Die einzelnen Werte – 12 Pfennig

10 PFENNIG

Hallo

Der 12 Pfennig-Wert war der zweite Wert der 1. Offenburger Ausgabe, der in der Druckerei Franz Burda hergestellt wurde. Weshalb? Mit einer Marke zu 12 Pfennig konnte eine Inlandspostkarte freigemacht und mit zwei Marken zu 12 Pfennig das Porto für einen Inlandsbrief bis 20 Gramm abgedeckt werden. Kommunikation war so kurz nach Kriegsende für die Saarländer von enormer Bedeutung, hatten doch Krieg und Zeitläufte Familien und Freunde auseinandergerissen. Über einen Telefonanschluss und zwar einen funktionierenden verfügte kaum ein Haushalt.

Die Kommunikations-Bedürfnisse der Menschen waren den Behörden im Saarland sehr wohl bekannt, weshalb die benötigten Frankaturwerte für  einen Auslandsbrief (75 Pfennig), Postkarte (12 Pfennig), Auslandspostkarte (45 Pfennig) und Brief (24 Pfennig) gleich zu Anfang gedruckt wurden und auch als erste an die Postschalter gelangten.

Der 12 Pfennig-Wert ist darüber hinaus für Sammler des Territoire de la Sarre die „eierlegenden Wollmilchsau“ par excellence. Ich habe schon einige Beiträge zu den Marken und Besonderheiten des 12 Pfennig-Wertes geschrieben. Am Schluss dieses Beitrages findet ihr daher eine Zusammenstellung mit den Links zu den bisherigen Beiträge.

Drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe – 75 Pfennig, 12 Pfennig und 45 Pfennig – wurden auf fast weissem Papier mit Wasserzeichen Wellenlinien gedruckt. Die Papierbögen, deren exakte Herkunft noch untersucht wird, wurden bereits gummiert bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg angeliefert. In der Papierfabrik waren jedoch einige dieser Papierbögen auf der „falschen“ Seite gummiert worden, wodurch das Wasserzeichen bei den Marken zu 12 und 75 Pfennig in den Varianten fallende Wellenlinien F sowie steigende Wellenlinien S vorkommt.

Stichwort Wasserzeichen: Grundsätzlich könnt ihr die Wasserzeichen sowohl von der Bildseite als auch von der gummierten Seite der Briefmarke her bestimmen. In der Regel tut ihr euch mit der Wasserzeichenbestimmung von der gummierten Seite her leichter. Je nach verwendetem Briefmarkenkatalog werden die Marken jedoch unterschiedlich kategorisiert.

    • End/Becker: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • Paul Staedel: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • Saarhandbuch: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • Lipsia-Katalog: Wasserzeichen werden von der Bildseite her betrachtet
    • MICHEL®: Wasserzeichen werden von der gummierten Seite her betrachtet

Es gibt hier kein besser oder schlechter. Ihr solltet euch jedoch bewusst sein, wie die Redaktion des von euch verwendeten Katalogs es jeweils handhabt. Für die Marken der 1. Offenburger Ausgabe sowie des Malstatt-Burbacher Drucks (MBD I, Urdruck) gilt Folgendes:

Die Marken mit Wasserzeichen steigende Wellenlinien (bildseitige Betrachtung) resp.  fallende Wellenlinien (Betrachtung von der gummierten Seite) werden mit F bezeichnet und sind die seltenen und damit auch höher bewerteten Varianten.

12 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen fallende Wellenlinien F
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen steigende Wellenlinien S

Das Markenbild zeigt im Vordergrund einen knienden, die Spitzhacke schwingenden Hauer im Streb. Den Hintergrund bildet eine Saarlandschaft mit einigen an einem Fluss gelegenen um eine Kirche gruppierten Häusern, von Feldern umgeben, auf welchen die frisch geernteten Getreidegarben zu Puppen aufgestellt in der Sonne trocknen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer der sechs Bildmotive der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, gleich eine Vielzahl, der für die Saarländer wichtigen Symbole auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

    • der wirtschaftlich und für das Selbstbewusstsein der Saarländer enorm bedeutsame Kohlenbergbau
    • der Bergmann als Repräsentant des Saarreviers
    • die Kirche als Symbol für die starke Verankerung der überwiegend katholisch geprägten Gläubigkeit im Saarland
    • die Landwirtschaft
    • die trotz der Schwerindustrie reizvolle Landschaft
    • der Fluss als Symbol für das wichtige Wasservorkommen zwischen Blies, Saar, Mosel etc.
    • die relative Kleinräumigkeit des Saarlandes

Abbildungen

Der 12 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 12 Pfennig-Wert existieren somit existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

12 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
12 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 2 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
12 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 2 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Wasserzeichen F = seltenere Variante)
12 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 2 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Das fehlende Wasserzeichen: Für die Neuausgabe wurde weisses Papier ohne Wasserzeichen verwendet
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.

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Dokumentation der Druckdaten der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I. Hierzu einige Anmerkungen:

    • Das in diversen Quellen zu findende Druckdatum 9. Januar 1947, ist speziell. Es handelt sich nicht um einen Drucktag. An diesem Tag wurden bloss 100 bereits gedruckte Bögen aus der Reserve mit Bogenrandsignaturen versehen. Diese Bögen tragen die Bogennummern 60100-60001. Die Auflage stieg so von zuvor 12’000’000 Marken auf 12’020’000 Marken.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 3. Januar 1947, B 29164 (5-stellige Bogennummer), Wasserzeichen F = seltenere Variante

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig, Wasserzeichen F = seltenere Variante

Dokumentation verschobene Perforation

Markenpaar der Originalausgabe mit verschobener Perforation

Dokumentation Abklatsch

Maschinenabklatsch Originalausgabe
Maschinenabklatsch auf Neuausgabe (bildseitig später überdruckt)

Die vorstehenden Abbildungen zeigen Abklatsche, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da diese Abklatsche deckungsgleich mit der Bildseite der Marke sind, sind diese maschinell entstanden: sogenannte Maschinenabklatsche. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation Belege

21. Februar 1947, Hangard (Saar) nach Plaue, linke Marke mit Feldmerkmal 22AB
3. Mai 1947, Kleinblittersdorf nach Freiburg i. Br.
12. Juli 1947, Saarlouis nach Halle (Saale), Marke mit Feldmerkmal 6A
3. September 1947, Limbach (Saar) nach Saarbrücken, untere Marke mit Feldmerkmal 22AB

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Steckbrief des 12 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 12 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 12 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Hauer im Streb vor Saarlandschaft
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 6003 Olivgrün
      • Stanley Gibbons Farbenführer: blackish olive
      • End/Becker: Oliv
      • Paul Staedel: vert-olive
      • Saarhandbuch (SHB): Schwarzoliv
      • MICHEL®: Schwarzgrauoliv (Töne)
      • Scott: olive green
      • Stanley Gibbons: olive-green
      • Yvert & Tellier: brun-olive
    • Papier: dünnes, weissliches Papier mit leicht erkennbarem Wasserzeichen; das Papier ist im Bereich des Wasserzeichens so dünn, dass der Hintergrund durchschimmert
    • Wasserzeichen: Wellenlinien, von der Bildseite gesehen steigend (X, eher selten) resp. von der Bildseite gesehen fallend (Y)
    • Gummierung: helles Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 30./31. Dezember 1946; 2./3./4./7./8./(9.) Januar 1947
    • Auflage: 12’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 8’265’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 20. Januar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 20. Januar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 211
      • Paul Staedel: 6
      • F.S.A.: 201
      • MICHEL®: 211XY
      • ANK: 211
      • Scott: 172
      • Stanley Gibbons: 208
      • Yvert & Tellier: 201
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 22./24. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’060’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 3’636’900 Stück von denen 96’600 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 2 F
    • Erstausgabetag des 2 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 20. November 1947 für die Urdruckmarken resp. 6. Dezember 1947 für die Marken der Neuausgabe

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

15 PFENNIG

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Übersicht über bereits erschienene Beiträge zum 12 Pfennig-Wert

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