Hallo
Obschon dieser Beitrag den betragsmässig höchsten, den 1 Mark-Wert und damit den letzten Wert der 1. wie auch 2. Offenburger Ausgabe behandelt, ist dies nicht der letzte Beitrag dieser Beitragsserie über die einzelnen Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. In einem späteren Beitrag werde ich euch noch einige Abbildungen von interessanten Spezialitäten dieser Briefmarkenausgaben, die erst nach Erscheinen der entsprechenden Beiträge in meine Sammlung gelangten, vorstellen sowie mich an einer Zusammenfassung versuchen.
Der 1 Mark-Wert hat ein neues, wie beim 84 Pfennig-Wert nur einmal vorkommendes Bildmotiv, die Saarschleife bei Mettlach, und wartet ebenfalls mit einem neuen grossen Markenformat auf. Wurden die Werte zu 2 bis 80 Pfennig im Format 22 x 26 Millimeter und der 84 Pfennig-Wert im Format 26 x 43 Millimeter hergestellt betragen die Masse der Marken zu 1 Mark 43 x 26 Millimeter (jeweils bei normaler Zähnung) .
Der 1 Mark-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist nicht nur der höchste Wert dieser Freimarkenserie, sondern auch ein früh verausgabter Hauptwert der Ausgabe. Hohe Frankaturen konnten durch die Verwendung dieses Wertes mit wenigen Briefmarken abgedeckt werden, was bei der vergleichsweise niedrigen Auflagenhöhe der einzelnen Marken aus Sicht der P.T.T. des Saarlandes nicht zu unterschätzender Vorteil war.
Als Beispiel ein Einschreibebrief im Fernverkehr der zweiten Gewichtsstufe bis 50 Gramm. Die Beförderungsgebühr betrug 1947 108 Pfennig (48 Pfennig für den Brief plus 60 Pfennig Einschreibegebühr), welche durch eine Marke zu 1 Mark und eine Marke zu 8 Pfennig bequem verklebt werden konnten.
Als Einzelfrankatur dagegen deckte der Wert nur wenige Tarife ab:
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- Postanweisung bis 750 Mark
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- Gebühr (Zuschlag) für:
- Behandlungsgebühr Wertsendung über 100 Mark
- Gebühr (Zuschlag) für:
Dass die jeweils höchsten Werte einer Serie ein anderes Format als die „niedrigen“ Werte aufweisen, ist nicht ungewöhnlich. Wir kennen dies von vielen anderen zeitgenössischen Briefmarkenausgaben.
Das Markenbild des 1 Mark-Werts der 1. Offenburger Ausgabe zeigt in fotorealistischem Detail die Saarschleife bei Mettlach. Ich habe dieses Naturjuwel und Wahrzeichen des Saarlandes bereits mehrfach, das letzte Mal im Juni 2019 anlässlich von Ortsterminen im Saarland aufgesucht.
Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas dagegen hat 1946 die Saarschleife wahrscheinlich nicht aufgesucht, um einen eigenen Eindruck für seine Bildvorlage zu gewinnen, sondern verwendete eine weit verbreitete Ansichtskarte, welche die Saarschleife etwa um das Jahr 1928 zeigt (vgl. hier).
In diesem Blog habe ich über kein Bildmotiv so häufig geschrieben, wie über die Saarschleife bei Mettlach, weshalb ich meine Ausführungen auf eine Auflistung der Fundstellen für den Leser beschränke:
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- Die Saarschleife bei Mettlach (I)
- Die Saarschleife bei Mettlach (II)
- Die Saarschleife bei Mettlach (III)
- Die Saarschleife bei Mettlach (IV)
- Die Saarschleife bei Mettlach (V)
- Die Saarschleife bei Mettlach (VI)
- Die Saarschleife bei Mettlach (VII)
- Die Saarschleife bei Mettlach (VIII)
- Die Saarschleife bei Mettlach (IX)
- Die Saarschleife bei Mettlach (X)
- Fotorealistische Bildmotive der Offenburger Ausgaben
Abbildungen
Der 1 Mark-Wert gehört zu denjenigen Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 1 Mark-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).
Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe beim 1 Mark-Wert in der Regel einfach. Achtet auf:
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- Die originale Währungsbezeichnung: M = Originalausgabe, SM = Neuausgabe
- Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
- Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller, transparenter und matter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I
Dokumentation eines Schalterbogens
Dokumentation Bogennummern
Dokumentation Abklatsch
Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.
Dokumentation verschobene Perforation
Markenpaar mit stark verschobener Perforation bei dem wir erkennen können, dass die Perforationsstifte der eingesetzten Titan Flachperforiermaschine es nicht in jedem Fall schafften, das Papier zwischen den Markenzähnen vollständig zu entfernen.
Dokumentation Einschluss
In einem früheren Beitrag hatte ich bereits einen Papier-Einschluss vorgestellt. Die Qualität des Papiers, welches für die Herstellung der Marken der Originalausgabe verwendet wurde, ist- mit Ausnahme des Wasserzeichenpapiers für die Werte zu 12, 45 und 75 Pfennig – überwiegend minderwertig. Es handelt sich um dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen. Unter der Lupe findet man in der Papiermasse neben vielen Holzeinschlüssen auch häufig feine, farbige Stofffäden. Die vorstehend abgebildeten Holzeinschlüsse sind gross genug, ohne Lupe sichtbar zu sein; sie sind aber nicht aussergewöhnlich.
Einschlüsse in der Papiermasse sind materialbedingt und stellen keinen Mangel dar.
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Habt ihr euch gewundert, dass ich bei der Abbildung der Marke der Originalausgabe das auffällige Feldmerkmal am oberen Bildrand nicht erwähnt habe?
Ohne der in wenigen Wochen startenden Beitragsserie Weisse Wolke über dem Storchennest zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe und einigen anderen interessanten Marken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vorgreifen zu wollen: Ich habe dieses Feldmerkmal nicht herausgestrichen, da es sich nicht um das im Michel-Katalog unter MiNr. 225 I aufgeführte Feldmerkmal handelt.
Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich. Die Beschreibung im Michel-Katalog trifft doch zu, oder nicht? Der Michel schreibt:
„Ballon“ am Himmel am linken oberen Bildrand (Feld 14)
Der dunkle Farbfleck ist am oberen Bildrand und auch leicht links, das stimmt. Was versteht aber die Michel-Redaktion unter dem Begriff „Ballon“? Der Begriff Ballon wird im Zusammenhang mit Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe in den Michel-Katalogen auch an anderer Stelle verwendet:
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- 40 Pfennig-Wert; MiNr. 218 III „Ballon“ über Industrielandschaft
- 60 Pfennig-Wert, MiNr. 221 II „Ballon“ am Himmel links über Turmdach
- 80 Pfennig-Wert, MiNr. 223 II „Ballon“ am Himmel oben in der Mitte
Unter dem Begriff Ballon versteht die Michel-Redaktion also einen eher kreisrunden Farbfleck im Bereich des Himmels eines Bildmotivs. Nur, der Begriff wird von der Redaktion keineswegs durchgehend verwendet, vgl.:
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- 8 Pfennig-Wert, MiNr. 209 VI Punkt über dem Kirchturm
Wenn wir uns diese hergeleitete Begriffsbestimmung „kreisrunder Farbfleck im Bereich des Himmels eines Bildmotivs“ vor Augen halten, dann kann es sich nicht um das katalogisierte Feldmerkmal handeln.
Die nachstehenden Abbildungen zeigen das gesuchte Feldmerkmal.
Zwei dunkle Farbflecken am linken oberen Bildrand oberhalb der Spitzen der beiden A von SAAR; der rechte Farbfleck ist grösser als der linke und befindet sich bei Marken mit normaler Perforation zwischen dem 7. und 8. Markenzahn von links; die beiden Farbflecken bilden mit einem weiteren Farbflecken – dieser gehört zum normalen Bildmotiv – auf dem darunter liegenden Hügelrücken ein gleichschenkliges Dreieck.
Fazit: Der Begriff „Ballon“, den die Michel-Redaktion in ihrer Beschreibung des Feldmerkmals MiNr. 225 I verwendet, ist unzutreffend und das Feldmerkmal besteht darüber hinaus aus zwei Flecken, nicht aus einem. Das auf der Abbildung zu Beginn gezeigt Feldmerkmal ist ein Amis Faux (vgl. Definition am Schluss des Beitrags) und gehört zum Feld 50AB. Ihr könnt dies gut mit den Abbildungen der Druckdaten vergleichen. Diese Marken stammen naturgemäss alle vom Feld 50 und weisen auch alle dasselbe Feldmerkmal auf; auf Marken der A-Bögen besser zu erkennen als auf denen der B-Bögen.
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Definition Ami Faux
Feldmerkmale, auf welche die Beschreibungen des Michel-Kataloges zutreffen, die jedoch auf einem anderen Bogenfeld auftreten als im Michel-Katalog angegeben. Für den Sammler sind Amis Faux auf Einzelmarken in der Regel nicht zu erkennen. Ursachen: Fehlende Abbildungen sowie mangelhafte, vage oder schlichtweg falsche Beschreibungen im Michel-Katalog.
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Steckbrief des 1 Mark-Werts
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- Wert/Währung: 1 (Reichs-) Mark, ab 16. Juni 1947: 1 (Saar-) Mark
- Bildmotiv: Grosse Saarschleife bei Mettlach
- Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
- Farben (Aufzählung):
- RAL: 6005 Moosgrün
- Stanley Gibbons Farbenführer: blackish green
- End/Becker: Grün
- Paul Staedel: vert gris
- Saarhandbuch (SHB): Dunkelgrün
- MICHEL®: Schwärzlichgraugrün
- Scott: gray green
- Stanley Gibbons: green
- Yvert & Tellier: vert
- Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
- Wasserzeichen: kein
- Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
- Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
- Masse: ca. 43 x 26 Millimeter / ca. 40 x 22,2 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
- Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
- Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
- Bogenrandsignaturen:
- durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
- Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
- Druckdatum/-daten: 28.-30. Januar 1947
- Auflage: 2’000’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’970’000 Exemplare am Schalter verkauft wurden
- Erstausgabetag: 17. Februar 1947
- Verkauf bis: 19. November 1947
- Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
- Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
- Katalognummern (Aufzählung):
- End/Becker: 225
- Paul Staedel: 20
- F.S.A.: 215
- MICHEL®: 225
- Saarphilatelie: 33
- ANK: 225
- Scott: 171
- Stanley Gibbons: 222
- Yvert & Tellier: 215
- Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
- Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 20./21. November 1947
- Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’020’000 Stück
- Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 15’200 Stück von denen 600 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
- Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 50 F
- Erstausgabetag des 50 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947
Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck (MDB I/II) ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD Typ I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD Typ II.
Bis dann
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