Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (V)

Wappen und Dichter – Spezialitäten

Hallo

In den Ferien konnte ich für einen Beleg erwerben, der schön zur Thematik des letzten Betrags passt. Das Interessante an diesem Beleg ist, dass bestimmte Fragen offen bleiben – vielleicht für immer.

Bereits im letzten Beitrag hatte ich euch einen Beleg gezeigt, der eine portogerechte Mischfrankatur aus den Ausgaben Wappen und Dichter, Berufe und Ansichten aus dem SaarlandOriginalausgabe wie auch Neuausgabe – vom 27. November 1947, dem letztmöglichen Datum einer solchen Frankatur trägt. Dieser Beleg lief innerhalb des Saarlandes von Höcherberg (Mittelbexbach) nach Neunkirchen.

Der Beleg, den ich euch im Folgenden vorstellen werde, dokumentiert drei postalische Spezialitäten nach der Währungsreform vom 19. November 1947:

    • das letztmögliche, offizielle Verwendungsdatum von Marken der Ausgabe Wappen und Dichter sowie der 1. Offenburger Ausgabe; grundsätzlich war dies auch das letztmögliche, offizielle Verwendungsdatum für die Marken der 2. Offenburger Ausgabe, die ohne Währungsüberdruck an die Postschalter gelangten – also der Werte zu 15 resp. 24 Pfennig
    • eine portogerechte Frankatur aus allen drei Briefmarkenausgaben der Militärbehörden der Zone d’occupation française en Allemagne resp. des Saarlandes für das Saarland, also:
      • Wappen und Dichter
      • 1. Offenburger Ausgabe
      • Malstatt-Burbacher Druck (mit Überdruck in Frankenwährung)
    • den Wechsel in der postalischen Behandlung Frankreichs von „Ausland“ zu „Inland“; eine Vorwegnahme der wenige Wochen später abgeschlossenen Zoll- und Währungsunion zwischen dem Saarland und Frankreich
Saarlouis, 27. November 1947 (Adressseite), © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
Rückseite des leeren, verschlossenen und ungeöffneten Umschlags; es fehlt ein Absender

Drei Fragen, die ein Philatelist immer stellt, wenn er einen Beleg in die Hand nimmt:

    • Ist der Beleg zeitgerecht?
    • Ist der Beleg portogerecht?
    • Handelt es sich um einen Bedarfsbrief?

Die erste Frage haben wir bereits beantwortet. Der Umschlag, die für die Frankatur verwendeten Marken, der Stempel Saarlouis 1b mit der typischen schriftgeraden Leitgebietszahl 18, das Datum der Abstempelung sowie die Empfängeradresse: alles zeitgerecht.

Die zweite Frage können wir ebenso rasch beantworten. Das Porto für einen Brief der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm von Saarlouis nach Frankreich betrug nach der Währungsreform ab dem 20. November 1947 6 Franken (vgl. hier).

    • der Brief wiegt kaum 10 Gramm und fiel in die 1. Gewichtsstufe: der verschlossene und bis heute ungeöffnete Umschlag ist nämlich leer
    • 2 Franken wurden abgedeckt durch eine Marke zu 12 Pfennig (Originalausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland, die Neuausgabe war noch nicht gedruckt) mit Überdruck 2 F
    • 4 Franken wurden abgedeckt durch eine Marke zu 8 Pfennig Wappen und Dichter sowie eine Marke zu 12 Pfennig Berufe und Ansichten aus dem Saarland
fast schon perfekte Stempelabschläge „Saarlouis 1b“, © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com

Zur Erläuterung: Der Umrechnungskurs (Saar-) Mark zu Franken wurde für die Währungsumstellung zu 1:20 fixiert; also 1 Mark = 20 Franken, resp. für den konkreten Fall: 20 Pfennig = 4 Franken.

Für die Saarländer bedeuteten die ab dem 20. November 1947 geltenden neuen Tarife eine Erhöhung des Portos für den Inlandsbrief. Kostete ein Brief der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm bislang 24 Pfennig (4,80 Franken) mussten nun 6 Franken berappt werden. Dafür fiel das Auslandsporto nach Frankreich weg, was insbesondere Gewerbetreibende, deren Produkte überwiegend aus Frankreich stammten, positiv vermerkt haben dürften.

Die dritte Frage lautet: Ist es ein Bedarfsbrief? Diese Frage kann definitiv mit Nein beantwortet werden:

    • der Umschlag war und ist nachweisbar leer
    • der Adressat und dessen Adresse sind gestempelt, was die Vermutung nahelegt, dass Adressat und Absender (Adressent) ein und dieselbe Person waren; weshalb sonst sollte der Adressent im Besitz eines Adressstempels des Adressaten sein
    • die Stempelabschläge sind fast schon perfekt zu nennen (Gefälligkeitsabstempelung)
    • der Umschlag weist keinerlei Postlaufspuren auf, was die postalische Beförderung des Briefes unwahrscheinlich macht

Mein Fazit: dieser Beleg ist zwar philatelistische Mache, jedoch macht das nichts. Erstens war der Macher mehr als nur philatelistisch angehaucht. Zweitens wären beispielsweise die heutigen Sammler von originalen, tatsächlich beförderten Zeppelinbelegen arm dran, hätte nicht ein windiger und findiger Händler aus Lorch in Württemberg namens Sieger frühzeitig eine riesige Menge solcher Belege „gemacht“. In der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg fällt mit zu diesem Thema auch das Stichwort Prell-Briefe ein. Der in Chemnitz wohnhafte, philatelistisch gut bewanderte Lehrer Walter Prell hat eine grosse Menge Belege aus sämtlichen Zonen des besetzten ehemaligen Deutschen Reichs an sich selbst versandt resp. mit Gefälligkeitsstempeln versehen lassen.

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Zu Beginn des Beitrages schrieb ich, das Interessante an diesem Beleg sei, dass Fragen offen bleiben würden. Nachstehend einige dieser offenen Fragen:

Wer war der Adressent? Wir dürfen vermuten, dass es sich um Lieutenant Gérig handelt. Jedoch: Vielleicht hatte der tatsächliche Adressent auch nur einen stehenden Auftrag des Adressaten, ihm philatelistisch interessante Belege zuzusenden; dies wäre eine mögliche Erklärung für den Besitz des Adressstempels.

Wer war Lieutenant Gérig, der entweder in Lyon stationiert oder dessen Heimatstandort in Lyon war? Eine – zugegebenermassen oberflächliche Recherche hat hierzu nichts zutage gebracht. Solltet ihr Hinweise zu dem Adressaten haben, wäre ich über eine Kontaktaufnahme dankbar (vgl. Impressum).

Ach ja … ich finde es erstaunlich, wie rasch die Briefmarkensammler nach diesem jahrelangen, mörderischen Vernichtungskrieg, den die Deutschen losgetreten hatten, begannen, „normal“ zu agieren.

Bis dann

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P.S. Rückschlag

Ich hätte gerne noch das eine oder andere Detail zur Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter und dessen Bedeutung für die Saarphilatelie geschrieben und hatte bereits in Rücksprache mit dem zuständigen Vorstandsmitglied Rolf Bechtler eine Bestellung für Informationsmaterial bei der ArGE Französische Zone platziert. Für das unvollständige 2. Kapitel des Handbuchs FZ sollte ich für Euro 10, die Chronologie sowie einige Artikel aus Rundbriefen zu einem Vorzugspreis erhalten. Der Vorstand der ArGe Französische Zone hat jedoch dann überraschen einen Kurswechsels um 180° vorgenommen und mir klar kommuniziert, dass mir diese Informationen von der ArGe Französische Zone nur gegen Zahlung von richtig grossem Geld zur Verfügung gestellt würden.

Ich bin da ganz offen: Ich kann es mir schlicht nicht leisten, für das Handbuch FZ, von welchem ich ein einziges, nicht einmal fertiggestelltes Kapitel benötige, Euro 270 plus Versand und für jeden Rundbrief, aus welchem ich vielleicht – ausgewählt aufgrund des Titels – einen Artikel lesen möchte, Euro 10 pro PDF-Version zu bezahlen.

All die Zeit und den Aufwand für Recherche, für Material, für die Webadressen der Website und des Weblogs, für die Inhalte, für die Information der Leser via Facebook in Höhe von mehreren hundert Euro pro Jahr stemme ich bereits im dritten Jahr finanziell allein und ohne die Leser mit Werbung zu plagen.

Dennoch wird mir seitens der vereinsmässig straff organisierten Philatelie unterstellt, dass ich ja aus meiner angebotenen Prüfertätigkeit Einnahmen generiere und mir die Ausgaben für die Informationen leisten können müsste.

Angebot ist nicht gleich Nachfrage … das sollten insbesondere Vorstände wissen. Ich habe als freier, von Prüfvereinen unabhängiger Prüfer für die Originalausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland bislang für einen einzigen Händler sieben Briefmarkenprüfungen erstellt, die geprüften Marken wurden anstandslos verkauft. Nur, diese Prüfungen habe ich sämtlich gratis, resp. gegen Überlassung einer einzelnen Briefmarke meine Sammlung vorgenommen. Mein Prüfgebiet erfreut sich nicht gerade grosser Nachfrage. Die Ausgaben für die Prüfgeräte, angefangen von Mikroskop, UV-Prüfer, Waage, Mikrometer, Dokumentvorlagen, Siegel etc. sowie die umfangreiche, dahinterstehende Literatur, werde ich wohl bis an mein Lebensende nicht amortisieren.

Doch irgendwelche Vereinsbünzlis wissen es ja immer besser und haben wohl auch noch Spass daran, jedem, der versucht mit seinem Briefmarken-Projekt die Sammler zu informieren und unabhängig von Bezahlangeboten zu machen, dicke Knüppel zwischen die Briefmarken-Beine zu werfen.

Was bleibt: Frust und das Wissen, dass ich euch, die Leser des Saarphilatelie-Blogs, nicht so informieren kann, wie ich es vielleicht möchte.

So, ich musste das loswerden, in den letzten Wochen war ich ganz kurz davor, Saarphilatelie.com zu beerdigen.

Bis dann

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#saarphilatelie

Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (IV)

Wappen und Dichter – Die Zwischenstegpaare

Hallo

Im vorhergehenden Beitrag zur Ausgabe Wappen und Dichter habe ich Ihnen die Zwischenstegpaare der Werte 1 Pfennig bis 10 Pfennig im Detail vorgestellt.

In diesem Beitrag folgen die Zwischenstegpaare der Werte 12 Pfennig bis 30 Pfennig, einige Statistik und einige Belege. Letztere zur Vertiefung der Erkenntnis, dass die Werte der Ausgabe Wappen und Dichter auch Saarbriefmarken sind. Ausgegeben von den französischen Militärbehörden der Zone d’occupation française en Allemagne nicht ausschliesslich für das Saarland, aber auch für das Saarland.

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Zwischenstegpaare und mögliche Maschinennummern

12 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
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    • Mögliche Maschinennummern: 15, 16
    • Bildmotiv: Wappenschild der Pfalz
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: J. (Jules) Piel 1882-1978, französischer Graveur

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15 Pfennig-Wert

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    • Mögliche Maschinennummern: 15, 17
    • Bildmotiv: Wappenschild der Stadt Saarbrücken, ein Wappen des Saarlandes existierte – noch – nicht
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: J. (Jules) Piel 1882-1978, französischer Graveur

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20 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
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    • Mögliche Maschinennummern: 15, 17
    • Bildmotiv: Wappenschild Württembergs
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: H. (Henri) Cortot 1892-1950, französischer Graveur

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24 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
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    • Mögliche Maschinennummern: 15, 17
    • Bildmotiv: Wappenschild der Stadt Saarbrücken, ein Wappen des Saarlandes existierte – noch – nicht
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: J. (Jules) Piel 1882-1978, französischer Graveur

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30 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
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© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
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    • Mögliche Maschinennummern: 15, 16, 17
    • Bildmotiv: Wappenschild Badens
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: H. (Henri) Cortot 1892-1950, französischer Graveur

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Euch sind sicherlich drei Dinge aufgefallen:

    • Mit Ausnahme des Bildmotivs Rheinland gilt: Werte mit demselben Bildmotiv weisen dieselben Maschinennummern auf.
    • Die einzige Maschinennummer, die bei allen Werten auftritt, ist die 15.
    • Einzig beim Bildmotiv Baden treten alle drei Maschinennummern auf.
Übersicht Maschinennummern

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Maschinennummer 15

Maschinennummer 16

Maschinennummer 17

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Die Werte der Wappen und Dichter sind auch Saarbriefmarken

Sicher, die Ausgabe war bereits im Druck resp. einige Werte bereits verausgabt, als die provisorische französische Regierung unter Charles de Gaulle und danach Félix Gouin die seit dem 10. Juli 1945 vorbereitete Trennung des Territoire de la Sarre vom Rest der Zone d’occupation française en Allemagne Schritt für Schritt umsetzte. Ab dem 16. Februar 1946 unterstand das Saarland nicht mehr dem Alliierten Kontrollrat und war damit de facto eine französische Kolonie unter einer eigenen Militärregierung (weshalb frankophone Briefmarken-Kataloge die Saarbriefmarken auch unter Colonies françaises führen). Die offizielle Sprachregelung bezeichnete das Saarland als Protektorat, was in Zeiten der aktiv betriebenen Dekolonisation – Libanon, Syrien, Transjordanien, Indien etc. – wohl politisch sinnvoll war, obschon das deutsche Wort für Protektorat, Schutzgebiet, eher unschöne Erinnerungen wachgerufen haben dürfte.

Am 22. Dezember 1946 wurde der Status des Saarlandes als französische Kolonie durch die von den Alliierten Siegermächten gebilligte Errichtung einer Zollgrenze zum besetzten ehemaligen Deutschen Reich zementiert. Dieser Status änderte sich innert eines Jahres – so schnell kann es gehen – mit der von Frankreich im Dezember 1947 gewährten Autonomie und dem Abschluss einer Wirtschafts- und Zollunion zwischen dem ehemaligen Mutterland Frankreich und dem nun (teil-) souveränen Saarland. Mit Abzug des Hohen Kommissars und der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Frankreich und dem Saarland – praktischerweise mutierte der Hohe Kommissar Gilbert Grandval zum Botschafter Frankreichs – wurde das Saarland 1952, lange vor Österreich und der Bundesrepublik Deutschland, endgültig souverän.

Wappen und Dichter als Vorläufer im Saarland

Saarlouis, 19. Mai 1946, © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
Namborn 25. September 1946, © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com

Wappen und Dichter als Mitläufer bis zum letzten Gültigkeitstag

Mettlach, 5. März 1947, © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
Reisbach, 13. März 1947, © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
Saarlouis, 28. März 1947, © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
Höcherberg, 27. November 1947, © Sammlung Projekt Saarphilatelie.com

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Sommerzeit ist Ferienzeit, das gilt auch für mich. Der nächste Beitrag erscheint wie gewohnt am Sonntag, 4. August 2019.

Bis dann

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Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (III)

Wappen und Dichter – Die Zwischenstegpaare

Hallo

Im vorhergehenden Beitrag zur Ausgabe Wappen und Dichter habe ich euch die 13 Werte von 1 Pfennig bis 5 Mark (SP1-SP13) im Detail vorgestellt. Eine philatelistische Spezialität, welche bei dieser Ausgabe ausschliesslich bei den Pfennig-Werten auftritt, sind die Zwischenstegpaare.

Der Begriff Zwischenstegpaar sagt euch nichts? Ohne an dieser Stelle auf den Herstellungsprozess der Ausgabe Wappen und Dichter bei der französischen Staatsdruckerei in Paris einzugehen, eine simple Erklärung: Die Druckbögen der Pfennig-Werte – nicht diejenigen der Mark-Werte – bestehen aus 100 Marken, angeordnet in 10 waagerechten Reihen mit je 11 Feldern. Sie stutzen, rechnen und kommen auf 110 Marken pro Druckbogen? Die Erklärung für diese Diskrepanz ist einfach. Das jeweils 6. Feld jeder Markenreihe ist ein unbedrucktes Leerfeld.

Druckbogen 10 Pfennig-Wert Wappen und Dichter SP5, 96686 vom 24. November 1945 (Raschke)

Wie bei vielen Marken französischer Provinienz findet sich auch auf den Druckbögen der Wappen und Dichter auf dem Bogenrand links unten die Bogennummer und rechts unten das Druckdatum. Auf dem zweituntersten Leerfeld, sozusagen „Feld 86“, ist die Zahl 15 aufgedruckt. Dies ist die Maschinennummer; auf die Maschinennummer werden wir später noch zurückkommen. Ebenfalls gut sichtbar sind die Passerzeichen, da sämtliche Pfennig-Werte der Ausgabe Wappen und Dichter im Dreifarben-Buchdruck hergestellt wurden. Was auffällt: Die Druckbögen weisen im Gegensatz zu den Schalterbögen der Ausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland keine Reihenwertzähler auf.

Zurück zum Zwischenstegpaar. Wie der Begriff schon sagt, besteht ein Zwischenstegpaar aus zwei Marken mit dazwischen liegendem Leerfeld.

1 Pfennig Zwischenstegpaar, SP1 ZW

Wenn ich ein Zwischenstegpaar sehe, insbesondere als Frankatur auf einem Brief, stellt sich mir die Frage, ob  Zwischenstegpaare tatsächlich für postalische Verwendung am Schalter verausgabt wurden, oder ob es sich bei diesen um generische Sammlermarken handelt. Was meint ihr?

Bei den Mark-Werten der Ausgabe Wappen und Dichter, die im Gegensatz zu den Pfennig-Werten im Stichtiefdruck-Verfahren hergestellt wurden, treten Zwischenstegpaare nicht auf; dafür findet der Sammler Marken mit anhängendem Leerfeld oben resp. unten. Das mittlere Leerfeld des unteren Bogenrands trägt die Maschinennummer (auch Maschinenzeichen genannt) der jeweiligen Druckmaschine. Ergo kamen beim Druck der Werte der Wappen und Dichter – anders als bei der Ausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland – mehr als eine Druckmaschine zum Einsatz.

Druckbogen 1 Mark-Wert Wappen und Dichter SP11, 24427 vom 4. Dezember 1945 (Raschke)

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Zwischenstegpaare und mögliche Maschinennummern

1 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
    • Mögliche Maschinennummern: 15, 16
    • Bildmotiv: Wappenschild der Rheinprovinz
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: J. (Jules) Piel 1882-1978, französischer Graveur

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3 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
    • Mögliche Maschinennummern: 15, 16
    • Bildmotiv: Wappenschild der Pfalz
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: J. (Jules) Piel 1882-1978, französischer Graveur

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5 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
    • Mögliche Maschinennummern: 15, 17
    • Bildmotiv: Wappenschild Württembergs
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: H. (Henri) Cortot 1892-1950, französischer Graveur

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8 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
    • Mögliche Maschinennummern: 15, 16, 17
    • Bildmotiv: Wappenschild Badens
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: H. (Henri) Cortot 1892-1950, französischer Graveur

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10 Pfennig-Wert

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com
    • Mögliche Maschinennummern: 15
    • Bildmotiv: Wappenschild der Rheinprovinz
    • Design: R. (Robert) Louis 1902-1965, französischer Heraldiker
    • Gravur: J. (Jules) Piel 1882-1978, französischer Graveur

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Im kommenden Beitrag werde ich euch die Zwischenstegpaare der Werte 12 Pfennig bis 30 Pfennig vorstellen und eine tabellarische Übersicht der möglichen Maschinennummern an die Hand geben.

Bis dann

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#saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 1 Mark

Hallo

Obschon dieser Beitrag den betragsmässig höchsten, den 1 Mark-Wert und damit den letzten Wert der 1. wie auch 2. Offenburger Ausgabe behandelt, ist dies nicht der letzte Beitrag dieser Beitragsserie über die einzelnen Werte der Ausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland. In einem späteren Beitrag werde ich euch noch einige Abbildungen von interessanten Spezialitäten dieser Briefmarkenausgaben, die erst nach Erscheinen der entsprechenden Beiträge in meine Sammlung gelangten, vorstellen sowie mich an einer Zusammenfassung versuchen.

Der 1 Mark-Wert hat ein neues, wie beim 84 Pfennig-Wert nur einmal vorkommendes Bildmotiv, die Saarschleife bei Mettlach, und wartet ebenfalls mit einem neuen grossen Markenformat auf. Wurden die Werte zu 2 bis 80 Pfennig im Format 22 x 26 Millimeter und der 84 Pfennig-Wert im Format 26 x 43 Millimeter hergestellt betragen die Masse der Marken zu 1 Mark 43 x 26 Millimeter (jeweils bei normaler Zähnung) .

Der 1 Mark-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland ist nicht nur der höchste Wert dieser Freimarkenserie, sondern auch ein früh verausgabter Hauptwert der Ausgabe. Hohe Frankaturen konnten durch die Verwendung dieses Wertes mit wenigen Briefmarken abgedeckt werden, was bei der vergleichsweise niedrigen Auflagenhöhe der einzelnen Marken aus Sicht der P.T.T. des Saarlandes nicht zu unterschätzender Vorteil war.

Als Beispiel ein Einschreibebrief im Fernverkehr der zweiten Gewichtsstufe bis 50 Gramm. Die Beförderungsgebühr betrug 1947 108 Pfennig (48 Pfennig für den Brief plus 60 Pfennig Einschreibegebühr), welche durch eine Marke zu 1 Mark und eine Marke zu 8 Pfennig bequem verklebt werden konnten.

Als Einzelfrankatur dagegen deckte der Wert nur wenige Tarife ab:

    • Postanweisung bis 750 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Behandlungsgebühr Wertsendung über 100 Mark
SP33, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Dass die jeweils höchsten Werte einer Serie ein anderes Format als die „niedrigen“ Werte aufweisen, ist nicht ungewöhnlich. Wir kennen dies von vielen anderen zeitgenössischen Briefmarkenausgaben.

AM Post 1945/46
Wappen und Dichter 1945/46
Kontrollratsausgabe 1947/48
Bautensatz 1948

Das Markenbild des 1 Mark-Werts der 1. Offenburger Ausgabe zeigt in fotorealistischem Detail die Saarschleife bei Mettlach. Das Projekt Saarphilatelie.com hat dieses Naturjuwel und Wahrzeichen des Saarlandes bereits mehrfach, das letzte Mal im Juni 2019 anlässlich von Ortsterminen im Saarland aufgesucht.

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas dagegen hat 1946 die Saarschleife wahrscheinlich nicht aufgesucht, um einen eigenen Eindruck für seine Bildvorlage zu gewinnen, sondern verwendete eine weit verbreitete Ansichtskarte, welche die Saarschleife etwa um das Jahr 1928 zeigt (vgl. hier).

In diesem Blog habe ich über kein Bildmotiv so häufig geschrieben, wie über die Saarschleife bei Mettlach, weshalb ich meine Ausführungen auf eine Auflistung der Fundstellen für den Leser beschränke:

Abbildungen

Der 1 Mark-Wert gehört zu denjenigen Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 1 Mark-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe, Marken der Neuausgabe, Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck.

SP46, Neuausgabe mit Währungsbezeichung SM für Saarmark, Herbst 1947
SP59 I, Originalausgabe mit Aufdruck 50 F Malstatt-Burbacher Druck (Typ I)
SP59 II, Neuausgabe mit Aufdruck 50 F Malstatt-Burbacher Druck (Typ II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe beim 1 Mark-Wert in der Regel einfach. Achtet auf:

    • Die originale Währungsbezeichnung: M = Originalausgabe, SM = Neuausgabe
    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller, transparenter und matter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 28. Januar 1947, B 18399 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation verschobene Perforation

Markenpaar mit stark verschobener Perforation bei dem wir erkennen können, dass die Perforationsstifte der eingesetzten Titan Flachperforiermaschine es nicht in jedem Fall schafften, das Papier zwischen den Markenzähnen vollständig zu entfernen.

Dokumentation Einschluss

In einem früheren Beitrag hatte ich bereits einen Papier-Einschluss vorgestellt. Die Qualität des Papiers, welches für die Herstellung der Marken der Originalausgabe verwendet wurde, ist- mit Ausnahme des Wasserzeichenpapiers für die Werte zu 12, 45 und 75 Pfennig – überwiegend minderwertig. Es handelt sich um dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen. Unter der Lupe findet man in der Papiermasse neben vielen Holzeinschlüssen auch häufig feine, farbige Stofffäden. Die vorstehend abgebildeten Holzeinschlüsse sind gross genug, ohne Lupe sichtbar zu sein; sie sind aber nicht aussergewöhnlich.

Einschlüsse in der Papiermasse sind materialbedingt und stellen keinen Mangel dar.

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Habt ihr euch gewundert, dass ich bei der Abbildung der Marke der Originalausgabe das auffällige Feldmerkmal am oberen Bildrand nicht erwähnt habe?

Ohne der in wenigen Wochen startenden Beitragsserie Weisse Wolke über dem Storchennest zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe und einigen anderen interessanten Marken der Ausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland vorgreifen zu wollen: Ich habe dieses Feldmerkmal nicht herausgestrichen, da es sich nicht um das im Michel-Katalog unter Mi. 225 I aufgeführte Feldmerkmal handelt.

Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich. Die Beschreibung im Michel-Katalog trifft doch zu, oder nicht? Der Michel schreibt:

„Ballon“ am Himmel am linken oberen Bildrand (Feld 14)

Der dunkle Farbfleck ist am oberen Bildrand und auch leicht links, das stimmt. Was versteht aber die Michel-Redaktion unter dem Begriff „Ballon“? Der Begriff Ballon wird im Zusammenhang mit Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe in den Michel-Katalogen auch an anderer Stelle verwendet:

Unter dem Begriff Ballon versteht die Michel-Redaktion also einen eher kreisrunden Farbfleck im Bereich des Himmels eines Bildmotivs. Nur, der Begriff wird von der Redaktion keineswegs durchgehend verwendet, vgl.:

Wenn wir uns diese hergeleitete Begriffsbestimmung „kreisrunder Farbfleck im Bereich des Himmels eines Bildmotivs“ vor Augen halten, dann kann es sich nicht um das katalogisierte Feldmerkmal handeln.

Die nachstehenden Abbildungen zeigen das gesuchte Feldmerkmal.

1 Mark, SP33 Feld 14AB (hier A)
1 Mark, SP33 Feld 14AB (hier A)

Zwei dunkle Farbflecken am linken oberen Bildrand oberhalb der Spitzen der beiden A von SAAR; der rechte Farbfleck ist grösser als der linke und befindet sich bei Marken mit normaler Perforation zwischen dem 7. und 8. Markenzahn von links; die beiden Farbflecken bilden mit einem weiteren Farbflecken – dieser gehört zum normalen Bildmotiv – auf dem darunter liegenden Hügelrücken ein gleichschenkliges Dreieck.

Fazit: Der Begriff „Ballon“, den die Michel-Redaktion in ihrer Beschreibung des Feldmerkmals Mi. 225 I verwendet, ist unzutreffend und das Feldmerkmal besteht darüber hinaus aus zwei Flecken, nicht aus einem. Das auf der Abbildung zu Beginn gezeigt Feldmerkmal ist ein Amis Faux (vgl. Definition am Schluss des Beitrags) und gehört zum Feld 50AB. Ihr könnt dies gut mit den Abbildungen der Druckdaten vergleichen. Diese Marken stammen naturgemäss alle vom Feld 50 und weisen auch alle dasselbe Feldmerkmal auf; auf Marken der A-Bögen besser zu erkennen als auf denen der B-Bögen.

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Definition Ami Faux

Feldmerkmale, auf welche die Beschreibungen des Michel-Kataloges zutreffen, die jedoch auf einem anderen Bogenfeld auftreten als im Michel-Katalog angegeben. Für den Sammler sind Amis Faux auf Einzelmarken in der Regel nicht zu erkennen. Ursachen: Fehlende Abbildungen sowie mangelhafte, vage oder schlichtweg falsche Beschreibungen im Michel-Katalog.

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Steckbrief des 1 Mark-Werts
    • Wert/Währung: 1 (Reichs-) Mark, ab 16. Juni 1947: 1 (Saar-) Mark
    • Bildmotiv: Grosse Saarschleife bei Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 6005 Moosgrün
      • Stanley Gibbons Farbenführer: blackish green
      • End/Becker: Grün
      • Paul Staedel: vert gris
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelgrün
      • Michel: Schwärzlichgraugrün
      • Scott: gray green
      • Stanley Gibbons: green
      • Yvert & Tellier: vert
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 43 x 26 Millimeter / ca. 40 x 22,2 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 28.-30. Januar 1947
    • Auflage: 2’000’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’970’000 Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 225
      • Paul Staedel: 20
      • F.S.A.: 215
      • Michel: 225
      • Saarphilatelie: 33
      • ANK: 225
      • Scott: 171
      • Stanley Gibbons: 222
      • Yvert & Tellier: 215
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 20./21. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 3’020’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 15’200 Stück von denen 600 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 50 F
    • Erstausgabetag des 50 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD Typ I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD Typ II.

Bis dann

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Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (II)

Wappen und Dichter – Die einzelnen Werte

Hallo

Geht es euch auch so? Bringt ihr die Briefmarken-Ausgabe Wappen und Dichter, umgangssprachlich auch als Allgemeine Ausgabe bezeichnet ausschliesslich mit dem Sammelgebiet „Französische Zone“ in Verbindung? Also mit den Briefmarken der späteren Länder der Zone d’occupation française en Allemagne Baden, Rheinland-Pfalz und Württemberg-Hohenzollern? Falls ja, befinden ihr euch in bester Gesellschaft.

Meiner Ansicht nach ist diese sehr einseitige Sicht auf die Ausgabe Wappen und Dichter vor allen auf die nicht immer nachvollziehbare Art der Katalogisierung im Michel-Katalog zurückzuführen.

Ich will nicht darauf hinaus, dass die Augabe Wappen und Dichter auch beim Sammelgebiet Saarland aufgeführt werden sollten. Nein, ich will hier nicht der Doppelspurigkeit das Wort reden. In einer 5. Auflage eines Saar Spezial-Kataloges müsste jedoch die Ausgabe Wappen und Dichter als Vor- und Mitläufer der Ausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland definitiv einen Platz haben. Nur habe ich da wenig Hoffnungen. Beim Schwaneberger-Verlag wird auch weiterhin nur mit Copy/Paste gearbeitet werden; alter Wein in neuen Schläuchen, teuer verkauft.

Item. Ich empfehle euch, insbesondere den geschichtlich interessierten unter euch, die Zuordnung der einzelnen Sammelgebiete im Michel-Briefmarkenkatalog durchaus kritisch zu betrachten.

Die Briefmarkenausgaben für die Saar-Region erstrecken sich – mit einem Unterbruch während der Diktatur des „Dritten Reichs“, über fast vier Jahrzehnte und vier Sammelgebiete:

    • 1920-1935, Saargebiet, Deutschen Reich unter treuhänderischer Verwaltung des Völkerbunds, ergo Sammelgebiet Deutsches Reich
    • 1945-1947, Territoire de la Sarre, französische Annektion, ergo Sammelgebiet Frankreich, Kolonialausgaben
    • 1947-1956, Saarland, (teil-) souveräner Staat, ergo eigenes Sammelgebiet evtl. Sammelgebiet Westeuropa
    • 957-1959, Bundesland der BRD, meist bildgleiche Ausgaben, ergo Sammelgebiet Bundesrepublik Deutschland

Nach diesem kurzen Exkurs zurück zu der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter. Die Werte dieser Ausgabe waren im Saarland von Dezember 1945 bis zum 27. November 1947 frankaturgültig. die Marken waren somit Vor- und Mitläufer der Briefmarkenausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland und zwar anfänglich auch des Malstatt-Burbacher Drucks. Interessant ist dies insbesondere deshalb, da die Nominale der Wappen und Dichter ja auf Reichsmark und-pfennige lauteten und dies – anders als bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe nach der Währungsumstellung vom 16. Juni 1947 – in den Ländern der Zone d’occupation française en Allemagne auch weiterhin gegen diese schwindsüchtige Währung verkauft wurden. Wurde dieses Schlupfloch für den streng untersagten und mit drakonischen Strafen belegten Kapitaltransfer aus dem besetzten Deutschen Reich ins Saarland genutzt? Wer weiss? Denkbar wäre es.

Die 13 Werte der Ausgabe Wappen und Dichter SP1-SP13, aufsteigend nach Wert sortiert

Ich werde nun die einzelnen Werte der Ausgabe Wappen und Dichter im Einzelnen vorstellen. Zwei Vorbemerkungen bezüglich der Druckdaten und der Farbbeschreibungen:

Die Werte der Wappen und Dichter wurden nicht, wie die Werte der 1. Offenburger Ausgabe, in einer Druckperiode hergestellt, sondern – verständlich bei dem grossen Gültigkeitsbereich und den daher benötigten Mengen an Briefmarken – immer wieder neu aufgelegt. Nicht nur zwischen den verschiedenen Druckperioden, sonder auch innerhalb derselben Druckperiode treten grosse Farbschwankungen auf, beispielsweise nach zuvor erfolgter Reinigung der Druckmaschine). Ein Effekt, welcher durch die Verwendung unterschiedlicher Papiersorten noch verstärkt wird.

    • Katalognummer: SP1
    • Wert/Währung: 1 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Rheinprovinz (ohne preussischen Adler) in dunklem Rahmen, der weisse, wellenweis gezogene Schrägrechtbalken auf grünem Grund stammt ursprünglich aus dem Wappen des Grossherzogtums Niederrhein
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 1PF BRIEFPOST 1PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, hellgelb, dunkelsmaragdgrün auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), hellbraungelb, dunkelsmaragdgrün auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 21.-29. Dezember 1945
      • 31. Januar 1946
      • 6.-11. März 1946
      • 14.-23. August 1946
    • Auflage: 21’600’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP2
    • Wert/Währung: 3 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Pfalz in dunklem Rahmen (auch Wappen des Hauptortes Neustadt an der Haardt)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 3PF BRIEFPOST 3PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, dunkellilarot, dunkelorangegelb auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), dunkelliarot, orangegelb auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 17.-19. Dezember 1945
      • 16.-24. Januar 1946
      • 7.-12. März 1946
      • 2./3. Mai 1946
      • 7.-26. August 1946
      • 17.-19. Dezember 1946
    • Auflage: 44’800’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP3
    • Wert/Währung: 5 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Württembergs in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 3PF BRIEFPOST 3PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = schwarz, (dunkel-) braun, (dunkel-) gelborange auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), (dunkel-) braun, (dunkel-) gelborange auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 17.-20. Dezember 1945
      • 17.-22. Januar 1946
      • 11.-21. März 1946
      • 7.-14. Mai 1946
      • 27. August-10. September 1946
    • Auflage: 53’600’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP4
    • Wert/Währung: 8 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Badens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 8PF BRIEFPOST 8PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = dunkelbraun, (dunkel)gelborange, rot auf weiss
      • b = (lebhaft-) braun, dunkelgelborange, rot auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 19.-21. Dezember 1945
      • 22.-26. Februar 1946
      • 2. April 1946
      • 30. April 1946
      • 2./3. Mai 1946
      • 24. Juli-13. August 1946
      • 26. August-3. September 1946
    • Auflage: 43’300’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP5
    • Wert/Währung: 10 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Rheinprovinz (ohne preussischen Adler) in dunklem Rahmen, der weisse, wellenweis gezogene Schrägrechtbalken auf grünem Grund stammt ursprünglich aus dem Wappen des Grossherzogtums Niederrhein
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 10PF BRIEFPOST 10PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben: braun, hellbraungelb, dunkelgrün auf weiss
    • Papiersorten:
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
    • Papierdicke:
      • y = 0.07-0.08 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 24.-26. November 1945
    • Auflage: 1’137’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP6
    • Wert/Währung: 12 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Pfalz in dunklem Rahmen (auch Wappen des Hauptortes Neustadt an der Haardt)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 12PF BRIEFPOST 12PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, (dunkel-) orangerot, dunkelgelborange auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), (dunkel-) orangerot, dunkelgelblichorange auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 7.-15. Dezember 1945
      • 2.-12. Januar 1946
      • 12. Februar-4. März 1946
      • 13.-18. März 1946
      • 4.-9. Mai Mai 1946
      • 18. Juli-5. August 1946
      • 8.-26. September 1946
    • Auflage: 90’400’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP7
    • Wert/Währung: 15 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Saarbrückens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 15PF BRIEFPOST 15PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.Piel von oben nach unten
    • Entwerfer/GraveurRobert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, lebhaft- bis dunkelviolettultramarin, (dunkel-) zinnober auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), violettultramarin, (dunkel-) zinnober auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 14.-17. Dezember 1945
      • 27. Februar-4. März 1946
      • 16./17. Mai 1946
      • 28. August-5. September 1946
    • Auflage: 22’300’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP8
    • Wert/Währung: 20 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Württembergs in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 20PF BRIEFPOST 20PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = schwarz, lebhaftrot, dunkelgelborange auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), lebhaftrot, dunkelgelblichorange auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 1.-3. Dezember 1945
      • 24.-28. Januar 1946
      • 28. Februar-6. März 1946
      • 11.-21. März 1946
      • 14.-16. Mai 1946
      • 10.-19. September 1946
    • Auflage: 25’100’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP9
    • Wert/Währung: 24 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Saarbrückens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 24PF BRIEFPOST 24PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.Piel von oben nach unten
    • Entwerfer/GraveurRobert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, (dunkel-) lilaultramarin, orangerot auf weiss
      • b = schwarz, mittellilaultramarin, (dunkel-) zinnober auf weiss
      • c = schwarz (glänzend), mittellilautramarin, zinnober auf weiss
      • d = schwarz (glänzend), dunkelliaultramarin, orangerot auf weiss
      • e = schwarz (glänzend), lebhaftlilaultramarin, orangerot auf weiss
      • f = schwarz (glänzend), preussischblau bis grauultramarin, orangerot auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 22.-27. Dezember 1945
      • 18.-23. März 1946
      • 30. April-15. Mai 1946
      • 10.-18. Juli 1946
      • 6.-21. September 1946
      • 23./24. September 1946
    • Auflage: 22’300’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP10
    • Wert/Währung: 30 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Badens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 30PF BRIEFPOST 30PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = schwarz, dunkelgelborange, dunkelorangerot auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), gelborange, rot bis dunkelorangerot auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
      • zz = pergamentartiges, bräunlichgraues Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
      • zz = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 10./11. Dezember 1945
      • 25.-30. Januar 1946
      • 3.-7. Mai 1946
      • 3.-10. September 1946
    • Auflage: 20’500’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP11
    • Wert/Währung: 1 (Reichs-)Mark
    • Bildmotiv: frontales Brustbild Johann Wolfgang Goethe vor zwei griechischen Säulen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Bildaufschrift 1749 GOETHE 1832 die Buchstaben O und E in Goethe sind miteinander verbunden; Unterrand 1M BRIEFPOST 1M; unterhalb BRIEFPOST mittig in kleiner Schrift OUVRÉ
    • Entwerfer/Graveur: Achille Ouvré
    • Farben: dunkelsiena auf weiss
    • Papiersorten:
      • v = pergamentartiges, graues, steifes Papier, durchscheinend
    • Papierdicke:
      • v = 0.08-0.1 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Stichtiefdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 26 x 40 Millimeter / ca. 22.4 x 35.9 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 13:13 ¼
    • Druckdaten:
      • 1.-6. Dezember 1945
      • 14. Januar 1946
    • Auflage: 1’044’325 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP12
    • Wert/Währung: 2 (Reichs-)Mark
    • Bildmotiv: seitliches Brustbild Friedrich Schiller (von rechts)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Bildaufschrift 1759 SCHILLER 1805; Unterrand 2M BRIEFPOST 2M; unterhalb BRIEFPOST mittig in kleiner Schrift OUVRÉ
    • Entwerfer/Graveur: Achille Ouvré
    • Farben: dunkelpreussischblau auf weiss
    • Papiersorten:
      • v = pergamentartiges, graues, steifes Papier, durchscheinend
    • Papierdicke:
      • v = 0.08-0.1 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Stichtiefdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 26 x 40 Millimeter / ca. 22.4 x 35.9 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 13:13 ¼
    • Druckdaten:
      • 15.-20. März 1946
    • Auflage: 1’032’175 Stück
    • Erstausgabetag: 28. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Katalognummer: SP13
    • Wert/Währung: 5 (Reichs-)Mark
    • Bildmotiv: seitliches Brustbild Heinrich Heine (von links)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Bildaufschrift 1797 HEINRICH HEINE 1856; die Buchstaben HEINRICH in etwas kleineren Grossbuchstaben als die Initiale H resp. der Familienname HEINE; Unterrand 5M BRIEFPOST 5M; unterhalb BRIEFPOST mittig in kleiner Schrift OUVRÉ
    • Entwerfer/Graveur: Achille Ouvré
    • Farben: braunrot
      • v = pergamentartiges, graues, steifes Papier, durchscheinend
    • Papierdicke:
      • v = 0.08-0.1 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Stichtiefdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 26 x 40 Millimeter / ca. 22.4 x 35.9 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 13:13 ¼
    • Druckdaten:
      • 13.-20. März 1946
    • Auflage: 1’032’175 Stück
    • Erstausgabetag: 28. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948
    • Anmerkung: Das Bildmotiv Heinrich Heine für den höchsten Wert der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter war von den französischen Behörden bewusst und sehr treffend gewählt worden. War dieser im rheinischen Düsseldorf geborene Dichter, Journalist, Essayist, Satiriker, Polemiker und Reiseschriftsteller doch ein aufgeklärter, scharfsinniger Denker der Moderne. Von den rückständigen und bornierten Fürsten der Restaurationszeit gefürchtet und mit einem Publikationsverbot belegt, den Judenhassern und Ultranationalisten östlich des Rheins bis heute verhasst, fand der international anerkannte und geschätzte Literat deutscher Sprache in Frankreich nicht nur Anerkennung, sondern eine zweite Heimat.

Bis dann

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Anmerkung

(1) Die Erstausgabetage nach Dr. W. D. Meisel

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#saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 84 Pfennig

Hallo

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem 84 Pfennig-Wert der Ausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland. Dieser Wert wartet nach den drei vorhergehenden Werten zu 60, 75 sowie 80 Pfennig, die jeweils das Bildmotiv Alter Turm in Mettlach zeigen, mit einem neuen Bildmotiv auf: Das im Mai 1946 eingeweihte Denkmal für Maréchal Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis.

Der 84 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland ist nicht nur der zweithöchste Wert dieser Freimarkenserie, sondern ein Hauptwert der Ausgabe und deckte als Einzelfrankatur das Porto für einen Einschreibebrief im Inland ab.

    • Einschreiben (Inland) 1. Gewichtsstufe bis 20 g
SP32, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Nicht nur das Bildmotiv unterscheidet sich von den vorherigen Motiven der 1. Offenburger Ausgabe, sondern auch das Format der Briefmarke ist ein anderes. Waren die bisherigen Marken 22 mm x 26 mm gross, betragen die Masse nun 26 mm x 43 mm.

Dass die jeweils höchsten Werte einer Serie ein anderes Format als die „niedrigen“ Werte aufweisen, ist nicht ungewöhnlich. Wir kennen dies von vielen anderen zeitgenössischen Briefmarkenausgaben.

AM Post 1945/46
Wappen und Dichter 1945/46
Kontrollratsausgabe 1947/48
Bautensatz 1948

Das Markenbild des 84 Pfennig-Werts der 1./2. Offenburger Ausgabe zeigt das Denkmal für den Maréchal d’Empire Michel Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis. Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet ganz offensichtlich das Denkmal für Maréchal Ney als Vorlage für das Bildmotiv des 84 Pfennig-Werts, jedoch nimmt er feine Veränderungen vor – die Freiheit eines Künstlers. Gesicht und Pose des 22,1 x 40 Millimeter grossen Markenbilds weichen erkennbar vom Original ab. Woher ich das weiss?

Das Projekt Saarphilatelie.com hat im Juni 2019 dieses Denkmal im Rahmen eines Ortstermins im Saarland aufgesucht.

Die von dem seit Jahrzehnten in Frankreich tätigen, polnischen Künstler Jean-Lambert Rucki in reduzierter Formensprache gestaltete etwa 5 Meter hohe, monolithische Betonplastik steht auf einem alten Pulvermagazin auf der Vauban-Insel. Diese Insel in einem alten Saararm wurde Sébastien le Prestre de Vauban, Festungsbaumeister von Louis XIV., als Contre-garde konzipert und ist Teil des heute noch bestehenden und genutzten Festungswerks Saarlouis. Das Pulvermagazin auf der von  Insel, wurde u.a. mit Finanzmitteln aus EU-Töpfen aufwendig renoviert. Es beherbergt heute einen kleinen Getränke-Kiosk.

Die Einweihung des Denkmals für Maréchal Ney erfolgte am 18. Mai 1946 im Rahmen der französischen Festtage an der Saar in Saarlouis durch Gouverneur Gilbert Grandval und den Bürgermeister, Walter Bloch. Die Französischen Festtage waren sehr gut besucht. Ob es wohl daran lag, das jeder Gast vier Bier, zwei Wecken und 100 Gramm Wurst erhielt? Die oben abgebildete, unauffällige Plakette unterhalb des Denkmals an der stadtzugewandten Seite des Pulvermagazins wurde dagegen erst 45 Jahre später, am 23. Mai 1991 angebracht.

Ein vom dem bekannten Graphiker Paul Colin entworfenes Plakat zu den Französischen Festtagen an der Saar von 1946 mit der bekannten La Semeuse – einer auch auf vielen Münzen und Briefmarken zu findenden Allegorie für Frankreich – die ihre Saat über Ruinen ausbringt.

Hier zeige ich euch noch ein Beleg mit dem Sonderstempel zu den Französischen Festtagen und dem Stempel von Saarlouis vom 19. Mai 1946 mit der schriftgeraden Postgebietsleitzahl 18 im Kreis (Letzteres existiert bei anderen Stempeln des Saarlandes nicht).

Abbildungen

Der 84 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 84 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe, Marken der Neuausgabe, Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck.

SP45, Neuausgabe Herbst 1947
SP58 I, Originalausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (Typ I)
SP58 II, Marke der Neuausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (Typ II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Dies gilt in ganz besonderem Mass für den 84 Pf/20 F-Wert, da an diesem keine Änderungen am Bildmotiv vorgenommen wurden. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Wertangabe 84 Pf. und die Landesbezeichnung SAAR sind farblich unwesentlich heller ausgeführt.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller, transparenter und matter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Sammlung Peter Falz, Quierschied

Der 26. Januar 1947 war ein Sonntag. Die Druckmaschine Palatia O in der Druckerei Franz Burda stand still.

Weshalb zeige ich das Druckdatum 24. Januar 1947 einmal ohne und einmal mit Überdruck? Bogenecken mit diesem Druckdatum ohne Überdruck sind eher selten. Ich danke Peter Falz, Quierschied, für die Überlassung des Scans und das zeigen des Originals. Handkehrum zeigten bislang alle Bögen und Bogenecken mit Überdruck, die mir vorgelegt wurden, das Druckdatum 24. Januar 1947. Eine Analyse der vom Projekt Saarphilatelie.com geführten Druckdatenbank lässt die Aussage zu, dass am 24. Januar 1947 mit mindestens 1’907 nachgewiesenen Druckbögen ausreichend Material für den Überdruck von 227’800 Marken (=1’139 Druckbögen) hergestellt wurden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 27. Januar 1947, A 15307 (5-stellige Bogennummer)

An dieser Stelle möchte ich euch darauf hinweisen, dass Saarhandbuch und handelsübliche Kataloge in Frankreich und Deutschland die Markenfelder des 84 Pfennig-Werts auf unterschiedliche Weise zählen.

Das Saarhandbuch zählt bei aufrechtem Schalterbogen, also liegendem Markenbild von links oben nach rechts unten (vgl. Abbildung).

Die mir bekannten Kataloge hingegen zählen bei aufrecht stehendem Markenbild von oben links nach unten rechts (vgl. Abbildung).

Beispiele: Aus Feld 1 im SHB wird in Katalogen das Feld 10, aus Feld 5 wird 50 und aus dem Feld 43  das Feld 22 und umgekehrt (vgl. für letztere die in Gelb beschrifteten Felder). Auf das Feld 43 resp. 22 werden wir gleich noch stossen.

Nicht jede Marke in eurer Saarsammlung ist auch tatsächlich die Marke, für welche ihr sie haltet. Dies gilt auch für geprüfte Stücke, sind Prüfer auch bloss Menschen und können irren.

Hier ein nettes Beispiel aus meiner umfangreichen Sammlung:

Der Verbandsprüfer des BPP Klaus Hoffmann hat die abgebildete Marke geprüft. Die Marke ist echt und weist gemäss der angebrachten Signatur ein Feldmerkmal auf, welches in Michel-Katalogen unter Mi. 224 III geführt wird:

224 III geschwungener Strich am Mantelrand links (Feld 29)

Die Marke weist tatsächlich einen dunklen Farbstrich über den Mantel auf. Dieser ist jedoch senkrecht und oberhalb des Degenknaufs. Aus Sicht des Mantelträgers wäre dies die linke Seite des Mantels, dennoch handelt es sich nicht um den katalogisierten „Plattenfehler“ (sic!). Tja … der Michel-Katalog geizt mit Abbildungen.

Die nachstehende Beschreibung und die Abbildung stammen von mir.

84 Pfennig, SP32 Feld 29AB: dunkler, diagonal von links unten nach rechts oben verlaufender Farbstrich über den Bildhintergrund und den linken Teil des Mantels; auf der Schärpe schwach auslaufend

Leider handelt es sich bei den Fehlprüfungen um ein weit verbreitetes Phänomen und selbst Auktionshäuser fallen auf diese „geprüften Stücke“ herein. Diese Woche konnte ich beispielsweise das Auktionshaus C.G. auf eine Fehlprüfung unter den für die kommende Auktion angebotenen Losen hinweisen. Die aufgrund der Fehlprüfung falsche Losbeschreibung wurde daraufhin umgehend angepasst.

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation verschobenen Perforation

Eckrandstück mit stark verschobener Perforation der Marke vom Feld 50, resp Feld 5 SHB. Fragt ihr euch gerade, wo den der im Michel-Katalog für dieses Feld gelistete „Plattenfehler“ (sic!) geblieben ist? Hat der Scanner das Feldmerkmal verschwinden lassen? Nein, hier ist ein weiteres Eckrandstück, wieder ohne das gesuchte Feldmerkmal:

Ich verstehe eure Verwunderung, schreibt doch der Michel:

224 IV Punkt im Mantel über zweitem „A“ in „SAAR“ (Feld 50)

Somit sollte das Feldmerkmal auf allen Marken vom Feld 50 auftreten. Dass Sie das Feldmerkmal auf den gezeigten Marken nicht finden liegt nicht an der Tatsache, dass ein Punkt im Mantel in jedem Fall schwierig aufzuspüren sein würde. Es liegt auch nicht daran, dass der Herausgeber der Michel-Kataloge sich nicht darum schert, was für einen hirnrissigen Blödsinn seine Redakteure in den Katalogen verzapfen. Nein, es liegt daran, dass der Michel-Katalog seit Jahren zig Fehler von Ausgabe zu Ausgabe weiterschleppt und kein Interesse daran zeigt, diese zu korrigieren. Darüber freut ihr euch selbstverständlich riesig, müsst ihr für die Kataloge aus dem Hause Schwaneberger doch sehr tief in die Tasche greifen.

Die Beschreibung und die Abbildung stammen wiederum von mir.

84 Pfennig, SP32 Feld 50B: dunkler Farbfleck auf dem Mantel oberhalb der Spitze des zweiten A von SAAR

84 Pfennig, Feld 50 B

Die vorstehend gezeigten Eckrandstücke stammen jeweils von einem A-Bogen und das Feldmerkmal tritt ausschliesslich auf Marken des Feldes 50 von B-Bögen auf. Schauen Sie in das Saarhandbuch (SHB 402, 44) unter Feld 5 (wegen der anderen Zählweise). Dort steht ebenfalls 5 B. Gleiches gilt für die Kataloge von Paul Staedel S. 33 oder Catalogue F.S.A. S. 21 unter 214e.

Die diskutierte Fehlprüfung sowie die von mir fast am laufenden Band publizierten, gravierenden Fehler im Michel-Katalog, der ja im deutschsprachigen Raum – leider –  so eine Art Standardwerk darstellt, sollte euch sensibilisieren, selbst das notwendige Wissen rund um euer Sammelgebiet anzueignen. Sicher, dies ist mit einem gewissen (Zeit-) Aufwand verbunden, macht aber auch sehr viel Spass und erweitert den eigenen Horizont erheblich.

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Steckbrief des 84 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 84 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 84 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Denkmal Maréchal Ney
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 8007 Rehbraun
      • Stanley Gibbons Farbenführer: sepia
      • End/Becker: Hellbraun
      • Paul Staedel: brun sur gris
      • Saarhandbuch (SHB): Braun
      • Michel: Schwärzlichgelbbraun
      • Scott: brown
      • Stanley Gibbons: brown
      • Yvert & Tellier: sépia
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 26 x 43 Millimeter / ca. 22 x 40 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 24./25. und 27./28. Januar 1947
    • Auflage: 3’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 2’770’000 Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 224
      • Paul Staedel: 19
      • F.S.A.: 214
      • Michel: 224
      • Saarphilatelie: 32
      • ANK: 224
      • Scott: 170
      • Stanley Gibbons: 221
      • Yvert & Tellier: 214
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 18./19. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’025’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 227’800 Stück von denen 1’800 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 20 F
    • Erstausgabetag der 20 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD Typ I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD Typ II.

Bis dann

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Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (I)

Wappen und Dichter – Generelle Bemerkungen

Hallo

Wahrscheinlich habt ihr an dieser Stelle einen Beitrag zum 84 Pfennig-Wert der Ausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland erwartet. Ich hoffe, eurre Enttäuschung hält sich in Grenzen.

Die Beiträge zum 84 Pfennig-Wert sowie zum 1 Mark-Wert der Saar I habe ich, wie ich finde, aus gutem Grund etwas aufgeschoben. Welcher Grund ist das? Das Projekt Saarphilatelie.com wird die kommenden Tage in der Region Saar-Lor-Lux unterwegs sein und dabei die originalen Vorlagen für die von Vytautas Kazimieras Jonynas fotorealistisch ausgeführten Bildmotive – den Alten Turm in Mettlach, das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis sowie die Saarschleife bei Mettlach – aufsuchen. Ich werde ausgiebig recherchieren, fotografieren und die – hoffentlich vorzeigbaren – Ergebnisse in die ausstehenden zwei Beiträge zu den einzelnen Werten der 1. Offenburger Ausgabe einfliessen lassen.

Diese ausgiebige Ortsbesichtigung hat zur Folge, dass der reguläre Beitrag vom 2. Juni 2019 ausfallen wird. Der nächste Beitrag erscheint dann wieder wie gewohnt am Sonntag, 9. Juni 2019.

So, genug der Vorrede. Worum geht es in diesem Beitrag? Einerseits zeige ich euch einige Belege mit Marken der Ausgabe Wappen und Dichter. Andererseits stelle ich den Forschungsschwerpunkt des Projekts Saarphilatelie.com für die kommenden Wochen vor.

Beginnen wir mit den Belegen mit Marken der Ausgabe Wappen und Dichter. Bereits wenige Monate nach Kriegsende in Europa (vgl. hier) liessen die Militärbehörden der Zone d’occupation française en Allemagne, zu welcher die Saar-Region (grob, das ehemalige Saargebiet) zu dieser Zeit noch gehörte, nach und nach den zivilen Postverkehr wieder zu. Zur Freimachung von Briefen und Postkarten fehlte es jedoch an den notwendigen Briefmarken und die Sendungen mussten im Postamt bar frankiert werden. Zur Kenntlichmachung solchermassen freigemachter Sendungen wurden Stempel mit Aufdruck Taxe perçue oder Gebühr bezahlt verwendet.

Die P.T.T. der Zone d’occupation française en Allemagne in Baden-Baden gab eine Briefmarkenserie in Auftrag, deren Werte von führenden französischen Gestaltern und Graveuren wie Robert Louis, Achille Ouvré, Jules Piel und Henri Cortot geschaffen und in der Pariser Staatsdruckerei gedruckt wurden. Die ersten der 13 in Mark und Pfennig (Reichswährung) denominierten Werte der Ausgabe Wappen und Dichter – der Gestalter Robert Louis war in Heraldik bewandert und hatte sich auf Wappen spezialisiert- gelangten im Saarland am 5. Januar 1946, die letzten bereits am 28. März 1946 an die Postschalter. Die Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter war somit ein Vorläufer der Briefmarkenausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland.

SP1-SP13, Wappen und Dichter

Was macht diese Freimarken-Serie für uns Saarsammler so aussergewöhnlich?

    • Die Marken wurden in (Reichs-) Mark und -pfennigen ausgegeben und blieben im Saarland bis zum 27. November 1947 – also fünf Monate nach der kleinen und eine Woche nach der grossen Währungsreform – frankaturgültig. Deswegen bezeichnen wir die Werte der Ausgabe Wappen und Dichter als Mitläufer.
    • Die Marken tragen die Aufschrift Zone Française. Das Saarland war jedoch bereits seit dem 16. Februar 1946 nicht mehr dem Alliierten Kontrollrat für das ehemalige Deutsche Reich in Berlin unterstellt und wurde Schritt für Schritt aus der Zone d’occupation française en Allemagne herausgelöst. Spätestens mit der Errichtung einer streng überwachten Zollgrenze zu dieser Zone am 22. Dezember 1946 war die französische Annexion des Saarlands abgeschlossen (vgl. hier). Also: Obschon die Saar-Region und nachher das Saarland nicht mehr zur Zone d’occupation française en Allemagne gehörte, blieben die Werte der Ausgabe Wappen und Dichter mit der Aufschrift Zone Française dennoch frankaturgültig.
    • Diese – für die damalige Umbruchszeit – mit fast 2 Jahren enorm lange Frankaturgültigkeit der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter brachte auf Belegen schöne Mischfrankaturen hervor:
      • Wappen und Dichter mit zusätzlichem Stempel Gebühr bezahlt
      • Wappen und Dichter mit Werten der 1. Offenburger Ausgabe
      • Wappen und Dichter mit Werten des Malstatt-Burbacher Drucks
      • Wappen und Dichter mit den Werten von 1. Offenburger Ausgabe (möglich wäre auch 2. Offenburger Ausgabe) sowie des Malstatt-Burbacher Drucks (auf einem solchen Beleg wären dann drei unterschiedliche Währungen verklebt: Reichsmark, Saarmark und Franken)

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Abbildungen
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com

Dieser Beleg ist mit 12 Pfennig portogerecht frankiert, jedoch nicht gelaufen, also postalisch befördert worden. Ich zeige den Beleg dennoch, da hier zwei sehr spezielle Stempel vereint sind.

    • Stempel von Saarlouis vom 19. Mai 1946 mit der schriftgeraden Zahl 18 im Kreis (Letzteres existiert bei anderen Stempeln des Saarlandes nicht)
    • Als Nebenstempel ein Sonderstempel zu den Französischen Festtagen und der Einweihung des Denkmals für Maréchal Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis; das Denkmal für Maréchal Ney ist das Bildmotiv des 84 Pfennig-Werts der Ausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland
© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com

Dieser Beleg vom 5. März 1947 von Mettlach nach Stuttgart ist mit 24 Pfennig ebenfalls portogerecht frankiert. Verklebt wurden neben einem 16 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe je ein 3 Pfennig-Wert (SP2) und ein 5 Pfennig-Wert (SP3) der Ausgabe Wappen und Dichter. Dies, obschon der eigentlich vorgesehene 24 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe bereits seit dem 4. Februar 1947 an den Postschaltern verfügbar gewesen wäre. Daraus lässt sich schliessen, das sechs Wochen nachdem am 20. Januar 1947 die ersten Werte der Ausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland an die saarländischen Postschalter gelange waren, insbesondere Firmen noch Bestand an Marken der Ausgabe Wappen und Dichter hatten.

Beim genauen Hinschauen erkennt man unterhalb der Werte der Ausgabe Wappen und Dichter kleine Stempel. Ein Prüfer hat hier die Markentypen, die bei der Ausgabe Wappen und Dichter existieren, geprüft, jedoch das Ergebnis leider nicht als schriftliche Expertise, sondern als unschönes und wertminderndes Grafitti auf dem ansonsten einwandfreien Beleg hinterlassen.

© Sammlung Projekt Saarphilatelie.com

Ein portogerecht frankiertes Einschreiben vom 13. März 1947 von Reisbach nach Babenhausen im besetzten ehemaligen Deutschen Reich (48 Pfennig für einen Brief der 2. Gewichtsstufe plus 60 Pfennig Einschreibegebühr). Was ist an diesem Beleg so speziell, dass ich Ihnen diesen nicht vorenthalten wollte?

Der Poststempel wurde aptiert, das bedeutet amtlich abgeändert. Aus Reisbach über Saarlautern wurde Reisbach über Saarl.. Saarlautern war von 1936 bis 1945 der Name der Stadt Saarlouis. Der Name Saarlouis wurde am 13. Januar 1936, ein Jahr nach dem verhängnisvollen Plebiszit im Saargebiet in Saarlautern „germanisiert“. Der von den US-amerikanischen Truppen in das von ihnen neugeschaffene Regierungspräsidium Saar eingesetzte Regierungspräsident Hans Neureuther  hat den geschichtlich begründeten Namen der Stadt mit Wirkung zum 14. Juli 1945 wiederhergestellt. Nur zwischen dem Verwaltungsakt und dem vollständigen Vollzug liegen – insbesondere in Zeiten allgemeinen Mangels – zwar nicht Welten, aber doch Jahre. Schaut genau hin. Der Einschreibezettel vermerkt weiterhin als Aufgabeort Reisbach über Saarlautern.

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Steckbrief der Ausgabe Wappen und Dichter

    • die Freimarkenserie Wappen und Dichter besteht aus 13 Werten:
      • 1 Pfennig – Wappen Rheinland
      • 3 Pfennig – Wappen Pfalz
      • 5 Pfennig – Wappen Württemberg
      • 8 Pfennig – Wappen Baden
      • 10 Pfennig – Wappen Rheinland
      • 12 Pfennig – Wappen Pfalz
      • 15 Pfennig – Wappen Saarbrücken
      • 20 Pfennig – Wappen Württemberg
      • 24 Pfennig – Wappen Saarbrücken
      • 30 Pfennig – Wappen Baden
      • 1 Mark – Dichter Johann Wolfgang von Goethe
      • 2 Mark – Dichter Friedrich von Schiller
      • 5 Mark – Dichter Heinrich Heine
    • die Marken werden durch das Projekt Saarphilatelie.com unter SP1-SP13 katalogisiert
    • die Marken wurden in Reichsmark und -pfennig verausgabt
    • die Bildmotive wurden von führenden französischen Künstlern gestaltet
    • der Markendruck erfolgte bei der französischen Staatsdruckerei in Paris
    • erste Marken wurden am 17. Dezember 1945 (ZOF)/5. Januar 1946 (Saarland) verausgabt, die letzten Marken gelangten am 28. März 1946 (Saarland)/1. April 1946 (ZOF) an die Postschalter
    • die Marken wurden ab Januar 1947 durch Briefmarkenausgaben für das Saarland, sowie die neu geschaffenen Länder des besetzten ehemaligen Deutschen Reichs: Baden (bis Dezember 1946 Südbaden), Württemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz (bis 18. Mai 1947 Land Rheinpfalz) ergänzt, behielten aber Frankaturgültigkeit bis:
      • Saarland: 27. November 1947
      • Land Baden: 20 Juni 1948
      • Land Württemberg-Hohenzollern: 20 Juni 1948
      • Land Rheinland-Pfalz: 20 Juni 1948
    • die Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter wird auch als Allgemeine Ausgabe bezeichnet, da die Marken in allen Teilen der Zone d’occupation française en Allemagne sowie im Saarland frankaturgültig waren.

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Ausblick auf weitere Vorhaben

Die Fragestellung, die mich in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen wird ist:

Befinden sich in der Forschungs- und Referenzsammlung von Saarphilatelie.com Marken der 1. Offenburger Ausgabe ohne Aufdruck, jedoch mit Blinddruck des Überdrucks für die Überdruckausgabe Malstatt-Burbacher Druck, analog den Marken der 2. Offenburger Ausgabe?

Ausgangslage

In Folge der geplanten Währungsumstellung auf Frankenwährung wurden die noch vorhandenen Bestände an Schalterbögen der 1. Offenburger Ausgabe sowie die bereits ausgelieferten resp. weiterhin von der Druckerei Franz Burda in Offenburg gelieferten Schalterbögen der 2. Offenburger Ausgabe von der P.T.T. des Saarlandes in Saarbrücken an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH geschickt. Hier wurden die Schalterbögen unbesehen ihrer Provinienz im Buchdruckverfahren (Typographie) mit neuen Werte und neuen Währungskürzeln überdruckt.

Wir wissen, dass der für den Überdruck verwendete, bereits in die Jahre gekommene Heidelberger Automat nicht fehlerfrei arbeitete. Unter anderem kam es zu partiellen oder totalen Druckausfällen oder es wurden statt eines Schalterbogens deren zwei zugeführt, mit dem Ergebnis, dass der hintere der zwei Bögen nicht überdruckt wurde.

Erkennbar sind fehlende Aufdrucke an dem sogenannten Blinddruck. Der Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren und verändert die Markenrückseiten mehr oder weniger deutlich durch reliefartige Durchprägung. Dieser Effekt wird besonders bei Streiflichtbeleuchtung gut erkennbar, gelegentlich ist er auch mit dem Finger zu fühlen.

Marken der 1. Offenburger Ausgabe ohne Aufdruck jedoch vorhandenem Blinddruck sind meines Wissens nach bislang in keinem Katalog und in keinem Fachbuch erwähnt.

These

Die Schalterbögen von Original- und Neuausgabe wurden in der Malstatt Burbacher Handelsdruckerei GmbH unterschiedslos behandelt, also überdruckt. Die teilweisen resp. totalen Druckausfälle wie auch der Überdruck von zwei Schalterbögen gleichzeitig müssten somit auf beiden „Sorten“ Schalterbögen auftreten. Diese These ist originär von mir aufgestellt worden und wurde m. E. noch an keiner anderen Stelle behandelt.

Ich werde euch über den Verlauf der Forschung auf dem Laufenden halten.

Bis dann

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#saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 80 Pfennig

Hallo

In diesem Beitrag behandeln wir den 80 Pfennig-Wert, den letzten der drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Bildmotiv Alter Turm in Mettlach. Die Beiträge zu den anderen beiden Werten des Bildmotivs findet ihr hier und hier.

Der Saarphilatelie-Blog bietet euch auch in diesem Beitrag wieder Informationen, die ihr sonst nirgendwo erhaltet, auch nicht in einschlägiger Fachliteratur. Dieses Mal konnte durch meine Forschungen das Saarhandbuch, SHB Kapitel 402, 5/6 (Bogennummern und Daten) entscheidend ergänzt werden.

Die Marken des orangefarbenen 80 Pfennig-Werts wurden – wie sämtliche Werte der Ausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt.

Der 80 Pfennig-Wert war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte bis zur Tarifanpassung am 15. September 1947 für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 80 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Eilzustellungsgebühr im Ortsbereich.

    • Inlandsbrief 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Päckchen bis 3 kg
    • Postanweisung bis 500 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Eilzustellung im Ortsbereich
      • Behandlungsgebühr Wertsendungen bis 100 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 2. Gewichtsstufe 20 g bis 40 g
SP31, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Achtet bei euren Marken und bei den in diesem Beitrag abgebildeten Marken des 80 Pfennig-Werts auf das Schriftband SAAR. Bei sehr vielen Marken sind die Querstriche der beiden A in SAAR kaum auszumachen. Ich vermute, dass dies mit der Konsistenz der verwendeten Farbe zusammenhängt.

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven Ausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige der Briefmarken des Saargebietes, die von Alfred Montader entworfen wurden:

60 Pfennig, 1. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder I
25 Centime, 2. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder II
3 Franken, 3. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für sein Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebietes zurück. Sein Bildmotiv Alter Turm ist eine fotorealistische Darstellung auf 18,5 x 22 Millimeter inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 80 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher erscheinen hier auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Antiquaschrift ohne Doppelpunkt, Typ III

Antiquaschrift – anstatt der üblichen Groteskschrift – kam ausschliesslich am 16./17. Februar 1947 für den Druck des Druckdatums zum Einsatz. Gedruckt wurden an diesen Tagen die Werte:

    • 8 Pfennig (16. Februar 1947)
    • 80 Pfennig (17. Februar 1947) wurde ab Arbeitsbeginn gedruckt
    • 40 Pfennig (17. Februar 1947) wurde danach gedruckt

Wie ich bereits im Beitrag zum 8 Pfennig-Wert schrieb, wurden die ersten Druckbögen dieses Wertes am 16. Februar 1947 versehentlich mit einem Druckdatum, welches anstatt eines Punkts nach der Tagesangabe ein Komma aufwies, versehen (vgl. nachstehende Abbildung).

Dieser Faux pas wurde rasch entdeckt. Nur … das Komma wurde nun nicht durch einen Punkt ersetzt, sondern nur einer sicherlich aufwendigen, aber stümperhaft ausgeführten Retusche unterzogen. Das Ergebnis war ein verstümmeltes Komma, welches die Druckdaten sämtlicher danach gedruckten Bögen des 8 Pfennig-Werts aufweisen.

Soweit findet ihr die Informationen auch im Saarhandbuch (SHB, Kap. 402, 5/6).

Im Saarhandbuch steht jedoch nicht, was der Saarphilatelie-Blog in diesem Beitrag erstmals dokumentiert: Das verstümmelte Komma findet sich nicht nur auf den am 16. Februar 1947 hergestellten Druckbögen des 8 Pfennig-Werts, sondern ebenfalls auf sämtlichen am 17. Februar 1947 hergestellten Bögen des 80 Pfennig-Werts (Erstpublikation).

Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die missglückte Retusche des Druckdatums Typ III mit ein Auslöser für die bereits am 17. Februar 1947 beim der Herstellung des 40 Pfennig-Werts vollzogenen Rückkehr zur Verwendung des Druckdatums Typ II in Groteskschrift war.

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind von A-Bögen des 80 Pfennig-Werts genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert, beim 45 Pfennig-Wert und beim 75 Pfennig-Wert. Der Grund ist immer derselbe: Eine Marke weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst. Im Fall des 80 Pfennig-Werts ist dies die Marke vom Feld 99A (Mi. 223 PF I).

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe werdet ihr in der nächsten Beitragsserie dieses Blogs finden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 17. Februar 1947, B 00654 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter senkrechter Markenreihe zu erkennen.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation Raue und verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Perforation auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist verschobene Perforation bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Ansichten aus dem Saarland der korrekte Begriff. Für die Details der Herstellung vgl. hier.

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf waren.

Weitere Blog-Beiträge zu Marken des 80 Pfennig-Werts findet ihr hier:

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Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 80 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 80 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 2010 Signalorange
      • Stanley Gibbons Farbenführer: red-orange
      • End/Becker: Braunorange
      • Paul Staedel: orange
      • Saarhandbuch (SHB): Orange
      • Michel: Dunkelrötlichorange
      • Scott: deep orange
      • Stanley Gibbons: brown-orange
      • Yvert & Tellier: orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Antiquaschrift Typ III mit verstümmeltem Komma
    • Druckdatum/-daten:  17. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’515’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 223
      • Paul Staedel: 18
      • F.S.A.: 213
      • Michel: 223
      • Saarphilatelie: 31
      • ANK: 223
      • Scott: 169
      • Stanley Gibbons: 220
      • Yvert & Tellier: 213
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

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Die einzelnen Werte – 75 Pfennig

Hallo

Vier Werte der Briefmarkenausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland fehlen noch bis zum Abschluss dieser kleinen Beitragsserie: 75, 80 und 84 Pfennig sowie 1 Mark. In diesem Beitrag behandeln wir den 75 Pfennig-Wert, welcher dasselbe Bildmotiv zeigt, wie der 60 Pfennig-Wert: den Alten Turm in Mettlach.

Die Marken des blauen 75 Pfennig-Wertes wurden – wie die gesamte 1. Offenburger Ausgabe – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt. Der Druck dieses Werts begann nach den Weihnachtsfeiertagen am Freitag, 27. Dezember 1946. Am Montag, 30. Dezember 1946, war bereits die gesamte Auflage von 2’140’000 Stück gedruckt, wobei nach heutigem Wissensstand die Druckmaschine am Sonntag stillstand (was damals nicht selbstverständlich war).

Der 75 Pfennig-Wert kam, obschon die Herstellung bereits 1946 abgeschlossen war, erst am 20. Januar 1947 zusammen mit dem 12 Pfennig-Wert an die saarländischen Postschalter. Benötigt wurde der 75 Pfennig-Wert für die Frankierung von

    • Auslandsbrief 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm

Der Auslandsbrief war für die Saarländer ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel, hatten doch Krieg und Zeitläufte viele Familien auseinandergerissen. Der Auslandsbrief wurde von den Verantwortlichen bei der P.T.T sogar als so wichtig erachtet, dass sie den 75 Pfennig-Wert als ersten Wert überhaupt drucken liessen;  noch vor dem 12 Pfennig-Wert (Inlandspostkarte), dem 45 Pfennig-Wert (Auslandspostkarte) und sogar vor dem 24 Pfennig-Wert (Inlandsbrief).

Die Farbe des 75 Pfennig-Werts ist Blau und entspricht damit dem Farbschema der Union Postale Universelle (UPU, Weltpostverein) für die Frankaturwerte für Auslandsbriefe.

Gedruckt wurde auf – im Vergleich zu den meisten anderen Werten der 1. Offenburger Ausgabe – recht dünnem, grauweissem Papier mit dem Wasserzeichen Wellenlinien. Das Wasserzeichen treten bei den Marken des 75 Pfennig-Werts in zwei Varianten auf: als steigende Wellenlinien (S) und – etwa 20x seltener – als fallende Wellenlinien (F, jeweils von der Markenrückseite her betrachtet). Zu den Wasserzeichen des 75 Pfennig-Werts vgl. diesen Beitrag.

SP30FS, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen fallende Wellenlinien F
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen steigende Wellenlinien S

Das Markenbild zeigt – wie bereits erwähnt – den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven der Saar I. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige Briefmarken des Saargebietes:

60 Pfennig, Landschaftsbilder I
25 Centime, Landschaftsbilder II
3 Franken, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für dieses Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebiets zurück. Das Bildmotiv Alter Turm wird durch ihn auf dem 18,5 x 22 Millimeter grossen Markenbild fotorealistisch dargestellt inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 75 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess, da inzwischen die Ermässigung des Portos für Auslandsbriefe auf 50 Pfennig beschlossene Sache war – heutzutage wäre eine Portoermässigung unvorstellbar. Es folgen hier keine Abbildungen von Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind vom 75 Pfennig-Wert genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert  und beim 45 Pfennig-Wert. Der Grund ist derselbe: Die Marke vom Feld 89AB (die Marke oben rechts) weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst.

Das Feldmerkmal selbst ist eher unauffällig. Es ist ein Farbfleck oberhalb des rechten Baums hinter dem Turm; umgangssprachlich als hochstehender Ast bezeichnet.

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe erhaltet ihr im Rahmen der nächsten Beitragsserie dieses Blogs.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 28. Dezember 1946, A 416 (3-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter Markenreihe zu erkennen.

Beim 75 Pfennig-Wert sind 5- bis 3-stellige Bogennummern nachgewiesen:

75 Pfennig, 27. Dezember 1946
75 Pfennig, 28. Dezember 1946

Eine fünfstellige Bogennummer (A 10666) habe ich als Abbildung gesehen darf diese jedoch an dieser Stelle nicht wiedergeben. Von einer zweistelligen Bogennummer habe ich bloss gehört. Eventuell existieren auch einstellige Bogennummern, diese liegen mir jedoch nicht vor.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation ungezähnte Marke

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft. Einige Stücke mögen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda stammen. Wie ich jedoch hier nachgewiesen habe, wurden unperforierte Schalterbögen auch regulär, wenn auch unbeabsichtigt, an die P.T.T. des Saarlandes in Saarbrücken ausgeliefert. Bei einem Wert konnte ich zeigen, dass ein unperforierter Schalterbogen sogar in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei in Frankenwährung überdruckt wurde. Auf welchen Wegen die geschnitteten Stücke im Einzelnen letztendlich in Sammlerhände gelangten ist wohl schwierig zu dokumentieren.

Dokumentation verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist schon korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Zähnung auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist Verzähnung bei allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe der korrekte Begriff. Für die Details der Herstellung der Briefmarken der Ausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland vgl. hier.

Stichwort raue Perforation

Raue Zähnung entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Raue Zähnung kommt bei den Werten, die auf Wasserzeichenpapier gedruckt wurden meines Wissens nach nicht vor.

Dokumentation Beleg

Beleg vom 14. Oktober 1947 gelaufen von Saarbrücken nach Schiltigheim, Frankreich

Ein schöner, wenn auch leider überfrankierter Beleg eines Auslandsbriefes. Wieso überfrankiert fragt ihr euch? Der 75 Pfennig-Wert wurde doch zur Frankatur von Auslandsbriefen hergestellt. Sogar in der von der UPU (Union Postale Universelle) vorgesehenen Farbe Blau. Die Erklärung ist einfach. Seit dem 15. September 1947 betrug das Porto für einen Auslandsbrief aufgrund einer Portoermässigung (!!!) nicht mehr 75 Pfennig, sondern 50 Pfennig. Da mehrere vorgedruckte, gelaufene Belege der Firma La Cigogne de Strasbourg vorliegen, die alle mit einer 75 Pfennig-Marke frankiert wurden, gehe ich davon aus, dass es sich um frankierte Rückumschläge der Firma La Cigogne de Strasbourg aus der Zeit vor der Portoermässigung handelt, die erst nach der Portoermässigung zur Verwendung kamen (evtl. Bestellungen).

Interessant: Obschon das Saarland bereits seit 16. Februar 1946 eine französische Kolonie unter einer Militärregierung ist (zur Chronologie des Saarlands vgl. hier), wird Frankreich postalisch erst mit der Revision der saarländischen Posttarife vom 20. November 1947 als Inland behandelt.

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Steckbrief des 75 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 75 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 75 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5010 Enzianblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: blue
      • End/Becker: Hellblau
      • Paul Staedel: bleu-vert à bleu-vert foncé
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelblau
      • Michel: Dunkelultramarin
      • Scott: bright blue
      • Stanley Gibbons: greenish blue
      • Yvert & Tellier: bleu
    • Papier: dünnes, weissliches Papier mit leicht erkennbarem Wasserzeichen; das Papier ist im Bereich des Wasserzeichens so dünn, dass der Hintergrund durchschimmert
    • Wasserzeichen: Wellenlinien, von der Bildseite gesehen fallend resp. steigend (letzteres etwa 20x seltener)
    • Gummierung: helles Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • 5- bis 3-stellige Bogennummern nachgewiesen, andere möglich
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift Typ I
    • Druckdatum/-daten:  27./28./30. Dezember 1946
    • Auflage: 2’140’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 2’080’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 20. Januar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947 (möglich, doch unwahrscheinlich)
    • Gültigkeit: 20. Januar 1947 bis 27. November 1947 (offiziell, jedoch sinnvoll nutzbar nur bis zum 15. September 1947)
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 222
      • Paul Staedel: 17
      • F.S.A.: 212
      • Michel: 222XY
      • Saarphilatelie: 30FS
      • ANK: 222
      • Scott: 174
      • Stanley Gibbons: 219
      • Yvert & Tellier: 212
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

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Die einzelnen Werte – Nachträge (II)

Hallo

Drei wichtige Nachträge zu vorhergehenden Beiträgen. Nachträge können vielfältige Ursachen haben. Nicht immer ist es Vergesslichkeit.

    • Im ersten Nachtrag wird eine gewonnene Erkenntnis vertieft und auf ein weiteres Gebiet ausgedehnt.
    • Der zweite Nachtrag beinhaltet die Korrektur einer von mir bislang aus Überzeugung vertretenen Ansicht im Licht neuer Erkenntnisse (so schnell kann es manchmal gehen).
    • Der dritte Teil ist etwas für die Augen.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Die Forschung rund um die Briefmarkenausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland ist und bleibt spannend.

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Als Erstes möchte ich euch eine Bogennummer der Neuausgabe des 2 Pfennig-Werts vorstellen. Der Bogen wurden für den Malstatt-Burbacher Druck überdruckt.

SP47 II;  2 Pfennig Neuausgabe mit Überdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (Typ II)

Weshalb ist eine Bogennummer eines überdruckten Schalterbogens der Neuausgabe so interessant? Hier hatte ich die Bogennummern der 1. Offenburger Ausgabe ausführlich vorgestellt. Unter anderem stellte ich die Vermessungsergebnisse von über 500 Bogennummern dieser Ausgabe vor. Diese Vermessung habe ich nun auf Bögen der 2. Offenburger Ausgabe ausgedehnt. Hier ist meine Datenbasis zwar kleiner, als bei der Originalausgabe, jedoch komme ich bislang auf dasselbe Ergebnis:

    • Breite vom linken Rand von N bis Abschluss des Sterns = 25 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis erste Ziffer = 1 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis zweite Ziffer = 4 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis dritte Ziffer = 7 mm
    • Zwischenraum zwischen letzter Ziffer und Stern = 3 mm
    • Höhe von N von No, Ziffern und Stern = 3 mm
    • Durchmesser des Sterns = 3 mm
    • Buchstabentypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert
    • Zifferntypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert

Schlussfolgerung: Es wurde für den Druck der Bogenrandsignaturen der 1. und der 2. Offenburger Ausgabe dieselbe Schnellpresse Typ Rex verwendet.

Eine weitere Erkenntnis können wir der abgebildeten Bogenecke entnehmen: Nicht nur wurde für die 2. Offenburger Ausgabe dieselbe Schnellpresse Typ Rex verwendet, um die Bogenrandsignaturen aufzubringen, sondern es wurde auch dieselbe Titan Flachperforiermaschine – oft sogar mit demselben Zähnungskamm – verwendet. Woher ich das nun wieder weiss? Die abgebildete Bogenecke stammt von einem A-Bogen und weist eine Perforationsanomalie auf, die ich bereits für die kleinformatigen Werte der 1. Offenburger Ausgabe vorgestellt hatte; hier jedoch nach rechts verschoben.

SP49 II e, 10 Pfennig Neuausgabe mit Überdruck 1 F (enger Abstand)  Malstatt-Burbacher Druck (Typ II)

Hierzu einige weitere Abbildungen, die zeigen, dass zur Perforation der 2. Offenburger Ausgabe mehr als ein Zähnungskamm verwendet wurde:

SP54 II, 24 Pfennig Neuausgabe mit Aufdruck 6 F Malstatt-Burbacher Druck (Typ  II) ohne Perforationsanomalie
SP51 II, 15 Pfennig Neuausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (Typ  II) mit Perforationsanomalie nach rechts

Nachfolgend einige Abbildungen von Schalterbögen mit derselben Perforationsanomalie wie bei der 1. Offenburger Ausgabe.

SP51 II, 15 Pfennig Neuausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (Typ  II) mit Perforationsanomalie nach links
SP47 II, 2 Pfennig Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (Typ  II) mit Perforationsanomalie nach links
SP47 II, 2 Pfennig Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (Typ  II) mit Perforationsanomalie nach links
SP47 II, 2 Pfennig Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (Typ  II) mit Perforationsanomalie nach links
SP48 II, 3 Pfennig Neuausgabe mit Aufdruck 60 cent. Malstatt-Burbacher Druck (Typ  II) mit Perforationsanomalie nach links

Diesen Abbildungen können wir entnehmen, dass zur Perforation der Druckbögen der 2. Offenburger Ausgabe im Herbst 1947 mindestens drei Zähnungskämme zum Einsatz kamen:  einer ohne Anomalie zwischen der ersten und zweiten senkrechten Reihe, einer mit Anomalie nach rechts und der uns bereits von der Herstellung der 1. Offenburger Ausgabe bekannte Zähnungskamm mit der Anomalie nach links. An den beiden Bögen des 15 Pfennig-Werts sieht man, dass der Wechsel des Zähnungskammes, wenn nötig auch innerhalb eines Tages – konkret am 21. Oktober 1947 – vorgenommen wurde. Weshalb ging man bei der Herstellung der Marken der Neuausgabe anders vor als bei der Herstellung der Originalausgabe?

Der Wechsel der Zähnungskämme war wahrscheinlich eine Massnahme, um die im Gegensatz zur 1. Offenburger Ausgabe viel höheren Auflagen der Länderausgaben der Zone d’occupation française en Allemagne für Baden, Rheinland-Pfalz sowie Württemberg-Hohenzollern – mit deren Druck nach Abschluss der Arbeiten an der Originalausgabe für das Saarland begonnen worden war – zu bewältigen sowie raue Perforation so weit als möglich zu vermeiden. Was bringt mich zu dieser Aussage? Weshalb kann nicht, wie das Saarhandbuch in Kap. 402,7 d) schreibt, eine zweite Titan Flachperforiermaschine eingesetzt worden sein? Für die Herstellung der Marken der 1. Offengurger Ausgabe habe ich dieses Argument bereits hier widerlegt. Bei der Herstellung der 2. Offenburger Ausgabe spricht zusätzlich dagegen, dass Dr. Hans Flatters in seinem Standardbeitrag über den Briefmarkendruck der Länderausgaben der Zone d’occupation française en Allemagne bei der Druckerei Franz Burda im Handbuch der ArGe Französische Zone Kap. 3.0.3 ein zweite Maschine nicht erwähnt.

Eine letzte Erkenntnis entnehmen wir der oberen linken Marke des zu Beginn abgebildeten Bogenrands des 2 Pfennig-Werts. Bei dieser Marke ist der Druck der Wertangabe 10 sowie der Währungsangabe cent. sehr schwach ausgefallen. Nicht jedoch bei den anderen Marken. Der Überdruck der Schalterbögen sowohl der Originalausgabe (Urdruck, resp. Altdruck) als auch der Neuausgabe der Berufe und Ansichten aus dem Saarland erfolgte bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei in Saarbrücken auf einem betagten Heidelberger Automaten im Buchdruck (Typographie). Der Heidelberger Automat ist sehr gut geeignet, Flugblätter, Flugschriften und sonstige eher minderwertige Druckerzeugnisse herzustellen, jedoch nicht, um hochwertige Produkte wie Postwertzeichen zu veredeln. Aufdruckabweichungen bis hin zum partiellen Druckausfall sind daher bei den Marken des Malstatt-Burbacher Drucks über alle Werte sehr verbreitet.

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Ich habe in verschiedenen Beiträgen (vgl. hier, hier und hier) über die Herkunft von unperforierten und geschnittenen Marken der 1. Offenburger Ausgabe geschrieben:

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft, sondern stammen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda. Der Ausschuss wurde zwar unter behördlicher Aufsicht vernichtet, doch scheint es bei der Überwachung Lücken gegeben zu haben.

Meine Aussage über die Herkunft geschnittener Marken der Ausgabe Berufe und Ansichten aus dem Saarland kann ich aufgrund meines heutigen Kenntnisstands in dieser Form und so absolut nicht mehr vertreten. Was hat mich dazu gebracht, meine Position radikal zu ändern?

Das vorstehend abgebildete Exemplar einer geschnittenen Marke hat meine bisherige Aussage – die wohlgemerkt ähnlich auch im Saarhandbuch Kap. 402,50 zu finden ist – zu Makulatur werden lassen.

Es handelt sich um ein Exemplar der Originalausgabe des 12 Pfennig-Werts vom Feld 12A(f) eines Bogens mit dem Wasserzeichen steigende Wellenlinien. Das f steht für früher Druck, d.h. die Drucktage 30./31. Dezember 1946 resp. 2./3. Januar 1947. Die Echtheit der Marke sowie die Echtheit des Aufdrucks wurden von meinen Sammlerfreunden vom LV Saar und der ArGe Saar bestätigt.

Die Existenz dieser echten, ungebrauchten Marke bedeutet für nun:

    • zumindest ein vollständiger, unperforierter Schalterbogen des 12 Pfennig-Werts entging den Argusaugen der Kontrolleure bei der Druckerei Franz Burda
    • dieser Schalterbogen landete nicht in der Makulatur
    • dieser Schalterbogen wurde nicht unter behördlicher Aufsicht vernichtet, wie es für Makulatur vorgesehen war
    • dieser Schalterbogen gelangte nicht über dubiose resp. kriminelle Wege in den Händen eines Briefmarkensammlers
    • dieser Schalterbogen muss zusammen mit den anderen Marken des 12 Pfennig-Werts sowie den zuvor gedruckten Marken des 75 Pfennig-Werts mit dem Transport vom 10. Januar 1947 ganz offiziell an die P.T.T. des Saarlands in Saarbrücken ausgeliefert worden sein.

Ob dieser unperforierte Schalterbogen der Originalausgabe von der P.T.T. des Saarlandes auch unbemerkt an ein saarländisches Postamt gelangte, ist nicht gesichert, jedoch unwahrscheinlich. Die fehlende Perforation des Bogens wäre einem Schalterbeamten spätestens bei der handschriftlichen, fortlaufenden Nummerierung der Schalterbögen aufgefallen. Sicher ist dagegen, dass dieser Schalterbogen entweder von der P.T.T des Saarlandes direkt oder nach deren Aufforderung durch eines der vielen Postämter zwecks Überdrucks an die Malstatt-Burbarcher Handelsdruckerei geliefert und dort für den Malstatt-Burbacher Druck überdruckt wurde.

Nun stellen sich drei Fragen: Wurde der inzwischen überdruckte unperforierte Schalterbogen, von dem das vorliegende Exemplar einer geschnittenen Marke stammt, bei der Kontrolle in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei  entdeckt und aussortiert? Auf welchem Weg, dubios oder über Postschalter, gelangte das vorliegende Exemplar in Sammlerhände? Wurden weitere Exemplare unperforierter Schalterbögen der Originalausgabe an die P.T.T. Saarbrücken ausgeliefert und in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei überdruckt? Die Antworten zu diesen Fragen kennen wir nicht und es ist fraglich, ob wir sämtliche Antworten über 70 Jahre nach den Ereignissen noch in Erfahrung bringen werden. Aber spekulieren ist nicht verboten.

Die gummierte Markenrückseite dieses 12 Pfennig-Werts drängt mich geradezu, euch zwei Anmerkungen mit auf den Weg zu geben:

    • Der Überdruck der Schalterbögen der Original– sowie der Neuausgabe erfolgte in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei im Buchdruck (Typographie). Der Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren und verändert die Markenrückseiten mehr oder weniger deutlich durch reliefartige Durchprägung. Dieser Effekt wird besonders bei Streiflichtbeleuchtung gut erkennbar, gelegentlich ist er auch mit dem Finger zu fühlen. Auf der vorstehenden Abbildungen könnt ihr diesen Effekt gut erkennen.
    • Seit der Ausgabe des Michel Deutschland Junior-Kataloges 1996 und des Michel Deutschland-Spezial 1996 durch den Schwaneberger-Verlag gelten für die Preisnotierungen dieses – von Schleimschleckern auch schon mal als „Grundgesetz der deutschen Philatelie“ gelobhudelten Deutschland-Kataloges neue Regeln. Eine davon lautet: „Postfrische Erhaltung setzt vollkommen unberührte Gummierung voraus.“ Der bekannte Autor Wolfgang Maassen hat dies damals so kommentiert: „Selbstverständlich bedeutet postfrisch also absolut einwandfreie Gummierung, so dass Fingerabdrücke ebenso wie Büge den Wert mindern, von noch so kunstvollen Nachgummierungen und/oder Teilreparaturen ganz zu schweigen.“ Geschwiegen wurde und wird jedoch über die unselige Praxis der Briefmarkensignatur. Jede Briefmarke mit Signatur ist nach Michel und Maassern nicht mehr postfrisch, da für die Gummierung die Kriterien „vollkommen unberührt“ resp. „absolut einwandfrei“ nicht mehr zutreffen.

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So, zum Abschluss dieses Beitrags noch etwas leichte Kost. Wie wichtig der Bergmann und der Alte Turm in Mettlach für die Saarländer waren, lässt sich auch daran ermessen, wofür diese Motive verwendet wurden. Hier zwei schöne Zündholzetiketten.

Bis dann

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Danksagung: Ich bedanke mich herzlich bei den vielen Sammlern und den Auktionshäusern, die mir für diese Untersuchung freimütig Scans ihrer Briefmarkenbögen überlassen haben.

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