Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (II)

Wappen und Dichter – Die einzelnen Werte

Hallo

Geht es euch auch so? Bringt ihr die Briefmarken-Ausgabe Wappen und Dichter, umgangssprachlich auch als Allgemeine Ausgabe bezeichnet ausschliesslich mit dem Sammelgebiet „Französische Zone“ in Verbindung? Also mit den Briefmarken der späteren Länder der Zone d’occupation française en Allemagne Baden, Rheinland-Pfalz und Württemberg-Hohenzollern? Falls ja, befinden ihr euch in bester Gesellschaft.

Meiner Ansicht nach ist diese sehr einseitige Sicht auf die Ausgabe Wappen und Dichter vor allen auf die nicht immer nachvollziehbare Art der Katalogisierung in den MICHEL®-Katalogen zurückzuführen.

Ich will nicht darauf hinaus, dass die Augabe Wappen und Dichter auch beim Sammelgebiet Saarland aufgeführt werden sollten. Nein, ich will hier nicht der Doppelspurigkeit das Wort reden. In einer 5. Auflage eines Saar Spezial-Kataloges müsste jedoch die Ausgabe Wappen und Dichter als Vor- und Mitläufer der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar definitiv einen Platz haben. Nur habe ich da wenig Hoffnungen. Beim Schwaneberger-Verlag wird auch weiterhin nur mit Copy/Paste gearbeitet werden; alter Wein in neuen Schläuchen, teuer verkauft.

Item. Ich empfehle euch, insbesondere den geschichtlich interessierten unter euch, die Zuordnung der einzelnen Sammelgebiete im Michel-Briefmarkenkatalog durchaus kritisch zu betrachten.

Die Briefmarkenausgaben für die Saar-Region erstrecken sich – mit einem Unterbruch während der Diktatur des „Dritten Reichs“, über fast vier Jahrzehnte und vier Sammelgebiete:

    • 1920-1935, Saargebiet, Deutschen Reich unter treuhänderischer Verwaltung des Völkerbunds, ergo Sammelgebiet Deutsches Reich
    • 1945-1947, Territoire de la Sarre, französische Annektion, ergo Sammelgebiet Frankreich, Kolonialausgaben
    • 1947-1956, Saarland, (teil-) souveräner Staat, ergo eigenes Sammelgebiet evtl. Sammelgebiet Westeuropa
    • 1957-1959, Bundesland der BRD, Ausgaben der Deutschen Bundespost für das Saarland, ergo Sammelgebiet Bundesrepublik Deutschland

Nach diesem kurzen Exkurs zurück zu der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter. Die Werte dieser Ausgabe waren im Saarland von Dezember 1945 bis zum 27. November 1947 frankaturgültig. die Marken waren somit Vor- und Mitläufer der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar und zwar anfänglich auch des Malstatt-Burbacher Drucks. Interessant ist dies insbesondere deshalb, da die Nominale der Wappen und Dichter ja auf Reichsmark und-pfennige lauteten und dies – anders als bei den Werten der 1. Offenburger Ausgabe nach der Währungsumstellung vom 16. Juni 1947 – in den Ländern der Zone d’occupation française en Allemagne auch weiterhin gegen diese schwindsüchtige Währung verkauft wurden. Wurde dieses Schlupfloch für den streng untersagten und mit drakonischen Strafen belegten Kapitaltransfer aus dem besetzten Deutschen Reich ins Saarland genutzt? Wer weiss? Denkbar wäre es.

Die 13 Werte der Ausgabe Wappen und Dichter SP1-SP13, aufsteigend nach Wert sortiert

Ich werde nun die einzelnen Werte der Ausgabe Wappen und Dichter im Einzelnen vorstellen. Zwei Vorbemerkungen bezüglich der Druckdaten und der Farbbeschreibungen:

Die Werte der Wappen und Dichter wurden nicht, wie die Werte der 1. Offenburger Ausgabe, in einer Druckperiode hergestellt, sondern – verständlich bei dem grossen Gültigkeitsbereich und den daher benötigten Mengen an Briefmarken – immer wieder neu aufgelegt. Nicht nur zwischen den verschiedenen Druckperioden, sonder auch innerhalb derselben Druckperiode treten grosse Farbschwankungen auf, beispielsweise nach zuvor erfolgter Reinigung der Druckmaschine). Ein Effekt, welcher durch die Verwendung unterschiedlicher Papiersorten noch verstärkt wird.

    • Wert/Währung: 1 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Rheinprovinz (ohne preussischen Adler) in dunklem Rahmen, der weisse, wellenweis gezogene Schrägrechtbalken auf grünem Grund stammt ursprünglich aus dem Wappen des Grossherzogtums Niederrhein
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 1PF BRIEFPOST 1PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, hellgelb, dunkelsmaragdgrün auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), hellbraungelb, dunkelsmaragdgrün auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 21.-29. Dezember 1945
      • 31. Januar 1946
      • 6.-11. März 1946
      • 14.-23. August 1946
    • Auflage: 21’600’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 3 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Pfalz in dunklem Rahmen (auch Wappen des Hauptortes Neustadt an der Haardt)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 3PF BRIEFPOST 3PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, dunkellilarot, dunkelorangegelb auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), dunkelliarot, orangegelb auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 17.-19. Dezember 1945
      • 16.-24. Januar 1946
      • 7.-12. März 1946
      • 2./3. Mai 1946
      • 7.-26. August 1946
      • 17.-19. Dezember 1946
    • Auflage: 44’800’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 5 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Württembergs in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 3PF BRIEFPOST 3PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = schwarz, (dunkel-) braun, (dunkel-) gelborange auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), (dunkel-) braun, (dunkel-) gelborange auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 17.-20. Dezember 1945
      • 17.-22. Januar 1946
      • 11.-21. März 1946
      • 7.-14. Mai 1946
      • 27. August-10. September 1946
    • Auflage: 53’600’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 8 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Badens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 8PF BRIEFPOST 8PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = dunkelbraun, (dunkel)gelborange, rot auf weiss
      • b = (lebhaft-) braun, dunkelgelborange, rot auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 19.-21. Dezember 1945
      • 22.-26. Februar 1946
      • 2. April 1946
      • 30. April 1946
      • 2./3. Mai 1946
      • 24. Juli-13. August 1946
      • 26. August-3. September 1946
    • Auflage: 43’300’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 10 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Rheinprovinz (ohne preussischen Adler) in dunklem Rahmen, der weisse, wellenweis gezogene Schrägrechtbalken auf grünem Grund stammt ursprünglich aus dem Wappen des Grossherzogtums Niederrhein
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 10PF BRIEFPOST 10PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben: braun, hellbraungelb, dunkelgrün auf weiss
    • Papiersorten:
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
    • Papierdicke:
      • y = 0.07-0.08 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 24.-26. November 1945
    • Auflage: 1’137’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 12 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild der Pfalz in dunklem Rahmen (auch Wappen des Hauptortes Neustadt an der Haardt)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 12PF BRIEFPOST 12PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.PIEL von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, (dunkel-) orangerot, dunkelgelborange auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), (dunkel-) orangerot, dunkelgelblichorange auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 7.-15. Dezember 1945
      • 2.-12. Januar 1946
      • 12. Februar-4. März 1946
      • 13.-18. März 1946
      • 4.-9. Mai Mai 1946
      • 18. Juli-5. August 1946
      • 8.-26. September 1946
    • Auflage: 90’400’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 15 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Saarbrückens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 15PF BRIEFPOST 15PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.Piel von oben nach unten
    • Entwerfer/GraveurRobert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, lebhaft- bis dunkelviolettultramarin, (dunkel-) zinnober auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), violettultramarin, (dunkel-) zinnober auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 14.-17. Dezember 1945
      • 27. Februar-4. März 1946
      • 16./17. Mai 1946
      • 28. August-5. September 1946
    • Auflage: 22’300’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 20 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Württembergs in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 20PF BRIEFPOST 20PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = schwarz, lebhaftrot, dunkelgelborange auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), lebhaftrot, dunkelgelblichorange auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 1.-3. Dezember 1945
      • 24.-28. Januar 1946
      • 28. Februar-6. März 1946
      • 11.-21. März 1946
      • 14.-16. Mai 1946
      • 10.-19. September 1946
    • Auflage: 25’100’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 24 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Saarbrückens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 24PF BRIEFPOST 24PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug J.Piel von oben nach unten
    • Entwerfer/GraveurRobert Louis, Jules Piel
    • Farben:
      • a = schwarz, (dunkel-) lilaultramarin, orangerot auf weiss
      • b = schwarz, mittellilaultramarin, (dunkel-) zinnober auf weiss
      • c = schwarz (glänzend), mittellilautramarin, zinnober auf weiss
      • d = schwarz (glänzend), dunkelliaultramarin, orangerot auf weiss
      • e = schwarz (glänzend), lebhaftlilaultramarin, orangerot auf weiss
      • f = schwarz (glänzend), preussischblau bis grauultramarin, orangerot auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 22.-27. Dezember 1945
      • 18.-23. März 1946
      • 30. April-15. Mai 1946
      • 10.-18. Juli 1946
      • 6.-21. September 1946
      • 23./24. September 1946
    • Auflage: 22’300’000 Stück
    • Erstausgabetag: 20. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 30 (Reichs-)Pfennig
    • Bildmotiv: Wappenschild Badens in dunklem Rahmen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Unterrand 30PF BRIEFPOST 30PF; Seitenrand links Schriftzug R.LOUIS von unten nach oben; Seitenrand rechts Schriftzug H.Cortot von oben nach unten
    • Entwerfer/Graveur: Robert Louis, Henri Cortot (1892-1950)
    • Farben:
      • a = schwarz, dunkelgelborange, dunkelorangerot auf weiss
      • b = schwarz (glänzend), gelborange, rot bis dunkelorangerot auf weiss
    • Papiersorten:
      • w = weiches, (gelblich-) weisses, dickes Papier, nicht durchscheinend, faserige Oberfläche
      • x = steifes, zähes, leicht (gelblich-) graues, dünnes Papier, stark durchscheinend, glatte Oberfläche
      • y = pergamentartiges, graues bis gelbliches Papier, durchscheinend, raue Oberfläche
      • z = pergamentartiges, weisses, teils leicht bläulich oder rötlich getöntes Papier, glatte Oberfläche
      • zz = pergamentartiges, bräunlichgraues Papier, glatte Oberfläche
    • Papierdicke:
      • w = 0.09-0.1 mm
      • x = 0.06-0.07 mm
      • y = 0.07-0.08 mm
      • z = 0.08-0.09 mm
      • zz = 0.08-0.09 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Buchdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 20 x 24 Millimeter / ca. 17.6 x 21.5 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 14:13 ½
    • Druckdaten:
      • 10./11. Dezember 1945
      • 25.-30. Januar 1946
      • 3.-7. Mai 1946
      • 3.-10. September 1946
    • Auflage: 20’500’000 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 1 (Reichs-)Mark
    • Bildmotiv: frontales Brustbild Johann Wolfgang Goethe vor zwei griechischen Säulen
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Bildaufschrift 1749 GOETHE 1832 die Buchstaben O und E in Goethe sind miteinander verbunden; Unterrand 1M BRIEFPOST 1M; unterhalb BRIEFPOST mittig in kleiner Schrift OUVRÉ
    • Entwerfer/Graveur: Achille Ouvré
    • Farben: dunkelsiena auf weiss
    • Papiersorten:
      • v = pergamentartiges, graues, steifes Papier, durchscheinend
    • Papierdicke:
      • v = 0.08-0.1 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Stichtiefdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 26 x 40 Millimeter / ca. 22.4 x 35.9 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 13:13 ¼
    • Druckdaten:
      • 1.-6. Dezember 1945
      • 14. Januar 1946
    • Auflage: 1’044’325 Stück
    • Erstausgabetag: 5. Januar 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 2 (Reichs-)Mark
    • Bildmotiv: seitliches Brustbild Friedrich Schiller (von rechts)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Bildaufschrift 1759 SCHILLER 1805; Unterrand 2M BRIEFPOST 2M; unterhalb BRIEFPOST mittig in kleiner Schrift OUVRÉ
    • Entwerfer/Graveur: Achille Ouvré
    • Farben: dunkelpreussischblau auf weiss
    • Papiersorten:
      • v = pergamentartiges, graues, steifes Papier, durchscheinend
    • Papierdicke:
      • v = 0.08-0.1 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Stichtiefdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 26 x 40 Millimeter / ca. 22.4 x 35.9 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 13:13 ¼
    • Druckdaten:
      • 15.-20. März 1946
    • Auflage: 1’032’175 Stück
    • Erstausgabetag: 28. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948

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    • Wert/Währung: 5 (Reichs-)Mark
    • Bildmotiv: seitliches Brustbild Heinrich Heine (von links)
    • Beschriftung: Oberrand ZONE FRANÇAISE; Bildaufschrift 1797 HEINRICH HEINE 1856; die Buchstaben HEINRICH in etwas kleineren Grossbuchstaben als die Initiale H resp. der Familienname HEINE; Unterrand 5M BRIEFPOST 5M; unterhalb BRIEFPOST mittig in kleiner Schrift OUVRÉ
    • Entwerfer/Graveur: Achille Ouvré
    • Farben: braunrot
      • v = pergamentartiges, graues, steifes Papier, durchscheinend
    • Papierdicke:
      • v = 0.08-0.1 mm
    • Wasserzeichen: kein
    • Druckverfahren: Stichtiefdruck
    • Druckort: Französische Staatsdruckerei, Paris
    • Masse: ca. 26 x 40 Millimeter / ca. 22.4 x 35.9 Millimeter (Bildmotiv)
    • Perforation: Kammzähnung
    • Zähnungsmass: K 13:13 ¼
    • Druckdaten:
      • 13.-20. März 1946
    • Auflage: 1’032’175 Stück
    • Erstausgabetag: 28. März 1946 im Saarland (1)
    • Gültigkeit:
      • Saarland 27. November 1946
      • Französische Besatzungszone 20. Juni 1948
    • Anmerkung: Das Bildmotiv Heinrich Heine für den höchsten Wert der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter war von den französischen Behörden bewusst und sehr treffend gewählt worden. War dieser im rheinischen Düsseldorf geborene Dichter, Journalist, Essayist, Satiriker, Polemiker und Reiseschriftsteller doch ein aufgeklärter, scharfsinniger Denker der Moderne. Von den rückständigen und bornierten Fürsten der Restaurationszeit gefürchtet und mit einem Publikationsverbot belegt, den Judenhassern und Ultranationalisten östlich des Rheins bis heute verhasst, fand der international anerkannte und geschätzte Literat deutscher Sprache in Frankreich nicht nur Anerkennung, sondern eine zweite Heimat.

Bis dann

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Anmerkung

(1) Die Erstausgabetage nach Dr. W. D. Meisel

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#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 84 Pfennig

80 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit dem 84 Pfennig-Wert der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Dieser Wert wartet nach den drei vorhergehenden Werten zu 60, 75 sowie 80 Pfennig, die jeweils das Bildmotiv Alter Turm in Mettlach zeigen, mit einem neuen Bildmotiv auf: Das im Mai 1946 eingeweihte Denkmal für Maréchal Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis.

Der 84 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist nicht nur der zweithöchste Wert dieser Freimarkenserie, sondern ein Hauptwert der Ausgabe und deckte als Einzelfrankatur das Porto für einen Einschreibebrief im Inland ab.

    • Einschreiben (Inland) 1. Gewichtsstufe bis 20 g
84 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Nicht nur das Bildmotiv unterscheidet sich von den vorherigen Motiven der 1. Offenburger Ausgabe, sondern auch das Format der Briefmarke ist ein anderes. Waren die bisherigen Marken 22 mm x 26 mm gross, betragen die Masse nun 26 mm x 43 mm.

Dass die jeweils höchsten Werte einer Serie ein anderes Format als die „niedrigen“ Werte aufweisen, ist nicht ungewöhnlich. Wir kennen dies von vielen anderen zeitgenössischen Briefmarkenausgaben.

AM Post 1945/46
Wappen und Dichter 1945/46
Kontrollratsausgabe 1947/48
Bautensatz 1948

Das Markenbild des 84 Pfennig-Werts der 1./2. Offenburger Ausgabe zeigt das Denkmal für den Maréchal d’Empire Michel Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis. Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet ganz offensichtlich das Denkmal für Maréchal Ney als Vorlage für das Bildmotiv des 84 Pfennig-Werts, jedoch nimmt er feine Veränderungen vor – die Freiheit eines Künstlers. Gesicht und Pose des 22,1 x 40 Millimeter grossen Markenbilds weichen erkennbar vom Original ab. Woher ich das weiss?

Ich habe im Juni 2019 dieses Denkmal im Rahmen eines Ortstermins im Saarland aufgesucht.

Die von dem seit Jahrzehnten in Frankreich tätigen, polnischen Künstler Jean-Lambert Rucki in reduzierter Formensprache gestaltete etwa 5 Meter hohe, monolithische Betonplastik steht auf einem alten Pulvermagazin auf der Vauban-Insel. Diese Insel in einem alten Saararm wurde Sébastien le Prestre de Vauban, Festungsbaumeister von Louis XIV., als Contre-garde konzipert und ist Teil des heute noch bestehenden und genutzten Festungswerks Saarlouis. Das Pulvermagazin auf der von  Insel, wurde u.a. mit Finanzmitteln aus EU-Töpfen aufwendig renoviert. Es beherbergt heute einen kleinen Getränke-Kiosk.

Die Einweihung des Denkmals für Maréchal Ney erfolgte am 18. Mai 1946 im Rahmen der französischen Festtage an der Saar in Saarlouis durch Gouverneur Gilbert Grandval und den Bürgermeister, Walter Bloch. Die Französischen Festtage waren sehr gut besucht. Ob es wohl daran lag, das jeder Gast vier Bier, zwei Wecken und 100 Gramm Wurst erhielt? Die oben abgebildete, unauffällige Plakette unterhalb des Denkmals an der stadtzugewandten Seite des Pulvermagazins wurde dagegen erst 45 Jahre später, am 23. Mai 1991 angebracht.

Ein vom dem bekannten Graphiker Paul Colin entworfenes Plakat zu den Französischen Festtagen an der Saar von 1946 mit der bekannten La Semeuse – einer auch auf vielen Münzen und Briefmarken zu findenden Allegorie für Frankreich – die ihre Saat über Ruinen ausbringt.

Hier zeige ich euch noch ein Beleg mit dem Sonderstempel zu den Französischen Festtagen und dem Stempel von Saarlouis vom 19. Mai 1946 mit der schriftgeraden Postgebietsleitzahl 18 im Kreis (Letzteres existiert bei anderen Stempeln des Saarlandes nicht).

Abbildungen

Der 84 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 84 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II, Neudruck).

84 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
84 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
84 Pfennig, Marke der Neuausgabe mit Aufdruck 20 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Dies gilt in ganz besonderem Mass für den 84 Pf/20 F-Wert, da an diesem keine Änderungen am Bildmotiv vorgenommen wurden. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Wertangabe 84 Pf. und die Landesbezeichnung SAAR sind farblich unwesentlich heller ausgeführt.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller, transparenter und matter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

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Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Sammlung Peter Falz, Quierschied

Der 26. Januar 1947 war ein Sonntag. Die Druckmaschine Palatia O in der Druckerei Franz Burda stand still.

Weshalb zeige ich das Druckdatum 24. Januar 1947 einmal ohne und einmal mit Überdruck? Bogenecken mit diesem Druckdatum ohne Überdruck sind eher selten. Ich danke Peter Falz, Quierschied, für die Überlassung des Scans und das zeigen des Originals. Handkehrum zeigten bislang alle Bögen und Bogenecken mit Überdruck, die mir vorgelegt wurden, das Druckdatum 24. Januar 1947. Mein Analyse lässt die Aussage zu, dass am 24. Januar 1947 mit mindestens 1’907 nachgewiesenen Druckbögen ausreichend Material für den Überdruck von 227’800 Marken (=1’139 Druckbögen) hergestellt wurden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 27. Januar 1947, A 15307 (5-stellige Bogennummer)

An dieser Stelle möchte ich euch darauf hinweisen, dass Saarhandbuch und handelsübliche Kataloge in Frankreich und Deutschland die Markenfelder des 84 Pfennig-Werts auf unterschiedliche Weise zählen.

Das Saarhandbuch zählt bei aufrechtem Schalterbogen, also liegendem Markenbild von links oben nach rechts unten (vgl. Abbildung).

Die mir bekannten Kataloge hingegen zählen bei aufrecht stehendem Markenbild von oben links nach unten rechts (vgl. Abbildung).

Beispiele: Aus Feld 1 im SHB wird in Katalogen das Feld 10, aus Feld 5 wird 50 und aus dem Feld 43  das Feld 22 und umgekehrt (vgl. für letztere die in Gelb beschrifteten Felder). Auf das Feld 43 resp. 22 werden wir gleich noch stossen.

Nicht jede Marke in eurer Saarsammlung ist auch tatsächlich die Marke, für welche ihr sie haltet. Dies gilt auch für geprüfte Stücke, sind Prüfer auch bloss Menschen und können irren.

Hier ein nettes Beispiel aus meiner umfangreichen Sammlung:

Der Verbandsprüfer des BPP Klaus Hoffmann hat die abgebildete Marke geprüft. Die Marke ist echt und weist gemäss der angebrachten Signatur ein Feldmerkmal auf, welches in Michel-Katalogen unter MiNr. 224 III geführt wird:

224 III geschwungener Strich am Mantelrand links (Feld 29)

Die Marke weist tatsächlich einen dunklen Farbstrich über den Mantel auf. Dieser ist jedoch senkrecht und oberhalb des Degenknaufs. Aus Sicht des Mantelträgers wäre dies die linke Seite des Mantels, dennoch handelt es sich nicht um den katalogisierten „Plattenfehler“ (sic!). Tja … der Michel-Katalog geizt mit Abbildungen.

Die nachstehende Beschreibung und die Abbildung stammen von mir.

84 Pfennig, Feld 29AB: dunkler, diagonal von links unten nach rechts oben verlaufender Farbstrich über den Bildhintergrund und den linken Teil des Mantels; auf der Schärpe schwach auslaufend

Leider handelt es sich bei den Fehlprüfungen um ein weit verbreitetes Phänomen und selbst Auktionshäuser fallen auf diese „geprüften Stücke“ herein. Diese Woche konnte ich beispielsweise das Auktionshaus C.G. auf eine Fehlprüfung unter den für die kommende Auktion angebotenen Losen hinweisen. Die aufgrund der Fehlprüfung falsche Losbeschreibung wurde daraufhin umgehend angepasst.

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehende Abbildung zeigt einen Abklatsch, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation verschobenen Perforation

Eckrandstück mit stark verschobener Perforation der Marke vom Feld 50, resp Feld 5 SHB. Fragt ihr euch gerade, wo den der im Michel-Katalog für dieses Feld gelistete „Plattenfehler“ (sic!) geblieben ist? Hat der Scanner das Feldmerkmal verschwinden lassen? Nein, hier ist ein weiteres Eckrandstück, wieder ohne das gesuchte Feldmerkmal:

Ich verstehe eure Verwunderung, schreibt doch der MICHEL®:

224 IV Punkt im Mantel über zweitem „A“ in „SAAR“ (Feld 50)

Somit sollte das Feldmerkmal auf allen Marken vom Feld 50 auftreten. Dass Sie das Feldmerkmal auf den gezeigten Marken nicht finden liegt nicht an der Tatsache, dass ein Punkt im Mantel in jedem Fall schwierig aufzuspüren sein würde. Es liegt auch nicht daran, dass der Herausgeber der Michel-Kataloge sich nicht darum schert, was für einen hirnrissigen Blödsinn seine Redakteure in den Katalogen verzapfen. Nein, es liegt daran, dass der Michel-Katalog seit Jahren zig Fehler von Ausgabe zu Ausgabe weiterschleppt und kein Interesse daran zeigt, diese zu korrigieren. Darüber freut ihr euch selbstverständlich riesig, müsst ihr für die Kataloge aus dem Hause Schwaneberger doch sehr tief in die Tasche greifen.

Die Beschreibung und die Abbildung stammen wiederum von mir.

84 Pfennig, Feld 50B: dunkler Farbfleck auf dem Mantel oberhalb der Spitze des zweiten A von SAAR

84 Pfennig, Feld 50 B

Die vorstehend gezeigten Eckrandstücke stammen jeweils von einem A-Bogen und das Feldmerkmal tritt ausschliesslich auf Marken des Feldes 50 von B-Bögen auf. Schauen Sie in das Saarhandbuch (SHB 402, 44) unter Feld 5 (wegen der anderen Zählweise). Dort steht ebenfalls 5 B. Gleiches gilt für die Kataloge von Paul Staedel S. 33 oder Catalogue F.S.A. S. 21 unter 214e.

Die diskutierte Fehlprüfung sowie die von mir fast am laufenden Band publizierten, gravierenden Fehler in MICHEL®-Katalogen, der ja im deutschsprachigen Raum – leider –  so eine Art Standardwerk darstellt, sollte euch sensibilisieren, selbst das notwendige Wissen rund um euer Sammelgebiet anzueignen. Sicher, dies ist mit einem gewissen (Zeit-) Aufwand verbunden, macht aber auch sehr viel Spass und erweitert den eigenen Horizont erheblich.

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Steckbrief des 84 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 84 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 84 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Denkmal Maréchal Ney
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 8007 Rehbraun
      • Stanley Gibbons Farbenführer: sepia
      • End/Becker: Hellbraun
      • Paul Staedel: brun sur gris
      • Saarhandbuch (SHB): Braun
      • MICHEL®: Schwärzlichgelbbraun
      • Scott: brown
      • Stanley Gibbons: brown
      • Yvert & Tellier: sépia
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 26 x 43 Millimeter / ca. 22 x 40 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ I
    • Druckdatum/-daten: 24./25. und 27./28. Januar 1947
    • Auflage: 3’040’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 2’770’000 Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 17. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 17. Februar 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 224
      • Paul Staedel: 19
      • F.S.A.: 214
      • MICHEL®: 224
      • ANK: 224
      • Scott: 170
      • Stanley Gibbons: 221
      • Yvert & Tellier: 214
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 18./19. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’025’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 227’800 Stück von denen 1’800 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 20 F
    • Erstausgabetag der 20 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck (MBD I/II) ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD Typ I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD Typ II.

Bis dann

1 MARK

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Fotorealistische Bildmotive der Offenburger Ausgaben

Hallo

Bei der Vorstellung der Werte zu 60, 75 sowie 80 Pfennig der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar habe ich jeweils geschrieben, das Bildmotiv Alter Turm in Mettlach sei vom Gestalter Vytautas Kazimieras Jonynas fotorealistisch dargestellt worden.

Diese Aussage gilt ebenfalls für die Bildmotive der Werte zu 84 Pfennig und 1 Mark: ersterer zeigt das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis, letzterer – wie ihr aus den Beiträgen zu den Bildmotive (I) wisst – die Saarschleife bei Mettlach.

Die Aussage wollte ich bei einem Ortstermin im Saarland auf die Probe stellen. Diejenigen unter euch, welche mir auch auf Facebook folgen, profitierten während des Ortstermins vom 28. Mai bis 3. Juni 2019 von den laufend über diesen Kommunikationskanal veröffentlichen Beiträgen.

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Beginnen wir mit dem spannenden Bildmotiv Alter Turm in Mettlach.

Der heute etwa 100jährige Götterbaum im Vordergrund, ist gegenüber dem Bildmotiv enorm gewachsen und verändert die Proportionen des Bildaufbaus. Um das Zeltdach des Gebäudes aus dem selben Winkel zu fotografieren, wie auf der Briefmarke dargestellt, hätte ich mit auf eine hohe Leiter stellen müssen … und das bei meiner Höhenangst.

Der Alte Turm ziert nicht nur die Marken der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, sondern ebenfalls einige Marken des Saargebietes (vgl. hier).

Auch zwei Marken der Ausgabe Bilder aus Industrie, Handel, Landwirtschaft und Kultur des souveränen Saarlandes zeigen den Alten Turm zusammen mit Produkten der bekannten Steingutfabrik Villeroy & Boch:

    • 12 Pfennig von 1949
    • 18 Pfennig von 1951

Schlussendlich ist der Alte Turm auch auf dem 1953 verausgabten 6 Franken-Wert der Briefmarkenserie Ansichten aus dem Saarland zu finden (vgl. auch den letzten Abschnitt dieses Beitrags).

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Das nächste Bildmotiv ist das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis.

Die Ähnlichkeit zwischen Original und Bildmotiv ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich ist jedoch auch, dass Jonynas künstlerische Freiheit nutzte und bei Gesicht und Pose vom Original abwich.

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Das nächste Bildmotiv ist die Saarschleife bei Mettlach. Dass Vytautas Kazimieras Jonynas 1946 selbst nicht auf der Cloef oberhalb des Scheitels der Saarschleife war, sondern als Vorlage für seinen Entwurf eine Ansichtskarte mit einer Abbildung der Saarschleife aus den späten 1920er-Jahren verwendete, habe ich in diesem Blog bereits zweifelsfrei nachgewiesen (vgl. hier und hier).

SP33, 1. Offenburger Ausgabe
SP46, 2. Offenburger Ausgabe

Einmal am Aussichtspunkt Cloef angekommen habe ich weitere Aufnahmen gemacht, um diese mit dem Bildmotiv der beiden 30 Pfennig-Werte der 1. Pariser Ausgabe (auch 1. Vaugirard Ausgabe oder Landschaftsbilder I) des Saargebiets von 1921 in Deckung zu bringen.

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Der 5 Pfennig-Wert der Ausgabe 1. Pariser Ausgabe zeigt ebenfalls die Saarschleife, jedoch ist die Perspektive eine andere: es ist der Blick vom rechten Saarufer etwa bei der Anlegestelle der Saarfähre Welles auf die Einmündung des Steinbachs in die Saar und das dort stehende Haus Becker am linken Saarufer (auf der obigen Aufnahme die helle Einbuchtung im Wald am rechten Bildrand).

__________

Ab dem 1. April 1948 kamen die Werte der Briefmarkenausgabe Wiederaufbau des Saarlandes an die saarländischen Postschalter. Diese Serie löste die Werte des Malstatt-Burbacher Drucks, der Überdruckausgabe der Serie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, ab. Die Serie Wiederaufbau des Saarlandes umfasste drei separate Luftpostmarken zu 25, 50 und 200 Franken, die als Bildmotiv jeweils einen Flugzeugschatten über der Saarschleife zeigen.

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Ein weiteres Bildmotiv einer Saarbriefmarke ist nicht weit von der Saarschleife und Mettlach entfernt: die Mettlacher Saarbrücke. Bildmotiv des 1953 verausgabten 6 Franken-Werts der Briefmarkenausgabe Ansichten aus dem Saarland.

Auch auf dem Bild (links von der Bildmitte): Der Alte Turm und die ehemalige Benediktinerabtei Mettlach, seit der Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Verwaltungssitz der bekannten Steingutfabrik Villeroy & Boch.

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Die ehemalige Benediktinerabtei Mettlach ist Bildmotiv einiger Briefmarken des Saargebietes:

    • Landschaftsbilder I: 3 Mark
    • Landschaftsbilder II: 1 Franken
    • Landschaftsbilder III: 40 Centime
    • Landschaftsbilder III: 75 Centime
    • Landschaftsbilder IV: 75 Centime

Bereits während des Ortstermins habe ich erkannt, dass die Bildmotive zwar in allen Fällen noch vorhanden sind, jedoch einige Faktoren die Ablichtung derselben in Übereinstimmung mit den Briefmarkenmotiven erschweren:

    • diverse Renaturierungsmassnahmen und der Bau der Mettlacher Schleuse als Ersatz für das zuvor an gleicher Stelle befindliche Stauwehr haben den Wasserpegel und den Lauf der Saar geändert
    • die Landzunge innerhalb der Saarschleife wird heute – im Gegensatz zu früher – kaum noch forstwirtschaftlich, sondern touristisch genutzt; das hat ihr Aussehen verändert
    • gewisse Orte (Blickwinkel) sind heute nicht mehr ohne weiteres zugänglich oder komplett verbaut
    • die Gestalter der Bildmotive haben definitiv ihre künstlerische Freiheit genutzt
    • meine fotografischen Fähigkeiten sind begrenzt

Bis dann

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Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (I)

Wappen und Dichter – Generelle Bemerkungen

Hallo

Wahrscheinlich habt ihr an dieser Stelle einen Beitrag zum 84 Pfennig-Wert der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erwartet. Ich hoffe, eurre Enttäuschung hält sich in Grenzen.

Die Beiträge zum 84 Pfennig-Wert sowie zum 1 Mark-Wert der Saar I habe ich, wie ich finde, aus gutem Grund etwas aufgeschoben. Welcher Grund ist das? Ich werde die kommenden Tage in der Region Saar-Lor-Lux unterwegs sein und dabei die originalen Vorlagen für die von Vytautas Kazimieras Jonynas fotorealistisch ausgeführten Bildmotive – den Alten Turm in Mettlach, das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis sowie die Saarschleife bei Mettlach – aufsuchen. Ich werde ausgiebig recherchieren, fotografieren und die – hoffentlich vorzeigbaren – Ergebnisse in die ausstehenden zwei Beiträge zu den einzelnen Werten der 1. Offenburger Ausgabe einfliessen lassen.

Diese ausgiebige Ortsbesichtigung hat zur Folge, dass der reguläre Beitrag vom 2. Juni 2019 ausfallen wird. Der nächste Beitrag erscheint dann wieder wie gewohnt am Sonntag, 9. Juni 2019.

So, genug der Vorrede. Worum geht es in diesem Beitrag? Einerseits zeige ich euch einige Belege mit Marken der Ausgabe Wappen und Dichter. Andererseits stelle ich den Forschungsschwerpunkt von SAARPHILA für die kommenden Wochen vor.

Beginnen wir mit den Belegen mit Marken der Ausgabe Wappen und Dichter. Bereits wenige Monate nach Kriegsende in Europa (vgl. hier) liessen die Militärbehörden der Zone d’occupation française en Allemagne, zu welcher die Saar-Region (grob, das ehemalige Saargebiet) zu dieser Zeit noch gehörte, nach und nach den zivilen Postverkehr wieder zu. Zur Freimachung von Briefen und Postkarten fehlte es jedoch an den notwendigen Briefmarken und die Sendungen mussten im Postamt bar frankiert werden. Zur Kenntlichmachung solchermassen freigemachter Sendungen wurden Stempel mit Aufdruck Taxe perçue oder Gebühr bezahlt verwendet.

Die P.T.T. der Zone d’occupation française en Allemagne in Baden-Baden gab eine Briefmarkenserie in Auftrag, deren Werte von führenden französischen Gestaltern und Graveuren wie Robert Louis, Achille Ouvré, Jules Piel und Henri Cortot geschaffen und in der Pariser Staatsdruckerei gedruckt wurden. Die ersten der 13 in Mark und Pfennig (Reichswährung) denominierten Werte der Ausgabe Wappen und Dichter – der Gestalter Robert Louis war in Heraldik bewandert und hatte sich auf Wappen spezialisiert- gelangten im Saarland am 5. Januar 1946, die letzten bereits am 28. März 1946 an die Postschalter. Die Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter war somit ein Vorläufer der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Wappen und Dichter

Was macht diese Freimarken-Serie für uns Saarsammler so aussergewöhnlich?

    • Die Marken wurden in (Reichs-) Mark und -pfennigen ausgegeben und blieben im Saarland bis zum 27. November 1947 – also fünf Monate nach der kleinen und eine Woche nach der grossen Währungsreform – frankaturgültig. Deswegen bezeichnen wir die Werte der Ausgabe Wappen und Dichter als Mitläufer.
    • Die Marken tragen die Aufschrift Zone Française. Das Saarland war jedoch bereits seit dem 16. Februar 1946 nicht mehr dem Alliierten Kontrollrat für das ehemalige Deutsche Reich in Berlin unterstellt und wurde Schritt für Schritt aus der Zone d’occupation française en Allemagne herausgelöst. Spätestens mit der Errichtung einer streng überwachten Zollgrenze zu dieser Zone am 22. Dezember 1946 war die französische Annexion des Saarlands abgeschlossen (vgl. hier). Also: Obschon die Saar-Region und nachher das Saarland nicht mehr zur Zone d’occupation française en Allemagne gehörte, blieben die Werte der Ausgabe Wappen und Dichter mit der Aufschrift Zone Française dennoch frankaturgültig.
    • Diese – für die damalige Umbruchszeit – mit fast 2 Jahren enorm lange Frankaturgültigkeit der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter brachte auf Belegen schöne Mischfrankaturen hervor:
      • Wappen und Dichter mit zusätzlichem Stempel Gebühr bezahlt
      • Wappen und Dichter mit Werten der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I)
      • Wappen und Dichter mit Werten des Malstatt-Burbacher Drucks (MBD I/II)
      • Wappen und Dichter mit den Werten von 1. Offenburger Ausgabe (möglich wäre auch 2. Offenburger Ausgabe) sowie des Malstatt-Burbacher Drucks (auf einem solchen Beleg wären dann drei unterschiedliche Währungen verklebt: Reichsmark, Saarmark und Franken)

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Abbildungen
©Sammlung Montclair

Dieser Beleg ist mit 12 Pfennig portogerecht frankiert, jedoch nicht gelaufen, also postalisch befördert worden. Ich zeige den Beleg dennoch, da hier zwei sehr spezielle Stempel vereint sind.

    • Stempel von Saarlouis vom 19. Mai 1946 mit der schriftgeraden Zahl 18 im Kreis (Letzteres existiert bei anderen Stempeln des Saarlandes nicht)
    • Als Nebenstempel ein Sonderstempel zu den Französischen Festtagen und der Einweihung des Denkmals für Maréchal Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis; das Denkmal für Maréchal Ney ist das Bildmotiv des 84 Pfennig-Werts der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar
©Sammlung Montclair

Dieser Beleg vom 5. März 1947 von Mettlach nach Stuttgart ist mit 24 Pfennig ebenfalls portogerecht frankiert. Verklebt wurden neben einem 16 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe je ein 3 Pfennig-Wert  und ein 5 Pfennig-Wert der Ausgabe Wappen und Dichter. Dies, obschon der eigentlich vorgesehene 24 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe bereits seit dem 4. Februar 1947 an den Postschaltern verfügbar gewesen wäre. Daraus lässt sich schliessen, das sechs Wochen nachdem am 20. Januar 1947 die ersten Werte der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar an die saarländischen Postschalter gelange waren, insbesondere Firmen noch Bestand an Marken der Ausgabe Wappen und Dichter hatten.

Beim genauen Hinschauen erkennt man unterhalb der Werte der Ausgabe Wappen und Dichter kleine Stempel. Ein Prüfer hat hier die Markentypen, die bei der Ausgabe Wappen und Dichter existieren, geprüft, jedoch das Ergebnis leider nicht als schriftliche Expertise, sondern als unschönes und wertminderndes Grafitti auf dem ansonsten einwandfreien Beleg hinterlassen.

©Sammlung Montclair

Ein portogerecht frankiertes Einschreiben vom 13. März 1947 von Reisbach nach Babenhausen im besetzten ehemaligen Deutschen Reich (48 Pfennig für einen Brief der 2. Gewichtsstufe plus 60 Pfennig Einschreibegebühr). Was ist an diesem Beleg so speziell, dass ich Ihnen diesen nicht vorenthalten wollte?

Der Poststempel wurde aptiert, das bedeutet amtlich abgeändert. Aus Reisbach über Saarlautern wurde Reisbach über Saarl.. Saarlautern war von 1936 bis 1945 der Name der Stadt Saarlouis. Der Name Saarlouis wurde am 13. Januar 1936, ein Jahr nach dem verhängnisvollen Plebiszit im Saargebiet in Saarlautern „germanisiert“. Der von den US-amerikanischen Truppen in das von ihnen neugeschaffene Regierungspräsidium Saar eingesetzte Regierungspräsident Hans Neureuther  hat den geschichtlich begründeten Namen der Stadt mit Wirkung zum 14. Juli 1945 wiederhergestellt. Nur zwischen dem Verwaltungsakt und dem vollständigen Vollzug liegen – insbesondere in Zeiten allgemeinen Mangels – zwar nicht Welten, aber doch Jahre. Schaut genau hin. Der Einschreibezettel vermerkt weiterhin als Aufgabeort Reisbach über Saarlautern.

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Steckbrief der Ausgabe Wappen und Dichter

    • die Freimarkenserie Wappen und Dichter besteht aus 13 Werten:
      • 1 Pfennig – Wappen Rheinland
      • 3 Pfennig – Wappen Pfalz
      • 5 Pfennig – Wappen Württemberg
      • 8 Pfennig – Wappen Baden
      • 10 Pfennig – Wappen Rheinland
      • 12 Pfennig – Wappen Pfalz
      • 15 Pfennig – Wappen Saarbrücken
      • 20 Pfennig – Wappen Württemberg
      • 24 Pfennig – Wappen Saarbrücken
      • 30 Pfennig – Wappen Baden
      • 1 Mark – Dichter Johann Wolfgang von Goethe
      • 2 Mark – Dichter Friedrich von Schiller
      • 5 Mark – Dichter Heinrich Heine
    • die Marken wurden in Reichsmark und -pfennig verausgabt
    • die Bildmotive wurden von führenden französischen Künstlern gestaltet
    • der Markendruck erfolgte bei der französischen Staatsdruckerei in Paris
    • erste Marken wurden am 17. Dezember 1945 (ZOF)/5. Januar 1946 (Saarland) verausgabt, die letzten Marken gelangten am 28. März 1946 (Saarland)/1. April 1946 (ZOF) an die Postschalter
    • die Marken wurden ab Januar 1947 durch Briefmarkenausgaben für das Saarland, sowie die neu geschaffenen Länder des besetzten ehemaligen Deutschen Reichs: Baden (bis Dezember 1946 Südbaden), Württemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz (bis 18. Mai 1947 Land Rheinpfalz) ergänzt, behielten aber Frankaturgültigkeit bis:
      • Saarland: 27. November 1947
      • Land Baden: 20 Juni 1948
      • Land Württemberg-Hohenzollern: 20 Juni 1948
      • Land Rheinland-Pfalz: 20 Juni 1948
    • die Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter wird auch als Allgemeine Ausgabe bezeichnet, da die Marken in allen Teilen der Zone d’occupation française en Allemagne sowie im Saarland frankaturgültig waren.

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Ausblick auf weitere Vorhaben

Die Fragestellung, die mich in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen wird ist:

Befinden sich in meiner Sammlung Montclair Marken der 1. Offenburger Ausgabe ohne Aufdruck, jedoch mit Blinddruck des Überdrucks für die Überdruckausgabe Malstatt-Burbacher Druck, analog den Marken der 2. Offenburger Ausgabe?

Ausgangslage

In Folge der geplanten Währungsumstellung auf Frankenwährung wurden die noch vorhandenen Bestände an Schalterbögen der 1. Offenburger Ausgabe sowie die bereits ausgelieferten resp. weiterhin von der Druckerei Franz Burda in Offenburg gelieferten Schalterbögen der 2. Offenburger Ausgabe von der P.T.T. des Saarlandes in Saarbrücken an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH geschickt. Hier wurden die Schalterbögen unbesehen ihrer Provinienz im Buchdruckverfahren (Typographie) mit neuen Werte und neuen Währungskürzeln überdruckt.

Wir wissen, dass der für den Überdruck verwendete, bereits in die Jahre gekommene Heidelberger Automat nicht fehlerfrei arbeitete. Unter anderem kam es zu partiellen oder totalen Druckausfällen oder es wurden statt eines Schalterbogens deren zwei zugeführt, mit dem Ergebnis, dass der hintere der zwei Bögen nicht überdruckt wurde.

Erkennbar sind fehlende Aufdrucke an dem sogenannten Blinddruck. Der Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren und verändert die Markenrückseiten mehr oder weniger deutlich durch reliefartige Durchprägung. Dieser Effekt wird besonders bei Streiflichtbeleuchtung gut erkennbar, gelegentlich ist er auch mit dem Finger zu fühlen.

Marken der 1. Offenburger Ausgabe ohne Aufdruck jedoch vorhandenem Blinddruck sind meines Wissens nach bislang in keinem Katalog und in keinem Fachbuch erwähnt.

These

Die Schalterbögen von Original- und Neuausgabe wurden in der Malstatt Burbacher Handelsdruckerei GmbH unterschiedslos behandelt, also überdruckt. Die teilweisen resp. totalen Druckausfälle wie auch der Überdruck von zwei Schalterbögen gleichzeitig müssten somit auf beiden „Sorten“ Schalterbögen auftreten. Diese These ist originär von mir aufgestellt worden und wurde m. E. noch an keiner anderen Stelle behandelt.

Ich werde euch über den Verlauf der Forschung auf dem Laufenden halten.

Bis dann

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#saarphila #saarphilatelie

Belege (V) – Seltener Ersttagsbeleg Malstatt Burbacher Druck (MBD)

Hallo

Im Beitrag vom 27. Februar 2019 habe ich euch einen seltenen Ersttagsbeleg des Malstatt-Burbacher Drucks vom 20. November 1947 vorgestellt, den ich meiner Sammlung Montclair hinzufügen konnte.

Die Frankatur dieses Ersttagbeleges hat einige Fragen aufgeworfen, die ich nicht abschliessend beantwortet konnte. Mittels intensiver Recherche und der freundlichen Unterstützung von „Commissaire Hasard“ habe ich nun die entsprechenden Antworten.

Worum geht es? Hier nochmals der Beleg.

20. November 1947, 17-18, Schaffhausen (Saar) nach Heiligenhaus / ©Sammlung Montclair

Verklebt sind eine 6 F auf 24 Pfennig Neuausgabe und zwei 2 F auf 12 Pfennig Originalausgabe (senkrechtes Paar, Wasserzeichen fallende Wellenlinien F). Damit ist der Brief vom Saarland in die britische Besatzungszone des besetzten Deutschen Reichs nach den ab dem 20. November 1947 geltenden Tarifen der P.T.T. des Saarlandes um 4 resp. 1 Franken überfrankiert.

Posttarife des Saarlandes ab 20. November 1947 (Auszug)

    • Brief in die besetzten Gebiete des Deutschen Reichs resp. ins Mutterland Frankreich der 1. Gewichtsstufe bis 20 g = 6 Franken
    • Brief in die besetzten Gebiete des Deutschen Reichs resp. ins Mutterland Frankreich der 2. Gewichtsstufe 20 g bis 50 g = 9 Franken

10 Franken waren notwendig für die Frankatur von:

    • Brief der 1. Gewichtsstufe bis 20 g ins Ausland

Wieso wurde der abgebildete Brief überfrankiert? Das ist die grosse Frage. Hier die Auflistung der bekannten Fakten:

    • Die Werte des Malstatt-Burbacher Drucks waren am Ersttag ausschliesslich am Postschalter erhältlich; somit muss ein Schalterbeamter der Post in Schaffhausen (Saar) den abgebildeten Brief frankiert haben.
    • Die neuen Beförderungstarife der P.T.T. des Saarlandes waren genau am 20. November 1947 in Kraft getreten. Hatte der Schalterbeamte geirrt? Hatte er dem Absender den Auslandstarif verrechnet, anstatt den niedrigeren Tarif für die Briefbeförderung in die besetzten Gebiete des Deutschen Reichs zu verwenden?

Die Antwort auf diese Frage liegt in den Wirren der Währungsreform vom 20. November 1947.

Die Direktion der P.T.T. des Saarlandes in Saarbrücken erliess am 17. November 1947 die mit der Währungsreform ab dem 20. November 1947 anzuwendenden Bestimmungen und Beförderungstarife. Dieses Regelwerk enthielt drei Abschnitte:

    • Postsendungen nach Frankreich
    • Postsendungen innerhalb des Saarlandes
    • Postsendungen nach dem Ausland einschliesslich der besetzten Gebiete des Deutschen Reichs

Dies bedeutete, dass bei Postsendungen nach den besetzten Gebieten des Deutschen Reichs die Auslandstarife zur Anwendung kommen sollten. Konkret: 10 Franken für einen Brief der ersten Gewichtsstufe bis 20 Gramm. Nach dem Regelwerk vom 17. November 1947 ist der oben abgebildete Brief korrekt frankiert.

Wieso habe ich dann die Posttarife vorstehend anders wiedergegeben?

Tja, bei Währungsreformen muss alles sehr rasch gehen, wobei es unerheblich ist, ob es dabei um Banknoten und Münzen oder um geldwerte Briefmarken geht. Die Direktion der P.T.T. des Saarlandes wurde – wahrscheinlich – von der Délégation supérieure de la Sarre unter Gilbert Grandval „zurückgepfiffen“, denen der Zeitpunkt zur Einführung von Auslandstarifen für Postsendungen in die besetzten Gebiete des Deutschen Reichs wohl nicht opportun erschien. Wie auch immer. Die Auslandstarife für Postsendungen in die besetzten Gebiete des Deutschen Reichs wurden schliesslich erst fünf Monate nach der Währungsreform, zum 1. Mai 1948 in Kraft gesetzt.

Die Direktion der P.T.T. des Saarlandes musste nun schleunigst das Regelwerk überarbeiten, den dritten Abschnitt kürzen und das Werk um einen vierten Abschnitt ergänzen:

    • Postsendungen nach den besetzten Gebieten des Deutschen Reichs (mit reduzierten Tarifen)

Das überarbeitete Regelwerk wurde am Nachmittag des 19. November 1947 den Poststellen zugeleitet. Es ist mehr als nur wahrscheinlich, dass am Folgetag nicht jeder Postbeamte von den so kurzfristig geänderten Bestimmungen Kenntnis hatte.

Hier die Abbildung eines weiteren Ersttagsbelegs mit gleicher Frankatur. Diesmal aus Blieskastel.

20. November 1947, 14-15:00, Blieskastel (Saar) nach Mannheim / © Walter Farber

Bis dann

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Danksagung: Ich bedanke mich bei Walter Farber, Oriental Institute, The University of Chicago, Chicago (IL), USA, für die fruchtbare Korrespondenz, welche diesen Beitrag erst ermöglichte.

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#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 80 Pfennig

75 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag behandeln wir den 80 Pfennig-Wert, den letzten der drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Bildmotiv Alter Turm in Mettlach. Die Beiträge zu den anderen beiden Werten des Bildmotivs findet ihr hier und hier.

Der SAARPHILA-BLOG bietet euch auch in diesem Beitrag wieder Informationen, die ihr sonst nirgendwo erhaltet, auch nicht in einschlägiger Fachliteratur. Dieses Mal konnte durch meine Forschungen das Saarhandbuch, SHB Kapitel 402, 5/6 (Bogennummern und Daten) entscheidend ergänzt werden.

Die Marken des orangefarbenen 80 Pfennig-Werts wurden – wie sämtliche Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt.

Der 80 Pfennig-Wert war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte bis zur Tarifanpassung am 15. September 1947 für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 80 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Eilzustellungsgebühr im Ortsbereich.

    • Inlandsbrief 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Päckchen bis 3 kg
    • Postanweisung bis 500 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Eilzustellung im Ortsbereich
      • Behandlungsgebühr Wertsendungen bis 100 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 2. Gewichtsstufe 20 g bis 40 g
80 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Achtet bei euren Marken und bei den in diesem Beitrag abgebildeten Marken des 80 Pfennig-Werts auf das Schriftband SAAR. Bei sehr vielen Marken sind die Querstriche der beiden A in SAAR kaum auszumachen. Ich vermute, dass dies mit der Konsistenz der verwendeten Farbe zusammenhängt.

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige der Briefmarken des Saargebietes, die von Alfred Montader entworfen wurden:

60 Pfennig, 1. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder I
25 Centime, 2. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder II
3 Franken, 3. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für sein Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebietes zurück. Sein Bildmotiv Alter Turm ist eine fotorealistische Darstellung auf 18,5 x 22 Millimeter inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 80 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher erscheinen hier auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Antiquaschrift ohne Doppelpunkt, Typ III

Antiquaschrift – anstatt der üblichen Groteskschrift – kam ausschliesslich am 16./17. Februar 1947 für den Druck des Druckdatums zum Einsatz. Gedruckt wurden an diesen Tagen die Werte:

    • 8 Pfennig (16. Februar 1947)
    • 80 Pfennig (17. Februar 1947) wurde ab Arbeitsbeginn gedruckt
    • 40 Pfennig (17. Februar 1947) wurde danach gedruckt

Wie ich bereits im Beitrag zum 8 Pfennig-Wert schrieb, wurden die ersten Druckbögen dieses Wertes am 16. Februar 1947 versehentlich mit einem Druckdatum, welches anstatt eines Punkts nach der Tagesangabe ein Komma aufwies, versehen (vgl. nachstehende Abbildung).

Dieser Faux pas wurde rasch entdeckt. Nur … das Komma wurde nun nicht durch einen Punkt ersetzt, sondern nur einer sicherlich aufwendigen, aber stümperhaft ausgeführten Retusche unterzogen. Das Ergebnis war ein verstümmeltes Komma, welches die Druckdaten sämtlicher danach gedruckten Bögen des 8 Pfennig-Werts aufweisen.

Soweit findet ihr die Informationen auch im Saarhandbuch (SHB, Kap. 402, 5/6).

Im Saarhandbuch steht jedoch nicht, was der SAARPHILA-BLOG in diesem Beitrag erstmals dokumentiert: Das verstümmelte Komma findet sich nicht nur auf den am 16. Februar 1947 hergestellten Druckbögen des 8 Pfennig-Werts, sondern ebenfalls auf sämtlichen am 17. Februar 1947 hergestellten Bögen des 80 Pfennig-Werts (Erstpublikation).

Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die missglückte Retusche des Druckdatums Typ III mit ein Auslöser für die bereits am 17. Februar 1947 beim der Herstellung des 40 Pfennig-Werts vollzogenen Rückkehr zur Verwendung des Druckdatums Typ II in Groteskschrift war.

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind von A-Bögen des 80 Pfennig-Werts genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert, beim 45 Pfennig-Wert und beim 75 Pfennig-Wert. Der Grund ist immer derselbe: Eine Marke weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst. Im Fall des 80 Pfennig-Werts ist dies die Marke vom Feld 99A (MiNr. 223 I).

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe werdet ihr in der nächsten Beitragsserie dieses Blogs finden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 17. Februar 1947, B 00654 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter senkrechter Markenreihe zu erkennen.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation Raue und verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Perforation auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist verschobene Perforation bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Für die Details der Herstellung vgl. hier.

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf waren.

Weitere Blog-Beiträge zu Marken des 80 Pfennig-Werts findet ihr hier:

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Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 80 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 80 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 2010 Signalorange
      • Stanley Gibbons Farbenführer: red-orange
      • End/Becker: Braunorange
      • Paul Staedel: orange
      • Saarhandbuch (SHB): Orange
      • MICHEL®: Dunkelrötlichorange
      • Scott: deep orange
      • Stanley Gibbons: brown-orange
      • Yvert & Tellier: orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Antiquaschrift Typ III mit verstümmeltem Komma
    • Druckdatum/-daten:  17. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’515’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 223
      • Paul Staedel: 18
      • F.S.A.: 213
      • MICHEL®: 223
      • ANK: 223
      • Scott: 169
      • Stanley Gibbons: 220
      • Yvert & Tellier: 213
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

84 PFENNIG

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#saarphila #saarphilatelie

SAARPHILA – Neuer Publikationsrhythmus

Hallo

Ich werde mich in Zukunft vermehrt der enorm spannenden Forschung zur Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar sowie dem gezielten Ausbau meiner umfangreichen Forschungssammlung  widmen.

Mein Entscheid bringt eine Reduktion der zeitintensiven Publikationstätigkeit mit sich. Meine Beiträge auf dem SAARPHILA-BLOG erscheinen daher neu wöchentlich jeweils am Sonntag um 03:00 Uhr MEZ/MESZ.

Den nächsten Beitrag lest ihr nach der Osterpause am:

Sonntag, 12. Mai 2019

Bis dann

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Nachtrag vom 27. Januar 2024

Der SAARPHILA-BLOG erscheint in loser Folge.

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#saarphilatelie

Basiswissen Philatelie (II) – Weshalb Saarbriefmarken sammeln?

Alexander Graham Bell soll gesagt haben: „Gehe nicht den vorgezeichneten Weg. Er führt dich nur dort entlang, wo andere bereits gegangen sind.“

Ich sage: „Schau‘ Dich aufmerksam um und Du wirst Deinen eigenen Weg erkennen. Folge ihm konsequent, dann werden Kurzweil und Erkenntnis Deine treuen Reisebegleiter sein. Wünsche Dich auf Deiner Reise jedoch nicht ans Ziel, denn dort angekommen, würdest Du nur das Reisen vermissen.“

Hallo

Einer der Leser des SAARPHILA-BLOGS hat mich darauf hingewiesen, dass ich in dem Beitrag  Wie ich zur Philatelie kam zwar davon berichtet hätte, wie ich zum Briefmarkensammler und später dann zum Philatelisten wurde, aber mit keinem Wort auf Saarbriefmarken und die französischen Briefmarkenausgaben für das Territoire de la Sarre eingegangen sei. Er hat völlig recht. Mea culpa.

Ich habe noch keine Erfahrung, geschweige denn Routine, Blogs zu verfassen. Offensichtlich ist eine Ankündigung schnell vergessen. Oder habe ich leichtfertig etwas angekündigt, was sich als schwierig umzusetzen entpuppte? Hat sich in mir – völlig unbewusst, selbstredend – etwas gegen die mit dem Thema einhergehende Preisgabe persönlichster Gedanken gesträubt? Man kann ja über alles schreiben. Ich empfinde es jedoch als schwierig, alle Schritte nachzuvollziehen, die zu einem Entscheid führten und darüber hinaus mir selbst wie den Lesern meine eigenen, mit Theodor Fontane gesprochen, Irrungen und Wirrungen einzugestehen.

Item. Ich habe mich selbst in die Bredouille gebracht, also muss ich da durch. Ich knüpfe also dort an, wo der Beitrag vom 12. Dezember 2017 endet. Im heutigen Beitrag werde ich einige Themen streifen, die ich zu einem späteren Zeitpunkt im SAARPHILA-BLOG oder auf der Website  Saarphila.de vertiefen werde. Sie werde diese Themen beim Lesen daran erkennen, dass ich die zugehörigen Stichworte kursiv gesetzt habe.

Vor einigen Jahren reiste ich nach Kiel (die obige Abbildung zeigt Schiffe im Fährhafen) und ertappte mich bei einer Shopping-Tour im Einkaufszentrum „Sophienhof“ dabei, wie ich gebannt vor den Regalen mit den Briefmarken, Steckbüchern, Briefmarkenkatalogen und sonstigem Zubehör stand. An diesem Tag war mit einem Schlag die Faszination für die kleinen gezackten Papiere wieder da.

Ich befand mich weit weg von daheim in der BRD, da war es wenig überraschend, dass die angebotenen Briefmarken mehrheitlich Zusammenstellungen aus deutschen Sammelgebieten waren. Der Rest bestand aus Motivsammlungen wie 50 Katzen, Blumen, Schmetterlinge, Olympia etc. eher dubioser Provenienz. Marken unbekannter arabischer Scheichtümer, Nordkoreas, kleinster Südsee-Atolle und afrikanischer Diktaturen waren friedlich in den kleinen, bunten Zellophanpaketen vereint.

Diese „Briefmarken“ haben eins gemeinsam: sie haben das Land ihrer vorgeblichen Herkunft niemals gesehen und sind dort auch an keinem Postamt erhältlich – wofür auch. Mit hohen Nominalwerten versehen zielen diese Ausgaben klar auf die Geldbeutel westlicher Motivsammler. Beworben werden diese, i.d.R. CTO-gestempelten oder mit Stempel gedruckten und damit nicht mehr frankaturgültigen Marken mit blumigen Worten und Hinweisen wie: „Nur 85% Katalogpreis“!  Man kann in den einschlägigen Katalogen aus dem Hause Michel einiges finden … und vieles nicht … aber sicherlich findet man keine Preisangaben. Der MICHEL® bietet ausschliesslich Briefmarken-Bewertungen, und die angegebenen Werte sind utopisch. Auf diesen feinen und wichtigen Unterschied zwischen Preis und Wert werde ich in einem der kommenden Beiträge noch ausführlich eingehen.

Für mich sind solche Marken nichts anderes als Vignetten resp. Cinderellas.  Cinderellas sind Papiere, die vorgeben, Briefmarken zu sein, aber keine sind, da sie keine postalische Funktion erfüllen. Hergestellt werden diese „Marken“ von gewieften Agenturen, die sich gegen geringe Zahlungen von nicht immer souveränen „Ländern“ das Recht erkauft haben, Marken zu verkaufen, die speziell auf die Bedürfnisse von Sammlern abzielen. So erklärt sich, dass beispielsweise ein muslimischer Staat das chinesische Jahr des Schweins und Marilyn Monroe – aber nicht zusammen – auf Sondermarken verewigt oder ein kommunistischer Staat dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy eine Marke widmet.

Zurück zu den Regalen im Karstadt. Ich habe mir an diesem Tag zwei Jahrgänge „Deutsche Bundespost Berlin“, eine Pinzette, eine Lupe, ein Steckbuch und einen Briefmarken-Katalog gekauft. Meine Wahl fiel auf Berlin, da es sich um ein geschlossenes Sammelgebiet handelt. Der Begriff „geschlossen“ bedeutet, es erscheinen keine weiteren Briefmarken dieses Gebiets. Meine Überlegung war dabei, dass bei einem geschlossenen Sammelgebiet die Vollständigkeit schnell zu erreichen wäre. Hier begegnet uns erstmals das Phänomen „Vollständigkeit“. Sammler streben nach ihr, auch wenn ich mir inzwischen die ketzerische Frage gestatte: „Was ist Vollständigkeit?“. Im Rückblick frage ich mich, wieso ich Vollständigkeit je als erstrebenswert angesehen habe.

Nun bietet Deutschland aufgrund seiner bis in die allerjüngste Gegenwart verworrenen, komplexen und meist kriegerischen Geschichte als Briefmarken-Sammelgebiet eine grosse Auswahl an geschlossenen Gebieten: von den Staaten, aus denen 1871 Deutschland geschmiedet wurde, über die Kolonialausgaben des Deutschen Kaiserreichs, die Besetzungsausgaben Erster Weltkrieg, die Briefmarkenausgaben der Plebiszitgebiete, die Besetzungsausgaben Zweiter Weltkrieg, die Ausgaben der Alliierten Besatzung nach der endgültigen Zerschlagung des Deutschen Reichs bis hin zu Berlin und die DDR.

Nachdem ich bei meinem Sammelgebiet Berlin tatsächlich nach kurzer Zeit Vollständigkeit in den Hauptnummern – man beachte die Einschränkung – erreicht hatte, erweiterte ich meine Sammeltätigkeit auf Heligoland und einige der geschlossenen Sammelgebiete Alliierte Besatzung. Den Schwerpunkt der Sammlung bildete bei mir die Französische Zone mit dem Saarland, liegen doch Baden wie auch Frankreich gerade ennet der Grenze am anderen Ufer des Rheins.

Kurz gesagt: Ich sammelte Kraut und Rüben. Der Grund, ein Sammelgebiet zu beginnen, war immer der gleiche: möglichst schnell Vollständigkeit zu erreichen. Wieder stolpern wir über diese Vollständigkeit, die in der Philatelie wie eine Seuche umgeht und – wie ich aus vielen Gesprächen weiss – viele Sammler befallen hat. Sind wir Sammler fremdgesteuert? Was drängt uns, eine wie auch immer geartete Vollständigkeit anzustreben? Zumindest, soweit es das Budget zulässt. Für Postanstalten ist dieses Streben nach Vollständigkeit ein grosser Reibach. Man reibt sich die Hände, begibt jedes Jahr immer mehr Marken mit sehr hoher Auflage, beklagt sich aber gleichzeitig über den Rückgang bei der Briefbeförderung.

Da frage ich mich doch: Für wen werden dann Briefmarken in Millionenauflage gedruckt? Dazu Markenheftchen, Rollenmarken, Markensets, Kleinbögen, Blockausgaben, Ersttagsbriefe, Ersttagsblätter, Numisbriefe, Maximumkarten, Jahreszusammenstellungen und und und.

Was ist der Wert all dessen? Den Wert, den bestimmt allein ihr, die Sammler. Den Preis dagegen, den ihr für eine Briefmarke bezahlen müsst,  den bestimmt der Markt. In der Regel durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage auf einem Handelsplatz. Solange die Philatelieabteilungen der Postanstalten die Nachfrage der Sammler auch Jahrzehnte nach der Erstausgabe einer Marke aus ihren Beständen in jeglicher gewünschten Qualität und Echtheit mehrfach decken können, – und das können die westeuropäischen Postanstalten in der Regel für sämtliche Ausgaben nach 1965 – dürfte die Nachfrage nach privaten Angeboten und damit die zu erzielenden Preise für Privatverkäufe niedrig bleiben.

Vor einigen Jahren begann ich, mich verstärkt auf die Markenausgaben des Saarlandes (1947-1956) zu konzentrieren und mich in die Geschichte der Französischen Besatzungszone sowie die überaus wechselvolle und spannende Geschichte des Saarlandes einzuarbeiten. Ich fand es interessant herauszufinden, weshalb bestimmte Briefmarken verausgabt worden waren, wer die Marken gestaltet hatte und wer die Marken wie und wo gedruckt hatte. Kennt ihr die Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, die Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O oder die Druckerei Franz Burda? Nein? Bleibt dran, bald werden euch diese Begriffe geläufig sein.

Beschäftige ich mich mit meinen Briefmarken, was öfter passiert, als es meiner Frau lieb ist, stellt sich bei mir die grösste Zufriedenheit dann ein, wenn ich mich mit den Feldmerkmalen und der Feldbestimmung (engl. plating) der 1. Offenburger Ausgabe beschäftige. Dieser „nur“ 20 Briefmarken umfassende Briefmarkensatz ist auch heute, 70 Jahre nach der Erstausgabe, in allen Erhaltungen für kleines Geld in ausreichende Menge erhältlich. Tiefer und tiefer tauchte ich in die Materie ein. Ich fand Themen, Fragestellungen und Zusammenhänge aber auch Rätsel und Ungereimtheiten, von denen ich zuvor nichts geahnt hatte, von denen kein Katalog schreibt. Ich ersann Lösungsansätze und knüpfte in ganz Europa Kontakte. Der Blick über Grenzen erweiterte meinen Horizont. Nicht nur Deutsche, sondern Luxemburger, Niederländer, Belgier und insbesondere Franzosen beschäftigen sich mit Saarbriefmarken. Yvert & Tellier aus Amiens, salopp ausgedrückt der französische MICHEL®, listet die Saarbriefmarken sinnigerweise unter „Timbres des colonies françaises; Tome 2-1“.

Die Aufbewahrung meiner mehrere Tausend Exemplare umfassenden Sammlung stellte eine neue Herausforderung dar. Zusammen mit einem Zubehörlieferanten erarbeitete ich über die letzten Monate eine für mich praktikable Lösung, die das Suchen auf ein Minimum beschränkt. Doch das wird Thema eines späteren – nicht ganz unproblematischen Beitrags über Partner beim Aufbau und Unterhalt einer Sammlung sein. Ich verspreche euch! Ich bleibe subjektiv und gehe einer Polemik nicht aus dem Weg.

Ich hatte meinen Weg in der Philatelie gefunden. Der Rest war einfach: Ballast abwerfen. Ich verkaufte alle Briefmarken und sämtliche philatelistischen Bücher, die nichts mit meinem Thema, den französischen Briefmarkenausgaben für das Territoire de la Sarre 1945-1947, zu tun hatten. Behalten habe ich nur wenige, meist sehr werthaltige Stücke, die für mich mit einer Geschichte verbunden sind, mit meiner Sammler-Geschichte.

Bis dann

#saarphila #saarphilatelie