Fotorealistische Bildmotive der Offenburger Ausgaben

Hallo

Bei der Vorstellung der Werte zu 60, 75 sowie 80 Pfennig der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar habe ich jeweils geschrieben, das Bildmotiv Alter Turm in Mettlach sei vom Gestalter Vytautas Kazimieras Jonynas fotorealistisch dargestellt worden.

Diese Aussage gilt ebenfalls für die Bildmotive der Werte zu 84 Pfennig und 1 Mark: ersterer zeigt das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis, letzterer – wie ihr aus den Beiträgen zu den Bildmotive (I) wisst – die Saarschleife bei Mettlach.

Die Aussage wollte ich bei einem Ortstermin im Saarland auf die Probe stellen. Diejenigen unter euch, welche mir auch auf Facebook folgen, profitierten während des Ortstermins vom 28. Mai bis 3. Juni 2019 von den laufend über diesen Kommunikationskanal veröffentlichen Beiträgen.

__________

Beginnen wir mit dem spannenden Bildmotiv Alter Turm in Mettlach.

Der heute etwa 100jährige Götterbaum im Vordergrund, ist gegenüber dem Bildmotiv enorm gewachsen und verändert die Proportionen des Bildaufbaus. Um das Zeltdach des Gebäudes aus dem selben Winkel zu fotografieren, wie auf der Briefmarke dargestellt, hätte ich mit auf eine hohe Leiter stellen müssen … und das bei meiner Höhenangst.

Der Alte Turm ziert nicht nur die Marken der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, sondern ebenfalls einige Marken des Saargebietes (vgl. hier).

Auch zwei Marken der Ausgabe Bilder aus Industrie, Handel, Landwirtschaft und Kultur des souveränen Saarlandes zeigen den Alten Turm zusammen mit Produkten der bekannten Steingutfabrik Villeroy & Boch:

    • 12 Pfennig von 1949
    • 18 Pfennig von 1951

Schlussendlich ist der Alte Turm auch auf dem 1953 verausgabten 6 Franken-Wert der Briefmarkenserie Ansichten aus dem Saarland zu finden (vgl. auch den letzten Abschnitt dieses Beitrags).

__________

Das nächste Bildmotiv ist das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis.

Die Ähnlichkeit zwischen Original und Bildmotiv ist offensichtlich. Ebenso offensichtlich ist jedoch auch, dass Jonynas künstlerische Freiheit nutzte und bei Gesicht und Pose vom Original abwich.

__________

Das nächste Bildmotiv ist die Saarschleife bei Mettlach. Dass Vytautas Kazimieras Jonynas 1946 selbst nicht auf der Cloef oberhalb des Scheitels der Saarschleife war, sondern als Vorlage für seinen Entwurf eine Ansichtskarte mit einer Abbildung der Saarschleife aus den späten 1920er-Jahren verwendete, habe ich in diesem Blog bereits zweifelsfrei nachgewiesen (vgl. hier und hier).

SP33, 1. Offenburger Ausgabe
SP46, 2. Offenburger Ausgabe

Einmal am Aussichtspunkt Cloef angekommen habe ich weitere Aufnahmen gemacht, um diese mit dem Bildmotiv der beiden 30 Pfennig-Werte der 1. Pariser Ausgabe (auch 1. Vaugirard Ausgabe oder Landschaftsbilder I) des Saargebiets von 1921 in Deckung zu bringen.

__________

Der 5 Pfennig-Wert der Ausgabe 1. Pariser Ausgabe zeigt ebenfalls die Saarschleife, jedoch ist die Perspektive eine andere: es ist der Blick vom rechten Saarufer etwa bei der Anlegestelle der Saarfähre Welles auf die Einmündung des Steinbachs in die Saar und das dort stehende Haus Becker am linken Saarufer (auf der obigen Aufnahme die helle Einbuchtung im Wald am rechten Bildrand).

__________

Ab dem 1. April 1948 kamen die Werte der Briefmarkenausgabe Wiederaufbau des Saarlandes an die saarländischen Postschalter. Diese Serie löste die Werte des Malstatt-Burbacher Drucks, der Überdruckausgabe der Serie Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar, ab. Die Serie Wiederaufbau des Saarlandes umfasste drei separate Luftpostmarken zu 25, 50 und 200 Franken, die als Bildmotiv jeweils einen Flugzeugschatten über der Saarschleife zeigen.

__________

Ein weiteres Bildmotiv einer Saarbriefmarke ist nicht weit von der Saarschleife und Mettlach entfernt: die Mettlacher Saarbrücke. Bildmotiv des 1953 verausgabten 6 Franken-Werts der Briefmarkenausgabe Ansichten aus dem Saarland.

Auch auf dem Bild (links von der Bildmitte): Der Alte Turm und die ehemalige Benediktinerabtei Mettlach, seit der Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Verwaltungssitz der bekannten Steingutfabrik Villeroy & Boch.

__________

Die ehemalige Benediktinerabtei Mettlach ist Bildmotiv einiger Briefmarken des Saargebietes:

    • Landschaftsbilder I: 3 Mark
    • Landschaftsbilder II: 1 Franken
    • Landschaftsbilder III: 40 Centime
    • Landschaftsbilder III: 75 Centime
    • Landschaftsbilder IV: 75 Centime

Bereits während des Ortstermins habe ich erkannt, dass die Bildmotive zwar in allen Fällen noch vorhanden sind, jedoch einige Faktoren die Ablichtung derselben in Übereinstimmung mit den Briefmarkenmotiven erschweren:

    • diverse Renaturierungsmassnahmen und der Bau der Mettlacher Schleuse als Ersatz für das zuvor an gleicher Stelle befindliche Stauwehr haben den Wasserpegel und den Lauf der Saar geändert
    • die Landzunge innerhalb der Saarschleife wird heute – im Gegensatz zu früher – kaum noch forstwirtschaftlich, sondern touristisch genutzt; das hat ihr Aussehen verändert
    • gewisse Orte (Blickwinkel) sind heute nicht mehr ohne weiteres zugänglich oder komplett verbaut
    • die Gestalter der Bildmotive haben definitiv ihre künstlerische Freiheit genutzt
    • meine fotografischen Fähigkeiten sind begrenzt

Bis dann

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Wappen und Dichter – Die ersten Briefmarken für das Saarland (I)

Wappen und Dichter – Generelle Bemerkungen

Hallo

Wahrscheinlich habt ihr an dieser Stelle einen Beitrag zum 84 Pfennig-Wert der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erwartet. Ich hoffe, eurre Enttäuschung hält sich in Grenzen.

Die Beiträge zum 84 Pfennig-Wert sowie zum 1 Mark-Wert der Saar I habe ich, wie ich finde, aus gutem Grund etwas aufgeschoben. Welcher Grund ist das? Ich werde die kommenden Tage in der Region Saar-Lor-Lux unterwegs sein und dabei die originalen Vorlagen für die von Vytautas Kazimieras Jonynas fotorealistisch ausgeführten Bildmotive – den Alten Turm in Mettlach, das Denkmal für Maréchal Ney in Saarlouis sowie die Saarschleife bei Mettlach – aufsuchen. Ich werde ausgiebig recherchieren, fotografieren und die – hoffentlich vorzeigbaren – Ergebnisse in die ausstehenden zwei Beiträge zu den einzelnen Werten der 1. Offenburger Ausgabe einfliessen lassen.

Diese ausgiebige Ortsbesichtigung hat zur Folge, dass der reguläre Beitrag vom 2. Juni 2019 ausfallen wird. Der nächste Beitrag erscheint dann wieder wie gewohnt am Sonntag, 9. Juni 2019.

So, genug der Vorrede. Worum geht es in diesem Beitrag? Einerseits zeige ich euch einige Belege mit Marken der Ausgabe Wappen und Dichter. Andererseits stelle ich den Forschungsschwerpunkt von SAARPHILA für die kommenden Wochen vor.

Beginnen wir mit den Belegen mit Marken der Ausgabe Wappen und Dichter. Bereits wenige Monate nach Kriegsende in Europa (vgl. hier) liessen die Militärbehörden der Zone d’occupation française en Allemagne, zu welcher die Saar-Region (grob, das ehemalige Saargebiet) zu dieser Zeit noch gehörte, nach und nach den zivilen Postverkehr wieder zu. Zur Freimachung von Briefen und Postkarten fehlte es jedoch an den notwendigen Briefmarken und die Sendungen mussten im Postamt bar frankiert werden. Zur Kenntlichmachung solchermassen freigemachter Sendungen wurden Stempel mit Aufdruck Taxe perçue oder Gebühr bezahlt verwendet.

Die P.T.T. der Zone d’occupation française en Allemagne in Baden-Baden gab eine Briefmarkenserie in Auftrag, deren Werte von führenden französischen Gestaltern und Graveuren wie Robert Louis, Achille Ouvré, Jules Piel und Henri Cortot geschaffen und in der Pariser Staatsdruckerei gedruckt wurden. Die ersten der 13 in Mark und Pfennig (Reichswährung) denominierten Werte der Ausgabe Wappen und Dichter – der Gestalter Robert Louis war in Heraldik bewandert und hatte sich auf Wappen spezialisiert- gelangten im Saarland am 5. Januar 1946, die letzten bereits am 28. März 1946 an die Postschalter. Die Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter war somit ein Vorläufer der Briefmarkenausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Wappen und Dichter

Was macht diese Freimarken-Serie für uns Saarsammler so aussergewöhnlich?

    • Die Marken wurden in (Reichs-) Mark und -pfennigen ausgegeben und blieben im Saarland bis zum 27. November 1947 – also fünf Monate nach der kleinen und eine Woche nach der grossen Währungsreform – frankaturgültig. Deswegen bezeichnen wir die Werte der Ausgabe Wappen und Dichter als Mitläufer.
    • Die Marken tragen die Aufschrift Zone Française. Das Saarland war jedoch bereits seit dem 16. Februar 1946 nicht mehr dem Alliierten Kontrollrat für das ehemalige Deutsche Reich in Berlin unterstellt und wurde Schritt für Schritt aus der Zone d’occupation française en Allemagne herausgelöst. Spätestens mit der Errichtung einer streng überwachten Zollgrenze zu dieser Zone am 22. Dezember 1946 war die französische Annexion des Saarlands abgeschlossen (vgl. hier). Also: Obschon die Saar-Region und nachher das Saarland nicht mehr zur Zone d’occupation française en Allemagne gehörte, blieben die Werte der Ausgabe Wappen und Dichter mit der Aufschrift Zone Française dennoch frankaturgültig.
    • Diese – für die damalige Umbruchszeit – mit fast 2 Jahren enorm lange Frankaturgültigkeit der Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter brachte auf Belegen schöne Mischfrankaturen hervor:
      • Wappen und Dichter mit zusätzlichem Stempel Gebühr bezahlt
      • Wappen und Dichter mit Werten der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I)
      • Wappen und Dichter mit Werten des Malstatt-Burbacher Drucks (MBD I/II)
      • Wappen und Dichter mit den Werten von 1. Offenburger Ausgabe (möglich wäre auch 2. Offenburger Ausgabe) sowie des Malstatt-Burbacher Drucks (auf einem solchen Beleg wären dann drei unterschiedliche Währungen verklebt: Reichsmark, Saarmark und Franken)

__________

Abbildungen
©Sammlung Montclair

Dieser Beleg ist mit 12 Pfennig portogerecht frankiert, jedoch nicht gelaufen, also postalisch befördert worden. Ich zeige den Beleg dennoch, da hier zwei sehr spezielle Stempel vereint sind.

    • Stempel von Saarlouis vom 19. Mai 1946 mit der schriftgeraden Zahl 18 im Kreis (Letzteres existiert bei anderen Stempeln des Saarlandes nicht)
    • Als Nebenstempel ein Sonderstempel zu den Französischen Festtagen und der Einweihung des Denkmals für Maréchal Ney auf der Vauban-Insel in Saarlouis; das Denkmal für Maréchal Ney ist das Bildmotiv des 84 Pfennig-Werts der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar
©Sammlung Montclair

Dieser Beleg vom 5. März 1947 von Mettlach nach Stuttgart ist mit 24 Pfennig ebenfalls portogerecht frankiert. Verklebt wurden neben einem 16 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe je ein 3 Pfennig-Wert  und ein 5 Pfennig-Wert der Ausgabe Wappen und Dichter. Dies, obschon der eigentlich vorgesehene 24 Pfennig-Wert der 1. Offenburger Ausgabe bereits seit dem 4. Februar 1947 an den Postschaltern verfügbar gewesen wäre. Daraus lässt sich schliessen, das sechs Wochen nachdem am 20. Januar 1947 die ersten Werte der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar an die saarländischen Postschalter gelange waren, insbesondere Firmen noch Bestand an Marken der Ausgabe Wappen und Dichter hatten.

Beim genauen Hinschauen erkennt man unterhalb der Werte der Ausgabe Wappen und Dichter kleine Stempel. Ein Prüfer hat hier die Markentypen, die bei der Ausgabe Wappen und Dichter existieren, geprüft, jedoch das Ergebnis leider nicht als schriftliche Expertise, sondern als unschönes und wertminderndes Grafitti auf dem ansonsten einwandfreien Beleg hinterlassen.

©Sammlung Montclair

Ein portogerecht frankiertes Einschreiben vom 13. März 1947 von Reisbach nach Babenhausen im besetzten ehemaligen Deutschen Reich (48 Pfennig für einen Brief der 2. Gewichtsstufe plus 60 Pfennig Einschreibegebühr). Was ist an diesem Beleg so speziell, dass ich Ihnen diesen nicht vorenthalten wollte?

Der Poststempel wurde aptiert, das bedeutet amtlich abgeändert. Aus Reisbach über Saarlautern wurde Reisbach über Saarl.. Saarlautern war von 1936 bis 1945 der Name der Stadt Saarlouis. Der Name Saarlouis wurde am 13. Januar 1936, ein Jahr nach dem verhängnisvollen Plebiszit im Saargebiet in Saarlautern „germanisiert“. Der von den US-amerikanischen Truppen in das von ihnen neugeschaffene Regierungspräsidium Saar eingesetzte Regierungspräsident Hans Neureuther  hat den geschichtlich begründeten Namen der Stadt mit Wirkung zum 14. Juli 1945 wiederhergestellt. Nur zwischen dem Verwaltungsakt und dem vollständigen Vollzug liegen – insbesondere in Zeiten allgemeinen Mangels – zwar nicht Welten, aber doch Jahre. Schaut genau hin. Der Einschreibezettel vermerkt weiterhin als Aufgabeort Reisbach über Saarlautern.

__________

Steckbrief der Ausgabe Wappen und Dichter

    • die Freimarkenserie Wappen und Dichter besteht aus 13 Werten:
      • 1 Pfennig – Wappen Rheinland
      • 3 Pfennig – Wappen Pfalz
      • 5 Pfennig – Wappen Württemberg
      • 8 Pfennig – Wappen Baden
      • 10 Pfennig – Wappen Rheinland
      • 12 Pfennig – Wappen Pfalz
      • 15 Pfennig – Wappen Saarbrücken
      • 20 Pfennig – Wappen Württemberg
      • 24 Pfennig – Wappen Saarbrücken
      • 30 Pfennig – Wappen Baden
      • 1 Mark – Dichter Johann Wolfgang von Goethe
      • 2 Mark – Dichter Friedrich von Schiller
      • 5 Mark – Dichter Heinrich Heine
    • die Marken wurden in Reichsmark und -pfennig verausgabt
    • die Bildmotive wurden von führenden französischen Künstlern gestaltet
    • der Markendruck erfolgte bei der französischen Staatsdruckerei in Paris
    • erste Marken wurden am 17. Dezember 1945 (ZOF)/5. Januar 1946 (Saarland) verausgabt, die letzten Marken gelangten am 28. März 1946 (Saarland)/1. April 1946 (ZOF) an die Postschalter
    • die Marken wurden ab Januar 1947 durch Briefmarkenausgaben für das Saarland, sowie die neu geschaffenen Länder des besetzten ehemaligen Deutschen Reichs: Baden (bis Dezember 1946 Südbaden), Württemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz (bis 18. Mai 1947 Land Rheinpfalz) ergänzt, behielten aber Frankaturgültigkeit bis:
      • Saarland: 27. November 1947
      • Land Baden: 20 Juni 1948
      • Land Württemberg-Hohenzollern: 20 Juni 1948
      • Land Rheinland-Pfalz: 20 Juni 1948
    • die Briefmarkenausgabe Wappen und Dichter wird auch als Allgemeine Ausgabe bezeichnet, da die Marken in allen Teilen der Zone d’occupation française en Allemagne sowie im Saarland frankaturgültig waren.

__________

Ausblick auf weitere Vorhaben

Die Fragestellung, die mich in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen wird ist:

Befinden sich in meiner Sammlung Montclair Marken der 1. Offenburger Ausgabe ohne Aufdruck, jedoch mit Blinddruck des Überdrucks für die Überdruckausgabe Malstatt-Burbacher Druck, analog den Marken der 2. Offenburger Ausgabe?

Ausgangslage

In Folge der geplanten Währungsumstellung auf Frankenwährung wurden die noch vorhandenen Bestände an Schalterbögen der 1. Offenburger Ausgabe sowie die bereits ausgelieferten resp. weiterhin von der Druckerei Franz Burda in Offenburg gelieferten Schalterbögen der 2. Offenburger Ausgabe von der P.T.T. des Saarlandes in Saarbrücken an die Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei GmbH geschickt. Hier wurden die Schalterbögen unbesehen ihrer Provinienz im Buchdruckverfahren (Typographie) mit neuen Werte und neuen Währungskürzeln überdruckt.

Wir wissen, dass der für den Überdruck verwendete, bereits in die Jahre gekommene Heidelberger Automat nicht fehlerfrei arbeitete. Unter anderem kam es zu partiellen oder totalen Druckausfällen oder es wurden statt eines Schalterbogens deren zwei zugeführt, mit dem Ergebnis, dass der hintere der zwei Bögen nicht überdruckt wurde.

Erkennbar sind fehlende Aufdrucke an dem sogenannten Blinddruck. Der Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren und verändert die Markenrückseiten mehr oder weniger deutlich durch reliefartige Durchprägung. Dieser Effekt wird besonders bei Streiflichtbeleuchtung gut erkennbar, gelegentlich ist er auch mit dem Finger zu fühlen.

Marken der 1. Offenburger Ausgabe ohne Aufdruck jedoch vorhandenem Blinddruck sind meines Wissens nach bislang in keinem Katalog und in keinem Fachbuch erwähnt.

These

Die Schalterbögen von Original- und Neuausgabe wurden in der Malstatt Burbacher Handelsdruckerei GmbH unterschiedslos behandelt, also überdruckt. Die teilweisen resp. totalen Druckausfälle wie auch der Überdruck von zwei Schalterbögen gleichzeitig müssten somit auf beiden „Sorten“ Schalterbögen auftreten. Diese These ist originär von mir aufgestellt worden und wurde m. E. noch an keiner anderen Stelle behandelt.

Ich werde euch über den Verlauf der Forschung auf dem Laufenden halten.

Bis dann

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 80 Pfennig

75 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag behandeln wir den 80 Pfennig-Wert, den letzten der drei Werte der 1. Offenburger Ausgabe mit dem Bildmotiv Alter Turm in Mettlach. Die Beiträge zu den anderen beiden Werten des Bildmotivs findet ihr hier und hier.

Der SAARPHILA-BLOG bietet euch auch in diesem Beitrag wieder Informationen, die ihr sonst nirgendwo erhaltet, auch nicht in einschlägiger Fachliteratur. Dieses Mal konnte durch meine Forschungen das Saarhandbuch, SHB Kapitel 402, 5/6 (Bogennummern und Daten) entscheidend ergänzt werden.

Die Marken des orangefarbenen 80 Pfennig-Werts wurden – wie sämtliche Werte der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt.

Der 80 Pfennig-Wert war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte bis zur Tarifanpassung am 15. September 1947 für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 80 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Eilzustellungsgebühr im Ortsbereich.

    • Inlandsbrief 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Päckchen bis 3 kg
    • Postanweisung bis 500 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Eilzustellung im Ortsbereich
      • Behandlungsgebühr Wertsendungen bis 100 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 2. Gewichtsstufe 20 g bis 40 g
80 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Achtet bei euren Marken und bei den in diesem Beitrag abgebildeten Marken des 80 Pfennig-Werts auf das Schriftband SAAR. Bei sehr vielen Marken sind die Querstriche der beiden A in SAAR kaum auszumachen. Ich vermute, dass dies mit der Konsistenz der verwendeten Farbe zusammenhängt.

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige der Briefmarken des Saargebietes, die von Alfred Montader entworfen wurden:

60 Pfennig, 1. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder I
25 Centime, 2. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder II
3 Franken, 3. Pariser Ausgabe, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für sein Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebietes zurück. Sein Bildmotiv Alter Turm ist eine fotorealistische Darstellung auf 18,5 x 22 Millimeter inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 80 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess. Daher erscheinen hier auch keine Abbildungen der Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Antiquaschrift ohne Doppelpunkt, Typ III

Antiquaschrift – anstatt der üblichen Groteskschrift – kam ausschliesslich am 16./17. Februar 1947 für den Druck des Druckdatums zum Einsatz. Gedruckt wurden an diesen Tagen die Werte:

    • 8 Pfennig (16. Februar 1947)
    • 80 Pfennig (17. Februar 1947) wurde ab Arbeitsbeginn gedruckt
    • 40 Pfennig (17. Februar 1947) wurde danach gedruckt

Wie ich bereits im Beitrag zum 8 Pfennig-Wert schrieb, wurden die ersten Druckbögen dieses Wertes am 16. Februar 1947 versehentlich mit einem Druckdatum, welches anstatt eines Punkts nach der Tagesangabe ein Komma aufwies, versehen (vgl. nachstehende Abbildung).

Dieser Faux pas wurde rasch entdeckt. Nur … das Komma wurde nun nicht durch einen Punkt ersetzt, sondern nur einer sicherlich aufwendigen, aber stümperhaft ausgeführten Retusche unterzogen. Das Ergebnis war ein verstümmeltes Komma, welches die Druckdaten sämtlicher danach gedruckten Bögen des 8 Pfennig-Werts aufweisen.

Soweit findet ihr die Informationen auch im Saarhandbuch (SHB, Kap. 402, 5/6).

Im Saarhandbuch steht jedoch nicht, was der SAARPHILA-BLOG in diesem Beitrag erstmals dokumentiert: Das verstümmelte Komma findet sich nicht nur auf den am 16. Februar 1947 hergestellten Druckbögen des 8 Pfennig-Werts, sondern ebenfalls auf sämtlichen am 17. Februar 1947 hergestellten Bögen des 80 Pfennig-Werts (Erstpublikation).

Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die missglückte Retusche des Druckdatums Typ III mit ein Auslöser für die bereits am 17. Februar 1947 beim der Herstellung des 40 Pfennig-Werts vollzogenen Rückkehr zur Verwendung des Druckdatums Typ II in Groteskschrift war.

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind von A-Bögen des 80 Pfennig-Werts genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert, beim 45 Pfennig-Wert und beim 75 Pfennig-Wert. Der Grund ist immer derselbe: Eine Marke weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst. Im Fall des 80 Pfennig-Werts ist dies die Marke vom Feld 99A (MiNr. 223 I).

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe werdet ihr in der nächsten Beitragsserie dieses Blogs finden.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 17. Februar 1947, B 00654 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter senkrechter Markenreihe zu erkennen.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation Raue und verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Perforation auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist verschobene Perforation bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Für die Details der Herstellung vgl. hier.

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf waren.

Weitere Blog-Beiträge zu Marken des 80 Pfennig-Werts findet ihr hier:

__________

Steckbrief des 80 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 80 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 80 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 2010 Signalorange
      • Stanley Gibbons Farbenführer: red-orange
      • End/Becker: Braunorange
      • Paul Staedel: orange
      • Saarhandbuch (SHB): Orange
      • MICHEL®: Dunkelrötlichorange
      • Scott: deep orange
      • Stanley Gibbons: brown-orange
      • Yvert & Tellier: orange
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Antiquaschrift Typ III mit verstümmeltem Komma
    • Druckdatum/-daten:  17. Februar 1947
    • Auflage: 1’520’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 1’515’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 223
      • Paul Staedel: 18
      • F.S.A.: 213
      • MICHEL®: 223
      • ANK: 223
      • Scott: 169
      • Stanley Gibbons: 220
      • Yvert & Tellier: 213
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

84 PFENNIG

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 75 Pfennig

60 PFENNIG

Hallo

Vier Werte der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar fehlen noch bis zum Abschluss dieser kleinen Beitragsserie: 75, 80 und 84 Pfennig sowie 1 Mark. In diesem Beitrag behandeln wir den 75 Pfennig-Wert, welcher dasselbe Bildmotiv zeigt, wie der 60 Pfennig-Wert: den Alten Turm in Mettlach.

Die Marken des blauen 75 Pfennig-Wertes wurden – wie die gesamte 1. Offenburger Ausgabe – bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg auf einer Palatia O Rotations-Rastertiefdruckmaschine aus dem Hause Schnellpressenfabrik Albert & Cie. oHG, Frankenthal, hergestellt. Der Druck dieses Werts begann nach den Weihnachtsfeiertagen am Freitag, 27. Dezember 1946. Am Montag, 30. Dezember 1946, war bereits die gesamte Auflage von 2’140’000 Stück gedruckt, wobei nach heutigem Wissensstand die Druckmaschine am Sonntag stillstand (was damals nicht selbstverständlich war).

Der 75 Pfennig-Wert kam, obschon die Herstellung bereits 1946 abgeschlossen war, erst am 20. Januar 1947 zusammen mit dem 12 Pfennig-Wert an die saarländischen Postschalter. Benötigt wurde der 75 Pfennig-Wert für die Frankierung von

    • Auslandsbrief 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm

Der Auslandsbrief war für die Saarländer ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel, hatten doch Krieg und Zeitläufte viele Familien auseinandergerissen. Der Auslandsbrief wurde von den Verantwortlichen bei der P.T.T sogar als so wichtig erachtet, dass sie den 75 Pfennig-Wert als ersten Wert überhaupt drucken liessen;  noch vor dem 12 Pfennig-Wert (Inlandspostkarte), dem 45 Pfennig-Wert (Auslandspostkarte) und sogar vor dem 24 Pfennig-Wert (Inlandsbrief).

Die Farbe des 75 Pfennig-Werts ist Blau und entspricht damit dem Farbschema der Union Postale Universelle (UPU, Weltpostverein) für die Frankaturwerte für Auslandsbriefe.

Gedruckt wurde auf – im Vergleich zu den meisten anderen Werten der 1. Offenburger Ausgabe – recht dünnem, grauweissem Papier mit dem Wasserzeichen Wellenlinien. Das Wasserzeichen treten bei den Marken des 75 Pfennig-Werts in zwei Varianten auf: als steigende Wellenlinien (S) und – etwa 20x seltener – als fallende Wellenlinien (F, jeweils von der Markenrückseite her betrachtet). Zu den Wasserzeichen des 75 Pfennig-Werts vgl. diesen Beitrag.

75 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen fallende Wellenlinien F
Originalausgabe (gummierte Seite) Wasserzeichen steigende Wellenlinien S

Das Markenbild zeigt – wie bereits erwähnt – den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie häufig geschrieben, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein Mitte des 13. Jahrhunderts dem Alten Turm hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das gesamte imposante Gebäude mit den Strebepfeilern.

Erbaut wurde der Alte Turm im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den von katholischen Christen als Heiligen verehrten Luitwin. Das Gebäude ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Der achteckige Grundriss ähnelt dem des Aachener Doms. Umbauten der romanischen Kapelle im gotischen Stil erfolgten im 14./15. Jahrhundert. Das anstatt des ursprünglich offen konzipierten Dachstuhls aufgesetzte gotische Zeltdach brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei und dem Abbruch der Abteikirche hätten zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Das vorstehende Bild zeigt den 1989 zum 1000 Jahr-Jubiläum komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven der Saar I. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch. Wie gross der Baum vor dem Alten Turm, der bereits auf Jonynas‘ Bildmotiv zu erkennen ist, inzwischen geworden ist!

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer alten Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm zierte als Motiv bereits einige Briefmarken des Saargebietes:

60 Pfennig, Landschaftsbilder I
25 Centime, Landschaftsbilder II
3 Franken, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas verwendet für dieses Bildmotiv nicht wie beim Bergmann, bei den Stahlwerkern oder bei den Bäuerinnen stilisierte Umgebungen und Personen. Er greift auch nicht auf die Darstellung der Marken des Saargebiets zurück. Das Bildmotiv Alter Turm wird durch ihn auf dem 18,5 x 22 Millimeter grossen Markenbild fotorealistisch dargestellt inkl. dem Mauerwerk der alten Benediktinerabtei am linken Bildrand.

Der Alte Turm gilt als der älteste erhaltene Sakralbau des Saarlands und ist – wie die Saarschleife – eines seiner Wahrzeichen. Wie bedeutsam ein Wahrzeichen eines Gebietes für dessen Bewohner ist, kann auch daran abgelesen werden, wofür das Motiv benutzt wird. Hier beispielsweise als Etikette für Zündholzschachteln.

Abbildungen

Der 75 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess, da inzwischen die Ermässigung des Portos für Auslandsbriefe auf 50 Pfennig beschlossene Sache war – heutzutage wäre eine Portoermässigung unvorstellbar. Es folgen hier keine Abbildungen von Neu- resp. Überdruckausgabe.

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind vom 75 Pfennig-Wert genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert  und beim 45 Pfennig-Wert. Der Grund ist derselbe: Die Marke vom Feld 89AB (die Marke oben rechts) weist ein im Michel-Katalog gelistete Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst.

Das Feldmerkmal selbst ist eher unauffällig. Es ist ein Farbfleck oberhalb des rechten Baums hinter dem Turm; umgangssprachlich als hochstehender Ast bezeichnet.

Mehr Informationen zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe erhaltet ihr im Rahmen der nächsten Beitragsserie dieses Blogs.

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 28. Dezember 1946, A 416 (3-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter Markenreihe zu erkennen.

Beim 75 Pfennig-Wert sind 5- bis 3-stellige Bogennummern nachgewiesen:

75 Pfennig, 27. Dezember 1946
75 Pfennig, 28. Dezember 1946

Eine fünfstellige Bogennummer (A 10666) habe ich als Abbildung gesehen darf diese jedoch an dieser Stelle nicht wiedergeben. Von einer zweistelligen Bogennummer habe ich bloss gehört. Eventuell existieren auch einstellige Bogennummern, diese liegen mir jedoch nicht vor.

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Dokumentation ungezähnte Marke

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft. Einige Stücke mögen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda stammen. Wie ich jedoch hier nachgewiesen habe, wurden unperforierte Schalterbögen auch regulär, wenn auch unbeabsichtigt, an die P.T.T. des Saarlandes in Saarbrücken ausgeliefert. Bei einem Wert konnte ich zeigen, dass ein unperforierter Schalterbogen sogar in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei in Frankenwährung überdruckt wurde. Auf welchen Wegen die geschnitteten Stücke im Einzelnen letztendlich in Sammlerhände gelangten ist wohl schwierig zu dokumentieren.

Dokumentation verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist schon korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Zähnung auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist Verzähnung bei allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe der korrekte Begriff. Mehr Details der Herstellung der Briefmarken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar:

HERSTELLUNG

Stichwort raue Perforation

Raue Zähnung entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Raue Zähnung kommt bei den Werten, die auf Wasserzeichenpapier gedruckt wurden meines Wissens nach nicht vor.

Dokumentation Beleg

Beleg vom 14. Oktober 1947 gelaufen von Saarbrücken nach Schiltigheim, Frankreich

Ein schöner, wenn auch leider überfrankierter Beleg eines Auslandsbriefes. Wieso überfrankiert fragt ihr euch? Der 75 Pfennig-Wert wurde doch zur Frankatur von Auslandsbriefen hergestellt. Sogar in der von der UPU (Union Postale Universelle) vorgesehenen Farbe Blau. Die Erklärung ist einfach. Seit dem 15. September 1947 betrug das Porto für einen Auslandsbrief aufgrund einer Portoermässigung (!!!) nicht mehr 75 Pfennig, sondern 50 Pfennig. Da mehrere vorgedruckte, gelaufene Belege der Firma La Cigogne de Strasbourg vorliegen, die alle mit einer 75 Pfennig-Marke frankiert wurden, gehe ich davon aus, dass es sich um frankierte Rückumschläge der Firma La Cigogne de Strasbourg aus der Zeit vor der Portoermässigung handelt, die erst nach der Portoermässigung zur Verwendung kamen (evtl. Bestellungen).

Interessant: Obschon das Saarland bereits seit 16. Februar 1946 eine französische Kolonie unter einer Militärregierung ist, wird Frankreich postalisch erst mit der Revision der saarländischen Posttarife vom 20. November 1947 als Inland behandelt.

__________

Steckbrief des 75 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 75 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 75 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5010 Enzianblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: blue
      • End/Becker: Hellblau
      • Paul Staedel: bleu-vert à bleu-vert foncé
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelblau
      • MICHEL®: Dunkelultramarin
      • Scott: bright blue
      • Stanley Gibbons: greenish blue
      • Yvert & Tellier: bleu
    • Papier: dünnes, weissliches Papier mit leicht erkennbarem Wasserzeichen; das Papier ist im Bereich des Wasserzeichens so dünn, dass der Hintergrund durchschimmert
    • Wasserzeichen: Wellenlinien, von der Bildseite gesehen fallend resp. steigend (letzteres etwa 20x seltener)
    • Gummierung: helles Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca. 22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • 5- bis 3-stellige Bogennummern nachgewiesen, andere möglich
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift Typ I
    • Druckdatum/-daten:  27./28./30. Dezember 1946
    • Auflage: 2’140’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit ca. 2’080’000 Stück verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 20. Januar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947 (möglich, doch unwahrscheinlich)
    • Gültigkeit: 20. Januar 1947 bis 27. November 1947 (offiziell, jedoch sinnvoll nutzbar nur bis zum 15. September 1947)
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 222
      • Paul Staedel: 17
      • F.S.A.: 212
      • MICHEL®: 222XY
      • ANK: 222
      • Scott: 174
      • Stanley Gibbons: 219
      • Yvert & Tellier: 212
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

80 PFENNIG

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – Nachträge (II)

Hallo

Drei wichtige Nachträge zu vorhergehenden Beiträgen. Nachträge können vielfältige Ursachen haben. Nicht immer ist es Vergesslichkeit.

    • Im ersten Nachtrag wird eine gewonnene Erkenntnis vertieft und auf ein weiteres Gebiet ausgedehnt.
    • Der zweite Nachtrag beinhaltet die Korrektur einer von mir bislang aus Überzeugung vertretenen Ansicht im Licht neuer Erkenntnisse (so schnell kann es manchmal gehen).
    • Der dritte Teil ist etwas für die Augen.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Die Forschung rund um die Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar ist und bleibt spannend.

__________

Als Erstes möchte ich euch eine Bogennummer der Neuausgabe des 2 Pfennig-Werts vorstellen. Der Bogen wurden für den Malstatt-Burbacher Druck überdruckt.

2 Pfennig, Neuausgabe mit Überdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Weshalb ist eine Bogennummer eines überdruckten Schalterbogens der Neuausgabe so interessant? Hier hatte ich die Bogennummern der 1. Offenburger Ausgabe ausführlich vorgestellt. Unter anderem stellte ich die Vermessungsergebnisse von über 500 Bogennummern dieser Ausgabe vor. Diese Vermessung habe ich nun auf Bögen der 2. Offenburger Ausgabe ausgedehnt. Hier ist meine Datenbasis zwar kleiner, als bei der Originalausgabe, jedoch komme ich bislang auf dasselbe Ergebnis:

    • Breite vom linken Rand von N bis Abschluss des Sterns = 25 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis erste Ziffer = 1 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis zweite Ziffer = 4 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis dritte Ziffer = 7 mm
    • Zwischenraum zwischen letzter Ziffer und Stern = 3 mm
    • Höhe von N von No, Ziffern und Stern = 3 mm
    • Durchmesser des Sterns = 3 mm
    • Buchstabentypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert
    • Zifferntypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert

Schlussfolgerung: Es wurde für den Druck der Bogenrandsignaturen der 1. und der 2. Offenburger Ausgabe dieselbe Schnellpresse Typ Rex verwendet.

Eine weitere Erkenntnis können wir der abgebildeten Bogenecke entnehmen: Nicht nur wurde für die 2. Offenburger Ausgabe dieselbe Schnellpresse Typ Rex verwendet, um die Bogenrandsignaturen aufzubringen, sondern es wurde auch dieselbe Titan Flachperforiermaschine – oft sogar mit demselben Zähnungskamm – verwendet. Woher ich das nun wieder weiss? Die abgebildete Bogenecke stammt von einem A-Bogen und weist eine Perforationsanomalie auf, die ich bereits für die kleinformatigen Werte der 1. Offenburger Ausgabe vorgestellt hatte; hier jedoch nach rechts verschoben.

10 Pfennig, Neuausgabe mit Überdruck 1 F (enger Abstand)  Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Hierzu einige weitere Abbildungen, die zeigen, dass zur Perforation der 2. Offenburger Ausgabe mehr als ein Zähnungskamm verwendet wurde:

24 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 6 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) ohne Perforationsanomalie
15 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach rechts

Nachfolgend einige Abbildungen von Schalterbögen mit derselben Perforationsanomalie wie bei der 1. Offenburger Ausgabe.

15 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 3 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links
2 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links
2 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links
2 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD II) mit Perforationsanomalie nach links
3 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 60 cent. Malstatt-Burbacher Druck (MBD  II) mit Perforationsanomalie nach links

Diesen Abbildungen können wir entnehmen, dass zur Perforation der Druckbögen der 2. Offenburger Ausgabe (BuS II) im Herbst 1947 mindestens drei Zähnungskämme zum Einsatz kamen:  einer ohne Anomalie zwischen der ersten und zweiten senkrechten Reihe, einer mit Anomalie nach rechts und der uns bereits von der Herstellung der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I) bekannte Zähnungskamm mit der Anomalie nach links. An den beiden Bögen des 15 Pfennig-Werts sieht man, dass der Wechsel des Zähnungskammes, wenn nötig auch innerhalb eines Tages – konkret am 21. Oktober 1947 – vorgenommen wurde. Weshalb ging man bei der Herstellung der Marken der Neuausgabe anders vor als bei der Herstellung der Originalausgabe?

Der Wechsel der Zähnungskämme war wahrscheinlich eine Massnahme, um die im Gegensatz zur 1. Offenburger Ausgabe viel höheren Auflagen der Länderausgaben der Zone d’occupation française en Allemagne für Baden, Rheinland-Pfalz sowie Württemberg-Hohenzollern – mit deren Druck nach Abschluss der Arbeiten an der Originalausgabe für das Saarland begonnen worden war – zu bewältigen sowie raue Perforation so weit als möglich zu vermeiden. Was bringt mich zu dieser Aussage? Weshalb kann nicht, wie das Saarhandbuch in Kap. 402,7 d) schreibt, eine zweite Titan Flachperforiermaschine eingesetzt worden sein? Für die Herstellung der Marken der 1. Offengurger Ausgabe habe ich dieses Argument bereits hier widerlegt. Bei der Herstellung der 2. Offenburger Ausgabe spricht zusätzlich dagegen, dass Dr. Hans Flatters in seinem Standardbeitrag über den Briefmarkendruck der Länderausgaben der Zone d’occupation française en Allemagne bei der Druckerei Franz Burda im Handbuch der ArGe Französische Zone Kap. 3.0.3 ein zweite Maschine nicht erwähnt.

Eine letzte Erkenntnis entnehmen wir der oberen linken Marke des zu Beginn abgebildeten Bogenrands des 2 Pfennig-Werts. Bei dieser Marke ist der Druck der Wertangabe 10 sowie der Währungsangabe cent. sehr schwach ausgefallen. Nicht jedoch bei den anderen Marken. Der Überdruck der Schalterbögen sowohl der Originalausgabe (Urdruck, resp. Altdruck) als auch der Neuausgabe der Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar erfolgte bei der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei in Saarbrücken auf einem betagten Heidelberger Automaten im Buchdruck (Typographie). Der Heidelberger Automat ist sehr gut geeignet, Flugblätter, Flugschriften und sonstige eher minderwertige Druckerzeugnisse herzustellen, jedoch nicht, um hochwertige Produkte wie Postwertzeichen zu veredeln. Aufdruckabweichungen bis hin zum partiellen Druckausfall sind daher bei den Marken des Malstatt-Burbacher Drucks über alle Werte sehr verbreitet.

__________

Ich habe in verschiedenen Beiträgen (vgl. hier, hier und hier) über die Herkunft von unperforierten und geschnittenen Marken der 1. Offenburger Ausgabe geschrieben:

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft, sondern stammen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda. Der Ausschuss wurde zwar unter behördlicher Aufsicht vernichtet, doch scheint es bei der Überwachung Lücken gegeben zu haben.

Meine Aussage über die Herkunft geschnittener Marken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar kann ich aufgrund meines heutigen Kenntnisstands in dieser Form und so absolut nicht mehr vertreten. Was hat mich dazu gebracht, meine Position radikal zu ändern?

Das vorstehend abgebildete Exemplar einer geschnittenen Marke hat meine bisherige Aussage – die wohlgemerkt ähnlich auch im Saarhandbuch Kap. 402,50 zu finden ist – zu Makulatur werden lassen.

Es handelt sich um ein Exemplar der Originalausgabe des 12 Pfennig-Werts vom Feld 12A(f) eines Bogens mit dem Wasserzeichen steigende Wellenlinien. Das f steht für früher Druck, d.h. die Drucktage 30./31. Dezember 1946 resp. 2./3. Januar 1947. Die Echtheit der Marke sowie die Echtheit des Aufdrucks wurden von meinen Sammlerfreunden vom LV SAAR und der ArGe SAAR bestätigt.

Die Existenz dieser echten, ungebrauchten Marke bedeutet für nun:

    • zumindest ein vollständiger, unperforierter Schalterbogen des 12 Pfennig-Werts entging den Argusaugen der Kontrolleure bei der Druckerei Franz Burda
    • dieser Schalterbogen landete nicht in der Makulatur
    • dieser Schalterbogen wurde nicht unter behördlicher Aufsicht vernichtet, wie es für Makulatur vorgesehen war
    • dieser Schalterbogen gelangte nicht über dubiose resp. kriminelle Wege in den Händen eines Briefmarkensammlers
    • dieser Schalterbogen muss zusammen mit den anderen Marken des 12 Pfennig-Werts sowie den zuvor gedruckten Marken des 75 Pfennig-Werts mit dem Transport vom 10. Januar 1947 ganz offiziell an die P.T.T. des Saarlands in Saarbrücken ausgeliefert worden sein.

Ob dieser unperforierte Schalterbogen der Originalausgabe von der P.T.T. des Saarlandes auch unbemerkt an ein saarländisches Postamt gelangte, ist nicht gesichert, jedoch unwahrscheinlich. Die fehlende Perforation des Bogens wäre einem Schalterbeamten spätestens bei der handschriftlichen, fortlaufenden Nummerierung der Schalterbögen aufgefallen. Sicher ist dagegen, dass dieser Schalterbogen entweder von der P.T.T des Saarlandes direkt oder nach deren Aufforderung durch eines der vielen Postämter zwecks Überdrucks an die Malstatt-Burbarcher Handelsdruckerei geliefert und dort für den Malstatt-Burbacher Druck überdruckt wurde.

Nun stellen sich drei Fragen: Wurde der inzwischen überdruckte unperforierte Schalterbogen, von dem das vorliegende Exemplar einer geschnittenen Marke stammt, bei der Kontrolle in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei  entdeckt und aussortiert? Auf welchem Weg, dubios oder über Postschalter, gelangte das vorliegende Exemplar in Sammlerhände? Wurden weitere Exemplare unperforierter Schalterbögen der Originalausgabe an die P.T.T. Saarbrücken ausgeliefert und in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei überdruckt? Die Antworten zu diesen Fragen kennen wir nicht und es ist fraglich, ob wir sämtliche Antworten über 70 Jahre nach den Ereignissen noch in Erfahrung bringen werden. Aber spekulieren ist nicht verboten.

Die gummierte Markenrückseite dieses 12 Pfennig-Werts drängt mich geradezu, euch zwei Anmerkungen mit auf den Weg zu geben:

    • Der Überdruck der Schalterbögen der Original– sowie der Neuausgabe erfolgte in der Malstatt-Burbacher Handelsdruckerei im Buchdruck (Typographie). Der Buchdruck ist ein Hochdruckverfahren und verändert die Markenrückseiten mehr oder weniger deutlich durch reliefartige Durchprägung. Dieser Effekt wird besonders bei Streiflichtbeleuchtung gut erkennbar, gelegentlich ist er auch mit dem Finger zu fühlen. Auf der vorstehenden Abbildungen könnt ihr diesen Effekt gut erkennen.
    • Seit der Ausgabe des Michel Deutschland Junior-Kataloges 1996 und des Michel Deutschland-Spezial 1996 durch den Schwaneberger-Verlag gelten für die Preisnotierungen dieses – von Schleimschleckern auch schon mal als „Grundgesetz der deutschen Philatelie“ gelobhudelten Deutschland-Kataloges neue Regeln. Eine davon lautet: „Postfrische Erhaltung setzt vollkommen unberührte Gummierung voraus.“ Der bekannte Autor Wolfgang Maassen hat dies damals so kommentiert: „Selbstverständlich bedeutet postfrisch also absolut einwandfreie Gummierung, so dass Fingerabdrücke ebenso wie Büge den Wert mindern, von noch so kunstvollen Nachgummierungen und/oder Teilreparaturen ganz zu schweigen.“ Geschwiegen wurde und wird jedoch über die unselige Praxis der Briefmarkensignatur. Jede Briefmarke mit Signatur ist nach Michel und Maassern nicht mehr postfrisch, da für die Gummierung die Kriterien „vollkommen unberührt“ resp. „absolut einwandfrei“ nicht mehr zutreffen.

__________

So, zum Abschluss dieses Beitrags noch etwas leichte Kost. Wie wichtig der Bergmann und der Alte Turm in Mettlach für die Saarländer waren, lässt sich auch daran ermessen, wofür diese Motive verwendet wurden. Hier zwei schöne Zündholzetiketten.

Bis dann

__________

Danksagung: Ich bedanke mich herzlich bei den vielen Sammlern und den Auktionshäusern, die mir für diese Untersuchung freimütig Scans ihrer Briefmarkenbögen überlassen haben.

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Feldmerkmale – Ein Feldmerkmal mit „Doppelschlag“

Hallo

Ich sollte vielleicht weniger auf ebay stöbern, sonst wird es noch lange dauern, bis ich die Beitragsserie zu den einzelnen Werten der Freimarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vervollständigt habe

Aufgefallen ist mir dieses Angebot mit drei in Michel-Katalogen aufgeführten Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe (BuS I):

Mein Blick blieb immer wieder an dem Viererblock des 6 Pfennig-Werts hängen. Irgend etwas stimmte mit diesen Marken nicht, doch ich kam nicht sofort darauf, was es war. Das Feldmerkmal war nicht das eigentlich spannende Element dieses Viererblocks. Schauen Sie selbst:

6 Pfennig, Viererblock (Felder 23, 24, 33, 34)

Der Viererblock weist einen gut erkennbaren Doppelschlag des Zähnungskamms der Titan Flachperforiermaschine auf. Wie konnte es dazu kommen?

Jeweils vier übereinanderliegende Druckbogen wurden von Mitarbeitern der Druckerei Franz Burda mit dem unteren Rand in die Greifer der Perforiermaschine eingelegt. Diese Greiferspuren erkennt man bei nahezu allen Schalterbögen der 1. Offenburger Ausgabe. Nach dem Einspannen zog die Perforiermaschine die vier Druckbogen mit gleichmässiger Geschwindigkeit unter dem sich auf- und niederbewegenden Zähnungskamm durch, wodurch im Idealfall sämtliche Marken einheitlich mit dem Zahnungsmass K14 perforiert wurden. Wenn jedoch der Zähnungskamm – aus welchem technischen Grund auch immer – einen Doppelschlag ausführte, waren die Druckbogen bereits von den Greifern etwas weiter durch die Maschine gezogen worden.

Ergebnis: Die betroffenen waagerechten Markenreihen erhalten am unteren Markenrand eine zweite Reihe Perforationslöcher und die seitlichen Markenzähne sind so gut wie nicht vorhanden. Die Marken der betroffenen Markenreihe wirken im Vergleich zu anderen Marken schmaler (siehe vorstehende Abbildung).

Hier noch die gummierte Seite des Viererblocks, auf welcher ihr die Doppelzähnung noch klarer erkennen könnt.

Wie ist nun mein Neuzugang zu bewerten? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Marken der 1. Offenburger Ausgabe mit Doppelschlag werden nach meiner Marktkenntnis selten angeboten. Der Verkäufer meines Exemplars hat die Besonderheit nicht erkannt und so konnte ich das Los für unter Euro 6 erwerben.

Eine einzelne Marke mit Doppelschlag ist auf den ersten Blick schwer zu erkennen, ausserdem dürften die nahezu fehlenden seitlichen Markenzähne die meisten Käufer verschrecken.

Für eine Bewertung würde ich für den vorliegenden Viererblock rechnen:

    • Euro 0,10 für den guterhaltenen, farbfrischen Viererblock plus
    • Euro 0,20 für ungebrauchte Erhaltung mit Originalgummi plus
    • Euro 0,25 für das Feldmerkmal

Macht Euro 0,55 für den Viererblock ohne Berücksichtigung des Doppelschlags. Mit Doppelschlag sind Euro 11 meine Schätzung.

Ich appliziere also einen Faktor 20 für den Doppelschlag, was bereits die Autoren des Saarhandbuchs im Kapitel 402,49 vorschlugen.

Ach ja, … ich bin euch noch das im Michel-Katalog unter römisch III aufgeführte Feldmerkmal schuldig:

6 Pfennig, Feld 23AB: Dunkler Farbfleck auf dem linken Hosenbein des Bergmanns

Über den Link gelangt ihr zu dem Beitrag über eine weitere Perforationsanomalie bei den A-Bögen der kleinformatigen Werte der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar.

Bis dann

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 60 Pfennig

50 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag geht es um den 60 Pfennig-Wert und damit um ein neues Bildmotiv: Der Alte Turm in Mettlach.

Der 60 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war ein wichtiger Hauptwert der Ausgabe und konnte für eine Vielzahl von Frankaturen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung war der 60 Pfennig-Wert für die Abdeckung von Zuschlägen wie beispielsweise der Einschreibegebühr.

    • Brief im Ortsverkehr 4. Gewichtsstufe 500 g bis 1000 g
    • Drucksache 5. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Zeitungsdrucksache 5. Gewichtsstufe 500 g bis 1000 g
    • Warenproben 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Geschäftspapiere 250 g bis 500 g
    • Mischsendung 3. Gewichtsstufe 250 g bis 500 g
    • Postanweisung bis 250 Mark
    • Gebühr (Zuschlag) für:
      • Einschreiben
      • Rückschein
      • förmliche Zustellung
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Geschäftspapiere Ausland 2. Gewichtsstufe 250 g bis 300 g
60 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt den Alten Turm in Mettlach. Der Alte Turm ist nicht, wie oft zu lesen, der hohe schmale Turm an der rechten Seite des abgebildeten Gebäudes. Dies ist nur ein später hinzugefügter Wendeltreppenturm. Der Alte Turm ist das imposante Gebäude mit den Strebepfeilern. Erbaut im 10. Jahrhundert als Grabkapelle für den Heiligen Luitwinus.

 

Das vorstehende Bild zeigt den komplett restaurierten Alten Turm in etwa wie auf den Bildmotiven der 1./2. Offenburger Ausgaben. Links im Bild ist das Mauerwerk eines Seitenflügels der ehemaligen Benediktiner-Abtei Mettlach zu erkennen, seit 1809 bis heute Sitz der bekannten Steingut- und Keramikfabrik Villeroy & Boch.

Luftaufnahme der ehemaligen Benediktiner-Abtei, der Produktionsanlagen von Villeroy & Boch sowie des Alten Turms (rechts im Park) auf einer Ansichtskarte. Im Vordergrund fliesst die Saar

Der Alte Turm ist im Erdgeschoss eine frühromanische Kryptakirche mit einem Wehrumgang im zweiten Geschoss. Ein gotischer Umbau erfolgte im 13. Jh. Der gotische Turmhelm brannte 1628 ab. Zerstörungen nach der Säkularisierung der Benediktiner-Abtei um 1800 hätten fast zum Verfall des Gebäudes geführt. Auf Veranlassung von Eugen von Boch (vgl. Villeroy & Boch) wurde der Alte Turm ab Mitte des vorletzten Jahrhunderts behutsam restauriert.

Der Alte Turm zierte als Motiv schon Briefmarken des Saargebietes:

60 Pfennig, Landschaftsbilder I
25 Centime, Landschaftsbilder II
3 Franken, Landschaftsbilder III

Der Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas nutzt für sein Bildmotiv nicht wie zuvor stilisierte Umgebungen und Personen und auch nicht die Marken des Saargebiets. Im Gegenteil: das Bildmotiv Alter Turm wird durch ihn auf dem 18,5 x 22 Millimeter grossen Markenbild fotorealistisch dargestellt.

Abbildungen

Der 60 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 60 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe, Marken der Neuausgabe, Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck.

60 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
60 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 14 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)

Bei der Urdruckmarke handelt es sich um ein Exemplar vom Feld 31A. Woher ich das weiss? Einfach. Die Marke weist am rechten Rand die bekannte Perforationsanomalie auf, sie muss somit aus der ersten senkrechten Bogenreihe (Felder 1, 11, 21 etc. bis 91) stammen. Ausserdem weist die Marke das Feldmerkmal der Felder 31AB auf (vgl. nachstehende Abbildung, im roten Kreis).

60 Pfennig Feld 31A, Malstatt Burbacher Druck (MBD I Urdruck)
60 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 14 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Druckfarben unterscheiden sich: Originalausgabe: Saphirblau resp. Violett. Neuausgabe: Mitternachtsblau.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

__________

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 14. Februar 1947, A 01757 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation Abklatsch

Abklatsch (Originalausgabe), stark ausgeprägt
Abklatsch (Neuausgabe), stark ausgeprägt

Die vorstehenden Abbildungen zeigen Abklatsche, entstanden durch Druck auf der gummierten Seite des Markenbogens. Da der Abklatsch deckungsgleich mit der Bildseite der Marke ist, entstand dieser maschinell: ein sogenannter Maschinenabklatsch. Wurde ein Druckbogen nicht korrekt von der Druckmaschine eingezogen oder kam es mangels Druckbögen zu einem Leerlauf, gab der farbgetränkte Formzylinder Farbe auf die – eigentlich hinter dem zu bedruckenden Druckbogen liegenden – Halterolle ab. Sobald nun der Druckvorgang wieder ordnungsgemäss verlief, gab die Halterolle die Farbe an die gummierte Seite des folgenden Druckbogens ab.

Dokumentation Druck auf der Gummiseite

Ursache für das Phänomen eines Drucks auf der Gummiseite ist die fehlerhafte Zuführung eines Druckbogens. Entweder wurde der gesamte Papierstapel falsch in die Rastertiefdruckmaschine eingelegt, oder im Papierstapel lag ein – oder mehrere – Druckbogen verkehrt herum. Die Abbildung zeigt das Markenbild der Neuausgabe.

Dokumentation raue Perforation

Schönes Beispiel für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Zähnung schwer, was sich anhand der Abbildungen schön nachvollziehen lässt. Hier eine Abbildung von der Neuausgabe mit Überdruck.

__________

Steckbrief des 60 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 60 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 60 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Alter Turm in Mettlach
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5003 Saphirblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: chalky blue
      • End/Becker: Violett-Blau
      • Paul Staedel: violet
      • Saarhandbuch (SHB): Dunkelblauviolett
      • MICHEL®: Schwärzlichviolettblau
      • Scott: violet
      • Stanley Gibbons: violet
      • Yvert & Tellier: violet
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 14. Februar 1947
    • Auflage: 1’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit bis auf 100 Schalterbögen alle Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 221
      • Paul Staedel: 16
      • F.S.A.: 211
      • MICHEL®: 221
      • ANK: 221
      • Scott: 168
      • Stanley Gibbons: 218
      • Yvert & Tellier: 211
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 14./15. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’056’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 7’500 Stück von denen 800 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 14 F
    • Erstausgabetag des 14 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 27. November 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

75 PFENNIG

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

__________

Wichtige Hinweise für den Saarsammler

Erster Abschnitt: Falschstempel resp. gängige Stempel, welche nicht geprüft werden (alphabetisch nach Ort):

    • Altheim (Saar) / KSDBG
    • Aschbach über Lebach (Saar) / DKS
    • Beckingen * (Saar) a KSDB
    • Beckingen (Saar) – Heimatfest – / WST
    • Berus (Kr. Saarlouis) / KSDBG
    • Besseringen (Saar) / KSDBG
    • Bierbach (Saar) / KSDB
    • Blickweiler (Saar) / KSDB
    • Blieskastel / K
    • Bous * (Saar) * / KSDB
    • Bous (Saar) – 1000 Jahr Feier – / OWST
    • Brebach (Saar) b / DKS
    • Bübingen (Kr. Saarbrücken) a
    • Eppelborn (Saar) / KSDB
    • Eschringen * (Saar) * / KSDB
    • Haustadt über Merzig (Saar) / DKS
    • Homburg (Saar) 1 g / DKS
    • Illingen (Bez. Trier) i
    • Illingen (Saar) – 1100 Jahre Illingen – /OWST
    • Mettlach (Saar) b
    • Neunkirchen * (Saar) 1 b / KSDB
    • Ottweiler (Saar) b / DKS
    • Ottweiler (Saar) – 400 Jahre Stadt – / WST
    • Saarbrücken * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 1 d / KSDB
    • Saarbrücken 1 f / KSDB
    • Saarbrücken 1 g / KSDB
    • Saarbrücken 2 – Der französische Aussenminister … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Der Bundespräsident … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 – Saarland-Bundesland … – / SoSt
    • Saarbrücken 2 c
    • Saarbrücken 2 e / DKS
    • Saarbrücken 2 * (BHF) k / KSDB
    • Saarbrücken 2  1 / DKS
    • Saarbrücken 2 ac / DKS
    • Saarbrücken 3 * (St. Johann) / KSDBG
    • Saarbrücken 3 a / DKS
    • Saarbrücken 5 * (Burbach) / KSDBG
    • Saarhölzbach * (Saar) * / KSDBG
    • Saarlouis 1 c / DKS
    • (18) Saarlouis 1 h / DKS
    • Saarwellingen a / DKS
    • St. Ingbert (Saar) d / KSDB
    • St. Wendel ** a / KSDBG
    • St. Wendel – Missionshaus – / WST
    • Sulzbach * (Saar) c / KSDB
    • Völklingen (Saar), insb. Völklingen (Saar) a / KSDB
    • Wehrden * (Saar) * / KSDB
    • Wiebelskirchen (Bz. Trier) / KOSeg
    • Wiebelskirchen (Saar) / a DKS
    • Wustweiler (Saar) / DKS

Abkürzungen:

    • DKS = Doppelkreis-Steg-Stempel
    • K = Kreisstempel
    • KOSeg = Kreis-Obersegment-Stempel
    • KSDB = Kreis-Steg-Doppelbogen-Stempel
    • KSDGB = Kreis-Steg Doppelbogen-Gitterstempel
    • OWST = Ortswerbestempel
    • SoSt = Sonderstempel
    • WST = Werbestempel

__________

Zweiter Abschnitt: Gefälschte/gestohlene Prüfzeichen von Briefmarken-Prüfern des BPP (alphabetisch):

    • A. Burger BPP
    • Bechtold BPP
    • Bothe BPP
    • Dr. Lantelme BPP
    • Dr. Petersein BPP
    • Eliades BPP
    • Flemming BPP
    • Georg Bühler
    • Gotw. Zenker BPP
    • Grobe
    • Hefer BPP
    • Heintze BPP
    • Helbig BPP
    • Herbst BPP
    • Hey BPP
    • Hollmann BPP
    • INFLA Berlin (+)
    • INFLA Berlin (B)
    • INFLA Berlin (H)
    • INFLA Berlin (W)
    • INFLA Berlin (Echt im Block geprüft)
    • Jäschke-L BPP
    • Keiler BPP
    • Kimmel BPP
    • Kesselstatt BPP
    • Lemberger BPP
    • Mahr BPP
    • Modry BPP
    • M. Sommer BPP
    • Peschl BPP
    • Pfenninger
    • Pickenpack BPP
    • Salomon BPP
    • Schlegel BPP
    • Ströh BPP
    • Sturm BPP
    • Thoma BPP
    • W. Engel BPP
    • Wiegand BPP
    • Zierer BPP
    • Zirath

__________

Dritter Abschnitt: Diverse gefälschte/gestohlene Typ-, Farb- und Wasserzeichen-Stempel:

    • a
    • b
    • c
    • d
    • e
    • f
    • x
    • y
    • z
    • X
    • Y
    • Z
    • I
    • II
    • II
    • V
    • X

Tipp: Falls ihr euch mit den Marken eures Sammelgebietes nicht genauestens auskennt: Vertraut bei Käufen, für welche ihr mehr als 4 Euro bezahlen müsstet, K E I N E R  Signatur, sondern ausschliesslich aktuellsten, d. h. innerhalb der letzten fünf Jahre ausgestellten, Fotoattesten von einer der diversen Prüfvereine. Ansonsten „Finger weg“!

Feldmerkmale – Bewertung mit und ohne Wasserzeichen

Hallo

Ich habe kürzlich bei ebay gestöbert und konnte einmal mehr nach genauer Durchsicht der vielfältigen Angebote für kleines Geld ein schönes Stück erwerben. Ein sauber perforiertes, gut zentriertes waagerechtes Paar des 75 Pfennig-Werts.

75 Pfennig, waagerechtes Paar, sauber gezähnt und gut zentriert

Angeboten wurde das waagerechtes Paar mit der seltenen Wasserzeichenvariante fallende Wellenlinien (von der Markenrückseite betrachtet) resp. steigende Wellenlinien (von der Bildseite her betrachtet).

75 Pfennig, seltene Wasserzeichenvariante fallende Wellenlinien F

Einschub Wasserzeichen

Wie der Sammler die Zuordnung von Wasserzeichen handhabt, kommt auf den jeweils vorliegenden Briefmarkenkatalog an:

    • Saarhandbuch (bildseitige Betrachtung)
    • End/Becker (bildseitige Betrachtung)
    • Paul Staedel (bildseitige Betrachtung)
    • Lipsia (bildseitige Betrachtung)
    • Ceres, F.S.A., Yvert & Tellier (bildseitige Betrachtung)
    • Michel (rückseitige Betrachtung, ist eher Ausnahme)

Beim Philotax Saar-Saarland Spezial Briefmarken-Katalog 1920-1959 empfehle ich, hinsichtlich der Wasserzeichen bei der 1. Offenburger Ausgabe vorsichtig zu sein. Beschreibung und Abbildung stimmen nicht immer miteinander überein.

Für mein Empfinden ist die Bestimmung des Wasserzeichens durch die Betrachtung von der Markenrückseite her einfacher als mittels bildseitiger Betrachtung.

Das Spezielle an meiner Neuerwerbung ist jedoch, dass die rechte Marke das Merkmal vom Feld 52B Weisse Wolke über den Bäumen im Hintergrund aufweist. Das Feldmerkmal hatte der Verkäufer nicht erkannt und damit nicht in den Verkaufspreis eingerechnet.

75 Pfennig Felder 51/52B, rechte Marke mit Feldmerkmal Weisse Wolke (im roten Kreis)

__________

Bewertung der Marke

Wie ist nun meine Neuerwerbung, resp. die Marke mit dem Feldmerkmal Weisse Wolke zu bewerten?

Die einfachste Methode: Ich lege den von mir bezahlten Preis zugrunde. Dies geht in diesem Fall jedoch nicht, da dem Verkäufer das Feldmerkmal nicht bekannt gewesen ist.

Eine weitere einfache Methode: Ich lege die Bewertung des Michel-Briefmarkenkatalogs von Euro 15,00 zugrunde. Nur muss ich mir bei diesem Vorgehen bewusst sein, dass die Bewertung in den MICHEL®-Katalogen dreifach irreführend ist:

    • Der Bewertung in den MICHEL®-Katalogen liegt für die katalogisierten Marken der 1./2. Offenburger Ausgaben  k e i n e Bewertungsmatrix zugrunde (gleiche Seltenheit bei gleicher Qualität = gleiche Bewertung), sprich: es handelt sich um rein willkürliche Bewertungen
    • Die Bewertung in den MICHEL®-Katalogen differenziert bei den Feldmerkmalen der 1./2. Offenburger Ausgaben  n i c h t zwischen den Wasserzeichenvarianten, sprich: die selteneren Marken werden gleich bewertet wie die häufiger auftretende Variante
    • Die Bewertungen in den MICHEL®-Katalogen sind weder realistische Kauf- oder Verkaufspreise, sondern illusorisches Wunschdenken der Grosskunden des Verlages zum Schaden der Sammler

Um euch die vorstehenden Punkte zu erläutern, muss ich etwas ausholen.

Vom 75 Pfennig-Wert wurden in der Gültigkeit rd. 20’800 Schalterbögen, davon je die Hälfte A- und B-Bögen verkauft. Der Rest der Auflage wurde nach Ende der Gültigkeit vernichtet. Das Feldmerkmal Weisse Wolke kommt ausschliesslich auf Feld 52 der B-Bögen vor, somit verbleiben 10’400 theoretisch mögliche Exemplare dieses Feldmerkmals. Wie viele Exemplare nicht in den sorgsamen Händen eines Sammlers, sondern im Müllkübel, im Kamin oder sonst irgendwo gelandet sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch dies gilt für alle Werte der 1. Offenburger Ausgabe. Was wir wissen: Der Auslandsbrief für welche die Marke als Frankatur benötigt wurde, war ein beliebtes Postprodukt, von dem bis zum 15. September 1947 (Portoreduktion) rege Gebrauch gemacht wurde. Die Briefe und deren Couverts gelangten somit naturgemäss im Ausland.

Vom 2 Pfennig-Wert wurden in der Gültigkeit rd. 20’300 Schalterbögen verkauft, der Rest der Auflage wurde überdruckt. Die verkaufte Anzahl an Schalterbögen ist also etwa gleich wie beim 75 Pfennig-Wert. Von Feldmerkmalen, die ausschliesslich auf einem der beiden Bögen vorkommen, wie Feld 87B (MiNr. 206 II) oder Feld 26A (MiNr. 206 IV), existieren somit theoretisch ebenfalls nur etwas mehr als 10’000 Exemplare. Dennoch sind diese Feldmerkmale des 2 Pfennig-Werts bloss mit Euro 8,00 bewertet. Ich finde dies erstaunlich. Beide Marken gehören zum selben Briefmarkensatz, an der unterschiedlichen Nachfrage kann es wohl kaum liegen.

Briefmarken gleicher Seltenheit und gleicher Qualität sollten bei übereinstimmender Nachfrage auch gleich bewertet sein. Erfüllen die Bewertungen in Briefmarken-Katalogen diese Voraussetzung nicht, taugen sie weder für den gepflegten Tauschabend, geschweige denn für einen seriösen Handel.

S45 Pfennig Feld 43AB, 45 Pfennig Schürze mit Taschentuchzipfel

Wir können zum Vergleich auch den 45 Pfennig-Wert, konkret das Merkmal von Feld 43AB (MiNr. 219 IV) heranziehen. Von diesem Feldmerkmal gibt es nach verkauften Schalterbögen (10’970) theoretisch sogar etwas mehr Exemplare als von Feldmerkmal 75 Pfennig Feld 52B. Die Bewertung im MICHEL®-Katalog: Euro 25,00! Häufiger und dennoch höher bewertet? Das finde ich nun doch sehr erstaunlich. Ihr nicht auch?

Wieso ziehe ich für diesen Vergleich statt des 2 Pfennig-Werts ein Feldmerkmal des 45 Pfennig-Werts heran? Die Erklärung ist so einfach wie einleuchtend. Ich möchte Äpfel mit Äpfeln vergleichen.

Der 75 Pfennig-Wert entsprach in Einzelfrankatur bis zum 15. September 1947 dem Porto für Auslandsbriefe der 1. Gewichtsstufe bis 20 Gramm. Die Marken „verschwanden“ bei Gebrauch somit aus saarländischer und deutscher Sammlersicht irgendwo auf der weiten Welt. In der Zeit vor weltweiten Marktplätzen wie Delcampe oder ebay, hätte man diesen Umstand vielleicht als Grund für grössere Seltenheit im Vergleich zu den „heimischen“ 2 Pfennig-Werten und somit für eine höhere Bewertung heranziehen können. Heute gilt dies definitiv nicht mehr.

Zurück zum 45 Pfennig-Wert. Dieser entsprach in Einzelfrankatur bis zum 15. September 1947 dem Porto für Auslandspostkarten, womit die Marken bei Verwendung für saarländische oder deutsche Sammler in der Regel ebenso „verschwanden“ wie die Marken des 75 Pfennig-Werts. Dennoch verbleibt beim Michel eine markante Differenz bei der Bewertung.

45 Pfennig, gummierte Seite mit Wasserzeichen steigende Wellenlinien S

Unter uns: Sollte sich in Ihrer Sammlung ein Exemplar oder gar ein ganzer Schalterbogen des 45 Pfennig-Werts befinden, bei welchem das Wasserzeichen (von der gummierten Seite her betrachtet) fallende Wellenlinien aufweist, so haben Sie nicht nur den Sechser im Lotto gewonnen, sondern gleich den heiligen Gral dazu gefunden. Es ist nämlich bis heute in Sammlerkreisen kein solches Exemplar bekannt.

Womit wir wieder beim Thema wären. Denn bei meinem neu erworbenen Exemplar der 75 Pfennig Feld 52B handelt es sich ja um ein Exemplar mit der seltenen Wasserzeichenorientierung. Weshalb es diese Wasserzeichenvariante gibt, könnt ihr hier nachlesen. Vorweg: Wir wissen nicht, wie viele der 10’400 Druckbögen des 75 Pfennig-Werts auf Papier gedruckt wurde, welches in der Papierfabrik auf der „falschen“ Seite gummiert worden war. Wir werden dies wohl auch nicht mehr herausfinden. Das sich jedoch ein renommierter Katalog wie der MICHEL® um eine Differenzierung der Bewertungen nach Wasserzeichen bei den wenigen katalogisierten Feldmerkmalen der betroffenen Werten zu 12 Pfennig und 75 Pfennig drückt, ist meiner Ansicht nach ein Armutszeugnis.

Ich schätze das Vorkommen der seltenen Wasserzeichenorientierung im Vergleich zur häufigeren Variante aufgrund meiner Erfahrung, meiner Marktkenntnis und meines eigenen Bestandes auf ein Verhältnis von 1:15 bis 1:20. Liege ich richtig, bedeutet dies, dass durchschnittlich jede 15. bis 20. Marke ein Exemplar mit seltenem Wasserzeichen ist (entspricht etwa 500-600 Druckbögen).

Versuchen wir im Folgenden einmal herauszufinden, wie die Michel-Redaktion mit ihrer langen Erfahrung die Seltenheit des 75 Pfennig-Werts einschätzt. Wie das gehen soll, fragt ihr euch? Bei der Bewertung der „normalen“ Marken ohne Feldmerkmale differenziert die Michel-Redaktion sehr wohl zwischen den Wasserzeichenvarianten. Schauen wir uns diese Differenzierung beim 75 Pfennig-Wert genauer an (erster Wert normales Wasserzeichen, zweiter Wert seltenes Wasserzeichen, Quelle: MICHEL® Saar-Spezial 2017):

    • ungebrauchte Exemplare:  Euro 0,10 zu Euro 6,00 = Faktor 60
    • postfrische Exemplare: Euro 0,40 zu Euro 18,00 = Faktor 45
    • gestempelte Exemplare: Euro 0,50 zu Euro 1000,00 = Faktor 2000

Der Wert für eine gestempelte Marke des 75 Pfennig-Werts entstammt wohl dem Reich schwüler philatelistischen Wunschträume. Wie würde wohl die Bewertung der MICHEL®-Redaktion ausfallen, wenn eine sauber gestempelte MiNr. 222 X PF IV (Feld 76A), die ja etwa 200x seltener ist als eine Marke ohne das Merkmal, auf dem Tisch läge? 200 x 2’000 = Faktor 4’000’000? Sie sehen schon, die Bewertungen aus dem Hause Schwaneberger sind nicht alltagstauglich und ersetzen nicht eigenes Denken.

Welche Informationen lassen sich aus anderen Katalogen (Vorgehen analog Michel) gewinnen?

    • End/Becker (1950): Faktor 1:16
    • Paul Staedel (1955): Faktor 1:8
    • SHB (1958): Faktor 1:20
    • F.S.A. (1960/64): drückt sich um eine Bewertung
    • angelsächsische Kataloge: Fehlanzeige in den Normalversionen
    • francophone Kataloge: Fehlanzeige in den Normalversionen

Fazit

Wollte ich den Marktwert meiner Neuerwerbung fair bewerten – die qualitative Erhaltung entspricht trotz der leicht verschobenen Perforation durchaus den Qualitätsanforderungen beispielsweise des Michel – rechne ich:

    • Euro 0,05 für die guterhaltene, gut gezähnte, farbfrische Marke plus
    • Euro 0,10 für postfrische Erhaltung mit Originalgummi plus
    • Euro 0,50 für das nur auf B-Bogen vorkommende Feldmerkmal

Somit total Euro 0,75 für die Marke ohne Berücksichtigung des Wasserzeichens und Euro 15,00 für die Marke unter Berücksichtigung des Wasserzeichens

Sie sind erstaunt? Erstaunt darüber, dass der Michel-Katalog eine gleichwertige Marke mit häufigerem Wasserzeichen gleich bewertet, wie ich mein Exemplar mit der selteneren Variante? Die Auflösung dieser nur scheinbaren Diskrepanz ist einfach! Michel-Bewertungen sind Märchen! Schöne Märchen zwar … doch diese Werte lassen sich bei Handänderungen i.d.R. nicht in bezahlte Preise umsetzen. Menschen, Sammler sind ja auch Menschen, glauben aber nun einmal gerne an Märchen. Viele Sammler glauben beispielsweise auch, dass – solange sie bloss fleissig genug alles für teures Geld kaufen, was ihnen von PostSiegerBorek, Prophila und wie sie alle heissen, tagtäglich in bunten Broschüren und Werbemails angeboten wird, und ihr Geld in viel genauso teures Zubehör stecken – dann ergäbe dies nicht nur eine schöne, sondern schlussendlich auch eine werthaltige Sammlung. Diese Schlussfolgerung ist zumindest hinsichtlich des Werts der Sammlung ein Trugschluss!

Die MICHEL®-Bewertungen, von der Redaktion selbst in einer eigens produzierten Broschüre aufgebauscht und gleichzeitig wieder kleingeredet, nützen nur zwei Sorten von Klientel: den Gross-Händlern wie Sieger, Borek, Prophila etc. (nur 80% Katalogwert!), sowie einigen Briefmarken-Prüfern, bei welchen die Prüfkosten an den illusorischen Katalogwert des Michel gekoppelt sind. Die Einkommen beider Interessen-Gruppen hängen somit indirekt von den – ach so kompetenten, zuverlässigen und neutralen (Eigenwerbung des MICHEL®) – Bewertungen in den Michel-Katalogen ab. Vergleichen Sie dagegen, was Sie auf der nächsten Briefmarkenmesse bei seriösen Händlern tatsächlich für ihr gesuchtes Stück bezahlen. Lassen Sie mich raten. Je nach Objekt 5-30% Micheleuro, der viel belächelten – aber für den Inhalt der Portemonnaies insbesondere deutscher Briefmarkensammler äusserst gefährlichen – bayerischen Geisterwährung.

Die Michel-Bewertungen nützen nur einer Anspruchs-Gruppe nicht, den Briefmarken-Sammlern; da diese Bewertungen keinem nachvollziehbaren, regelmässigen Schema folgen, nützen sie den Sammlern nicht einmal am gepflegten Tauschabend.

Der Sammler ist aus Sicht des Schwaneberger-Verlages nur für eine Sache gut: um möglichst jedes Jahr für die fast nutzlosen aber ausserordentlich teuren Briefmarken-Kataloge tief in die Tasche zu greifen. Ansonsten würde sich ja all der fehlende Sachverstand, die fehlende Genauigkeit und der nicht erbrachter Aufwand für die Redaktion nicht lohnen. Und wer würde dann den nächsten französischen Champagner an der Messe in Sindelfingen bezahlen, den man in trauter Runde – zweifellos eisern die vielbeschworene Neutralität wahrend- mit Inhabern bekannter Auktionshäuser und Vertretern der Grosskunden süffelt? Der nach Auskunft heischende Sammler wird dagegen vom bereits morgens kurz nach der Türöffnung stark angeheiterten und wie ein Klon seiner selbst wirkenden Redaktor unwillig – man wird ja nicht gern beim Champagnersüffeln gestört – abgewimmelt. Der seit Monaten angekündigte, in allen verfügbaren Medien beworbene Katalog, der bereits seit zwei Monaten erhältlich sein sollte und seit drei Monaten bestellt und bezahlt ist, dieser Katalog werde voraussichtlich in zwei Monaten tatsächlich erscheinen. Danach umdrehen, weitersüffeln. Keine Erklärung, keine Entschuldigung, nichts!

Ihr glaubt mir nicht?  Ihr könnt gerne überprüfen, wie viele Monate der Erscheinungstermin des Motivkatalogs Leuchttürme alle Welt hinausgezögert wurde. Denn der Sammler, der so unfreundlich abgefertigt wurde, der war ich. Der bereits bestellte und bezahlte Katalog sollte ein Geburtstagsgeschenk für meine Frau sein. Diese mag Leuchttürme und besitzt eine beeindruckende Sammlung zu dem Motiv. Statt eines Kataloge habe ich dann aus einer der grossformatigen Verkaufsanzeigen des Schwaneberger-Verlags für den Katalog einen Gutschein gebastelt. Einzulösen in zwei Monaten oder wann auch immer. Tempi passati.

Gehen wir konkret auf die Bedürfnisse des Saar-Sammlers ein und vergleichen einmal die Informationen aus dem MICHEL® Saar-Katalog von 2001, 2002, 2004 mit dem aktuellen aus dem Jahr 2017. Der Mehrwert bleibt sehr überschaubar, die teilweise katastrophalen, über Jahrzehnte hinweg mitgeschleppten Fehler dieselben. Der Preis dagegen hat sich verdoppelt.

Dass die MICHEL®-Redaktion es für notwendig befunden hat, ihre Bewertungen in einer Streitschrift, ähm Informationsbroschüre, zu verteidigen, lässt ebenfalls tief blicken. Die abgebildete Informationsbroschüre könnt ihr euch beim Schwaneberger-Verlag kostenlos bestellen oder als PDF-File herunterladen. Nach der Lektüre der wenigen Seiten ist jedem klar, nicht der Markt, sondern einzig Partikularinteressen beherrschen in der Michel-Redaktion die Bewertung. Hinweise auf Fehler und Verbesserungsvorschläge aus Sammlerkreisen werden – nach dem Prinzip l’etat, c’est moi – jovial ignoriert. Hört euch bei Sammlerkollegen, im Verein oder in Facebook-Foren um. Fast jeder hat in seinem Gebiet schon einschlägige Erfahrungen mit der Michel-Redaktion gesammelt und wird diese gerne mit euch teilen.

Zurück zur Differenz zwischen der Bewertung im MICHEL®-Katalog und meiner fairen Bewertung. Die im Katalog angegebenen Bewertungen werdet ihr als private Verkäufer nicht in bezahlte Preise umsetzen können, wahrscheinlich erhaltet ihr gerade bei modernen Marken weit unter 10% der Katalog-Bewertung. Meine Bewertung hingegen ist ein Marktpreis, der auf Delcampe, ebay und Co. +/- 5% (exkl. anfallender Verkaufsgebühren) innert überschaubarer Zeit zu erzielen wäre. Das ist der wichtige Unterschied zwischen Träumen und fairer Bewertung.

Bis dann

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 50 Pfennig

45 PFENNIG

Hallo

Dieser Beitrag ist für mich von besonderer Bedeutung. Nicht, weil es der 15. Beitrag zu den einzelnen Werten der 1. Offenburger Ausgabe ist. Nein, dieser Beitrag über den 50 Pfennig-Wert, dem fünften und letzten mit dem Bildmotiv Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen ist mein 100. Beitrag im SAARPHILA-BLOG. Ich hätte 2017 nicht gedacht, dass der SAARPHILA-BLOG so erfolgreich werden würde. Ihr habt mit euren Besuchen und euren zahlreichen Rückmeldungen klar zum Ausdruck gebracht, dass der SAARPHILA-BLOG weitergeführt werden soll. Ich habe verstanden: Die kommenden 100 Beiträge sind bereits in Planung.

Der 50 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war anfänglich ein reiner Ergänzungswert. Dieses änderte sich erst mit der Portorevision per 15. September 1947, als der 50 Pfennig-Wert das Porto für den wichtigen und beliebten Auslandsbrief der ersten Gewichtsstufe bis 20 Gramm abdeckte und diese Funktion vom 75 Pfennig-Wert übernahm. Eine Portoreduktion um 33%! Heutzutage unvorstellbar! Frankaturen für den 50 Pfennig-Wert:

    • Zahlkarte 750 Mark bis 1’000 Mark
    • ab dem 15. September 1947 auch für:
      • Auslandsbrief 1. GSt. bis 20 g
      • Geschäftspapiere Ausland bis 250 g
50 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt zwei Bäuerinnen bei der Ernte; vermutlich bei der Rübenernte. Nach Bergbau und Stahlindustrie wird mit dem dritten Bildmotiv die Ende der 40er-Jahre auch im Saarland noch sehr bedeutsame Landwirtschaft thematisiert. Im Bildhintergrund erkennen wir dagegen Industrieanlagen mit Gasometer, sieben rauchenden Fabrikschloten unterschiedlicher Höhe, Industriehallen und einer Dampflokomotive mit Waggons.

Der Bildaufbau lehnt sich an das erste Bildmotiv Bergmann im Streb vor Saarlandschaft an, mit dem körperlich schwer arbeitenden Hauer vor einer ländlichen Idylle.

Wieder gelingt dem Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas das Kunststück, wichtige Zusammenhänge subtil in das gerade einmal 18,5 x 22 Millimeter grosse Markenbild einfliessen zu lassen. Wieder steht dabei der in seiner Umwelt agierende Mensch im Mittelpunkt.

Interessanterweise lässt Vytautas Kazimieras Jonynas Frauen das Bildmotiv prominent dominieren; nicht dekorativ platzierte Frauen, sondern Frauen, die körperlich hart arbeiten und ihre Werkzeuge routiniert benutzen. Dabei ist seine Darstellung der Frauen überaus detailliert: Kopftuch, Hemd, Rock über Strumpfhosen, Schürze und derbe Schuhe.

Vytautas Kazimieras Jonynas stellt – wie beim Bergmann – auch mit diesem Bildmotiv den essentiellen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Industrie her. Ohne Nahrungsmittel keine Arbeiter, keine Produktion, kein Wohlstand. Wieder ist es für ihn, wie bereits beim Bergmann und den Stahlwerkern, harte körperliche Arbeit, welche den wirtschaftlichen Erfolg – hier symbolisiert durch die rauchenden Fabrikschlote – und damit den Wohlstand der Saarländer erst generiert.

Das i-Tüpfelchen des Bildmotivs ist jedoch der abgebildete Gasometer. Dieser ist eine subtile Warnung vor den Gefahren industrieller Arbeit. 1932 war bei Wartungsarbeiten der grosse Gasometer in Neunkirchen explodiert. Ein Unglück, dass sehr viele Opfer forderte und weltweit beachtet wurde. Den Saarländern dürften 1947 – bloss 15 Jahre nach dem Unglück – die Bilder des verwüsteten Neunkirchen trotz aller zwischenzeitlichen Kriegsbilder noch gut in Erinnerung gewesen sein.

Abbildungen

Der 50 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, von denen die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 bei der Druckerei Franz Burda in Offenburg eine Neuauflage bestellte. Von dem 50 Pfennig-Wert existieren somit vier Varianten: Marken der Originalausgabe (BuS I), Marken der Neuausgabe (BuS II), Marken der Originalausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD I, Urdruck/Altdruck) sowie Marken der Neuausgabe mit Überdruck für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD II).

50 Pfennig, Neuausgabe Herbst 1947
50 Pfennig, Originalausgabe mit Aufdruck 10 F Malstatt-Burbacher Druck (MBD I)
50 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 F (enger Abstand) Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)
50 Pfennig, Neuausgabe mit Aufdruck 10 F (weiter Abstand) Malstatt-Burbacher Druck (MBD II)

Anmerkungen:

    • Der 50 Pfennig-Wert ist der einzige Wert, dessen Aufdruck beim Malstatt-Burbacher Druck in roter Farbe ausgeführt wurde. Die Gründe sind offensichtlich. Schon die Farbe der Originalausgabe war sehr dunkel; die Neuausgabe wurde dann farblich noch eine Nuance dunkler ausgeführt. Einen Aufdruck in schwarzer Farbe, wie bei den anderen Werten der Überdruckausgabe, hätte sich für eine rasche Identifikation nicht ausreichend vom Bildmotiv abgehoben.
    • Wir unterscheiden beim Malstatt-Burbacher Druck zwei Varianten von Aufdrucken, welche sich durch den Abstand zwischen der 0 der aufgedruckten Wertangabe 10 und der Währungsbezeichnung F unterscheiden. Der Abstand bei Variante e beträgt 0,5 und bei Variante w 1,3 Millimeter. Variante w kommt ausschliesslich auf Marken der 5. und 6. senkrechten Reihe vor. Erklärung: Für jeden der zu überdruckenden Werte wurde für den Überdruck eine entsprechende Druckplatte zusammengestellt, die aus 10 sich wiederholenden Druckreihen à 10 Feldern bestanden. Daher wiederholen sich auch die Eigenheiten dieser Ur-Druckreihen über den gesamten überdruckten Bogen. Beim 10 Pfennig-Wert und beim 50 Pfennig-Wert sind dies die abweichenden Abstände von der Wertangabe zur Währungsangabe.
    • Ohne der in wenigen Wochen startenden Beitragsserie zu den Feldmerkmalen der 1. Offenburger Ausgabe und einigen anderen interessanten Marken der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar vorgreifen zu wollen: Die Marke der Neuausgabe mit dem weiten Abstand zwischen Wertangabe und Währungsangabe zeigt auch das Aufdruckmerkmal vom Feld 76 (Überdruck), welches in MICHEL®-Katalogen als MiNr. 235 II PF II gelistet ist (vgl. folgende Abbildung).
50 Pfennig, Aufdruck 10 F auf Neuausgabe weiter Abstand w, Feld 76AB

Für den Sammler ist die Unterscheidung von überdruckten Marken der Originalausgabe – dem sogenannten Alt- oder Urdruck – und überdruckten Marken der Neuausgabe nicht ohne Tücken. Achtet auf:

    • Die Farbe des Papiers. Für die Neuausgabe stand fast weisses Papier zur Verfügung. Weisses Papier werdet ihr bei der Originalausgabe nicht finden.
    • Die Grossbuchstaben des Schriftbands SAAR. Die Querstriche der beiden A von SAAR wurden tiefer gelegt.
    • Die Darstellung insbesondere der Ränder, bspw. der Rocksaum der stehenden Bäuerin, sind detaillierter ausgeführt.
    • Die Gummierung der Neuausgabe ist wesentlich heller und transparenter als die der Originalausgabe (vgl. Abbildungen)
Gummierung Originalausgabe, leicht bräunlich, diagonal geriffelt
Gummierung Neuausgabe, hell und transparent

__________

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift ohne Doppelpunkt, Typ II

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 19. Februar 1947, A 04943 (5-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Bogennummern sind durchgehend 5-stellig

Dokumentation raue Perforation

Schönes Beispiel für die sogenannte raue Perforation. Diese entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Die Trennung der Marke aus dem Bogen gestaltete sich bei rauer Zähnung schwer, was sich anhand der Abbildungen schön nachvollziehen lässt. Vorstehend eine Abbildung von der Neuausgabe mit Überdruck.

__________

Steckbrief des 50 Pfennig-Werts

    • Wert/Währung: 50 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 50 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 5011 Stahlblau
      • Stanley Gibbons Farbenführer: indigo
      • End/Becker: Blauviolett-Schwarz
      • Paul Staedel: bleu-violet noir
      • Saarhandbuch (SHB): Blauschwarz
      • MICHEL®: Schwärzlichultramarin
      • Scott: blue violet
      • Stanley Gibbons: slate violet
      • Yvert & Tellier: violet-gris
    • Papier: dickes, raues, gräulichweisses bis gelbbräunliches Papier mit häufigen Holzeinschlüssen; farbige, feine Stofffäden nicht unüblich
    • Wasserzeichen: kein
    • Gummierung: gräulichbraunes Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 5-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift, Typ II
    • Druckdatum/-daten: 19. Februar 1947
    • Auflage: 1’020’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit bis auf 77 Schalterbögen alle Exemplare am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 7. März 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 7. März 1947 bis 27. November 1947
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Nebenwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 220
      • Paul Staedel: 15
      • F.S.A.: 210
      • MICHEL®: 220
      • ANK: 220
      • Scott: 167
      • Stanley Gibbons: 217
      • Yvert & Tellier: 210
    • Neuausgabe im Herbst 1947: ja (vgl. Abbildung)
    • Druckdatum/-daten der Neuausgabe: 17. November 1947
    • Auflagehöhe der Neuausgabe: 2’050’000 Stück
    • Überdruck der Originalausgabe (Urdruck, MBD I): ja; 7’700 Stück von denen 2’000 Stück am 24. März 1948 vernichtet wurden (vgl. Abbildung)
    • Wert/Währung des Malstatt-Burbacher Drucks: 10 F
    • Erstausgabetag des 10 F-Werts des Malstatt-Burbacher Drucks: 6. Dezember 1947

Eine kurze Erklärung zu der Verwendung der Begriffe Originalausgabe (BuS I, 1. Offenburger Ausgabe) und Neuausgabe (BuS II, 2. Offenburger Ausgabe). Die Originalausgabe wurde vom 27. Dezember 1946 bis zum 21. Februar 1947 bei der Druckerei Franz Burda gedruckt. Die Druckerei erhielt im Spätsommer/Herbst 1947 den Auftrag zu einer Neuauflage von 13 der 20 Werte, um die Briefmarkenbestände aufzufüllen. Der höchste Wert zu einer Mark sollte dabei auf die seit dem 16. Juni 1947 gültige neue Währung Saarmark umgestellt werden. Die Negative, Diapositive und Druckzylinder der Originalausgabe waren bei der Druckerei Franz Burda jedoch nicht mehr vorhanden oder nicht mehr benutzbar. Es mussten also von Jonynas‘ Originalvorlagen – diese waren noch vorhanden – neue Abzüge erstellt werden. Kleinere Beanstandungen wurden an den Originalvorlagen vorgängig retuschiert, wie beispielsweise im Bereich zwischen den Beinen des rechten Stahlwerkers bei den Werten zu 15, 16, 20 sowie 24 Pfennig. Da die Herstellung der 13 nachbestellten Werte von geänderten Originalen erfolgte, sprechen wir von einer Neuausgabe und nicht von einer Neuauflage. Der Malstatt-Burbacher Druck ist wiederum eine Überdruckausgabe beider Ausgaben. Die Originalausgabe mit Überdruck bezeichnen wir als MBD I und die Neuausgabe mit Überdruck als MBD II.

Bis dann

60 PFENNIG

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie

Die einzelnen Werte – 45 Pfennig

40 PFENNIG

Hallo

In diesem Beitrag dreht es sich um den 45 Pfennig-Wert, dem vierten von fünf Werten mit dem Bildmotiv Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen.

Der 45 Pfennig-Wert der Briefmarkenausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar war ein wichtiger Hauptwert. Als Einzelfrankatur im Inland verwendbar für die bei der Bevölkerung beliebte:

    • Auslandspostkarte

Dieser Wert wurde von den Verantwortlichen bei der P.T.T als so wichtig erachtet, dass dieser als dritter Wert – nach dem 75 Pfennig-Wert (Auslandsbrief), 12 Pfennig-Wert (Inlandspostkarte) und noch vor dem 24 Pfennig-Wert (Inlandsbrief) – gedruckt wurde. Durch das frühe Druckdatum wurde dieser Wert, als letzter, noch auf hellem Wasserzeichenpapier gedruckt.

45 Pfennig, Originalausgabe
Originalausgabe (gummierte Seite)

Das Markenbild zeigt zwei Bäuerinnen bei der Feldernte; vermutlich bei der Rübenernte. Nach Bergbau und Stahlindustrie wird mit dem dritten Bildmotiv die Ende der 40er-Jahre nicht nur im Saarland noch sehr bedeutsame Landwirtschaft thematisiert. Im Bildhintergrund erkennen wir dagegen Industrieanlagen mit Gasometer, sieben rauchenden Fabrikschloten unterschiedlicher Höhe, Industriehallen und einer Dampflokomotive mit Waggons.

Der Bildaufbau erinnert an das erste Bildmotiv Bergmann im Streb vor Saarlandschaft, mit dem körperlich schwer arbeitenden Hauer vor einer ländlichen Idylle.

Wieder gelingt dem Entwerfer Vytautas Kazimieras Jonynas das Kunststück, wichtige Zusammenhänge subtil in das gerade einmal 18,5 x 22 Millimeter grosse Markenbild einfliessen zu lassen. Wieder steht dabei der in seiner Umwelt agierende Mensch im Mittelpunkt.

Interessanterweise lässt Vytautas Kazimieras Jonynas Frauen das Bildmotiv prominent dominieren; nicht dekorativ platzierte Frauen, sondern Frauen, die körperlich hart arbeiten und ihre Werkzeuge routiniert benutzen. Dabei ist seine Darstellung der Frauen überaus detailliert: Kopftuch, Hemd, Rock über Strumpfhosen, Schürze und derbe Schuhe.

Vytautas Kazimieras Jonynas stellt – wie beim Bergmann – auch mit diesem Bildmotiv den essentiellen Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Industrie her. Ohne Nahrungsmittel keine Arbeiter, keine Produktion, kein Wohlstand. Wieder ist es für ihn, wie bereits beim Bergmann und den Stahlwerkern, harte körperliche Arbeit, welche den wirtschaftlichen Erfolg – hier symbolisiert durch die rauchenden Fabrikschlote – und damit den Wohlstand der Saarländer erst generiert.

Das i-Tüpfelchen des Bildmotivs ist jedoch der abgebildete Gasometer. Dieser ist eine subtile Warnung vor den Gefahren industrieller Arbeit. 1932 war bei Wartungsarbeiten der grosse Gasometer in Neunkirchen explodiert. Ein Unglück, dass sehr viele Opfer forderte und weltweit beachtet wurde. Den Saarländern dürften 1947 – bloss 15 Jahre nach dem Unglück – die Bilder des verwüsteten Neunkirchen trotz aller zwischenzeitlichen Kriegsbilder noch gut in Erinnerung gewesen sein.

Abbildungen

Der 45 Pfennig-Wert gehört zu den Werten der Originalausgabe, welche die P.T.T Saarbrücken im Sommer 1947 nicht nachdrucken liess, da inzwischen die Anpassung des Portos für Auslandspostkarten auf 30 Pfennig beschlossene Sache war. Der Wert wurde auch nicht für den Malstatt-Burbacher Druck (MBD) verwendet.

Eine Portoreduktion! In unserer heutigen Zeit unvorstellbar.

__________

Dokumentation des Druckdatums der Originalausgabe, Groteskschrift mit Doppelpunkt, Typ I

Gut erhaltene Eckrandstücke mit Druckdatum sind vom 45 Pfennig-Wert genauso schwer zu finden wie beim 25 Pfennig-Wert oder beim 40 Pfennig-Wert die Eckrandstücke mit Bogennummer. Der Grund ist immer derselbe: Die Marke vom Feld 90AB (die Marke oben rechts) weist ein in den Michel-Katalogen gelistetes Feldmerkmal auf, daher wurde diese Marke häufig aus vorhandenen Bogenteilen herausgelöst.

Das Feldmerkmal selbst ist auffällig. Es ist die helle Einkerbung im oberen Bildrand links vom Kopf der stehenden Bäuerin.

45 Pfennig, Feld 90AB (hier A)

Dokumentation eines Schalterbogens

Schalterbogen Originalausgabe, 13. Januar 1947, B 4386 (4-stellige Bogennummer)

Dokumentation Bogennummern

Durchgehend 4-stellige Bogennummern

Bei der Bogenecke des A-Bogens ist sehr schön die Perforationsanomalie zwischen erster und zweiter Markenreihe zu erkennen.

Die Bogennummern des 45 Pfennig-Werts sind ungemein spannend.  Bei den bislang in dieser Beitragsserie vorgestellten Werten waren die Bogennummern immer 5-stellig, selbst bei dem zeitlich vor dem 45 Pfennig-Wert gedruckten 12 Pfennig-Wert.

Als erster Wert der 1. Offenburger Ausgabe wurde der 75 Pfennig-Wert gedruckt. Bei diesem Wert sind 5-, 4- und 3-stellige Bogennummern nachgewiesen, von 2-stelligen Bogennummern habe ich gehört:

75 Pfennig, 27. Dezember 1946
75 Pfennig, 27. Dezember 1946
75 Pfennig, 28. Dezember 1946

Hinweis: Die bei der Druckerei Franz Burda für die im Buchdruck erstellten Bogenrandsignaturen verwendete Schnellpresse Typ Rex hatte zwei Nummerierwerke (je eines für den A- und für den B-Bogen), die rückwärts zählten. Höhere Bogennummern bedeuten einen zeitlich früheren Druck als niedrigere Nummern.

Als zweiter Wert der 1. Offenburger Ausgabe wurde der 12 Pfennig-Wert gedruckt. Bei diesem Wert sind ausschliesslich 5-stellige Bogennummern (vorlaufende Nullen) nachgewiesen:

12 Pfennig, 30. Dezember 1946
12 Pfennig, 8. Januar 1947

Wie wir gesehen haben, weist der dritte gedruckte Wert der 1. Offenburger Ausgabe auch bei niedrigen Nummern ausschliesslich 4-stellige Bogennummern auf:

45 Pfennig 13. Januar 1947

Hier als vollständige Bogenecke:

Alle anderen Werte wurden nach dem 13. Januar 1947 gedruckt und weisen ausschliesslich 5-stellige Bogennummern (vorauslaufende Nullen) auf.

Die Frage, weshalb die drei ersten gedruckten Werte der 1. Offenburger Ausgabe so unterschiedlich nummeriert wurden, hat mich lange beschäftigt. Sicher, die Beschäftigten der Druckerei Franz Burda hatten zuvor noch nie Briefmarken hergestellt und wohl auch nicht unter ständiger Aufsicht von Post- und Polizeibeamten gearbeitet. Das erklärt einige Unsicherheiten in der Anfangszeit der Produktion.

Was schreibt das Saarhandbuch im Kapitel 402, 6 zu dieser Thematik?

Die alten, für den Druck der 75 Pf verwendeten Numerierwerke, (sic!) waren nur vierstellig. Sie wurden für den Druck der übrigen Werte durch neue, fünfstellige Numerierwerke ersetzt.

Diese Erklärung hat meine Neugierde eher noch befeuert, als meinen Wissensdurst befriedigt, stehen diese zwei Sätze doch im krassen Widerspruch zur Faktenlage.

Den ersten Einwand erhebe ich gegen die die Aussage, dass beim Druck des 75 Pfennig-Werts 4-stellige Nummerierwerke zum Einsatz kamen (vgl. Abbildung). Die gesicherte Auflagenhöhe des 75 Pfennig-Werts beträgt 2’140’000 Stück, das entspricht 10’700 Druckbögen à 200 Marken. Mit einem 4-stelligen Nummerierwerk hätten jedoch max. 9’999 Druckbögen mit Bogennummern versehen werden können. Wie wären die restlichen 701 Druckbögen nummeriert worden?

Zweiter Einwand: Ich habe in den letzten Jahren weit über 500 Bogennummern der 1. Offenburger Ausgabe, die nicht nur sämtliche Werte, sondern auch sämtliche Druckdaten – bis auf den 9. Januar 1947 umfassten, untersucht und vermessen. Ich komme bei allen Bogennummern auf dasselbe Ergebnis.

    • Breite vom linken Rand von N bis Abschluss des Sterns = 25 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis erste Ziffer = 1 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis zweite Ziffer = 4 mm
    • Zwischenraum zwischen o von No bis dritte Ziffer = 7 mm
    • Zwischenraum zwischen letzter Ziffer und Stern = 3 mm
    • Höhe von N von No, Ziffern und Stern = 3 mm
    • Durchmesser des Sterns = 3 mm
    • Buchstabentypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert
    • Zifferntypen bleiben über die Gesamtausgabe unverändert

Die Aussage des SHB, dass die Nummerierwerke der Schnellpresse ausgetauscht wurden, wird weder durch Empirie noch durch vorliegende Belege gestützt.

Dritter Einwand: Die zweite Aussage des SHB, dass nach dem Druck des 75 Pfennig-Werts fünfstellige Nummerierwerke zum Einsatz kamen, suggeriert zumindest 5-stellige Bogennummern. Auch hier liegen gegenteilige Daten des 45 Pfennig-Werts vor, der ja nach dem 75 Pfennig-Wert gedruckt wurde.

Nachdem mir das Saarhandbuch bei der Suche nach der Ursache der unterschiedlichen Nummerierung nicht weiterhelfen konnte und in der sonstigen Fachliteratur zu diesem Thema nichts geschrieben steht, habe ich mich selbst auf Ursachenforschung begeben. Die Lösung, die ich mit Hilfe eines Technikers eines Druckmaschinenherstellers fand, ist sehr einfach und damit auch sehr wahrscheinlich. Und diese Lösung hat einen grossen Vorteil: Sie wird durch die Faktenlage gestützt.

Die beiden Nummerierwerke der Schnellpresse Typ Rex waren von Beginn an 5-stellig, jedoch konnte die Anzahl der rotierenden Ziffernwalzen voreingestellt sowie zwischen „vorauslaufenden Nullen“ und „vorauslaufenden Leerstellen“ unterschieden werden. Beim 75 Pfennig-Wert kam 5-stellig mit der Einstellung „vorauslaufender Leerstellen“ zum Einsatz. Wie gesagt, dies waren die ersten Briefmarken, die die Mitarbeiter der Druckerei Franz Burda jemals hergestellt hatten. Viele Abläufe waren da noch nicht exakt festgelegt. Die vorauslaufenden Leerstellen haben wohl den Kontrolleuren nicht gefallen, weshalb auch immer.

Bei der Einstellung „4 rotierende Ziffernwalzen“ war die vorderste Ziffernwalze blockiert und verursachte sehr häufig den Druck eines waagerechten Doppelpunkts nach No (vgl. Abbildungen). Die erste Ziffernwalze war auch bei den Einstellungen „5-stellig“ und „vorauslaufende Leerstellen“ nach Erreichen von vierstelligen Nummern blockiert, nach Erreichen von dreistelligen Nummern auch die zweite Ziffernwalze. Das ausschliesslich die erste Ziffernwalze den Druck eines waagerechten Doppelpunkts verursachte, lag an der Beschaffenheit der ersten Ziffernwalze.

Auf jeden Fall wurde bei den Nummerierwerken nach dem 13. Januar 1947 ausschliesslich die Einstellung „vorauslaufende Nullen“ eingesetzt.

Weshalb dann der Wechsel von 5-stellig bei dem 12 Pfennig-Wert und 4-stellig beim 45 Pfennig-Wert? Es handelte sich nicht um einen Wechsel, denn die Vorgehensweise blieb dieselbe. Die Auflage des 12 Pfennig-Werts von 60’100 Druckbögen benötigte eine 5-stellige Nummerierung. Der zuständige Mitarbeiter hatte daher eingestellt: 5 Ziffernwalzen mit vorauslaufenden Nullen. Beim 45 Pfennig-Wert mit einer niedrigen Auflage von 5’500 Druckbögen jedoch: 4 Ziffernwalzen mit vorauslaufenden Nullen. Bei dem daraufhin hergestellten 24 Pfennig-Wert mit einer Auflage von 75’300 Druckbögen wieder: 5 Ziffernwalzen mit vorauslaufenden Nullen. Danach haben wahrscheinlich die Kontrolleure oder der zuständige Mitarbeiter der Druckerei entschieden, bei den weiteren Werten auf den Aufwand ständiger Umstellung der Nummerierwerke zu verzichten.

Dokumentation ungezähnte Marke

Von allen Werten der 1. Offenburger Ausgabe sind ungezähnte Stücke und sogar Bogenteile bekannt. Diese Marken wurden nach derzeitigem Wissenstand nicht über die saarländischen Postschalter verkauft, sondern stammen aus Ausschuss resp. Makulatur bei der Druckerei Franz Burda. Der Ausschuss wurde zwar unter behördlicher Aufsicht vernichtet, doch scheint es bei der Überwachung Lücken gegeben zu haben.

Ich scheine bei der Auswahl der Abbildungen für diesen Beitrag unbewusst bereits die Werbetrommel für die demnächst beginnende Beitragsserie Weisse Wolke über dem Storchennest über die Feldmerkmale der 1. Offenburger Ausgabe zu rühren.

Erkennen Sie das auffällige Feldmerkmal der abgebildeten Marke? Ich spanne Sie nicht auf die Folter, here it is …

SP27 66AB (hier B)

Dieses Feldmerkmal mit der Bezeichnung Kleiderbügel ist ein wiederkehrendes Feldmerkmal und gehört zu meinen Top Twenty der Feldmerkmale. Es ist in allen mir bekannten Katalogen aufgeführt.

Dokumentation verschobene Perforation

Wir könnten bei dieser Abbildung auch von einem dezentrierten Markenbild sprechen, nur wäre dies falsch. Weshalb? Der Druck auf dem unperforierten Druckbogen ist schon korrekt erfolgt, nur der darauffolgende Vorgang der Zähnung auf der Titan Flachperforiermaschine ist nicht so abgelaufen, wie vorgesehen. Daher ist Verzähnung bei allen Werten der Ausgaben Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar der korrekte Begriff. Mehr Details der Herstellung der Briefmarken der Ausgabe Berufe und Sehenswürdigkeiten an der Saar:

HERSTELLUNG

Dokumentation raue Perforation

Raue Perforation entstand, wenn die Mitarbeiter die Titan Flachperforiermaschine mit mehr als den maximal zulässigen vier Druckbögen befüllten und/oder die Stifte des Perforationskamms stumpf wurden. Raue Perforation kommt bei den Werten, die auf Wasserzeichenpapier gedruckt wurden meines Wissens nach nicht vor.

__________

Steckbrief des 45 Pfennig-Werts
    • Wert/Währung: 45 (Reichs-) Pfennig, ab 16. Juni 1947: 45 (Saar-) Pfennig
    • Bildmotiv: Bäuerinnen bei der Rübenernte vor Industrieanlagen
    • Entwerfer: Vytautas Kazimieras Jonynas
    • Farben (Aufzählung):
      • RAL: 3020 Verkehrsrot
      • Stanley Gibbons Farbenführer: rosine
      • End/Becker: Karminrot
      • Paul Staedel: rouge
      • Saarhandbuch (SHB): Karminrot
      • MICHEL®: Dunkelrosarot
      • Scott: crimson
      • Stanley Gibbons: carmine
      • Yvert & Tellier: rouge
    • Papier: dünnes, weissliches Papier mit leicht erkennbarem Wasserzeichen; das Papier ist im Bereich des Wasserzeichens so dünn, dass der Hintergrund durchschimmert
    • Wasserzeichen: Wellenlinien, von der Bildseite gesehen fallend (Y)
    • Gummierung: helles Gummi arabicum
    • Druckverfahren: Rastertiefdruck auf Rotations-Tiefdruckmaschine Palatia O
    • Masse: ca.22 x 26 Millimeter / ca. 18.5 x 22.5 Millimeter (Markenbild mit Schriftband)
    • Perforation: Kammzähnung durch Titan Flachperforiermaschine
    • Zähnungsmass: 14:14 mit minimen Schwankungen
    • Bogenrandsignaturen:
      • durchgehend 4-stellige Bogennummern (vgl. Abbildung)
      • Druckdatum ausgeführt in Groteskschrift Typ I
    • Druckdatum/-daten:  13. Januar 1947
    • Auflage: 1’100’000 Stück, von denen innerhalb der Gültigkeit so gut wie alle am Schalter verkauft wurden
    • Erstausgabetag: 4. Februar 1947
    • Verkauf bis: 19. November 1947
    • Gültigkeit: 4. Februar 1947 bis 27. November 1947 (offiziell, jedoch sinnvoll nutzbar nur bis zum 15. September 1947)
    • Hauptwert/Ergänzungswert: Hauptwert
    • Katalognummern (Aufzählung):
      • End/Becker: 219
      • Paul Staedel: 14
      • F.S.A.: 209
      • MICHEL®: 219
      • ANK: 219
      • Scott: 173
      • Stanley Gibbons: 216
      • Yvert & Tellier: 209
    • Neuausgabe im Herbst 1947: nein

Bis dann

50 PFENNIG

__________

Folgt mir auf Facebook und ihr seid immer auf dem Laufenden.

#saarphila #saarphilatelie