Feldmerkmale – 2 Pfennig (VI)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

In diesem Beitrag werden wir uns die Felder 16AB bis 20AB  des 2 Pfennig-Werts – also die  Marken der beiden nachfolgend abgebildeten Fünferstreifen – genauer ansehen.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 16-20
2 Pfennig, B-Bogen, Felder 16-20

Die bekannten Werke und Kataloge weisen für die Felder 19AB und 20AB folgende Einträge aus:

    • End/Becker: keine Besonderheiten
    • Staedel – Étude: ausschliesslich als Erwähnung – 19e timbre. „Point sur le bras droite“
    • SHB: Feld 19AB „Punkt unter dem Arm des Bergmanns“; Feld 20AB „Punkt in den Wolken links vom Kirchturm“
    • Catalogue F.S.A.: keine Besonderheiten
    • Michel: keine Besonderheiten

Wie gehabt, liefert keines der vorstehenden Werke dem Sammler eine Abbildung zu dem jeweils beschriebenen Feldmerkmal.

Feld 16

keine auffälligen Merkmale

Feld 17

keine auffälligen Merkmale

Feld 18

keine auffälligen Merkmale

Feld 19

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

AB: „dunkler Farbfleck an der Strebwand unterhalb der linken (1) Achsel des Bergmanns“

Fazit: Ich katalogisiere das Feldmerkmal des Feldes 19AB als:

2 Pfennig Feld 19AB: „dunkler Farbfleck an der Strebwand unterhalb der linken Achsel des Bergmanns“

Unterscheidung Marken von A- resp. B-Bögen: „feine Farbflecken (Doppelpunkt) links vom Abschwung der Wertangabe 2 (B)“

Die Erwähnungen in den anderen Katalogen und Werken werden als Fussnote festgehalten.

Feld 20

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

AB: „dunkler Farbfleck zwischen Strebwand und Kirchturm auf Höhe der Kirchturmspitze“

Fazit: Ich katalogisiere das Feldmerkmal des Feldes 20AB als:

2 Pfennig Feld 20AB: „dunkler Farbfleck zwischen Strebwand und Kirchturm auf Höhe der Kirchturmspitze“

Die Erwähnung im SHB wird als Fussnote festgehalten.

Bis dann

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Anmerkung

(1) Die Angaben links und rechts in deutschsprachigen Katalogen wie auch im SAARPHILA-BLOG beziehen sich auf die Sicht des Betrachters. Mit dem linken Hacken ist somit der rechte Hacken des Bergmanns gemeint.

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Feldmerkmale – 2 Pfennig (V)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

und willkommen zu einer Premiere! Die Erstpublikation eines sehr speziellen wiederkehrenden Feldmerkmals,  Ergebnis meiner Forschungsarbeit. Was heisst das für euch?

    • Ihr als Leser des Saarphilatelie-Blogs wisst mehr
    • 72 Jahre nach dem Erstausgabetag ist die Forschung rund um die Marken der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar noch lange nicht abgeschlossen.

In diesem Beitrag werden wir uns die Felder 11AB bis 15AB  des 2 Pfennig-Werts – also die  Marken der beiden nachfolgend abgebildeten Fünferstreifen – genauer ansehen.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 11-15
2 Pfennig, B-Bogen, Felder 11-15

Die bekannten Werke und Kataloge weisen für die Felder 11AB und 15AB folgende Einträge aus:

    • End/Becker: 206 c 2 Pfg 13. Marke, Bogen A+B: „Strich durch R“
    • Staedel – Étude: ausschliesslich als Erwähnung – 11e timbre. „Point sur le rocher à droite du mineur“; ausschliesslich als Erwähnung – 13e timbre. „Trait dans le R“
    • SHB: Feld 11AB „Punkt rechts neben dem Gürtel des Bergmanns“; Feld 13AB „Punkt im R“
    • Catalogue F.S.A.: keine Besonderheiten
    • Michel: keine Besonderheiten

Wie gehabt, liefert keines der vorstehenden Werke dem Sammler eine Abbildung zu dem jeweils beschriebenen Feldmerkmal.

Feld 11

11AB ist eine Marke mit einem sehr speziellem Feldmerkmal, dass sich einem erst beim zweiten Hinschauen erschliesst.

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Schön zu erkennen ist bei der oberen Marke die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (rechts, 2.-4. Zahnloch von oben).

Feldmerkmale

AB: „verwaschener Farbfleck auf dem rechten (1) Hosenbein des Bergmanns“; „dunkler Farbfleck an der Strebwand rechts vom Bergmann auf höhe der Taille“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

Das Hauptfeldmerkmal des Feldes 11AB „verwaschener Farbfleck auf dem rechten Hosenbein“ wird scherzhaft als schmutzige Hose bezeichnet. Versierte Saar I-Sammler werden bei dem Begriff „schmuzige Hose“ aufhorchen und im Katalog blättern. Sie müssen nicht lange suchen: bei 12 Pfennig Feld 76AB resp. MiNr. 211XY VII werden Sie fündig. Das Merkmal von 2 Pfennig Feld 11AB ist ein wiederkehrendes Feldmerkmal, von denen ich auf dem Saarphilatelie-Blog bereits einige Beispiele (2) vorgestellt habe.

Dieses spezielle wiederkehrende Feldmerkmal ist jedoch etwas sehr besonderes. Weshalb? Denkt einmal kurz nach. Das Feldmerkmal tritt sowohl beim 2 Pfennig-Wert  als auch beim 12 Pfennig-Wert auf.

Und? Fällt der Groschen? Nein? Von allen Marken mit Bildmotiv Bergmann im Streb vor stilisierter Saarlandschaft wurden die 12 Pfennig-Werte zuerst (30. Dezember 1946 – 8. Januar 1947) und die 2 Pfennig-Werte als letztes gedruckt (20./21. Februar 1947). Alle anderen Werte mit demselben Bildmotiv – 3-, 6-, 8- und 10 Pfennig – wurden zwischen diesen Daten gedruckt. Tatsächlich: das wiederkehrende Feldmerkmal mit dem Spitznamen verschmutzte Hose tritt bei allen sechs Werten mit dem Bildmotiv Bergmann im Streb vor stilisierter Saarlandschaft auf; nur ist dies bislang niemandem aufgefallen.

Es ist beileibe nicht so, dass niemand diese Marken genau angeschaut hätte, einige Felder sind sogar in dem einen oder anderen Werk aufgeführt, jedoch mit einem anderen Merkmal.

Trara! Vorhang auf zur Premiere auf dem Saarphilatelie-Blog

2 Pfennig Feld 11AB (hier A)
2 Pfennig Feld 58AB (hier A)
6 Pfennig Feld 21AB (hier A)
8 Pfennig Feld 91AB (hier A)
10 Pfennig Feld 51AB (hier A)
12 Pfennig Feld 76AB (hier A)

Interessant zu sehen, wie das Feldmerkmal bei den verschiedenen Farben unterschiedlich akzentuiert hervortritt.

Dieses Beispiel eines wiederkehrenden Feldmerkmals zeigt jedoch auch wieder die Beliebigkeit und die Willkür der Katalogisierungen im Michel-Katalog. Weshalb wird einer 12 Pfennig-Marke vom Feld 76AB ein anderer Wert zugemessen als einer 10 Pfennig-Marke vom Feld 51AB? Obschon beide dasselbe Feldmerkmal aufweisen? Könnt ihr mir das erklären?

Fazit: Ich katalogisiere die Feldmerkmale des Feldes 11AB als:

2 Pfennig Feld 11AB: „verwaschener Farbfleck auf dem rechten Hosenbein – schmutzige Hose – des Bergmanns“ Hinweis: wiederkehrendes Feldmerkmal 3 Pfennig Feld 58AB, 6 Pfennig Feld 21AB, 8 Pfennig Feld 91AB, 10 Pfennig Feld 51AB, 12 Pfennig Feld 76AB

Weiteres Merkmal: „dunkler Farbfleck an der Strebwand rechts vom Bergmann in Höhe der Taille“

Unterscheidung Marken von A- resp. B-Bögen: „feiner Farbfleck am Himmel links vom Kirchturm (B)“

Die Erwähnungen in den anderen Katalogen und Werken werden als Fussnote festgehalten.

Feld 12

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Keine auffälligen Feldmerkmale. Jedoch erkennen wir der oberen Abbildung  wieder die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (links, 2.-4. Zahnloch von oben).

Feld 13

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

AB: „feiner Farbstrich quer über den Bogen des R von SAAR“

Der Pfeil weist auf auf einen Flecken hin. Es ist wahrscheinlich, jedoch nicht gesichert, dass es sich um eine Variante des wiederkehrenden Feldmerkmals Fleck über Handgelenk handelt.

Fazit: Ich katalogisiere die Feldmerkmale des Feldes 13AB als:

2 Pfennig Feld 13AB: „feiner Farbstrich quer über den Bogen des R von SAAR

Die Erwähnungen in den anderen Katalogen und Werken werden als Fussnote festgehalten.

Feld 14

keine auffälligen Merkmale

Feld 15

keine auffälligen Merkmale

Bis dann

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Anmerkungen

(1) Die Angaben links und rechts in deutschsprachigen Katalogen wie auch im SAARPHILA-BLOG beziehen sich auf die Sicht des Betrachters. Mit dem linken Hacken ist somit der rechte Hacken des Bergmanns gemeint.

(2) Wiederkehrende Feldmerkmale bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe entstanden durch Diapositivmontage bei der Herstellung des Diapositivbogens für einen neuen Wert, wodurch das Feldmerkmal „mitwanderte“, wenn auch jeweils auf ein anderes Bogenfeld. Weitere Beiträge zum Thema wiederkehrende Feldmerkmale findet ihr unter den nachstehenden Links:

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Feldmerkmale – 2 Pfennig (IV)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

In diesem Beitrag werden wir uns die Felder 9AB bis 10AB  des 2 Pfennig-Werts – also die jeweils letzten beiden Marken der beiden nachfolgend abgebildeten Fünferstreifen – genauer ansehen.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 6-10
2 Pfennig, B-Bogen, Felder 6-10

Die bekannten Werke und Kataloge weisen für die Felder 9AB und 10AB folgende Einträge aus:

    • End/Becker: 206 b 2 Pfg 9. Marke, Bogen A+B: „Punkt am Horizont“
    • Staedel – Étude: ausschliesslich als Erwähnung – 9e timbre. „Point derrière le talon du mineur“
    • SHB: Feld 9 AB „Punkt über der Ferse des Bergmanns“
    • Catalogue F.S.A.: keine Besonderheiten
    • Michel: keine Besonderheiten

Wie gehabt, liefert keines der vorstehenden Werke dem Sammler eine Abbildung zu dem jeweils beschriebenen Feldmerkmal. Interessant ist, dass End/Becker anscheinend ein an anderes Merkmal katalogisieren, als Paul Staedel und das SHB, dessen Autoren in diesem Fall offensichtlich bei Paul Staedel abgeschrieben haben.

Schauen wir uns die Marken vom Feld 9AB genauer an:

Feld 9

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

AB: „Farbfleck an der Strebwand oberhalb des linken (1) Stiefelhackens des Bergmanns“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

Den bei End/Becker erwähnten „Punkt am Horizont“ konnte ich nicht verifizieren. Ich vermute jedoch, dass der „Farbfleck am Himmel oberhalb der rechten Hausreihe der Ansiedlung“ gemeint ist. Dieser erscheint jedoch ausschliesslich auf Marken der B-Bögen.

Fazit: Ich katalogisiere keines der besprochenen Merkmale, da diese zu unscheinbar und nicht eindeutig sind.

Feld 10

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Die Marken vom Feld 10 AB, die im Gegensatz zu den Marken vom Feld 9AB in keinem mir bekannten Werk erwähnt werden, weisen einige interessante und eindeutige Feldmerkmale auf, die ich im Folgenden gerne vorstellen werde.

Feldmerkmale

 

AB: „die Füsse der Buchstaben der Währungsangabe PF. sind mit dem Oberrand des Schriftbands SAAR verbunden; bei Marken vom A-Bogen auch der Abkürzungspunkt“

Meiner Meinung nach zeigt die Nichtbeachtung dieses doch sehr auffällige Feldmerkmals im Michel einmal mehr die Beliebigkeit und Willkürlichkeit der Katalogredaktion bei der Zusammenstellung von „Plattenfehlern“ (sic!) der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Der Philotax Saarland Spezial macht ebenfalls keine gute Figur, da dieser Katalog sich bei der Auswahl der gezeigten Feldmerkmale stark – m. E. zu stark – an den Michel anlehnt.

AB: „dunkler Farbfleck rechts aussen auf dem oberen Feld mit Getreidepuppen unterhalb der rechten Häuserzeile der Ansiedlung“

A: „geschwungener Farbstrich über den Himmel links von der Kirchturmspitze“

B: „feiner Farbfleck auf dem unteren Teil des rechten Schenkels des zweiten A von SAAR“

Fazit: Ich katalogisiere die Feldmerkmale des Feldes 10AB (Erstpublikation):

2 Pfennig Feld 10AB: „die Füsse der Buchstaben der Währungsangabe PF. sind mit dem Oberrand des Schriftbands SAAR verbunden; bei Marken vom A-Bogen auch der Abkürzungspunkt“

Weiteres Merkmal: „dunkler Farbfleck rechts aussen auf dem oberen Feld mit Getreidepuppen unterhalb der rechten Häuserzeile der Ansiedlung“

Unterscheidung Marken von A- resp. B-Bögen: „geschwungener Farbstrich über den Himmel links von der Kirchturmspitze (A)“; „feiner Farbfleck auf dem unteren Teil des rechten Schenkels des zweiten A von SAAR (B)“

Die Erwähnungen in den anderen Katalogen und Werken werden als Fussnote festgehalten.

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Die Marken des 2 Pfennig-Werts vom Feld 10AB sind ein gutes Beispiel um aufzuzeigen, weshalb die Étude Nouveau simple Farbfleckchen – in anderen Katalogen häufig als Punkte beschrieben – nur in Ausnahmefällen katalogisiert.

Die roten Pfeile auf der Abbildung einer Marke Feld 10B zeigen etwa ein Drittel der im Markenbild zu findenden „Punkte“, wobei ich mich bei den hervorgehobenen „Punkten“ nur auf dunkle Farbpunkte konzentriert und die ebenfalls vorhandenen hellen „Punkte“ aussen vor gelassen habe. Viele dieser „Punkte“ finden sich auch in der einen oder anderen Form auf anderen Bogenfeldern, wodurch diese nicht mehr als Unterscheidungsmerkmal taugen. Woher rührt diese Häufung von „Punkten“, fragt ihr euch? Es liegt am Druckverfahren Rastertiefdruck.

Bei der Aufnahme von Feldmerkmalen lasse ich mich immer von dem Gedanken leiten, dass Feldmerkmale nicht nur der Freude des Sammlers an Details des Markenbildes, sondern auch der Zuordnung der vorliegenden Marke zu einem Bogen und einem Bogenfeld dienen sollen.

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Vorgestellt

Ein schönes Beispiel einer gelaufenen Marke mit Feldmerkmal vom Feld 4B: „kurzer, dunkler Farbstrich rechts am Hackenblatt der Flachspitzhacke“

Bis dann

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Anmerkung

(1) Die Angaben links und rechts in deutschsprachigen Katalogen wie auch im SAARPHILA-BLOG beziehen sich auf die Sicht des Betrachters. Mit dem linken Hacken ist somit der rechte Hacken des Bergmanns gemeint.

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Feldmerkmale – 2 Pfennig (III)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

In diesem Beitrag werden wir uns die Felder 6AB bis 8AB  des 2 Pfennig-Werts – also die jeweils ersten drei Marken der beiden nachfolgend abgebildeten Fünferstreifen – genauer ansehen.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 6-10
2 Pfennig, B-Bogen, Felder 6-10

Die bekannten Werke und Kataloge listen für die Felder 6AB bis 8AB folgende Feldmerkmale:

    • End/Becker: 206 a 2 Pfg 8. Marke, Bogen A+B: „Punkt in der Felswand“
    • Staedel – Étude: 1a 8e timbre. „Point sur le rocher à gauche du Mineur“
    • SHB: Feld 8 AB „Punkt links neben dem Bergmann in der Höhle“
    • Catalogue F.S.A.: keine Besonderheiten
    • Michel: 206 III „Punkt neben dem Bergmann in der Höhlenmitte“

Keines der vorstehenden Werke liefert dem Sammler jedoch eine Abbildung zu dem beschriebenen Feldmerkmal. Dies ist umso bedauerlicher, da ein „Punkt in einer Felswand“ ebenso schwer zu finden sein dürfte wie ein „Punkt in einer Höhle“. Fragt einmal den Mathematiklehrer eurer Kinder nach Länge, Breite und Höhe eines Punktes. Nach einem erstaunten Blick würde dieser Ihnen erklären, dass ein Punkt ein Objekt ohne jede Ausdehnung sei. Der Deutschlehrer würde sagen, ein Punkt schliesse bspw. einen vollständigen Satz ab und wäre dann auf dem Papier oder ähnlichem, jedoch niemals in irgendetwas. Ihr seht, „Punkt“ ist ein wahrlich untauglicher Begriff für die Beschreibung eines Bildmerkmals.

Item. Wir werden uns das Feld 8AB im Verlauf des Beitrages sehr genau ansehen und herausfinden, was es mit dem Punkt auf sich hat.

Feld 6

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

 

AB: „zwei feine Farbfleckchen links oben am Himmel“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

A: „Farbfleck rechts oben am Himmel (rechte obere Bildecke)“

A: „Farbfleck am Ohr des Bergmanns“

Fazit: Ich katalogisiere keines der vorgestellten Merkmale, da diese zu unscheinbar und nicht eindeutig sind.

Feld 7

Keine auffälligen Merkmale

Feld 8

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

Das faszinierende an dem auffälligsten Merkmal des Feldes 8AB des 2 Pfennig-Wertes ist … es ist in keinem Briefmarken-Katalog oder sonstigen bekannten Werk über die Werte der 1. Offenburger Ausgabe aufgeführt. Es wurde von mir identifiziert, beschrieben, im Frühjahr 2016 in einem Vortrag vor der ArGe Saar vorgestellt und im SAARPHILA-BLOG publiziert.

 

AB: „Heller, runder Fleck am linken Knie (1) des Bergmanns; Marken von A-Bögen weisen einen feinen Farbtupfer im Zentrum des hellen Flecks auf“

Es gibt noch weitere Unterscheidungsmerkmale zwischen Marken von A- resp. B-Bögen, doch würde deren Beschreibung zu weit führen.

Bei dem beschriebenen Feldmerkmal handelt es sich um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Von wiederkehrenden Feldmerkmalen (2) sprechen wir, sobald dasselbe Feldmerkmal bei mindestens zwei verschiedenen Werten – in der Regel mit demselben Bildmotiv – vorkommt. Diese übereinstimmenden Feldmerkmale müssen dabei nicht zwingend auf dem gleichen Bogenfeld auftreten. Wir finden das Merkmal auch beim

    • 3 Pfennig-Wert, Feld 33AB
    • 8 Pfennig-Wert, Feld 38AB

Abbildungen

Ich finde es erstaunlich, dass ein so auffälliges Feldmerkmal wie der runde, helle Fleck am linken Knie des Bergmanns, der beim 8 Pfennig-Wert zu eigenständigen Erwähnung in allen bekannten Katalogen und Werken führt, beim 2 Pfennig-Wert zugunsten eines viel unauffälligeren Merkmals komplett ignoriert wird. Liegt es unter Umständen daran, dass einige Menschen helle Merkmale weniger intensiv wahrnehmen als dunkle?

Noch erstaunlicher ist aus meiner Sicht jedoch, dass beim 3 Pfennig-Wert das Feld 33AB mit exakt demselben Feldmerkmal nirgendwo Erwähnung findet. Die Erstpublikation erfolgte wie beim 2 Pfennig-Wert im SAARPHILA-BLOG. Ihr seht, die Beschäftigung mit der 1. Offenburger Ausgabe kann auch heute – 72 Jahre nach dem Erscheinen dieser Briefmarkenserie – noch spannend sein.

Das in fast allen Katalogen und Werken aufgeführte Feldmerkmal für das Feld 8AB ist dagegen unauffällig und kann ohne eine Abbildung schnell mit Merkmalen anderer Felder verwechselt werden, auf welche die Beschreibungen bspw. des Michel oder des Saarhandbuchs ebenfalls passen. Stichwort: Ami Faux (3).

 

AB: „dunkler Farbfleck an der Strebwand links neben dem Bergmann in Höhe der Taille“

Fazit: Ich katalogisiere die Feldmerkmale des Feldes 8AB als:

2 Pfennig Feld 8AB: „heller, runder Fleck am linken Knie des Bergmanns; Marken von A-Bögen weisen einen feinen Farbtupfer im Zentrum des hellen Flecks auf“. Hinweis: wiederkehrendes Feldmerkmal 3 Pfennig Feld 33AB, 8 Pfennig Feld 38AB

Weiteres Merkmal: „dunkler Farbfleck an der Strebwand links vom Bergmann in Höhe der Taille“

Die Erwähnung des weiteren Merkmals in den anderen Katalogen und Werken wird als Fussnote festgehalten.

Bis dann

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Anmerkungen

(1) Die Angaben links und rechts in deutschsprachigen Katalogen wie auch im SAARPHILA-BLOG beziehen sich immer auf die Sicht des Betrachters. Mit dem linken Knie ist also anatomisch das rechte Knie des Bergmanns gemeint.

(2) Wiederkehrende Feldmerkmale bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe entstanden durch Diapositivmontage bei der Herstellung des Diapositivbogens für einen neuen Wert, wodurch das Feldmerkmal „mitwanderte“, wenn auch jeweils auf ein anderes Bogenfeld.

(3) Ami Faux: Feldmerkmale von Marken, auf welche die unpräzisen oder falschen Beschreibung des Feldmerkmals einer anderen Marke ebenfalls passen, die jedoch von einem anderen Bogenfeld stammen unddaher verwechselt werden. Kommt häufig bei lang nicht mehr überarbeiteten Beschreibungen und/oder fehlenden Abbildungen – insbesondere beim Michel-Katalog – zum Tragen.

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Feldmerkmale – 2 Pfennig (II)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

Dieser Beitrag knüpft nahtlos an den letzten Beitrag über die vielfältigen Feldmerkmale der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar an. Wir untersuchen im Folgenden die Felder 3AB bis 5AB des 2 Pfennig-Werts.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 1-5
2 Pfennig-Bogen, Felder 1-5

Von den bisherigen Katalogen und Werken führt ausschliesslich das ziemlich genaue SHB das Feld 4B als Feldmerkmal: „Splitter am Pickel“, bietet jedoch keine Abbildung. Könnt ihr euch etwas unter einem „Splitter am Pickel“ vorstellen? Nein? Ich ebenfalls nicht. Dazu später mehr.

Feld 3

Schauen wir uns die Marken vom Feld 3 genauer an. Das Feld 3AB ist für den Saarsammler sehr aufschlussreich, zeigt es doch exemplarisch gleich zwei Auffälligkeiten, welche uns bei unseren Untersuchungen der Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe immer wieder begegnen werden. Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

 

AB: „rechter, unterer Bildrand oberhalb der Wertangabe 2 uneben; feine, unregelmässig geschwungene Farblinie vom Rand des Strebs zwischen Bildrand und Wertangabe hindurch bis auf den Markenrand“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

Die feine Farblinie von Feld 3AB weist eine frappierende Ähnlichkeit mit dem wiederkehrenden Feldmerkmal von Feld 2AB auf; sogar die Augenbraue ist zumindest beim A-Bogen im Ansatz zu erkennen.

SP14 2AB (hier A)

Ich finde es sehr interessant, dass dieselbe Farblinie, die im Saarhandbuch beim Feld 2AB aufgeführt und beschrieben wird, beim Feld 3AB durch die Autoren keine Erwähnung findet.

Dabei drängt sich angesichts der Ähnlichkeit der Merkmale eine Frage geradezu auf: Könnte es sein, dass nicht nur Feld 2AB ein wiederkehrendes Feldmerkmal aufweist, sondern auch Feld 3AB?

Schauen wir uns dies einmal genauer an:

2 Pfennig, Felder 2AB und 3AB (hier A)
3 Pfennig Felder 88AB und 89 AB (hier A)
8 Pfennig Felder 44AB und 45AB (hier A)
10 Pfennig Felder 4AB und 5AB (hier A)

Tatsächlich handelt es sich bei dem Merkmal von  2 Pfennig Feld 3AB ebenfalls um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Dies ergibt auch Sinn, wurden doch bei der Diapositivmontage der 100 Marken umfassenden Bögen der kleinformatigen Werte in der Regel Streifen von 5 Diapositiven verwendet (vgl. auch SHB Kap. 402).

Dies ist die erste Auffälligkeit, die uns Feld 3AB exemplarisch zeigt und auf welche wir im Verlauf der Beitragsreihe Weisse Wolke über dem Storchennest immer wieder stossen werden.

Fazit: Ich katalogisiere das Feldmerkmal von Feld 3AB (Erstpublikation):

2 Pfennig Feld 3AB: „rechter, unterer Bildrand oberhalb der Wertangabe 2 uneben; feine, unregelmässig geschwungene Farblinie vom Rand des Strebs zwischen Bildrand und Wertangabe hindurch bis auf den Markenrand“. Hinweis: wiederkehrendes Feldmerkmal 3 Pfennig Feld 89AB, 8 Pfennig Feld 45AB, 10 Pfennig Feld 5AB

Feld 4

Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe (oben A-Bogen, unten B-Bogen).

Feldmerkmale

A: „dunkler Farbtupfer rechts neben der unteren, resp. unterhalb der oberen Hand des Bergmanns“

B: „kurzer, dunkler Farbstrich rechts am Hackenblatt der Flachspitzhacke“

Ausserdem: der kurze, dunkle Farbstrich ist der „Splitter am Pickel“, mit der das Saarhandbuch das Feldmerkmal Feld 4B äusserst knapp und unvollständig beschreibt.

Fazit: Ich katalogisiere das Merkmal vom A-Bogen nicht, jedoch das Merkmal vom B-Bogen als:

2 Pfennig Feld 4B: „kurzer dunkler Farbstrich rechts am Hackenblatt der Flachspitzhacke“

Hier zeigt sich eine meiner Regeln für die Katalogisierung von Feldmerkmalen: unauffällige Farbtupfer werden nicht aufgeführt. Für die kompletten Regeln vgl. die Auflistung am Schluss dieses Beitrags.

Die Erwähnung des Feldmerkmals im SHB wird in einer Fussnote festgehalten.

Feld 5

Keine Auffälligkeiten

Eine schöne Ausbeute für gerade einmal fünf Marken, findet ihr nicht. Drei interessante Feldmerkmale – 2 Pfennig Feld 2AB, Feld 3AB sowie Feld 4B – katalogisiert, wovon zwei wiederkehrende Feldmerkmale sind sowie ein Reihenmerkmal identifiziert. Mit den Feldern 6-10 des 2 Pfennig-Werts beschäftigen wir uns in den kommenden zwei Beiträgen.

Bis dann

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Regeln für Katalogisierung von Feldmerkmalen
    • Feldmerkmale müssen für Normalsichtige mit freiem Auge problemlos erkennbar sein
    • Feldmerkmale müssen auffällig sein (keine kleinen Fleckchen)
    • Feldmerkmale befinden sich, bis auf ganz wenige Ausnahmen auf dem Markenbild und nicht auf dem Markenrand (1)
    • Feldmerkmale liegen mehrfach vor und wurden zusätzlich auf mindestens zwei verschiedenen kompletten Markenbögen identifiziert (2)
    • Feldmerkmale, die bei einem Wert katalogisiert wurden, werden auch bei einem anderen Wert katalogisiert (3)
    • Reihenmerkmale, senkrechte wie waagerechte, werden erwähnt und beschrieben, jedoch nicht katalogisiert
    • die Beschreibung von Feld- wie Reihenmerkmalen soll möglichst präzis erfolgen und verwendet einheitliches Vokabular (4)

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Anmerkungen

(1) wg. der häufig vorkommenden verschobenen Perforation.

(2) eine Erwähnung oder Katalogisierung in einem anderen Werk ist für eine Katalogisierung durch mich nicht notwendig, wird jedoch in Fussnoten festgehalten

(3) In der Regel, aber nicht immer, handelt es sich hierbei um wiederkehrende Feldmerkmale

(4) Das Vokabular zur Beschreibung der 6 Bildmotive der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar werden in den kommenden Beiträgen dieser Reihe vorgestellt werden

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Feldmerkmale – 2 Pfennig (I)

Weisse Wolke über dem Storchennest

Die Feldmerkmale der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar

Hallo

Mit diesem Beitrag beginne ich die angekündigte Beitragsreihe über die vielfältigen Feldmerkmale der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe).

Braucht es wirklich eine weitere Auflistung von Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe, mögt ihr euch fragen. Sind im Michel nicht bereits 109 Plattenfehler (sic!) katalogisiert, für welche der Philotax auch die entsprechenden Abbildungen beisteuert? Neben diesen beiden, im deutschsprachigen Raum weit verbreiteten Katalogen, existieren sogar noch weitere Werke, die jedoch nur noch antiquarisch erhältlich sind, in welchen diese Feldmerkmale ausführlich behandelt werden:

Diese Werke habe ich bereits in vorhergehenden Beiträgen ausführlich vorgestellt. Und dann gibt es ja auch noch das Handbuch der Postwertzeichen des Saargebietes und des Saarlandes, dessen Kapitel 402 und 403 die Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar sowie den Malstatt-Burbacher Druck und deren Feldmerkmale sehr ausführlich behandeln.

Alle vorstehenden Werke weisen jedoch Mängel und Lücken auf. Da wären:

    • eine unzureichende Anzahl Abbildungen
    • häufig unverständliche bis falsche Beschreibungen der Merkmale
    • uneinheitliche Begriffsverwendung bei der Beschreibung
    • uneinheitliche Handhabung der Listung oder Auslassung von Merkmalen innerhalb der einzelnen Werke
    • die Angaben aller oben aufgezählter Werke stammen aus den 1950er-Jahren

Die Angaben im Michel gründen in den meisten Fällen auf End/Becker sowie Saarhandbuch und wurden in den vergangenen Jahrzehnten im wesentlichen unverändert von Ausgabe zu Ausgabe übernommen. Der Philotax hat dann vielen für seinen Saar-Katalog vom Michel blind übernommen. Daher basieren die Angaben im Michel sowie im Philotax schlussendlich auf veralteten Informationen. Aktuelles zum Thema Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe müsst ihr euch mühsam aus unterschiedlichen Quellen zusammensuchen. Ihr seht, es besteht durchaus Bedarf für eine aktuelle Auflistung der Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe.

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Die Beitragsreihe Weisse Wolke über dem Storchennest basiert auf meinen langjährigen Untersuchungen der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Die von mir verwendete Unterteilung unterscheidet sich von denen anderer Kataloge, da ausschliesslich die Werte des abgeschlossenen Sammelgebietes Territoire de la Sarre en tant que colonie française, das „de facto“ vom 22. Februar 1946 bis zum 17. Dezember 1947 bestand (vgl. hier), behandelt werden. Dieses Sammelgebiet, auch als Französisches Protektorat Saarland bezeichnet, besteht aus den Werten der Briefmarkenausgaben:

    • Wappen und Dichter
    • 1. Offenburger Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten (BuS I)
    • 2. Offenburger Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten (BuS II)
    • Malstatt-Burbacher Druck (MB

Die 13 im Buchdruck überdruckten Werte des Malstatt-Burbacher Drucks weisen jeweils zwei Typen auf:

    • Typ I = Druck auf Marken der 1. Offenburger Ausgabe
    • Typ II = Druck auf Marken der 2. Offenburger Ausgabe

Hinzu kommen sieben Werte, mit abweichenden Wasserzeichenorientierungen (F/S) oder Abstandsvarianten des Überdrucks (e/w).

Die vorhandenen Kataloge zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe bezeichnen diese entweder mit Kleinbuchstaben (End/Becker, Staedel, F.S.A.) oder mit römischen Ziffern (Michel). Beide Systeme haben den Nachteil, dass sich Benutzern das zugehörige Bogenfeld nicht sofort erschliesst und bei sehr vielen Feldmerkmalen schnell i, j und l verwechselt resp. römische Ziffern unhandlich werden. Die Feldmerkmale werden darüber hinaus ohne erkennbare Ordnung aufgeführt; bspw. Merkmal I vom Feld 100 oder Merkmal e vom Feld 1.

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Genug der Vorrede. Beginnen wir mit den Feldmerkmalen des 2 Pfennig-Wertes. Ich werde jeweils einen Markenstreifen aus fünf Marken vorstellen und diesen jeweils in zwei Beiträgen vollständig beschreiben.

2 Pfennig, A-Bogen, Felder 1-5
2 Pfennig, B-Bogen, Felder 1-5

Von den bisherigen Katalogen und Werken führt ausschliesslich das ziemlich genaue SHB das Feld 2AB als Feldmerkmal: „Kontur über der 2“, bietet jedoch keine Abbildung. Wisst ihr, wie eine „Kontur über der 2“ aussieht? Nein? Ich ebenfalls nicht. Dazu später mehr.

Feld 1

Wir schauen uns zuerst die Marken vom Feld 1AB genauer an (oben A-Bogen, unten B-Bogen). Der gezeigte Anblick der Marken entspricht in etwa dem Anblick unter einer guten Briefmarkenlupe.

Schön zu erkennen ist die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (rechts, 2.-4. Zahnloch von oben).

Feldmerkmale

    • AB: „verwaschener Farbfleck links am Anstrich der Wertangabe 2“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

    • AB (B schwach): „verwaschener Farbfleck am Himmel rechts von der Kirchturmspitze“

    • B: „kräftiger Farbfleck am Himmel rechts von der Kirchturmspitze“

Von den gefundenen Feldmerkmalen wäre einzig das Hauptmerkmal, der verwaschene Fleck am Anstrich der Wertziffer 2, für eine Katalogisierung auffällig genug. Die anderen Feldmerkmale taugen hierzu nicht: zu unauffällig resp. Verwechslungsgefahr.

Fazit: Ich erwähne dieses Feldmerkmal, katalogisiere es jedoch nicht.

Feld 2

Wieder zuerst die Marke vom A-Bogen, dann vom B-Bogen.

Feldmerkmale

AB: „rechter, unterer Bildrand rechts oberhalb der Wertangabe 2 eingedellt, die Delle weist einen dunklen Rand – Augenbraue (vgl. hier)- auf; feine, unregelmässig geschwungene Farblinie vom Rand des Strebs zwischen Bildrand und Wertangabe hindurch bis auf den Markenrand“ (links A-Bogen, rechts B-Bogen)

Ausserdem: Die unregelmässig geschwungene Farblinie ist die „Kontur über der 2“, mit der das Saarhandbuch das Feldmerkmal Feld 2AB äusserst knapp und unvollständig beschreibt.

Schön zu erkennen ist bei dieser Abbildung wieder die Perforationsanomalie der Marken der 1. und 2. senkrechten Bogenreihe bei A-Bögen (links, 2.-4. Zahnloch von oben).

Bei dem beschriebenen Feldmerkmal handelt es sich um ein wiederkehrendes Feldmerkmal. Von wiederkehrenden Feldmerkmalen sprechen wir, sobald dasselbe Feldmerkmal bei mindestens zwei verschiedenen Werten – in der Regel mit demselben Bildmotiv – vorkommt. Diese übereinstimmenden Feldmerkmale müssen dabei nicht zwingend auf dem gleichen Bogenfeld auftreten. Wir finden das von mir als Augenbraue bezeichnete Merkmal auch beim

    • 3 Pfennig-Wert, Feld 88AB (Erstpublikation)
    • 8 Pfennig-Wert, Feld 44AB
    • 10 Pfennig-Wert, Feld 4AB
3 Pfennig, Feld 88AB
8 Pfennig, Feld 44AB
10 Pfennig, Feld 4AB

Wiederkehrende Feldmerkmale bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe entstanden durch Diapositivmontage bei der Herstellung des Diapositivbogens für einen neuen Wert. In diesem Fall wurden die Diapositivstreifen des 10 Pfennig-Werts, der zeitlich von den vier Werten zuerst gedruckt wurde, für die Herstellung der Diapositivbögen der Werte zu 8 Pfennig, 3 Pfennig und zuletzt für die Werte des 2 Pfennig-Werts verwendet, wodurch das Feldmerkmal „mitwanderte“, wenn auch jeweils auf ein anderes Bogenfeld.

Fazit: Ich katalogisiere dieses Feldmerkmal als:

2 Pfennig Feld 2AB: „rechter, unterer Bildrand rechts oberhalb der Wertangabe 2 eingedellt, die Delle weist einen dunklen Rand – Augenbraue – auf; feine, unregelmässig geschwungene Farblinie vom Rand des Strebs zwischen Bildrand und Wertangabe hindurch bis auf den Markenrand“. Hinweis: wiederkehrendes Feldmerkmal 3 Pfennig Feld 88AB, 8 Pfennig Feld 44AB, 10 Pfennig Feld 4AB

Die Erwähnung des Feldmerkmals im SHB wird in einer Fussnote festgehalten.

Die weiteren Bogenfelder 3-5 werden wir im kommenden Beitrag behandeln.

Bis dann

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Beiträge zu wiederkehrenden Feldmerkmalen

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Die einzelnen Werte – 80 Pfennig

75 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag behandeln wir den 80 Pfennig-Wert, den letzten der drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Bildmotiv Alter Turm in Mettlach. Die Beiträge zu den anderen beiden Werten des Bildmotivs findet ihr hier und hier.

Der SAARPHILA-BLOG bietet euch auch in diesem Beitrag wieder Informationen, die ihr sonst nirgendwo erhaltet, auch nicht in einschlägiger Fachliteratur. Dieses Mal konnte durch meine Forschungen das Saarhandbuch, SHB Kapitel 402, 5/6 (Bogennummern und Daten) entscheidend ergänzt werden.

Die Marken des orangefarbenen 80 Pfennig-Werts wurden – wie sämtliche Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt.

Der 80 Pfennig-Wert war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte bis zur Tarifanpassung am 15. September 1947 für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 80 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Eilzustellungsgebühr im Ortsbereich.

    • Inlandsbrief 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Päckchen bis 3 kg
    • Postanweisung bis 500 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Eilzustellung im Ortsbereich
      • Behandlungsgebühr Wertsendungen bis 100 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 2. Gewichtsstufe 20 g bis 40 g
80 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Achtet bei euren Marken und bei den in diesem Beitrag abgebildeten Marken des 80 Pfennig-Werts auf das Schriftband SAAR. Bei sehr vielen Marken sind die Querstriche der beiden A in SAAR kaum auszumachen. Ich vermute, dass dies mit der Konsistenz der verwendeten Farbe zusammenhängt.

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige der Briefmarken des Saargebietes, die von Alfred Montader entworfen wurden:

60 Pfennig, 1. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder I
25 Centime, 2. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder II
3 Franken, 3. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für sein Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebietes zurück. Sein Bildmotiv Alter Turm ist eine fotorealistische Darstellung auf 18,5 x 22 Millimeter inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 80 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher erscheinen hier auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Antiquaschrift ohne Doppelpunkt, Typ III

Antiquaschrift – anstatt der üblichen Groteskschrift – kam ausschliesslich am 16./17. Februar 1947 für den Druck des Druckdatums zum Einsatz. Gedruckt wurden an diesen Tagen die Werte:

    • 8 Pfennig (16. Februar 1947)
    • 80 Pfennig (17. Februar 1947) wurde ab Arbeitsbeginn gedruckt
    • 40 Pfennig (17. Februar 1947) wurde danach gedruckt

Wie ich bereits im Beitrag zum 8 Pfennig-Wert schrieb, wurden die ersten Druckbögen dieses Wertes am 16. Februar 1947 versehentlich mit einem Druckdatum, welches anstatt eines Punkts nach der Tagesangabe ein Komma aufwies, versehen (vgl. nachstehende Abbildung).

Dieser Faux pas wurde rasch entdeckt. Nur … das Komma wurde nun nicht durch einen Punkt ersetzt, sondern nur einer sicherlich aufwendigen, aber stümperhaft ausgeführten Retusche unterzogen. Das Ergebnis war ein verstümmeltes Komma, welches die Druckdaten sämtlicher danach gedruckten Bögen des 8 Pfennig-Werts aufweisen.

Soweit findet ihr die Informationen auch im Saarhandbuch (SHB, Kap. 402, 5/6).

Im Saarhandbuch steht jedoch nicht, was der SAARPHILA-BLOG in diesem Beitrag erstmals dokumentiert: Das verstümmelte Komma findet sich nicht nur auf den am 16. Februar 1947 hergestellten Druckbögen des 8 Pfennig-Werts, sondern ebenfalls auf sämtlichen am 17. Februar 1947 hergestellten Bögen des 80 Pfennig-Werts (Erstpublikation).

Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die missglückte Retusche des Druckdatums Typ III mit ein Auslöser für die bereits am 17. Februar 1947 beim der Herstellung des 40 Pfennig-Werts vollzogenen Rückkehr zur Verwendung des Druckdatums Typ II in Groteskschrift war.

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind von A-Bögen des 80 Pfennig-Werts genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert, beim 45 Pfennig-Wert und beim 75 Pfennig-Wert. Der Grund ist immer derselbe: Eine Marke weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst. Im Fall des 80 Pfennig-Werts ist dies die Marke vom Feld 99A (MiNr. 223 I).

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe werdet ihr in der nächsten Beitragsserie dieses Blogs finden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 17. Februar 1947, B 00654 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter senkrechter Markenreihe zu erkennen.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation Raue und verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Perforation auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist verschobene Perforation bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Für die Details der Herstellung vgl. hier.

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf waren.

Weitere Blog-Beiträge zu Marken des 80 Pfennig-Werts findet ihr hier:

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Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 80 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 80 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 2010 Signalorange
      • Stanley Gibbons Farbenführer: red-orange
      • End/Becker: Braunorange
      • Paul Staedel: orange
      • Saarhandbuch (SHB): Orange
      • MICHEL®: Dunkelrötlichorange
      • Scott: deep orange
      • Stanley Gibbons: brown-orange
      • Yvert & Tellier: orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Antiquaschrift Typ III mit verstümmeltem Komma
    • Druckdatum/-daten:  17. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’515’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 223
      • Paul Staedel: 18
      • F.S.A.: 213
      • MICHEL®: 223
      • ANK: 223
      • Scott: 169
      • Stanley Gibbons: 220
      • Yvert & Tellier: 213
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

84 PFENNIG

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Feldmerkmale – Ein Feldmerkmal mit „Doppelschlag“

Hallo

Ich sollte vielleicht weniger auf ebay stöbern, sonst wird es noch lange dauern, bis ich die Beitragsserie zu den einzelnen Werten der Freimarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vervollständigt habe

Aufgefallen ist mir dieses Angebot mit drei in Michel-Katalogen aufgeführten Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I):

Mein Blick blieb immer wieder an dem Viererblock des 6 Pfennig-Werts hängen. Irgend etwas stimmte mit diesen Marken nicht, doch ich kam nicht sofort darauf, was es war. Das Feldmerkmal war nicht das eigentlich spannende Element dieses Viererblocks. Schauen Sie selbst:

6 Pfennig, Viererblock (Felder 23, 24, 33, 34)

Der Viererblock weist einen gut erkennbaren Doppelschlag des Zähnungskamms der Titan Flachperforiermaschine auf. Wie konnte es dazu kommen?

Jeweils vier übereinanderliegende Druckbogen wurden von Mitarbeitern der Druckerei Franz Burda mit dem unteren Rand in die Greifer der Perforiermaschine eingelegt. Diese Greiferspuren erkennt man bei nahezu allen Schalterbögen der 1. Offenburger Ausgabe. Nach dem Einspannen zog die Perforiermaschine die vier Druckbogen mit gleichmässiger Geschwindigkeit unter dem sich auf- und niederbewegenden Zähnungskamm durch, wodurch im Idealfall sämtliche Marken einheitlich mit dem Zahnungsmass K14 perforiert wurden. Wenn jedoch der Zähnungskamm – aus welchem technischen Grund auch immer – einen Doppelschlag ausführte, waren die Druckbogen bereits von den Greifern etwas weiter durch die Maschine gezogen worden.

Ergebnis: Die betroffenen waagerechten Markenreihen erhalten am unteren Markenrand eine zweite Reihe Perforationslöcher und die seitlichen Markenzähne sind so gut wie nicht vorhanden. Die Marken der betroffenen Markenreihe wirken im Vergleich zu anderen Marken schmaler (siehe vorstehende Abbildung).

Hier noch die gummierte Seite des Viererblocks, auf welcher ihr die Doppelzähnung noch klarer erkennen könnt.

Wie ist nun mein Neuzugang zu bewerten? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Marken der 1. Offenburger Ausgabe mit Doppelschlag werden nach meiner Marktkenntnis selten angeboten. Der Verkäufer meines Exemplars hat die Besonderheit nicht erkannt und so konnte ich das Los für unter Euro 6 erwerben.

Eine einzelne Marke mit Doppelschlag ist auf den ersten Blick schwer zu erkennen, ausserdem dürften die nahezu fehlenden seitlichen Markenzähne die meisten Käufer verschrecken.

Für eine Bewertung würde ich für den vorliegenden Viererblock rechnen:

    • Euro 0,10 für den guterhaltenen, farbfrischen Viererblock plus
    • Euro 0,20 für ungebrauchte Erhaltung mit Originalgummi plus
    • Euro 0,25 für das Feldmerkmal

Macht Euro 0,55 für den Viererblock ohne Berücksichtigung des Doppelschlags. Mit Doppelschlag sind Euro 11 meine Schätzung.

Ich appliziere also einen Faktor 20 für den Doppelschlag, was bereits die Autoren des Saarhandbuchs im Kapitel 402,49 vorschlugen.

Ach ja, … ich bin euch noch das im Michel-Katalog unter römisch III aufgeführte Feldmerkmal schuldig:

6 Pfennig, Feld 23AB: Dunkler Farbfleck auf dem linken Hosenbein des Bergmanns

Über den Link gelangt ihr zu dem Beitrag über eine weitere Perforationsanomalie bei den A-Bögen der kleinformatigen Werte der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Bis dann

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Feldmerkmale – Bewertung mit und ohne Wasserzeichen

Hallo

Ich habe kürzlich bei ebay gestöbert und konnte einmal mehr nach genauer Durchsicht der vielfältigen Angebote für kleines Geld ein schönes Stück erwerben. Ein sauber perforiertes, gut zentriertes waagerechtes Paar des 75 Pfennig-Werts.

75 Pfennig, waagerechtes Paar, sauber gezähnt und gut zentriert

Angeboten wurde das waagerechtes Paar mit der seltenen Wasserzeichenvariante fallende Wellenlinien (von der Markenrückseite betrachtet) resp. steigende Wellenlinien (von der Bildseite her betrachtet).

75 Pfennig, seltene Wasserzeichenvariante fallende Wellenlinien F

Einschub Wasserzeichen

Wie der Sammler die Zuordnung von Wasserzeichen handhabt, kommt auf den jeweils vorliegenden Briefmarkenkatalog an:

    • Saarhandbuch (bildseitige Betrachtung)
    • End/Becker (bildseitige Betrachtung)
    • Paul Staedel (bildseitige Betrachtung)
    • Lipsia (bildseitige Betrachtung)
    • Ceres, F.S.A., Yvert & Tellier (bildseitige Betrachtung)
    • Michel (rückseitige Betrachtung, ist eher Ausnahme)

Beim Philotax Saar-Saarland Spezial Briefmarken-Katalog 1920-1959 empfehle ich, hinsichtlich der Wasserzeichen bei der 1. Offenburger Ausgabe vorsichtig zu sein. Beschreibung und Abbildung stimmen nicht immer miteinander überein.

Für mein Empfinden ist die Bestimmung des Wasserzeichens durch die Betrachtung von der Markenrückseite her einfacher als mittels bildseitiger Betrachtung.

Das Spezielle an meiner Neuerwerbung ist jedoch, dass die rechte Marke das Merkmal vom Feld 52B Weisse Wolke über den Bäumen im Hintergrund aufweist. Das Feldmerkmal hatte der Verkäufer nicht erkannt und damit nicht in den Verkaufspreis eingerechnet.

75 Pfennig Felder 51/52B, rechte Marke mit Feldmerkmal Weisse Wolke (im roten Kreis)

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Bewertung der Marke

Wie ist nun meine Neuerwerbung, resp. die Marke mit dem Feldmerkmal Weisse Wolke zu bewerten?

Die einfachste Methode: Ich lege den von mir bezahlten Preis zugrunde. Dies geht in diesem Fall jedoch nicht, da dem Verkäufer das Feldmerkmal nicht bekannt gewesen ist.

Eine weitere einfache Methode: Ich lege die Bewertung des Michel-Briefmarkenkatalogs von Euro 15,00 zugrunde. Nur muss ich mir bei diesem Vorgehen bewusst sein, dass die Bewertung in den MICHEL®-Katalogen dreifach irreführend ist:

    • Der Bewertung in den MICHEL®-Katalogen liegt für die katalogisierten Marken der 1./2. Offenburger Ausgaben  k e i n e Bewertungsmatrix zugrunde (gleiche Seltenheit bei gleicher Qualität = gleiche Bewertung), sprich: es handelt sich um rein willkürliche Bewertungen
    • Die Bewertung in den MICHEL®-Katalogen differenziert bei den Feldmerkmalen der 1./2. Offenburger Ausgaben  n i c h t zwischen den Wasserzeichenvarianten, sprich: die selteneren Marken werden gleich bewertet wie die häufiger auftretende Variante
    • Die Bewertungen in den MICHEL®-Katalogen sind weder realistische Kauf- oder Verkaufspreise, sondern illusorisches Wunschdenken der Grosskunden des Verlages zum Schaden der Sammler

Um euch die vorstehenden Punkte zu erläutern, muss ich etwas ausholen.

Vom 75 Pfennig-Wert wurden in der Gültigkeit rd. 20’800 Schalterbögen, davon je die Hälfte A- und B-Bögen verkauft. Der Rest der Auflage wurde nach Ende der Gültigkeit vernichtet. Das Feldmerkmal Weisse Wolke kommt ausschliesslich auf Feld 52 der B-Bögen vor, somit verbleiben 10’400 theoretisch mögliche Exemplare dieses Feldmerkmals. Wie viele Exemplare nicht in den sorgsamen Händen eines Sammlers, sondern im Müllkübel, im Kamin oder sonst irgendwo gelandet sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch dies gilt für alle Werte der 1. Offenburger Ausgabe. Was wir wissen: Der Auslandsbrief für welche die Marke als Frankatur benötigt wurde, war ein beliebtes Postprodukt, von dem bis zum 15. September 1947 (Portoreduktion) rege Gebrauch gemacht wurde. Die Briefe und deren Couverts gelangten somit naturgemäss im Ausland.

Vom 2 Pfennig-Wert wurden in der Gültigkeit rd. 20’300 Schalterbögen verkauft, der Rest der Auflage wurde überdruckt. Die verkaufte Anzahl an Schalterbögen ist also etwa gleich wie beim 75 Pfennig-Wert. Von Feldmerkmalen, die ausschliesslich auf einem der beiden Bögen vorkommen, wie Feld 87B (MiNr. 206 II) oder Feld 26A (MiNr. 206 IV), existieren somit theoretisch ebenfalls nur etwas mehr als 10’000 Exemplare. Dennoch sind diese Feldmerkmale des 2 Pfennig-Werts bloss mit Euro 8,00 bewertet. Ich finde dies erstaunlich. Beide Marken gehören zum selben Briefmarkensatz, an der unterschiedlichen Nachfrage kann es wohl kaum liegen.

Briefmarken gleicher Seltenheit und gleicher Qualität sollten bei übereinstimmender Nachfrage auch gleich bewertet sein. Erfüllen die Bewertungen in Briefmarken-Katalogen diese Voraussetzung nicht, taugen sie weder für den gepflegten Tauschabend, geschweige denn für einen seriösen Handel.

S45 Pfennig Feld 43AB, 45 Pfennig Schürze mit Taschentuchzipfel

Wir können zum Vergleich auch den 45 Pfennig-Wert, konkret das Merkmal von Feld 43AB (MiNr. 219 IV) heranziehen. Von diesem Feldmerkmal gibt es nach verkauften Schalterbögen (10’970) theoretisch sogar etwas mehr Exemplare als von Feldmerkmal 75 Pfennig Feld 52B. Die Bewertung im MICHEL®-Katalog: Euro 25,00! Häufiger und dennoch höher bewertet? Das finde ich nun doch sehr erstaunlich. Ihr nicht auch?

Wieso ziehe ich für diesen Vergleich statt des 2 Pfennig-Werts ein Feldmerkmal des 45 Pfennig-Werts heran? Die Erklärung ist so einfach wie einleuchtend. Ich möchte Äpfel mit Äpfeln vergleichen.

Der 75 Pfennig-Wert entsprach in Einzelfrankatur bis zum 15. September 1947 dem Porto für Auslandsbriefe der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm. Die Marken „verschwanden“ bei Gebrauch somit aus saarländischer und deutscher Sammlersicht irgendwo auf der weiten Welt. In der Zeit vor weltweiten Marktplätzen wie Delcampe oder ebay, hätte man diesen Umstand vielleicht als Grund für grössere Seltenheit im Vergleich zu den „heimischen“ 2 Pfennig-Werten und somit für eine höhere Bewertung heranziehen können. Heute gilt dies definitiv nicht mehr.

Zurück zum 45 Pfennig-Wert. Dieser entsprach in Einzelfrankatur bis zum 15. September 1947 dem Porto für Auslandspostkarten, womit die Marken bei Verwendung für saarländische oder deutsche Sammler in der Regel ebenso „verschwanden“ wie die Marken des 75 Pfennig-Werts. Dennoch verbleibt beim Michel eine markante Differenz bei der Bewertung.

45 Pfennig, gummierte Seite mit Wasserzeichen steigende Wellenlinien S

Unter uns: Sollte sich in Ihrer Sammlung ein Exemplar oder gar ein ganzer Schalterbogen des 45 Pfennig-Werts befinden, bei welchem das Wasserzeichen (von der gummierten Seite her betrachtet) fallende Wellenlinien aufweist, so haben Sie nicht nur den Sechser im Lotto gewonnen, sondern gleich den heiligen Gral dazu gefunden. Es ist nämlich bis heute in Sammlerkreisen kein solches Exemplar bekannt.

Womit wir wieder beim Thema wären. Denn bei meinem neu erworbenen Exemplar der 75 Pfennig Feld 52B handelt es sich ja um ein Exemplar mit der seltenen Wasserzeichenorientierung. Weshalb es diese Wasserzeichenvariante gibt, könnt ihr hier nachlesen. Vorweg: Wir wissen nicht, wie viele der 10’400 Druckbögen des 75 Pfennig-Werts auf Papier gedruckt wurde, welches in der Papierfabrik auf der „falschen“ Seite gummiert worden war. Wir werden dies wohl auch nicht mehr herausfinden. Das sich jedoch ein renommierter Katalog wie der MICHEL® um eine Differenzierung der Bewertungen nach Wasserzeichen bei den wenigen katalogisierten Feldmerkmalen der betroffenen Werten zu 12 Pfennig und 75 Pfennig drückt, ist meiner Ansicht nach ein Armutszeugnis.

Ich schätze das Vorkommen der seltenen Wasserzeichenorientierung im Vergleich zur häufigeren Variante aufgrund meiner Erfahrung, meiner Marktkenntnis und meines eigenen Bestandes auf ein Verhältnis von 1:15 bis 1:20. Liege ich richtig, bedeutet dies, dass durchschnittlich jede 15. bis 20. Marke ein Exemplar mit seltenem Wasserzeichen ist (entspricht etwa 500-600 Druckbögen).

Versuchen wir im Folgenden einmal herauszufinden, wie die Michel-Redaktion mit ihrer langen Erfahrung die Seltenheit des 75 Pfennig-Werts einschätzt. Wie das gehen soll, fragt ihr euch? Bei der Bewertung der „normalen“ Marken ohne Feldmerkmale differenziert die Michel-Redaktion sehr wohl zwischen den Wasserzeichenvarianten. Schauen wir uns diese Differenzierung beim 75 Pfennig-Wert genauer an (erster Wert normales Wasserzeichen, zweiter Wert seltenes Wasserzeichen, Quelle: MICHEL® Saar-Spezial 2017):

    • ungebrauchte Exemplare:  Euro 0,10 zu Euro 6,00 = Faktor 60
    • postfrische Exemplare: Euro 0,40 zu Euro 18,00 = Faktor 45
    • gestempelte Exemplare: Euro 0,50 zu Euro 1000,00 = Faktor 2000

Der Wert für eine gestempelte Marke des 75 Pfennig-Werts entstammt wohl dem Reich schwüler philatelistischen Wunschträume. Wie würde wohl die Bewertung der MICHEL®-Redaktion ausfallen, wenn eine sauber gestempelte MiNr. 222 X PF IV (Feld 76A), die ja etwa 200x seltener ist als eine Marke ohne das Merkmal, auf dem Tisch läge? 200 x 2’000 = Faktor 4’000’000? Sie sehen schon, die Bewertungen aus dem Hause Schwaneberger sind nicht alltagstauglich und ersetzen nicht eigenes Denken.

Welche Informationen lassen sich aus anderen Katalogen (Vorgehen analog Michel) gewinnen?

    • End/Becker (1950): Faktor 1:16
    • Paul Staedel (1955): Faktor 1:8
    • SHB (1958): Faktor 1:20
    • F.S.A. (1960/64): drückt sich um eine Bewertung
    • angelsächsische Kataloge: Fehlanzeige in den Normalversionen
    • francophone Kataloge: Fehlanzeige in den Normalversionen

Fazit

Wollte ich den Marktwert meiner Neuerwerbung fair bewerten – die qualitative Erhaltung entspricht trotz der leicht verschobenen Perforation durchaus den Qualitätsanforderungen beispielsweise des Michel – rechne ich:

    • Euro 0,05 für die guterhaltene, gut gezähnte, farbfrische Marke plus
    • Euro 0,10 für postfrische Erhaltung mit Originalgummi plus
    • Euro 0,50 für das nur auf B-Bogen vorkommende Feldmerkmal

Somit total Euro 0,75 für die Marke ohne Berücksichtigung des Wasserzeichens und Euro 15,00 für die Marke unter Berücksichtigung des Wasserzeichens

Sie sind erstaunt? Erstaunt darüber, dass der Michel-Katalog eine gleichwertige Marke mit häufigerem Wasserzeichen gleich bewertet, wie ich mein Exemplar mit der selteneren Variante? Die Auflösung dieser nur scheinbaren Diskrepanz ist einfach! Michel-Bewertungen sind Märchen! Schöne Märchen zwar … doch diese Werte lassen sich bei Handänderungen i.d.R. nicht in bezahlte Preise umsetzen. Menschen, Sammler sind ja auch Menschen, glauben aber nun einmal gerne an Märchen. Viele Sammler glauben beispielsweise auch, dass – solange sie bloss fleissig genug alles für teures Geld kaufen, was ihnen von PostSiegerBorek, Prophila und wie sie alle heissen, tagtäglich in bunten Broschüren und Werbemails angeboten wird, und ihr Geld in viel genauso teures Zubehör stecken – dann ergäbe dies nicht nur eine schöne, sondern schlussendlich auch eine werthaltige Sammlung. Diese Schlussfolgerung ist zumindest hinsichtlich des Werts der Sammlung ein Trugschluss!

Die MICHEL®-Bewertungen, von der Redaktion selbst in einer eigens produzierten Broschüre aufgebauscht und gleichzeitig wieder kleingeredet, nützen nur zwei Sorten von Klientel: den Gross-Händlern wie Sieger, Borek, Prophila etc. (nur 80% Katalogwert!), sowie einigen Briefmarken-Prüfern, bei welchen die Prüfkosten an den illusorischen Katalogwert des Michel gekoppelt sind. Die Einkommen beider Interessen-Gruppen hängen somit indirekt von den – ach so kompetenten, zuverlässigen und neutralen (Eigenwerbung des MICHEL®) – Bewertungen in den Michel-Katalogen ab. Vergleichen Sie dagegen, was Sie auf der nächsten Briefmarkenmesse bei seriösen Händlern tatsächlich für ihr gesuchtes Stück bezahlen. Lassen Sie mich raten. Je nach Objekt 5-30% Micheleuro, der viel belächelten – aber für den Inhalt der Portemonnaies insbesondere deutscher Briefmarkensammler äusserst gefährlichen – bayerischen Geisterwährung.

Die Michel-Bewertungen nützen nur einer Anspruchs-Gruppe nicht, den Briefmarken-Sammlern; da diese Bewertungen keinem nachvollziehbaren, regelmässigen Schema folgen, nützen sie den Sammlern nicht einmal am gepflegten Tauschabend.

Der Sammler ist aus Sicht des Schwaneberger-Verlages nur für eine Sache gut: um möglichst jedes Jahr für die fast nutzlosen aber ausserordentlich teuren Briefmarken-Kataloge tief in die Tasche zu greifen. Ansonsten würde sich ja all der fehlende Sachverstand, die fehlende Genauigkeit und der nicht erbrachter Aufwand für die Redaktion nicht lohnen. Und wer würde dann den nächsten französischen Champagner an der Messe in Sindelfingen bezahlen, den man in trauter Runde – zweifellos eisern die vielbeschworene Neutralität wahrend- mit Inhabern bekannter Auktionshäuser und Vertretern der Grosskunden süffelt? Der nach Auskunft heischende Sammler wird dagegen vom bereits morgens kurz nach der Türöffnung stark angeheiterten und wie ein Klon seiner selbst wirkenden Redaktor unwillig – man wird ja nicht gern beim Champagnersüffeln gestört – abgewimmelt. Der seit Monaten angekündigte, in allen verfügbaren Medien beworbene Katalog, der bereits seit zwei Monaten erhältlich sein sollte und seit drei Monaten bestellt und bezahlt ist, dieser Katalog werde voraussichtlich in zwei Monaten tatsächlich erscheinen. Danach umdrehen, weitersüffeln. Keine Erklärung, keine Entschuldigung, nichts!

Ihr glaubt mir nicht?  Ihr könnt gerne überprüfen, wie viele Monate der Erscheinungstermin des Motivkatalogs Leuchttürme alle Welt hinausgezögert wurde. Denn der Sammler, der so unfreundlich abgefertigt wurde, der war ich. Der bereits bestellte und bezahlte Katalog sollte ein Geburtstagsgeschenk für meine Frau sein. Diese mag Leuchttürme und besitzt eine beeindruckende Sammlung zu dem Motiv. Statt eines Kataloge habe ich dann aus einer der grossformatigen Verkaufsanzeigen des Schwaneberger-Verlags für den Katalog einen Gutschein gebastelt. Einzulösen in zwei Monaten oder wann auch immer. Tempi passati.

Gehen wir konkret auf die Bedürfnisse des Saar-Sammlers ein und vergleichen einmal die Informationen aus dem MICHEL® Saar-Katalog von 2001, 2002, 2004 mit dem aktuellen aus dem Jahr 2017. Der Mehrwert bleibt sehr überschaubar, die teilweise katastrophalen, über Jahrzehnte hinweg mitgeschleppten Fehler dieselben. Der Preis dagegen hat sich verdoppelt.

Dass die MICHEL®-Redaktion es für notwendig befunden hat, ihre Bewertungen in einer Streitschrift, ähm Informationsbroschüre, zu verteidigen, lässt ebenfalls tief blicken. Die abgebildete Informationsbroschüre könnt ihr euch beim Schwaneberger-Verlag kostenlos bestellen oder als PDF-File herunterladen. Nach der Lektüre der wenigen Seiten ist jedem klar, nicht der Markt, sondern einzig Partikularinteressen beherrschen in der Michel-Redaktion die Bewertung. Hinweise auf Fehler und Verbesserungsvorschläge aus Sammlerkreisen werden – nach dem Prinzip l’etat, c’est moi – jovial ignoriert. Hört euch bei Sammlerkollegen, im Verein oder in Facebook-Foren um. Fast jeder hat in seinem Gebiet schon einschlägige Erfahrungen mit der Michel-Redaktion gesammelt und wird diese gerne mit euch teilen.

Zurück zur Differenz zwischen der Bewertung im MICHEL®-Katalog und meiner fairen Bewertung. Die im Katalog angegebenen Bewertungen werdet ihr als private Verkäufer nicht in bezahlte Preise umsetzen können, wahrscheinlich erhaltet ihr gerade bei modernen Marken weit unter 10% der Katalog-Bewertung. Meine Bewertung hingegen ist ein Marktpreis, der auf Delcampe, ebay und Co. +/- 5% (exkl. anfallender Verkaufsgebühren) innert überschaubarer Zeit zu erzielen wäre. Das ist der wichtige Unterschied zwischen Träumen und fairer Bewertung.

Bis dann

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#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 24 Pfennig

20 PFENNIG

Hallo

und willkommen zu einem weiteren Beitrag über die einzelnen Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Wir beschäftigen uns mit dem 24 Pfennig-Wert, dem letzten Wert mit dem Bildmotiv Stahlwerker beim Hochofenabstich.

Der 24 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war einer der wichtigsten Werte für Privat- wie auch für Geschäftskunden der saarländischen Post., weshalb die Marke bereits am zweiten der vier Ausgabetermine, dem 4. Februar 1947, als dritter Wert überhaupt an die saarländischen Postschalter gelangte. 24 Pfennig wurde als Frankatur benötigt für:

    • Inlandsbrief bis 20 g

In Doppelfrankatur deckte der Wert das Porto für den Inlandsbrief der zweiten Gewichtsstufe von 20 g bis 250 g ab.

24 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt vier Stahlwerker beim Abstich eines Hochofens. Die beiden Stahlwerker im Vordergrund drehen dem Betrachter den Rücken zu und tragen je ein Stocheisen.

Mit dem Bildmotiv hat Vytautas Kazimieras Jonynas, der Entwerfer sämtlicher Bildmotive der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, den zweiten für das Saarland bedeutsamen Wirtschaftszweig auf 18,5 x 22 Millimeter fixiert:

Abbildungen

Der 24 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 24 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

24 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947

Die Marken der 2. Offenburger Ausgabe zu 24 Pfennig wurden tatsächlich – wie im Spätsommer von der P.T.T. Saarbrücken vorgesehen – an die Postschalter ausgeliefert und dort verkauft. Im Gegensatz zu Marken der Neuausgabe, die aus unterschiedlichen Gründen bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH zwecks Überdruck in Frankenwährung zwar durch die Druckmaschine liefen, aber keinen erkennbaren Aufdruck erhielten, weisen die Marken der Neuausgabe zu 24 Pfennig, die über den Postschalter verkauft wurden, keinen Blinddruck auf (diese Marken haben die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH nie von innen gesehen).

Bei solchen, regulär über den Postschalter verkauften Marken der Neuausgabe stimmt die Kategorisierung der Michel-Kataloge nicht. Es handelt sich keineswegs um Briefmarken des Malstatt-Burbacher Drucks, denen der Aufdruck fehlt (fA im MICHEL® = fehlender Aufdruck), sondern um Briefmarken der 2. Offenburger Ausgabe, die ihrer ursprünglichen Bestimmung – Auffüllung der Markenbestände bei den Postämtern – zugeführt worden waren.

Neben dem 24 Pfennig-Wert wurde nur die Neuausgabe des 15 Pfennig-Werts und vielleicht des 16 Pfennig-Werts an die saarländischen Postämter ausgeliefert und über den Postschalter verkauft. In den MICHEL®-Katalogen findet sich nachstehende Aussage:

Nur MiNr. 229 II fA, 230 II fA und 233 II fA wurden an einigen Postämtern abgegeben; diese Werte können bis 27.11.1947 (Marken in deutscher Währung durften danach weder verkauft noch verwendet werden) gebraucht vorkommen.

Diese Aussage ist in mehrfacher Hinsicht falsch (vgl. hier).

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Anmerkung vom 2. Dezember 2023

Die aktuelle Ausgabe des MICHEL® Saar-Spezial (5. Aufl. 2024) hat den Fehler korrigiert!

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24 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 6 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
24 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 6 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Bodenplatten sind auf der Neuausgabe besser zu erkennen. In dem Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlarbeiters wurde eine Retusche an der Originalvorlage vorgenommen.
    • Die Zeichnung von 2 und 4 der Wertangabe der Neuausgabe wurde verändert (dieses Unterscheidungsmerkmal ist je nach Lage des schwarzen Aufdrucks nicht immer zu erkennen).
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation der Druckdaten der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Vom Druckdatum 17. Januar 1947 liegt mir leider kein Beleg vor.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 23. Januar 1947, A 04105 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Originalausgabe), stark ausgeprägt
Abklatsch (Originalausgabe, Urdruck MBD I), stark ausgeprägt

Die vorstehenden Abbildungen zeigen Abklatsche, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Die untere der beiden Abbildungen zeigt einen Abklatsch einer Marke der Originalausgabe, die auf der Bildseite den Aufdruck 6 F des Malstatt-Burbacher Drucks zeigt (auf der Abbildung schwach als schwarzer Umriss zu erkennen). Was ist daran speziell? Es zeigt, dass Bögen mit Abklatsch auf der Gummiseite beim ursprünglichen Druck in der Druckerei Franz Burda nicht generell als Makulatur oder Ausschuss ausgeschieden wurden, da ansonsten der Bogen, zu der die abgebildete Marke gehörte, nicht zum Überdruck in die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH gelangt wäre.

Dokumentation verschobene Perforation

Ein aufmerksamer Betrachter erkennt, dass die abgebildete Marke ein auffälliges Feldmerkmal zeigt. Erkennen Sie es?

SP23 75A, 24 Pfennig (Feldmerkmal im roten Kreis)

Ich kann Ihnen im SAARPHILA-BLOG einmal mehr ein neues, bislang nicht dokumentiertes Feldmerkmal der 1. Offenburger Ausgabe vorstellen: „heller Fleck in der linken unteren Ecke des Markenbildes“ auf Feld 75A.

Die anderen Erstpublikationen von Feldmerkmalen auf dem SAARPHILA-BLOG finden Sie hier:

Dokumentation Beleg

Inlandsbrief vom 3. Oktober 1947

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Steckbrief des 24 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 24 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 24 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Stahlwerker beim Hochofenabstich
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 8023 Orangebraun
      • Stanley Gibbons Farbenführer: orange-brown
      • End/Becker: Gelbbraun
      • Paul Staedel: brun-orange
      • Saarhandbuch (SHB): Rotbraun
      • MICHEL®: Dunkelbraunorange (Töne)
      • Scott: deep brown orange
      • Stanley Gibbons: red-brown
      • Yvert & Tellier: brun-orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 15.-18./20.-24. Januar 1947; das in einigen Quellen zu findende Druckdatum 14. Januar 1947 konnte meines Wissens nach bislang nicht nachgewiesen werden
    • Auflage: 15’060’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit rd. 10’575’000 Stück am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 4. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 4. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 215
      • Paul Staedel: 10
      • F.S.A.: 205
      • MICHEL®: 215
      • ANK: 215
      • Scott: 163
      • Stanley Gibbons: 212
      • Yvert & Tellier: 205
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Erstausgabe der Neuausgabe: Ende Oktober 1947
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 13./14./15. Oktober 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 6’030’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 4’368’200 Stück von denen 6’600 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 6 F
    • Erstausgabetag des 6 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 20. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

25 PFENNIG

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Anmerkung vom 2. Dezember 2023

Die aktuelle Ausgabe des MICHEL® Saar-Spezial (5. Aufl. 2024) hat den Fehler korrigiert!

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#saarphila #saarphilatelie