Probe-Überdrucke MBD I/II – Teil 1

Hallo

Dieser Beitrag steckt voller Informationen zu den Probe-Überdrucken für die Überdruckausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (MBD I/II). Darüber hinaus stelle ich ein bislang nicht publiziertes Feldmerkmal der Originalausgabe (BuS I, auch SAAR I) vor.

Mitte Oktober 1947 wurde die P.T.T. Saarbrücken davon in Kenntnis gesetzt, dass die Währungsumstellung von (Saar-) Mark auf Frankenwährung voraussichtlich im Verlauf des November vorgenommen würde. Die P.T.T. prüfte daraufhin das weitere Vorgehen. Entwurf und Druck einen neuen Freimarkenserie in Frankenwährung war aufgrund des Zeitdrucks illusorisch. Daher entschied man sich, die vorhandenen und bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg bestellten und zum Teil bereits gelieferten Marken der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei überdrucken zu lassen. Die Wertzeichenverteilstelle der P.T.T. wurde am 20. Oktober 1947 angewiesen, von jedem Wert (1) einen Schalterbogen für Probe-Überdrucke an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei zu senden. Dort wurden die Schalterbogen – es handelte sich ausschliesslich um Schlaterbogen der Originalausgabe –  teils ganz wie beim 12- oder 60 Pfennig-Wert, teils nur auf wenigen Bogenzeilen wie beim 2- oder 3 Pfennig-Wert überdruckt.

Die folgende Abbildung zeigt ein Exemplar mit Probeaufdruck aus meiner Sammlung Montclair.

Probe-Überdruck 14 F auf 60 Pfennig (Originalausgabe), Feld 43 des Bogens B 04850

Die Ziffern sind bei diesem Exemplar in Erbar-Grotesk fett, die Währungsangabe F in Futura schmalhalbfett ausgeführt. Der oberste der drei Balken ist länger als die unteren zwei. Der Entwurf kam nicht zur Ausführung, wie wir beim Vergleich mit der folgenden verausgabten Marke erkennen können.

14 F auf 60 Pfennig (Überdruck auf Originalausgabe, MBD I, sogenannter Urdruck)

Wahrscheinlich fragt ihr euch, woher ich weiss, von welchem Bogenfeld eines spezifischen Schalterbogens mein Exemplar eines Probedrucks stammt.

Die Bestimmung des Bogenfeldes ist keine Hexerei, weist das vorliegende Exemplar des Probedrucks doch ausreichend Feldmerkmale für die eindeutige Bestimmung auf. Die Merkmale in roten Kreisen kommen sowohl auf A- wie auf B-Bogen vor. Die mit einem roten Pfeil gekennzeichneten Merkmale ausschliesslich auf B-Bogen. Erstpublikation Feldmerkmal 43AB Strich an Baumkrone links. Die Verbindung zwischen Bildmotiv und Schriftband SAAR kommt auf mehreren Bogenfeldern vor.

60 Pfennig (Originalausgabe BuS I) Bogenfeld 43B

Die Bestimmung des Bogens ist eine andere Geschichte. Der 1947 an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei gelieferte Schalterbogen des 60 Pfennig-Werts liegt mir als Farb-Kopie vor.

60 Pfennig, Bogen B 04850 vom 14. Februar 1947 mit 4 unterschiedlichen Probe-Überdrucken (Farbkopie ©Sammlung Montclair)

Der Bogen weist vier unterschiedliche Probe-Überdrucke auf. Die ersten acht Zeilen von oben wurden mit kleinen Ziffern, die unteren zwei Zeilen mit grossen Ziffern überdruckt. Die ersten vier Zeilen weisen zwei Balken (oberer lang), die folgenden zwei Zeilen drei Balken (oberster lang) und die dann folgenden Zeilen drei gleichlange Balken auf, ebenso die letzten beiden Zeilen.

Der Zufall wollte es, dass mein Exemplar das einzige ist, welches auf dem unteren Balken einen weissen Fleck aufweist, welchen ich auf der Farbkopie – die im Original viel klarer ist als auf dem abgebildeten Scan – eindeutig wiedererkennen konnte.

Die Farbkopie wurde erstellt, bevor der Schalterbogen für die 70. Briefmarkenauktion von Steffen und Wilke Briefmarken-Auktionen aufgeteilt wurde. Zuvor hatte H.-J. Steffen vergeblich versucht, ein Los mit mehreren, grösstenteils kompletten Schalterbogen mit Probeaufdrucken privat bei seinen Kunden zu platzieren. Die wenigen Bogenteile, meist 10er-Streifen längs, die an der 70. Auktion angeboten wurden, hatten bereits einen Ausruf von über DM 120’000! Da kann ich mir vorstellen, welche Preis H.-J. Steffen für den gesamten Posten erwartet hat, weshalb er in seiner Anbietung auch bloss „Ernsthafte Interessenten“ – sprich sehr vermögende Kundschaft – anspricht.

Privatanbietung Steffen Auktionen

Bis dahin

TEIL 2

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(1) Die 13 Werte umfassten 2, 3, 10, 12, 15, 16, 20, 24, 30, 50, 60, 84 Pfennig sowie 1 Mark. Die anderen Werte waren schon für die 2. Offenburger Ausgabe nicht nachbestellt worden und sollten mit der Währungsumstellung ihre Frankaturgültigkeit verlieren.

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