darunter ein 4er-Block und eine komplette Bogenrandecke oben links.

Diese Anzahl an Belegstücken und die Streuung der Schalterbögen von früh (04943) bis spät (00199) sind für eine Klassifizierung der gezeigten Abweichung als genuines Feldmerkmal hinreichend. Dies gilt insbesondere, da die 1’020’000 Marken, resp. 5’100 Druckbögen des 50 Pfennig-Wertes komplett an einem Tag, dem 19. Februar 1947 gedruckt wurden.

Ich bedanke mich bei Winfried Gesellchen, einem Sammlerfreund und engagiertem Philatelisten aus dem schönen Saarland, für seine wertvolle Unterstützung. Winfried Gesellchen konnte das vorgestellte Feldmerkmal auf Basis des ihm vorliegenden Materials  zur 1. Offenburger Ausgabe – markiert mit (G) – verifizieren.

Bis dann

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Briefmarkenausgaben nach 1959 mit Bezug zur Saar-Region (II)

Hallo

Vor einer Woche hatte ich euch 14 Briefmarkenausgaben mit Bezug zu Saar-Region vorgestellt, die nach 1959 – dem Jahr der Aufhebung der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem Saarland und Frankreich – in Europa ausgegeben wurden.

zum Beitrag

Inzwischen bin ich auf weitere fünf Ausgaben des Postgebietes Deutschland gestossen, die ebenfalls einen direkten Bezug zur Saar-Region aufweisen.

    • 1976 (Ausgabetag 14. Juli), Serie Archäologisches Kulturgut, 40 Pfennig, goldverzierte Schale aus einem keltischen Fürstengrab in Schwarzenbach (Nonnweiler), BRD MiNr. 898 / Yt. 747
    • 1977 (Ausgabetag 18. August), Serie Archäologisches Kulturgut, 200 Pfennig, bronzener Kentaurenkopf der Römerzeit aus Schwarzenacker (Einöd, Homburg), BRD MiNr. 945 / Yt. 792
    • 1980 (Ausgabetag 13. November), Zuschlagsmarke zum Kongress des Internationalen Philatelistenverbandes FIP in Essen, 60+30 Pfennig, Posthausschild 1754 Altheim an der Saar, BRD MiNr. 1065 / Yt. 911 (1)
    • 1988 (Ausgabetag 11. August), Dauermarken Sehenswürdigkeiten, 90 Pfennig, Bronzekanne aus einem keltischen Fürstinnengrab in Reinheim (Gersheim), BRD MiNr. 1380 / Yt. 1212
    • 1989, (Ausgabetag 12. Januar), Dauermarken Sehenswürdigkeiten, 140 Pfennig, Bronzekanne aus einem keltischen Fürstinnengrab in Reinheim (Gersheim), BRD MiNr. 1401 / Yt. 1234

Abbildungen

1976 Schale aus einem keltischen Fürstengrab
1977 Kentaurenkopf aus der Römerzeit
1980 Posthausschild 1754 Altheim an der Saar
1988 Bronzekanne aus einem keltischen Fürstinnengrab
1989 Bronzekanne aus einem keltischen Fürstinnengrab

Sollte ich eine weitere Ausgabe übersehen haben, eventuell sogar aus einem anderen Postgebiet als Deutschland, Frankreich oder Luxemburg? Bitte nehmt in diesem Fall mit mir Kontakt auf. Vielen Dank.

Kontakt

Bis dann

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Anmerkung

(1) Es handelt sich um eine Wiederverwertung des Bildmotivs zum Tag der Briefmarke 1979 mit leicht abweichender Hintergrundfarbe.

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Forschung – Rätselhafte Feldmerkmale beim 12 Pfennig-Wert (III)

Hallo

… und willkommen zum dritten Beitrag über die nur auf einem Teil der Gesamtauflage auftretenden Feldmerkmale beim 12 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe. Habt ihr die erste Beiträge verpasst? Klickt für die erste Folge hier und für die zweite  hier.

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den drei Produktionsfaktoren Maschine, Mensch und Zeit.

Wir beginnen mit den Maschinen und zwar mit der Rotations-Rastertiefdruckmaschine Palatia O der Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal (vgl. Bild, Verwendung mit freundlicher Genehmigung der KBA – FT Engineering GmbH, Frankenthal).

Palatia O, Bild aus einem Werbeprospekt des Jahrs 1935 der Albert & Cie. oHG, Frankenthal

Technische Daten

    • Hersteller: Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal
    • Bezeichnung: Palatia O
    • Baujahr: ab 1932 (abgebildete Maschine 1935)
    • Maschinennummer: 17342 (abgebildete Maschine)
    • Energieversorgung: 220 Volt
    • Leistung: Hauptmotor 5 kW, Gebläse 0,6 kW, Kompressor 1,5 kW
    • Druckleistung: 4’500-5’000 Bögen pro Stunde (je nach Zuführereinheit)*
    • Farbwerk: gekapselt

* Angabe nach einem Pressebericht über die Vorstellung der Palatia O an der Dresdner Frühjahrsmesse des Jahres 1932.

Weitere Angaben konnte KBA (König & Bauer AG) – mit welcher Albert & Cie. 1990 fusionierte – mir nicht liefern, da die Werke Würzburg, Radebeul und Frankenthal kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe zerstört wurden.

Die nachstehende schematische Darstellung des Bogentiefdrucks verdeutlicht schön den Druckvorgang inkl. Trocknung. Rechts erfolgt die Papierbogen-Zuführung, links die Ablage der Druckbögen.

Auf einer vorstehend beschriebenen Palatia O wurden 1946/47 die Werte der Briefmarkenausgabe 1. Offenburger Ausgabe im Rastertiefdruck gedruckt.

Rastertiefdruck? Wisst ihr, was das ist? Ich fasse mich kurz: Rastertiefdruck, auch als Rakeltiefdruck bezeichnet, ist eine Drucktechnik, bei welcher die abzubildenden Elemente auf der Druckform – meist ein Druck- resp. Formzylinder – als gerasterte, flächengleiche, aber unterschiedlich tiefe Näpfchen vorliegen. Die Näpfchen sind die druckenden, die die Näpfchen trennenden Stege die nichtdruckenden Elemente. Wir erkennen den Rastertiefdruck relativ einfach unter der Lupe an den immer gleich grossen Rasterquadraten. Die Druckfarbe liegt plastisch in verschiedener Menge als Raster auf dem Papier. Auf Grund der Rasterung zeigen Schrift und Wertziffern keine geraden, scharf abgegrenzten Kanten, sondern einen Sägezahneffekt. Der Rastertiefdruck ist für den Briefmarkendruck attraktiv, da dieser eine hohe Fälschungs-„Sicherheit“ bei voller Bandbreite der Farbtönungen bietet.

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Ein kurzer Überblick über die Geschichte des Rastertiefdrucks

    • 1822/6: Der Franzose Joseph Niécephore Niépce (1765-1833) führt erstmals auf photomechanischem Weg eine Ätzung einer Kupferplatte durch. Er nennt das Verfahren Héliographie.
    • 1852: William Henry Fox Talbot (1800-1877) entwickelt die Grundlagen für das Pigmentpapier und meldet das Verfahren zum Patent an.
    • 1858: William Henry Fox Talbot entwickelt die stufenweise Ätzung der Kupferdruckplatte durch eine Gelatineschicht mittels Eisenchloridlösungen.
    • 1860: Der Franzose Auguste Godchaux (1825-1884) entwickelt eine Rollentiefdruckmaschine, die von Kienzy in Mühlhausen (Elsass) hergestellt wird.
    • 1864: Sir Joseph Wilson Swan (1828-1914) erhält in Grossbritannien das Patent für die Übertragung von Gelatinebildern auf Metall.
    • 1879: Erfindung der Staubkorn-Héliogravure auf Basis des Lichtdrucks durch Karel Václav Klíč (1841-1926), einen tschechischen Maler, Fotografen und Grafiker .
    • 1895: Verbesserung der Héliogravure durch den Einsatz von Druckzylinder und Rakel durch Karel Václav Klíč und Samuel Fawcett. In ihrer Firma Rembrandt Intaglio Printed Company drucken sie Kunstblättern auf Rotationstiefdruckmaschinen. Aus Gründen der Geheimhaltung wird sogar firmenintern von Druckplatten anstatt Druckzylindern gesprochen und auf eine Patentanmeldung verzichtet.
    • 1908: Der Konstrukteur Carl Blecher entwickelt bei der Maschinenfabrik Kempewerk Nürnberg GmbH die erste Bogentiefdruckmaschine.
    • 1913: Erste Briefmarkendrucke in Halbtonrasterung auf einer rotativ arbeitenden Palatia-Bogentiefdruckmaschine der Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG in Frankenthal bei Bred’amour Sinhart & Co. und parallel bei F. A. Bruckmann AG, beide in München. Die Tiefdruckfarben bestehen aus einem Gemisch von Benzol und Terpentinöl. Man ist sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass Benzoldämpfe hochgiftig sind.
    • 1926: Ernst S. Ballard entwickelt in den Vereinigten Staaten das Verfahren der Verkupferung des Tiefdruckformzylinders, welches den Zeitaufwand für die Herstellung der Formzylinder reduzierte. Die sogenannte Ballardhaut ist eine abziehbare Kupferschicht neben der Grundkupferschicht auf dem Tiefdruckzylinder. Die Ballardhaut kann nach dem Druck einfach entfernt und durch eine neue ersetzt, jedoch nicht wieder neu aufgezogen werden. In diese dünne Kupferschicht wird das Druckbild eingearbeitet.
    • 1926: Hans Schulte entwickelt bei Albert & Cie. oHG, Frankenthal eine Trocknungsanlage aus aufgeheizten Metallplatten und Frischluftzufuhr.
    • 1927: Adolph Weiss entwickelt in den USA ein vollgekapseltes Farbwerk, welches die grundsätzlich flüchtigen Tiefdruckfarben tagelang frisch hält und jegliches Spritzen der Farben vermeidet. Zusätzlich wird die Kupferschicht verchromt welches die Haltbarkeit der dünnen Kupferschicht für höhere Auflagen verbessert.
    • 1932: Albert & Cie. oHG, Frankenthal, stellt auf der Leipziger Frühjahrsmesse die Palatia O Bogentiefdruckmaschine mit einer Kapazität – je nach Zuführungseinheit – von 4’500 bis 5’000 Druckbogen pro Stunde vor. Die Leipziger Messe hatte vor der Machtergreifung Hitlers Weltgeltung
    • 1946/7: Die erste Briefmarkenausgabe für das Saarland wird bei der Druckerei Burda in Offenburg auf einer Palatia O Bogentiefdruckmaschine von Albert & Cie. oHG, Frankenthal, gedruckt

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Wie entsteht eine Briefmarke im Rastertiefdruck?

    • Herstellung der Originalvorlage durch den Gestalter, wobei beim Original berücksichtigt werden sollte, dass die gesamte mögliche Bandbreite an Farbtönen ausgenutzt wird. Die Vorlage des Bildmotivs Bergmann im Streb vor stilisierter Saarlandschaft von Vytautas Kazimieras Jonynas lag im Format 110×130 Millimeter vor
    • Die Originalvorlage wird fotografiert
    • Die Zerlegung der Vorlage in druckbare Rasterpunkte erfolgt durch das Vorschalten eines Glasgravurrasters im Strahlengang der Reproduktionskamera kurz vor der Filmebene. Stichwort Glasgravurraster: In zwei runde Glasscheiben werden eng nebeneinanderliegende dünne parallele Linien mit einem Diamanten eingeritzt und mit Asphalt geschwärzt. Die beiden Glasplatten werden nun rechtwinklig zueinander zusammengekittet, so dass quadratische Fenster entstehen. Der Abstand der Linien im Glasgravurraster wird in Linien pro cm (lpcm) resp. Linien pro Zoll gemessen. Man spricht zum Beispiel von einem 60er-Raster, wenn sich 60 Linien auf einem cm befinden. Für die Herstellung der 1. Offenburger Ausgabe wurde ein 70er-Raster verwendet.
    • Es entstehen nach der Belichtung Negative in der Grösse des benötigten Briefmarken-Bildformat
    • Fünf Negative werden zu einem Negativstreifen zusammengesetzt
    • Sorgsame Retusche des Negativs anhand der Originalvorlage
    • Von den Negativstreifen werden auf Halbtondiapositivfilm die benötigte Anzahl Diapositive erstellt
    • 10/20 Diapositivstreifen werden auf einer Montagescheibe zu einem einzigen 50er- resp. 100er-Diapositivbogen zusammengesetzt
    • Vorbereitung des Pigmentpapiers, eines von einer lichtempfindlichen Chromgelatineschicht bedeckten Papiers. Das Pigmentpapier erhält eine gleichmässige Rasterung.
    • Der Diapositivbogen wird durch Belichtung des gerasterten Pigmentpapiers kopiert. Dabei wird der einzelne Diapositivbogen zweimal auf das Papier übertragen und so die Vorlage für einen Druckbogen von 100 resp. 200 Marken hergestellt. Hinweis: Druckbogen zu 100 Marken (2x5o) für die grossformatigen Werte zu 84 Pfennig und 1 Reichsmark; Druckbogen zu 200 Marken (2×100) für die 18 kleinformatigen Werte wie beispielsweise der Wert zu 12 Pfennig.
    • Die Chromgelatine härtet durch die Belichtung aus, wogegen die unbelichteten Teile auswaschbar bleiben. Das Papier wird nach der Belichtung wenige Minuten in kaltem Wasser aufgeweicht.
    • Vorbereitung des Formzylinders, der formatbedingt ein hohes Gewicht hat. Über das Grundkupfer wird eine Trennschicht gelegt auf welche dann die Ballardhaut, eine 100 μm – entspricht 1/10 Millimeter – dünne Kupferschicht galvanisiert wird. Der Formzylinder wird geglättet und gereinigt.
    • Das aufgeweichte Pigmentpapier wird mit der Gelatineschicht nach innen auf die Ballardhaut des Formzylinders geklebt (aufgeklatscht).
    • Mittels warmen Wassers wird das Papier gelöst und die unbelichtete Gelatine entfernt. Auf der Ballardhaut verbleibt nach etwa 20-25 Minuten ein negatives, gerastertes Gelatinerelief.
    • Nebst den Markenbildern wurden auch die Schnitt- und Stosskanten der Diastreifen, bei der Belichtung des Pigmentpapiers übertragen. Diese werden nun sorgfältig manuell mit Asphaltlack überstrichen, um eine Übertragung dieser unerwünschten Konturen auf den Formzylinder beim folgenden Ätzvorgang zu unterbinden. Trotz aller Sorgfalt finden wir heute auf Schalterbögen immer wieder solche Konturstriche. Die nachstehende Abbildung zeigt die Felder 85 und 95 sowie die Stosskante zum anschliessenden 5er-Streifen.

    • Der Formzylinder mit der Ballardhaut wird – häufig durch den Gestalter – im Mehrstufen-Ätzverfahren in Säurebädern aus Eisenchlorid III und Wasser geätzt. Je nach Reliefstärke kann die Säure die Gelatine unterschiedlich stark durchdringen. In der Ballardhaut entstehen hierdurch unterschiedlich tiefe, jedoch flächengleiche Näpfchen. Eine dünne Gelatineschicht erlaubt schnelles Durchdringen, wodurch das Kupfer längere Zeit geätzt wird und somit tiefere Rasternäpfchen erhält (mehr Farbe = dunklerer Ton), bei einer dicken Schicht kann die Säure erst verspätet oder sogar gar nicht zur Platte durchdringen, wodurch diese kaum bis gar nicht geätzt wird. Unterschiedlich tief ausgeätzte Rasternäpfchen, die entsprechend mehr oder weniger Druckfarbe aufnehmen – und damit auch übertragen – können, erlauben eine differenzierte Halbtonwiedergabe. Um ein flüssigkeitsdichtes Näpfchen zu bilden, muss eine vollständig geschlossene Wandung (sogenannte Stege) aufgebaut werden. Aus diesem Grund ist sogar die Schrift im Tiefdruck gerastert, was in allen anderen Druckverfahren ein „Kunstfehler“ wäre.
    • Die Gelatineschicht wird mit warmen Wasser vom Formzylinder abgewaschen
    • Der Formzylinder wird gereinigt und getrocknet
    • Der Formzylinder wird äusserst vorsichtig retuschiert: d.h. Spezialisten versuchen, Fehler durch Manipulation der einzelnen Näpfchen – diese sind zwischen 4 und 40 Mikrometer tief – mittels eines Stichels zu korrigieren. Dazu braucht es gute Augen und eine sehr ruhige Hand.
    • Der Formzylinder wird in der Regel mit einer hauchdünnen Chromschicht versehen, die das „weiche“ Kupfer härtet.
    • Einbau des Formzylinders in die Druckmaschine, was etwa 3 Stunden Zeit benötigt
    • Einfärben des Formzylinders (dieser rotiert in einer mit dünnflüssiger Druckfarbe gefüllten Wanne). Die Näpfchen werden mit Farbe überflutet.
    • Entfernen der überschüssigen Druckfarbe durch eine Rakel (Rakelmesser, Stahllineal) resp. einen Wischer. Diese Vorrichtung liegt auf den Stegen der Näpfchen auf, wodurch die Druckfarbe ausschliesslich in den Näpfchen verbleibt, die Stege hingegen farbfrei bleiben. Die überschüssige Druckfarbe fliesst in die Farbwanne zurück.
    • Mit hohem Anpressdruck wird der Papierbogen vom Gegendruckzylinder, auch Presseur genannt, gegen den Formzylinder gepresst. Anpressdruck und Adhäsionskraft bewirken die Übertragung der Farbe aus den Näpfchen des Formzylinders auf den zwischen den beiden Zylindern befindlichen Papierbogen (vgl. schematische Abbildung zu Beginn des Beitrags).

Nun versteht ihr sicherlich, dass ich im letzten Beitrag schrieb, ihr würdet über die Naivität des Erklärungsansatzes I lächeln. Selbst bei äusserster Sorgfalt – denkt allein an die manuelle Abdeckung der Stosskanten mit Asphaltlack – dürfte es nicht möglich gewesen sein, zwei Formzylinder herzustellen, die sich nur in winzigen Merkmalen einiger weniger Felder voneinander unterscheiden.

Der Vollständigkeit halber: Was passierte nach dem eigentlichen Druckvorgang mit den Druckbögen?

    • Sichtkontrolle der Druckbogen und Aussortieren von Makulatur
    • Bogenranddruck von Bogennummer und Druckdatum in einer Buchdruckschnellpresse Typ Rex
    • Perforation von jeweils 4 Druckbögen in einer automatischen Titan Flachperforiermaschine
    • Teilung des Druckbogens in zwei Schalterbogen (A/B) mittels eines Planschneiders
    • Sichtkontrolle der Schalterbogen und Austausch fehlerhafter Bogen unter Beibehaltung der Reihenfolge (Stichwort: Bogennummern)
    • Registrierung und Verpackung der fertigen Schalterbogen sowie Versandvorbereitung

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Der Faktor Mensch

Soviel zum Faktor Maschine. Wenden wir uns dem Faktor Mensch zu, denn es waren Menschen, welche die Briefmarken der Freimarken Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar hergestellt haben. Da war zum einen Franz Burda (1903-1986), der Besitzer der Druckerei Burda in Offenburg. Franz Burda war ein Anhänger Adolf Hitlers, Mitglied der NSDAP und hatte vom 1000-jährigen Reich wirtschaftlich profitiert. Mit rund 180 Mitarbeitern gehörte Burdas Betrieb zu den grösseren in Offenburg.

Franz Burda

Die französischen Besatzungsbehörden in Baden-Baden, insbesondere der einflussreiche Leiter der Education Publique, General Raymond Schmittlein (1904-1974), sowie seine linke und rechte Hand Irène Emilie Giron (1910-1988), legten viel Wert auf eine rasche „Umerziehung“ der deutschen Jugend. Die hierzu benötigten neuen Schulbücher, Kartenwerke etc. wurden wie auch die Truppenzeitschrift Revue d’Information in Offenburg bei Burda gedruckt, obschon die braune Vergangenheit von Franz Burda in Baden-Baden durchaus bekannt war und sich innerhalb der französischen Administration Widerstand gegen die Einbeziehung Burdas regte.

Raymond Schmittlein

Franz Burda wurde im Spätherbst 1946 nach Baden-Baden zitiert und erhielt dort den Druckauftrag für eine Briefmarkenserie vom Militärgouverneur General Pierre Kœnig sowie dem Direktor der P.T.T. de Zone d’Occupation Française en Allemagne, Raymond Croze (1908-1978). Nur: Die Druckerei Burda und ihre Mitarbeiter hatten noch nie zuvor Briefmarken hergestellt.

Doch in erster Linie ging es den Mitarbeitern der Druckerei im Winter 1946/47 wie allen anderen Deutschen und Österreichern im ehemaligen Grossdeutschen Reich – schlecht! Den selbst angezettelten Krieg verloren. Das Grossdeutsche Reich in Trümmern, aufgeteilt und besetzt. Die eigene Borniertheit, Dummheit und Grausamkeit vor aller Welt ausgebreitet. Parias in einer sich scheinbar zusammenschliessenden Weltgemeinschaft. Der Winter 1946/47 war bereits der zweite Hungerwinter nach dem Krieg, doch nun kamen zu Mangelernährung erschwerend Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius hinzu. Es war einer der strengsten Winter des 20. Jahrhunderts. Von Anfang November bis Mitte März herrschten in weiten Teilen Europas arktische Temperaturen. Selbst in geheizten Wohnungen sank die Temperatur auf 5 Grad und in der Nacht bildete sich auf dem Wasser der Waschschüsseln Eis. Sehr viele Menschen hatten aber noch nicht einmal ein richtiges Dach über dem Kopf. Die abgebildete Nissenhütte war purer Luxus, denn obschon fast nicht zu heizen, war diese wenigstens bei Regen dicht. Das konnte man von Zeltsiedlungen und Kellerwohnungen in ausgebombten Häusern nicht behaupten.

Nissenhütte aus Wellblech 1947

Die Elbe war komplett, der Rhein zwischen Basel und Köln auf 60 km vereist. Die Infrastruktur, insbesondere das für die Versorgung so wichtigen Eisenbahnnetz zerstört. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Heizmaterial brach vielerorts komplett zusammen. 

Menschen warten im Januar 1947 auf einen Kohlenzug, um evtl. herunterfallende Kohlen aufzulesen

Der  Zentralausschuss für Ernährung für die Zone d’Occupation Francaise en Allemagne in Baden-Baden erklärte Anfang 1947, die Mehrheit der Bevölkerung sei „gezwungen, ihr Leben mit Rationen zu fristen, die nur etwa ein Drittel des durch den ehemaligen Völkerbund anerkannten physiologischen Minimums von 2400 Kalorien betragen“. Das bedeutete ein paar wenige Haferflocken zum Frühstück, eine dünne Wassersuppe als Mittagessen und ein Stück Brot und eine Steckrübe zum Abendessen. Die hungernden und frierenden Menschen reimten eine neue Nationalhymne: „Deutschland, Deutschland, ohne alles … ohne Butter, ohne Speck. Und das bisschen Marmelade frisst uns die Besatzung weg“.

Die begrenzten Transportkapazitäten, die immer wieder zusammenbrechende Energieversorgung sowie die weitreichenden Zerstörungen insbesondere in den grösseren Städten führten in vielen Betrieben zu Versorgungsengpässen und Produktionsunterbrüchen. Ein Beispiel: Druckfarbe war Mangelware. In ganz Deutschland war bloss ein einziges grösseres Farbwerk nicht durch Bombardierung oder Häuserkampf zerstört worden und konnte Farbe herstellen. Nur: Das Siegwerk lag in der britischen Besatzungszone, die Druckerei Burda in der französischen. Der Warenverkehr zwischen den Besatzungszonen war verboten. Franz Burda erhielt von den französischen Behörden eine Sondergenehmigung und die notwendigen Papiere für den „Import“ von Farbe. Er hat dann mehrmals in Begleitung von zwei französischen Offizieren persönlich die Druckfarben im Siegburger Werk abgeholt. Den LKW steuerte er selbst, nach den Worten eines damaligen leitenden Mitarbeiters des Siegwerks Dr. Willy Hümmelchen „gekleidet in der Montur eines Fahrers“. Woher die für den Druck zusätzlich benötigte Menge an Lösungsmitteln stammte, ist bis heute nicht klar. Es wird spekuliert, dass diese aus einem der vielen Wehrmachtsdepots requiriert wurden.

Die Lernkurve der Druckereimitarbeiter war steil und musste es sein, denn die Gesamtauflage von etwas über 63 Mio. Briefmarken wurde innerhalb von nur 45 Drucktagen produziert, verpackt und versandt. Die Wochenarbeitszeit betrug damals jedoch auch nicht 36 oder 38 Stunden, sondern eine 48 Stunden/6 Tage-Woche war die Regel, Überstunden – bezahlt oder unbezahlt – nicht mitgerechnet. Die französischen Behörden waren schlussendlich von den Marken der 1. Offenburger Ausgabe so begeistert, dass Burda den Auftrag erhielt, von 1947-1949 auch die Briefmarken für die neugegründeten deutschen Länder Südbaden, Rheinpfalz sowie Württemberg-Hohenzollern zu produzieren.

Die Begeisterung der französischen Behörden über die Briefmarken war nicht nur der Arbeit der Drucker geschuldet, sondern auch den hervorragenden Vorlagen des Gestalters Vytautas Kazimieras Jonynas (1907-1997).

Vytautas Kazimieras Jonynas                              © Vytautas Maželis (www.vle.lt)

Der litauische Künstler Jonynas, seit 1938 Offizier der französischen Ehrenlegion, 1944 von Litauen ins Deutsche Reich emigriert, leitete seit 1946 in Freiburg/Br. an der Wonnhaldestrasse 1 die École des Arts et Métiers de Fribourg und war Kunstbeirat der französischen Militärbehörden. Den Auftrag zur Gestaltung der Bildmotive zu den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erhielt er durch Vermittlung seines guten Freunds General Raymond Schmittlein von P.T.T Direktor Raymond Croze. Einziges Manko: Auch Jonynas hatte noch nie zuvor Briefmarken hergestellt. Doch er war ein herausragender Grafiker und hatte sowohl für seine Holzschnitte als auch für seine Plakate bereits Goldmedaillen erhalten. Jonynas nahm die ihm übertragene Aufgabe ernst. Er lieferte nicht nur die Vorlagen für die Bildmotive, sondern begleitete darüber hinaus in der Druckerei die technische Ausführung bis zum letzten Ausdruck. Aber eben: der Formzylinder des 12 Pfennig-Werts war nach dem Druckszlinder für den 75 Pfennig-Wert erst sein zweiter.

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Der Faktor Zeit

Die Auflage des 12 Pfennig-Werts betrug 12’020’000 Marken (= 120’200 Schalterbogen = 60’100 Druckbogen à 200 Marken) und wurde gemäss Saarhandbuch und Étude in der Zeit zwischen dem 30. Dezember 1946 und dem 9. Januar 1947 gedruckt (1). Druckfreie Tage:

    • Mittwoch, 1. Januar 1947 (Neujahr)
    • Sonntag, 5. Januar 1947 (der Sonntag war nicht immer arbeitsfrei)
    • Montag, 6. Januar 1947 (Dreikönigstag)

Am ersten Drucktag, Montag dem 30. Dezember 1947, wurden noch etwa 300 Druckbögen des 75 Pfennig-Werts gedruckt, der alte Formzylinder ausgebaut, die Palatia O gründlich gereinigt, neue Farbe eingefüllt und der neue Formzylinder eingebaut. Diese Arbeiten waren zeitraubend, weshalb am ersten Drucktag nachweisslich nur rd. 2’300 Druckbogen hergestellt wurden. Für die restlichen vorgesehenen sieben Drucktage verblieben rd. 57’700 Druckbogen plus eines kleinen Überschusses als Ersatz für die anfallende Makulatur. Also rd. 8’250 Druckbögen pro Tag.

Bestand während der Herstellung des 12 Pfennig-Werts zeitlicher Druck, weil evtl. die Druckleistung der Palatia O unter den gegebenen Umständen für die recht hohe Auflage nicht ausreichte? Zur Druckleistung der Palatia O bei der Druckerei Burda kommen wir gleich. Waren bei der Planung jedoch auch ausreichend Drucktage vorgesehen worden?

Hätte sich nach den ersten Drucktagen gezeigt, dass für die Herstellung mehr Tage als vorgesehen benötigt wurden, hätte die Möglichkeit bestanden, die Belegschaft am Sonntag, den 5. Januar 1947, arbeiten zu lassen. Sonntagsarbeit wurde zwar nur wenn unbedingt nötig angeordnet – und das geschah beim Druck der 1. Offenburger Ausgabe nur am 16. Februar 1947 beim Druck des 8 Pfennig-Werts. Des weiteren sollte nach Abschluss der Herstellung des 12 Pfennig-Werts als nächstes der 45 Pfennig-Wert gedruckt werden. Dies geschah jedoch erst am Montag, 13. Januar 1947. Der 10./11. Januar 1947 hätten also bei Zeitdruck als Drucktage „eingeschoben“ werden können.

Die Marken des bereits im Dezember 1946 hergestellten 75 Pfennig-Werts sowie des 12 Pfennig-Werts wurden schlussendlich am Freitag, 10. Januar 1947 von der Druckerei Burda für den Versand vorbereitet, auf LKW verladen und verschickt. Dies hätte problemlos erst einen Tag später, am Samstag geschehen können, denn diese beiden Werte sollten ja erst am 20. Januar 1947 an die Postschalter des Saarlands gelangen. Auch aus dieser Perspektive hätte der 10. Januar 1947 als weiterer Drucktag „eingeschoben“ werden können. Fazit: Es bestand bei der Herstellung des 12 Pfennig-Werts  offensichtlich kein Zeitdruck.

Wie hoch war nun die effektive Druckleistung der Palatia O im Jahr 1946/47 unter den gegebenen, nicht gerade optimalen Rahmenbedingungen? Dazu wollen wir uns einige Beispiele ansehen.

Beispiel 1: Mir liegt mir der Schalterbogen 16721 vom 4. Januar 1947 vor. Die Bögen wurden rückwärts zählend von 60’000 zu 0 nummeriert. Gehen wir davon aus, dass der Druckbogen mit der Nummer 16721 der letzte am Samstag gedruckte Bogen war – der erste war es nicht, denn es sind Bogen mit höheren Bogennummern vom 4. Januar bekannt – ergibt sich für die fünf Drucktage 30. Dezember bis 4. Januar eine durchschnittliche Druckleistung von 8’675 Druckbogen pro Drucktag, obschon am ersten Drucktag nachweislich nur etwa 2’300 Druckbogen produziert wurden (vgl. den zweiten Absatz dieses Abschnitts). Fazit: Sieben Drucktage für die Gesamtauflage von ca. 60’200 Druckbogen (inkl. Ausschuss etc.).

Beispiel 2: Dieses Mal anhand der 20/10/60 Pfennig-Werte: In den drei Tagen vom 12.-14 Februar 1947 wurde eine nicht genau bekannte Restauflage des 20 Pfennig-Werts, die Gesamtauflage des 10 Pfennig-Werts von 20’200 Druckbogen und die Gesamtauflage des 60 Pfennig-Werts von 5’100 Druckbogen hergestellt. Also mindestens 25’300 Druckbögen resp. 8’433 Druckbogen pro Drucktag. Und dies trotz zweimaligen Wechsels des Formzylinders – von 20 Pf. auf 10 Pf. auf 60 Pf. – sowie den notwendigen intensiven Reinigungs- und Wartungsarbeiten. Fazit: Auch hier erkennen wir, dass die sieben Drucktage für die Herstellung der Gesamtauflage ausreichten.

Die Autoren des SHB geben für die Palatia O beim Druck der 1. Offenburger Ausgabe ebenfalls eine Druckleistung von rd. 8’000 Druckbogen pro Tag an. Diese Druckleistung ist zwar weit entfernt von den Zahlen, die der Hersteller 1932 angegeben hatte. Aber unter der Berücksichtigung der vorstehend geschilderten Umstände der direkten Nachkriegszeit dennoch eine respektable Leistung.

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In der nächsten Folge:

    • Mögliche Zuordnung einzelner Feldmerkmale zu Drucktagen resp. Bogennummern (vgl. Bogenrandsignaturen)
    • Schlüsse aus der Saarphilatelie-Druckdatenbank

Bis dann

Hier geht’s zum vierten Beitrag.

Vierter Teil

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Anmerkung

(1) Der 9. Januar 1947 war kein Drucktag des 12 Pfennig-Werts. Es wurden 100 bereits hergestellte und überzählige Druckbogen aus der Druckreserve mit Bogenrandsignaturen versehen und weiterverarbeitet. Die Bogennummern der hinzugefügten Bogen sind 60100-60001. Die Auflage wurde so von 12’000’000 auf 12’020’000 erhöht, weshalb auch immer. Desweiteren wurden einige mangelhafte Bogen ausgetauscht und erhielten ebenfalls das Datum des Bogenranddrucks 9. Januar 1947.

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