Probe-Überdrucke MBD I/II – Teil 2

Hallo

Dieser Beitrag steckt wieder voller Informationen zu den Probe-Überdrucken für die Überdruckausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (MBD I/II). Darüber hinaus stelle ich ein bislang nicht publiziertes Feldmerkmal der Originalausgabe (BuS I, auch SAAR I) vor.

Wie ich im Teil 1 ausführte, wurde die Wertzeichenverteilstelle der P.T.T. am 20. Oktober 1947 angewiesen, von jedem Wert (1) einen Schalterbogen für Probe-Überdrucke an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei zu senden. Dort wurden die Schalterbogen – es handelte sich ausschliesslich um Schlaterbogen der Originalausgabe –  teils ganz wie beim 12- oder 60 Pfennig-Wert, teils nur auf wenigen Bogenzeilen wie beim 2- oder 3 Pfennig-Wert überdruckt.

TEIL 1

Die folgende Abbildung zeigt ein Exemplar mit Probeaufdruck aus meiner Sammlung Montclair.

Probe-Überdruck 14 F auf 60 Pfennig (Originalausgabe), Feld 33 des Bogens B 04850

Die Ziffern sind auch bei diesem Exemplar in Erbar-Grotesk fett, die Währungsangabe F in Futura schmalhalbfett ausgeführt. Der obere der zwei Balken ist länger als der untere.

Der Probeaufdruck unterscheidet sich von dem in Teil 1 vorgestellten Exemplar, da dieser bloss zwei, anstatt drei waagerechte Balken aufweist (hier nochmals die entsprechende Abbildung).

Probe-Überdruck 14 F auf 60 Pfennig (Originalausgabe), Feld 43 des Bogens B 04850

Wir unterscheiden bei den Probeaufdrucken 14 F auf 60 Pfennig BuS I vier unterschiedliche Typen:

    • Typ I: Ziffern in Erbar-Grotesk fett, Währungsbezeichnung F in Futura schmalhalbfett, zwei waagerechte Balken, der obere länger als der untere; die ersten vier Bogenzeilen des Schalterbogens B 04850, also 40 Marken (Bogenfelder 1-40) wurden mit Typ I überdruckt
    • Typ II: Ziffern in Erbar-Grotesk fett, Währungsbezeichnung F in Futura schmalhalbfett, drei waagerechte Balken, der oberste länger als die beiden anderen; die fünfte und sechste Bogenzeile des Schalterbogens B 04850, also 20 Marken (Bogenfelder 41-60) wurden mit Typ II überdruckt
    • Typ III: Ziffern in Erbar-Grotesk fett, Währungsbezeichnung F in Futura schmalhalbfett, drei gleichlange waagerechte Balken; die siebte und achte Bogenzeile des Schalterbogens B 04850, also 20 Marken (Bogenfelder 61-80) wurden mit Typ III überdruckt
    • Typ IV: Ziffern in Venus dreiviertelfett, Währungsbezeichnung F in Melior halbfett, drei gleichlange waagerechte Balken; die neunte und zehnte Bogenzeile des Schalterbogens B 04850, also 20 Marken (Bogenfelder 81-100) wurden mit Typ IV überdruckt
60 Pfennig, Bogen B 04850 vom 14. Februar 1947 mit 4 unterschiedlichen Probe-Überdrucken (Farbkopie ©Sammlung Montclair)

Wahrscheinlich fragt ihr euch, woher ich weiss, von welchem Bogenfeld mein Exemplar eines Probedrucks stammt.

Die Bestimmung des Bogenfeldes ist keine Hexerei, weist das vorliegende Exemplar des Probedrucks doch ausreichend Feldmerkmale für die eindeutige Bestimmung auf. Die Merkmale in roten Kreisen kommen sowohl auf A- wie auf B-Bogen vor. Der überstehende obere Konturstrich kommt dabei ausschliesslich auf B-Bogen vor. Erstpublikation Feldmerkmal 33AB durchgehender Konturstrich links des Schriftbands SAAR und Farbpunkt oben am rechten Bildrand.

60 Pfennig (Originalausgabe BuS I) Bogenfeld 33B

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Probe-Überdrucke MBD I/II – Teil 1

Hallo

Dieser Beitrag steckt voller Informationen zu den Probe-Überdrucken für die Überdruckausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (MBD I/II). Darüber hinaus stelle ich ein bislang nicht publiziertes Feldmerkmal der Originalausgabe (BuS I, auch SAAR I) vor.

Mitte Oktober 1947 wurde die P.T.T. Saarbrücken davon in Kenntnis gesetzt, dass die Währungsumstellung von (Saar-) Mark auf Frankenwährung voraussichtlich im Verlauf des November vorgenommen würde. Die P.T.T. prüfte daraufhin das weitere Vorgehen. Entwurf und Druck einen neuen Freimarkenserie in Frankenwährung war aufgrund des Zeitdrucks illusorisch. Daher entschied man sich, die vorhandenen und bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg bestellten und zum Teil bereits gelieferten Marken der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei überdrucken zu lassen. Die Wertzeichenverteilstelle der P.T.T. wurde am 20. Oktober 1947 angewiesen, von jedem Wert (1) einen Schalterbogen für Probe-Überdrucke an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei zu senden. Dort wurden die Schalterbogen – es handelte sich ausschliesslich um Schlaterbogen der Originalausgabe –  teils ganz wie beim 12- oder 60 Pfennig-Wert, teils nur auf wenigen Bogenzeilen wie beim 2- oder 3 Pfennig-Wert überdruckt.

Die folgende Abbildung zeigt ein Exemplar mit Probeaufdruck aus meiner Sammlung Montclair.

Probe-Überdruck 14 F auf 60 Pfennig (Originalausgabe), Feld 43 des Bogens B 04850

Die Ziffern sind bei diesem Exemplar in Erbar-Grotesk fett, die Währungsangabe F in Futura schmalhalbfett ausgeführt. Der oberste der drei Balken ist länger als die unteren zwei. Der Entwurf kam nicht zur Ausführung, wie wir beim Vergleich mit der folgenden verausgabten Marke erkennen können.

14 F auf 60 Pfennig (Überdruck auf Originalausgabe, MBD I, sogenannter Urdruck)

Wahrscheinlich fragt ihr euch, woher ich weiss, von welchem Bogenfeld eines spezifischen Schalterbogens mein Exemplar eines Probedrucks stammt.

Die Bestimmung des Bogenfeldes ist keine Hexerei, weist das vorliegende Exemplar des Probedrucks doch ausreichend Feldmerkmale für die eindeutige Bestimmung auf. Die Merkmale in roten Kreisen kommen sowohl auf A- wie auf B-Bogen vor. Die mit einem roten Pfeil gekennzeichneten Merkmale ausschliesslich auf B-Bogen. Erstpublikation Feldmerkmal 43AB Strich an Baumkrone links. Die Verbindung zwischen Bildmotiv und Schriftband SAAR kommt auf mehreren Bogenfeldern vor.

60 Pfennig (Originalausgabe BuS I) Bogenfeld 43B

Die Bestimmung des Bogens ist eine andere Geschichte. Der 1947 an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei gelieferte Schalterbogen des 60 Pfennig-Werts liegt mir als Farb-Kopie vor.

60 Pfennig, Bogen B 04850 vom 14. Februar 1947 mit 4 unterschiedlichen Probe-Überdrucken (Farbkopie ©Sammlung Montclair)

Der Bogen weist vier unterschiedliche Probe-Überdrucke auf. Die ersten acht Zeilen von oben wurden mit kleinen Ziffern, die unteren zwei Zeilen mit grossen Ziffern überdruckt. Die ersten vier Zeilen weisen zwei Balken (oberer lang), die folgenden zwei Zeilen drei Balken (oberster lang) und die dann folgenden Zeilen drei gleichlange Balken auf, ebenso die letzten beiden Zeilen.

Der Zufall wollte es, dass mein Exemplar das einzige ist, welches auf dem unteren Balken einen weissen Fleck aufweist, welchen ich auf der Farbkopie – die im Original viel klarer ist als auf dem abgebildeten Scan – eindeutig wiedererkennen konnte.

Die Farbkopie wurde erstellt, bevor der Schalterbogen für die 70. Briefmarkenauktion von Steffen und Wilke Briefmarken-Auktionen aufgeteilt wurde. Zuvor hatte H.-J. Steffen vergeblich versucht, ein Los mit mehreren, grösstenteils kompletten Schalterbogen mit Probeaufdrucken privat bei seinen Kunden zu platzieren. Die wenigen Bogenteile, meist 10er-Streifen längs, die an der 70. Auktion angeboten wurden, hatten bereits einen Ausruf von über DM 120’000! Da kann ich mir vorstellen, welche Preis H.-J. Steffen für den gesamten Posten erwartet hat, weshalb er in seiner Anbietung auch bloss „Ernsthafte Interessenten“ – sprich sehr vermögende Kundschaft – anspricht.

Privatanbietung Steffen Auktionen

Bis dahin

TEIL 2

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(1) Die 13 Werte umfassten 2, 3, 10, 12, 15, 16, 20, 24, 30, 50, 60, 84 Pfennig sowie 1 Mark. Die anderen Werte waren schon für die 2. Offenburger Ausgabe nicht nachbestellt worden und sollten mit der Währungsumstellung ihre Frankaturgültigkeit verlieren.

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Sammlung Montclair – Neuzugang (VIII)

Hallo

Wie ihr wisst, umfasst meine Sammlung Montclair zu den Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar nicht bloss Briefmarken und Belege, sondern auch Informationen zu den Bildmotiven sowie – ganz wichtig – die entsprechende Literatur. Informationen und Literatur sammle ich sowohl in physischer wie auch in digitaler Form und lasse diese dann in meine Publikationen – also auch in Beiträge auf dem SAARPHILA-BLOG – einfliessen.

Bei der Literatur gilt mein Interesse insbesondere den frühen, zeitnahen Publikationen. Eine solche, zeitnahe Publikation habe ich über meinen Sammlerkollegen Dr. Ulrich Fingerhut in digitaler Form erhalten. Ein herzliches Dankeschön, Ulrich, an dieser Stelle.

Ein Philatelist und Autor, welcher sich bereits früh mit den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar beschäftigte, ist Dr. Charles Dufloz (1), u.a. Mitglied in der L’Union Marcophil.

Dr. Dufloz veröffentlichte am 31. März 1948  in der noch heute bestehenden Zeitschrift L’Echo de la Timbrologie einen umfangreichen Beitrag zu einigen Besonderheiten aller drei Ausgaben der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. 31. März 1948, das ist noch während der Frankaturgültigkeit der Überdruckausgabe und vor dem Ersttag der Wiederaufbau-Ausgabe, der ersten, eigenen Freimarkenserie des im Dezember 1947 gegründeten Saarlandes!

Dieser Beitrag in L’Echo wurde durch den Verlag Pinzette in Hamburg auf Deutsch als 8-seitige Broschüre mit dem Titel Saargebiet 1945/47 – Französische Besatzungsmarken herausgegeben. Die deutsche Fassung stammt ebenfalls aus der Feder von Dr. Dufloz, der fliessend Deutsch sprach.

Einige dieser frühen Erkenntnisse von Dr. Dufloz sind überholt; die Forschung zu den Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist in den, seit der Veröffentlichung vergangenen 76 Jahren nicht stehengeblieben. Aus diesem Grund verzichte ich auf eine Publikation an dieser Stelle. Falls Interesse an dieser Broschüre besteht, schreibt mir bitte via Kontaktformular.

Kontakt

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(1) Dr. Charles Louis Clement Dufloz, geb. 22. November 1899 in Colmar, gest. 24. Dezember 1978 in Nizza

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Sammlung Montclair – Neuzugang (VII)

Hallo

In diesem Beitrag stelle ich euch einen weiteren Neuzugang meiner Sammlung Montclair vor. Es handelt sich um einen Bedarfsbrief, der von Saarbrücken nach Zürich in die Schweiz gelaufen ist.

Barfrankierter Brief in die Schweiz, Handrollstempel Saarbrücken 3 m vom 30. Januar 1948

Das Haus Wickenweg 51 liegt im Zürcher Stadtkreis 9 am Fuss des Üetlibergs, des Zürcher Hausbergs. Doch der Beleg ist nicht in meiner Sammlung gelandet, weil ich 17 Jahre in der Stadt Zürich gelebt habe. Er fand Aufnahme, da ich gleich zwei interessante Fakten darstellen kann.

Am 20. November 1947 hielt die Frankenwährung Einzug im Saarland. Mit diesem füllten sich in den Geschäften Auslagen und Regale. Doch Briefmarken in Frankenwährung hatte man keine, weshalb man die Original- sowie die Neuausgabe der Freimarkenserie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar überdruckte (die nach dem Druckort Malstatt-Burbacher Überdruckausgabe). Diese Notlösung hatte einen Nachteil. Frankaturen mit diesen Überdruck-Marken wurden anfänglich im Ausland nur in Frankreich und Deutschland akzeptiert und die ersten Briefmarken des Saarlandes der Wiederaufbau-Serie in Frankenwährung wurden erst ab dem 1. April 1948 verausgabt. In der Periode zwischen dem 27. November 1947 (1) und dem 22. Februar 1948 musste ein Brief in die Schweiz somit bar freigemacht werden. Das Porto für einen Auslandsbrief der ersten Gewichtsstufe bis 20 Gramm betrug in der ersten Portoperiode des Saarlandes vom 20. November 1947 bis 1. Mai 1948 10 Franken.

Den für die Barfreimachung verwendeten Neben-Stempel Taxe perçue habe ich erst nach der Währungsumstellung vom 20. November 1947 auf Belegen gesehen. Zuvor wurden auf mir bekannten Belegen Neben-Stempel Gebühr bezahlt verwendet. Ich bin mir jedoch nicht sicher. Sollte jemand von euch einen Beleg mit Neben-Stempel Taxe perçue haben, der aus der Zeit zwischen dem 20. Januar und 20. November 1947 stammt, bitte ich um Mitteilung über das Kontaktformular.

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(1) Zwischen dem 20. November 1947 (Einführung der Frankenwährung im Saarland) und dem 27. November 1947 waren für eine Übergangsphase Frankaturen mit Marken der Original- sowie Neuausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar in (Saar-) Mark und Pfennig  zugelassen. Selbstverständlich auch ins Ausland.

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Sammlung Montclair – Neuzugang (VI)

Hallo

In dem Beitrag vom 6. November 2023 habe ich drei Ersttagsbelege des Lieutenant Gérig vorgestellt. Dieser Beitrag stellt zwei Letzttagsbelege der Überdruckausgabe der Freimarkenserie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vor. Die Belege wurden zwar ebenfalls von einem Philatelisten erstellt, in diesen Fällen sind die Briefe jedoch durch die Saarpost befördert worden.

portogerecht frankierter Wertbrief über 1000 Franken vom 31. Mai 1948, gelaufen von Friedrichsthal nach Sulzbach; Letzttagsbeleg der Marken 10 cent./2 Pf, 5F/20 Pf, 6F/24 Pf und 9F/30 Pf; Mischfrankatur mit Marken der 1. Briefmarkenausgabe des autonomen Saarlands
Umschlagrückseite mit Absenderstempel, Wachssiegeln und Ankunftsstempel Sulzbach (Saar) c vom 1. Juni 1948
portogerecht frankierter Wertbrief über 8000 Franken vom 31. Mai 1948, gelaufen von Friedrichsthal nach Sulzbach; Letzttagsbeleg der Marken 1F/10 Pf, 5F/20 Pf und 20F/84 Pf; Mischfrankatur mit Marken der 1. Briefmarkenausgabe des autonomen Saarlands
Umschlagrückseite mit Absenderstempel, Wachssiegeln und Ankunftsstempel Sulzbach (Saar) c vom 1. Juni 1948

Die beiden Wertbriefe wurden gemeinsam auf dem Postamt aufgegeben. Interessant: Das fehlende Stück des Wertbrief-Aufklebers (V-Zettel) des ersten Briefes hängt am Aufkleber des zweiten Briefes.

Absender beider Wertbriefe ist Richard Metzger, Inhaber der Firma Ingenieur Richard Metzger Stahl- und Maschinenbau in Altenwald, an welche beide Briefe adressiert sind. Eine Recherche beim Stadtarchiv Sulzbach ergab, dass die Firma bis in die 1980er-Jahre existierte. Inhaber waren Richard Eduard und Richard Hans Ludwig Metzger. Wer von den beiden der Philatelist war, ist mir nicht bekannt. Hat jemand weitere Informationen zur Firma und den beiden Richard Metzger? Bitte verwendet das Kontaktformular.

Zur Aufschlüsselung des Portos

1. Portoperiode des autonomen Saarlandes 20. November 1947-21. September 1948

    • 6 Franken Briefgebühr 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm
    • 14 Franken Einschreibgebühr
    • 15 Franken Versicherungsgebühr bis 1000 Franken
    • 1 Franken Versicherungsgebühr je weitere 1000 Franken

Daraus ergeben sich Porti von gesamt 35 Franken für den ersten und 42 Franken für den zweiten Wertbrief.

Bis dann

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Sammlung Montclair – Neuzugang (V)

Hallo

Einen sehr spannenden Neuzugang meiner Sammlung Montclair stelle ich in diesem Beitrag vor.

Mein Freund Peter Falz machte mich vor einiger Zeit auf einen Posten Bogenmaterial der Originalausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar aufmerksam. Er würde auf dieses Los bis zu einem bestimmten Betrag bieten. Ich sah mir die Losbeschreibung und die Bilder des Angebotes an. Ein Bogen der 12 Pfennig weckte mein Interesse. Ich bot Peter an, mich an seinem Gebot finanziell zu beteiligen, dafür würde ich diesen einen Bogen erhalten. Da dieser Bogen Peter nicht interessierte, willigte er in diesen Deal ein. Eine klassische Win-Win-Situation.

12 Pfennig Bogen A 07717 (WZ S = steigende Wellenlinien) vom 9. Januar 1947

Peter erhielt den Zuschlag. Leider war der Verkäufer beim Verpacken nicht ganz bei der Sache und unvorsichtig. Beim Zurechtschneiden des Verpackungsmaterials zerschnitt er auch gleich den abgebildeten 12 Pfennig-Bogen. „Messer, Gabel, Schere, Licht … ist für trottelige Verkäufer nicht!“, sage ich da nur. Die Schnittränder der Schere sind bei genauem Hinsehen am linken Bogenrand in der ersten Markenreihe gut zu erkennen; der untere Bogenrand ist bei dem Massaker glücklicherweise unversehrt geblieben. Der Verkäufer hat Peter und dieser mich über das Malheur informiert. Ich habe den Bogen dennoch genommen und in meine Sammlung eingebaut. Die Frage ist nun: Warum? Was ist an diesem Bogen so interessant, dass dieser trotz seiner massiven Beschädigung eine wichtige Bereicherung für meine Sammlung Montclair darstellt?

Dazu muss ich etwas ausholen. Der Druck von Bogennummern und Druckdatum wurde auf einer Buchdruck-Schnellpresse Typ Rex vorgenommen. Die Nummerierwerke für A- resp. B-Bogen zählten ab einem frei einstellbaren Wert rückwärts. Ergo: Hohe Bogennummern weisen i.d.R. auf einen frühen Drucktag, niedrige Bogennummern immer auf einen späten Drucktag hin. Bitte im Hinterkopf behalten. Wir unterscheiden gemäss Handbuch Feldmerkmale SAAR I (S. 50 ff) drei verschiedene Typen (1):

Typ I, 5-stellig ohne vorauslaufende Nullen, verwendet vom 27.-30. Dezember 1946, ausschliesslich 75 Pfennig-Wert.

Bogennummer A 416 Typ I
Bogennumer A 10455 Typ I

Typ IIa, 5-stellig mit vorauslaufenden Nullen, verwendet für alle Markenbogen ausser 75 Pfennig und 45 Pfennig

Bogennummer B 00091 Typ IIa

Typ IIb, 4-stellig mit vorauslaufenden Nullen, verwendet ausschliesslich am 13. Januar 1947 für die Bogen des 45 Pfennig-Werts

Bogennummer A 0092 Typ IIb

Die Bogennummern konnten somit auf dem Nummerierwerken schnell und individuell eingestellt werden. Das sollten wir für des Rätsels Lösung ebenfalls im Hinterkopf behalten. Bei dem vorgestellen Bogen haben wir es mit einer Bogennummer vom Typ IIa zu tun, also nichts besonderes.

Dieses schnelle und individuelle Ändern galt nicht für das Druckdatum. Die Druckdaten wurden für jeden neuen Tag, an welchem der Bogenranddruck vorgenommen wurde, neu gesetzt und zwar als gegossener Stempel, der in die Buchdruck-Schnellpresse Typ Rex eingesetzt wurde. Woher wissen wir das? Auch bei den Druckdaten unterscheiden wir verschiedene Typen (vgl. Handbuch S. 45ff). Wir konzentrieren in diesem Beitrag auf die beiden Typen IIIa und IIIb (2).

Typ IIIa, «Gedruckt am 16, Februar 1947», Antiquaschrift ohne Doppelpunkt nach «am» und
 mit Komma nach «16», ausschliesslich 8 Pfennig-Wert (A- wie B-Bogen)

Druckdatum Typ IIIa mit Komma

Typ IIIb, «Gedruckt am 16. Februar 1947» resp.
 «Gedruckt am 17. Februar 1947», Antiquaschrift ohne Doppelpunkt nach «am» und
 mit retuschiertem Komma nach «16» resp. «17», verwendet bei Bogen des 8 resp. 80 Pfennig-Werts.

Druckdatum 16. Februar 1947 Typ IIIb mit retuschiertem Komma
Druckdatum 17. Februar 1947 Typ IIIb mit retuschiertem Komma

Anhand dieses Vorfalls wissen wir, es war mit weniger Aufwand verbunden, einen Setzfehler zu retuschieren, als das gesamte Datum neu zu setzen.

An dieser Stelle weise ich auf ein weit verbreitetes Missverständnis hin. Die Druckdaten spiegeln bei den Ausgaben der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar nicht das Datum der Herstellung des entsprechenden Markenbogens wider, sondern geben nur das Datum des Bogenranddrucks an. Das Datum des Bogenranddrucks stimmt in einigen Fällen mit dem Datum des Bogendrucks überein, jedoch nicht in allen Fällen. Was bedeutet das? Beispiel: Auf den bekannten Bogen und Bogenteilen des 45 Pfennig-Werts steht immer «Gedruckt am: 13. Januar 1947». Daraus können wir nicht schliessen, dass alle 5’500 Druckbogen des 45 Pfennig-Werts am Montag, 13. Januar 1947 hergestellt wurden. Es ist durchaus möglich, dass der Andruck bereits am Samstag, 11. Januar 1947 begann (der Sonntag war bei der Druckerei Franz Burda im Januar 1947 kein Drucktag). Es ist aber belegt, dass der gesamte Bogenranddruck am 13. Januar 1947 erfolgte.

Am letzten Tag des Bogenranddrucks wurden i.d.R. bei der letzten Sichtkontrolle und Registratur unbrauchbare Bogen ausgewechselt. Bei überzähligen Bogen, welche bereits einen Bogenranddruck aufwiesen und einen unbrauchbaren (extrem verschobene Perforation, gefaltetes Papier usw.) Bogen ersetzen sollten, wurde häufig die eigene Bogennummer überbalkt und die Bogennummer des zu ersetzenden Bogens maschinell oder handschriftlich hinzugefügt. Hier ein Beispiel mit maschinell korrigierter Bogennummer. Der Bogen A 06591 ersetzt den unbrauchbaren Bogen A 05195.

So, jetzt wird es spannend. Der eingangs gezeigte 12 Pfennig-Bogen hat die Bogennummer A 07717 (Typ IIa) und weist das Druckdatum 9. Januar 1947 auf.

Für den Bogenranddruck des 12 Pfennig-Werts sind nach derzeitigem Wisssensstand die nachstehenden Daten bekannt:

    • 30. Dezember 1946
    • 31. Dezember 1946
    • 2. Januar 1947
    • 3. Januar 1947
    • 4. Januar 1947
    • 7. Januar 1947
    • 8. Januar 1947
    • 9. Januar 1947

Der 1. Januar 1947 war ein Feiertag, der 5. Januar ein Sonntag und der 6. Januar wieder ein Feiertag. Anhand von Vergleichsbögen wissen wir, dass der Bogenranddruck für zuvor hergestellen Bogen, welche die Bogennummern um 07700 erhalten sollten, am 7. Januar 1947 erfolgte. Offenbar wurde der originale Bogen 07717 am 9. Januar 1947 bei der Endkontrolle und Registratur als unbrauchbar aussortiert. Dafür wurde ein überzähliger Druckbogen – für solche Fälle wurde eine Druckreserve gehalten und in einigen nachgewiesenen Fällen sogar zur Erweiterung der Auflage verwendet – ohne Bogenranddruck in die Buchdruck-Schnellpresse Typ Rex eingelegt und mit der notwendigen Bogennummer versehen. Das Datum 9. Januar 1947 konnte im Gegensatz zur Bogennummer nicht einfach so gewechselt werden und blieb. Im konkreten Fall wissen wir aufgrund der auf dem Bogen vorhanden/nicht vorhandenen Feldmerkmale sogar, dass dieser Bogen am oder nach dem 4. Januar 1947 gedruckt wurde (Unterscheidung in frühe und späte Druckperiode beim 12 Pfennig-Wert; vgl. Handbuch, S. 710ff resp. Deutsche Briefmarken-Revue 6/2022, S. 30ff).

Fazit: Dieser Schalterbogen A 07717 des 12 Pfennig-Werts ist besonders, da dieser die Verwendung überzähliger, nicht bereits mit einem Bogenranddruck versehener Bogen der Druckreserve für die Auswechslung von unbrauchbaren Bogen am letzten Tag des Bogenranddrucks belegt.

Bis dann

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(1) Handbuch Feldmerkmale SAAR I, Fehraltorf 2021 Bestellung

(2) ebenso beschrieben in Deutsche Briefmarken-Revue 4/2022, S. 29ff sowie insbesondere Deutsche Briefmarken-Revue 6/2023, S. 34f

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Sammlung Montclair – Neuzugang (IV)

Hallo

Im letzten Beitrag habe ich einen Ersttagsbeleg der 2F/12 Pf. vom 20. November 1947 vorgestellt. Der Sammler, welchen diesen Beleg in Saarlouis abschlagen liess, war Lieutenant Gérig. Dieser Sammler war sehr umtriebig und hat diverse Erst- und Letzttage dokumentiert. Die ersten zwei der drei Belege, welche ich in diesem Beitrag vorstelle, sind Neuzugänge in meiner Sammlung Montclair. Der dritte befindet sich dort bereits seit vier Jahren in bester Gesellschaft.

portogerechter Ersttagsbeleg der 1F und 4F-Marken der ersten Briefmarkenausgabe des autonomen Saarlandes vom 1. April 1948; Mischfrankatur mit 1F/10 Pf. Überdruck auf Neuausgabe
Rückseite des leeren und verschlossenen Umschlags mit Signatur Hoffmann BPP
portogerechter Ersttagsbeleg der 3F-Marke der ersten Briefmarkenausgabe des autonomen Saarlandes vom 1. April 1948; Mischfrankatur mit 1F/10 Pf. Überdruck auf Neuausgabe sowie 2f/12 Pf. Urdruck (WZ S = Steigende Wellenlinien)
Rückseite des leeren und verschlossenen Umschlags

Beide Belege wurden in Völklingen (Saar) mit dem Stempel d abgeschlagen. Die Umschläge sind wie bei dem im letzten Beitrag vorgestellten Beleg verschlossen und ohne Absenderangabe. Ein Indiz, dass der Brief – obschon portogerecht frankiert – nicht befördert wurde, sondern einzig der Dokumentation diente. Dieser Meinung ist auch Christine Ney, wie sie in ihrem Attest festhält.

Fotoattest Christine Ney vom 10. November 1992

Diese Belege befinden sich in meiner Sammlung Montclair, da diese Belege den Übergang von den französischen Markenausgaben für das Saarland zu der ersten Briefmarkenausgabe des Saarlandes ab dem 1. April 1948 dokumentieren.

Der dritte ebenfalls portogerechte Beleg dokumentiert den Letzttag für die Marken der Ausgaben Wappen und Dichter sowie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ohne Überdruck in Frankenwährung am 27. November 1947.

portogerechter Letzttagsbeleg vom 27. November 1947 mit Mischfrankatur 8 Pf. WuD, 12 Pf. BuS (WZ S), zusammen mit der 2F/12 Pf. BuS (WZ S), welche erst ab dem 1. Juni 1948 frankaturungültig wurde
Rückseite des leeren und verschlossenen Umschlags

Für einen Brief der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm vom Saarland nach Frankreich betrug das Porto nach der Währungsreform ab dem 20. November 1947 6 Franken. Bei den ersten beiden Belegen ist dies leicht nachvollziehbar, für den letzten Beleg habe ich die Werte aufgeschlüsselt.

    • 2 Franken wurden abgedeckt durch eine Marke zu 2F/12 Pfennig (Urdruck, die Neuausgabe war noch nicht gedruckt)
    • 4 Franken wurden abgedeckt durch eine Marke zu 8 Pfennig Wappen und Dichter sowie eine Marke zu 12 Pfennig Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (Umtauschverhältnis 1 Mark = 20 Franken; damit 20 Pfennig = 4 Franken)

Im Gegensatz zu dem im letzten Beitrag vorgestellten Ersttagsbeleg wurden für diese drei Belege auf gleichartigen Umschlägen erstellt. Die Marken der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar weisen keine bekannten Feldmerkmale auf.

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Sammlung Montclair – Neuzugang (III)

Hallo

Ihr merkt schon … es muss Schlechtwetter in Nordfriesland sein. Der SaarPhilatelist hat Zeit zu schreiben. Stimmt! Leider habe ich aufgrund der dichten Wolkendecke auch nichts von den sonst in ganz Europa sichtbaren Polarlichtern sehen können. Schade.

Zurück zur Philatelie. Ein Handstempel auf dem abgebildeten Beleg verrät bereits, worum es sich bei diesem Neuzugang zur Sammlung Montclair handelt: einen Ersttagsbrief. Doch der Stempel verrät nicht alles; der Beleg hat bei genauerer Betrachtung noch viel mehr zu bieten.

Ersttagsbeleg MeF 2F auf 12 Pfennig vom 20. November 1947
die Umschlagklappe ist offen, ein Hinweis, dass der Beleg nicht befördert wurde

Meiner Ansicht nach handelt es sich nicht um einen Ersttagsbrief, sondern um einen Erstagsbeleg, denn weder ist die Frankatur portogerecht, noch ist der Brief befördert worden. Weshalb habe ich diesen Beleg dennoch ersteigert und meiner Sammlung hinzugefügt?

Der Beleg fand meine Aufmerksamkeit, da mir der Adressat Lieutenant Gérig bekannt ist. Nicht, dass ich Oberleutnant Gérig je kennengelernt hätte, sondern weil sich in meiner Sammlung bereits ein an ihn gerichteten Beleg befindet. Diesen Beleg stellte ich im August 2019 im SAARPHILA-BLOG und in einem Artikel in der Deutschen Briefmarken-Revue 03/2023 vor. Mehr dazu im Verlauf dieses Beitrags.

Sicher, ein exzellent erhaltener Ersttagsbeleg sauber (18) Saarlouis 1 e gestempelt und frankiert MeF mit Unterrand ist immer nett. Da wird niemand meckern. Es handelt sich um sogenannte Urdruck-Marken, also Marken der Originalausgabe mit Wasserzeichen steigende Wellenlinien (S), deren Wertangabe in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei mit 2F überdruckt wurden. Das muss so sein, auch wenn der MICHEL® DSK den Unsinn verbreitet, die 12 Pfennig der Neuausgabe (BuS II, im MICHEL-Kauderwelsch 229 II fA) wären vor der Währungsumstellung vom 19. November 1947 bereits verausgabt worden und kämen auch ohne Überdruck 2F vor. Die ArGe Saar wie auch ich haben die MICHEL®-Redaktion mehrfach darauf hingewiesen, dass die 12 Pfennig-Marken der Neuausgabe erst am 22./24. November 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg gedruckt, dann nach Saarbrücken transportiert und erst danach bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei überdruckt wurden, bevor die Marken schlussendlich am 6. Dezember 1947 an die saarländischen Postschalter gelangten. Trotz aller Beweise zieht die MICHEL®-Redaktion diesen, wie auch viele andere Fehler seit Jahrzehnten nicht zurück, sondern verbreitet diesen Blödsinn mittels Copy/Paste ungeniert weiter. Soviel zur angeblichen Bibel der Philatelie.

Nein, für meine Kaufentscheidung war ausschlaggebend, dass beide Marken ein auffälliges Feldmerkmal aufweisen.

Ausschnitt aus Bogen B 29155 (WZ F, fallende Wellenlinien) vom 3. Januar 1947

Die beiden Feldmerkmale waren in der Losbeschreibung nicht aufgeführt. Das ist wenig verwunderlich, denn der MICHEL® DSK – ich werde nicht weiter darauf eingehen, dass diese überteuerte Publikation für das Sammelgebiet Saar nicht brauchbar ist – führt selbst auffälligste Feldmerkmale nicht auf. Bei den beiden Marken handelt es sich um Marken der Felder 93B sowie 94B und zwar der frühen Druckperiode (30./31. Dezember 1946 und 2./3. Januar 1947) des 12 Pfennig-Werts. Das Feldmerkmal vom Feld 94B ist sowohl in Paul Staedels Étude, im Saarhandbuch wie auch in meinem 2021 erschienenen Handbuch Feldmerkmale SAAR I (hier der Link zum Bestellformular) aufgeführt. In der Deutschen Briefmarken-Revue (6/2022) habe ich in einem Beitrag die Feldmerkmale des 12 Pfennig-Werts vorgestellt. Dort ist das Feldmerkmal vom Feld 94B ebenfalls abgebildet.

Das Feldmerkmal 93B (früher Druck bis 3. Januar 1947) war mir bislang entgangen. Mir ist keine Publikation bekannt, welche dieses Feldmerkmal aufführt. Es handelt sich somit um eine Erstpublikation im SAARPHILA-BLOG. Das Feldmerkmal konnte ich bislang auf 10 Bogen und bei 15 Einzelexemplaren nachweisen. Nachfragen bei meinen Korrespondenten sind noch pendent.

Wie erwähnt ist der Beleg unterfrankiert (für einen Brief der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm hätten 6 Franc verklebt werden müssen) und unverschlossen. Beides Indizien dafür, dass der Beleg nicht befördert wurde. Es sollte ausschliesslich ein besonders schöner Ersttagsbeleg kreiert werden.

Der Empfänger ist Lieutenant Gérig | Magasin Gén d’Habillement | 128, Avenue Félix-Faure | Lyon. Ich gehe davon aus, dass Oberleutnant Gérig ein versierter Philatelist war, der entweder einen Korrespondenten mit der Erstellung der Belege beauftragt hatte oder – wahrscheinlicher – für eine gewisse Zeit als Versorgungsoffizier in Saarlouis stationiert war. Mir liegen Belege mit demselben Gummi-Adressstempel aus dem Zeitraum von November 1947 bis April 1948 vor. Alle abgeschlagen im Raum Saarlouis. Wie ich bereits im August 2019 schrieb, verfüge ich zu Lieutenant Gérig über keine weiteren Informationen. Die Kleiderkammer Lyon dagegen, seine Dienststelle, existiert heute noch an derselben Adresse, dem Fort du Montluc.

Fazit: Ich stufe Lieutenant Gérig genauso ein, wie bspw. Walter Prell. Beides versierte Philatelisten, welche die Gunst der Stunde – in beiden Fällen die unmittelbare Nachkriegszeit -, ihre finanziellen Mittel und im Falle des Besatzungsoffiziers Gérig auch ihren Einfluss nutzten, um ihre Sammlungen mit besonderen Belegen zu bestücken. Diese Belege sind ganz klar philatelistisch beeinflusst, sind selten Bedarfsbelege, sind in einigen Fällen nie befördert worden, doch: Was wären wir heute ohne diese Belege?

Bis dann

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P.S. vom 7. November 2023

Aufgrund des Hinweises eines guten Sammlerkollegen füge ich meinem Beitrag zwei Scans des Feldmerkmals 93B(f) dunkler Farbfleck auf dem Schriftband SAAR links des S mit hohen Bogennummern vom ersten Drucktag des 12 Pfennig-Wertes hinzu.

Ausschnitt aus Bogen B 57901 (WZ S, steigende Wellenlinien) vom 30. Dezember 1946 mit Feldmerkmal 93B(f)
Ausschnitt aus Bogen B 53976 (WZ F, fallende Wellenlinien) vom 30. Dezember 1946 mit Feldmerkmal 93B(f)

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Sammlung Montclair – Neuzugang (II)

Hallo

Ein weiterer Neuzugang meiner Sammlung Montclair ist der folgende Beleg.

75 Pf. (WZ steigend) als portogerechte EF vom 8. September 1947 auf Auslandsbrief USA
Verschluss unversehrt, der Umschlag wurde seitlich geöffnet

Der Beleg mit portogerechter EF ist echt gelaufen von St. Wendel (Saar) nach Kansas City (Missouri, USA). Adressatin ist die damals 67-jährige US-Amerikanerin Elsie A. Bornkessel (1880-1976), Ehefrau des in die USA ausgewanderten Deutschen Amil Franz Bornkessel (1882-1939), beide in den USA verstorben und in Kansas MO beerdigt. Die Adresse 1327 Lake Avenue liegt in einem zwischen 1915 und 1925 erstellten Wohngebiet mit einfachen Einfamilienhäusern. Die Anrede Mistress lässt wohl darauf schliessen, dass die verwitwete Elsie Bornkessel eine Schule oder Erziehungsanstalt geleitet hatte.

Zum Adressenten, der Familie Rudolf Kulbe aus St. Wendel bin ich nicht fündig geworden. Die Adresse Gymnasialstrasse 13 ist heute ein Parking.

Echt gelaufene Belege mit der 75 Pfennig-Marke als portogerechte EF für Auslandsbriefe bis 20 Gramm sind nicht häufig. Ein Grund ist offensichtlich. Auslandsbriefe gelangten ins Ausland und die Umschläge landeten dort entweder im Müll, oder die Marke (abgelöst oder als Briefstück in einer Briefmarken-Sammlung. In einigen Fällen wurden wahrscheinlich die Briefe und deren Umschläge aufbewahrt und gelangten später auf irgend einem Weg in eine Auktion. Ein solcher Fall liegt hier wohl vor.

Die 75 Pfennig-Marke konnte zwischen dem 20. Januar 1947 (Ersttag) und dem 14. September 1947 portogerecht auf Auslandsbriefen der ersten Gewichtsstufe verwendet werden. Ab dem 15. September 1947 kostete derselbe Auslandsbrief nur noch 50 Pfennig. Bei dem Beleg vom 8. September 1947 handelt es sich demnach um eine späte Verwendung.

Bis dann

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Sammlung Montclair – Neuzugang (I)

Hallo

Ich habe im April 2023 meine Sammlung von Saarbriefmarken umstrukturiert. Seitdem konzentriere ich mich ausschliesslich auf die 59 Marken der Freimarkenserie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS, Originalausgabe, Neuausgabe, Überdruckausgabe). Die Sammlung umfasst Einzelmarken, Bogenmaterial, Belege, Probedrucke sowie Literatur. Dazu kommen Marken und Ganzsachen anderer Perioden, soweit diese Bezug zu den Bildmotiven der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar haben.

Meine Sammlung trägt den Namen Montclair, nach der Burgruine auf dem Hügelrücken oberhalb der grossen Saarschleife bei Orscholz.

Im Sommer bin ich gerne draussen, bin mit Velo und WoMo unterwegs. Die Pflege meiner Sammlung bleibt – bis auf Recherchen vor Ort, wie im Juni dieses Jahres in Saarlouis – den Monaten November bis März vorbehalten. Dennoch haben sich in den vergangenen Monaten einige Gelegenheiten ergeben, meine Sammlung um einige schöne Stücke zu erweitern. Diese Neuzugänge werde ich in loser Folge in meinem Blog vorstellen.

Ich beginne mit einem Beitrag zu dem abgebildeten Farb-Probedruck.

Farbprobe karminrosa mit 5 Bildmotiven

Farbproben gibt es meines Wissens nach in zwei Varianten: einerseits mit drei kleinformatigen Bildmotiven und andererseits (vgl. Abbildung) mit drei kleinformatigen sowie zwei grossformatigen Bildmotiven. Letztere kenne ich in den Farben:

    • Karminrosa
    • Grau
    • Blau
    • Dunkelgrün
    • Orange.

Ich erachte es als wahrscheinlich, dass Exemplare in anderen Farben existieren. Diese Farbproben sind definitiv keine Einzelstücke. In der 57. Christoph Gärtner-Auktion wurden drei Exemplare in den Farben Grau (Los 6612), Blau (Los 6613) und Dunkelgrün (Los 6611) angeboten; Exemplare in exakt diesen Farben sind bereits Teil meiner Sammlung Montclair.

Die abgebildete Farbprobe ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.

Die Farbprobe umfasst bloss fünf der sechs Bildmotive; das Bildmotiv Stahlwerker beim Hochofenabstich fehlt. Dieses Bildmotiv wurde wahrscheinlich erst im Dezember 1946 hinzugefügt. Die Gestaltung des Bildmotivs Stahlwerker unterscheidet sich dann auch von den anderen Berufen, Bergmann und Bäuerin (Landwirtschaft). Diese Bildmotive sind in Vordergrund und Hintergrund unterteilt, beim Bildmotiv Stahlwerker ist ausschliesslich eine Szene bei einem Hochofen abgebildet. Den 24 Pfennig-Wert, welcher schlussendlich das Bildmotiv Stahlwerker trägt, ziert bei der Farbprobe noch das Bildmotiv Bäuerin. Schauen wir genauer hin, hat die stehende Bäuerin einen Buckel, der im endgültigen Bildmotiv entfernt wurde.

Bildmotiv Bäuerinnen bei der Rübenernte: stehende Bäuerin mit „Buckel“

Die 1 der Wertangabe 12 beim Bildmotiv Bergmann ist spitz. Dadurch wissen wir, dass das Reihenmerkmal des 12 Pfennig-Werts, 1 der Wertangabe 12 stumpf (vgl. DBR 6/2022), so nicht vorgesehen war.

Das S von SAAR beim 75 Pfennig-Wert mit dem Bildmotiv Alter Turm weist eine gut sichtbare Retusche auf.

Bildmotiv Alter Turm in Mettlach, S von SAAR mit Retusche

Die kleinformatigen Bildmotive sind unten links mit Ungültig! und rechts unten mit V.K.JONYNAS beschriftet. Der 84 Pfennig-Wert trägt nur den Schriftzug V.K.JONYNAS wogegen der 1 Mark-Wert keine Beschriftung aufweist.

Der Farbton Rosakarmin wurde schlussendlich für die Marken der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar nicht verwendet. Ähnliche Farbtöne jedoch schon: Orientrot beim 20 Pfennig-Wert und Magenta beim 25 Pfennig-Wert.

Abschliessend weise ich darauf  hin, dass in der mir bekannten Literatur (inkl. MICHEL) nur in meiner 20-teiligen DBR-Beitragsserie zu den Feldmerkmalen der Originalausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar diese Farbproben in Wort und Bild erwähnt werden (vgl. Deutsche Briefmarken-Revue 01/2022-08/2023).

Bis dann

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